Forum für Geschichte

Normale Version: Geschichten rund um die Seidenstraße
Sie sehen gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Seiten: 1 2
(01.11.2012 11:17)Arkona schrieb: [ -> ]Das heutige Westchina (Ost-Turkestan, Sinkiang) war bis in unser Jahrhundert Nomadenland, auch wenn die Han-Chinesen zeitweise und auch nur formell die Gegend immer wieder mal beanspruchten.

Die Han richteten dort Militärkolonien ein, die zwischen den Han und den Tang regierenden Dynastien errichteten immer wieder mal ebenfalls Militärkolonien dort, die Tang gliederten Zentralasien wieder fest in ihr Reichsgebiet ein. Erst durch die Han-Kolonien wurde die Seidenstraße zu dem, was sie später war - zu einem Haupthandelsweg quer durch Asien mit Zweigen nach Persien, Indien und - auch - nach Europa.

Ich stimme dir zu, dass der Handel nach Persien überwiegend über zentralasiatische (Oasenstädte!) und persische Zwischenhändler erfolgt sein dürfte. Nach Indien scheinen aber nach meinen Infos doch recht viele Chinesen direkt gehandelt haben.

Nach Europa dürfte kaum mal ein Chinese gekommen sein, da stimme ich dir vorbehaltslos zu, davon hätten wir bestimmt Nachricht.

VG
Christian
(01.11.2012 11:26)913Chris schrieb: [ -> ]Die Han richteten dort Militärkolonien ein, die zwischen den Han und den Tang regierenden Dynastien errichteten immer wieder mal ebenfalls Militärkolonien dort, die Tang gliederten Zentralasien wieder fest in ihr Reichsgebiet ein. Erst durch die Han-Kolonien wurde die Seidenstraße zu dem, was sie später war...
Diese Militärkolonien sollte man nicht überbewerten. Der Dienst dort muss einer Strafversetzung gleichgekommen sein und die Umgebung war eher feindselig. Irgendwie stelle ich mir das wie das heutige Afghanistan vor, wo sich die NATO-Soldaten inzwischen auch kaum mehr aus ihrem befestigten Camp trauen und die "Drecksarbeit" durch unzuverlässige einheimische Verbündete machen lassen.
(01.11.2012 11:53)Arkona schrieb: [ -> ]Diese Militärkolonien sollte man nicht überbewerten. Der Dienst dort muss einer Strafversetzung gleichgekommen sein und die Umgebung war eher feindselig. Irgendwie stelle ich mir das wie das heutige Afghanistan vor,

Na, nicht ganz. Die Chinesen stellten einen Schutz gegen die Hsiung-Nu dar, die zuvor die Gegend beherrscht hatten, und sie arbeiteten dabei wohl auch mit den einheimischen Stämmen zusammen.
Auch zogen mit den chinesischen Soldaten deren Familien mit nach Zentralasien. In den Oasenstädten und im Tarim-Becken ließ es sich ganz gut leben, wenn´s auch nicht mit China vergleichbar war. Diese chinesischen Siedler verschwanden wieder, als die Chinesen sich am Ende der Han-Zeit wieder zurück zogen.
Unter den Tang gehörte das Gebiet noch einmal zu China. In der Zwischenzeit - der "Zeit der Drei Königreiche" - war das tocharische Bevölkerungselement nach Süden abgewandert (und hatte das Kuschan-Reich errichtet, das für die Verbreitung des Buddhismus in Zentralasien eine wesentliche Rolle spielte). Stattdessen beherrschten jetzt Turkvölker die Szenerie. Diese Turkvölker setzten die Chinesen gegen das Kitan-Reich ein, das besiegt wurde.
Nachdem die Turkvölker ihrerseits von den Tang besiegt worden waren, zogen einige tausend Türken nach Chang´an - der Hauptstadt der Tang - und lebten dort in eigenen Vierteln.
80.000 chinesische Gefangene (!) konnten aus Turk-Geiselhaft befreit werden - die mussten also in Zentralasien gelebt haben.
Während der folgenden 200 Jahre beherrschte Tang-China Zentralasien. In dieser Zeit wurden auch wieder chinesische Siedler in die Region entsandt. Wie die Archäologie zeigt, lebten sie auch dort und schufen eigene Kulturgüter. An mindestens ein Kloster kann ich mich erinnern, das in TV-Berichten als einzigartig bezeichnet wurde, weil man hier eines der seltenen Beispiele für Tang-Alltagskunst fand.

VG
Christian
Seiten: 1 2
Referenz-URLs