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Normale Version: Presseschau Der Mord an Michael Gartenschläger
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[Bild: Reinbek.jpg]

[/quote]"Sekunden dauernde Feuerstöße Richtung G."

Als er eine Selbstschussanlage an der innerdeutschen Grenze demontieren wollte, wurde der SED-Kritiker Michael Gartenschläger 1976 in einen Hinterhalt gelockt. Eine Ausstellung verfolgt seinen Tod.
Zitat:[quote]Die Täter waren gut getarnt. Vier Elitesoldaten der "Einsatzkompanie" der DDR-Staatssicherheit, hundertprozentig zuverlässige "Genossen", warteten im hohen Gras auf westlicher Seite der innerdeutschen Grenze. Man schrieb Ende April 1976, und die Männer hatten einen klaren Befehl: Sie sollten einen "Grenzverletzer" mit westdeutschem Pass, nämlich Michael Gartenschläger, "festnehmen oder vernichten". Sie führten ihren Befehl aus. Der 32-jährige Gartenschläger wurde in der dunklen Neumondnacht zum 1. Mai 1976 erschossen.

Jetzt widmet die Gedenkstätte Grenzhus Schlagsdorf mit einer Sonderausstellung an den Tod des DDR-Kritikers. "Michael Gartenschläger steht stellvertretend für die Todesopfer des DDR-Grenzregimes und erinnert an Widerstand und Unterdrückung unter der SED-Herrschaft", erklärt Grenzhus-Leiter Andreas Wagner vom Trägerverein Politische Memoriale.

Zugleich stellt der Historiker fest: "Seine Person eignet sich nicht zur Heroisierung. Er war total menschlich, unangepasst, unbequem, er erleidet auch Rückschläge in seinem Leben." Es sei Gartenschlägers Gerechtigkeitsempfinden gewesen, das ihn nie losließ und "letztlich das Leben" kostete

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"Festnehmen oder vernichten"

Dabei gab Kleinjung die von Mielke erteilte Weisung weiter, der "Täter" sei bei einem neuerlichen Versuch, eine Splittermine abzubauen, "unter allen Umständen möglichst festzunehmen". Sollte dies nicht gelinge, dürfte er keinesfalls entkommen, sondern müsse "vernichtet werden". Diese Weisungen hielt Kleinjung, ganz Stasi-Bürokrat, am 26. April 1976 in einem "Maßnahmeplan" fest. Darin stand: "Die Anwendung der Schusswaffe erfolgt, wenn keine andere Möglichkeit zur Realisierung der vorgenannten Zielstellung vorhanden ist. Die Feuerführung erfolgt parallel zur Staatsgrenze." Ein klarer Mordbefehl.
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Sie musste ein ganze Woche warten: Erst in der Nacht zum 1. Mai 1976 tauchte Gartenschläger wieder an der Grenzsäule 231 auf, begleitet von zwei jungen Männern. Über das, was in den folgenden Sekunden geschah, gibt es entgegengesetzte Aussagen: Möglicherweise fiel ihm der Hinterhalt auf, möglicherweise gab er, gezielt oder ungezielt, einen oder vielleicht auch zwei Schüsse ab. Jedenfalls eröffneten die vier Mann der "Einsatzkompanie" mit ihren Sturmgewehren sofort ein Dauerfeuer.

Die Angeklagten wurden freigesprochen

Der Bundesgerichtshof stellte später in einem Urteil fest: "Gartenschläger wurde noch in aufrechter oder gebückter Haltung von drei Kugeln im Oberkörper getroffen, wobei ein Geschoss Herz, Lunge und Rückenmark durchschlug, was zum Zusammenbruch des Kreislaufs und zum Herztod führte, so dass er sofort zusammensackte."

Danach gaben die vier Posten "weitere, mehrere Sekunden dauernde Feuerstöße in Richtung des liegenden G ab, der von zahlreichen Schüssen getroffen wurde". Gartenschlägers Begleiter zogen sich auf westdeutsches Gebiet zurück, der Leichnam des DDR-Gegners wurde auf die andere Seite der innendeutschen Grenze gebracht.

Obwohl es sich um einen klaren Mord handelte, konnten weder die Schützen noch die Auftraggeber wie Karl Kleinjung nach 1990 strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden. Mehrere Instanzen konnten jedenfalls "nicht ausschließen", dass die vier Posten irrtümlich geglaubt hätten, in Notwehr zu handeln. Und Kleinjung sagte allen Ernstes aus, mit "vernichten" müsse nicht "töten" gemeint gewesen sein. Weil die Richter das Gegenteil nicht beweisen konnten, wurden alle Angeklagten freigesprochen – teilweise aus Mangel an Beweisen für die Anklage, teilweise wegen Verjährung.

Marita Pagels-Heineking, die Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen in Mecklenburg-Vorpommern, hält die Geschichte von Michael Gartenschläger auch nach fast 37 Jahren für brandaktuell. "Nicht wegzuschauen, wenn Unrecht geschieht, wenn die Freiheit bedroht ist – das können wir von Michael Gartenschläger lernen", meint sie. Jugendliche könnten Geschichte besser verstehen, wenn sie sich mit Biografien wie der von Gartenschläger auseinandersetzten.

zum weiterlesen
http://www.welt.de/geschichte/article113...ung-G.html
An dieses oder ähnliche Schicksale kann nicht genügend erinnert werden.
(02.03.2013 05:13)Sansavoir schrieb: [ -> ]An dieses oder ähnliche Schicksale kann nicht genügend erinnert werden.

Ich kann mich an den Fall noch recht gut erinnern.
Im Westen hat man damals auf Deeskalation gesetzt, da war ein "Gartenschläger" eher peinlich, und man hat ihm deshalb nicht die Aufmerksamkeit gegönnt, die er erwartete.
Was dann zu seinem tragischen Tod führte.

Hinterher wurde er als so eine Art "Don Quijote" dargestellt, der gar nicht so genau wusste auf was er sich einließ, die Gefahr nicht einschätzen konnte.
Was ihm mMn nicht gerecht wird.
Dass in Ostberlin zdZ einer sass, der die Deeskalation nicht wollte, eher auf Eskalation setzte.

Bei Gartenschläger fallen mir die Worte ein, die Lilienthal zugeschrieben werden:
Opfer müssen gebracht werden.
Fast 1000 Morde an Mauer und Stacheldraht. Wieviel Täter wurden bestraft?
Von der ganzen SED-Führung wurden nur die beiden am wenigsten belasteten zu Gefängnisstrafen verurteilt, die beiden, die mMn dafür verantwortlich sind, daß bei dem Umsturz kein Blut floß. Ich habe damals immer gedacht, ob unter den Richtern nicht 68er waren, die sich dafür rächten, daß ihre schöne DDR vernichtet wurde.
Von der wirklichen DDR-Prominenz, Honecker, Mielke, Mittag usw. ist keiner eingelocht worden. Margot Honecker genießt in Chile eine schöne Pension der Bundesrepublik als Ministerin und Staatspräsidentenwitwe.
Doch @Harald, eingelocht und einem Gerichtsverfahren unterzogen wurden sie schon. Aber dann wegen Erkrankung oder geradezu erschreckender Senilität freigelassen. Günter Mittag hatte nur mit der maroden Ökonomie zu tun, aber nicht direkt mit dem, was an der Mauer passierte. Margot, der lila Drache - intern als Bildungsministerin wegen ihrer getönten Haare unter Lehrern in der DDR so genannt - soll meinetwegen in Patagonien bleiben.
Und es ist heute auch niemand wirklich interessiert daran, dass mysteriöse Todesumstände, einerseits die von Rudolf Bahro, Jürgen Fuchs oder Gernulf Pannach, andererseits der "Unfall" von Lutz Eigendorf aufgeklärt werden.
(02.03.2013 13:46)Harald1 schrieb: [ -> ]Fast 1000 Morde an Mauer und Stacheldraht. Wieviel Täter wurden bestraft?
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Von der wirklichen DDR-Prominenz, Honecker, Mielke, Mittag usw. ist keiner eingelocht worden. ./.

Honecker wurde mit hohem diplomatischem Aufwand in einen deutschen Knast vor ein deutsches Gericht geholt. Die Freunde mussten ihn nach einigem hin und her schließlich ausliefern.
Dass er einer Strafe entging ist seinem Krebsleiden geschuldet.

Mielke hat man wegen seinem Polizistendoppelmord verknackt, 60 Jahre nach der Tat.
Bei Mielke hat es genug juristische Kopfstände gekostet, ihn in den1990er noch dranzukriegen. Für alles was in der DDR geschah, ist er nie belangt worden und Mielkes Missetaten-Konto war mehr als voll.
An den Fall Michael Gartenschläger kann ich mich noch gut erinnern. Gartenschläger, wie viele DDR-Bürger und EX-DDR-Bürger, das war er ja, furchtlos und sicher ein Hasardeur, in meinen Augen aber auch ein Held. Der hat es tatsächlich fertig gebracht, die gefährlichen Selbstschussanlagen an der Grenze abzubauen; ein Exemplar bekam der "SPIEGEL", der dann die Technik analysierte. Sie haben ihm dann aufgelauert und erschossen. Er hatte zu viel riskiert. Chapeau, Michael ...
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