Italien ist nicht nur für sein Urlaubsflair bekannt, sondern auch für sein häufiges politisches Chaos.
Ich möchte nun mal einfach die Fragen stellen:
-Woher kommt dieses Chaos?
-Wie könnte man da was verändern?
und auch
-Stimmt dieser Eindruck überhaupt?
Freue mich auf eine interessante Diskussion.
Italien hatte in der Nachkriegszeit die stärkste kommunistische Partei Westeuropas. Deswegen wurden die Konservativen von den USA nachhaltig gestützt, so nachhaltig, dass sich mafiöse Strukturen breit machen konnten (auch im Wortsinn!).
Dabei ist manches an Effektivität im Sand verlaufen, und das ist bis heute auch in großen Teilen der italienischen Verwaltung so geblieben.
Dazu kommt, dass die jahrzehntelange Vorherrschaft der DC zu einer nachhaltigen Spaltung der italienischen Gesellschaft geführt hat, die sich heute noch in erbitterten "Schlachten" (politisch gesehen) zwischen Linken und Rechten äußert, auch wenn mittlerweile beide teilweise in einer Partei vereint sind.
Nach dem Zusammenbruch der DC ergab sich ein Vakuum, in das Populisten wie Berlusconi oder Bossi stießen - mit den bekannten Folgen: Schwarzweißdenken in der Politik hat noch selten zu tragfähigen Ergebnissen geführt, dazu kam der Egoismus von Berlusconi, der im Grunde von Beginn seiner politischen Karriere versucht hat, nicht für seine Mauscheleien als Unternehmer belangt zu werden.
Da der Stillstand und das Wirrwarr im Staate Italia nun schon so lange dauert, haben nicht wenige Italiener auch schlicht das Vertrauen in den Staat verloren, was mit dazu beiträgt, dass der Staat Italien so chaotisch wirkt und so wenig Rückhalt bei der Bevölkerung hat.
VG
Christian
Was denkt ihr: Kann Matteo Renzi mit Reformen dem Land tatsächlich weiterhelfen? Oder wird er mit Reformbemühungen scheitern?
(24.06.2014 22:19)WDPG schrieb: [ -> ]Was denkt ihr: Kann Matteo Renzi mit Reformen dem Land tatsächlich weiterhelfen? Oder wird er mit Reformbemühungen scheitern?
Er wird das Land reformieren müssen und das wird schwierig werden. Immerhin hat es genügend Nutznießer der Berlusconi-Jahre gegeben und die werden nicht freiwillig auf ihre Privilegien verzichten. Ich denke da vor allem daran, dass Berlusconi seine Anhänger und Anhängerinnen z.B. in verschiedenen Parlamenten, in staatlichen Institutionen, in staatliche oder private Mediengesellschaften usw. untergebracht hat. Das wohl Allerwichtigste für die italienische Gesellschaft wäre aber das Zerschlagen krimineller Organisationen wie Mafia, Camorra oder Ndrangheta und dies wird wohl Renzi nicht wagen. Sagen wir es mal so, wenn Renzi nur die Hälfte schafft zu reformieren von dem, was reformbedürftig ist, hat er schon sehr viel geleistet.
Vielleicht geht ja was über die Fußball-Schiene. Ist ja in Italien nicht unwichtig...
Wenn erst mal die Nationalmannschaft reformiert ist, kann man vielleicht gleich beim Staat weitermachen...
VG
Christian
(24.06.2014 22:46)Sansavoir schrieb: [ -> ] (24.06.2014 22:19)WDPG schrieb: [ -> ]Was denkt ihr: Kann Matteo Renzi mit Reformen dem Land tatsächlich weiterhelfen? Oder wird er mit Reformbemühungen scheitern?
Er wird das Land reformieren müssen und das wird schwierig werden. Immerhin hat es genügend Nutznießer der Berlusconi-Jahre gegeben und die werden nicht freiwillig auf ihre Privilegien verzichten. Ich denke da vor allem daran, dass Berlusconi seine Anhänger und Anhängerinnen z.B. in verschiedenen Parlamenten, in staatlichen Institutionen, in staatliche oder private Mediengesellschaften usw. untergebracht hat. Das wohl Allerwichtigste für die italienische Gesellschaft wäre aber das Zerschlagen krimineller Organisationen wie Mafia, Camorra oder Ndrangheta und dies wird wohl Renzi nicht wagen. Sagen wir es mal so, wenn Renzi nur die Hälfte schafft zu reformieren von dem, was reformbedürftig ist, hat er schon sehr viel geleistet.
Das schätzt man etwas falsch ein. Die italienischen Gesetze sind hochwirksam. Dort ziehen sie mal eben die Vermögen ein und verhaften am Wochenende zehn hochkarätige Mafiabosse. Wäre bei uns undenkbar, hat lange Jahre die 'Blümchen'-FDP verhindert ('Blümchen'-anwältepartei). Die gibt es mittlerweile nicht mehr und die kommt auch nicht wieder, Hoffnungsschimmer. Auch die Grünen verhindern effiziente Bekämpfung diesbezüglich. Die Polizei muss mit einem Holzgewehr an die Front.