Forum für Geschichte

Normale Version: Byzantinische Geschichte im Kurzabriss
Sie sehen gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Seiten: 1 2

WDPG

(28.10.2012 14:38)Maxdorfer schrieb: [ -> ]Der Legende nach gab den Ausschlag, dass man vergaß, eine Stadtpforte zu schließen. Sofort stürmten die Osmanen Konstantinopel, sie plünderten, brandschatzten und mordeten.

Freue mich ehrlich gesagt darüber das du geschrieben hast der Legende nach, denn oft wird es so geschrieben als wenn es so gewesen wäre, dabei werden wichtige Dinge übersehen.


Das mit der vergessenen Stadtpforte dürfte sich, soweit ich das beurteilen kann, tatsächlich ereignet haben. Die Frage ist aber wie bedeutend das Ereignis war. Da dürften sich die Berichterstatter von damals schon uneinig gewesen sein und auch heutige Bücher beurteilen das Ereignis unterschiedlich. Hier mal kurz meine Analyse:

Konstantinopel war damals eine (flächenmäßig) sehr große Stadt, ihrer Bürger fest entschlossen sie zu verteidigen. Im Zuge der Belagerung gelang es den Osmanen hier und da auch mal mit ein paar Soldaten ins Stadtgebiet einzudringen, etwa wenn Breschen geschlagen wurden die man nutzen konnte. Doch wenn das nur mit einer sehr kleinen Anzahl von Soldaten geschah, war es nicht besonders schwer sie zurückzudrängen.

Durch eine kleine Vergessene Ausfallpforte kann nur eine relativ kleine Anzahl von Soldaten eingedrungen sein, diese hätte man ohne größere Probleme wieder zurückschlagen können.

OK nun muss man aber betrachten, das man ja vollauf mit der Verteidigung der Hauptfront beschäftigt war, da konnte es zwar etwas länger dauern bzw. schwieriger sein, aber schnelle Eingreiftruppen für solche Fälle hatte man (sie wurden von Lukas Notaras, einem der bedeutendsten Männer in Konstantinopel geführt) und wenn es eine soo große Bedrohung war das die Stadt wegen der paar Soldaten gefallen wäre, hätte man wohl auch von anderen Fronten Leute dorthin beordern können (das Kaiser Konstantin in solchen Situationen geschickt genug agiert hätte, davon gehe ich aus, er hatte schon vorher immer wieder gezeigt das er ein fähiger Heerführer war), auch die Befehlshaber vor Ort hatten zwar einen Fehler gemacht, stellten sich jedoch immer wieder als Geschickte Befehlshaber heraus.

Mir erscheint ehrlich gesagt eine andere Version des Frontzusammenbruchs wesentlich logischer: Giustiniani, der bedeutendste Befehlshaber außer dem Kaiser, wurde im Zuge von Kampfhandlungen schwer verwundet und zog von der Front ab. Das sorgte für Verwirrung, auch deshalb weil mit ihm etliche seiner genuesischen Landsleute sich von den Mauern zurückzogen. Da könnte die Geschichte mit dem Tor wiederum eine Rolle spielen, in dieser verwirrten Situation könnten Leute die osmanische Flagge gesehen haben und gedacht haben die Stadt wäre gefallen, was zusätzlich für Verwirrung und Panik gesorgt hätte (wobei man sagen kann das es Gerüchte diesbezüglich wohl auch taten, es war nicht einfach den Gesamtüberblick zu bewahren und in einer allgemeinen Hektik und Panik kann sich da schon mal was verbreiten).

Die Verwirrung, Unruhe und den Abzug einiger genuesischer Krieger nutzte Mehmed II aus um zu diesem Zeitpunkt nochmals groß in die Offensive zu gehen. Schnell war das allgemeine Chaos in der Stadt und an den Mauern da und die Osmanen hatten dann relativ leichtes Spiel in die Stadt vorzudringen. Die Front war zusammengebrochen, die Stadt gefallen.

Dem einen Tor wird da meiner Meinung nach in vielen Kurzbeschreibungen (meine jetzt nicht die von Maxdorfer, der ja schrieb das es sich um eine Legende handelt, sondern allgemein) zuviel Bedeutung zugemessen – warum weiß ich auch nicht wirklich.
(07.01.2013 14:49)WDPG schrieb: [ -> ]
(28.10.2012 14:38)Maxdorfer schrieb: [ -> ]V. Die spätbyzantinische Epoche (1204 – 1453)

Möchte deinem Bericht bezüglich des Untergang des Byzantinischen Reichs ein paar Dinge beifügen.

Danke für deine interessanten Anmerkungen! Man sieht einfach dass die Osmanen stärker waren, dynamisch und innovativ. Ihre Armee war stärker, aber besonders, dass sie die Schiffe über Land um die Sperrkette herumbrachten zeigt ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten.

WDPG

(09.01.2013 15:51)Maxdorfer schrieb: [ -> ]
(07.01.2013 14:49)WDPG schrieb: [ -> ]Möchte deinem Bericht bezüglich des Untergang des Byzantinischen Reichs ein paar Dinge beifügen.

Danke für deine interessanten Anmerkungen! Man sieht einfach dass die Osmanen stärker waren, dynamisch und innovativ. Ihre Armee war stärker, aber besonders, dass sie die Schiffe über Land um die Sperrkette herumbrachten zeigt ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten.

Ich persönlich denke schon das es auch die Fähigkeit und der Einfallsreichtum Mehmeds II war. Aber was man auch anmerken sollte, Byzanz und seine Verbündeten agierten teilweise genauso einfallsreich wie ihre Gegner und fanden immer wieder auch die richtigen Gegenstrategien.

Die Osmanen hatten 1453 einfach die zahlenmäßige Überlegenheit auf ihrer Seite und mehr Möglichkeiten.
Ja, so könnte man es zusammenfassen.
Seiten: 1 2
Referenz-URLs