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Normale Version: Der Bergbau zu Otto des Großen Zeiten .
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Servus .

Da sich heuer der elfhundertste Geburtstag vom Otto dem Großen aus der Familie der Liudolfinger jährt wird er und seine Zeit mit Ausstellungen und Artikeln geehrt .

Vieles ist uns bekannt und geläufig , wie seine zwei Ehen , die Kaiserkrönung
oder die , geschichtlich sehr entscheidende ( 955. ) ,
siegreiche Schlacht auf dem Lechfeld gegen die Ungarn .

Auch EPOC hat ein Sonderheft ( 3/2012 ) zu diesem Anlaß herausgegeben .

Und daraus hat mich ein Artikel besonders interessiert und zwar Der
über den Bergbau und die Metallgewinnung von dem Archäologen
Lothar Klappauf aus der Goslaer Montanarchäologie .

Normalerweise erfahren wir meist nur welche Taten die Potentaten
vollbracht hatten .

Aber mich interessiert auch wieso so manches , genau zu jener Zeit ,
möglich war .
Also praktisch , die manchmal auch ganz banale Hintergrundinformation .

Laut den Forschungsergebnissen des Ur- und Frühgeschichtlers
Heiko Steurer von der UNI Freiburg verschlang die Hofhaltung
zu Ottos Zeiten täglich 30. Pfund Silber .
Da waren damals umgerechnet ca. 10.Kg Silber .
Aufs Jahr gerechnet ca. 3, 5. Tonnen Silber .

Das war immens Viel .

Eine schöne , junge Sklavin oder ein Haus in der Stadt kostete ca. 4. Pfund Silber.
Ein Schwert , mit Scheide ca. 1,5. Pfund .
Ein kampferprobtes Schlachtross dagegen war sehr kostspielig .
Dafür mußte man schon 40. Pfund ( ca. 13,3 Kg ) Silber auf den Tisch legen .

Da ja die Metalle bekanntlich nicht vom Himmel fallen , woher kamen sie ?
Aus dem Harz .

Wie man heute weiß wurde im Harz schon in der Bronzezeit Bergbau betrieben .
Unter den Karolingern ab dem 10. Jahrhundert besaß der König die Schürfrechte .

Es wurde Blei , Silber , Kupfer ( in der Neuzeit auch Zink ) gewonnen ,
Die man mittels Stollen , von bis zu hundert Metern Tiefe gewann .

Das Blei verwendete man zur Einfassung der Glasfenster sowie für Dachabdeckungen .

Es mußten für diese Zeit enorme Mengen an Silber ( Silber-Blei Legierung )
gewonnen werden , denn schon im 9. Jahrhundert zahlten die Karolinger
innerhalb von 40. Jahren die Summe von 40 000. Pfund Silber Tribut
an die erobernd einfallenden Wikinger .
Silber vom Harz wurde auch bis zu den östlichen Slaven ( Ural ) gehandelt .

Das mit diesem Bergbau auch eine ganze vorindustrielle Vernetzung
gegenseitig abhängig war , können wir uns gut vorstellen .
Für den Abbau die Verhüttung und den Transport brauchte man Werkzeuge .
Daher fand man viele Stellen an denen sich die Hinterlassenschaft von Schmieden auffand .
Und diese lebten damals anscheinend nicht schlecht .
Denn es fanden sich Reste von Kardamon ( Gewürz) und Weintraubenkerne .

Obwohl der Bergbau nur im Sommer betrieben wurde verbrauchte man Unmengen von Holz , nicht nur , zur Verhüttung .
Da man für die Aufbereitung eines Kilo Erz die vielfache Menge von Holzkohle benötigte , war das Umland des Harzes bald verfeuert .

Man weiß daß da an nahen Köhlerfundstellen nur mehr die minderwertigen ( heizwertmäßig ) Hölzer der Fichte , Erle und Haselnuß gefunden wurde .
Die Buchen waren schon in Rauch aufgegangen .

Schon damals begann die Unsitte rasch nachwachsende Fichtenmonokulturen zu pflanzen .
Aufgrund dieser Umweltsünden wurden die Köhlermeiler immer weiter weg vom Harz errichtet .
Und da es ja die kleinere Menge war , wurden die Erze zu den Köhlermeilern transportiert wo dann auch die Schmelzöfen errichtet waren .

Aus klimatischen Gründen war am Harz nur Weidewirtschaft möglich , der Feldbau wurde im Harzvorland betrieben .

All das verlangte schon eine ausgeklügelte Logistik für den mannigfaltigen Transporte .

Obwohl Otto Auseinandersetzungen gegen die Stammesherzöge , die Ungarn
und seinen Sohn führte , dürfte ihm dabei das Silber aus dem Harz , nicht unwesentlich geholfen haben um die Seinen bei der Stange zu halten .

luki
(20.10.2012 14:00)Luki schrieb: [ -> ]Man weiß daß da an nahen Köhlerfundstellen nur mehr die minderwertigen ( heizwertmäßig ) Hölzer der Fichte , Erle und Haselnuß gefunden wurde .
Die Buchen waren schon in Rauch aufgegangen .

Schon damals begann die Unsitte rasch nachwachsende Fichtenmonokulturen zu pflanzen .

Die Fichtenwälder hatten einen weiteren Sinn, außer dass man die Hänge mit schnell wachsenden Hölzern wieder füllen konnte: Fichtenholz knarrt, bevor es bricht, anders als andere Holzarten. Die Bergleute sagten dazu, es "warnt". Brach ein Stollen ein, knarrten die Stempel aus Fichtenholz, bevor sie brachen. Eiche etc. hielt länger, dafür brach es ohne Warnung.
Viel Holz wurde übrigens verbraucht, um das Erz zu "rösten". Erst dadurch kam man an die im Gestein eingeschlossenen Metalle ran.

(20.10.2012 14:00)Luki schrieb: [ -> ]Obwohl Otto Auseinandersetzungen gegen die Stammesherzöge , die Ungarn
und seinen Sohn führte , dürfte ihm dabei das Silber aus dem Harz , nicht unwesentlich geholfen haben um die Seinen bei der Stange zu halten .

luki

Ende des Mittelalters kam der Harzbergbau zum Erliegen. Die Stollen hatten eine Tiefe erreicht, die mit den damaligen technischen Möglichkeiten gerade noch machbar war, auch soffen immer mehr Bergwerke ab.
Im 16.Jh. entdeckte man, welchen Wert die Wasserkraft bei der Energieversorgung und beim Auspumpen der Bergwerke hatte, auch waren neue Möglichkeiten bekannt, erzhaltige Gesteine auszulaugen, daher kam der Harzbergbau damals wieder in Schwung. Ein dritter Aufschwung erfolgte mit Erfindung der Dampfmaschine.

VG
Christian
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