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Normale Version: Dauer der Prädynastischen Zeit
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http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensc...20799.html

Demnach war die Zeit, die die Ägypter brauchten, um sesshaft zu werden und den ersten Staat zu gründen, bedeutend kürzer als angenommen:
Mithilfe neuer Datierungen (C14) konnte man den Beginn der Prädynastischen Periode um 200-300 Jahre nach vorne verschieben, sie begann also viel später als bislang anhand relativer Datierung von Keramik gedacht, und der erste bekannte Herrscher Ägyptens, Ahas, regierte 200 Jahre früher als gedacht, nämlich um 3100 v.Chr.
Statt 1100 Jahre dauerte der Prozess der Sesshaftwerdung und Staatsbildung in Ägypten also nur 600-800 Jahre!

VG
Christian
Nun ja als ersten bekannten Herrscher Ägyptens habe ich bisher Namer angenommen-Aha war ,wenn man den Angaben des Tonsiegels aus dem Grab von Königin Meritneith, der Gemahlin von König Wadji, folgt,sein Nachfolger.
Das Tonsiegel listet die Herrscher der Dynastie Null beginnend mit „Narmer“, gefolgt von „Aha“, „Djer“ und „Wadji“ auf.Und da die Gräber der Herrschaften bekannt sind dürfte auch die Datierung relativ klar sein.
Ist mit König Aha eigentlich Hor Aha = König Menes gemeint?
Das ist m-W. in der Forschung noch umstritten
Menes soll ja der legendäre Reichsgründer sein und dann kämen,wenn es sich nicht ohnehin um eine fiktive Gestalt handelt mehrere prädynastische und frühynastische Pharaonen in Frage
Namer wäre so ein Kandidat ,da unter ihm wohl Ober- und Unterägypten vereinigt wurden, Aha als Gründer von Memphis käme ebenfalls in Betracht falls man Herodot folgen will
Tatsächlich taucht der Name Menes erst ab der XVIII Dynastie als Reichsgründer auf.In den Königslisten von Sakkara im Grab des Priesters Tjuloy und auch auf dem Tonsiegel aus dem Grab von Königin Meritneith, der Gemahlin von König Wadji, auf dem die ersten Herrscher in der Reihenfolge „Narmer“, „Aha“, „Djer“ und „Wadji“ augeflistet sind taucht Menes nicht auf.
Das deutet eigentlich auf eine fiktive Gestalt hin.
Aha scheint die Nekropole von Sakkara begründet zu haben (vgl. Grabfunde), während Narmer gar nicht als Reichseiniger sicher belegt ist - er trägt zwar beide Kronen, aber für ihn ist nur ein Feldzug nach Unterägypten nachgewiesen. Als Sieger über Unterägypten trägt er auch die Krone des besiegten Königs, was aber nicht automatisch bedeutet, dass Narmer Unterägypten tatsächlich auf Dauer beherrschte.

So ist Aha als Reichseiniger wahrscheinlicher als Narmer - was Aha auch als Vorbild für den wohl doch eher mythischen Menes wahrscheinlicher macht, der ja Memphis gegründet haben soll (die Stadt entstand wohl aus einer Gründung Ahas heraus). Denkbar ist auch, dass Narmer UND Aha als Vorbild für Menes gedient haben. Beide haben Kriege bis nach Palästina und Nubien geführt, aber nur Aha hat auch schon Heiligtümer im Nildelta errichtet.

VG
Christian
Nun ja,
Menes war,wie oben bereits gesagt, ein Mythos der 18.Dynastie und die Gründung von Memphis durch Menes ist eine Erfindung von Herodot, der nicht nur zeitlich noch erheblich später lag sondern auch bekanntlich viel erzählt hat wenn der Tag lang war Big Grin
Die 18 Dynastie stand 1500 Jahre nach der legendären Reichsgründung am Beginn des Neuen Reiches und brauchte in dieser Situation den Rückgriff auf einen Gründungsmythos einerseits zur eigenen Legitimation und andererseits um das Reich nach Fremdherrschaft und Chaos der 2.Zwischenzeit zusammen zu führen und zusammen zu halten.
Das man sich dabei nicht auf reale historische Personen wie Namer oder Aha berief
sondern die fiktive Figur des Menes nahm deutet m.E. darauf hin,daß die Kenntnis über die praedynastischen Pharaonen zur Zeit des Neuen Reiches allenfalls vage bestanden -Menes hätte demnach kein konkretes Vorild sondern wäre die personifizierte Verkörperung der Gesamtheit der prädynastischen Herrscher.
Dazu würde passen, dass zwar Abydos auch in der Zeit des Neuen Reichs noch / wieder Heiligtum war, und zwar ausweislich der hier errichteten Totentempel eines der wesentlichen Heiligtümer Ägyptens, dass aber die von Sethos I. hier verewigte Pharaonenliste zwar Menes kannte, aber nicht Narmer oder Aha.
Der Palermostein hingegen, während der 5.Dynastie geschaffen, kennt Aha als ersten gesamtägyptischen Pharao, nicht aber Menes.
Insofern ist es naheliegend, dass zwischen der 5.Dynastie und der 18.Dynastie Menes irgendwie "erfunden" wurde oder aber einer der Pharaonen der ersten Dynastie im Nachhinein diesen Namen bekommen hat oder aber Menes ein Konstrukt aus mehreren prädynastischen Königen bzw. Pharaonen der 1.Dynastie darstellt.

Weiß man übrigens, ob Sethos I. oder Ramses II. die Königslisten des Alten Reichs kannten? Und wenn ja, wie viele davon bzw. welche?

Wie dem auch sei - mit der neuen Datierung können auch die verschiedenen Königslisten, die in Ägypten existierten, auf ein neues chronologisches Fundament gestellt werden.

VG
Christian
Wenn man sich etwas in das Thema einliest, stellt man schnell fest, dass es bezüglich der Datierung von Ereignissen und Vorgängen und der Namensgebung von Herrschern, besonders in der Übergangszeit von der prädynastischen zur dynastischen Betrachtung, einige Unklarheiten bzw. Widersprüche gibt, mit denen sich schon Generationen von Agyptologen und Linguisten herumgeschlagen haben und sicher auch noch weiterhin müssen.

Die neue Datierung stellt EINE Option zur Neubewertung der chronologischen Abfolge des alten Ägyptens dar.
Sie wird nicht gleich das gesamte chronologisches Fundament über den Haufen werfen.
C14-Datierungen wurden dort nicht zum ersten Mal vorgenommen und müssen auch immer kritisch betrachtet werden, insbesondere bezügl. des dendrochronologischen Abgleichs der Ergebnisse, welches sich gerade in der Ägyptologie als problematisch erwiesen hat.
Um das einigermaßen ordentlich bewerten zu können, müsste man sich mit der Fehlerbetrachtung über Genauigkeit u. Zuverlässigkeit der neuen Ergebnisse, in Michael Dee's Publikation auseinandersetzen.
Die Problematik des Fehlens einer mehr oder weniger exakten (absoluten) Datierung betrifft neben den Ägyptern, letztlich den gesamten östlichen mediterranen Raum incl. Hethiter, Minoer, Mykener - die Ägais an sich, genau wie die gesamte Levante. Auch das verschwommene Autauchen der legendären Seevölker, was mit der prädynastischen Zeit erstmal nichts zu tun hat, ist zeitlich nicht wirklich festzumachen, spielt aber bei der chronologischen Neujustierung der gesamten Region eine Rolle. Auch die exakte Datierung der Minoische Eruption auf Santorin spielt dort mit rein.

Einen wichtigen Ansatz bei der Entschärfung dieser Problematik hat m.E. der österreichische Ägyptologe Manfred Bietak geliefert. Er versuchte Ende der neunziger Jahre mit einem interdisziplinär zusammengesetzten Team aus Archäologen (u.a. auch Spezialisten f. KeramikSeriation), Physikern, Astronomen, Dendrochronologen die Thematik möglichst objektiv, umfassend und ergebnisoffen, neu zu betrachten und zu bewerten. Das Projekt lief unter dem Namen SCIEM 2000.

Über die spezielle Problematik C14 und Ägypten und angrenzend, kann man sich u.a. hier einen Überblick verschaffen.

Für diejenigen, die sich damit überhaupt noch nicht beschäftigt haben, ist dabei schnell erkennbar, dass die Radiokarbondatierung für die Archäologie, die zeitliche Belegbarkeit historischer Funde an sich, ein nicht mehr wegzudenkendes Instrument darstellt, welches aber auch mit Vorsicht zu geniesen ist, möchte man nicht groben Fehleinschätzungen aufsitzen und hahnebüchenen Spekulationen Vorschub leisten.
Nun ja, in Mesopotamien hat man einige Ansatzpunkte für eine absolute Datierung von Herrschern, weil in den Jahreslisten wichtige Ereignisse mit erwähnt wurden, und dabei sind auch einige genau datierbare astronomische Ereignisse (Mond-/Sonnenfinsternis, Konstellationen von Sternen/Planeten...).
Von den zugehörigen Herrschern weiß man, mit welchen ägyptischen Pharaonen sie Zeitgenossen waren und von daher kann man auch die ägyptischen Chronologie darauf abstimmen.
Für 762 v.Chr. lässt sich z.B. eine Sonnenfinsternis genau errechnen, was dann als absolutes Datum dafür dient, die erhaltenen Listen von sog. "Limmu"-Beamten aus dem Assyrischen Reich vor- und zurückzurechnen.

Mit astronomischen Daten kommt man noch weiter zurück: Die Babylonier haben die Venusauf- und -untergänge schon seit sehr früher Zeit notiert. Einer dieser Venusläufe kann auf das achte Regierungsjahr von Ammisaduqa, vierter Nachfolger von Hammurabi von Babylon, festgelegt werden. Allerdings sind die Aufzeichnungen ungenau und es kommen für diese eine Jahr aufgrund der Periodizität der Venusumläufe vier Jahre in Frage. Durch einen Vergleich mit anderen - relativen - Daten kommt der Mathematiker Peter J.Huber zu dem Ergebnis, dass mit 99% Wahrscheinlichkeit das Jahr 1702 v.Chr. das richtige ist.
Nachdem die Herrscherliste des Altbabylonischen Reichs bekannt ist, kann man jetzt auch einen 200 Jahre später herrschenden ägyptischen Pharao mit dem Nachfolger Ammisaduqas in Verbindung bringen, indem man einfach die (allerdings teilweise recht unklaren) Regierungsjahre der Nachfolger Ammisaduqas durchrechnet und so auf das absolute Datum kommt, zu dem der Pharao mit seinem mesopotamischen Kollegen Kontakt hatte.

VG
Christian
Zum Beginn des Ägyptischen Reiches hier mal eine Sammlung von Infos aus Toby Wilkinson: Aufstieg und Fall des Alten Ägypten. London/München 2010. Zu Beginn des Buches liefert Wilkinson einige Fakten, die ich euch nicht vorenthalten möchte, allerdings sind sie über einige Seiten zerstreut, sodass ich euch nur eine Zusammenfassung bieten kann:

2000 Jahre vor Narmer (der laut Wilkinson real war) war Ägypten eine zweigeteilte Gesellschaft: Einerseits besiedelten nomadische Jäger und Sammler das Niltal bzw. dessen (damals noch grünere) Umgebung. Sie errichteten Anfang des 5.Jts.v.Chr. in Nabta-Playa im späteren Nubien ein "ägyptisches Stonehenge"; in Höhlen in der Nähe fand man Bilder, die frappierend an spätere ägyptische Kunst erinnern...

Im Niltal selber war gleichzeitig schon eine Gesellschaft von Bauern entstanden, die die Badari-Kultur schufen.

Die Kulturen von Nabta-Playa und Badari lieferten die Grundlage für drei Reiche, die im 4.Jt.v.Chr. am Anfang des politischen Ägypten standen:

Tjeni (an eienr Kreuzung von Karawanenstraßen; Nekropole war Abdju, das heutige Abydos; die ältesten Gräber stammen von 3800 v.Chr.), Nubt (das moderne Nagada, an der Einmündung des Wadi Hammamat ins Niltal und damit an einem erstklassigen Zugang zum goldreichen Osten Ägyptens) und Nechen (noch weiter nilaufwärts, ebenfalls mit Zugang zu Goldminen in der Östlichen Wüste über ein Wadi). Das kleinste Königreich war Nubt - seine Nekropole ist die am wenigsten prächtige. Tjeni eroberte Nabt gegen Ende des 4.Jts., kurz darauf wurde auch Nechen besiegt. Der siegreiche König von Tjeni war niemand anderer als Narmer.
Er schuf die ägyptische Doppelkrone (erst seit Narmer taucht dieses Königssymbol auf): Die Rote Krone, die für Unterägypten steht, stammt wohl aus Nubt, die Weiße Krone, die für Oberägypten steht, stammt aus Nechen.
Unter- und Oberägypten waren damals also Landschaften, die für spätere Generationen BEIDE im späteren Oberägypten liegen. Aber auch das Delta lag schon in Narmers Blickfeld: Seine Gattin war benannt nach Neith, einer Göttin des Deltas; die Dame stammte also wohl aus dem Delta und könnte eine Heiratsverbindung zwischen Narmer und einem Herrscher des Deltas darstellen.
In Nechen wurde auch die Narmer-Palette gefunden, vielleicht war sie ein Opfer an der Stelle von Narmers Sieg über Nechen. Der Hauptgott Nechens war Horus - er wurde zum Reichsgott erklärt. Zusammen mit Tjenis Hauptgott Amun und Nechens Hauptgott Seth hatte Narmer damit eine Götterfamilie "geschaffen", die geeignet war, das (noch) zusammeneroberte Reich auch religiös auf eine gemeinsame Basis zu stellen.
Die Südgrenze des Reichs lag bei Abu (heute Elephantine).
Abydos wurde durch den Sieg Tjenis zur heiligsten Stätte Ägyptens, während in der Nähe von Nubt eine weitere Stadt erst später ihren Aufschwung erlebte: Theben.


VG
Christian
Servus!

Fortsetzung: Ägypten nach Narmer.

Mit Beginn der 2.Dynastie wurden Hauptstadt und Königsnekropole an die Schnittstelle zwischen Delta und Oberägypten gelegt, nach Memphis bzw. Sakkara. Spätere Könige der 2.Dynastie ließen sich aber auch wieder in Abdju begraben. König Chasechemui förderte dagegen wieder Nechen. Die 2.Dynastie hatte nämlich ein Problem: Narmers Reich begann schon wieder zu zerfallen. Neben ausgesprochener Brutalität (schon Narmer und seine Nachfolger der 1.Dynastie zeigten sich mit Vorliebe mit der Kriegskeule und beim Erschlagen von Feinden, von König Skorpion ist eine Kriegskeule erhalten, auf der Kiebitze massenweise am Galgen aufgehängt sind - Kiebitze waren das Symbol des einfachen Volkes...) und Menschenopfern (dies allerdings keine Erfindung der 1.Dynastie, sondern schon aus prädynastischer Zeit bekannt und bis in die 3.Dynastie hinein fortgesetzt, allerdings zeigen die Königsgräber der 2.Dynastie ein bemerkenswertes Anwachsen der Zahl der Leichen, die mit dem König begraben wurden) reagierten die ägyptischen Könige mit einer Rückbesinnung zu den Anfängen Ägyptens, eben zu den alten Hauptorten Tjeni und Nechen. Das Delta war wohl wieder verloren gegangen, Chasechemui musste es wieder zurück erobern. Nach erfolgtem Sieg sicherte er die Herrschaft dort, indem er u.a. in Sakkara eine neue Königsnekropole einrichtete (wobei die Nekropolen von Abdju und Nechen weiter in Gebrauch blieben). In Sakkara errichtete er (vermutlich, seine Urheberschatf ist umstritten) einen heiligen Bezirk ("Great Enclosure" bzw. Gisr el-Mudir) , etwa 400 mal 800 Meter, dessen etwa 10 Meter hohe Umfassungsmauer teilweise aus großen Steinblöcken (der erste Fall, dass in Ähgypten ein Steinbauwerk errichtet wurde), teilweise (an den Ecken) aus massivem Mauerwerk hergestellt war. Die Anlage ist trotz ihrer Größe heute kaum noch erhalten. Der Grund steht einige 100 Meter daneben: Chasechemuis Nachfolger war nämlich Djoser, der Begründer der 3.Dynastie. Und der baute seine Stufenpyramide teilweise aus Baumaterial, das er der Anlage seines Vaters entnahm...die Umfassung der Djoser-Pyramide ist übrigens der "Great Enclosure" von der Struktur her sehr ähnlich. Damit wird Chasechemui zum ersten Großbauherren Ägyptens.

VG
Christian
(22.01.2015 19:46)913Chris schrieb: [ -> ]2000 Jahre vor Narmer (der laut Wilkinson real war) war Ägypten eine zweigeteilte Gesellschaft: Einerseits besiedelten nomadische Jäger und Sammler das Niltal bzw. dessen (damals noch grünere) Umgebung. Sie errichteten Anfang des 5.Jts.v.Chr. in Nabta-Playa im späteren Nubien ein "ägyptisches Stonehenge"; in Höhlen in der Nähe fand man Bilder, die frappierend an spätere ägyptische Kunst erinnern...

Im Niltal selber war gleichzeitig schon eine Gesellschaft von Bauern entstanden, die die Badari-Kultur schufen

Die frühe Zeit Ägyptens wird wie überall von steinzeitlichen Kulturen bestimmt. Allerdings zählt das Land zu den am frühesten von Menschen bewohnten Gebieten der Erde. Aus Abbasijja bei Kairo wurden frühpaläolithische Funde bekannt, die wahrscheinlich zeitlich vor den ältesten Faustkeilen anzusetzen sind. In den eiszeitlichen Flussterrassen und auf den Höhen beiderseits des Niltals wurden viele alt- und mittelsteinzeitliche Steinwerkzeuge gefunden. Sie zeigen, dass Ägypten schon damals sowohl mit dem übrigen Afrika als auch mit Vorderasien verbunden war.

Jungsteinzeitliche Fundgruppen gibt es erst seit dem 6. Jahrtausend v. Chr., als eine neolithische Feuchtphase die angrenzenden Wüsten zum Teil in Steppen verwandelt hatte. Die älteste bekannte Großsiedlung ist Merimde am westlichen Deltarand. Andere Siedlungen liegen wahrscheinlich tief unter späteren Aufschüttungen verborgen.

Auch im Becken von Al Faijum machte man ähnliche Funde. Sie werden einer Faijumkultur zugeordnet. Anbau von Kulturpflanzen wie Gerste und verschiedenen Weizenarten und Viehhaltung (Schafe, Ziegen, Rinder, Schweine) sind sowohl in Ober- wie in Unterägypten belegt. Die Menschen lebten hier in Dörfern aus runden oder ovalen Schilf-und Strohhütten, die oft zur Hälfte in den Boden eingegraben waren. Die Toten wurden in den Dörfern beigesetzt.

In der zweiten Hälfte des 4. Jtsd. v. Chr. zeigt sich eine Verdichtung der Bevölkerung sowie eine Differenzierung und Verfeinerung der Kultur. Man findet rot-braun bemalte Keramikgefäße mit reichem Bildschmuck wie Schiffe, Standarten, Tiere, tanzende Frauen usw. Auf Gräber und Beigaben wird größere Sorgfalt verwendet und man findet auch Steingefäße aus Diorit und Granit von hoher Perfektion. Ferner sind vereinzelte Handelsbeziehungen zur sich parallel herausbildenden mesopotamischen Hochkultur erkennbar.

Mit der Erfindung der ägyptischen Schrift um 3000 v. Chr beginnt dann die ägyptische Geschichte und zugleich die Vereinigung der "Beiden Länder" von Ober- und Unterägypten unter den legendären Königen Narmer, Aha, Menes usw.
(23.01.2015 14:38)Dietrich schrieb: [ -> ]In den eiszeitlichen Flussterrassen und auf den Höhen beiderseits des Niltals wurden viele alt- und mittelsteinzeitliche Steinwerkzeuge gefunden. Sie zeigen, dass Ägypten schon damals sowohl mit dem übrigen Afrika als auch mit Vorderasien verbunden war.

Is ja auch logisch, das Land liegt an der Nahtstelle beider Kontinente und stellt eine natürlich Landbrücke dar. Wer aus Afrika in den Nahen Osten wollte, musste hier durch (oder über das Horn von Afrika nach Arabien).

Was mich beeindruckte, als ich es zum ersten Mal las, ist die Kontinuität bzw. der Konservatismus der ägyptischen Kultur. Darstellungs- und Denkweisen aus der frühesten Zeit haben sich bis zum Ende Ägyptens als eigenständiger Kultur um die Zeitenwende erhalten - 5000 Jahre lang! eine Kultur mit so einem "Durchhaltevermögen" muss man erst mal suchen...offenbar bereitete es den Ägyptern relativ wenige Probleme, neue Einflüsse von außen aufzunehmen. Aber wenn sie mal was in ihre Kultur integriert hatten, hielten sie eisern daran fest.

VG
Christian
(24.01.2015 10:37)913Chris schrieb: [ -> ]Was mich beeindruckte, als ich es zum ersten Mal las, ist die Kontinuität bzw. der Konservatismus der ägyptischen Kultur. Darstellungs- und Denkweisen aus der frühesten Zeit haben sich bis zum Ende Ägyptens als eigenständiger Kultur um die Zeitenwende erhalten - 5000 Jahre lang! eine Kultur mit so einem "Durchhaltevermögen" muss man erst mal suchen...offenbar bereitete es den Ägyptern relativ wenige Probleme, neue Einflüsse von außen aufzunehmen. Aber wenn sie mal was in ihre Kultur integriert hatten, hielten sie eisern daran fest.

Das geht mir ebenso. Diese Kontinuität isteinmalig und geht vom Beolithikum bis zur Eroberung Ägyptens durch Rom.

Wesentlicher Grund dafür ist sicher die geografische Außenliegerposition Ägyptens, das nicht wie in Mesopotamien von konkurrierenden Staaten umringt war. Der einzige Gegner, mit dem sich Ägypten ernsthaft auseinandersetzte, war das Reich der Hethiter im Vorfeld der Levante, wo es um Interessengebiete ging. Der Einbruch der Assyrer war kurz, während die persische Oberherrschaft länger lastete. Die innere Struktur Äyptens wurde dadurch jedoch nicht oder kaum angetastet, auch nicht durch die kurzlebigen Dynastien der Libyer, Nubier und Hyksos.
(24.01.2015 15:14)Dietrich schrieb: [ -> ]Der einzige Gegner, mit dem sich Ägypten ernsthaft auseinandersetzte, war das Reich der Hethiter im Vorfeld der Levante, wo es um Interessengebiete ging.

Die von dir selbst erwähnten Libyer im Norden und die Nubier im Süden waren Langzeitfeinde der Ägypter, mit denen man sich immer wieder auseinandersetzen musste.
Von "außen" her waren neben Hethitern, Assyrern und Persern auch die Mitanni, die Kanaaniter/Israeliten, die Araber (Sinai!), die Seevölker und andere öfter mal Gegner der Ägypter, von Handelspartnern ganz zu schweigen - so ganz losgelöst vom Rest der Welt war Ägypten nicht.

VG
Christian
(24.01.2015 18:26)913Chris schrieb: [ -> ]Die von dir selbst erwähnten Libyer im Norden und die Nubier im Süden waren Langzeitfeinde der Ägypter, mit denen man sich immer wieder auseinandersetzen musste.

Das stimmt. Aber sie waren keine existentielle Bedrohung des ägyptischen Staates. Militäraktionen insbesondere auch nach Nubien erfolgten regelmäíg.

(24.01.2015 18:26)913Chris schrieb: [ -> ]Von "außen" her waren neben Hethitern, Assyrern und Persern auch die Mitanni, die Kanaaniter/Israeliten, die Araber (Sinai!), die Seevölker und andere öfter mal Gegner der Ägypter, von Handelspartnern ganz zu schweigen - so ganz losgelöst vom Rest der Welt war Ägypten nicht.

Dennoch ist es sicher die geografische Randlage im Windschatten der Völkerbrücke Vorderasien-Kleinasien, die Ägypten zur jahrtausendelangen Kontinuität verhalf. Betrachtet man einmal Babylonien, so war es von Assyrien, Mitanni, Elam, den Hurritern und Urartäern, Medern und den Hethitern umgeben. Nicht immer gleichzeitig, aber in bedrohlicher Zahl. Die Folge war eine Instabilität, die Ägypten nicht kannte - trotz Seevölkereinbruch, Hyksos, Persern usw. In seinen Grundstrukturen war Ägypten kaum jemals gefährdet.
Würd ich so nicht sagen. Gerade die Invasion der Hyksos war schon existentiell bedrohlich. Hätten nicht die Fürsten von Theben das Ruder herumgerissen...

Ich würde eher sagen, dass die Lage im Niltal mit seinen ewig wiederkehrenden Fluten und der krassen Gernze zwischen Leben und Nicht-Leben = grünem Tal und lebensfeindlicher Wüste die Ägypter mehr geprägt hat. Dazu kam wohl noch eine von Anfang an angelegte ausgesprochene konservative Grundhaltung. Die Denkweise, dass Geschichte nicht linear abläuft, sondern in Kreisen und dass es existentiell für die Menschheit ist, die vorhandene Ordnung (Ma´at) zu erhalten, war für diesen Konservativismus grundlegend.

VG
Christian
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