(07.08.2012 16:57)Wallenstein schrieb: [ -> ]Da hat man sich wahrscheinlich wieder auf Wiki bezogen. Mehr oder weniger steht das dort so. Wie war es denn nun wirklich, Maxdorfer?
In Wikipedia steht ausdrücklich "† nach 476".
Damals herrschte in Italien
Orestes, ein Feldherr, der überzeugt war, es gäbe noch eine Rettung für Westrom. Und für diese Rettung wollte er sorgen. Da er aber einige Jahre zuvor bei den Hunnen - also bei Barbaren - als Sekretär gedient hatte, dachte er, die Senatoren würden seine Herrschaft nicht anerkennen. Deshalb setzte er seinen jungen Sohn
Romulus Augustulus auf den Thron. Der Name war sicher Propagandasache, denn Romulus war der Legende nach der Gründer Roms gewesen. Augustulus war ein Spottname "
kleiner Augustus".
Doch das römische Reich war durch die ausländischen Söldnerheere in einen
Teufelskreis gelangt: Die angeheuerten Söldner wurden nach dem Dienst in der Armee mit steuerfreiem Land belohnt, dadurch verringerten sich die Steuereinnahmen des Staates, sodass mehr Land her musste. Um dieses zu erobern, brauchte man ausländische Söldner, und die mussten wieder mit Land belohnt werden. So ging es immer weiter abwärts, bis man schließlich nur noch extrem illoyale Soldaten hatte. Und Orestes konnte die Männer, die ihm die Herrschaft verschafft hatte, nicht einmal mehr mit Land bezahlen.
Da meuterten die Soldaten und starteten eine Rebellion. Deren Spitze übernahm
Odoaker, ein germanischer Heerführer, den das römische Reich rein gar nicht interessierte und dem es nur um persönliche Macht ging. Er marschierte mit den barbarischen Legionären auf Rom zu und stürmte die Stadt. Orestes wurde getötet, doch Romulus Augustulus wollte man nichts antun, um den Anschein zu erwecken, man habe wenigstens einigermaßen legal gehandelt.
Er wurde einfach nur abgesetzt und in den Ruhestand geschickt - mit nicht einmal 16 Jahren. Er bekam ein Landgut bei
Neapel, in der er das Leben eines reichen Römers aus der Oberschicht führte. Auch eine jährliche Rente bekam er zugesichert, eine Rente, die so groß war, dass er sich für den Rest seines Lebens keine Sorgen mehr machen musste.
Man weiß nicht genau, wann Romulus ums Leben kam, da genaue Aufzeichnungen nicht existieren. Einen Hinweis gibt der Chronist
Cassiodor in seinen
"Variae", einer Dokumentensammlung über die Verwaltung Italiens. Er berichtet, dass der Ostgotenkönig
Theoderrich der Große, der nach Odoaker Italien regierte, zwischen 507 und 510 n. Chr. noch eine Schenkung an einen Romulus getätigt habe. Ich persönlich halte es für wahrscheinlich, dass es sich dabei um den letzten Kaiser in Italien (*) handelt, denn selbst wenn es weitere Menschen namens Romulus damals in Italien gab, bekamen diese nicht unbedingt Schenkungen oder waren nicht so bekannt, dass ihr Name in Büchern ohne weitere Erklärungen genannt werden konnte.
Es kann durchaus sein, denn Romulus wäre 510 erst 50 Jahre alt gewesen, was nicht sooo alt war, selbst in der Antike. Genaue Hinweise gibt es aber nicht. Wann also Romulus starb, ob 480, 500 oder 530, das weiß man nicht 100-prozentig. Aber ziemlich sicher nicht 476. Denn das wäre für die damalige politische Lage von Bedeutung gewesen, da es sofort einen Mordverdacht für Odoaker bedeutet hätte. Es wäre sicherlich von der Geschichtsschreibung erwähnt worden, wenn ein junger Mann, der eben erst zurücktreten musste, plötzlich und unerwartet stirbt.
VG
Der Maxdorfer
(*) Romulus war der letzte Kaiser, der in den italienischen Kaiserresidenzen Rom und Ravenna residierte. Rein theoretisch gab es noch Julius Nepos, der im Auftrag von Ostrom die westlichen Provinzen als Kaiser regieren sollte. Aber der war schon 475 von Orestes nach Dalmatien vertrieben wurde und hatte außer seinem Titel nichts mehr, was ihn von einem einfachen Bauern unterschied. Rein rechtlich war er aber noch bis zu seiner Ermordung 480 n. Chr. Kaiser Westroms.