(04.05.2013 21:12)Bunbury schrieb: [ -> ]Nein, Butterfly, ich weiß nicht viel mehr über Macbeth, außer daß ihn die Schotten für einen sehr viel besseren König hielten als Shakespear.
Darf ich einspringen?
Macbeth war der Sohn von Findláech von Moray (gälisch Findláech mac Ruaidrí), einem König von Moray, einem kleinen Reich im Nordosten Schottlands. In irischen und orkadischen Quellen wird er auch "König von Schottland" genannt.
Findláech gehörte zum Haus Moray (aus dem z.B. auch Andrew de Moray, der wichtigste Verbündete von "Braveheart" William Wallace stammte) und wurde von seinen Neffen Máel Coluim (Malcolm) und Gilla Coemgáin ermordet, weil er sich per Heirat zu eng an das konkurrierende Haus Atholl gebunden hatte. König Duncan I. stammte aus diesem Haus, Duncan und Findláech waren Konkurrenten um den schottischen Thron gewesen.
Die genealogische Lage war damals kompliziert:
Macbeths Mutter war nämlich die Tochter von König Malcom II. gewesen und gleichzeitig Tante von König Duncan I.
Als König Malcolm II. starb, folgte ihm Gilla Coemgáin auf den Thron, dieser wurde allerdings schon nach einem Jahr getötet. Es folgte Duncan I., dessen Heerführer Cousin Macbeth wurde. Gilla Coemgáin war auch König von Moray gewesen. Als er schottischer König wurde, folgte ihm Macbeth in Moray nach.
Macbeth war ebenso wie Duncan Enkel von Malcolm II., hatte also ebenso gute Thronansprüche. Folgerichtig kam es zum Zweikampf, in dem Macbeth 1040 siegte.
17 Jahre dauerte Macbeths Herrschaft, in denen er versuchte, einerseits seinen Thron zu sichern, indem er etwa die Enkelin von Kenneth III., dem Vorgänger Malcolms II. heiratete (sein Stiefsohn Lulach sollte ihn beerben, wenn auch nur für ein Jahr), und andererseits Schottland zu stabilisieren, was ihm auch gelang. Ein "goldenes Zeitalter" brach unter Macbeth an, in denen die Teile Schottlands weiter vereinigt wurden und Recht und Ordnung herrschten.
Doch die Thronstreitigkeiten hörten nicht auf und sollten Macbeths Ende besiegeln: Duncans Sohn Malcolm bekämpfte Macbeth, und weil Macbeth ein starker König war, holte sich Malcolm die Unterstützung des englischen Königs Edward (des Bekenners). Damit begann eine lange Phase intensiven englischen Einlfusses in Schottland. Im Verlauf der Kämpfe mit Malcolm erlitt Macbeth 1054 eine erste Niederlage und wurde dann 1057 bei der Schlacht von Lumphanan in der Nähe von Aberdeen von Macduff erschlagen. Andere Quellen berichten, Malcolm selbst habe Macbeth getötet.
Macbeth ist der letzte schottische König, der in Iona begraben wurde. Malcolm folgte ihm bzw. seinem Stiefsohn auf den schottischen Thron und heiratete Margaret, eine Schwester des englischen Königs Edgar Aetheling. Margaret bewirkte, dass Schottland katholisch und insgesamt normannisiert wurde. Malcolm III. und Margaret begründeten das Haus Dunkeld, das 1058 bis 1286 den schottischen Thron innehaben sollte.
Somit kann Macbeth als "letzter wahrhaftig schottischer König" gelten.
VG
Christian