Forum für Geschichte

Normale Version: Presseschau Neues zu Stonehenge
Sie sehen gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
[Bild: 1.17908017.1356288849.jpg]

Zitat:Heiligtum in einer kultischen Landschaft

Stonehenge steht nicht nur im Fokus blühender Phantasie, sondern auch seriöser Wissenschaft. Britische Archäologen haben nun die Baugeschichte des Heiligtums überprüft und es in eine kultische Landschaft eingebettet.

[Bild: 1.17908021.1356289168.jpg]

Zitat:Dem Zauber von Stonehenge kann sich niemand entziehen. Der mächtige Steinring im Südwesten Englands beeindruckt schon allein durch seine Monumentalität. Hinzu kommen sein Alter und seine Rätselhaftigkeit. Dies alles verleiht ihm eine Aura des Mystischen und regt die Fantasie an. Warum haben Menschen so etwas gebaut, wozu diente es? Und wie war es damals möglich, diese tonnenschweren Felsblöcke zu manövrieren?
Viele offene Fragen

Für all diese Fragen sind im Verlauf der Zeit vielerlei Antworten angeboten worden. Die meisten davon kranken daran, dass sie nicht auf historischen Fakten beruhen: Viele der Steine stehen heute nicht mehr dort, wo sie einst standen; etliche sind in der Neuzeit wieder aufgerichtet worden; vieles ist gar nicht sichtbar. Neueste archäologische Forschungen haben vor allem zwei Dinge klargemacht. Stonehenge wurde nicht an einem Tag erbaut; und es war Teil einer Kultlandschaft, zu der eine «Avenue» zum Fluss Avon ebenso gehörte wie Durrington Walls, ein kreisrundes Wall-Graben-Erdwerk, oder der «Cursus», eine drei Kilometer lange und hundert Meter breite Einfriedung. Erst die Untersuchung aller Anlagen erlaubt es, ihrem Zusammenspiel in der Kultlandschaft auf die Spur zu kommen.

Begonnen wurde das Monument demnach um 3000 v. Chr. als kreisrunder Wall von 110 Metern Durchmesser. Gruben entlang dem Wall, die sogenannten «Aubrey Holes», enthielten Kremationsreste. Im Inneren des Kreises befanden sich heute nicht mehr identifizierbare Baustrukturen aus Holz. In der zweiten Phase wurde viel gebaut: im Zentrum in Hufeisenform fünf riesige «Tore» aus je drei Sandsteinen, sogenannte Trilithe; um diese herum ein doppelter Kreis aus Blausteinen und um diesen wiederum ein geschlossener Sandsteinering. In der dritten Bauphase entstand ein weiterer, innerer Ring aus Blausteinen; eine 2,8 km lange «Avenue» führte zum Avon. Während der vierten Phase wurden der Blaustein-Doppelkreis sowie der den Altar umfassende Blausteinering wieder abgebaut und die Steine zu zwei neuen Ringen formiert. In der letzten Phase wurden um den äusseren Sandsteinering in zwei Kreisen die Y- und Z-Löcher ausgehoben; sie sind leer. Um 1500 v. Chr. wurde die Anlage aufgegeben.

Zwei Gesteine finden sich in Stonehenge: Die grossen Trilithe sind aus lokalem Sarsen-Sandstein. Ihn gibt es in den Hügeln rund 30 Kilometer nördlich von Stonehenge. Doch wie gelangten die über 20 Tonnen schweren Blöcke nach Stonehenge? Ein Transport auf dem Wasserweg kam wegen der geringen Tiefe des Avon nicht infrage. Bewältigte man den Landweg mit unterlegten Baumstammrollen oder auf Schlitten? Es ist ausgeschlossen, dass Wagen mit Scheibenrädern ein derartiges Gewicht zu tragen vermochten.

Lange unbekannt war auch die Herkunft der nur etwa vier Tonnen schweren Blausteine (Bluestones). Dieser blaugraue Basalt kommt in den Bergen in Südwales vor. Man vermutete lange Zeit, die Blausteine seien durch Gletscher 400 Kilometer in den Süden verfrachtet worden, obwohl Hinweise für eine Vergletscherung Südenglands fehlen. Heute scheint gesichert, dass auch sie durch Menschenhand nach Stonehenge gelangten, eine schier unglaubliche Leistung. Wie dies vollbracht wurde und warum es ausgerechnet der sehr harte blaue Stein sein musste, ist nicht geklärt. Timothy Darvill, ein Forscher im Team von Parker Pearson, hat sich den Herkunftsort angesehen. Dort, wo der Bluestone ansteht, entspringen sehr viele Quellen, und der Ort galt bis ins Mittelalter als heilig beziehungsweise heilsam. Möglicherweise wurden dem blauen Gestein bereits in der Vorzeit spezielle Heilkräfte zugeschrieben. Mit derartigen Spekulationen entfernt man sich aber von überprüfbaren Fakten.

Auch über die Aufrichtung der Steine kann nur spekuliert werden. Bewundernswürdig ist wiederum die enorme technische Leistung, mit der es die Menschen schafften, die bis zu sieben Meter hohen Sarsen-Pfeiler im Boden zu verankern und je zwei mit einem Deckstein zu verbinden. Nicht auf den ersten Blick erkennbar sind raffinierte Details: So sind die aufrecht stehenden Pfeiler nicht genau rechteckig zugehauen, sondern verjüngen sich nach oben. Optisch wird dadurch eine grössere Höhe erzielt. Die Längsseiten der Deckbalken des Sarsen-Rings sind zudem nicht parallel, sondern passen sich der Ringkrümmung an. Sie sind mit den Tragpfeilern durch Zapfen und Nut verbunden und auch mit ihren Nachbarbalken an den Schmalseiten fest gefügt. Die ungleichen Höhen der Pfeiler wurden durch unterschiedlich tiefe Fundamentgruben ausgeglichen. Dazu muss in Erinnerung gerufen werden, dass Stonehenge in einer Zeit gebaut wurde, als noch keine Metallwerkzeuge existierten. Die Felsblöcke wurden mit Steinschlegeln bearbeitet, die Gruben mit Geweihhacken ausgehoben. Erstes Kupfer kam nur für Prestigeobjekte, etwa Dolche, infrage

[Bild: 1.17908020.1356289111.jpg]


zum weiterlesen
http://www.nzz.ch/wissen/wissenschaft/st...am_Morgen#
Interessante Informationen.
Ich möchte aber der Vollständigkeit halber darauf hinweisen, daß die Steine in Stonehenge erst ungefähr ab dem Jahr 2600 errichtet wurden.
Das spielt in dem Zusammeng zwar jetzt keine Rolle, aber im Zusammenhang mit einer kühnen These, über die ich im Rahmen meines Besuchs auf den Orkneys gestoßen bin eine sehr entscheidende.
(24.12.2012 16:02)Bunbury schrieb: [ -> ]Interessante Informationen.
Ich möchte aber der Vollständigkeit halber darauf hinweisen, daß die Steine in Stonehenge erst ungefähr ab dem Jahr 2600 errichtet wurden.

schreibt die NZZ doch:
Zitat:Begonnen wurde das Monument demnach um 3000 v. Chr. als kreisrunder Wall von 110 Metern Durchmesser. Gruben entlang dem Wall, die sogenannten «Aubrey Holes», enthielten Kremationsreste. Im Inneren des Kreises befanden sich heute nicht mehr identifizierbare Baustrukturen aus Holz.
Ich formuliere meinen Einwand neu.

Die gesamte Anlage wurde um 3000 zu bauen begonnen, aber die Steine wurden um 2600 v Christus aufgestellt. Das ist der Kernpunkt.

Mit anderen Worten- um 3000 v. Chr. wurde ein kreisrunder Kultplatz errichtet. Im Inneren befanden sich Aufbauten aus Holz. etwa vier bis fünfhundert Jahre später wurden die hölzernen Bauten durch die Steine ersetzt.

Der älteste bekannte Steinkreis in Großbritannien sind die Stones of Stennes, die rund vierhundert Jahre vor Stonehenge errichtet wurde. Das Heiligtum auf Orkney wurde ebenfalls als Ebene mit einem Wall darum angelegt, der Knochenreste enthielt. Aber der Steinkreis von Stenness enthielt nie Holzbauten.
Einfach deshalb, weil es kein Holz auf Orkney gab. Deswegen benutzte man die leicht zugänglichen "Flagstones" dazu, um ein Heiligtum zu errichten.

Wenn Die Stones of Stennes aus Stein errichtet wurden, weil kein Holz da war, und ein paar hundert Jahre später in Stonehenge Holzbauten durch Steine ersetzt wurden-haben dann die Stones of Stenness möglicherweise Einfluss auf den Bau sämtlicher britischer Steinkreise gehabt?...
Das trifft sich mal wieder ausgezeichnet. Die Frankfuerter Allgemeine Sonntagszeitung brachte am 23.12.2012 eine zweiseitigen reichbebilderten Bericht über Stonehenge, auf den ich gerade im thread über die Neolithbauten auf Orkney hingewiesen habe. Bunbury ist überall.
Referenz-URLs