24.01.2013, 18:55
Im Winter 1923 – die Schar der Jugendlichen war mittlerweile erneut stark angewachsen – teilte Makarenko seine Zöglinge in Gruppen ein, denen jeweils eines der Mitglieder als Kommandeur vorstand. So versuchte er, die Selbstverwaltung zu erreichen, indem er Erinnerungen an die alten Zeiten (zum Beispiel die Partisanenkriege nach der russischen Revolution) mit den „Banden“ weckte, diese aber in eine gewünschte, der Gemeinschaft förderliche Richtung lenkte. So wollte Makarenko einen Kollektivmenschen schaffen, der mit Freude – diese nahm eine wichtige Stellung in Makarenkos pädagogischem Konstrukt ein – später das Wohl der ganzen Sowjetunion und aller kommunistischer Länder vor Auge haben sollte. Der Pädagoge selbst nahm dabei nicht gerade viele Aufgaben ein und hatte lediglich die Oberaufsicht zu führen. Alle Erzieher aßen zusammen mit den Jugendlichen und gestalteten den gemeinsamen Abend mit.
Kommandeur wurde stets der tüchtigste und eifrigste Junge einer Gruppe, doch wer sich besonders anstrengte, konnte auch Kommandeur einer neuen Abteilung werden. Später wurde die „Macht“ dieser Abteilungsleiter weiter gestärkt, da der „Rat der Kommandeure“ alle wichtigen Entscheidungen treffen durfte und Urteile fällte. Nur selten griff Makarenko ein, und höchstens zu Gunsten des Schuldigen. Doch keinesfalls lebten diese Jugendlichen besser oder mussten weniger Arbeit verrichten als die anderen. Für besondere Aufgaben wie das Holzholen oder die Arbeit auf dem Feld wurden für die Dauer von höchstens einer Woche „Einsatzabteilungen“, also Sonderkommandos, eingerichtet, deren Mitglieder für kurze Zeit ihre alte Gruppe verließen. Auch der Kommandeur einer solchen Sondereinheit war sonst einfaches Mitglied einer regulären Abteilung. Dies bedeutete einen ständigen „Wechsel von Arbeits- und Organisationsaufgaben […] [und] Leiten und Sichunterordnen“ (zit. nach besagtem Dokument meines Großvaters, dort nach: A. S. Makarenko: Der Weg ins Leben. Ein pädagogisches Poem. Berlin 1963. S. 228).
Abwechslung erhielt dieses geschickt organisierte System durch gruppenübergreifende Zusammenschlüsse von Jugendlichen, die die gleichen Interessensgebiete hatten und zusammen musizieren, basteln oder anderen Hobbys nachgehen konnten. Neumitglieder (sogenannte „Würzelchen“) erhielten als „Paten“ ein älteres Mitglied, das ihnen (in einer Zweierbeziehung) zur Seite stand. Doch Mitglieder konnten auch als Bestrafung wieder zum „Würzelchen“ erklärt werden. Als solche hatten sie vorerst noch keine Rechte als Person und wurden erst nach einer Bewährungszeit (wieder) Vollmitglied der Kolonie. Als solches besuchte man einen Schulunterricht, arbeitete auf den Feldern für die Versorgung aller und in den Werkstätten.
Doch die Behörden und andere Pädagogen begegneten Makarenko Arbeit mit Misstrauen und gerade von staatlicher Seite legte man ihm immer wieder Hindernisse in den Weg. So legte er 1928 den Posten als Leiter der Gorki-Kolonie nieder und wechselte zur Dzierzynski-Kommune bei Charkow, der er nunmehr als Direktor vorstand. Hier wurden aus den verwahrlosten Jugendlichen künftige Mitglieder der Geheimpolizei Tscheka ausgebildet, weshalb sie unter besonderem Schutz stand. Makarenko wiederholte nicht einfach sein Vorgehen aus der Gorki-Kolonie, sondern vollendete seine Methoden. In diesen Jahren entstanden auch die meisten literarischen Werke, vor allem „Der Marsch des Jahres 30“ und „Der Weg ins Leben. Ein pädagogisches Poem“ – letzteres ein hier mehrfach zitierter Roman, in dem Makarenko von seinen pädagogischen Anfängen, Versuchen und Erfolgen schreibt.
1935 wechselte er zu Arbeitskolonien des Innenministeriums NKWD in Kiew, in denen er der Stellvertreter des Verwaltungsleiters wurde. Ab 1937 lebte er in Moskau und widmete sich nur noch seinem literarischen Schaffen. 1939 erhielt Makarenko den Orden des Roten Banners der Arbeit der UdSSR und starb wenige Wochen später, am 1. April 1939 während einer Eisenbahnfahrt. Er wurde auf dem Nowodewitschi-Friedhof in Moskau beigesetzt. Mit ihm starb einer der bedeutendsten Pädagogen der Sowjetunion.
Kommandeur wurde stets der tüchtigste und eifrigste Junge einer Gruppe, doch wer sich besonders anstrengte, konnte auch Kommandeur einer neuen Abteilung werden. Später wurde die „Macht“ dieser Abteilungsleiter weiter gestärkt, da der „Rat der Kommandeure“ alle wichtigen Entscheidungen treffen durfte und Urteile fällte. Nur selten griff Makarenko ein, und höchstens zu Gunsten des Schuldigen. Doch keinesfalls lebten diese Jugendlichen besser oder mussten weniger Arbeit verrichten als die anderen. Für besondere Aufgaben wie das Holzholen oder die Arbeit auf dem Feld wurden für die Dauer von höchstens einer Woche „Einsatzabteilungen“, also Sonderkommandos, eingerichtet, deren Mitglieder für kurze Zeit ihre alte Gruppe verließen. Auch der Kommandeur einer solchen Sondereinheit war sonst einfaches Mitglied einer regulären Abteilung. Dies bedeutete einen ständigen „Wechsel von Arbeits- und Organisationsaufgaben […] [und] Leiten und Sichunterordnen“ (zit. nach besagtem Dokument meines Großvaters, dort nach: A. S. Makarenko: Der Weg ins Leben. Ein pädagogisches Poem. Berlin 1963. S. 228).
Abwechslung erhielt dieses geschickt organisierte System durch gruppenübergreifende Zusammenschlüsse von Jugendlichen, die die gleichen Interessensgebiete hatten und zusammen musizieren, basteln oder anderen Hobbys nachgehen konnten. Neumitglieder (sogenannte „Würzelchen“) erhielten als „Paten“ ein älteres Mitglied, das ihnen (in einer Zweierbeziehung) zur Seite stand. Doch Mitglieder konnten auch als Bestrafung wieder zum „Würzelchen“ erklärt werden. Als solche hatten sie vorerst noch keine Rechte als Person und wurden erst nach einer Bewährungszeit (wieder) Vollmitglied der Kolonie. Als solches besuchte man einen Schulunterricht, arbeitete auf den Feldern für die Versorgung aller und in den Werkstätten.
Doch die Behörden und andere Pädagogen begegneten Makarenko Arbeit mit Misstrauen und gerade von staatlicher Seite legte man ihm immer wieder Hindernisse in den Weg. So legte er 1928 den Posten als Leiter der Gorki-Kolonie nieder und wechselte zur Dzierzynski-Kommune bei Charkow, der er nunmehr als Direktor vorstand. Hier wurden aus den verwahrlosten Jugendlichen künftige Mitglieder der Geheimpolizei Tscheka ausgebildet, weshalb sie unter besonderem Schutz stand. Makarenko wiederholte nicht einfach sein Vorgehen aus der Gorki-Kolonie, sondern vollendete seine Methoden. In diesen Jahren entstanden auch die meisten literarischen Werke, vor allem „Der Marsch des Jahres 30“ und „Der Weg ins Leben. Ein pädagogisches Poem“ – letzteres ein hier mehrfach zitierter Roman, in dem Makarenko von seinen pädagogischen Anfängen, Versuchen und Erfolgen schreibt.
1935 wechselte er zu Arbeitskolonien des Innenministeriums NKWD in Kiew, in denen er der Stellvertreter des Verwaltungsleiters wurde. Ab 1937 lebte er in Moskau und widmete sich nur noch seinem literarischen Schaffen. 1939 erhielt Makarenko den Orden des Roten Banners der Arbeit der UdSSR und starb wenige Wochen später, am 1. April 1939 während einer Eisenbahnfahrt. Er wurde auf dem Nowodewitschi-Friedhof in Moskau beigesetzt. Mit ihm starb einer der bedeutendsten Pädagogen der Sowjetunion.