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Normale Version: Beginn des Mittelalters
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Der Beginn des Mittelalters lässt sich nicht eindeutig festlegen, wie fast jeder mittlerweile eingesehen haben wird.

Zu groß sind die Unterschiede insbesondere was einzelne Länder angeht. Doch für die macht es sicher Sinn, nach markanten Daten zu suchen.

Einige Vorschläge:
Italien:
476 - Absetzung von Romulus Augustulus
568 - Langobarden erobern Italien
774 - Ende des Langobardenreiches

Frankreich:
406 - Einfall germanischer Stämme in Gallien
497 - Taufe Chlodwigs I.
507 - Chlodwig einigt ganz Gallien

Deutschland
406 - siehe Frankreich
455 - Ende der Römerherrschaft
497 - Taufe Chlodwigs I.
800 - Kaiserkrönung Karls des Großen

Byzanz
Die Herrschaft von Anastasius I. (491-518)
Die Herrschaft von Justinian I. (527-565)
Die Herrschaft von Herakleios I. (610-641)

Welche der jeweiligen Daten würdet ihr bevorzugen?
Habt ihr weitere Vorschläge,
eventuell auch für andere Länder?

Grüße,
der Maxdorfer
Für China hätte ich das Jahr 581 anzubieten, als die Sui-Dynastie begann. Damit begann eine neue Zeit der Aristokratenherrschaft sowie eine neue Art von Beamtentum.

VG
Christian
Dass die europäischen Begriffe Antike und Mittelalter auf ost- und südasiatische Länder wie Indien und China übertragen werden, halte ich an vielen Stellen für weniger sinnvoll. Wenn man natürlich akzeptiert, dass die Begriffe immer etwas unscharf sein werden, ist es tatsächlich interessant, Parallelen zu finden.
Die Flucht Mohammeds im Jahr 622 wäre für den Nahen Osten der Beginn des Mittelalters.

WDPG

(19.10.2012 15:31)Maxdorfer schrieb: [ -> ]Einige Vorschläge:
Italien:
476 - Absetzung von Romulus Augustulus
568 - Langobarden erobern Italien
774 - Ende des Langobardenreiches

Frankreich:
406 - Einfall germanischer Stämme in Gallien
497 - Taufe Chlodwigs I.
507 - Chlodwig einigt ganz Gallien

Deutschland
406 - siehe Frankreich
455 - Ende der Römerherrschaft
497 - Taufe Chlodwigs I.
800 - Kaiserkrönung Karls des Großen

Byzanz
Die Herrschaft von Anastasius I. (491-518)
Die Herrschaft von Justinian I. (527-565)
Die Herrschaft von Herakleios I. (610-641)

Welche der jeweiligen Daten würdet ihr bevorzugen?

Ein schwieriges, aber interessantes Thema. Dennoch versuche ich mal ein paar Antworten:

-Italiens: Ist schwer die Einwanderung der Langobarden wird oft als Ende der Germanischen Völkerwanderung gesehen, aber vielleicht würde ich sogar eher sagen, das Ende des Langobardenreichs.

-Frankreich: Ist die Frage ob man die Völkerwanderung als eigenes Übergangszeitalter sieht, in diesem Fall würde ich sogar 800 nehmen.

-Byzanz: Warum weiß ich nicht aber hier tue ich mir am leichtesten. Unter Heraklaios gab es einschneidende Veränderungen. Weg vom lateinischen, hin zum Griechischen. Würde sagen mit Heraklaios begann das Mittelalter.
Danke für die Antworten schon einmal.

(19.10.2012 20:13)WDPG schrieb: [ -> ]Ein schwieriges, aber interessantes Thema. Dennoch versuche ich mal ein paar Antworten:

-Italiens: Ist schwer die Einwanderung der Langobarden wird oft als Ende der Germanischen Völkerwanderung gesehen, aber vielleicht würde ich sogar eher sagen, das Ende des Langobardenreichs.

Immerhin war das Langobardenreich ein germanisches Reich aus der Völkerwanderung. Jetzt kann man sagen, gut, das waren die Franken auch. Aber die Franken waren zum Katholizismus übergetreten, hatten Verbindungen zum Papst und somit deutlich mittelalterliche Herrschaftsformen. Die Langobarden waren meines Wissens noch Arianer, also Häretiker, die auch in ihrer Herrschaftsform sich an germanischen Sitten orientierten.
Ich tendiere auch zum Ende des Langobardenreiches.

(19.10.2012 20:13)WDPG schrieb: [ -> ]-Frankreich: Ist die Frage ob man die Völkerwanderung als eigenes Übergangszeitalter sieht, in diesem Fall würde ich sogar 800 nehmen.

800 sehe ich gar nicht so als Umbruch, schließlich verlegte sich unter Karl dem Großen im Laufe der Jahre eher auf die deutschen Gebiete. Wenn müsste man schon beim Ende der Karolinger oder dem Beginn des französischen Königtums 888 ansetzen.

(19.10.2012 20:13)WDPG schrieb: [ -> ]-Byzanz: Warum weiß ich nicht aber hier tue ich mir am leichtesten. Unter Heraklaios gab es einschneidende Veränderungen. Weg vom lateinischen, hin zum Griechischen. Würde sagen mit Heraklaios begann das Mittelalter.

Da kennst du dich ja auch ziemlich gut aus Wink
Ich würde auch mal Herakleios sagen, aber es gibt ja genügend Forscher, die bezweifeln, dass all diese Reformen (Einführung des Griechischen, Themenordnung etc.) unter Herakleios fallen. Womit diese Zweifel begründet werden, weiß ich auch nicht.
(19.10.2012 20:13)WDPG schrieb: [ -> ]Italien:
476 - Absetzung von Romulus Augustulus
568 - Langobarden erobern Italien
774 - Ende des Langobardenreiches

R.A. wurde abgesetzt und für Italien änderte sich erst mal wenig. Der Herrscher wechselte, wurde ermordet und durch einen anderen ersetzt, der aber genau die gleiche spätantike Schiene weiter fuhr, wenn auch unter leicht veränderten Vorzeichen. Die Langobarden errichteten in Norditalien ein Lehensreich, das war schon eher eine einschneidende Entwicklung. Mit der Eroberung durch die Franken allerdings wurde Italien zum ersten Mal seit Langem wieder wirklich eingebunden in die nordalpine Politik. Auch erlangte dadurch der Papst ein größeres Gewicht als zuvor, der Grundstein für die päpstlich-kaiserliche "Coregierung" über Europa wurde gelegt, die für das Mittelalter prägend war.
Von daher würde ich noch am ehesten 774 als Datum ansetzen.

(19.10.2012 20:13)WDPG schrieb: [ -> ]Frankreich:
406 - Einfall germanischer Stämme in Gallien
497 - Taufe Chlodwigs I.
507 - Chlodwig einigt ganz Gallien

Auch hier: 406 änderte sich für das spätantike Gallien erst mal wenig. Die Germanen bauten spätantike, quasi-römische Reiche auf, mit römischer Rechtssprechung, Handel auf römischen Routen und an römischen Plätzen. Die Taufe Chlodwigs veränderte auch wenig, denn er nahm damit nur den Glauben der Mehrheitsbevölkerung an. 507 allerdings war - im Nachhinein allerdings nur - der Beginn des Großfränkischen Reichs, insofern schon ein großer Einschnitt. Für Frankreich wäre von deinen drei Daten daher for mich 507 das entscheidende.

(19.10.2012 20:13)WDPG schrieb: [ -> ]Deutschland
406 - siehe Frankreich
455 - Ende der Römerherrschaft
497 - Taufe Chlodwigs I.
800 - Kaiserkrönung Karls des Großen

In Deutschland änderte sich mit dem Abzug der römischen Soldaten eine ganze Menge. Hier gewann das Germanentum gegenüber dem Romanentum das eindeutige Übergewicht. Weder Chlodwigs Taufe noch Karls Krönung änderte dagegen viel. Für Deutschland keine einschneidenden Daten.

(19.10.2012 20:13)WDPG schrieb: [ -> ]Byzanz
Da kann i zu wenig mitreden...

VG
Christian

WDPG

(20.10.2012 09:24)Maxdorfer schrieb: [ -> ]Da kennst du dich ja auch ziemlich gut aus Wink
Ich würde auch mal Herakleios sagen, aber es gibt ja genügend Forscher, die bezweifeln, dass all diese Reformen (Einführung des Griechischen, Themenordnung etc.) unter Herakleios fallen. Womit diese Zweifel begründet werden, weiß ich auch nicht.

Stimmt, diese Forscher meinen das eine Person alleine nicht diese tiefgreifenden Veränderungen herbeigeführt werden konnten. Ich denke sogar das sie recht haben, aber Heraklaios gab für vieles den Anstoß oder verstärkte die Entwicklung deutlich.
Außerdem begann am Ende seiner Herrschaft immer mehr die arabische Expansion zu einem bedeutenden Faktor zu werden, etwas was den gesamten Raum veränderte. Und es ist unbestritten das, dass Byzanz nach Heraklaios ein ganz anderes Reich war als das Byzanz unter Justinian I.
Danke, Christian, für diese Einschätzung. Ich stimme dir da eigentlich zu.

(20.10.2012 22:20)WDPG schrieb: [ -> ]
(20.10.2012 09:24)Maxdorfer schrieb: [ -> ]Da kennst du dich ja auch ziemlich gut aus Wink
Ich würde auch mal Herakleios sagen, aber es gibt ja genügend Forscher, die bezweifeln, dass all diese Reformen (Einführung des Griechischen, Themenordnung etc.) unter Herakleios fallen. Womit diese Zweifel begründet werden, weiß ich auch nicht.

Stimmt, diese Forscher meinen das eine Person alleine nicht diese tiefgreifenden Veränderungen herbeigeführt werden konnten. Ich denke sogar das sie recht haben, aber Heraklaios gab für vieles den Anstoß oder verstärkte die Entwicklung deutlich.
Außerdem begann am Ende seiner Herrschaft immer mehr die arabische Expansion zu einem bedeutenden Faktor zu werden, etwas was den gesamten Raum veränderte. Und es ist unbestritten das, dass Byzanz nach Heraklaios ein ganz anderes Reich war als das Byzanz unter Justinian I.

Ach so ist das.
Ich dachte, die hätten einen besseren Grund.
Im übrigen kann eine einzelne Person schon eine Menge verändern, ich erinnere an: Kaiser Augustus, Kaiser Diokletian, Karl der Große, Chlodwig I., Timur Lenk, Dschingis Khan.
Und Herakleios regierte ja immerhin 31 Jahre.

Letztlich kann man wohl nicht klären, was nun ihm zuzuordnen ist und was nicht.
Aber einen bedeutenden Anteil hatte er wohl schon.
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