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Normale Version: Reichsfürsten - Lesen und Schreiben
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Ich hätte ein Frage zu einer allgemein verbreiteten Vorstellung.

In der Fachliteratur finde ich immer wieder die Behauptung, dass angeblich alle Kaiser und Könige seit dem Interregnum bis Karl IV. weder lesen noch schreiben konnten. (Wobei es offensichtlich eine Ausnahme gegeben haben dürfte, zumindest sind sich da die Forscher nicht einig.)

Kennt jemand von Euch dazu Literatur, die für diese Behauptung beziehungsweise ihre Bestätigung oder Widerlegung auch Belege bietet beziehungsweise darüber Differenzierteres bietet.

Herzliche Grüße

Teresa
Hmmmmm.....

Also wenn es so gewesen wäre, würde es mich sehr wundern.
Die Behauptung wird vermutlich daran festgemacht, dass es keine überlieferten Schriftstücke dieser Kaiser und Könige gibt.
Aber zumindest von Friderich II. gibt es sehr wohl welche.

Urkunden von den Kaisern wird man keine finden können. Dafür hatten sie ihre Spezialisten. Das waren Kunstwerke! Dafür hatte ein Kaiser und Fürst keine Zeit!

Auf was wurde im Hochmittelalter geschrieben, kurze Notizen etc...
ich vermute sehr auf die altbekannten Wachstäfelchen. Ein sehr flüchtiges Medium. Da erhält sich nichts über 800 Jahre.

Lesen konnten die aber mMn alle!
'Wie wären die doch sonst "beschissen" und "betrogen" worden.

Eines fällt mir noch ein, das Testament Konradins und Friedrich von Baden
was hätte man auch da reinschreiben können, wenn die Beiden es nicht hätten lesen können?
Hier
https://www.grin.com/document/518348
ist eine Quelle genannt, die davon spricht, dass den Kindern "bei Hofe" auch lesen beigebracht wurde.
Weitere Quellen stellen dies dann aber in Frage
Erst einmal danke für den Hinweis.

Es ist halt wirklich ein Problem, wenn du dich an einem Romanprojekt versuchst und ständig mit dieser Frage zu tun bekommst. Meine eigenen Recherchen sind ziemlich widersprüchlich, vor allem habe ich den Eindruck, dass viele Behauptungen, auch von Zeitgenossen doch stark parteiisch sind. Dass Karl IV. schreiben und lesen konnte, gilt als eindeutig gesichert, er wird auch als Intellektueller gesehen. Aber schon bei Ludwig den Bayern habe ich Probleme und beide sind immerhin Promis.

Nicht, dass die Frage nach dem Lesen und Schreiben für die Handlung entscheidend ist, aber es macht halt doch einen Unterschied, ob jemand einen Brief selbst schreiben lässt oder selbst geschrieben hat, ob der Empfänger oder die Empfängerin ihn selbst liest oder sich vorlesen lässt, ob jemand zumindest imstande ist, zu überprüfen, dass der Brief auch so geschrieben ist, wie er es wünscht, und auch für Briefintrigen und Ähnliches macht es schon einen Unterschied, ob eine Handschrift gefälscht wird, weil die Person ihre Briefe selbst zu schreiben imstande ist, oder es reicht, wenn das Procedere der Unterfertigung überzeugend gefälscht wird. Abgesehen von einem beinahe schief gegangenen Kondolenzschreiben von Karl IV. (Kaiser erfährt noch rechtzeitig, dass der Todesfall nicht eingetreten ist und kann daher noch eiligst das Kondolenzschreiben an die neue Lage anpassen), habe ich mir mit Tricks geholfen, so gibt eine historische Person vor, dass sie den Brief selbst geschrieben hat, und es ist offen, ob sie ihn wirklich selbst geschrieben hat oder das nur behauptet, um zu vermitteln, wie wichtig ihr diese Sache war. Aber inzwischen habe ich gemerkt, dass sich das nicht für die ganze Handlung machen lässt.

Vielleicht hat jemand Einblick in Urkunden und kann mir da doch weiterhelfen.
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