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Normale Version: Die Zeitenwende in Süddeutschland
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Eine interessante Zeit.
Die Kelten sollen "weg" gewesen sein.

(16.03.2013 12:34)Suebe schrieb: [ -> ]Das Landesdenkmalamt BW hat übrigens in Südwürttemberg vor kurzem die vorhandenen Funde zeitlich konkret auf die Zeitenwende 50 vor 50 nach Chr. abgeprüft.
Es blieben lediglich 6 Fundstücke!

Was die Meinung des Landesdenkmalamtes, dass es sich keineswegs um eine Fundlücke handelt, natürlich überaus verfestigt.

Die Römer waren noch nicht da.
Und die Germanen sowieso nicht.

Es gibt Funde ca. 100 vor
http://de.wikipedia.org/wiki/Heidengraben
es gibt funde für die Römerzeit:
http://www.villa-rustica.de/

jeweils auf "Weltniveau"
für die Zeit dazwischen.... nichts
lediglich [/quote]6 Funde siehe mein obiges Selbstzitat.
Naja...Kempten und Augsburg sind für diese Zeit als römische Städte in Rätien belegt. Sind die beiden Örtlichkeiten in die Untersuchungen einbezogen worden?!?
Auch in Südwestdeutschland haben die Römer damals ihre Herrschaft aufgebaut. Dank dieses "Aufbaustadiums" können die Funde nicht sooo zahlreich sein, aber mehr als die HAndvoll Funde hätte ich mir schon erwartet...

VG
Christian
(17.03.2013 14:50)913Chris schrieb: [ -> ]Naja...Kempten und Augsburg sind für diese Zeit als römische Städte in Rätien belegt. Sind die beiden Örtlichkeiten in die Untersuchungen einbezogen worden?!?
Auch in Südwestdeutschland haben die Römer damals ihre Herrschaft aufgebaut. Dank dieses "Aufbaustadiums" können die Funde nicht sooo zahlreich sein, aber mehr als die HAndvoll Funde hätte ich mir schon erwartet...

VG
Christian


Die Untersuchung wurde vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg in Südwürttemberg durchgeführt. Regierungsbezirk Tübingen.
Das Gebiet ist groß, jedoch würde es in Kempten und Augsburg mit Sicherheit Widerspruch geben, würde man sie dahin zuordnen.
Noch was: Gegen wen zum Henker mussten Tiberius und Drusus kämpfen, als sie 15 v.Chr. Oberschwaben als Teil Rätiens eroberten? Wo waren da die Räter?
Kann ja sein, dass die Räter wenig Funde hinterlassen haben, aber da waren sie ohne Zweifel!

VG
Christian
(17.03.2013 15:19)913Chris schrieb: [ -> ]Noch was: Gegen wen zum Henker mussten Tiberius und Drusus kämpfen, als sie 15 v.Chr. Oberschwaben als Teil Rätiens eroberten? Wo waren da die Räter?
Kann ja sein, dass die Räter wenig Funde hinterlassen haben, aber da waren sie ohne Zweifel!

VG
Christian

tja, weiß der Teufel. (könnte doch sein, war mal unser Ministerpräsident)
Auf dem Bodensee sollen ihnen die Vinteliker eine Seeschlacht geliefert haben. Um sich anschließend in Luft aufzulösen......

Zwei Menschenalter (70nach) später kamen die Römer das Kinzigtal hoch, (Offenburg-Gengenbach-Hausach-Haslach nach Rottweil) mit 3 Legionen!
(Wenn ich mich richtig erinnere, muss die Marsch-Kolonne von 3 Legionen etwa so lang gewesen sein, dass die Vorhut bereits in Rottweil war, als die Nachhut in Offenburg die Sandalen geschnürt hat) Um den Anschluss zur Donaustraße (Hüfingen-Tuttlingen-Laiz-Ehingen-Ulm) zu schließen.

Dann haben sie ihre Kastelle in mehreren 25Jahres-Sprüngen vorverlegt, bis sie schließlich den endgültigen Limes-Verlauf erreichten.

Das alles tat man einer Einöde, der "Helvetischen-Einöde" an.
Ich will es nicht fressen.............

Nun, das Gegenteil kann ich natürlich nicht beweisen. Aber einen Erklärungs-Versuch abgeben:
Die Kultur der Latene-Zeit war eine Kultur die ausschließlich die Eliten tangierte. Der Kimbern und Teutonenzug (auf Geschichtsatlanten wird der gerne quer durch die Alpen eingezeichnet, was aber schlicht nicht sein kann) der muss durch Süddeutschland gegangen sein, wird dieser Kultur einen ersten kräftigen Schlag versetzt haben. Und in der selben Zeit und der folge könnte eine "Revolution" die Eliten hinweggefegt haben. Die neue Herrscherschicht sich betont wie das "befreite" Volk gab, einfache Keramik keine Luxusgüter, den erbeuteten "alten Plunder" geopfert haben.
Archäologisch bis heute nicht nachweisbar.


Edit: Die Quellen zu den 6 Funden:
Günther Wieland "Die Spätlatenezeit in Württemberg" 1996
(17.03.2013 22:14)Suebe schrieb: [ -> ]Nun, das Gegenteil kann ich natürlich nicht beweisen. Aber einen Erklärungs-Versuch abgeben:
Die Kultur der Latene-Zeit war eine Kultur die ausschließlich die Eliten tangierte. Der Kimbern und Teutonenzug (auf Geschichtsatlanten wird der gerne quer durch die Alpen eingezeichnet, was aber schlicht nicht sein kann) der muss durch Süddeutschland gegangen sein, wird dieser Kultur einen ersten kräftigen Schlag versetzt haben. Und in der selben Zeit und der folge könnte eine "Revolution" die Eliten hinweggefegt haben. Die neue Herrscherschicht sich betont wie das "befreite" Volk gab, einfache Keramik keine Luxusgüter, den erbeuteten "alten Plunder" geopfert haben.
Archäologisch bis heute nicht nachweisbar.


Vielleicht hat aber auch der Durchzug der Kimbern und Teutonen einfach das Handelsnetz zerstört, über das sich die Eltiten mit dem ganzen elitären Gedöns versorgt haben, so daß man eine Weile eben nur mit dem einfachen zeug zurechtkommen mußte...
(17.03.2013 23:15)Bunbury schrieb: [ -> ]
(17.03.2013 22:14)Suebe schrieb: [ -> ]Nun, das Gegenteil kann ich natürlich nicht beweisen. Aber einen Erklärungs-Versuch abgeben:
Die Kultur der Latene-Zeit war eine Kultur die ausschließlich die Eliten tangierte. Der Kimbern und Teutonenzug (auf Geschichtsatlanten wird der gerne quer durch die Alpen eingezeichnet, was aber schlicht nicht sein kann) der muss durch Süddeutschland gegangen sein, wird dieser Kultur einen ersten kräftigen Schlag versetzt haben. Und in der selben Zeit und der folge könnte eine "Revolution" die Eliten hinweggefegt haben. Die neue Herrscherschicht sich betont wie das "befreite" Volk gab, einfache Keramik keine Luxusgüter, den erbeuteten "alten Plunder" geopfert haben.
Archäologisch bis heute nicht nachweisbar.


Vielleicht hat aber auch der Durchzug der Kimbern und Teutonen einfach das Handelsnetz zerstört, über das sich die Eltiten mit dem ganzen elitären Gedöns versorgt haben, so daß man eine Weile eben nur mit dem einfachen zeug zurechtkommen mußte...

Eigentlich lagen die Produktionsstätten für die Luxusgüter doch in den Städten der Spätlatenezeit, also auch in Rätien.
Irgendwie wurde die Produktion reduziert und die Absatzmärkte brachen weg. Ein Faktor war sicherlich die Zerstörung der Städte, mit ihren Werkstätten.
Ein weiterer wichtiger Faktor war sicherlich, das die Römer Werte abschöpften. Die Regionen im heutigen Süddeutschland verarmten, so das sich die Leute auf das Lebenswichtige beschränkten. So musste die Bevölkerungsdichte weiter absinken.
Rätien ist ein weiteres Beispiel dafür, das sich die Hallstatt- u. Latenekultur über die Regionen mit keltischer Sprache hinaus ausbreitete bzw. sogar auch in Rätien und Südgermanien entstand.
südlich davon gab es Regionen, die zwar als eigne Kulturen identifiziert wurden, die aber nur etwas anders und nicht qualitativ schlechter waren.
Die Römer haben in Süddeutschland keine Keltenstädte mehr angetroffen.
Zitat Bunbury:
Zitat:Vielleicht hat aber auch der Durchzug der Kimbern und Teutonen einfach das Handelsnetz zerstört, über das sich die Eltiten mit dem ganzen elitären Gedöns versorgt haben, so daß man eine Weile eben nur mit dem einfachen zeug zurechtkommen mußte...
oder so, muss ja nicht immer eine Revolution gewesen sein. Angel


Mal ein kleines Rechenexempel.

Cäsar gibt die Zahl der Helvetier um 50vor mit 267.000 an.
Wobei er evt. übertrieben hat.

Aus dem Siedlungsgebiet der Helvetier sind über einen Zeitraum seit 400vor, also mithin 350Jahre oder 12 Generationen ca. 1.000 Bestattungen bekannt.
Woraus man eine ständige Bevölkerung von lediglich 72 Personen errechnet.

Aus dem südlichen Bayern kennt man aus dieser Zeit ca. 500 Bestattungen was einer ständigen Bevölkerung von 36 Personen entspricht.

Ergo: Wir kennen lediglich Bruchteile eines Promilles der keltischen Bevölkerung.
Vergleichbar mit heute:
dem Anteil der Bevölkerung der heute mit eigenem Piloten, eigenen Hubschrauber und eigenem Geschäftsreiseflugzeug unterwegs ist.
Würde man diesen Bevölkerungsanteil irgendwie für repräsentativ anschauen?
Gewiss nicht.

Aber bei den Kelten macht man es.
(18.03.2013 09:27)Suebe schrieb: [ -> ]Mal ein kleines Rechenexempel.

Cäsar gibt die Zahl der Helvetier um 50vor mit 267.000 an.
Wobei er evt. übertrieben hat.

Aus dem Siedlungsgebiet der Helvetier sind über einen Zeitraum seit 400vor, also mithin 350Jahre oder 12 Generationen ca. 1.000 Bestattungen bekannt.
Woraus man eine ständige Bevölkerung von lediglich 72 Personen errechnet.

Aus dem südlichen Bayern kennt man aus dieser Zeit ca. 500 Bestattungen was einer ständigen Bevölkerung von 36 Personen entspricht.

Ergo: Wir kennen lediglich Bruchteile eines Promilles der keltischen Bevölkerung.

Nunja, wie ich an anderer Stelle schon ausgeführt habe, würde ich mich auf Caesars Zahlen nicht unbedingt verlassen. Vielleicht hat er die Anzahl in ide Höhe getrieben, um die Helvetier gefährlicher aussehen zu lassen, als sie waren.
Vielleicht haben aber auch die Helvetier mit gewissen Tricks versucht, Caesar vorzumachen, daß sie mehr seien, als sie tatsächlich waren.
Wie dem auch sei- Caesar hat mit Sicherheit keine amtliche Volkszähling durchgeführt...

Das Fehlen von Gräberfeldern der späten Keltenzeit ist allerdings schon auffällig. Auch hier kennt man keines- obwohl Kelten hier über 600 Jahre den vorderen Taunus- Kamm bewohnten. Nur ein einziges Grab eines wohlhabenden Mannes wurde gefunden, so daß man durchaus darüver spekulieren kann, was mit den niederen Kelten nach ihrem Tod geschah...

(18.03.2013 09:27)Suebe schrieb: [ -> ]Vergleichbar mit heute:
dem Anteil der Bevölkerung der heute mit eigenem Piloten, eigenen Hubschrauber und eigenem Geschäftsreiseflugzeug unterwegs ist.
Würde man diesen Bevölkerungsanteil irgendwie für repräsentativ anschauen?
Gewiss nicht.

Aber bei den Kelten macht man es.

Auch wenn der Geschäftsmann mit eigenem Flugzeug, Hubschrauber und Piloten heute nicht die Gesellschaft an sich repräsentiert, so sagt der Fund eines solchen Geschäftsmannes aus, daß unsere Gesellschaft reicht genug ist, um einen Menschen hervorzubringen, der über eine derartige Anzahl von Ressourcen verfügt.
Soweit ich weiß, gibt es gewisse (nicht unumstrittene) Gesellscahftswissenschaftliche Modell, mit denen man in etwa berechnet werden kann, wieiviel Menschen in einer Gesellschaft leben müssen, um eben einen solchen Geschäftsmann hervorzubringen.

Nicht nur bei den Kelten wird die Gesellschaft repräsentativ nach der "Elite" beurteilt- Berichte über einfache römische Bürger, ägyptische Bauern oder babylonische Tagelöhner habe ich ehrlich gesagt auch noch nicht allzu viele gefunden. Auch hier im Forum wird recht selten nach ihnen gefragt...Wink
(18.03.2013 12:24)Bunbury schrieb: [ -> ]Das Fehlen von Gräberfeldern der späten Keltenzeit ist allerdings schon auffällig. Auch hier kennt man keines- obwohl Kelten hier über 600 Jahre den vorderen Taunus- Kamm bewohnten. Nur ein einziges Grab eines wohlhabenden Mannes wurde gefunden, so daß man durchaus darüver spekulieren kann, was mit den niederen Kelten nach ihrem Tod geschah...

./.


Auch wenn der Geschäftsmann mit eigenem Flugzeug, Hubschrauber und Piloten heute nicht die Gesellschaft an sich repräsentiert, so sagt der Fund eines solchen Geschäftsmannes aus, daß unsere Gesellschaft reicht genug ist, um einen Menschen hervorzubringen, der über eine derartige Anzahl von Ressourcen verfügt.
Soweit ich weiß, gibt es gewisse (nicht unumstrittene) Gesellscahftswissenschaftliche Modell, mit denen man in etwa berechnet werden kann, wieiviel Menschen in einer Gesellschaft leben müssen, um eben einen solchen Geschäftsmann hervorzubringen.

Ja, schon klar.
Nur wird halt kein Mensch auf die Idee kommen, das Fehlen des Hubschraubers als Indiz/Nachweis für den kompletten Wegzug der Bevölkerung zu nehmen.
Es ist natürlich ein Indiz für die generelle Verarmung, und es kann eine längere Zeit gegangen sein, bis der Reichtum sich wieder derart darstellt.
Wenn die Masse den "Kitt von den Fenstern" (fr)isst, ist der, der sich täglich ein Schnitzel leistet ja schon der Elite zugehörig.


Zitat:Nicht nur bei den Kelten wird die Gesellschaft repräsentativ nach der "Elite" beurteilt- Berichte über einfache römische Bürger, ägyptische Bauern oder babylonische Tagelöhner habe ich ehrlich gesagt auch noch nicht allzu viele gefunden. Auch hier im Forum wird recht selten nach ihnen gefragt...Wink

Das ist zweifellos richtig.
Was allerdings schon in vergangenen Jahrhunderten aufgefallen ist
Zitat: "Als Adam grub, und Eva spann, wo war denn da der Edelmann" Zitatende

Nachdem meine Vorfahren überwiegend zu denen die "gesponnen und gegraben haben" gehörten, interessiert mich die Geschichte derjenigen natürlich um so mehr.
Was mir immer schleierhaft bleibt ist warum die Kimbern und Teutonen (ich schweife nicht ab) sich auf ihren Zügen nie irgendwo in keltischen Gebieten ansiedeln konnten, sondern unbedingt den Römern in die Fänge laufen mußten. Wenn sie die Römer mehrfach besiegten, hätte das auch mit einzelnen keltischen Völkern möglich sein müssen.
Es scheint mir auf jeden Fall ein Beweis dafür zu sein, daß das Dekumatenland nicht unbesiedelt war.
(18.03.2013 14:53)Harald1 schrieb: [ -> ]Was mir immer schleierhaft bleibt ist warum die Kimbern und Teutonen (ich schweife nicht ab) sich auf ihren Zügen nie irgendwo in keltischen Gebieten ansiedeln konnten, sondern unbedingt den Römern in die Fänge laufen mußten. Wenn sie die Römer mehrfach besiegten, hätte das auch mit einzelnen keltischen Völkern möglich sein müssen.
Es scheint mir auf jeden Fall ein Beweis dafür zu sein, daß das Dekumatenland nicht unbesiedelt war.

Das ist weniger die Frage,
ca125-ca110vor war zB das Oppidum Heidengraben auf der Höhe seiner Entwicklung,
dann aber endet alles in einem großen Fragezeichen.

Die Kimbern und Teutonen werden aber ziemlich sicher irgendetwas mit dem Fragezeichen zu tun haben.
Ja, um die Zeit bricht´s auch in Manching ab.

Aber zu euren vorigen Mails: Der Umbruch in der Gesellschaftsstruktur fand doch schon viel früher statt: Am Ende der Hallstattzeit findet man plötzlich keine Hinweise mehr auf "echte" Eliten (die "Fürsten"), gleichzeitig werden die Höhensiedlungen verlassen und die LaTene-Zeit bricht an...mit ihren handelsorientierten oppida.
Die neuen Eliten waren die Reichen. Die Armen konnten sich offenbar entweder ein dauerhaft nachweisbares Begräbnis nicht leisten - oder sie wurden gar nicht begraben.
Die Kelten hatten einen Jenseitsglauben, der es ihnen leicht machte, zu sterben (was sie zu so furchterregenden Kriegern machte).Sie glaubten an die Wiedergeburt. Warum also jemanden groß begraben, wenn er doch bald wieder kommt, in anderer Gestalt zwar, aber immerhin?
Dazu kommt die Sitte der Kopftrophäen: In seinem Kopf lebte man weiter, der Rest des Körpers war unwichtig. Nun hat man bei den keltischen Tempeln Unmengen von Köpfen gefunden. Alles Männer, is logisch, aber eben eine große Zahl. Bei jedem der vielen keltischen Tempel, so weit ich weiß. Was, wenn hier unsere "verschwundenen" Begräbnisse zu finden sind?!?
Außerdem berichten die Römer (= Caesar, Poseidonios) davon, dass getötete Feinde kopflos, aber in voller Rüstung quasi "ausgestellt" wurden. Bei den vielen Kriegen, die die Kelten führten, dürften hier auch jede Menge "verschwundener" Begräbnisse ihren Ursprung haben...

Was haltet ihr von meinen Ideen?

VG
Christian
(18.03.2013 16:54)913Chris schrieb: [ -> ]Ja, um die Zeit bricht´s auch in Manching ab.

Aber zu euren vorigen Mails: Der Umbruch in der Gesellschaftsstruktur fand doch schon viel früher statt: Am Ende der Hallstattzeit findet man plötzlich keine Hinweise mehr auf "echte" Eliten (die "Fürsten"), gleichzeitig werden die Höhensiedlungen verlassen und die LaTene-Zeit bricht an...mit ihren handelsorientierten oppida.
Die neuen Eliten waren die Reichen. Die Armen konnten sich offenbar entweder ein dauerhaft nachweisbares Begräbnis nicht leisten - oder sie wurden gar nicht begraben.
Die Kelten hatten einen Jenseitsglauben, der es ihnen leicht machte, zu sterben (was sie zu so furchterregenden Kriegern machte).Sie glaubten an die Wiedergeburt. Warum also jemanden groß begraben, wenn er doch bald wieder kommt, in anderer Gestalt zwar, aber immerhin?
Dazu kommt die Sitte der Kopftrophäen: In seinem Kopf lebte man weiter, der Rest des Körpers war unwichtig. Nun hat man bei den keltischen Tempeln Unmengen von Köpfen gefunden. Alles Männer, is logisch, aber eben eine große Zahl. Bei jedem der vielen keltischen Tempel, so weit ich weiß. Was, wenn hier unsere "verschwundenen" Begräbnisse zu finden sind?!?
Außerdem berichten die Römer (= Caesar, Poseidonios) davon, dass getötete Feinde kopflos, aber in voller Rüstung quasi "ausgestellt" wurden. Bei den vielen Kriegen, die die Kelten führten, dürften hier auch jede Menge "verschwundener" Begräbnisse ihren Ursprung haben...

Was haltet ihr von meinen Ideen?

VG
Christian


Das ist sehr nachdenkenswert. Werde ich mich eingehender mit auseinandersetzen.

2 Kleine Anmerkungen
Den Jenseitsglauben haben wir ja auch, aber so besonders leicht scheidet eigentlich doch keiner aus dieser Welt. Huh

Das Begräbnis eines Kelten kann man allem nach durchaus schon als Auszeichnung sehen.
Eine noch größere Auszeichnung war aber wohl das Begräbnis in der Nähe einer schon begrabenen (schönen?) Frau.
schreibt zumindest Biel.
Cäsar hatte seine germanischen Söldner. Die stiegen von ihren Pferdchen und säbelten sich durch die Reihen der tapferen todesmutigen Gallier bis diese in Scharen wegliefen.
(18.03.2013 14:53)Harald1 schrieb: [ -> ]Was mir immer schleierhaft bleibt ist warum die Kimbern und Teutonen (ich schweife nicht ab) sich auf ihren Zügen nie irgendwo in keltischen Gebieten ansiedeln konnten, sondern unbedingt den Römern in die Fänge laufen mußten. Wenn sie die Römer mehrfach besiegten, hätte das auch mit einzelnen keltischen Völkern möglich sein müssen.
Es scheint mir auf jeden Fall ein Beweis dafür zu sein, daß das Dekumatenland nicht unbesiedelt war.

Als die Kimbern und Ambronen vorbeikamen, saßen die Helvetier noch in ihrer Heimat südlich des Mains, vielleicht schon etwas verdrängt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Helvetier

Sie wurden von den Sueben bedrängt, so das sie sich zeitgleich mit den Kimbern aufmachten. Es war also auch nicht attraktiv die Rolle mit den Helvetiern zu tauschen. Sie hätten sich natürlich in Gallien o. der Schweiz niederlassen und dort kleinere keltische Stämme verdrängen können.
(18.03.2013 20:06)Paul schrieb: [ -> ]
(18.03.2013 14:53)Harald1 schrieb: [ -> ]Was mir immer schleierhaft bleibt ist warum die Kimbern und Teutonen (ich schweife nicht ab) sich auf ihren Zügen nie irgendwo in keltischen Gebieten ansiedeln konnten, sondern unbedingt den Römern in die Fänge laufen mußten. Wenn sie die Römer mehrfach besiegten, hätte das auch mit einzelnen keltischen Völkern möglich sein müssen.
Es scheint mir auf jeden Fall ein Beweis dafür zu sein, daß das Dekumatenland nicht unbesiedelt war.

Als die Kimbern und Ambronen vorbeikamen, saßen die Helvetier noch in ihrer Heimat südlich des Mains, vielleicht schon etwas verdrängt. Sie wurden von den Sueben bedrängt, so das sie sich zeitgleich mit den Kimbern aufmachten. Es war also auch nicht attraktiv die Rolle mit den Helvetiern zu tauschen. Sie hätten sich natürlich in Gallien o. der Schweiz niederlassen und dort kleinere keltische Stämme verdrängen können.
Dann gäbe es sie vielleicht heute noch.
(18.03.2013 20:06)Paul schrieb: [ -> ]Als die Kimbern und Ambronen vorbeikamen, saßen die Helvetier noch in ihrer Heimat südlich des Mains, vielleicht schon etwas verdrängt. Sie wurden von den Sueben bedrängt, so das sie sich zeitgleich mit den Kimbern aufmachten. Es war also auch nicht attraktiv die Rolle mit den Helvetiern zu tauschen. Sie hätten sich natürlich in Gallien o. der Schweiz niederlassen und dort kleinere keltische Stämme verdrängen können.

Nachweise?
(18.03.2013 16:54)913Chris schrieb: [ -> ]Aber zu euren vorigen Mails: Der Umbruch in der Gesellschaftsstruktur fand doch schon viel früher statt:

Diese ganzen Umbrüche werden sehr, sehr verwirrend- und das noch am Abend.
nein, jetzt mal im Ernst- es gibt einen Umbruch zwischen Hallstatt und Latene und es gibt einen weiteren im ersten jahrhundert vor Christi Geburt.
Können wir erst einmal bei letzterem bleiben? Sonst komme ich noch völlig durcheinander...Wink

(18.03.2013 16:54)913Chris schrieb: [ -> ]Am Ende der Hallstattzeit findet man plötzlich keine Hinweise mehr auf "echte" Eliten (die "Fürsten"), gleichzeitig werden die Höhensiedlungen verlassen und die LaTene-Zeit bricht an...mit ihren handelsorientierten oppida.
Die neuen Eliten waren die Reichen. Die Armen konnten sich offenbar entweder ein dauerhaft nachweisbares Begräbnis nicht leisten - oder sie wurden gar nicht begraben.

Irgendwie paßt das nicht zusammen- städtische Kultur und Tote nicht begraben. Es ist schwer vorstellbar, daß sie ihre Toten dann einfach innerhalb der Stadt abgelegt haben sollen. Wenn, wurden sie nach draußen geschafft- und vielleicht den Tieren überlassen? Oder doch verbrannt?

(18.03.2013 16:54)913Chris schrieb: [ -> ]Die Kelten hatten einen Jenseitsglauben, der es ihnen leicht machte, zu sterben (was sie zu so furchterregenden Kriegern machte).Sie glaubten an die Wiedergeburt. Warum also jemanden groß begraben, wenn er doch bald wieder kommt, in anderer Gestalt zwar, aber immerhin?
Dazu kommt die Sitte der Kopftrophäen: In seinem Kopf lebte man weiter, der Rest des Körpers war unwichtig. Nun hat man bei den keltischen Tempeln Unmengen von Köpfen gefunden. Alles Männer, is logisch, aber eben eine große Zahl. Bei jedem der vielen keltischen Tempel, so weit ich weiß. Was, wenn hier unsere "verschwundenen" Begräbnisse zu finden sind?!?
Also, zunächst einmal würden immer noch die Körper fehlen- es wurden ja nur die Schädel aufgefunden. Und zweitens- wo sind dann die leichen der Frauen geblieben? Die werden wohl kaum unsterblich gewesen sein...


(18.03.2013 16:54)913Chris schrieb: [ -> ]Außerdem berichten die Römer (= Caesar, Poseidonios) davon, dass getötete Feinde kopflos, aber in voller Rüstung quasi "ausgestellt" wurden. Bei den vielen Kriegen, die die Kelten führten, dürften hier auch jede Menge "verschwundener" Begräbnisse ihren Ursprung haben...

Waren es denn Riten, die für alle keltischen Stämme galten? Ich weiß, daß man irgendwo in Frankfreich tatsächlich mal die Überreste einer hölzernen Plattform gefunden hat, auf der die Überreste von über hundert gefallenen, kopflosen Kriegern ausgestellt waren.

Daß das Sammeln der Köpfen bei den Kelten allgemein üblich war, ist sehr wahrscheinlich. (Im übrigen soll auch Königin Gwenwhyfar die abgeschlagenen Köpfe ihrer Feinde gesammelt haben, was so gar nicht dazu passen will, daß sie eine vornehme Römerin war... aber ich schweife ab). Aber ob es bei allen Keltenstämmen üblich war, den Rest des Körpers auf einer Plattform zur Schau zu stellen.... ich weiß nicht...


(18.03.2013 16:54)913Chris schrieb: [ -> ]Was haltet ihr von meinen Ideen?


Wie immer sehr viel- und noch wichtiger- sie bilden die Grundlage für eine wunderbare Diskussion.Smile
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