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Normale Version: Geschichten rund um die Seidenstraße
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Die Seidenstraße wird oft als "der Handelsweg schlechthin" gesehen.
Deswegen hat sie auch einen eigenen Thread verdient.

Hier wird es vorerst um folgende Themen gehen:
- Die "Entdeckung" der Seidenstraße durch den Chinesen Zhang Quian
- Die Begründung des Fernosthandels im vorderasiatischen Raum
- Marinus von Tyrus und der Reiseführer von China

Natürlich sind auch noch andere Beiträge zum Thema erwünscht, die Geschichte der Seidenstraße reicht ja bis in die Neuzeit hinein.

Vielleicht werde ich auch eine Diskussionsfrage stellen.

LG
Der Maxdorfer
138 vor Christus:
Der achtzehnjährige Kaiser Han Wudi, der bereits vor drei Jahren
seinem Vater auf dem chinesischen Thron gefolgt ist, steckt in Schwierigkeiten:
Die kriegerischen Xiongnu, deren Nachfolger Jahrhunderte später
in Europa als „Hunnen“ für Angst und Schrecken sorgen sollten,
bedrohten die Grenzen seines Reiches. Sie werden mit der Zeit zu einer ständigen Bedrohung.
Um sie zu besiegen, braucht der Kaiser jedoch Bundesgenossen.
Er sucht sie im Volk der Yue-Tschis.
Es war ein Nachbarreich Chinas gewesen, bis die Xiongnu es vertrieben hatten.
Deshalb hofft Wudi, sie für seinen Kriegszug gewinnen zu können,
nach dem Motto „Die Feinde meiner Feinde sind meine Freunde“.

Er ruft seinen Gesandten Zhang Qian zu sich und befiehlt ihm,
die potentiellen Verbündeten wiederzufinden
und dann zu kriegerischem Vorgehen gegen die Hunnen zu bewegen.
Dieser ist ein gehorsamer Untertan seines Kaisers und macht sich auf den Weg.
Doch schon bald, nachdem er die Grenze, die große chinesische Mauer, überquert hat,
bedrohen ihn die wilden Reitervölker.
Sie nehmen ihn fest und halten ihn zwei (nach anderen Quellen zehn) Jahre
in Gefangenschaft. Dann erst sind sie so gnädig, ihn freizulassen.
Mittlerweile hat er das Vertrauen des dortigen Stammesführers erlangt
und eine Frau aus dessen Volk geheiratet.
Doch trotzdem zieht er wieder los, er sucht weiter
– und nach weiteren mühevollen Wochen, Monaten oder sogar Jahren findet er, was er sucht.

Die Xiongnu sind unheimlich weit nach Westen gezogen,
in Gebiete, die früher zum Alexanderreich gehört hatten.
Deshalb haben sie auch keine Lust, den mühevollen Weg noch einmal zu gehen
und lassen China ausrichten, sie hätten kein Interesse daran, die Hunnen zu vernichten.
Auch das Geschenk, das Zhang Qian mitgegeben wurde,
mehrere Ballen Seide, können daran nichts ausrichten.
Alles ist umsonst gewesen.

Doch Zhang Qian hat die Neugier gepackt.
Wenn er nun schon so weit gen Sonnenuntergang gezogen ist,
will er auch wissen, welche Völker am anderen Ende der Welt leben.
Von den Griechen waren vereinzelt Gerüchte in fernöstliche Gefilde vorgedrungen,
und viel Seemannsgarn wird von ihnen erzählt,
sodass mancher sicher gar nicht mehr an ihre Existenz glaubt.
Der Diplomat will also Klarheit schaffen.
Er kommt zum König von Kokan.
Auch bei dem sind schon Gerüchte über die Kultiviertheit
und den unermesslichen Reichtum der Chinesen angekommen.
Er bittet also um Handelsbeziehungen, und Zhang Qian ist natürlich hocherfreut.
Nichtsdestotrotz zieht er weiter.
Doch als er am Kaspischen Meer ankommt, erlebt er eine herbe Enttäuschung.
Die Fischer, die dort leben, erklären ihm, die Überfahrt sei unmöglich
und hinter dem Meer befände sich ein dunkles Land ohne Licht und Leben.
Jedes Schiff, das sich in Richtung Westen begeben habe,
sei in Stürmen untergegangen oder zerschellt,
oder von Seeungeheuern verschlungen worden.
Zhang Qian muss umkehren.

Es sind bereits mehr als zehn Jahre
(bei einer zehnjährigen Gefangenschaft mehr als zwanzig Jahre) vergangen, seit er loszog.
Am Hof war man inzwischen so gut wie überzeugt,
er sei bei seiner Expedition ums Leben gekommen.
Man staunte nicht schlecht, als er zurückkam
und man staunte noch viel mehr über das, was er alles zu berichten hatte.
Die Welt bestand nicht nur aus Chinesen und einigen wenigen unzivilisiserten Völkern.
Hinter dem „Dach der Welt“ (dem Himalaya) lagen noch blühende Länder,
Indien und Persien zum Beispiel.
Die Erde war viel größer als bisher gedacht.

Beim König von Kokan hatte der Gesandte sogar etwas
von einem noch viel weiter entfernten Reich gehört, dessen Hauptstadt Rom hieß.
Leider war er bis dahin nicht vorgedrungen.
Dieser Herrscher hatte ihm als Grundlage für die Handelsbeziehungen
auch die edelsten Erzeugnisse seines Reiches mitgegeben:
Ingwer, Sesam, Nüsse und Trauben und besonders gute Pferde.

Karte der Länder, die Zhang-Quian besuchte (blau) und die er beschrieb (weiß):
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/co...Travel.jpg

Übrigens: Han Wudi schaffte es schließlich trotzdem, die Xiongnu zu besiegen.
Leider ging dabei fast seine gesamte Reiterei zugrunde.
Schließlich teilten sich die Reitervölker und mussten sich China unterwerfen,
während dieses noch um die 2000 Jahre Bestand haben würde.
Zhang Qian wurde Außenminister und mit Ehrungen überhäuft.
Seine Erlebnisse schreibt er in einem Buch auf, das im Wikipedia-Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Zhang_Qian grob zusammengefasst ist.
Doch was Zhang-Qian nicht geschafft hatte, nämlich, bis ans Ende der Welt zu kommen, das interessierte nun immer mehr.
Hunderte Forscher – und Händler – machten sich auf den Weg.
Die einen erhofften sich neue Erkenntnisse, die anderen dachten eher an Absatzmärkte und fremde Waren.
Auch der chinesische Kaiser entsandte immer neue Expeditionen.
Dank der Reisebeschreibung des Entdeckers und Diplomaten fand man auch schneller in Richtung des kaspischen Meeres,
umrundete es – trotz der Warnungen der dortigen Völker – und kam schließlich nach Vorderasien.
Zhang-Qian hatte die Seidenstraße „erfunden“.

Bald tauchten in Europa chinesische Waren in größerem Maßstab auf.
Sie waren unvorstellbar weit getragen oder mit einfachen Karren gezogen worden.
Eine dieser Waren war – die Seide, die bald überall heiß begehrt war.
Im Austausch dafür erhielten die Händler meist Gemälde der großen griechischen Kunsthandwerker.
Meist aber nur die der unbedeutenden und nicht so guten – im fernen Osten machte man da eh keinen Unterschied,
denn Hauptsache, es war exotisch.
Das römische Reich eroberte die ganze Gegend rund um das Mittelmeer
und es wäre sicher zu intensiveren Kontakten und vielleicht sogar einer politischen Berührung gekommen, wenn nicht…

das Reich der Parther entstanden wäre.
Wie ein großer und fast undurchdringlicher Block schob es sich zwischen die beiden Einflussgebiete.
Es wusste Profit aus dem großen Wunsch nach den Erzeugnissen der beiden Partner zu treiben:
Als Mittelshändler kontrollierten sie ab jetzt den Warenfluss, und sie schoben natürlich noch einmal den Preis in die Höhe.

Auch der Seeweg nach Fernost wurde in dieser Zeit erforscht.
Nach dem Tode Alexanders des Großen begannen die Bewohner der arabischen Halbinsel,
immer die Küste entlang über den indischen Ozean in die weite Welt zu segeln.
Auf diesem Wege gelangten sie auch bald nach Indien. Hier entstand ebenfalls ein reger Handel.

Wegen der Stürme auf dem Roten Meer wurde dieses sehr ungern befahren.
Deshalb legten die indischen Schiffe schon in den Städten im Süden der arabischen Halbinsel an.
Die Handelsgüter wurden dann über Wege, die damals schon jahrhunderte alt waren und von denen schon die Bibel berichtet,
nach Syrien transportiert.

Eine tolle Entdeckung war die des Monsuns.
Der griechische Steuermann Hippalos, ein erfahrener Seemann, bemerkte im Laufe seiner Berufsjahre,
dass der Wind im indischen Ozean jedes halbe Jahr seine Richtung änderte.
Einmal wehte er von Südwesten nach Nordosten, dann genau umgekehrt und so weiter.
Man nannte dieses Phänomen „Hippalos-Wind“.
Ein großer Fortschritt für den Indienhandel:
Man fuhr, den Wind im Rücken, nach Indien, und sobald er sich gedreht hatte, wieder zurück.
Das Ptolemäerreich war bereits zu ausgelaugt, um davon profitieren zu können,
doch als die Römer das Land erobert hatten, bekam der Indienhandel neuen Schwung.

Kaufleute starteten über die ganze Küste des roten Meeres verteilt, in Leukos Limen oder auch in Berenike im Land der Troglodyten.
Diese Händler besorgten für die westliche Welt Baumwolle, Edelsteine, Gewürze und exotische Tiere,
und erschlossen gleichzeitig einen Absatzmarkt für Gold und Silber, oder auch für den ägyptischen Flachs.
Doch die Forscher des römischen Reiches konnten von diesen Männern wenig erfahren,
denn sie waren schweigsam und verrieten nicht gerne Einzelheiten über fernöstliche Länder.
Es hätte die Konkurrenz anschwellen lassen.

Nur eine Ausnahme gab es:
Ein sonst unbekannter Seefahrer schrieb eine Segelanweisung für die weite Reise,
die natürlich auch vielfältige Informationen über die fernen Länder enthielt.
Er beschrieb die afrikanische Ostküste von Ägypten bis Sansibar,
er beschrieb die Insel Ceylon (Sri Lanka)
und er beschrieb die indischen Gebiete rund um die Mündung des Ganges.
Über die Länder noch weiter im Osten jedoch konnte er nur wenig in Erfahrung bringen:
Es gäbe einen Punkt, wo das Land zu Ende sei.
Dieser Punkt sei der Beginn des großen chinesischen Reiches.
Doch dort hin zu kommen, sei fast unmöglich und es kämen nur selten Menschen von dort.


Trotzdem wurden die Kontakte zwischen den Kontinenten immer enger.
Da die Seidenstraße der Seide ihren Namen verdankt und die chinesische Seide darüber gehandelt wurde, paßt es hoffentlich ins Thema.
Die Domestizierung der Seidenraupe war die geniale, chinesische Erfindung. Darauf muß man erstmal kommen, dass man Raupen züchtet, die ohne die Fürsorge des Menschen nicht lebensfähig sind. Der Kokon wird vor dem Schlüpfen der Puppe verwendet, dadurch läßt sich der Faden endlos abspulen und ist besonders fein.

Wild- oder Tussahseidenkokons von anderen spinnenden Faltern wurden nach dem Schlüpfen eingesammelt. Wildseide ist nicht so fein, die Fäden brechen leicht und manche müssen versponnen werden.
Diese Seide war schon in der Bronzezeit großräumig bekannt, in China, Indien, Nahost und wohl auch in Griechenland.
Jedenfalls soll das zarte Seidentuch aus Griechenland stammen, das die bronzezeitliche Dame im norddeutschen Thürkow im Grab trägt.
http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/die...s-1.563892
Natürlich passt es. Smile

(19.10.2012 20:14)Renegat schrieb: [ -> ]Da die Seidenstraße der Seide ihren Namen verdankt und die chinesische Seide darüber gehandelt wurde, paßt es hoffentlich ins Thema.
Die Domestizierung der Seidenraupe war die geniale, chinesische Erfindung. Darauf muß man erstmal kommen, dass man Raupen züchtet, die ohne die Fürsorge des Menschen nicht lebensfähig sind. Der Kokon wird vor dem Schlüpfen der Puppe verwendet, dadurch läßt sich der Faden endlos abspulen und ist besonders fein.

Wild- oder Tussahseidenkokons von anderen spinnenden Faltern wurden nach dem Schlüpfen eingesammelt. Wildseide ist nicht so fein, die Fäden brechen leicht und manche müssen versponnen werden.
Diese Seide war schon in der Bronzezeit großräumig bekannt, in China, Indien, Nahost und wohl auch in Griechenland.
Jedenfalls soll das zarte Seidentuch aus Griechenland stammen, das die bronzezeitliche Dame im norddeutschen Thürkow im Grab trägt.
http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/die...s-1.563892

Dass im griechischen Raum die Seidenraupe bekannt war, war mir neu.
Im Zeitalter des byzantinischen Reiches wurde sie aber "wieder entdeckt" und um Konstantinopel entstanden Seidenfabriken.
Passt eigentlich nicht so ganz zum Thema,
aber ich habe gerade gelesen, dass in Tyros eine breit angelegte Seidenproduktion stattfand, die das Vorkommen von Seidenraupen und vor Ort hergestellten Textilien optimal verband.
(19.10.2012 18:41)Maxdorfer schrieb: [ -> ]Bald erschienen in Europa chinesische Kaufleute, die mit ihren Waren handelten.
Sie waren unvorstellbar weit gelaufen oder mit einfachen Karren gezogen.
Sie brachten einen wundervollen Stoff, der bald überall heiß begehrt war – die Seide.
Im Austausch dafür erhielten sie meist Gemälde der großen griechischen Kunsthandwerker.
Einspruch Euer Ehren! @Max, wo hast du das denn her? Die Seidenstrasse war doch kein durchgehender Weg von A nach B. Chinesen kamen bestenfalls bis Mittelasien, von da ab lief das über Zwischenhändler. Würden Chinesen bis Europa gelangt sein, wüssten wir das. Nachrichten und Waren von der jeweils anderen Seite wurden aber nicht direkt vermittelt. Gemäß dem "Stille-Post-Prinzip" waren die Vorstellungen von China im antiken Europa nur sagenhaft. Umgekehrt galt das ebenso.
Im schon damals totalitären China konnte auch kein Kaufmann ohne kaiserlichen Auftrag "einfach mal so nach Westen losziehen", ohne eine angemessene Eskorte und hohe Diplomatie hätte man ihn zudem spätestens in Turkestan bis aufs Hemd ausgeplündert.
(20.10.2012 14:14)Arkona schrieb: [ -> ]
(19.10.2012 18:41)Maxdorfer schrieb: [ -> ]Bald erschienen in Europa chinesische Kaufleute, die mit ihren Waren handelten.
Sie waren unvorstellbar weit gelaufen oder mit einfachen Karren gezogen.
Sie brachten einen wundervollen Stoff, der bald überall heiß begehrt war – die Seide.
Im Austausch dafür erhielten sie meist Gemälde der großen griechischen Kunsthandwerker.
Einspruch Euer Ehren! @Max, wo hast du das denn her? Die Seidenstrasse war doch kein durchgehender Weg von A nach B. Chinesen kamen bestenfalls bis Mittelasien, von da ab lief das über Zwischenhändler. Würden Chinesen bis Europa gelangt sein, wüssten wir das. Nachrichten und Waren von der jeweils anderen Seite wurden aber nicht direkt vermittelt. Gemäß dem "Stille-Post-Prinzip" waren die Vorstellungen von China im antiken Europa nur sagenhaft. Umgekehrt galt das ebenso.
Im schon damals totalitären China konnte auch kein Kaufmann ohne kaiserlichen Auftrag "einfach mal so nach Westen losziehen", ohne eine angemessene Eskorte und hohe Diplomatie hätte man ihn zudem spätestens in Turkestan bis aufs Hemd ausgeplündert.

Meine Quellen für die bisherigen Beiträge sind:
Ernst Samhaber: Die Entdeckung der Erde. Von der Erdscheibe zur Erdkugel. Lux Lesebogen 256, Verlag Sebastian Lux, Murnau (Oberbayern), Druckjahr unbekannt.
Albert Hochheimer: Die Straßen der Völker. Entdeckung und Abenteuer. Benzinger Verlag, Zürich 1977.
Herman Bengston: Kaiser Augustus. Sein Leben und seine Zeit. Verlag C. H. Beck, München 1981.
http://de.wikipedia.org/wiki/Zhang_Qian

Aber du hast Recht, es erscheint wirklich unwahrscheinlich, dass einfach mal so Chinesen in Europa auftauchten.
Man kann das vielleicht mit der Geschichte von Karl dem Großen und seinem Elefanten vergleichen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Abul_Abbas

Eigentlich sollte davon auch in arabischen Quellen berichtet werden, aber da gibt es nix. Imho hat ein pfiffiger Jude auf eigene Faust, sicher nicht ohne eine bestimmte Absicht, Karl den Elefanten verehrt und ihm dazu ein paar Döntjes über Harun-al-Raschid erzählt. Karl hatte mit Arabern nur in Spanien zu tun, aber die waren zu dem Zeitpunkt schon unabhängig von Bagdad. Insofern ist nichtmal sicher ob es, wie immer dargestellt, ein Indischer Elefant war. Er könnte genauso gut aus Afrika stammen und über Tunis nach La Spezia verschifft worden sein.
Wir wenden unseren Blick auf den römisch-griechischen Kulturkreis.
Dort lebte um 100 n. Chr. in Griechenland der phönizische Gelehrte Marinus von Tyrus.
Er interessierte sich sehr für ferne Kulturen, nur zu gern wäre er selbst in den fernen Osten gereist!
Er brauchte Informationen für seine Weltkarten.

Doch sie zu bekommen, war ihm nicht so einfach möglich.
Er befand sich also in einer schwierigen Lage, als ihm ein alter Freund zu Hilfe kam, Maes, ein wichtiger Kaufmann aus Makedonien.
Er hatte vor Marinus’ Problem gehört – und er hatte die Möglichkeit, ihm zu helfen!
Denn seine Angestellten waren immer auf der Suche nach Rohstoffen und hatten deshalb Kontakte,
mit deren Hilfe sie rein theoretisch bis ins Ursprungsland der Seide vordringen könnten!
Selbst wenn sie das Partherreich nicht durchqueren konnten, ihre parthischen Kollegen konnten ihnen auf jeden Fall helfen.

Also beauftragte Maes einen seiner Mitarbeiter, einen Bericht anzufertigen (und wo nötig, anfertigen zu lassen),
der eine Beschreibung der Länder Asiens enthält.
Und tatsächlich: Nach wenigen Jahren schon konnte der Gelehrte Marinus den gewünschten Bericht entgegen nehmen,
und er enthielt mehr Informationen, als er sich hatte träumen können:
Die Agenten hatten einen langen Weg hinter sich gebracht, über den Euphrat, durch Persien bis zum Hindukusch, dann die Berge hinauf,
über reißende Ströme, bis hin zur Grenze Chinas, zum so genannten „Steinernen Turm“.
Dann weiter durch China, wo jedoch dank dem Einfluss des chinesischen Kaisers die Wege besser und sicherer waren.

Die Auskundschafter hatten die einzigartig funktionierende chinesische Verwaltung erleben können, die großen Handelsstädte,
in denen kaiserliche Beamte zum Schutz und zur Verteidigung von Waren und Menschen zuständig waren.
Das Verwaltungspersonal aus den Urgebieten des chinesischen Reiches bereitete Provinzen goldene Jahrhunderte wie kaum ein anderes Reich.
Und deswegen gab es auch ein wichtiges Handbuch, in dem alle Informationen zum chinesischen Weltreich standen:
Die Sitten der einheimischen Bevölkerung, die Landschaften, großen Städte, ihre Einwohnerzahlen,
ihre Lage und die dortigen Handelswege, die Verwaltungsposten und die Rechtslage.
Damit parthische Kaufleute das Land besser verstehen konnten, war auch eine Übersetzung in ihre Sprache angefertigt worden.

Maes’ Leute waren also letztendlich angekommen und mit Freuden aufgenommen worden.
Als sie sich höflich nach Auskünften über China erkundigt hatten,
hatten sie außer einigen Informationen auch den ganzen „Reiseführer“ ausgehändigt bekommen.
Schließlich hatten sie sich auf den Weg zurück gemacht und waren nach einer beschwerlichen Rückreise wieder im Abendland angekommen.

Als Marinus von Tyrus das Buch in Händen hielt, konnte er seinen Augen nicht glauben:
Da gab es ganz exakte Informationen über große Städte, über die Geographie und Struktur des Reiches,
von dem man bisher nicht viel mehr wusste als dass es existierte und was es exportierte!

Doch eines war nicht gelungen:
Über die chinesische Mauer war man nicht gekommen, das Kernland Chinas sollte für westliche Forscher verschlossen bleiben.
Auch Informationen waren nicht zu bekommen – schließlich hätten sie ein fremdes Heer zu einer Invasion reizen können.
Trotzdem machte sich Marinus von Tyrus nun an seine lange im Hinterkopf gehaltene Aufgabe, eine Weltkarte zu zeichnen.
Nur – Als er begann, stellte er fest, dass alle Entfernungen im Reiseführer in einem unbekannten Maß angegeben waren:
Das Buch wurde dadurch so gut wie unbrauchbar und für die nächsten Jahrhunderte sollte sich auch nichts mehr auf diesem Gebiet tun,
was verheerende Auswirkungen auf das Weltbild der Antike und vor allem des Mittelalters hatte.

Von dieser Reise wird zumindest so berichtet.
Ob sie wirklich stattfand, kann ich so nicht sagen.
Marinos stellte übrigens seine Weltkarten trotzdem fertig,
auch wenn sie einige Fehler aufweisen.
(20.10.2012 14:14)Arkona schrieb: [ -> ]Würden Chinesen bis Europa gelangt sein, wüssten wir das.

Wie ist das mit diplomatischen Kontakten zwischen Römerreich und Han-China? Auch die Tang hatten diplomatische Beziehungen zu Eruopa (vermutlich über Byzanz).

Der Indische Ozean war das "Hausmeer" der Chinesen...

VG
Christian
(21.10.2012 13:35)913Chris schrieb: [ -> ]
(20.10.2012 14:14)Arkona schrieb: [ -> ]Würden Chinesen bis Europa gelangt sein, wüssten wir das.

Wie ist das mit diplomatischen Kontakten zwischen Römerreich und Han-China? Auch die Tang hatten diplomatische Beziehungen zu Eruopa (vermutlich über Byzanz).

Der Indische Ozean war das "Hausmeer" der Chinesen...

VG
Christian

Zumindest nicht in dem Maßstab, wie ich das dargestellt habe.
(21.10.2012 13:35)913Chris schrieb: [ -> ]
(20.10.2012 14:14)Arkona schrieb: [ -> ]Würden Chinesen bis Europa gelangt sein, wüssten wir das.

Wie ist das mit diplomatischen Kontakten zwischen Römerreich und Han-China? Auch die Tang hatten diplomatische Beziehungen zu Eruopa (vermutlich über Byzanz).

Der Indische Ozean war das "Hausmeer" der Chinesen...

VG
Christian

Doch wohl eher das "Hausmeer der Araber". Westlich von Malakka wurden die Chinesen nur zeitweise in der Ming-Zeit wirklich aktiv.

Die von dir erwähnten "diplomatischen Kontakte" gab es allenfalls über Mittelsmänner, aber nicht wirklich direkt.
http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6misc...eziehungen
Palmyra - Teil 1

Eine wichtige Rolle im internationalen Handelsverkehr der Antike spielte Palmyra.
Heute nur eine kleine Oase in der Wüste, war sie im dritten Jahrhundert nach Christus
eine Stadt, deren Einfluss weit über die Region hinausging
und die auch politisch auf die Geschichte Einfluss nahm.

Lage von Palmyra

Die günstige Lage der Stadt brachte es mit sich,
dass die Stadt ein Wirtschaftszentrum ersten Ranges wurde.
Viele syrische Wüstenstraßen führten hier zusammen
(was auf der verlinkten Karte nicht wirklich gut sichtbar ist).
Auch dies war kein Zufall: Hier befand sich eine fruchtbare Oase.

Die Seleukiden gründeten an besagter Stelle 280 v. Chr. eine Stadt namens Tadmor.
Schon im 19. Jahrhundert vor Christus belegen assyrische Tontafeln dort
zumindest eine kleinere Siedlung.

Die Geschichte der Seleukiden in WDPG’s Geschichte Persiens: Teil 1, Teil 2, Teil 3

Mit der Zeit gewann die Oase an Bedeutung im Handelsverkehr.
Später siedelten die Seleukiden hier ihre Veteranen aus Makedonien an
und gründeten, wie an vielen anderen Stellen ihres Reiches, eine Militärkolonie.

Als das Seleukidenreich seinem Untergang entgegenwankte,
eroberten die Parther die Stadt, die mittlerweile Palmyra hieß.
Sie erbauten extra eine neue Straße von Dura-Europos hierher,
die die Bedeutung der Stadt erneut stark anschwellen ließ.

Bis zu den Römern gelangte die Nachricht von dieser Stadt.
Immer mehr Kaufleute wandten sich hierhin, denn sie wussten:
Hier konnten sie fast alle begehrten Stoffe Asiens bekommen.

Die Geschichte der Parther in WDPG’s Geschichte Persiens: Teil 1, Teil 2
Baalstempel in Palmyra

Im 1. Jahrhundert nach Christus kamen dann die Römer nach Palmyra.

Dies war ein bedeutender Schritt in den west-östlichen Beziehungen:
Die Römer hatten ein wichtiges Tor zum Osten aufgestoßen,
das zu einer Verbindungsstelle zwischen den Herren des Mittelmeers
und den Mongolen und Sarmaten wurde
(Funde beweisen nämlich, dass selbst diese Völker Händler bis Palmyra schickten).
Vom Persischen Golf kamen Händler mit Korallen, Gewürzen und vielem mehr,
nach einem Weg durch die Wüste, der ca. eineinhalbtausend Kilometer lang war!
Des Weiteren kamen Tiger und andere Raubtiere wurden angeliefert, aus dem fernen Indien.
Von dorther kamen auch andere exotische Dinge, so fand man
beispielsweise eine nur auf der indischen Halbinsel heimische Jutesorte in Palmyra.

Mein Beitrag zum Handel in dieser Gegend

Nachdem die Umbrüche in den ersten Jahrzehnten und Jahrhunderten
des neuen Jahrtausends den Handel mit Fernost zum Stocken gebracht hatten,
wurde er nun wieder intensiviert.
Die „Seidenstraße“ erlebte einen neuen Höhepunkt.
Neben dem Landweg wurde auch der Seeweg um Indien benutzt.
Beide Möglichkeiten waren eng mit Palmyra verbunden, dass eine Art Kreuzung darstellte:
Die nord-südlich verlaufende Straße, die verschiffte Waren vom Meer brachte,
traf hier auf die west-östliche „eigentliche“ Seidenstraße.
Die Bewohner nutzten das, indem sie sich als Karawanenführer anboten.

Der Handel ging nicht nur in einer Linie vonstatten, sondern in alle Himmelsrichtungen.
Aus Judäa, Kleinasien, Ägypten, Arabien, Mesopotamien und dem Hindukusch
kamen die Straßen, und jede wurde rege in beide Richtungen befahren.
Die Römerherrschaft zeigte sich nur bedingt, und trotzdem profitierte das Reich.
Aber die Händler wurden immer reicher, und wollten sich Rom nicht unterordnen.
Sie erbauten Paläste im hellenistischen Stil und verschönerten Palmyra.
Das Zentrum der Stadt bildete eine lange und elf Meter breite Straße,
an deren Seite riesige korinthische Säulen Spalier standen.
Diese Hauptachse mündete auf den oben schon verlinkten Baalstempel.
Alles dies sind heute nur noch Ruinen, aber man kann den einstigen Glanz
noch durch die Monumentalität des Erhaltenen erahnen.

Bildersammlung zu Palmyra

Natürlich versuchte auch Rom mit seinen machtbewussten Kaisern,
vom blühenden Handel zu profitieren.
Gleiches hatte auch für die vorigen Mächte der Region gegolten,
und gleiches galt immer noch ebenfalls für die Parther, die Rivalen Roms.
Doch die Palmyrener waren geschickt, und deshalb gelang es ihnen,
eine Sonderstellung im Grenzgebiet der zwei Großmächte einzunehmen,
und sich ein gewisses Maß an Selbstständigkeit zu erhalten,
wenn auch in Abhängigkeit zu den Römern:
Dabei half, dass die ganz aufs Wirtschaftliche ausgerichteten Bewohner
alle interessierten Mächte ihrer Neutralität versicherten.
Jahrhunderte lang agierte die Stadt zwischen zwei erbitterten riesigen Rivalen,
ohne zermalmt zu werden oder auch nur Macht einzubüßen.
Mit keinem verdarben sie es sich.

Der Hadriansbogen in Palmyra

Es ist bezeichnend, dass Plinius der Ältere mitteilt,
bei jedem Konflikt zwischen den Großmächten würde erwartungsvoll gefragt,
welche Position Palmyra einnehmen würde.
Außer der so schon großen Macht der Stadt
hatte sie nämlich auch noch bedeutenden Einfluss auf die sie umgebenden Wüstenvölker.
Die Römer waren schon zufrieden damit,
wenn ihre Dekrete ins Aramäische übersetzt wurden,
dass sie auch noch gelesen oder gar beachtet wurden, konnten sie nicht erwarten.

Nur die Zollbeamten der Römer setzten sich durch
und trüben das Bild einer fast allmächtigen Stadt.
Dafür wachten römische Soldaten über die Sicherheit des Handels.
Die Kohorte XX Palmyrenorum saß in Dura-Europos
und hatte entlang der kleinen Handelswege ihre Niederlassungen.
Damals machten nämlich Beduinen den Verkehr zwischen den Städten gefährlich.
Sie wurden Sarazenen genannt,
was sich vom arabischen Wort für „aus dem Osten stammend“ ableitet.
Teil 2

Solange Rom und Parther ungefähr von der Macht her im Gleichgewicht waren,
war alles in Ordnung.
Als aber die Sassaniden im Partherreich die Macht übernahmen,
wurde es für die Römer gefährlich.

Beiträge zu den Sassaniden aus WDPG’s Serie zur Geschichte Persiens: Teil 1, Teil 2

Besonders Schapur I., der von 242 bis 272 regierte, war ein gefährlicher Gegner.
Der römische Kaiser Valerian (reg. 253-260) wurde sogar 260 von der neuparthischen Armee
gefangen genommen, gedemütigt und schließlich getötet.

Valerians Gefangennahme auf einem sassanidischen Relief

Über Rom brach eine Krise von nie gekannten Ausmaßen hinein:
Eine Provinz nach der anderen spaltete sich vom Reich ab,
und immer mehr Legionen riefen ihre eigenen Favoriten zu Kaisern aus.
In Palmyra hatte inzwischen ein Beduinenscheich die Macht übernommen,
Odaenathus, über dessen Herkunft nichts bekannt ist.
Er griff die bedeutend größere parthische Armee an
und fügte ihr eine empfindliche Niederlage zu.
Dann schaltete er einen Usurpator des römischen Kaiserthrones aus.

Da der neue römische Kaiser Gallienus (reg. [253-]260-268) völlig überfordert war,
griffen andere fähige Männer nach der Macht, und schafften es so das Reich etwas zu sichern.
In Gallien handelte es sich dabei um den Usurpator Postumus,
im Südosten war es eben Odaenathus.
Aus Dank ernannte ihn Gallienus zum König und zum Generalstatthalter des ganzen Orients.
Also setzte er sich nun offen für Rom ein und rüstete gegen Ktesiphon, die Partherhauptstadt.
Doch damit schaffte er sich auch Feinde, die er nicht erwartete:
Neidische römische Offiziere brachten ihn um.

Septimius Odaenathus bei Wikipedia

Sein Sohn Valbalathus war noch zu jung, um die Herrschaft zu übernehmen.
Deswegen herrschte nun die Königswitwe Zenobia.
Sie wird von den Quellen als Prototyp einer orientalischen Regentin geschildert
und in höchsten Tönen gelobt:
als fähige, schöne, keusche und allseits beliebte Königin habe sie geherrscht.
Aber sie war auch ehrgeizig, und Palmyra reichte ihr nicht.
Rom kriegte seine Probleme immer noch nicht in den Griff,
und so war es ihr ein leichte, ihre Herrschaft auf Syrien auszudehnen.
Mit ihrem Berater Cassius Longinus (213-273) bereitete sie diese Okkupation
ideologisch vor und brachte die Oberschicht des Landes auf ihre Seite.

268 schickte sie auch ihren General Zadas mit einer Armee nach Ägypten,
das dieser quasi im Handstreich für sie eroberte.
Hinzu kam die Provinz Arabia mit der Hafenstadt Petra.
So hielt Zenobia alle Fäden des Orienthandels in ihrer Hand.
Als nächstes plante sie, auch den Bosporus zu kontrollieren
und bereitete die Eroberung Kleinasiens vor.
Man sieht, sie wollte eine den Römern ebenbürtige oder gar überlegene Macht schaffen.

Antoninian des Gallienus

Doch 270, als der Nachfolger des Gallienus, Kaiser Claudius II. Gothicus starb,
kam in Rom wieder ein starker Mann auf den Kaiserthron, Aurelian.
Er sorgte für Disziplin in der Armee und räumte erst einmal das auf,
was vom Reich übrig geblieben war.
Zunächst setzte er sich für eine Verständigung mit Zenobia ein:
Er bot ihr an, sich mit ihr die Macht über den ganzen Orient zu teilen,
wenn sie denn nur Ägypten, seit jeher Privatbesitz der römischen Kaiser, herausgab.
Die machtbewusste Frau wollte darauf natürlich gar nicht erst eingehen.

Aurelians Kräfte waren im Moment noch an anderen Baustellen des Imperiums gebunden.
Die literarischen Quellen sind für die nun folgende Phase
bei weitem nicht so aufschlussreich wie die Ergebnisse der Numismatik:
270 bis Anfang 271 wurden die Münzen im Namen von Valbalathus und Aurelian geprägt.
Als Zenobia sich danach wieder stärker fühlte, wurde Aurelian gestrichen
und die Münzprägung geschah ab sofort durch sie selbst und ihren Sohn.
Doch schon im August verschwanden beide Palmyrener und Aurelian tauchte wieder auf.
Der römischen General Probus, der später selber den Kaiserthron besteigen sollte
(276-282), hatte Ägypten wieder erobert.
Als Reaktion ernannte sich Zenobia provokativ zur „Kaiserin des Ostens“.

Antoninian des Valbalathus
Denarius der Zenobia


Alles lief auf eine endgültige Entscheidung hinaus.
Die Parther waren im Moment mit eigenen Problemen beschäftigt und heilfroh,
wenn sie in Ruhe gelassen wurden.
Langsam eroberte Aurelian die ehemaligen Provinzen wieder zurück.
Dabei ging er sowohl taktisch als auch ideologisch sehr gut vor:
Er verschonte Antiochia nach der Eroberung und verkündete öffentlich,
der Sonnengott habe sich von Zenobia ab- und ihm zugewandt.
Mit 70.000 Mann erschien er bald darauf vor den Mauern Palmyras.

Sein Friedensangebot war sehr gemäßigt:
Zenobia sollte ins Exil, Reparationen an die Römer, Palmyra sollte alle Rechte behalten.
In der Antwort verglich sich Zenobia mit der freiheitsliebenden Kleopatra
und vertraute auf ihre Wüstenstämme.
Doch die kamen nicht.
Als die Belagerung immer erfolgreicher und der Zustand der Palmyrener
immer schlechter wurde, versuchte Zenobia, zu fliehen.
Doch sie wurde geschnappt. Wie Kleopatra verhielt sie sich nicht gerade:
Sie schob alle Schuld auf die Berater, die tatsächlich hingerichtet wurden.
Doch auch sie wurde mitgenommen.

Herbert Schmalz: Zenobias letzter Blick Richtung Palmyra, Historiengemälde

Palmyras Bewohner wurden verschont und dafür die öffentlichen Gebäude geplündert.
Als Aurelian schon wieder am Abziehen war, erfuhr er von einer neuen Erhebung in Palmyra.
Sofort kehrte er um und machte die Stadt dem Erdboden gleich.

Über Zenobias Schicksal gibt es zwei Versionen:
Entweder sie ist auf der Fahrt nach Rom gestorben,
oder sie wurde auf Aurelians Triumphzug mitgeführt, heiratete später
einen Senator und lebte bis an ihr Lebensende auf dessen Villa.

Zenobia in Wikipedia Zenobias Geschichte und der Aufstieg Palmyras

Palmyra wurde unter Kaiser Diokletian (284-305) ein Heerlager,
im 4. Jahrhundert zu einem Bischofssitz,
und im 6. Jahrhundert ein Verteidigungsposten der Byzantiner.
634 eroberten Muslime die Stadt.
Doch seine alte Bedeutung erhielt es nie wieder.
Im 10. Jahrhundert zerstörte ein Erdbeben die Gegend.
Erst im 19. Jahrhundert kamen Archäologen wieder.


So endete die Blütezeit Palmyras.
Es ist ein deutliches Zeichen für den immensen,
sowohl von der Nachwelt und der heutigen Öffentlichkeit als auch von den Althistorikern
meistens unterschätzten Anteil des Handels an der Bedeutung einer Stadt,
dass Palmyra im Ringen um die Vorherrschaft im Nahen Osten
den beiden heute allseits bekannten Kontrahenten Rom und Persien
wenn auch nicht militärisch, so doch von der Bedeutung ebenbürtig war.

Und es ist eine genauso große Lehre für alle Staaten und Städte
in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft,
dass die Stadt Palmyra eine erstaunliche Macht besitzen und erhalten konnte,
solange sie sich nur um wirtschaftliche Belange kümmerte,
und dass sie ziemlich schnell dem Untergang entgegenging,
sobald sie von einer Person alleine regiert wurde
und mehr erlangen wollte, als die anderen abgeben konnten.

Rundgang durch eine antike Stadt
(21.10.2012 13:59)Maxdorfer schrieb: [ -> ]
(21.10.2012 13:35)913Chris schrieb: [ -> ]Wie ist das mit diplomatischen Kontakten zwischen Römerreich und Han-China? Auch die Tang hatten diplomatische Beziehungen zu Eruopa (vermutlich über Byzanz).

Der Indische Ozean war das "Hausmeer" der Chinesen...

VG
Christian

Zumindest nicht in dem Maßstab, wie ich das dargestellt habe.

Hab ich jetz nicht ganz verstanden...
Wie dem auch sei: Zur Zeit der Han gab es schon erste Kontakte mit buddhistischen Ländern, diese Kontakte nach Indien, nach Sogdiane, Zentralasien und Indonesien und auch nach Korea und Japan wurden in der Zeit zwischen Han und Sui/Tang-Dynastie erheblich verdichtet. Gesandtschaft auf Gesandtschaft traf an den chinesischen Höfen ein. Neben einer Unmenge Handelswaren kam so auch der Buddhismus nach China.
Man möcht´s ja heute kaum noch glauben, aber zur Zeit der Tang war China DAS buddhistische Land der Erde!
Die Seidenstraße war dabei das "Haupteinfallstor" des Buddhismus (er kam über Zentralasien erstmals nach China, die Kontakte zu den südostasiatischen Buddhisten waren sekundär.)

Chinesische Pilger traf man überall in Südasien, ein Hauptzweck dabei war die Sammlung buddhistischer Schriften, die dann nach einem ausgefeilten Verfahren ins Chinesische übersetzt wurden.

VG
Christian
(31.10.2012 13:17)913Chris schrieb: [ -> ]
(21.10.2012 13:59)Maxdorfer schrieb: [ -> ]Zumindest nicht in dem Maßstab, wie ich das dargestellt habe.

Hab ich jetz nicht ganz verstanden...
Wie dem auch sei: Zur Zeit der Han gab es schon erste Kontakte mit buddhistischen Ländern, diese Kontakte nach Indien, nach Sogdiane, Zentralasien und Indonesien und auch nach Korea und Japan wurden in der Zeit zwischen Han und Sui/Tang-Dynastie erheblich verdichtet. Gesandtschaft auf Gesandtschaft traf an den chinesischen Höfen ein. Neben einer Unmenge Handelswaren kam so auch der Buddhismus nach China.
Man möcht´s ja heute kaum noch glauben, aber zur Zeit der Tang war China DAS buddhistische Land der Erde!
Die Seidenstraße war dabei das "Haupteinfallstor" des Buddhismus (er kam über Zentralasien erstmals nach China, die Kontakte zu den südostasiatischen Buddhisten waren sekundär.)

Chinesische Pilger traf man überall in Südasien, ein Hauptzweck dabei war die Sammlung buddhistischer Schriften, die dann nach einem ausgefeilten Verfahren ins Chinesische übersetzt wurden.

VG Christian

Ich schrieb ja sinngemäß, dass chinesische Händler in Europa nichts außergewöhnliches gewesen seien. Und das ist sicher übertrieben.
(31.10.2012 17:57)Maxdorfer schrieb: [ -> ]Ich schrieb ja sinngemäß, dass chinesische Händler in Europa nichts außergewöhnliches gewesen seien. Und das ist sicher übertrieben.

Das ja.
Aber in Indien, Persien, Zentralasien, Indochina waren sie wirklich keine Seltenheit, in Südostasien (Vietnam, Java) sind viele Gemeinden von Exilchinesen schon in der Han-Zeit entstanden.

VG
Christian
(31.10.2012 18:19)913Chris schrieb: [ -> ]Das ja.
Aber in Indien, Persien, Zentralasien, Indochina waren sie wirklich keine Seltenheit, in Südostasien (Vietnam, Java) sind viele Gemeinden von Exilchinesen schon in der Han-Zeit entstanden.

Zentralasien, Indochina - Ja.
Persien, Indien - kaum.
Europa - klares Nein.

Wir dürfen nicht vergessen, dass das Alte China andere Grenzen hatte. Das heutige Westchina (Ost-Turkestan, Sinkiang) war bis in unser Jahrhundert Nomadenland, auch wenn die Han-Chinesen zeitweise und auch nur formell die Gegend immer wieder mal beanspruchten. Die angeblich welthistorische http://en.wikipedia.org/wiki/Battle_of_Talas Araber vs. Chinesen wurde in Wahrheit wohl eher zwischen lokalen Turkstämmen ausgefochten.
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