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Normale Version: Die Sowjets und der Kanadaring...
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In der Stadt Lahr, die bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Garnisonstadt war (also Militärstadt), siedelten auf dem ehemaligen Zeppelinflugplatz zuerst die Franzosen. Nach 1952, als der Südweststaat gegründet worden war mussten die Franzosen dort abziehen. Kanadischen Truppen nisteten sich in Lahr ein und damit auch der alte Militärflugplatz, der kontinuierlich ausgebaut worden ist und auf Landkarten bis 1992 nicht aufgedruckt war oder nur mit weißen Flecken versehen (ich fahre nun fast täglich über den nun geöffneten Flugplatz). Jedenfalls wurde Lahr somit zum Ziel der Sowjets: Eine Atomlangsteckgenbombe wurde auf Lahr gerichtet, wäre das 19. Angriffsziel der Sowjets im Kriegsfall gewesen.

Brisanter ist aber Folgendes: Lahr und Atombomben? Bis heute weiß keiner, was in diesen Bunger und Hangaren eigentlich deponiert war. Der Aufreger war allerdings nicht der Flughafen, sondern der heutige Kanadaring, damals "Glockengumpen". Dort siedelten die Kanadier und bauten vier auffällige Hochhäuser. Die Sowjets vermuteten eine geschickte Tarnung: Die NATO würde keine Hochhäuser auf Lahrer Kosten bauen; Nein, sie bauen Atombombensilos! (Man schaue sich mal die Hochhäuser an):

http://www.bo.de/var/live_alpha_bo/stora...6320_1.jpg

Die Aufregung legte sich dann, als herauskam es sind tatsächlich städtische Wohnungen. Und dort siedelten kanadische Truppen. Bisweilen sogar der Popsänger Andy Kim ("Rock Me Gently", "Be my Baby" oder auch bekannt als Frontmann der Archies "Sugar, Sugar, Honey, Honey"). Kim hielt sich und seine Landsleute bei Laune. Die Angst war in der Kubakrise 1962 am stärksten, Lahr als Angriffsziel der Sowjets, dass die Amerikaner ruhig opfern könnten. Auch dies bewahrheitete sich nicht weiter. Glück gehabt. Big Grin

Lahr will nun die Baden-Württembergische Landesgartenschau dort ausrichten und die alten Hochhäuser, die zum Teil leer stehen abreisen. Der Kanadaring seht wegen der hohen Migrationsrate der Einwohner schon längst in harscher Kritik, Lahrs Kriminalität ist dort auch am höchsten, wenn auch rückläufig. Das Offenburger Tageblatt bezeichnete die Hochhäuser jüngst als „unheimlich futuristisch“.

Links:

Zum Kanadaring:

http://www.badische-zeitung.de/lahr-hat-...id=7251799

Oral History – von Jürgen Schönleber und mir, aufgenommen in Gesprächen mit alten Lahrern.

Zur Ausländerproblematik heute:
http://www.welt.de/print-welt/article254...hland.html
Referenz-URLs