08.01.2013, 18:38
![[Bild: Macabre-humour-at-the-troop-s-transportation-1914.jpg]](http://www.welt.de/img/geschichte/crop112528552/0498729111-ci3x2l-w620/Macabre-humour-at-the-troop-s-transportation-1914.jpg)
Zitat:Bald jährt sich der Erste Weltkrieg zum 100. Mal. Die Politik rüstet sich zu internationalem Gedenken. Aber ausgerechnet in dem Land, das im Zentrum der Katastrophe stand, ist der Krieg entrückt.
Noch haben wir Zeit, etwas Zeit. Nicht, dass es wieder einmal fünf vor zwölf wäre und nun hastig ein rasantes Wendemanöver zur Rettung der Spezies einzuleiten wäre. Es geht, viel bescheidener, um ein klügeres und nicht gar so germanozentrisches Gedenken, um ein sich vergewisserndes Nachdenken über uns in Europa, in geschichtlicher Dimension. Und vielleicht mit aktuellem Nutzen.
Noch haben wir mehr als ein Jahr Zeit, uns zu überlegen, wie wir der Tatsache gedenken sollen, dass es im August 2014 genau 100 Jahre her sein wird, dass durch eine vertrackte Kette von Zufällen, Lügen sowie schlechten, guten und besten Absichten fast über Nacht ein Krieg in Gang kam, der das junge 20.Jahrhundert voller Wucht aus seiner ziemlich zukunftsgewissen Bahn werfen sollte.
Ein Krieg, der zu so etwas wie dem tragisch berstenden Urknoten eines Jahrhunderts wurde. Einer Zeitspanne, die eben nicht jenes kurze Jahrhundert war, das nach 1989 in aufatmenden Bilanzen vorzeitig verabschiedet wurde. Das vielmehr – 1914 bis 1989 – quälend lang wurde in seinem schier endlosen Mäandern zwischen Fortschritt, Freiheit, Unfreiheit und Barbarei.
Kein Tag im deutschen Fernsehen ohne Bilder von Adolf Hitler: Das bezeugt sicherlich auch die trübe Faszinationskraft, die noch immer ungebrochen von dem Mann aus Braunau ausgeht. Es ist aber ebenso Ausdruck davon, dass die Deutschen es ernst meinen mit dem, was etwas beamtenhaft "Aufarbeitung der Vergangenheit" genannt wird. Man muss nur nebeneinanderstellen, wie in Japan und Deutschland mit der Vergangenheit der 30er- und 40er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts umgegangen wurde und wird, um zu erkennen, dass es den Deutschen – nach einigem Zögern, Wegsehen und Beschweigen – gelungen ist, sich mit der NS-Zeit zu konfrontieren.
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http://www.welt.de/geschichte/article112...rgass.html