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Die Geschichte der Beleuchtung
Meine Urgroßmutter ist 1912 an den Folgen eines Zimmerbrandes verstorben.

Mein Urgroßvater war Uhrmacher und hatte deshalb in seiner Werkstatt Gaslicht, er musste ja zu seiner Arbeit etwas sehen können.
Aber in den anderen Räumen seines Hauses lediglich, wie damals üblich, Petroleum-Lampen.
Die Cousine meiner Mutter, damals 3 Jahre alt, ließ die Petroleumlampe "kreisen".
Petroleum spritze heraus, entzündte sich sofort.
Die Mutter des Kindes stürzte herein, schnappte das Kind und rannte mit ihm aus dem Zimmer, dem deshalb relativ wenig passierte.
Meine Urgroßmutter jedoch erlitt erhebliche Brandverletzungen, die damals wegen den Infektionen nicht in den Griff zu bekommen waren.
Nach einer Woche starb die Frau.
Das Kerzenlicht,
klingt sehr romantisch

allerdings kennen wir Jetztmenschen die Kerzen, die bis weit ins 19. Jahrhundert weit überwiegend verwendet wurden, nicht aus eigener Anschauung.
Das waren in aller Regel "Unschlittkerzen" aus völlig naturreinem Rinder- und Hammel-Talg die genau so rochen resp. stanken.
Die fürchterlich russten.
Naturrein in dem Fall völlig ungereinigt, naturbelassen.

Wobei auch der Gestank natürlich relativ ist.
Aber Romantik wird nichtsdestotrotz da nicht zu finden sein.

Allerdings .... was für Freizeit-Vergnügungen blieben, bei fast völliger Dunkelheit?Love

Also doch Romantik
Beginnend im 17. Jahrhundert gab es Versuche mit Gaslicht.
- die allerdings, aus heutiger Sicht nicht überzeugen konnten. Sehr geringe Lichtausbeute.

So wurde weitergeforscht. Insbesondere mit elektrischem Licht. Die Lichtbogenlampe schien über einige Jahrzehnte der Lösung näher zu kommen.

Fortsetzung kommt
Recht früh kam auch die elektrische Beleuchtung in Form der "Birne" zur Anwendung.
Aber, es ging lange, bis sie tatsächlich massentauglich wurde, und Edison und sein Team mussten noch manche Erfindung machen. Darin liegt übrigens die eigentliche Bedeutung Edisons, dass er ein Komplett-System schuf, wie einst Gutenberg.
Ist dem geneigten Leser eigentlich bekannt, was das "E" bei den Schraubgewinden der Leuchtmittel heißt? Nichts anderes als Edison.
Als dann für das Gaslicht der Glühstrumpf erfunden wurde, hatte das Gaslicht trotz allem noch eine ganze Zeit die Nase vorn.

"Nebenbei" enstand aber die Petroleumlampe.
Für Jahrzehnte Stand der Dinge. Fast geruchlos, keine teure Installation, sehr hell!
Mit jedoch anderen Nachteilen, siehe meine Urgroßmutter.

Und im 1. Weltkrieg gab es fast kein Petroleum, ein paar Liter im Monat für ein paar Tausend Menschen
Luddendorf beschreibt ja wie sehr dies die Moral der Bevölkerung zerstörte, wenn der "Landmann" abends im Dunkel sass.
In meiner Heimatstadt gab es im 1. WK das Angebot, dass die Leucht-Gasinstallation vom Bürger erst nach dem Krieg bezahlt werden musste. Frei nach Schwejk, nach dem Krieg am Halbviere Thumbs_up
Für die Straßenbeleuchtung war Gas aber bis zum Ende der 1960er Jahre stand der Dinge.
Noch ein Döntjes:
Mein Vater hatte einst einen Teilzeitmitarbeiter der hat Autos gewaschen, Wagen abgeschmiert, Reifen geflickt, kleine Sachen halt, die sonst keiner machen wollte.
Der war in seinem Erstberuf "Laternenlöscher" beim Gaswerk, ist mit einem Moped die Straßen entlang gefahren, und hat die Gaslaternen gelöscht, die nicht ferngesteuert ausgegangen waren. Der war nicht dumm, ist zuerst mal die ganzen Felsen um die Stadt abgefahren, und hat mit dem Fernglas die Straßen abgesucht, wo eine gebrannt hat, und sich so 90% der Wege erspart. Und hatte so noch Zeit für einen "Nebenjob"
Bis seine Chefs beim Gaswerk dies auch schnallten und ihm weitere Aufgaben gaben.
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