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Normale Version: Robin Hood
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Nachdem ich mich vor kurzem ein bisschen mit Robin Hood beschäftigt habe, würde ich gerne mal eure Meinung zu diesem Thema wissen:

Lebte er wirklich oder ist die ganze Geschichte eine einzige Erfindung?
Was ist Sage, was Wirklichkeit?
War er Mitglied einer angelsächsichen Widerstandsgruppe gegen die normannischen Eroberer?

Wikipedia-Artikel

VG
Der Maxdorfer
Natürlich lebte er nicht, oder in etwa 30 verschiedenen Ausfertigungen, so ziemlich in jedem County eine. Es war deshalb unbedingt nötig, ihn zu erfinden.
Er war ein Symbol des angelsächsischen Widerstands, andererseits auch Angehöriger der normannischen Oberschicht.
Besonders zu erwähnen ist sein Gegenspieler John Lackland, der nach dem Tode Richards König wurde und durch seine oberfiese Art mehr für die Demokratie in England und damit auch in Europa getan hat als jeder andere König.
Neben den vielen anderen Figuren die er im Laufe d.Z. dargestellt haben könnte, ist bezüglich der unzähligen Verfilmungen, der Robin von Locksley im Zusammenspiel mit Richardt Löwenherz wohl die bekannteste und immer noch populärste.
Ich würde sagen, dass es durchaus möglich ist, dass es für die Balladen und Bücher eventuell ein spezielles historisches Vorbild gegeben haben könnte. Doch im Grunde sehe ich es als wahrscheinlicher an, dass sich hinter den Sagen und Legenden eher ein tiefer innerer Wunsch der Landbevölkerung nach einem Kämpfer gegen die Herrschaft der Adeligen verbarg, der dann seinen Ausdruck in einer verklärten Heldengestalt fand.
Das schließt ja auch noch nicht aus, dass es wirklich solche Kämpfer gab, auch wenn sie auf Dauer alle keinen Erfolg hatten.
(30.12.2012 18:03)Maxdorfer schrieb: [ -> ]Das schließt ja auch noch nicht aus, dass es wirklich solche Kämpfer gab, auch wenn sie auf Dauer alle keinen Erfolg hatten.

Das denke ich auch, es gibt in Deutschland ja auch genug solcher Figuren, denen immer wieder was angedichtet und später Filme gedreht wurden, z.B. Schinderhannes.
Für Robin Hood gab es sicherlich mehrere Vorbilder (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Robin_Hood).
Die Legende wird wohl auf jemanden zurück gehen, der nicht unbedingt Robin Hood hieß - auch wenn der älteste "Verdächtige" bei Wiki einen ganz ähnlichen Namen trägt - sondern auf jemanden, der mit dem Bogen umgehen konnte und sich mit den Obrigkeiten anlegte.
Der Langbogen wurde in England mit der Eroberung durch die Normannen eingeführt. Es war die Waffe der "Yeomen", freier nichtadliger Landbesitzer, die das Rückgrat des englischen Heeres bildeten.
Kehrte ein solcher Bogenschütze aus dem Krieg, sagen wir gegen Frankreich, zurück und fand seinen Besitz verwahrlost, war er vielleicht auch angelsächsischer Herkunft und kam bei den normannischen Obrigekeiten nicht durch mit irgendwelchen Ansprüchen, kann der sich sehr wohl in die Wälder verzogen haben und dort "lästig" geworden sein. Er wird gejagt haben - etwas, was sich die normannischen Besatzer vorbehalten haben - und sich als Räuber hervorgetan haben, wobei er mit seinem Bogen ein nicht zu unterschätzender Gegner gewesen sein dürfte, auch ohne die Schießkünste eines Robin Hood. Hat er dann noch Gleichgesinnte gefunden, haben wir schon einen Prototypen für den mythischen Robin Hood.

VG
Christian
Ich bin auch der Meinung, dass Robin Hood verschiedene Vorbilder hat. Der (englische) Langbogen war eine Waffe, die erst im 14. Jahrhundert verwendet wurde. Der Konflikt zwischen normannischer Obrigkeit und Angelsachsen ist eher dem 12. Jahrhundert zuzuordnen, im 14. Jahrhundert war meines Erachtens die Verschmelzung der Normannen und Angelsachsen zu Engländern abgeschlossen.

Vermutlich entstand die Robin-Hood-Legende parallel zur Richard-Löwenherz-Legende, in der der König als gerechter König dargestellt wird. Ob diese Richard-Löwenherz-Legende infolge der seit ca. 1190 wieder entdeckten bzw. neu dargestellten Artus-Legende entstand, ist durchaus möglich.
Wenn man es will, ist der Legenden-Richard ein Abbild eines Herrschers, der als Erster unter gleichen, freien Männern für Recht und Ordnung sorgt. Der Gegenentwurf dieser Legende ist Robin Hood, der als freier Mann gegen Unrecht und Willkür Einzelner kämpft. Beide Legenden sind wohl auf die Ideale der Magna Charta bzw. dem Aufstand Simon Montforts zurückzuführen - hier der gerechte König, dort der für Recht und gegen Willkür kämpfende freie Mann. Demnach spiegeln wohl alle genannten Legenden die Ideale des spätmittelalterlichen Englands wider.
Die Germanen verwendeten Langbögen aus Eibenholz. Solche wurden z.B. auf dem Nydam Boot gefunden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Bogen_(Waffe)
(24.03.2014 02:17)Paul schrieb: [ -> ]Die Germanen verwendeten Langbögen aus Eibenholz. Solche wurden z.B. auf dem Nydam Boot gefunden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Bogen_(Waffe)

Das ist zwar richtig, aber es geht um diesen Langbogen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Langbogen
Langbögen sind schon faszinierend - wobei ich aus eigener Erfahrung Bogenschützenerfahrung sagen kann - es sieht immer einfacher aus als es ist wenn man so eine Waffe wirklich in der Hand hat.

Auch aus dem Grund finde ich Robin Hood spannend, ebenso wie die vielen anderen Gestalten der Zeit - angefangen von Ivenhoe bis hin zu Richard Löwenherz.
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