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Normale Version: Danewerk und Beginn der dänischen Reiche
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Servus!
Wie aus dem von Luki verlinkten Artikel http://www.welt.de/geschichte/article120...-Kern.html hevorgeht, muss bereits vor 500 n.Chr. - als also die Römer noch die Rheingrenze hielten - in Dänemark ein so mächtiges Staatswesen existiert haben, dass man einen Wall, das spätere Danewerk, quer über die dänische Halbinsel bauen konnte.
Ein solches Bauwerk benötigt so viele Arbeitskräfte, Arbeitszeit und Organisation, dass schwerlich vorstellbar ist, wie man so einen Bau ohne ein Königtum hinkriegen sollte. Wahrscheinlich waren es die Angriffe der Germanen (Sachsen) aus dem Süden, die den Bau des Danewerks und damit eine Bildung eines dänischen Königtums provozierten.
Interessanterweise liegen damit die Anfänge des Danewerks in einer Zeit, als es Dänen noch gar nicht gab - deren direkte Vorfahren saßen damals noch in Schonen, erst im 6.Jh., zwischen 516 und 522, ist ein erster "König der Dänen" erwähnt, der von Gregor von Tours "Chlochilaicus" genannt wird und eventuell mit dem König "Hygelac" identisch ist, der im Beowulf-Epos als "König der Gaeten" (Gauten? Goten??) bezeichnet wird - und als Sachsen, Angeln und Jüten (!) gemeinsam begannen, die - teilweise noch römischen - Britischen Inseln zu plündern und zu besiedeln. Gleichzeitig mit der Abwanderung eines Teils der Jüten müssen also andere Jüten einen Verteidigungswall, der gegen von Süden kommende Feinde gerichtet war - Germanen, also wohl Sachsen? Slawen? - errichtet haben...

Wenn man noch eine Ecke weiterdenkt, könnte es sogar sein, dass die Abriegelung Dänemarks dazu führte, die Germanen verstärkt Richtung Süden und Richtung Britannien, also Richtung Römisches Reich zu lenken. Der Bau des Danewerks hätte dann zum Untergang des Römischen Reichs an Themse, Rhein und Donau beigetragen...

VG
Christian
Der Wall wäre dann zwischen Jüten und Angeln errichtet worden, von welcher Seite auch immer. Beide wurden damals nicht von Königen regiert. Die Befestigung einer Fluchtburg war üblich - mit Dänemark hätte sie nichts zu tun außer das heute Jütland dazugehört.
(15.02.2014 10:09)913Chris schrieb: [ -> ]Servus!
Wie aus dem von Luki verlinkten Artikel http://www.welt.de/geschichte/article120...-Kern.html hevorgeht, muss bereits vor 500 n.Chr. - als also die Römer noch die Rheingrenze hielten - in Dänemark ein so mächtiges Staatswesen existiert haben, dass man einen Wall, das spätere Danewerk, quer über die dänische Halbinsel bauen konnte.

Ich bin mir nicht sicher, ob da nicht vielleicht etwas zuviel hineininterpretiert wird.
Es erscheint nicht einmal klar nachvollziehbar, welchem eigentlichen Zweck das UrDanewerk, welches nach diesen neuesten Forschungsergebnissen sogar ins 5. Jhd. datiert wird, gedient haben soll. Die einzigen Hinweise, die es als einen Verteidigungswall deklarieren, stammen aus den Reichsannalen, die nicht unkritisch betrachtet werden dürfen, vorallem aber immer im glorifizierten Kontext um Karl dem Großen gesehen werden müssen.

Selbst in später anzusetzenden Ausbauphasen im 10./11. Jhd. ist dieser Zweck nicht eindeutig zu belegen und man darf sich auch nicht der Illusion hingeben, dass diese Anlage in irgendeiner Weise, jemals die Dimensionen eines römischen Limes gehabt hätte.

Von daher sind weitreichende Schlußfolgerungen, u.a. mit dem vorgeschlagenen starken Königtum und einem mächtigen (prä)dänischen Staatswesen zu spätantiken Zeiten, wohl mehr ins Reich phantasieinspirierter Wunschvorstellungen und Spekulationen zu verlagern.

Interessant und spannend ist die Geschichte dieses Bodendenkmals aber allemal.
(16.02.2014 09:38)Avicenna schrieb: [ -> ]Es erscheint nicht einmal klar nachvollziehbar, welchem eigentlichen Zweck das UrDanewerk, welches nach diesen neuesten Forschungsergebnissen sogar ins 5. Jhd. datiert wird, gedient haben soll.

Es hatte Wälle und wenige Durchgänge - welchem Zweck soll aus gedient haben außer der Verteidigung?

VG
Christian
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