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Normale Version: Titelbild von Tooze "Ökonomie der Zerstörung"
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Mir ist vorhin beim Aufsortieren Toozes "Ökonomie der Zerstörung" untergekommen.
Ich besitze die über die bpb vertriebene Ausgabe.

Als Text für das Titelbild wird "In einer Panzerschmiede 1941" angegeben.
Eine große Halle, es stehen diverse verschiedene Panzer ohne Türme herum, Motoren in Reih und Glied, ein paar Halbkettenfahrzeuge, also keinesfalls Schmiede sondern Panzergroßreparatur oder Wiederaufbereitung.

Zuvorderst auf diesem Bild ist aber einer der ominösen "Großtraktoren" abgebildet, entwickelt Mitte der 30er Jahre, nur ganz wenige (3-5) Stück gebaut, auf der Automobilausstellung 1939 gezeigt, und bei der Besetzung von Oslo sehr fotogen zwischen den Hafenanlagen herumgefahren.
Oswald (Kraftfahrzeuge und Panzer der Wehrmacht) schreibt auch, dass die Fahrzeuge sehr wahrscheinlich aus Weichstahl und keineswegs aus Panzerstahl gefertigt waren.

Hat einer der Mitstreiter Ahnung, was dieses "Weichstahl-Gerät" (wenn es stimmt) zu dem Zeitpunkt bei der Panzeraufbereitung zu suchen hatte?
Ergänzung:

Die Bildunterschrift lautet: "In einer Panzerschmiede Mai 1942"

Der "Arbeitstitel" für diesen Panzer lautete "Neubaugerät". (Großtraktoren nannte man die ab 1926 entwickelten in Kama getesteten mittleren Panzer)
Vom "Neubaugerät" wurden insgesamt lediglich 5 Stück gebaut. 1940 waren noch 3 vorhanden. Die nach Norwegen transportiert wurden, wo dann 2 "verlorengingen". (Bilder wo die 3 vor gewaltigen Silos im Osloer Hafen stehen, sind bekannt. Kann ich bei Bedarf auch einscannen)
Der 3. und letzte wäre gegen Kriegsende in Rumänien von Russen zerstört worden.
Alle Angaben aus "Oswald, Kraftfahrzeuge und Panzer der Wehrmacht"

Ergo: Der auf dem "Tooze Titelbild" mit abgebildete schwere Panzer muss dieser 3., später in Rumänien zerstörte gewesen sein.
Warum dieser im Mai 1942 in einem Panzer-Reparaturwerk war, weshalb dieser technische Methusalem überhaupt wieder aufbereitet wurde, wäre jetzt eine interessante Frage.
Oswald glaubt eine Relevanz des "Neubaufahrzeuges" für die Tiger-Entwicklung verneinen zu können, aber liegt er da richtig? Wäre die nächste interessante Frage.
Hier
http://de.wikipedia.org/wiki/Neubaufahrzeug
man sollte immer erst Wiki fragen,

gibt es einen interessanten Beitrag zu diesem Neubaufahrzeug.
Mit Berichten über Kampfeinsätze bis zum Beginn des Russlandfeldzuges.

Wobei sich die Einschätzung Oswalds, dass die Dinger aus Weichstahl waren, bestätigt.
Zitat:Panzerung (Weichstahl beim NbFz V):

Front: 20 mm
Seite: 13 mm
Heck: 13 mm
Turm: 15 mm rundum
und von der einsatzgeschichte her ebenfalls:
Zitat: In diesem Moment wurden sie von KW-2-Panzern abgeschossen, die vom Waldrand in etwa 500 Metern Entfernung aus angriffen. Die 152-mm-Granaten zerstörten die beiden Panzer vollständig. Die Motoren waren Maybach-Flugzeugmotoren mit Benzin. Das erklärt Penetzkos Bemerkung: „An Stelle der Panzer war nur noch Qualm und Rauch“. „Die sind wohl aus Papier?“ schrieb Penetzko erstaunt dazu. Die Schäden im Boden sind heute noch an den Abschussstellen deutlich aus der Luft zu sehen. Beim Fortsetzen des russischen Angriffs fuhr Zugführer Penetzko auf einen kleinen Hügel südöstlich des Ortes, wo er direkt auf den letzten Rheinmetall mit rundem Turm traf. Die deutschen Panzer hatten eine Zange gebildet und das dritte Neubaufahrzeug stand Penezkos BT plötzlich gegenüber. Er vermerkte, „ein riesiges Ungeheuer mit rundem Turm“ kam auf ihn zu. Beide beschossen sich auf kürzeste Distanz, höchstens 50 Meter. Der größere Rheinmetall schoss zuerst, traf jedoch nur die obere Kante des Turms vom BT, da seine Geschütze für die kurze Entfernung zu weit oben lagen. Der Russe schoss erschrocken in die Luft, traf dann mit dem zweiten Schuss. Der Rheinmetall wurde durch den Treffer der 45-mm-Kanone des BT direkt in den Turmkranz zerstört. Der Turm flog weg, der Panzer kippte um.

Jedenfalls scheinen die Einsätze eines erreicht zu haben, die West- und Ost-Alliierten gingen bereits zu diesem Zeitpunkt von der Existenz eines schweren deutschen Panzers aus.
Zitat:Sowjetische, englische und amerikanische Dienstanweisungen und Panzerkennungsvorschriften zeigen bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Neubaufahrzeuge. Neben der Bezeichnung Rheinmetall taucht bei den Amerikanern auch die Typisierung Panzer V und VI auf.

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