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Normale Version: Jux-Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund
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Ein Hinweis - "zum Erzfeind übergelaufen" trifft sowohl geographisch als auch religiös zu. Also ein gekröntes Haupt, das später ins Exil ging und konvertierte. Der Vater galt als militanter "Heros und Verteidiger seiner Religion", war da aber schon längst tot.
Ich habe so den Verdacht, dass der Jux darin besteht, dass wir alle einen Mann suchen, in Wirklichkeit aber, war es jene sie, über die erst kürzlich ein finnischer Historienfilm im Kino angelaufen ist, der übrigens in Wien schon nach wenigen Wochen wieder weg von der Leinwand war: "The Girl King".

Ob es Kristina wirklich so schlimm getrieben hat, wie in der Frage behauptet wird, lassen wir einmal dahin gestellt, aber sie wurde noch als Kind Königin von Schweden, dankte später zugunsten ihres Cousins ab und konvertierte (in der Hofkirche in Innsbruck übrigens) zum röm.-kath. Glauben. Ob das König Gustav Adolf II. (ihrem Vater, dem "Vorkämpfer" der Protestanten) gefallen hätte. Ich glaube nicht.
https://de.wikipedia.org/wiki/Christina_(Schweden)
Hast fein gemacht, @Teresa. Darfst deshalb auch weitermachen.
Ich wusste gar nicht von dem Film.
Also ein neues Rätsel, und ich fürchte dieses Mal wird es doch etwas schwieriger. Bleiben wir wieder im späten Mittelalter!

Drei Chroniken (in Strophenform) hat der Gesuchte, der zu seiner Zeit ein bekannter Liedermacher war, hinterlassen, und in der wohl bekanntesten schildert er eine kriegerische Auseinandersetzung, wobei er höchst eindringlich den Hunger und andere Nöte während einer Belagerung beschreibt, wo er zu den "Eingeschlossenen" gehörte. Ist diese Chronik als (wenn gleich parteiischer) Zeitzeugenbericht (vor Ort) interessant, so waren die Belagerer wenig begeistert. Nach seiner eigenen Mitteilung sollen sie zunächst versucht haben, die Niederschrift dieser Chronik zu verhindern, in dem sie ihm diese sogar abkaufen (und zerstören) wollten, was er natürlich ablehnte. Daraufhin sollen sie sogar versucht haben, ihn umzubringen, und er hielt es für notwendig, für einige Zeit aus ihrem Blickfeld zu entschwinden.

Offensichtlich war der Gesuchte vielleicht doch nicht der "liebenswürdigste" Zeitgenosse. Das meiste über ihn wissen wir aus seinen Werken, wo er auch über sich selbst Informationen gibt. Er war der Sohn eines Handwerkers und übte zunächst das Handwerk seines Vaters aus. Er war offensichtlich bereits verheiratet und hatte Kinder, als er vom Handwerk in den Dienst eines hohen Adeligen und "Reichsbeamten", dessen Sitz sich in der Nähe seines Heimatortes befand, wechselte. Es spricht einiges dafür, dass er in der Folge Söldner war, und dass ihm das Kriegshandwerk die Möglichkeit eröffnete, als Liedermacher aufzutreten. Wie auch immer, seine Künstlerkarriere führte ihn an die Höfe bedeutender Reichsfürsten und sogar an den Hof des Kaisers. Während das Dienstverhältnis zu seinem ersten Herrn (der ihn offensichtlich auch gefördert hatte) mit dessen Tod (und in gutem Einvernehmen) endete, war den meisten seiner späteren "Arbeitsverhältnisse" ein anderes, weniger erfreulicheres Ende beschieden. (Zumindest nach seiner eigenen Mitteilung. Wiederholt berichtet er über Intrigen oder deutet diese an, die zu seiner Entlassung führten oder ihn nötigten, diese zu suchen.)

Dass frühere und spätere Arbeitgeber von ihm immer wieder miteinander Kriege führten oder zumindest Auseinandersetzungen hatten, und er für sie auch politische Gedichte (Propaganda) verfasste, dürfte ihm vor allem bei der Nachwelt einen etwas fragwürdigen Ruf in Bezug auf seine Loyalität eingebracht haben.

Außerdem gehört er vermutlich zu jenen Künstlern, die noch zu Lebzeiten aus der "Mode" kamen, was auch ein Grund für das Ende seiner Künstlerkarriere gewesen sein dürfte.

Über seine letzten Lebensjahre ist nichts mehr bekannt, außer dass er sie in seinem Geburtsort (offensichtlich als angesehener Mann) verbracht hat. Das genaue Datum oder Jahr seines Todes ist nicht überliefert, sicher ist nur, dass er ein gewaltsames Ende gefunden hat.

Wer war dieser Künstler (Dichter) und wer waren diese "Belagerer", die ihn angeblich sogar umbringen wollten und seiner wohl bekanntesten Chronik auch den Titel gaben?

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Was den Film "The Girlking" des finnischen Regisseurs Mika Kaurismäki betrifft, so hat er mit der gänzlich unbekannten finnischen Schauspielerin Malin Buska jedenfalls eine sehr interessante Hauptdarstellerin. Mir hat der Film übrigens sehr gut gefallen, allerdings stellt sich natürlich die Frage, wie weit hier Historizität und Gegenwart (Kristina wird vor allem als moderne Frau gezeichnet) im Widerspruch stehen.
(09.09.2016 22:10)Teresa C. schrieb: [ -> ]--------------------
Was den Film "The Girlking" des finnischen Regisseurs Mika Kaurismäki betrifft, so hat er mit der gänzlich unbekannten finnischen Schauspielerin Malin Buska jedenfalls eine sehr interessante Hauptdarstellerin. Mir hat der Film übrigens sehr gut gefallen, allerdings stellt sich natürlich die Frage, wie weit hier Historizität und Gegenwart (Kristina wird vor allem als moderne Frau gezeichnet) im Widerspruch stehen.

Die junge Dame (Malin Buska) ist Schwedin! Moderne Frau? Sicherlich exzentrisch in ihrer Zeit, eine große Friedensstifterin war sie aber bestimmt nicht - eher ein mit allen Wassern gewaschenes intrigantes "Mannweib". Wieso schielte sie später auf die Throne von Neapel und Polen?
Beim Regisseur musste ich vorsichtshalber nachgoogeln, nein doch nicht der bekanntere Aki Kaurismäki.

Über dein Rätsel grübele ich morgen weiter.
Jean Froissart
Nein, völlig falsch, der Gesuchte lebte nicht im 14. Jahrhundert und er hat auch nicht die Bedeutung, die Jean Froissart heute besitzt.
Stammte dieser Dichter aus Österreich?

Oder könnte es Oswald von Wolkenstein sein??
Liebe Aurora,

du bist schon relativ nahe an der Lösung.

(10.09.2016 16:52)Aurora schrieb: [ -> ]Stammte dieser Dichter aus Österreich?

Nein, er stammte nicht aus dem heutigen Österreich (und, soweit ich das beurteilen kann, auch nicht aus einer Gegend, in der irgendwann einmal das Haus Österreich (also den Habsburgern) als Grafen oder Herzöge geherrscht hat.

Allerdings war er im Dienst von 3 Habsburgern. (Alle 3 im Rang des Reichsfürsten, zwei als Erzherzöge, wobei einer daneben noch Kaiser war. Beim Dritten, der offiziell nicht den Rang eines Erzherzogs hatte, wird allerdings (wegen seines Vornamens?) oft übersehen, dass er auch ein Habsburger war. --- Wäre doch etwas für ein neues Juxrätsel? "Zwinkern")

Hinzu kommen bei seinen "Dienstgebern" noch 3 weitere Reichsfürsten, darunter zwei Kurfürsten. Von seinen 6 reichsfürstlichen "Dienstgebern" hatten außerdem 3 denselben Vornamen.

(10.09.2016 16:52)Aurora schrieb: [ -> ]Oder könnte es Oswald von Wolkenstein sein??

Oswald mag sich in verschiedenen "Berufen" versucht haben, aber er war doch sicher nicht der Sohn eines Handwerkers oder als Handwerker beruflich tätig.

An ihn habe ich bei diesem Rätsel übrigens ursprünglich gedacht, mich aber für einen etwas weniger bekannten Dichter entschieden, der allerdings Werke von Oswald, der in die Generation vor ihm gehört, gekannt haben dürfte.

Unser Gesuchter war allerdings ein Dichter des Übergangs. Er sah sich eigentlich noch als Vortragskünstler, auch wenn Werke von ihm schriftlich überliefert sind, war aber wohl ein Vorläufer der Meistersinger.
Also noch ein Hinweis zum Gesuchten:
Der Gesuchte wird als Dichter (lt. poeta) jener Stadt bezeichnet, die sich in der Nähe seines Geburtsortes befindet und deren Namen auch sein erster "Dienstgeber" bzw. "Mäzen" führte.

Falls ein Hinweis zu dieser Stadt benötigt wird:
Weiter ist diese Stadt auch wegen einer Geschichte bekannt, die sich allerdings wesentlich früher ereignet haben soll. als erste Überlieferung gilt, die "Kölner Königschronik" (12. Jh.) Sie wurde im 18. und 19. Jahrhundert mehrmals als Ballade gestaltet und die Gebrüder Grimm nahmen sie in ihre Deutschen Sagen auf. Bertolt Brecht verfremdete diese Geschichte mit Eulenspiegel als Erzähler.

Und noch ein Hinweis zu dem gesuchten Werk des Dichters: Gewöhnlich findet es sich unter dem Titel "Das Buch von ....." (denen, die angeblich ihm nicht begeistert waren und dem Dichter sogar nach dem Leben getrachtet haben sollen.)

Wenn doch noch weitere Tipps notwendig sind, bitte Hinweise, in welcher Richtung gesucht wird.
Ich hatte zuerst an den Meistersinger Hans Folz von Nürnberg gedacht, aber bei diesem gibt es in einigen Punkten keine Übereinstimmung mit Teresas Angaben. Ich nehme an, die gesuchte Person ist Michael Behaim, der ursprünglich (wie sein Vater) Weber war, bevor er Dichter und Sänger wurde. Auf ihn treffen eigentlich alle Angaben Teresas zu. Behaim stand in den Diensten der Hohenzollern in Brandenburg, der dänischen Könige aus dem Haus Oldenburg, der wittelsbachischen Herzöge, der wittelsbachischen Pfalzgrafen und natürlich auch beim Lieblingskaiser Teresas Friedrich III. Bei der gesuchten Belagerung handelt es sich vermutlich um die Belagerung von Wien (allerdings diesmal nicht durch Corvinus sondern im Rahmen einer "innerhabsburgischen" Fehde). In seinem Werk (das musste ich in Wiki nachschlagen) "Buch von den Wienern" beleidigt er die dortigen Bürger, was ihn entsprechend unbeliebt machte. Ein Gedicht von Behaim, das mir eher ein Begriff war als sein Werk über die Wiener, ist eines über den Bassaraba-Fürsten Vlad III den Pfähler (das Vorbild von Dracula), welches er anlässlich eines Türkenkreuzzuges in Belgrad verfasste.

Dass Behaim jetzt weniger bekannt oder weniger bedeutend sein soll als Jean Froissart oder Oswald von Wolkenstein würde ich allerdings nicht unterschreiben. Immerhin gilt er als ein Vorläufer der Humanisten.
(13.09.2016 13:08)Aguyar schrieb: [ -> ]Ich hatte zuerst an den Meistersinger Hans Folz von Nürnberg gedacht, aber bei diesem gibt es in einigen Punkten keine Übereinstimmung mit Teresas Angaben. Ich nehme an, die gesuchte Person ist Michael Behaim, der ursprünglich (wie sein Vater) Weber war, bevor er Dichter und Sänger wurde. Auf ihn treffen eigentlich alle Angaben Teresas zu. Behaim stand in den Diensten der Hohenzollern in Brandenburg, der dänischen Könige aus dem Haus Oldenburg, der wittelsbachischen Herzöge, der wittelsbachischen Pfalzgrafen und natürlich auch beim Lieblingskaiser Teresas Friedrich III. Bei der gesuchten Belagerung handelt es sich vermutlich um die Belagerung von Wien (allerdings diesmal nicht durch Corvinus sondern im Rahmen einer "innerhabsburgischen" Fehde). In seinem Werk (das musste ich in Wiki nachschlagen) "Buch von den Wienern" beleidigt er die dortigen Bürger, was ihn entsprechend unbeliebt machte. Ein Gedicht von Behaim, das mir eher ein Begriff war als sein Werk über die Wiener, ist eines über den Bassaraba-Fürsten Vlad III den Pfähler (das Vorbild von Dracula), welches er anlässlich eines Türkenkreuzzuges in Belgrad verfasste.

Dass Behaim jetzt weniger bekannt oder weniger bedeutend sein soll als Jean Froissart oder Oswald von Wolkenstein würde ich allerdings nicht unterschreiben. Immerhin gilt er als ein Vorläufer der Humanisten.

Ich hatte eigentlich gedacht, dass ein Rätsel mit einem Bezug auf das heutige deutsche Bundesland Baden-Württemberg für einige hier nicht so schwer sein kann, habe mich aber offensichtlich geirrt.Huh

Wie auch immer, Aguyar - deine Auflösung stimmt hundertprozentig.

Wie bedeutend Michel Behaim tatsächlich ist, kann ich nicht beurteilen, aber dass er weniger bekannt ist als ein Jean Froissart oder Oswald von Wolkenstein könnte damit zusammenhängen, dass beiden (ob zu Recht, lass ich einmal dahingestellt) so etwas wie ein "internationales" Flair nachgesagt wird.

Die nächste Frage darfst du damit wieder stellen.
Ich bleibe im Spätmittelalter. Bei der gesuchten Person handelt es sich um eine Frau, die als aussereheliche Tochter eines spätmittelalterlichen Adelsgeschlechts geboren wurde, aber insofern legitimiert wurde, als sie doch mehr oder weniger standesgemäss verheiratet wurde. Die Frau war eine starke Persönlichkeit, unerschrocken und verstand sich durchzusetzen, auch auf rabiate Weise. Sie war dreimal verheiratet, hatte aus allen Ehen Kinder und hielt sich auch mehrere Liebhaber.

Bekannt wurde sie im Speziellen durch eine besondere Episode - welche gewissermassen auch der Jux (wenn auch ein makabarer) an der Sache ist. Bei der Verteidigung ihrer Burg drohten ihre Feinde damit, ihre Kinder, die sich in deren Gewalt befanden, umzubringen. Dazu wurden die Kinder - ganz im "mittelalterlichen Brutalo-Stil von Games of Thrones" - vor die Burgmauern gebracht, wo ihnen demonstrativ die Messer an die Kehle gesetzt wurden. Die gesuchte Frau erschien auf der Burgmauer, hob ihre Röcke hoch, um zu demonstrieren, dass sie immer noch jung und somit in der Lage wäre, weitere Kinder zu gebären. Die Belagerer müssten sich also schon etwas anderes einfallen lassen, um sie zur Kapitulation zu zwingen, ansonsten könnten sie sie am .....
Dass die Dame sich bei ihrer symbolhaften Ablehnung des feindlichen Ansinnens von Götz von Berlichingen inspiriert worden war, muss ausgeschlossen werden. Sie war zwar (ein weiterer Hinweis !) eine Zeitgenossin von ihm, aber mehr als 10 Jahre älter als dieser.
Mal ne Frage: Welchen Adelsstand hatte diese Gesuchte eingenommen? Gräfin, Baronin? So in der Richtung?
Lebte sie zum Beginn des 15. Jh.? (wie du schreibst im Spätmittelalter)
Mir schwant da was... aber bin mir nicht sicher
Als Zeitgenossin von Götz von Berlichingen lebte die gesuchte Person Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhundert. Sie selbst war Gräfin und aussereheliche Tochter eines Herzogs.
Ein weiterer Hinweis: Das Herzogtum, dass die Familie der gesuchten Person beherrschte, war im Spätmittelalter zum Mindesten noch de jure ein Bestandteil des HRR. Und ein weiterer Hinweis mit dem Zaunpfahl: Das HRR umfasste im Gegensatz zu Deutschland auch zahlreiche Regionen, die nicht deutschsprachig waren. Das HRR war eben noch Multikulti. (Ja, ja, ich weiss, auch im heutigen Deutschland wird noch dänisch und sorbisch gesprochen). Und um das ganze noch mehr einzugrenzen: Die Dame die sich auf diese Weise der deftigen mittelalterlichen Symbolik bediente war run 17 Jahre älter als Götz/Gottfried von Berlichingen - und wie gesagt, ihre Muttersprache war aber nicht deutsch.
Ist Caterina Sforza die Gesuchte?
(15.09.2016 21:41)Sansavoir schrieb: [ -> ]Ist Caterina Sforza die Gesuchte?

Du hast es erraten. Jetzt bist Du dran, mit dem nächsten Rätsel.
Meine Güte... an diese Person hatte ich auch gedacht! Nahm aber an, ich läge falsch...

Aber warten wir mal auf das Rätsel von unserem Sansavoir Smile
Der Gesuchte war König, Titularkönig, Gegenkönig und Erbe einiger Herzogtümer und Grafschaften. Einen Teil davon erbte er vom Vater bzw. Bruder, einen Teil von anderen Verwandten und einen Teil erheiratete er. Seine erste Frau brachte den Gesuchten nicht nur die Herrschaft über einige Gebiete, sie vertrat auch mutig und entschlossen seine Interessen, wenn er der Gefangene eines politischen Gegners war und somit nicht handeln konnte.

Der Gesuchte hatte einen Sohn und zwei Töchter, die das Erwachsenenalter erreichten. Die anderen Kinder sind früh verstorben. Der Sohn wurde ein wichtiger Unterstützer seines Vaters. Er starb aber vor ihm, ebenfalls der Enkel. Die jüngere Tochter des Gesuchten wurde mit einem König verheiratet, dessen Interessen sie auch militärisch durchzusetzen versuchte, letztlich erfolglos. Die ältere Tochter erbte einen Teil des Gesuchten, der andere Teil fiel zuerst an einen Neffen und nach dessen baldigen Tod an die Krone des Landes. Der Sohn der älteren Tochter trug den gleichen Vornamen wie der Gesuchte.

Wer war der Gesuchte, der ebenfalls im Spätittelalter lebte?
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