23.10.2012, 19:41
Zitat:
"Rohkost hielt Primatenhirne klein
Warum hat der Mensch das größte Gehirn unter den Primaten? Weil Affen nicht kochen können, lautet eine gängige Theorie. Zwei Forscherinnen wollen sie jetzt bestätigt haben, indem sie den Energiebedarf des Denkorgans berechnet haben.
Was war zuerst da: Der Herd oder das große Hirn? Schon seit einiger Zeit streiten Evolutionsbiologen darüber, welche Rolle das Kochen für die Gehirnentwicklung unserer Vorfahren spielte. Einige, darunter der US-Forscher Richard Wrangham, gehen davon aus, dass warmes Essen die Voraussetzung war, damit Vormenschen wie der Homo erectus vor mehr als einer Million Jahren den Energiehunger ihres wachsenden Gehirns decken konnten. Andere Forscher halten eine umgekehrte Reihenfolge für wahrscheinlicher: Erst entwickelte der Mensch ein größeres Gehirn, dann erfand er das Kochen.
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Wann der Urmensch erstmals begann, seine Nahrung im Feuer zu erhitzen, ist allerdings unklar. Die älteste bekannte Feuerstelle, entdeckt 2008 in Israel, ist knapp 800.000 Jahre alt. Die dortigen archäologischen Funde zeigen aber nicht, ob dieses Feuer bereits zum Kochen genutzt wurde.
Zwei brasilianische Forscherinnen haben jetzt berechnet, wie viel Kalorien ein Primat aufnehmen muss, um ein Gehirn zu ernähren, das im Verhältnis zum Körper genauso groß ist wie beim Menschen. Obwohl das Gehirn beim Homo sapiens nur zwei Prozent des Körpergewichts ausmache, benötige es 20 Prozent der gesamten in Ruhe verbrauchten Energie, erklären Karina Fonseca-Azevedo und Suzana Herculano-Houze von der Universidade Federal do Rio de Janeiro. Die benötigten Kalorien verglichen sie mit der Zeit, die Menschenaffen und andere Primaten benötigen, um eine bestimmte Menge Nahrung zu sammeln und zu fressen.
Gorilla bräuchte 733 Kilokalorien mehr pro Tag
Ein Gorilla müsste demnach 122 Milliarden Gehirnzellen zusätzlich entwickeln, damit sein Gehirn zwei Prozent seines Körpergewichts ausmacht. Dafür müsste der Menschenaffe 733 Kilokalorien mehr pro Tag aufnehmen, denn das Gehirn verbrauche für jede zusätzliche Milliarde Neuronen rund sechs Kilokalorien. Um diese zu bekommen, müsste der Gorilla zwei Stunden und zwölf Minuten länger Futter suchen und fressen als die bisher durchschnittlich acht Stunden, schreiben die Wissenschaftlerinnen im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences".
Hätte unser früher Vorfahre, der vor rund einer Million Jahren lebende Homo erectus, sich genauso ernährt wie die heutigen Menschenaffen, hätte auch er mindestens neun Stunden täglich für die Nahrungssuche benötigt, so die Forscherinnen. Für andere Tätigkeiten wie das Werkzeugmachen oder soziale Kontakte wäre dann kaum mehr Zeit geblieben. "Unsere Daten sind eine direkte Bestätigung der Theorie von Wrangham", konstatieren Fonseca-Azevedo und Herculano-Houzel. Allein mit Rohkost hätten unsere Vorfahren ihr großes Gehirn nicht entwickeln können. "Wenn Nahrung gekocht wird, liefert sie mehr Kalorien, weil die Nährstoffe besser verdaut und vom Körper aufgenommen werden können."
Zitatende
aus Spiegel Online
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensc...62758.html
"Rohkost hielt Primatenhirne klein
Warum hat der Mensch das größte Gehirn unter den Primaten? Weil Affen nicht kochen können, lautet eine gängige Theorie. Zwei Forscherinnen wollen sie jetzt bestätigt haben, indem sie den Energiebedarf des Denkorgans berechnet haben.
Was war zuerst da: Der Herd oder das große Hirn? Schon seit einiger Zeit streiten Evolutionsbiologen darüber, welche Rolle das Kochen für die Gehirnentwicklung unserer Vorfahren spielte. Einige, darunter der US-Forscher Richard Wrangham, gehen davon aus, dass warmes Essen die Voraussetzung war, damit Vormenschen wie der Homo erectus vor mehr als einer Million Jahren den Energiehunger ihres wachsenden Gehirns decken konnten. Andere Forscher halten eine umgekehrte Reihenfolge für wahrscheinlicher: Erst entwickelte der Mensch ein größeres Gehirn, dann erfand er das Kochen.
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Wann der Urmensch erstmals begann, seine Nahrung im Feuer zu erhitzen, ist allerdings unklar. Die älteste bekannte Feuerstelle, entdeckt 2008 in Israel, ist knapp 800.000 Jahre alt. Die dortigen archäologischen Funde zeigen aber nicht, ob dieses Feuer bereits zum Kochen genutzt wurde.
Zwei brasilianische Forscherinnen haben jetzt berechnet, wie viel Kalorien ein Primat aufnehmen muss, um ein Gehirn zu ernähren, das im Verhältnis zum Körper genauso groß ist wie beim Menschen. Obwohl das Gehirn beim Homo sapiens nur zwei Prozent des Körpergewichts ausmache, benötige es 20 Prozent der gesamten in Ruhe verbrauchten Energie, erklären Karina Fonseca-Azevedo und Suzana Herculano-Houze von der Universidade Federal do Rio de Janeiro. Die benötigten Kalorien verglichen sie mit der Zeit, die Menschenaffen und andere Primaten benötigen, um eine bestimmte Menge Nahrung zu sammeln und zu fressen.
Gorilla bräuchte 733 Kilokalorien mehr pro Tag
Ein Gorilla müsste demnach 122 Milliarden Gehirnzellen zusätzlich entwickeln, damit sein Gehirn zwei Prozent seines Körpergewichts ausmacht. Dafür müsste der Menschenaffe 733 Kilokalorien mehr pro Tag aufnehmen, denn das Gehirn verbrauche für jede zusätzliche Milliarde Neuronen rund sechs Kilokalorien. Um diese zu bekommen, müsste der Gorilla zwei Stunden und zwölf Minuten länger Futter suchen und fressen als die bisher durchschnittlich acht Stunden, schreiben die Wissenschaftlerinnen im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences".
Hätte unser früher Vorfahre, der vor rund einer Million Jahren lebende Homo erectus, sich genauso ernährt wie die heutigen Menschenaffen, hätte auch er mindestens neun Stunden täglich für die Nahrungssuche benötigt, so die Forscherinnen. Für andere Tätigkeiten wie das Werkzeugmachen oder soziale Kontakte wäre dann kaum mehr Zeit geblieben. "Unsere Daten sind eine direkte Bestätigung der Theorie von Wrangham", konstatieren Fonseca-Azevedo und Herculano-Houzel. Allein mit Rohkost hätten unsere Vorfahren ihr großes Gehirn nicht entwickeln können. "Wenn Nahrung gekocht wird, liefert sie mehr Kalorien, weil die Nährstoffe besser verdaut und vom Körper aufgenommen werden können."
Zitatende
aus Spiegel Online
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensc...62758.html