24.05.2013, 19:31
Ich quäle mich zur Zeit mehr oder weniger freudig durch die deutsche/mitteleuropäische Handwerksgeschichte. Hier sind mal ein paar noch recht unstrukturierte Gedanken dazu:
Was auffällt ist das massenhafte Entstehen der Zünfte und Innungen und damit verbunden natürlich die Handwerksordnungen, fast alle im Zeitraum zwischen dem 14. und spätestens 16.Jh.
Die Vorteile, die Zünfte und Innungen den einzelnen Handwerkern boten, liegen klar auf der Hand, nur so ließen sich Preise, Konkurrenzsituation und Absatzmärkte stabil halten.
Auch damit verbunden, die Einführung einer strikt reglementierten Ausbildung über Lehr-, Gesellen-, Wander- und Mutjahre bis hin zur Meisterprüfung, auch das gibt den Handwerkern die Möglichkeit, ihren eigenen Markt auch hinsichtlich der Anzahl der Konkurrenten aber auch der Qualität der eigenen Produkte zu steuern.
Also absolut pfiffig, das Ganze.
Frage: Kennen wir ähnliche zünftische Organisationen und bindende Handwerkerordnungen aus dem Spätmittelalter außerhalb Europas? Würde mich echt interessieren.
Ein anderer Punkt ist die Reglementierung der Frauenarbeit innerhalb der Handwerkerordnung.
Kaum eine Ordnung lässt es aus, dem "Weibsvolk" die Ausübung des "Lehrberufes" zu untersagen. Wenige Handwerke machen für Meisterwitwen eine Ausnahme. Sie (und nur sie) dürfen den Betrieb des verstorbenen Mannes weiterführen.
In vielen Handwerken war es aber notwendig, dass sowohl die Meisterfrauen als auch deren Töchter aktiv mitgearbeitet hatten, natürlich nur als Handlanger, höchstens noch im Verkauf der eigenen Produkte - sofern dies gestattet war.
Warum dieser konsequente Ausschluss von qualifizierter Arbeit? Das "Schonen des schwachen Geschlechts" konnte es nicht sein, denn laut den Zunftordnungen der Steinhauer und Maurer sollten vornehmlich die Frauen die Ziegel und den Kalk schleppen.
Ein weiterer Punkt, der mir irgendwie unverständlich geblieben ist, sind die Arbeits-/Lebensbedingungen der Gesellen.
Bis auf wenige Ausnahmen waren Gesellen nicht in der Situation heiraten zu können/zu dürfen. Wenn nicht auf Wanderschaft, mussten sie im Haus des Meisters mit wohnen und konnten daher keinen "eigenen Herd" haben. Erst wenn sie Meister wurden, konnten sie also ein eigenes Haus beziehen und heiraten.
Wenn man dann aber mal die Ausbildung zusammenrechnet:
In welchem Alter haben die Lehrjungen damals wohl begonnen? Auf dem Bau war es spät wegen der körperlichen Belastung aber ich schätze mal, dass viele wohl im Alter von 9 oder 10 Jahren in die Lehre eintraten.
In der Regel waren 3 bis 7 (Einzelfälle 9) Jahre Lehrzeit Pflicht, danach folgten zwischen 2 und 5 Wanderjahre, anschließend 3 bis 5 Jahre Gesellenzeit bei mindestens einem Meister und nochmals anschließend 2 bis 3 Jahre Mutzeit/Wartezeit bei einem anderen Meister.
Macht summa summarum zwischen 10 und 20 Jahren, die ein Werdegang zum Meister dauern konnte - je nach Branche natürlich. Heißt dann aber wiederum, dass in machen Handwerken die Meister quasi schon "gesetztere ältere Männer" waren, bevor sie überhaupt ans Heiraten denken konnten. Bedeutet aber auch, dass so mancher Geselle wohl zeitlebens Geselle blieb, denn laut den Ordnungen war auch Anzahl der "Neuzulassungen" von Meistern reglementiert.
Irgendwie kaum vorstellbar, denn es müssen ja dann in den ausgesprochenen Handwerkerstädten wie Nürnberg, Augsburg, etc. unglaublich viele unverheiratete Männer gelebt haben.
Oder habe ich da jetzt einen Denkfehler drin?
Was auffällt ist das massenhafte Entstehen der Zünfte und Innungen und damit verbunden natürlich die Handwerksordnungen, fast alle im Zeitraum zwischen dem 14. und spätestens 16.Jh.
Die Vorteile, die Zünfte und Innungen den einzelnen Handwerkern boten, liegen klar auf der Hand, nur so ließen sich Preise, Konkurrenzsituation und Absatzmärkte stabil halten.
Auch damit verbunden, die Einführung einer strikt reglementierten Ausbildung über Lehr-, Gesellen-, Wander- und Mutjahre bis hin zur Meisterprüfung, auch das gibt den Handwerkern die Möglichkeit, ihren eigenen Markt auch hinsichtlich der Anzahl der Konkurrenten aber auch der Qualität der eigenen Produkte zu steuern.
Also absolut pfiffig, das Ganze.
Frage: Kennen wir ähnliche zünftische Organisationen und bindende Handwerkerordnungen aus dem Spätmittelalter außerhalb Europas? Würde mich echt interessieren.
Ein anderer Punkt ist die Reglementierung der Frauenarbeit innerhalb der Handwerkerordnung.
Kaum eine Ordnung lässt es aus, dem "Weibsvolk" die Ausübung des "Lehrberufes" zu untersagen. Wenige Handwerke machen für Meisterwitwen eine Ausnahme. Sie (und nur sie) dürfen den Betrieb des verstorbenen Mannes weiterführen.
In vielen Handwerken war es aber notwendig, dass sowohl die Meisterfrauen als auch deren Töchter aktiv mitgearbeitet hatten, natürlich nur als Handlanger, höchstens noch im Verkauf der eigenen Produkte - sofern dies gestattet war.
Warum dieser konsequente Ausschluss von qualifizierter Arbeit? Das "Schonen des schwachen Geschlechts" konnte es nicht sein, denn laut den Zunftordnungen der Steinhauer und Maurer sollten vornehmlich die Frauen die Ziegel und den Kalk schleppen.
Ein weiterer Punkt, der mir irgendwie unverständlich geblieben ist, sind die Arbeits-/Lebensbedingungen der Gesellen.
Bis auf wenige Ausnahmen waren Gesellen nicht in der Situation heiraten zu können/zu dürfen. Wenn nicht auf Wanderschaft, mussten sie im Haus des Meisters mit wohnen und konnten daher keinen "eigenen Herd" haben. Erst wenn sie Meister wurden, konnten sie also ein eigenes Haus beziehen und heiraten.
Wenn man dann aber mal die Ausbildung zusammenrechnet:
In welchem Alter haben die Lehrjungen damals wohl begonnen? Auf dem Bau war es spät wegen der körperlichen Belastung aber ich schätze mal, dass viele wohl im Alter von 9 oder 10 Jahren in die Lehre eintraten.
In der Regel waren 3 bis 7 (Einzelfälle 9) Jahre Lehrzeit Pflicht, danach folgten zwischen 2 und 5 Wanderjahre, anschließend 3 bis 5 Jahre Gesellenzeit bei mindestens einem Meister und nochmals anschließend 2 bis 3 Jahre Mutzeit/Wartezeit bei einem anderen Meister.
Macht summa summarum zwischen 10 und 20 Jahren, die ein Werdegang zum Meister dauern konnte - je nach Branche natürlich. Heißt dann aber wiederum, dass in machen Handwerken die Meister quasi schon "gesetztere ältere Männer" waren, bevor sie überhaupt ans Heiraten denken konnten. Bedeutet aber auch, dass so mancher Geselle wohl zeitlebens Geselle blieb, denn laut den Ordnungen war auch Anzahl der "Neuzulassungen" von Meistern reglementiert.
Irgendwie kaum vorstellbar, denn es müssen ja dann in den ausgesprochenen Handwerkerstädten wie Nürnberg, Augsburg, etc. unglaublich viele unverheiratete Männer gelebt haben.
Oder habe ich da jetzt einen Denkfehler drin?