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Normale Version: Eichen
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Zitat:Nun ja, die Rotbuche, und die ist gemeint wenn es darum geht, kommt in Schottland gar nicht natürlich vor.
https://de.wikipedia.org/wiki/Rotbuche#V...d_Standort

Willst du mir jetzt ernsthaft etwas über Bäume erzählen?Wink
Falls ja, lade ich dich gerne ein, mich auf einer meiner Führungen über Wälder und ihre Historie zu begleiten...Smile
Welche Buche sollte sonst gemeint sein? Die Rot-Buche ist die einzige echte Buchenart Europas (und nein, die Hainbuche ist keine Buche, sie heißt nur so...) Warum das so ist, wäre vielleicht mal ein eigenes Thema wert... Aber das berührt eher den Bereich an Geschichte, der hier nicht ganz so viel vertreten ist...[/quote]

Wenn ich mal eine Frage an die Biologen und Baumwissenschaftler stellen darf.

Schon lange ist mir aufgefallen, dass auf den Felsköpfen und Aussichtspunkten der Alb ziemlich regelmäßig Eichen wachsen. In aller Regel Krüppelige, aber Eichen.

Vor 50-60 Jahren stellte ich mir Germanenhorden vor, die an diesen Stellen bei gewaltigen Feuern gewaltige Kübel oder Fässer mit Bier zu Ehren Wotans usw. leerten.
Und als Hintergrund für diese Feiern die Eichen brauchten.

In Scheffels Ekkehard ist ein solches Szenario beschrieben.
Wir haben auch einen solchen Ort in der Nähe, direkt vor den Toren des Heidetränk- Oppidums. Der Goldgrubenfelsen, meiner persönlichen Meinung nach Kultplatz und von Eichen gesäumt. Krüppelige Eichen.

Hm, also soweit wird es uns seitens des Forstes vermittelt: Die eigentlich dominante Laubbaumart ist (vielleicht auch war) bisher die Buche. Die Buche ist eine Schattenbaumart, die im Schatten wachsen kann und viel Schatten macht- eine vollbelaubte Buche läßt nur 3 % Licht zum Boden, weswegen die Buchenwälder auch am Boden relativ wenig andere Pflanzen zulassen und bei einer jährlichen Durchschnittstemperatur von 8,5° C und 650 mm Wasser optimale Bedingungen finden.
Die Eiche als Lichtbaumart braucht deutlich mehr Licht und ist an normalen Standorten der Buche unterlegen.
Auf felsigem Untergrund aber hat die Eiche einen Vorteil- sie bildet eine tiefe Pfahlwurzel aus, der sich tief in das Gestein drücken kann- das Wurzelsystem der Buche reicht nicht so weit nach unten. Von daher ist die Eiche auf solchen exponierten Lagen in der Regel standfester, und kann sich natürlich auch sehr viel besser mit Wasser und Mineralstoffen versorgen. (Biologisch geht es wahrscheinlich genauer, aber das will mein Zielpublikum nicht wissen).

Tendenziell kommt die Eiche mit der Hitze besser zurecht, aber für meine Eichen an meinem Lieblingsort war der Hitzesommer 2018 zu viel- bei vielen ist die Pfahlwurzel abgestorben, und dann hielten einige von ihnen den Stürmen nicht mehr stand...
Es könnte also sein, dass Eichen an solchen Felsen in Zukunft auch keine Chancen mehr haben...

Soweit von mir, aber vielleicht kann/ muss mich Arkona da korrgieren....
Erinnert euch mal an Landschaftsbilder vor 200 Jahren und mehr, ich denke da an Caspar David Friedrich. Eigentlich sah es aus wie ein englischer Park. Alte knorrige Eichen prägten vielerorts die Landschaft. Geschlossene Buchenwälder wie heute gab es kaum, weil der Eintrieb von Schweinen zur Mast die Wälder lichtete. Uralte Eichen blieben meist nachwuchslos stehen. Ihre riesigen Stämme, oft schon hohl und morsch, taugten auch nicht (mehr) als Bauholz und Schiffsholz. Da mochte man lieber gesunde, regelmäßig gewachsene Exemplare.
Das passt soweit alles zu meinen Infos.
Die "Waldweide" hat allem nach die Wälder mow verhindert. Wobei dies zumindest im beginnenden 19. Jahrhundert erkannt worden war, das "Grasen" in den allem nach eher nicht vorhandenen Wäldern war da schon verboten.
(Disclaimer: Grasen = Grünfutter schneiden im Wald)
Nachhaltige Waldwirtschaft hat sich in den 1830ern durchgesetzt, Karl von Schiller hat sich da verdient gemacht.
Die alten knorrigen Bäume die du bei uns (Schwäbische Alb) noch findest, sind sogenannte "Weide-Buchen" überbleibsel der Waldweide, und demnach gut und gerne 190 Jahre alt.

Man kann aber bei uns über ca. 2.000 Jahre das "aufblühen" und "untergehen" der Eisenverhüttung wellenförmig verfolgen in einem Rythmus von ca. 200 Jahren.
Und dies liegt nach heutigem Kenntniss-Stand an dem Wegfall des Rohstoffes Buchen-Holzkohle, bis sich die Wälder wieder erholt hatten.

Ergo: Zumindest dort, wo es den Rohstoff Eisenerz gab, haben wir demnach 2 Gründe für das verschwinden der Buchenwälder
(15.01.2022 10:10)Suebe schrieb: [ -> ]Das passt soweit alles zu meinen Infos.
Die "Waldweide" hat allem nach die Wälder mow verhindert. Wobei dies zumindest im beginnenden 19. Jahrhundert erkannt worden war, das "Grasen" in den allem nach eher nicht vorhandenen Wäldern war da schon verboten.
(Disclaimer: Grasen = Grünfutter schneiden im Wald)

Nachhaltige Waldwirtschaft hat sich in den 1830ern durchgesetzt, Karl von Schiller hat sich da verdient gemacht.
Die alten knorrigen Bäume die du bei uns (Schwäbische Alb) noch findest, sind sogenannte "Weide-Buchen" überbleibsel der Waldweide, und demnach gut und gerne 190 Jahre alt.

Man kann aber bei uns über ca. 2.000 Jahre das "aufblühen" und "untergehen" der Eisenverhüttung wellenförmig verfolgen in einem Rythmus von ca. 200 Jahren.
Und dies liegt nach heutigem Kenntniss-Stand an dem Wegfall des Rohstoffes Buchen-Holzkohle, bis sich die Wälder wieder erholt hatten.

Ergo: Zumindest dort, wo es den Rohstoff Eisenerz gab, haben wir demnach 2 Gründe für das verschwinden der Buchenwälder

Das ist letztendlich eine grobe Vereinfachung.
Das Verschwinden der Buchenwälder im Mittelalter hatte dann doch sehr viel mehr Gründe als nur die Verhüttung von Eisenerz oder die Waldweide.
Im Mittelalter war Holz der Rohstoff schlechthin. Es war Ausgangsmaterial nicht nur für den Hausbau, sondern auch Werkzeuge, Waffen Haushaltsgegenstände, Wagen und Karren waren daraus gefertigt. Zudem diente es natürlich als Brennholz. Zur Gewinnung von Brennholz und kleineren Holzstücken wurde die sogenannte Niederwaldwirtschaft betrieben, bei der Bäume immer wieder "auf den Stock gesetzt" wurden, d.h. gekappt wurden, in einem Rhythmus von ungefähr 30 Jahren. Mit dieser Art der Bewirtschaftung kam die Buche weniger gut zurecht als die Eiche, die das auf den Stock setzen sehr viel besser vertrug.
Auch war die Eisenverhüttung nicht das einzige, wozu die Holzkohle gebraucht wurde- auch Glas wurde mit ihrer Hilfe erzeugt.

"Erfinder" der nachhaltigen Forstwirtschaft war genau genommen Hans Carl von Carlowitz- und der war eigentlich nicht Förster, sondern Bergmann. Er erkannte als erster, dass der Raubbau in den Wäldern auch den Bergbau gefährdete, weil die Stämme zum Abstützen der Stollen knapp wurden, und formulierte als erster den Grundsatz der heutigen Forstwirtschaft "Es darf nicht mehr entnommen werden als nachwächst."

Eine Baumart wurde durch die Gier im Mittelalter fast zum Verschwinden gebracht, aber das war dann nicht die Eiche oder die Buche, sondern die Eibe, die beinahe ein Opfer des mittelalterlichen Wettrüstens geworden wäre...
Zwei weitere wesentliche Faktoren, die ich noch vergessen habe, sind Landwirtschaft und Jagd.
Im Mittelalter wurden natürlich sehr viele Waldflächen auch gerodet, um Landwirtschaftlich nutzbare Flächen zu schaffen. Dem gegenüber standen die Wälder, in denen der Adel auf die Jagd gehen wollte. Dabei wurde natürlich auch in die Waldgestaltung so eingegriffen, dass es genug Wild zum Jagen gab. Das Wild wiederum griff dann in die Waldgestaltung ein- Buchen kommen mit Wildverbiss nicht so gut zurecht wie Eichen...

Es gibt nicht nur den einen Faktor, der zum Verschwinden der Wälder beitrug...
Es sind meist einige Faktoren. Zustimmung.
Die Verknüpfung Buchenwald - Eisenschmelze ist in der Literatur aber recht neu. Sprich dies ist max. 20 Jahre so zu lesen.
Deshalb habe ich hier auch darauf hingewiesen.

OK,
die Eichen auf den Felsköpfen haben biologische Standort-Gründe.
Keine Germanen die in der Nähe von Eichen feiern wollten, und deshalb dort welche pflanzten.
Habe ich Euch richtig verstanden?
(17.01.2022 21:05)Suebe schrieb: [ -> ]Es sind meist einige Faktoren. Zustimmung.
Die Verknüpfung Buchenwald - Eisenschmelze ist in der Literatur aber recht neu. Sprich dies ist max. 20 Jahre so zu lesen.
Deshalb habe ich hier auch darauf hingewiesen.

Ich bin jetzt mal ganz böse und behaupte, dass diese These so ein bißchen den Zeitgeist aufgegriffen hat... ein bißchen steht dahinter schon "Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fisch gefangen und der letzte Fluss vergiftet ist, werdet ihr feststellen, dass ihr das Geld auf euren Banken nicht essen könnt."
Wahrscheinlicher ist es so, dass der Wald einfach für zu vieles benutzt wurde...


(17.01.2022 21:05)Suebe schrieb: [ -> ]OK,
die Eichen auf den Felsköpfen haben biologische Standort-Gründe.
Keine Germanen die in der Nähe von Eichen feiern wollten, und deshalb dort welche pflanzten.
Habe ich Euch richtig verstanden?

Ja, würde ich schon so sehen. Ich denke, es war eher umgekehrt- solche Felsen mit ihren verkrüppelten Bäumen haben schon eine ganz besondere Wirkung, und die Germanen (und auch die Kelten) hatten das Gefühl, dort Göttern näher zu sein. Was ich im übrigen durchaus nachvollziehen kann...
(17.01.2022 22:18)Bunbury schrieb: [ -> ]./.

Ja, würde ich schon so sehen. Ich denke, es war eher umgekehrt- solche Felsen mit ihren verkrüppelten Bäumen haben schon eine ganz besondere Wirkung, und die Germanen (und auch die Kelten) hatten das Gefühl, dort Göttern näher zu sein. Was ich im übrigen durchaus nachvollziehen kann...

ich auch.
Das waren einst tolle Nächte!
Die Gläser haben geklirrt, die Musik hat man mit der Hand gemacht
"nehmt Abschied Brüder ungewiss ist jede Wiederkehr...."
"Country Roads"
"Weißt du wo die Blumen sind..."
WWWWWOOOOOOOOOWWWWWWWWWWW.
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