Forum für Geschichte

Normale Version: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Sie sehen gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Seiten: 1 2 3 4 5
(23.06.2012 15:04)Luki schrieb: [ -> ]..
Wie ihm die Maid Barbara Blomberg auffiel ist nicht bekannt .
Vielleicht wartete sie ihm bei der Tafel auf ( bediente ihn ) .
Jedenfalls entwickelte sich zwischen der 19. jährigen Gürtlerstochter
und dem Kaiser eine allseits bekannte Romanze , mit Folgen .

Salam aleikum Luki,

mit unserer Regensburger Babsi ist dir ein hübsches Thema eingefallen und auch die Lepanto-Schlacht ist nicht ohne.

Weiter so! Wink
.

Die Niederlande :

Nach der Seeschlacht von Lepanto wollte Don Juan weiter gegen die Türken kämpfen .
Seinen Anteil an der Siegerbeute überließ er den Verwundeten, zu denen auch
der spätere Dichter Miguel de Cervantes ( Don Quijote ) gehörte .

[Bild: Victors_of_Lepanto.jpg]
Die Sieger von Lepanto . Links Don Juan .

Aber da ihm die Päpste, zum Dank , eine Königsstelle verschaffen wollten ,
wurde der spanische König Phillip II. mistrauisch und bremste seine Ambitionen .

1573. durfte er mit einer Flotte gegen die Barbareskenstaaten kämpfen .
Er eroberte Tunis , daß aber bald wieder verloren ging .

Eine vom Papst Gregor XIII. vorgeschlagene Ehe mit Maria Stuart wurde
von seinem Bruder Phillip nicht gestattet .

1575 wurde Er Statthalter der spanischen Besitzungen in Italien .

Statt dessen sollte er , auf Bitten , seines Bruders , 1576. Statthalter ( General Gouvereur ) in den Niederlanden werden .
Er wollte auch in England einfallen und Maria Stuart befreien .
1577. traf er in Luxemburg nach Jahren , seine Mutter Barbara zum ersten Male .

[Bild: oosten7.JPG]

Er konnte Friedensverhandlungen und den Abschluß des Ewigen Ediktes erwirken .

http://de.wikipedia.org/wiki/Ewiges_Edikt

Die spanischen und deutschen Truppen sollten abgezogen werden ,
aber Don Juan als Regent verbleiben .
Aber da dieses die Republiken Seeland und Holland ablehnten , ging der Kampf weiter .
Am 24. Juli eroberte er die Festung Namur .

Er bekam immer weniger Unterstützung vom spanischen König .
Antonio Perez , der Sekretär des sp. Königs ließ , den Freund und Vertrauten Don Juans , Juan de Escovedo am 31. März 1578. durch Mörder umbringen .

Don Juan hatte das Vertrauen seines königlichen Bruders verloren , dem er wahrscheinlich zu populär wurde .

In den Feldlagern grassierte die Pest ( Thyphus ? ) .
Don Juan de Austria verstarb am 31. Oktober 1578. im Alter von 31. Jahren .

Seine Leiche wurde zerteilt und per Pferde nach Spanien geschmugelt .
Dort wurde sie im El Escorial beigesetzt .

[Bild: 220px-GrabDonJuan.jpg]

luki
(23.06.2012 15:41)Dietrich schrieb: [ -> ]
(23.06.2012 15:04)Luki schrieb: [ -> ]..
Wie ihm die Maid Barbara Blomberg auffiel ist nicht bekannt .
Vielleicht wartete sie ihm bei der Tafel auf ( bediente ihn ) .
Jedenfalls entwickelte sich zwischen der 19. jährigen Gürtlerstochter
und dem Kaiser eine allseits bekannte Romanze , mit Folgen .

Salam aleikum Luki,

mit unserer Regensburger Babsi ist dir ein hübsches Thema eingefallen und auch die Lepanto-Schlacht ist nicht ohne.

Weiter so! Wink

Servus Dietrich .

Ist nur leicht überarbeitet und daher aufgewärmt , da ich sie im alten Forum schon vorgestellt hatte .
Aber jetzt , im Forumsquiz kam es mir sehr gelegen .

G.v.Luki
(23.06.2012 15:47)Luki schrieb: [ -> ]Servus Dietrich .

Ist nur leicht überarbeitet und daher aufgewärmt , da ich sie im alten Forum schon vorgestellt hatte .
Aber jetzt , im Forumsquiz kam es mir sehr gelegen .

G.v.Luki

Ave Luki,

wichtig ist, dass wir in allen Unterforen mit unseren Beiträgen eine ansehnliche Diskussionsbasis schaffen, die neugierige User ermutigt, sich bei uns anzumelden und zu posten.

Auf diesem Weg sind wir, glaube ich, schon ganz schön vorangekommen. Smile
Thomas der Slawe, auf griechisch Θωμάς. Sein Geburtsdatum ist unbekannt, er starb im Jahre 823 nach Christus. Er war ein byzantinischer Gegenkaiser.
Von seiner Herkunft weiß man so gut wie nichts. Selbst das ungefähre Geburtsjahr ist unbekannt, obwohl man ein relativ lange Lebensdauer vermutet.
Jedenfalls war er in den ersten Jahrzehnten des neunten Jahrhunderts nach Christus Turmarch, also ein höherer oströmischer Offizier. Im Jahre 820 nun plante der General Michael, Thomas’ ehemaliger Waffengefährte und seitdem sein Erzfeind, eine Verschwörung, der schließlich der Kaiser Leo V. (813 – 820) zum Opfer fiel. Michael wurde als Michael II. neuer Kaiser, doch auch Thomas erhob sich in Kleinasien gegen seinen alten Rivalen.
Er behauptete, der ehemalige Kaiser Konstantin VI. zu sein. Dieser war 797 von seiner Mutter, die die Alleinherrschaft angestrebt hatte, geblendet worden und an den Wunden dieser Prozedur gestorben. Doch Thomas behauptete nun, er – das heißt Konstantin – habe sich in ein Kloster retten können, um eines Tages wieder an die Macht zu kommen. So ließ er sich 821 zum Kaiser krönen, sein Anhänger Konstantios wurde zum Mitkaiser gemacht. Als dieser schon bald starb wurde sein Nachfolger Anastasios.
Generäle, die dem Kaiser in Konstantinopel treu waren und sich gegen den Usurpator wandten, wurden besiegt. Das Volk brachte dieser auf seine Seite, indem er sich zum „Beschützer der Armen“ vor den ungerechten Steuereintreibern und korrupten Beamten ernannte. Auch mit dem Kalifen der Araber, Al-Ma’mun (regierte 813 bis 833) verständigte er sich, um sich erst mal gegen Michael zuwenden zu können. Die Muslime ließen ihm viel Geld zukommen, was er dafür alles versprach, ist unbekannt.
Zudem erkannte er, dass die Religionsbewegung der Paulikianer vor allem im östlichen Teil des byzantinischen Reiches an Bedeutung gewann. Er sicherte sich ihre Unterstützung er sich zu, während er im Westen als Bilderverehrer auftrat und so die Menschen für sich gewann. Auch sein Wesen als charmante und gewandte Person sowie sein Charisma brachten ihm jede Menge Unterstützung ein.
Thomas hatte nun ein gewisses Machtfundament und zog in Richtung Konstantinopel. Alle Themen (das waren die damaligen Verwaltungseinheiten) bis auf zwei schlossen sich ihm an. Es kam im Dezember zur Belagerung der Hauptstadt, die jedoch an der heftigen Abwehr und den unübertroffenen Abwehranlagen scheiterte. Die städtischen Verteidigungsmaschinen, Katapulte und Wurfmaschinen, waren denen des Reiches eben unterlegen. Der Winter mit dem vielen Schnee sorgte dafür, dass die guten Schiffe des Usurpators nicht den Sieg brachten. So trat Thomas den Rückzug an.
Michael war während dessen nicht untätig geblieben. Er hatte Omurtag (regierte 814 bis 831), den Khan zur Bulgaren, zur Hilfe gerufen. 822 drang dieser tatsächlich in das Reich ein und erzielte einige nicht genauer bekannte militärische Erfolge, sodass Michael wieder an Boden gewann. Trotz all dieser Rückschläge gelang es Thomas, seine Kräfte im Laufe der folgenden Monate schließlich wieder soweit zu sammeln, dass er im Frühling 823 die Belagerung der Hauptstadt wieder aufnehmen konnte. Doch die dauerte noch kürzer als die erste: Schon im Mai kamen Michaels Armeen, unterstützt von Omurtag, wieder zurück und fielen den Belagerern in den Rücken. Diese mussten sich fluchtartig zurückziehen.
Dabei wurden sie in der Keduktos – Ebene bei Heraklea (heute Eregli) wieder geschlagen. Dies war auch moralisch für die Truppen eine Katastrophe. Doch sie wurden von den Befehlshabern weiter in eine offene Ebene geführt. Dies hatte seinen Sinn: Michael sollte die Hauptstadt verlassen, damit es zu einer entscheidenden Feldschlacht kommen konnte. Die Taktik, die Thomas anwenden wollte: Die Soldaten sollten Verzweiflung antäuschen, fliehen, dann jedoch umkehren und den verdutzten Gegner besiegen.
Als nun der Moment der Entscheidung gekommen war, in der die perfekt geplante Schlacht beginnen sollte, legten Thomas’ Soldaten jedoch einfach ihre Waffen hin und traten zu Michael über, sie hatten genug von verzweifelten Machtkämpfen. Die verlassenen Befehlshaber und ihre wenigen verbliebenen Getreuen retteten sich nach Thrakien, wo noch einige wenige Orte auf ihrer Seite standen. Schon bald kam es zur nächsten Belagerung.
Doch diesmal war es Michael, der seinen Gegner belagerte, und zwar in der thrakischen Stadt Arkadiopolis, wo dieser residierte. Thomas hielt den ganzen Sommer über tapfer stand. Doch die Versorgungslage war sehr schlecht, und Chronisten berichten, dass die Männer das Fleisch ihrer eigenen Pferde roh essen mussten. Einer nach dem anderen merkte, das alles verloren war, und lief zum Belagerer über.
Da sandte Michael eine Botschaft, in der er den Soldaten Straflosigkeit versicherte, wenn sie ihren Anführer ausliefern würden. Das war für diese scheinbar der einzige Weg, lebend davonzukommen, und so gingen sie auf das Angebot ein. Im Oktober 823 sandten sie Thomas in Ketten zum Kaiser. Die Geschichtsschreiber berichten, dieser habe dem gescheiterten Gegenkaiser den Purpurstiefel in den Nacken gehalten und dabei das Urteil verkündet: Die Hände und Füße sollten abgehackt, der restliche Körper gepfählt werden. Einige Orte blieben zwar unter dem Mitkaiser Anastasios am Rebellieren, doch im Laufe des nächsten halben Jahres wurden auch sie unterworfen.
Michael II. hatte seine Regentschaft gefestigt, doch das Reich war durch die Machtkämpfe vor allem in militärischer Hinsicht extrem geschwächt worden. So schafften es die Araber, die Verständigung mit Thomas ignorierend, die Insel Kreta zu erobern. Aber auch die eigenen Truppen richteten eine Menge Schaden an. Es wird berichtet, dass dieser Bürgerkrieg einer der schlimmsten der oströmischen Geschichte gewesen sei.
Der in dieser Zeit zu Ende gehende Bilderstreit hat übrigens in den Machtkämpfen keine Rolle gespielt, obwohl berichtet wird, dass Thomas Ikonenverehrer gewesen sei. Woher der Beiname „der Slawe“ herkommt, darüber konnte ich nichts herausfinden, doch da er erst in der Neuzeit aufkam, ist nicht sicher, dass er auf eine slawische Herkunft hindeutet.
Die Historiker wissen nicht genau, wie sie Thomas zu bewerten haben. Es gibt zwar für beide Seiten tendierende Quellen, aber keine wirklich objektive Darstellung. Worin sie sich einig sind: 824 nach Christus endete „die wohl bedrohlichste Rebellion in der byzantinischen Geschichte“ (John Julius Norwich: Byzanz. Aufstieg und Fall eines Weltreiches. Berlin4 2010. S. 226) – oder zumindest eine der bedrohlichsten.
Wallenstein

Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein (z Valdštejna), genannt Wallenstein

Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein oder z Valdstejna, genannt Wallenstein (* 24. September 1583 in Hermanitz (Hermanice) bei Königgrätz (Hradec Králové); † 25. Februar 1634 in Eger (Cheb)) entstammte einem alten böhmischen Adelsgeschlecht und stieg während des Dreißigjährigen Krieges zum mächtigen Feldherr der kaiserlichen Armee, zum Herzog von Friedland und zum zeitweiligen Herzog von Mecklenburg auf.

Herkunft und Ausbildung

Der Großvater Georg von Waldstein führte 1536 in seiner de facto unabhängigen Herrschaft den protestantischen Glauben ein und beteiligte sich 1546 an einem Aufstand gegen Kaiser Karl V. Er hatte sechs Töchter und dreizehn Söhne. Georgs dritter Sohn Wilhelm erhielt das Erbe eines kinderlosen Onkels, infolgedessen gehörten von 1548 bis 1623 Hermanitz und fünf Nachbardörfer zum Grundbesitz der Herren von Waldstein.

Wilhelm von Waldstein förderte die gewerbliche Tätigkeiten seiner Bauern und führte auf seinem Besitz das böhmische Bekenntnis ein, das aus Teilen der hussitischen und der lutherischen Glaubenslehre bestand und in den 1570-er Jahren vom böhmischen Landtag als Glaubensbekenntnis eingeführt wurde. Er heiratete Markyta von Smirice, die ebenfalls aus einem alten böhmischen Adelsgeschlecht stammte und zu deren Vorfahren der böhmische König Georg von Podiebrad zählte.

Wilhelm und Markyta hatten insgesamt sieben Kinder, von denen vier als Kinder starben, nur zwei Töchter und der jüngste Sohn Albrecht erreichten das Erwachsenenalter. Dieser wurde von Hauslehrern erzogen und beherrschte schon als Kind neben der tschechischen auch die deutsche Sprache. Nach dem Tod ihrer Mutter († 1593) und ihres Vaters († 1595) wurde das Erbe der verwaisten Kinder aufgeteilt und unter vormundschaftliche Verwaltung gestellt. Albrechts Vormund wurde Heinrich von Slawata (1550–1599), einem Schwager seiner Mutter und Onkel von Wilhelm von Slawata (1572–1652), der seit 1617 als böhmischer Statthalter amtierte und der am 23. Mai 1618 von Aufständischen aus einem Fenster der Prager Burg gestürzt wurde.

Der junge Waldstein lebte dann bis 1595 in Koschumberg bei seinem Vormund und wurde 1597 auf die Lateinschule nach Goldberg in Schlesien geschickt. Nach dem Tode seines Vormunds wechselte Wallenstein 1599 auf die Universität von Altdorf bei Nürnberg, die er bald wegen Raufereien verlassen musste. In Bologna und Padua studierte er dann von 1600 bis 1602 Politik, Mathematik, Astronomie und Astrologie. Er beherrschte seitdem auch die italienische Sprache fließend. Nicht bekannt ist, ob Wallenstein Vorlesungen von Galileo Galilei (1564–1642), der an der Universität in Padua von 1592 bis 1610 lehrte, besuchte.

Die Jahre 1604 bis 1618

Wallenstein trat 1604 in das Heer des kaiserlichen Feldherren Georg Basta (1550–1607) ein, nahm am Türkenkrieg teil und bewährte sich zum ersten Mal bei der Belagerung der Stadt Gran (Esztergom). Erwähnenswert: Der junge Offizier lernte dort den General der Artillerie und späteren Oberfeldherren der katholischen Liga Johann Tserclaes, Graf von Tilly (1559–1632), sowie Heinrich Matthias Thurn (1567–1640), einen der späteren Führer des böhmischen Aufstandes von 1618, kennen. Das kaiserliche Heer zog nach der erfolgreichen Belagerung Grans gegen Stephan Bocskai (1557–1606) weiter, doch Wallenstein erkrankte Anfang 1605 schwer, möglicherweise an Typhus, und kehrte deswegen zur Gesundung zu seiner Schwester Anna Katharina nach Böhmen zurück. Seinen schlechten Gesundheitszustand begründete Wallenstein später selbst als Folge dieser „ungarischen Krankheit“.

Seit August 1604 war Anna Katharina von Waldstein mit dem führenden Politiker des mährischen Landtages, Karl von Zierotin – auch Žerotín – (1564–1626), vermählt, der sich sofort als mächtiger und einflussreicher Förderer seines Schwagers erwies und es auch blieb, nachdem Anna Katharina noch im Jahre 1605 an den Folgen einer Fehlgeburt verstarb. Es ist möglich, dass Zierotin, der in Opposition zur Politik Kaiser Rudolfs II. stand, den jungen Wallenstein 1606 beeinflusste oder gar überzeugte, die Religion zu wechseln und zum Katholizismus zu konvertieren. Sehr wahrscheinlich ist, dass dieser vollzogene Konfessionswechsel nicht aus religiösen Überzeugungen geschah. Nicht wenige böhmische und mährische Adlige erhofften sich mit ihrem Übertritt zur katholischen Religion größere Perspektiven im Dienste des Kaisers, des Papstes, des spanischen oder des französischen Königs. Andere waren auf zusätzliche Einnahmen angewiesen, da ihre Güter oft verschuldet waren oder nicht die erforderlichen Erträge zum Lebensunterhalt erwirtschafteten. Demzufolge war Wallensteins Wechsel zur katholischen Religion kein ungewöhnlicher Schritt im Kreise der böhmischen und mährischen Adligen, die sich damit bessere Karrierechancen versprachen.

Im Jahr 1608 beauftragte Wallenstein den berühmten Astronomen und Astrologen Johannes Kepler (1571–1630) zum ersten Mal mit der Erstellung eines Horoskops. Zeit seines Lebens beschäftigte sich Wallenstein mit Astrologie, er glaubte an die Magie der Sterne und beschäftigte später als kaiserlicher Feldherr seinen persönlichen Astrologen, von dem er sich beeinflussen, vielleicht sogar manipulieren ließ, wie vom 1629 eingestellten Giovanni Battista Seni (1600–1656), der laut jüngeren Forschungen, Wallenstein mit mehrdeutigen Horoskopen gezielt irritierte.

Albrecht von Wallenstein heiratete 1609 Lucretia Nekes von Landek († 1614), Tochter vom Sigmund Nekes von Landek und vor allem vermögende Witwe des Herren von Vickov. Lucretia brachte Güter im Wert von 400.000 Gulden in die Ehe mit und ihr Mann stieg dadurch zum einflussreichsten und mächtigsten Grundbesitzer in Ostmähren auf. Er verkaufte schließlich 1610 das Gut Hermanitz an einen Onkel. Bald zeigte Wallenstein in der Verwaltung seiner mährischen Güter großes wirtschaftliches Können. So förderte er das Handwerk, ließ Vorräte einlagern, ebenso baute er neue Handelsbeziehungen auf. Und als Kaufmann verbuchte er korrekt seine Ausgaben und seine Einnahmen, die bald reichlich flossen. Der ehemalige Utraquist Wallenstein holte 1611 einige Jesuiten auf seine Güter, diese ließen dann die Bauern in die Kirchen treiben und führten so gewaltsam die Gegenreformation auf Wallensteins Güter ein. Schließlich unternahm er 1612 eine Wallfahrt nach Loreto.

Aufgrund der wirtschaftlichen Erfolge war es Wallenstein während des gegen die Republik Venedig geführten „Gradiskanerkrieges“ (1617/18) möglich, dem böhmischen König bzw. Erzherzog von Innerösterreich Ferdinand (1578–1637), dem späteren Kaiser Ferdinand II., 80 Musketiere und 180 Kürassiere zur Verfügung zu stellen. Ferdinand erhob Wallenstein zum Dank dafür noch 1617 zum Grafen.

Der Aufstieg

Wallenstein raubte nach dem Ausbruch des böhmischen Aufstandes am 30. April 1619 die mährische Kriegskasse mit 96.000 Talern und flüchtete danach nach Wien. Dort unterstellte er sich mit seinen Reitertruppen und einem kleinen Teil seiner Fußsoldaten dem böhmischen König. Der Übertritt gelang nicht vollständig, der größere Teil der Fußsoldaten lief zu den Aufständischen unter Thurn über und folgte den Flüchtigen nach Wien. Anfang Juni 1619 standen die Aufständischen vor Wien, doch mit Hilfe der Wiener Bevölkerung konnte Ferdinand sie nach Böhmen zurückdrängen.

Wallenstein unterstützte Ferdinand während des böhmischen Aufstandes bedingungslos. Erst 1621 kehrt er nach Böhmen zurück. Mag es Zufall sein oder nicht, er ist am 21. Juni 1621 (dem Tag, an dem 27 verurteilte Aufständische öffentlich hingerichtet wurden) in Prag, um die Herrschaft Friedland zu erwerben.

Am 18. Januar 1622 ernannte der Kaiser Wallenstein zum Gubernator von Böhmen. Der neue Gubernator von Böhmen stieg am 1. Februar 1622 in das „Münzkonsortium“ ein. Das „Münzkonsortium“ hatte den Auftrag, die Schulden des Kaisers abzubauen und dies wurde mit enormen Verringerungen des Silbergehaltes der Gulden und dem Ein- und Ausfuhrverbot von fremden Münzen erreicht. Die Schulden des Kaisers waren binnen eines Jahres beglichen, die Mitglieder des „Münzkonsortium“ wurden steinreich, aber der Großteil der Bevölkerung in Böhmen, Mähren und Niederösterreich verarmte infolge der Inflation.

Wallenstein nutzte nun skrupellos seine politische Macht zum Erwerb seines riesigen Grundbesitzes in Nordböhmen. So eignete er sich über sechzig größere und kleinere Herrschaften an, die einen Gesamtwert von 15 Millionen Gulden hatten.

Noch im Jahr 1622 stieg Wallenstein zum größten Grundbesitzer in Böhmen auf. Er führte effiziente Wirtschaftsmethoden ein und es entstanden innerhalb kürzester Zeit Industrien, die vom Export ihrer Produkte lebten. Wallensteins Wirtschaftspolitik schuf die Grundlagen der späteren industriellen Entwicklung Böhmens. Er förderte nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung, sondern er investierte einen Teil seiner Gewinne in Bildung, Wohlfahrt und medizinische Versorgung. Innerhalb von wenigen Monaten entstand ein kleiner Musterstaat mit reichlichen Einnahmen, der es Wallenstein 1625 ermöglichte, dem Kaiser eine Armee bereitzustellen.

1623 wurde Wallenstein vom Kaiser zum Reichsfürst und Pfalzgrafen erhoben. Im gleichen Jahr heiratete er auch die 22-jährige Tochter des mächtigen österreichischen Hofkriegsrates Karl von Harrach (1570–1628), Isabella, die ihm später aufrichtig zugetan war und ihm die Kinder Maria Elisabeth und Albrecht Carl gebar. Die Tochter heiratete später einen Grafen Kaunitz, der Sohn verstarb schon als Säugling.

Mit Hilfe seines Schwiegervaters gelang es Wallenstein schnell, vielfältige Kontakte zum Wiener Hof zu knüpfen. Der älteste Sohn Harrachs, Leonhard, war mit einer Tochter von Hans Ulrich von Eggenberg (1568–1634) verheiratet, der ein Berater Ferdinands II. war und aufstrebende Männer wie Wallenstein förderte. Der zweite Sohn, Ernst Adalbert (1598–1667), war seit 1623 Erzbischof von Prag und der jüngste Sohn, Franz von Harrach, wurde Wallenstein zur Ausbildung gegeben. Er diente ihm später als Kämmerer und nahm 1632 an der Schlacht bei Lützen teil.

Katharina, eine weitere Tochter Harrachs, heiratete Maximilian von Waldstein, einen Vetter Wallensteins. Die dritte Tochter, Maximiliane von Harrach (1608–1662), heiratete Adam von Trcka (1599–1634) und bleibt dank Schillers „Gräfin Terzka“ unsterblich. Adam von Trckas Schwester war wiederum mit Wilhelm von Kinsky (1574–1634) verheiratet und der in der Neumark geborene Christian von Ilow„Illo“ – (1585–1634) war über seine Frau mit Trcka und Kinsky verschwägert.

Dieser Clan war sowohl im österreichischen, als auch im böhmisch-mährischen Adel fest verankert und bewährte sich oft als wichtige Stütze Wallensteins. Am 25. Februar 1634 wurden Wallenstein und seine treue Freunde Adam von Trcka, Wilhelm von Kinsky und Christian von Ilow in Eger (Cheb) ermordet.

Auf dem Höhepunkt der Macht

Der Kaiser ernannte Wallenstein 1625 zum Generalissimus und zum Herzog von Friedland. und beauftragte ihn, ein kaiserliches Heer aufzustellen. Wallenstein erklärte sich bereit, dem Kaiser 40.000 Mann auf eigene Kosten bereitzustellen. Er wurde damit einer von vielen militärischen Großunternehmern, die Größe seiner Armee übertraf allerdings alles Bisherige und erforderte die organisatorischen und logistischen Fähigkeiten eines Wallensteins. Die riesigen Geldmengen, die für die Anwerbung von Soldaten notwendig waren, beschaffte der Antwerpener Bankier Hans de Witte († 1630). Die Refinanzierung sollte durch Kontributionen erfolgen.

Wallenstein nahm Soldaten aller Konfessionen in seine Armee auf. So dienten in seinem Heer Protestanten wie der spätere sächsische Oberbefehlshaber Hans Georg von Arnim (1581/83–1641) oder seit 1630 der dänische Söldner Heinrich Holk (1599–1633). Die Zucht in der Armee war strenger als anderswo, allerdings war die Plünderungserlaubnis des Oberbefehlshabers Anreiz genug, dort anzuwerben.

Ferdinand II. konnte sich nun mit Hilfe der größten Armee in Mitteleuropa gegenüber der katholischen Liga und Spanien als gleichwertiger Partner behaupten. Ihren Unterhalt musste die kaiserliche Armee selbst bestreiten, indem sie aus den besetzten Gebieten Kontributionen herauspresste. Wallenstein selbst prägte dazu die zutreffende Devise: „Der Krieg ernährt den Krieg“. Dieser Grundsatz garantierte eine gute Versorgung des Heeres, brachte dem betroffenen Gebiet aber nur Verwüstungen, das völlig ausgeblutete Land konnte dann nach einiger Zeit den Krieg nicht mehr „ernähren“ und das Heer wechselte daraufhin das Territorium. Wallenstein erwies sich in dieser Sache als cleverer Stratege, als nüchterner Buchhalter und als skrupelloser Räuber.

Am 25. April 1626 erlangte Wallenstein in der Schlacht an der Dessauer Elbbrücke über das protestantische Heer unter Ernst II. von Mansfeld (1580–1626) seinen ersten großen Sieg. Das kaiserliche Heer drängte dann die Truppen Mansfelds nach Ungarn zurück. Bis Ende 1627 gelang es den Kaiserlichen, im Bündnis mit dem Heer der katholischen Liga unter Tilly, die Dänen aus Norddeutschland zu vertreiben. Nur Stralsund konnte sich bis 1628 gegen die kaiserliche Armee behaupten.

Wallenstein schränkte mit seiner militärischen Präsenz die politische Handlungsfähigkeit der Reichsfürsten stark ein. Dadurch wurde er für den Kaiser immer unentbehrlicher. Die Reichsfürsten waren aber nicht gewillt, diese Einschränkungen zu akzeptieren und richteten zwischen 1625 und 1630 mehrmals ihre Beschwerden an den Kaiser. Ferdinand hielt jedoch an seinem Generalissimus fest, vor allem weil er finanziell auf ihn angewiesen war und dessen (und somit auch seine eigene) militärische Unabhängigkeit bewahren wollte. Er brauchte Wallensteins Hilfe zur Durchsetzung seiner Zentralisierungspläne.

Der Herzog von Friedland kaufte 1627 das Fürstentum Sagan in Schlesien und 1628 bekam er das Herzogtum Mecklenburg als erbliches Lehen übertragen. Außerdem wurde er zum General des Ozeanischen und Baltischen Meeres ernannt. Dies deutete auf große maritime Pläne des Kaisers hin und führte zur Beunruhigung des schwedischen Königs. Wallenstein erkannte dies und gab Gustav Adolf zu verstehen, dass er selbst keinerlei Ansprüche auf skandinavische Gebiete hege. Dies stand trotzdem im Widerspruch zur schwedischen Verteidigungspolitik, die davon ausging, die südlichen Küsten der Ostsee kontrollieren zu müssen, um so den „Sprung über den Bach“ eines fremden Heeres zu verhindern. Dieses Vordringen der Kaiserlichen schuf den Interessenkonflikt, der 1630 zum Kriegseintritt des schwedischen Königs führte.

Kaiser Ferdinand II. erließ am 6. März 1629 in Lübeck das Restitutionsedikt. Die protestantischen und katholischen Reichstände widersetzten sich dem Kaiser, da ihre Unabhängigkeit bedroht war. Die Protestanten hätten auch mit ökonomischen Einbußen rechnen müssen. Die Reichsstände wagten jedoch nicht den Kaiser direkt anzugreifen, stattdessen zielten ihre Angriffe auf Wallenstein. Dieser betrachtete das Restitutionsedikt ebenfalls als Bedrohung seiner de facto bestehenden politischen und wirtschaftlichen Unabhängigkeit.

Die Reichsstände vermuteten allerdings, dass Wallenstein beabsichtige, die kaiserlichen und nicht zuletzt seine eigenen Befugnisse zu Lasten der reichsständischen Freiheit auszuweiten. Außerdem waren sie verbittert und erzürnt darüber, dass Wallensteins Truppen ihre Länder ausplünderten und deswegen suchten sie nach Wegen, den Generalissimus auszuschalten.

Am 3. Juli 1630 begann der Regensburger Kurfürstentag. Der Kaiser benötigte von den Kurfürsten wirtschaftliche und militärische Hilfe für sein Eingreifen in den Mantuanischen Erbfolgekrieg. Die Fürsten stellten nun ihre Forderungen, deren wichtigste die Entlassung des Herzogs von Friedland als Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee war. Hier kam es zu keiner Einigung, die Kurfürsten verweigerten ihre Unterstützung, der Kaiser hielt an Wallenstein fest. Die Nachricht von der Landung der Schweden unter Gustav II. Adolf in Pommern zwang Ferdinand II. zum Einlenken. Er war nun bereit, die Forderungen der Kurfürsten zu erfüllen. Am 13. August 1630 wurde Wallenstein als Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee entlassen. Entscheidend war vor allem, dass Wallenstein infolge seiner Weigerung, dem Kaiser zur Durchsetzung des Restitutionsediktes Truppen bereitzustellen, dessen Gunst verloren hatte.

Wallenstein begab sich auf seine nordböhmische Besitzungen, führte dort umfangreiche administrative und wirtschaftliche Maßnahmen durch und der Kaiser versprach den Kurfürsten, das Restitutionsedikt einer Prüfung zu unterziehen. Dieses Eingestehen einer kaiserlichen Niederlage stärkte die Kurfürsten, sie erreichten, dass Ferdinand ohne ihre Zustimmung nicht mehr gegen eine auswärtige Macht Krieg führen darf und verweigerten ihm ihre Unterstützung im Mantuanischen Erbfolgekrieg (1629–1631).

Die Schlacht von Lützen 1632

Die militärischen Erfolge des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf (1594–1632), wie der Sieg bei Breitenfeld oder die Eroberungen der Städte Würzburg und Mainz, zwangen den Kaiser im April 1632 dazu, erneut den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen an Wallenstein zu übertragen. Ferdinand II. gewährte Wallenstein die praktische Unabhängigkeit in der militärischen Führung und übertrug ihm weitreichende politische Vollmachten für Friedensverhandlungen. Dies bedeute, dass Ferdinand II. kaiserliche Machtbefugnisse an einen Mann übertrug, dessen politische Loyalität als fragwürdig eingeschätzt wurde. Die Sorge war berechtigt, denn Wallenstein verweigerte 1631 die Versorgung der kaiserlichen Armee mit Getreide und anderen Gütern aus Friedland und Mecklenburg und stellte dadurch seinen Nachfolger Tilly vor erhebliche Probleme.

Im Mai 1632 drängte Wallenstein die Sachsen aus Böhmen heraus. Gustav II. Adolf rückte daraufhin im Juni 1632 mit 20.000 Mann nach Nürnberg, weitere 25.000 Soldaten folgten in den nächsten Tagen. Die Wallanlagen um Nürnberg wurden sofort verstärkt. Wallenstein bezog mit seinem Heer Anfang Juli südlich von Fürth Stellung, er verweigerte jedoch die Schlacht. Unter den von unmenschlichen Bedingungen zermürbten Schweden zerfiel die Disziplin und Gustav Adolf versuchte mehrmals erfolglos aus Nürnberg auszubrechen. Schließlich rückten die Schweden am 18. September 1632 ab, sie hatten 27.000 Mann durch Krankheiten und Fahnenflucht verloren.

Im Oktober 1632 rückten die plündernden und brandschatzenden Truppen Wallensteins in Sachsen ein. Die sächsischen Bauern mussten vor allem die Viehdiebstähle des kaiserlichen Generalwachtmeisters Heinrich Holk, der von der Not leidenden Bevölkerung den Spitznamen „Hol Kuh“ erhielt, ertragen. Wallenstein bezweckte damit, den sächsischen Kurfürsten von weiteren militärischen Aktionen gegen den Kaiser abzubringen. Gustav II. Adolf, der sich zu dieser Zeit noch in Süddeutschland befand und seinen Feldzug nach Wien vorbereitete, erkannte die entstehende Gefahr für seine rückwärtigen Verbindungen zur Ostsee und entschloss sich deswegen sofort nach Thüringen zu ziehen.

Am 14. November 1632 entließ Wallenstein, der sein Hauptquartier in Lützen hatte, einen Teil seiner Truppen in ihre Winterquartiere, da er vermutete, dass Gustav Adolf Gleiches mit seiner Armee in Süddeutschland beabsichtigte. Deswegen rückte Pappenheim mit seinen Reitern nach Halle ab. Aber der Schwedenkönig befand sich inzwischen in Naumburg. Dort erfuhr er von Kriegsgefangenen, dass Wallenstein Teile seiner Armee schon in die Winterquartiere geschickt hatte und so entschloss er sich die verbleibende kaiserliche Armee bei Lützen anzugreifen. Am Abend des 15. November kam es an der Straße von Weißenfels nach Lützen zum ersten Gefecht zwischen schwedischen und kaiserlichen Truppen, nur die einbrechende Dunkelheit beendete die Kampfhandlungen.

Wallenstein hatte nur noch eine Nacht Zeit, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Zuerst entsandte er Boten zu Pappenheim, um dessen Reiterregimenter zurück zu beordern. Dann ließ er Schanzen aufschütten und seine Artillerie in Stellung bringen. Die schwedische Armee verbrachte die Nacht auf freiem Feld zwischen Weißenfels und Lützen in Kälte und Nässe.

Am Morgen des 16. November 1632 – 6. November 1632 in der protestantischen Geschichtsschreibung – positionierten sich beide Armeen östlich von Lützen. Gustav Adolf verfügte über 16.500 Mann, unter ihnen die Truppen der protestantischen Reichsstände unter Bernhard von Weimar (1604–1639). Heinrich Matthias Thurn, der Führer des böhmischen Aufstandes war ebenfalls bei Lützen dabei. Außerdem schlossen sich 2.000 Mann der sächsischen Armee den Schweden an. Der König positionierte seine Armee ähnlich wie in Breitenfeld in gemischten Verbänden, bestehend aus Reitern, Pikenieren und Musketieren.

Wallenstein stellte maximal 15.000 Soldaten auf. Des Weiteren stellte er Zivilisten des Heeres auf, in der Hoffnung, die Schweden würden diese für eine starke Reserve halten. Während der Schlacht verstärkten die zurückgekehrten Truppen Pappenheims das kaiserliche Heer, so dass Wallenstein mit rund 20.000 Mann kämpfen konnte. Außerdem dienten ihm Feldherren wie Heinrich Holk (1599–1633), Matthias Gallas (1584–1647), Johann Isolano/Isolani (1586–1640), Octavio Piccolomini (1599–1656) und der schon erwähnte Gottfried Heinrich, Graf von Pappenheim (1594–1632).

Der König von Schweden begann gegen acht Uhr Wallensteins Stellungen anzugreifen. Gegen zehn Uhr zog über das Schlachtfeld Nebel auf, Gustav Adolf entschloss sich nun die Holkschen Reiter sowie die Zivilisten anzugreifen und trieb sie zügig zurück. Daraufhin ließ Wallenstein Lützen in Brand setzen. Daraufhin mussten Bernhard von Weimar und seine protestantischen Truppen wegen dem Feuer und den nachrückenden kroatischen Reitern unter Isolani zurückweichen. Gustav Adolf wollte dem Weimaraner helfen, er sah aber aufgrund seiner Kurzsichtigkeit, des Nebels und des Qualms die Gegner zu spät, die ihn sofort mit mehreren Pistolenschüssen tödlich verletzten.

Die schwedische Generalität hielt nach dem Tod ihres Königs kurz Kriegrat. Bernhard von Weimar sprach sich für die Fortführung der Schlacht aus und übernahm den Oberbefehl. Die Schweden griffen dann bis zum Abend immer wieder die Stellungen Wallensteins an. Derweilen waren die Reiterregimenter Pappenheims in Lützen eingetroffen, sofort wurden sie von Bernhards Truppen attackiert. Pappenheim wurde so schwer verletzt, dass er am nächsten Tag in Leipzig verstarb. Am Abend war die Schlacht beendet, Der Herzog von Friedland musste seine Artillerie aufgeben und seine Männer blieben erschöpft auf dem Schlachtfeld zurück. Niemand wusste, wer die Schlacht gewonnen hatte.

Am Morgen des 17. November begannen die Schweden mit der Suche nach ihrem König, gegen Mittag sahen sie dessen herrenloses Pferd, wenig später fanden sie die Leiche Gustav Adolfs. Danach verließen die schwedischen Soldaten mit ihrem toten König das Schlachtfeld und marschierten nach Weißenfels. Ingesamt hatten sie 4.000 Mann verloren. Doch der Tod Gustav Adolfs stellte erneut den deutschen Protestantismus in Frage.

Ferdinand II. wusste dies und ließ, nachdem Wallensteins Boten in Wien eintrafen und vom Schlachtverlauf berichteten, trotzdem die Glocken läuten. Er hatte recht: Die Schweden waren nach ihren Sieg bei Lützen geschwächt, der Tod ihres Königs stärkte die kaiserlich-ligistische Partei erheblich.

Wallenstein bekam noch am Abend des 16. November Verstärkung von 4.000 Fußsoldaten Pappenheims. Er entschied sich aber, aufgrund der 6.000 Toten seines Heeres, die Schlacht nicht fortzuführen und rückte im Morgengrauen des 17. November nach Leipzig ab. Damit gestand er nach den Vorstellungen der damaligen Zeit seine Niederlage ein. In Leipzig ließ er 700 Mann Besatzung zurück und zog dann über Chemnitz nach Böhmen zurück.

Das Ende Wallensteins

Der Tod Gustav Adolfs in der Schlacht bei Lützen schwächte die Dynamik der Schweden. Axel Oxenstierna (1583–1654) gelang es jedoch 1633, die süddeutschen Protestanten im „Heilbronner Bund“ zu einen und diese dann an der Seite der Schweden gegen den Kaiser zu führen.

Wallenstein rückte nach seiner Niederlage bei Lützen nach Böhmen und Schlesien ab und führte dort über den Oberbefehlshaber der sächsischen Armee Hans Georg von Arnim, seinen ehemaligen Untergebenen, Verhandlungen mit dem Kurfürsten von Sachsen. Der Generalissimus war bereit zu konfessionspolitischen Zugeständnissen, die allerdings von Ferdinand II. nicht akzeptiert wurden. Des Weiteren führte Wallenstein vom Kaiser nicht autorisierte Verhandlungen mit Schweden, Frankreich und mit böhmischen Exulanten.

Zum Zerwürfnis zwischen dem Kaiser und seinem Oberbefehlshaber kam es schließlich infolge der Freilassung des nach Lützen gefangen genommenen Führers des böhmischen Aufstandes, Heinrich Matthias Thurn, den Wallenstein zur Vollstreckung der Todesstrafe nach Wien ausliefern sollte. Keine Gnade gewährte er den „Schuldigen“ der Niederlage bei Lützen, am 4. Februar 1633 ließ er zwölf Offiziere und fünf Soldaten in Prag hinrichten. Dadurch entfremdete er sich seinen Offizieren, bisher war Wallenstein gefürchtet, jetzt war er verhasst.

Ende 1633 weigerte sich Wallenstein, die Befehle des Kaisers zur Verteidigung von Bayern und der Donaulinie auszuführen. Statt dessen besetzte er Görlitz und Bautzen mit dem Ziel, den Kurfürsten von Sachsen aus dem Bündnis mit den Schweden zu lösen. Wallenstein stellte hier eindeutig seine eigenen politischen und wirtschaftlichen Interessen vor denen des Kaisers. Denn er brauchte den Frieden mit Sachsen, um den wirtschaftlichen Ausbau des Herzogtums Friedland zu beschleunigen. Ebenso benötigte er das Kurfürstentum als Transitland für den verstärkten Warenaustausch zwischen Friedland und Mecklenburg. Wallenstein plante die Elbe, Neiße und Oder als Verkehrswege zu nutzen, um letztlich am Ostseehandel teilzunehmen. Hier knüpfte er an Vorgaben böhmischer Könige wie Ottokar II., Johann von Luxemburg oder Karl I. (Kaiser Karl IV.) an, deren politische und wirtschaftliche Interessen auch im Norden des Reiches lagen. Diese Pläne lassen Wallensteins Prägung durch böhmisch-mährische Traditionen deutlich erkennen.

Wallensteins Gegner, wie Octavio Piccolomini nutzten dessen Befehlsverweigerungen und Eigenmächtigkeiten dazu, die Macht des Generalissimus zu brechen und intrigierten am Wiener Hof gegen ihn. Nachdem Ferdinand II. erfuhr, dass Wallenstein am 13. Januar 1634 seine Offiziere, u.a. Trcka, Ilow und Piccolomini (!), auf sich selbst vereidigte („Pilsner Revers“), gelangte er zu der Ansicht, dass Wallenstein seine Armee auch gegen ihn führen könnte. Deswegen entzog der Kaiser seinem Generalissimus den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen am 24. Januar 1634 und übertrug ihn auf Matthias Gallas, allerdings nur mit militärischen Befugnissen. Die Prager Garnison des kaiserlichen Heeres rebellierte daraufhin gegen Wallenstein und dieser flüchtete mit 1.000 Mann und 100.000 Gulden nach Eger (Cheb), in der Hoffnung vom dortigen Stadtkommandanten John Gordon, der ebenfalls das „Pilsner Revers“ unterzeichnete, Unterstützung zu erhalten. Matthias Gallas wurde indes beauftragt, Wallensteins Gefangennahme auszuführen.

Am 25. Februar 1634 wurden Wallenstein, Trcka, Kinsky und Ilow in Eger heimtückisch ermordet. Ihre Mörder waren die Schotten John Gordon, Walter Leslie (1607–1634) und Walter Butler († 1634) sowie der Ire Devereux, die alle noch am 20. Februar ihre Treue zum Generalissimus bekundeten. Für ihre Tat wurden sie vom Kaiser mit Anteilen aus dem eingezogenen Vermögen Wallensteins belohnt.

Der Prager Friede vom 30. Mai 1635

Der spätere Kaiser Ferdinand III. (1608–1637) begann nun zunehmend die politische und militärische Führung zu übernehmen. Am 6. September 1634 wurden die Schweden bei Nördlingen besiegt und der vom schwedischen Reichskanzler Axel Oxenstierna (1583–1654) gebildete „Heilbronner Bund“ zerfiel.

Daraufhin strebte der sächsische Kurfürst Johann Georg I. (1585–1656), beraten von Hans Georg von Arnim, einen Frontwechsel und die Herstellung eines Friedens zwischen den Reichsständen und dem Kaiser an. Am 24. November 1634 schloss Johann Georg I. in Pirna einen Vorfrieden mit dem Kaiser.

Am 30. Mai 1635 wurde der „Schwedische Krieg“ mit der Unterzeichnung des Prager Frieden beendet. Das Restitutionsedikt von 1629 wurde für vierzig Jahre ausgesetzt. Allerdings konnte ein Einlenken Ferdinands II. zur Duldung der Protestanten in den habsburgischen Ländern nicht erreicht werden. Es wurden alle Sonderbündnisse bis auf dem Kurfürstenverein aufgelöst, d.h. auch die katholische Liga und die protestantische Union wurden aufgehoben. Des Weiteren wurde festgelegt, dass alle auswärtigen Mächte das Reichsterritorium zu verlassen haben. Die schwedischen und französischen Interessen blieben im Prager Friede unberücksichtigt.

Trotz der praktischen Preisgabe des Restitutionsediktes bedeutete der Frieden ein Erfolg für Ferdinand II. Es gelang ihm alle Reichsstände, mit Ausnahme von Hessen-Kassel, zu überzeugen, die Bestimmungen des Friedens anzuerkennen. Er schwächte dadurch die gefährliche Opposition der protestantischen Reichsstände und beraubte den Schweden ihre deutschen Bundesgenossen. Außerdem konnte der Kaiser die Wahl seines Sohnes Ferdinand III. zum Römischen König im Dezember 1636 durchsetzen.

Die Hoffnung, dass der Krieg in Mitteleuropa nun beendet war, erwies sich aber als trügerisch. Bereits am 19. Mai 1635 trat auf Betreiben Richelieus (1585–1642) Frankreich an der Seite Schwedens in den Krieg gegen das mit dem Reich verbündete Spanien ein. Die Kriegshandlungen auf dem Boden des Heiligen Römischen Reiches dauerten noch dreizehn lange Jahre, ehe sie 1648 durch den Westfälischen Frieden beendet wurden.

Literatur

* Golo Mann; „Wallenstein“; Fischer Taschenbuch Verlag; Frankfurt am Main 1996

* C.V.Wedgewood; „Der Dreißigjährige Krieg“; List Verlag München Leipzig; 10. Aufl. 1998

* "Chronik der Deutschen"; Chronik Verlag im Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH; Gütersloh/München; 3. überarbeitete Auflage 1995

* Friedemann Bedürftig; „Taschenlexikon Dreißigjähriger Krieg“; Piper Verlag GmbH; München 1998

* Günther Barudio; „Gustav Adolf der Große – eine politische Biografie“; Fischer Taschenbuch Verlag; Frankfurt am Main 1985

* Richard Reifenscheid; „Die Habsburger in Lebensbilder – Von Rudolf I. bis Karl I.“; Verlag Styria Graz Wien Köln; 4. Auflage 1990

* Heinz Tillmann (Herausgeber); “Biographien zur Weltgeschichte“; Deutscher Verlag der Wissenschaften; Berlin 1989

* Dieter Walz; „Der Tod kam als Sachsengänger“; Passage-Verlag Leipzig, 1. Auflage 1994
Sigismund III. Wasa, König von Polen und Schweden

Sigismund III. Wasa (* 20. Juni 1566 auf Schloss Gripsholm (Södermanland); † 30. April 1632 in Warschau) war der einzige Sohn des damaligen Herzogs von Finnland und späteren schwedischen Königs Johann III. (* 1537, regierte 1568–1592) und dessen erster Ehefrau Katharina Jagiellonica, einer Schwester des 1572 verstorbenen polnischen Königs Sigismund II. August. Er war von 1587 bis 1632 König von Polen und begründete den bis 1668 herrschenden polnischen Zweig der Wasas. Als Sigismund I. folgte er 1592 seinem Vater in Schweden, er verlor jedoch 1599 diese Krone an seinen Onkel Karl IX. (* 1550, regierte 1599/1600–1611), gegen den bzw. gegen dessen Sohn Gustav II. Adolf (* 1594; regierte 1611–1632) er von 1600 bis 1629 mehrere Kriege um die Vorherrschaft im Ostseeraum bzw. in Nord- und Osteuropa führte

Leben bis 1599

Katharina Jagiellonica erzog ihren Sohn Sigismund katholisch und wies ihn auch in die politischen Traditionen der Jagiellonen ein, die von 1386 bis 1572 als Könige von Polen über den damals flächenmäßig größten Staat Osteuropas herrschten. Johann III. herrschte als religiös toleranter Herrscher in Schweden. Dies führte allerdings zu ersten Konflikten der protestantischen Reichskirche und den im Sinne der Gegenreformation agierenden Jesuiten.

Aufgrund der politischen Einflussnahme und Unterstützung seiner Tante Anna Jagiellonica, der Witwe des polnischen Königs Stephan Bathory (regierte 1575–1586), wurde Sigismund III. 1587 zum neuen polnischen König gewählt. Seine innenpolitischen Schwierigkeiten mit verschiedenen Adelsfraktionen führten zur politischen Allianz Polens mit den Habsburgern. 1592 schloss Sigismund seine erste Ehe mit Anna von Österreich (1573–1598) und 1605 seine zweite Ehe mit deren Schwester Constance (1588–1631), beide Ehefrauen waren Schwestern des späteren Kaisers Ferdinand II. Sigismund III. konnte somit verwandtschaftliche Beziehungen zu den beiden Kontrahenten des Dreißigjährigen Krieges vorweisen. Er war Schwager Ferdinands II. und Cousin des schwedischen Königs Gustav II. Adolf.

Die Allianz mit dem Habsburgern war einerseits ein Defensivbündnis gegenüber dem Osmanischen Reich, andererseits bezweckten die Habsburger dadurch auch Schweden wieder in ihren Machtbereich einzubeziehen. Dieses Bündnis blieb auch während des Dreißigjährigen Krieges erhalten, in den Polen nicht eingriff, und bestand praktisch bis zum Ende des Siebenjährigen Krieges (1763).

Im Jahr 1596 verlegte Sigismund III. die polnische Hauptstadt von Krakau nach Warschau.

Während Sigismunds Herrschaft festigte sich die bis heute erhaltene (dominante) Stellung der katholischen Kirche in Polen. Er unterstützte die radikalen Kräfte der Gegenreformation und verschärfte dadurch den Streit um die „richtige“ Religion. Seit 1601 riefen die polnischen Bischöfe offen zur Rücknahme der Warschauer Konföderation von 1573 auf. Dieses Toleranzedikt gewährte die rechtliche Gleichstellung der Bekenntnisse und garantierte die Toleranz des polnischen Staates, dies galt auch für religiös Verfolgte der Nachbarstaaten.

Moderater gingen Sigismund III. und die katholischen Bischöfe in der Behandlung der orthodoxen Gläubigen Polen-Litauens vor. Im Jahr 1589 wurde der Moskauer Metropolit zum Patriarchen von ganz Moskau und der ganzen Rus ausgerufen. Papst Clemens VIII. (Pontifikat 1592–1605), der als Kardinal einige Zeit in Krakau weilte, befürwortete die Einigungsgespräche zwischen katholischen und orthodoxen Christen, die 1595 zum Erlass der Bulle „Magnus Dominus“ führten. Ziel dieser päpstlich-polnischen Politik war, die Macht des erstarkenden Zaren im Osten Europas zu schwächen. Den Gläubigen der „Unierten Kirche“ gestand man für die Anerkennung des Papstes als Oberhirten die Verwendung der slawischen Liturgie zu, die Priesterehe sollte beibehalten werden und eine eigene Verwaltung durfte ebenfalls behalten werden. 1596 stimmten die orthodoxen Bischöfe in Brest über diesen Vorschlag der katholischen Kirche ab. Sie einigten sich nicht und eine weitere, bis heute bestehende, Kirchenspaltung nahm ihren Anfang. Bereits während der Herrschaft Sigismunds mussten die Anhänger der Unierten Kirche erkennen, dass sie nicht die vollen Rechte der Katholiken besaßen und diskriminiert wurden.

Kriege um die Vorherrschaft im Ostseeraum bzw. in Nord- und Osteuropa

1594 kehrte Sigismund zu seiner Krönung zum König nach Schweden zurück. Er musste den Schweden die Ausübung der protestantischen Religion zusichern und setzte, bevor er nach Polen abreiste, seinen Onkel Karl als Regenten ein. Dieser versuchte 1598 mit Hilfe des schwedischen Reichtages die gesamte Macht an sich zu reißen. Sigismund kehrte deswegen nach Schweden zurück, unterlag jedoch in der Schlacht von Stångebro gegen die Truppen seines Onkels und wurde infolge dieser Niederlage 1599 vom schwedischen Reichstag als König abgesetzt. Sigismund verließ Schweden daraufhin für immer, verzichtete jedoch nicht auf seine schwedischen Thronansprüche gegenüber seinem Onkel Karl IX. und dessen Sohn Gustav II. Adolf. Dies war eine der Ursachen für nachfolgende Kriege von 1600 bis 1629.

Der Schwedisch-Polnische Krieg von 1600 bis 1605

1600 besetzte Sigismund III. das schwedische Estland, Karl IX. griff daraufhin das polnische Livland an. Nach den polnischen Siegen in den Jahren 1601/02 war Karl IX. bereit, für seine Anerkennung als König von Schweden Sigismund III. das gesamte Baltikum zu überlassen.

Dieser war jedoch nicht gewillt auf seine Thronansprüche in Schweden und auf seine Pläne zu dessen Re-Katholisierung zu verzichten. 1603 musste er sich wegen des Verzichts auf Gebietserweiterungen vor dem polnischen Reichstag verantworten. 1605 versuchte Sigismund im polnischen Landtag das Prinzip der Stimmenmehrheit an Stelle der Einstimmigkeit einzuführen. Dies löste einen Bürgerkrieg aus und diese von 1606 bis 1610 dauernden innenpolitischen Unruhen machten letztlich den 1605 errungenen polnischen Sieg in der Schlacht bei Kirkholm wertlos.

Der Polnisch-Russische Krieg 1609 bis 1618

Nach dem Tod des russischen Zaren Boris Godunow († 1605) brach in Russland die Zeit der Wirren aus. Der von polnischen Adelsfraktionen unterstützte erste falsche Dmitri und der Bauern- und Kosakenaufstand unter Bolotnikow (1606) führten zum Zusammenbruch des russischen Staates. Der im Juni 1606 gekrönte Zar Wassili Schuiski († 1610) bat deshalb Schweden um militärische Hilfe, die von Karl IX. – nach der Zusage von Gebietsabtretungen an Schweden – auch geleistet wurde.

Sigismund verbündete sich daraufhin mit den Gegnern des Zaren und unterstützte den zweiten falschen Dimitri, der auch als „Räuber von Tuschino“ bekannt wurde. Er fühlte sich im Jahr 1609 stark genug, das durch Erbschaftsstreitigkeiten und innenpolitische Wirren geschwächte Russland anzugreifen und die Stadt Smolensk zu belagern. Der Sejm gab seine Zustimmung für diesen Feldzug und im September 1610 schloss der König von Polen ein Bündnis mit der Adelsfraktion der Romanows. Der Metropolit von Rostow, Filaret Romanow, der zuerst den zweiten falschen Dimitri favorisierte, war nun bereit, den Thronanspruch von Sigismunds Sohn Wladyslaw zu unterstützen, wenn dieser zum orthodoxen Glauben übertreten und die Privilegien des russischen Adels bestätigen wird. Daraufhin besetzten polnische Truppen Moskau, der Zar Wassili Schuiski wurde gestürzt und Wladyslaw wurde zum russischen Zaren gekrönt. Im Oktober 1611 kam es zum Waffenstillstand zwischen Polen und Schweden.

Sigismund III. beherrschte ab diesem Zeitpunkt die besetzten Territorien von Smolensk aus, aber seine religiös intolerante und harte Regierung führte bald zum bewaffneten Widerstand der russischen Bevölkerung und zum Zerwürfnis mit den Romanows. Hauptgrund dafür war, dass Sigismund selber russischer Zar werden wollte. Er beabsichtigte durch diesen Machtzuwachs das Haupt einer katholischen Koalition gegen die protestantischen Staaten zu werden und die Vorherrschaft des protestantischen Schwedens in Nordosteuropa zu beenden. Diese Pläne waren aber nicht ausführbar, der russische Adel und die orthodoxe Geistlichkeit waren nicht bereit, einen katholischen Herrscher zu akzeptieren. Das heißt aber auch, dass ein orthodoxer, russischer Zar Wladyslaw nie polnischer König werden konnte, da der polnische Sejm nur einen Katholiken zum Herrscher wählen würde.

Die Polen waren deswegen nicht mehr in Russland erwünscht und ihre bisherigen Verbündeten führten Krieg gegen sie. Nach wechselseitigen Erfolgen, mussten die polnischen Truppen im Kampf gegen das von Kusma Minin geführte Landwehraufgebot im Oktober 1612 kapitulieren. Dadurch verschlechterte sich Sigismunds Lage und es kam zu Aufständen des polnischen Adels. Nach der im Januar 1613 erfolgten Krönung des neuen Zaren Michail Romanow, des Sohnes Filarets, zogen sich die polnischen Truppen zurück, sie behielten jedoch Smolensk bis zum Jahr 1654 besetzt.

Während der zwischen 1613 und 1617 geführten Friedensverhandlungen kam es zu keinen bedeutenden Kampfhandlungen zwischen Polen und Russen. Die Friedensverhandlungen blieben ohne Ergebnis, da die Polen Michail Romanow nicht als Zaren anerkennen wollten und auf die Thronansprüche Wladyslaws bestanden. Der Zar nutzte die Zeit und erreichte durch kostbare Geschenke seine Anerkennung bei den Habsburgern, den Osmanen und dem Schah von Persien. Letzterer unterstützte den neuen Zaren sogar finanziell.

Der Polnisch-Russische Krieg von 1609 bis 1618

Der polnische Kronprinz Wladyslaw – von 1632 bis 1648 als Wladyslaw IV. polnischer König – entschloss sich im Jahr 1617 zu einem erneuten Feldzug nach Moskau. Die polnischen Truppen erlitten einige Niederlagen, sie verbanden sich dann mit einem ukrainischen Kosakenheer und belagerten erfolglos Moskau. Da die Polen nicht Moskau einnehmen konnten, die Russen aber sich nicht einer offenen Feldschlacht stellen konnten, wurde am 24. Dezember 1618 in Deulino bei Moskau Frieden geschlossen. Es wurden ein 14½-jähriger Waffenstillstand und der Austausch der Kriegsgefangenen beschlossen. Das Russische Reich konnte seine Unabhängigkeit bewahren, die polnisch-litauische Rzeczpospolita konnte ihre territorialen Ansprüche (Smolensk) durchsetzen und erreichte damit ihre größte Ausbreitung. Der polnische Kronprinz Wladyslaw verzichtete jedoch nicht auf seine Ansprüche auf den Thron der Zaren.

Der Schwedisch-Polnische Krieg von 1617 bis 1629

Gustav II. Adolf begann 1617 einen erneuten Krieg gegen den polnischen König. Schwedische Truppen fielen in das königlich-polnische Preußen ein, weitere schwedische Verbände rückten in das polnische Livland ein. Die Konflikte im Baltikum verbanden sich 1618/19 zusätzlich mit der Nachfolgefrage im Herzogtum Preußen. Der Kurfürst von Brandenburg verbündete sich mit Gustav II. Adolf und erreichte mit dessen Hilfe die Belehnung mit dem Herzogtum Preußen durch Sigismund III. Schweden war deshalb bereit, im Herbst 1618 mit Polen einen Waffenstillstand für zwei Jahre abzuschließen.

Polen brauchte den Waffenstillstand, da Sigismund seit 1617 im Fürstentum Moldau gegen die Türken Krieg führte. Im Jahr 1620 besiegten die Osmanen das polnische Heer, daraufhin schloss Sigismund ein Bündnis mit ukrainischen Kosaken. Am 28. September 1621 besiegte das vereinigte polnisch-ukrainische Herr die 162.000 Mann starke Armee des Sultans Osman II. († 1622). Gustav II. Adolf okkupierte derweilen das polnische Livland und erprobte dabei neue Kriegstechniken, vor allem die Koordinierung des Artilleriefeuers. Er eroberte Riga und vereinbarte danach einen Waffenstillstand mit Polen.

Der König von Schweden brachte 1625 ganz Livland in seinen Besitz und griff danach erneut das königliche Preußen an. Der polnische Adel verpflichtete sich, das Kernland seines Staates bis zum letzten Mann zu verteidigen, der Sejm bewilligte dem König finanzielle Mittel zur Abwehr der Schweden und beide Kontrahenten kämpften bis 1629 mit wechselndem Erfolg - die Polen verteidigten das Landesinnere und die Schweden behaupteten die Ostseeküste.

Ferdinand II. entschloss sich nach der Beendigung des Dänisch-Niedersächsischen Krieges seinen Schwager mit 12.000 Söldnern aus Wallensteins Heer zu unterstützen. Diese Truppen verstärkten das polnische Heer. Am 27. Juni 1629 besiegte die polnisch-kaiserliche Armee die Schweden unter Gustav II. Adolf in der Schlacht auf der Stuhmer Heide.

Mit der Unterzeichnung des Friedensvertrages von Altmark am 5. Oktober 1629 wurde der Krieg beendet. Treibende Kraft der Friedensverhandlungen war Kardinal Richelieu, der den Schwedenkönig für den Krieg auf deutschem Boden brauchte. Schweden musste die polnischen und preußischen Hafenstädte räumen, konnte aber den Besitz der Küstenstädte im Baltikum behaupten und somit seinen Herrschaftsanspruch im Ostseeraum festigen. Die Schweden erhielten außerdem für sechs Jahre als Entschädigung für die zurück gegebenen Hafenstädte alle Zolleinnahmen der polnischen und preußischen Häfen und verfügten damit über eine bedeutende Einnahmequelle für ihren „deutschen“ Krieg.

Polen im Jahr 1632 - Fazit

Der am 30. April 1632 in Warschau – wenige Monate vor dem Schlachtentod seines Vetters Gustav II. Adolf – verstorbene Sigismund III. war nach dem Vertrag von Altmark ein gebrochener Mann, dessen außenpolitische Träume wie Seifenblasen zerplatzt waren.

Er versuchte in seinen letzten Lebensjahren, die Streitereien zwischen orthodoxen und unierten Geistlichen zu schlichten. 1631 musste er feierlich alle Bestrebungen auf eine erbliche Monarchie abschwören und dem Adel das Recht der freien Königswahl gewähren. Paradox daran ist, dass der Adel sich im Gegenzug verpflichtete, Sigismunds Sohn Wladyslaw zum nächsten polnischen König zu wählen.

Sigismunds Politik basierte auf drei wesentlichen, sich zum Teil ausschließenden, Säulen. Einerseits war der König tief im mittelalterlichen Reichsgedanken verwurzelt. Er versuchte die Traditionen des Reiches der Jagiellonen fortzusetzen und seinen Herrschaftsbereich nach Osten auszudehnen. Außerdem war Sigismund noch dem Reichsgedanken der Kalmarer Union verhaftet. Fazit: Sigismund strebte nach einem Doppelreich im Ostseeraum und in Osteuropa und war deswegen auch nicht bereit auf seine Thronansprüche in Schweden zu verzichten. Sigismund erkannte nicht, dass dieses Ziel aufgrund der unterschiedlichen konfessionellen Entwicklungen in Skandinavien und in Polen-Litauen im 17. Jahrhundert nicht mehr zu verwirklichen war und er deswegen politisch scheitern musste.

Die Schwedisch-Polnischen Kriege von 1600 bis 1629 und von 1654 bis 1660 können zum Teil mit den illusionären politischen Zielen Sigismunds erklärt werden. Ebenso schätzte der Polenkönig in den Jahren 1610 bis 1612 die politischen Möglichkeiten in Russland falsch ein. Letztlich verhinderte Sigismunds Katholizismus eine Machtübernahme in Schweden oder in Moskau. Es gelang ihm jedoch, die meisten im 16. Jahrhundert verlorenen Gebiete des polnisch-litauischen Staates zurück zu gewinnen.

Andererseits erkannte Sigismund klar, dass die Macht des polnischen Adels beschränkt werden musste. Hier versuchte er mit Hilfe der katholischen Kirche absolutistische Herrschaftsformen in Polen durchzusetzen. Dies führte dazu, dass die katholische Kirche sich zu Lasten der Königsmacht profilieren konnte und zur einflussreichsten Macht in Polen aufstieg. Ob deren Absolutismus mit dem der absolutistischen Staaten vergleichbar ist, möchte ich in dieser Biografie nicht weiter kommentieren.

Als richtungweisend für kommende polnische Könige erwies sich Sigismunds Bündnispolitik mit den österreichischen Habsburgern. In dieser Tradition folgten ihm die Könige Jan Sobieski und August der Starke. Das politische Ziel des Bündnisses wurde erreicht, die Türken wurden zurückgedrängt und die schwedischen Großmachtträume waren 1718 beendet.

Mit den Herrschaften von Sigismunds Söhnen Wladyslaw IV. (regierte 1632–1648) und Jan II. Kasimir (regierte 1648–1668) endete die Ära der Dynastie Wasa in Polen. Die Kandidatur der zum Katholizismus konvertierten Tochter Gustav Adolfs, Christine von Schweden, blieb ohne Erfolg.

Literatur

* Manfred Alexander; „Kleine Geschichte Polens“; Philipp Reclam jun. GmbH & Co.; Stuttgart 2003

* Jürgen von Alten; „Weltgeschichte der Ostsee“; Wolf Jobst Siedler Verlag GmbH; Berlin 1996

* Günther Barudio; „Gustav Adolf der Große – eine politische Biografie“; Fischer Taschenbuch Verlag; Frankfurt am Main 1985

* Friedemann Bedürftig; „Taschenlexikon Dreißigjähriger Krieg“; Piper Verlag GmbH; München 1998

* Lothar Rühl; „Aufstieg und Niedergang des Russischen Reiches“; Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart; 1992
John Hawkwood

Sir John Hawkwood – italienisch: Giovanni Acuto – (* um 1320 in Sible Hedingham bei Colchester, Essex, † 16. März 1394 in Florenz) war ein Condottiere, der nach 1360 mit seinen englischen und bretonischen Söldnern – der berüchtigten „Weißen Kompanie“ – das Kriegsgeschehen in Italien maßgeblich beeinflusste. Er hinterließ in Italien das Beispiel eines erfolgreichen Gewalttäters und diente als Vorbild für kommende italienische Condottieri wie Francesco Sforza (1401–1466) oder Bartolomeo Colleoni (1400–1475).

Herkunft und frühe Jahre

Über das frühe Leben des erfolgreichsten Söldnerführers des 14. Jahrhunderts ist wenig bekannt. Es sind nur die Aufzeichnungen der Chronisten Jean Froissart (1337–1405) und Filippo Villani (1325–1407) überliefert, die sich beide auf Äußerungen Hawkwoods beriefen. Demnach wurde er als jüngerer Sohn eines mit Land begüterten Gerbers geboren, der um 1340 verstarb. Hawkwoods älterer Bruder erbte daraufhin Gerberei und Landgut, dem Zweitgeborenen wurde nur ein – auf ein Jahr befristetes – Wohnrecht auf dem elterlichen Gut gewährt.

Der junge John zog wenig später nach London, wo er möglicherweise kurze Zeit als Schneider arbeitete, ehe er die Gelegenheit wahrnahm, sich dem Kriegsheer Edwards III. (* 1312, König von England 1327–1377) anzuschließen. Da Hawkwood später seinen Aufstieg vom einfachen Schneidergesellen zum erfolgreichen Söldnerführer stolz und oft propagierte, war er eventuell auch das historische Vorbild für das „Tapfere Schneiderlein“. Sehr wahrscheinlich ist, dass er als Bogenschütze unter dem Kommando von John de Vere (1312–1360) und William de Bohun (1312–1360) am Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich (1337–1453) teilnahm und auch in den Schlachten bei Crecy (1346) und Maupertuis (1356) kämpfte. Unsicher ist, ob der im Krieg abgehärtete Soldat seinen Ritterschlag von Edward III. bzw. Edward, dem Schwarzen Prinzen (1330–1376) erhielt oder ob er sich mit Unterstützung seiner Truppen selbst zum Ritter ernannte. Mit dem 1360 geschlossenen Frieden von Brétigny endete der erste Abschnitt des Hundertjährigen Krieg und der englische König entband den Großteil seiner Truppen aus ihren militärischen Verpflichtungen.

Hawkwoods Aufstieg zum gefürchteten Condottiere in Italien

Um 1360 trat John Hawkwood, dessen Leben und Werdegang seit diesem Zeitpunkt dokumentiert ist, an die Spitze der „Weißen Kompanie“, eine aus 3500 Reitern und 2000 englischen und bretonischen Bogenschützen bestehende Spezialeinheit. Ihren Namen erhielt die Kompanie durch ihre weiße Banner, den weißen Waffenröcken und den hoch polierten, den Gegner blendenden Brustpanzern. Erstmalig setzte Hawkwood sein Söldner in Burgund ein, ehe sie 1361 im Heer der „Große Kompanie“ das päpstliche Avignon belagerten. Allerdings wurde die Belagerung nach der Zahlung einer beträchtlichen Geldsumme beendet und die „Weiße Kompanie“ rückte geordnet ab.

Als die Söldner allerdings wenig später in der Lombardei auftauchten, verbreiteten sie durch ihre Hemmungslosigkeit und Grausamkeit nur noch Schrecken und Entsetzen. In den kommenden dreißig Jahren galten die englischen Söldner in Italien als „heimtückisch und überaus böse“, auf John Hawkwood selbst bezog sich der aus einer Mischung aus Furcht und Respekt bestehende Ausspruch: „Ein italienisierter Engländer ist der Fleisch gewordene Teufel.“ Der englische Condottiere, den die Italiener bald nur noch Giovanni Acuto, von l’Acuto – der Leidenschaftliche, nannten, konnte bereits in den 1360-er Jahren den höchsten Sold für seine Dienste fordern und stellte stets den zahlungskräftigsten Fürsten und Städten seine Kompanie zur Verfügung. Wurde die vereinbarte Summe nicht bezahlt, zwang er seine Auftraggeber durch Plünderungen dazu. Seine englischen Bogenschützen galten in den kommenden dreißig Jahren als unüberwindliche Spezialisten, die sechs Pfeile pro Minute mit ihren Langbögen abschossen, welche problemlos die Panzerhemden ihrer Gegner durchbohren konnten. Einige seiner Meisterschützen brachten es sogar auf 20 Schuss pro Minute. Die robusten Engländer erwiesen sich als tapfer, schnell und wetterfest, bald wurden sie nur noch „die Löwen“ genannt.

1362/63 standen Hawkwoods Söldner im Dienste Giovannis II. (1321–1372), des Markgrafen von Montferrat, der Krieg gegen die Visconti, die Herrscher von Mailand, führte. Bereits 1363/64 kämpfte Hawkwood im Range eines Generalkapitäns für Pisa gegen Florenz, das den Herrn von Rimini, Pandolfo II. Malatesta (1325–1373), als Condottiere verpflichtet hatte, der jedoch nach einem gescheiterten Versuch, die Herrschaft über Florenz zu erringen, durch seinen Onkel Galeotto I. Malatesta (1299–1385) ersetzt wurde, dem im Juli 1364 die „Weiße Kompanie“ bei Cascina schließlich zum ersten Mal in Italien unterlag.

In Diensten der Visconti, des Papstes und anderer Herren

1367 begleitete John Hawkwood den Dogen von Pisa, Giovanni Agnello, beim Empfang von Urban V. (* 1310, Papst 1362–1370), der per Schiff von Marseille kommend in Livorno an Land ging und von dort aus nach Rom zog. 1368 stand die „Weiße Kompanie“ in Diensten Bernabò Viscontis (1323–1385), der die Söldner zur Abwehr gegen die in die Lombardei einrückenden florentinischen Truppen benötigte, um sie Anfang des folgenden Jahres gegen den Papst zu schicken. Dass John Hawkwood Anfang 1368 an der Hochzeit von Bernabòs Nichte Violante († 1382) mit Lionel von Antwerpen (1338–1368), Herzog von Clarence, dem zweitältesten Sohn des englischen Königs Edward III., teilnahm, drückt vor allem die gesellschaftliche Anerkennung und Bedeutung des inzwischen mächtigen Condottiere aus.

1369 kämpfte der Engländer für Perugia gegen Papst Urban V., von 1370 bis 1372 erneut für die Visconti aus Mailand gegen Pisa, Florenz und den Markgrafen von Montferrat, ehe er Anfang 1373 in Dienste Gregors XI. (* 1329; Papst 1370–1378) trat, um in dessen Auftrag die Mailänder Herrscher anzugreifen. Schließlich besiegten die englischen Söldner in der Schlacht von Montichiari – als Verbündete des päpstlichen Feldherren Enguerrand VII. de Coucy (1339/40–1397), einem Schwiegersohn des englischen Königs Edward III. – die Truppen Gian Galeazzo Viscontis (1351–1402) .

Ebenfalls im Auftrag des Papstes erfolgte die grausame Einnahme der unbotmäßigen Stadt Faënza in der Romagna, bei der 11.000 männliche Einwohner vertrieben wurden und die verbliebenen Frauen und Mädchen von den Söldnern vergewaltigt wurden. Diese Gräuel veranlassten Katharina von Siena (1347–1378) folgenden Brief an John Hawkwood zu schreiben: „Im Namen Jesu Christi bitte ich Euch inständig, da Gott und unser Heiligster Vater befohlen hat, gegen die Ungläubigen zu ziehen, und Ihr so großen Gefallen daran findet, Krieg zu führen und zu streiten, so bekämpfet nicht länger Christen, was eine große Grausamkeit und eine Sünde gegen Gott ist, der nicht will, dass Glieder, die er in dem Körper der Heiligen Kirche verbunden hat, sich zerfleischen, sondern geht dahin, wo die Feinde Gottes sind.“ Zwar gelobte der gerügte Condottiere der 1461 heilig gesprochenen Mystikerin öffentlich Besserung, tatsächlich dachte er aber nie daran, sein Handeln zu ändern.

Stattdessen erfreute er sich über die zwei vom Papst erhaltenen Güter Bagnacavallo und Cotignola in der Romagna, die er um 1380 für 60.000 Gulden verkaufen konnte. 1375 beauftragte ihn Gregor XI., Florenz anzugreifen. Die aufgrund ihrer verwüsteten Weizenfelder von einer Hungersnot bedrohten Florentiner überzeugten jedoch den Condottierre mit großzügig gezahlten 130.000 Goldgulden, nicht gegen ihre Stadt vorzugehen. Ähnliche Vereinbarungen schloss der geschäftstüchtige Söldner mit den Städten Siena, Arezzo, Pisa und Lucca, wobei er weitere 95.000 Goldgulden verdiente.

Das Massaker von Cesena 1377

Ein besonders düsteres Kapitel in Hawkwoods Laufbahn war seine Teilnahme an der – im Auftrag Gregors XI. und unter Befehl des Kardinals Robert von Genf (* 1342, Gegenpapst Clemens VII. 1378–1394), dem damaligen päpstlichen Legaten für Italien – blutigen Eroberung der widerspenstigen Stadt Cesena im Februar 1377. Obwohl es Hawkwood gelang, 1.000 Frauen und Mädchen nach Rimini in Sicherheit zu bringen, fielen zwischen 4.000 und 5.000 Menschen der vom Kardinal von Genf aufgehetzten Soldateska zum Opfer. Ebenso wurden unzählige Kunstschätze zerstört. Diese grausame Blutorgie erregte auch im 14. Jahrhundert die Öffentlichkeit, an Robert von Genf blieb zeitlebens der Ruf eines Massenmörders haften.

Eine Legende ist sicherlich, dass John Hawkwood nach dem Massaker von Cesena eine Nonne in zwei Stücke gehauen haben soll, um die sich zwei seiner Soldaten stritten und denen er je eine Hälfte der Toten übergeben ließ. Vordergründig ging es dem englischen Söldnerführer jedoch nicht um das Töten von Menschen, das Zerstören von Städten oder das Verwüsten von Landschaften, ihn interessierte nur der Sold. „Daher bitte ich Euch, Messer Giovanni condotierre, süß, da Ihr Euer Entzücken an Krieg und Kampf findet, führt keinen Krieg mehr gegen Christen, denn das beleidigt Gott. Zieht gegen die Türken, damit ihr nicht länger ein Knecht und Soldat des Teufels, sondern ein männlicher und wahrer Ritter werdet“, schrieb ihm erneut die infolge des Massakers von Cesena aufgebrachte Katharina von Siena.

Nach Cesena trat Hawkwood in die Dienste Bernabò Viscontis, der ihm 250.000 Gulden Jahreseinkommen gewährte und dessen uneheliche Tochter Donnina er heiraten durfte. Streitigkeiten und Verrat führten aber bald zum Bruch zwischen dem Mailänder Herrscher und seinem Condotierre, der noch im Jahr 1377 einen Vertrag mit dem neuen florentinischen Gonfalonier Salvestro de’ Medici (1331–1388) abschloss und seinen neuen Wohnsitz in San Donata nahe Florenz nahm.

Florenz 1377 bis 1394

In florentinischen Diensten kämpfte der Feldherr zuerst an der Seite Mailands gegen den Papst, dann – in den Jahren 1378 und 1379 – an der Spitze einer Anti-Mailänder Allianz gegen die Visconti. 1381 weilte John Hawkwood als Gesandter des englischen Königs Richard II. (* 1367, König 1377–1399, † 1400) in Rom. 1382/83 unterstützte er – im Auftrag seines Dienstherrn – Karl III. von Durazzo (* 1345, König von Neapel 1382–1386) in dessen Krieg gegen Ludwig von Anjou (1339–1384). 1387 wurde Hawkwood erneut ausgeliehen, diesmal zog er für Francesco Carrara († 1393), bis 1388 Herrscher von Padua gegen Antonio della Scala (1362–1388), dem Markgrafen von Verona in den Krieg. Dabei gelang es ihm den gegnerischen Condottiere Giovanni Ordelaffi (1355–1399) in der Schlacht bei Castagnaro am Westufer der Etsch zu besiegen und 4.600 Ritter sowie 800 Soldaten gefangen zu nehmen.

1391 begann der Engländer seinen letzten Feldzug gegen Mailand – gemeinsam mit dem von Florenz engagierten Franzosen Jean d’Armagnac (1359–1391) – dem älteren Bruder des späteren Connétables von Frankreich, Bernard VII. d’Armagnac (1360–1418) – dessen Leichtsinn allerdings einen Sieg des gegnerischen Feldherren Jacopo dal Varme (1350–1409) in greifbare Nähe rückte. Hawkwood schaffte es jedoch, mit seinen Truppen den Mailändern zu entweichen, so dass schließlich Anfang 1392 ein für Florenz akzeptabler Friedensvertrag unterzeichnet werden konnte.

Ihren über siebzigjährigen Feldherren belohnten die dankbaren Florentiner mit dem Bürgerrecht ihrer Stadt. Seinem Sohn und ihm wurden außerdem lebenslange Steuerfreiheit zugesichert, seinen zwei Töchtern je 2.000 Gulden Aussteuer gewährt und seine Frau bekam 9.000 Gulden Witwenpension zugestanden. Bereits zu diesem Zeitpunkt besaß Hawkwood ausgedehnte Ländereien in der Romagna und in der Toskana, ebenso war er Eigentümer eines Schlosses in Montecchio Vesponi. Obwohl von seinen florentinischen Mitbürgern hoch geachtet, plante Hawkwood seine Rückkehr nach England, er verstarb allerdings während der Vorbereitungen am 16. März 1394 in Florenz. Die Florentiner bestatteten ihn im linken Seitenschiff des Domes Santa Maria del Fiore und Paolo Ucelli (1397–1475) schuf später ein Reiterstandbild mit der Aufschrift „johannes acutus, eques Britannicus“. Richard II. ließ 1397 Hawkwoods Gebeine nach Essex überführen.

John Hawkwood war zweimal verheiratet. Aus seiner ersten – noch in England geschlossenen Ehe – stammen zwei Söhne und drei Töchter, von denen eine die Vorfahrin des Dichters Percy B. Shelley (1792–1822) war. Aus der zweiten Ehe mit Donnina Visconti entstammen zwei Töchter und ein Sohn. Die ältere Tochter heiratete den Podesta von Ferrara, die jüngere den deutschen Condottiere Conrad Prospergh. Der Sohn John zog 1397 als erfolgreicher Geschäftsmann nach England.

Literatur

* Klaus Schelle, "Die Sforza - Bauern, Condottieri, Herzöge", Magnus Verlag Essen

* Barbara Tuchmann, "Der ferne Spiegel - Das dramatische 14. Jahrhundert", Lizenzausgabe des SPIEGEL-Verlags Rudolf Augstein GmbH & Co. KG für die Spiegel-edition 2006/07, ISBN 978-3-87763-032-7

* John Hawkwood (Wikipedia)
Meinhard II. von Tirol

Meinhard II. von Tirol (* um 1238; † 1. November 1295 in Greifenburg) war einer der bedeutendsten Reichsfürsten der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Er entstammte dem ursprünglich in der Grafschaft Görz (heute Gorica) beheimateten Geschlecht der Meinhardiner und wird als der eigentliche Begründer des Landes Tirol betrachtet. Meinhard II. war von 1258 bis 1295 Graf von Tirol und von 1258 bis 1271 – gemeinsam mit seinem Bruder Albert – als Meinhard IV. Graf von Görz. 1286 erhob ihn König Rudolf I. zum Reichsfürsten und belehnte ihn mit dem Herzogtum Kärnten. Des Weiteren war Meinhard II. auch Pfandherr der Windischen Mark und des Herzogtums Krain.

Leben

Meinhard wurde um 1238 als ältester Sohn des Grafen Meinhard III. von Görz (* vor 1194; † 1258) und der Adelheid von Tirol (* 1218/20; † 1279) geboren. Adelheid war eine der beiden Erbtöchter des damals herrschenden Grafen von Tirol, Albert III. (* 1180/90; † 1253), der mit seinen beiden Schwiegersöhnen Graf Meinhard III. von Görz und Herzog Otto II. von Andechs-Meranien († 1248) gegenseitige Erbverträge geschlossen hatte. So erbte Albert III. nach dem Erlöschen des Hauses Andechs-Meranien dessen Besitzungen im Süden von Tirol, in Kärnten, in der Windischen Mark und in Dalmatien. Um dieses Erbe brach ein Krieg mit dem aus dem Haus Spanheim stammenden Herzog von Kärnten und dessen Sohn, dem Elekten bzw. Erzbischof von Salzburg aus. Dieser Allianz unterlagen 1252 Albert III. von Tirol und Meinhard III. von Görz und der Graf von Tirol geriet bei der Belagerung von Greifenburg in die Gefangenschaft seiner Gegner.

Infolge des noch 1252 geschlossenen Frieden von Lieserhofen erhielt jedoch der alte Graf von Tirol seine Freiheit zurück. Allerdings wird er neben den hohen Geldforderungen es als besonders bedrückend empfunden haben, seine beiden Enkel, den etwa vierzehnjährige Meinhard und dessen zwölfjähriger Bruder Albert als Geisel an den Erzbischof von Salzburg zu übergeben. Als Albert III. im darauf folgenden Jahr verstarb, hinterließ er seinen Erben Meinhard III. von Görz und Gebhard IV. von Hirschberg († 1275), dem aus Mittelfranken stammenden zweiten Gatten seiner Tochter Elisabeth (* 1220/25; † 1256) zahlreiche Herrschaften. Da auch die zweite Ehe Elisabeths kinderlos blieb, fiel deren Erbe ebenfalls an Meinhard I. von Tirol (bzw. Meinhard III. von Görz).

Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1258 wurde Meinhard II. aus der Geiselhaft des Salzburger Erzbischofs entlassen. Die sechs Jahre in der Gefangenschaft prägten den jungen Grafen maßgebend, besonders seine ablehnende Haltung gegenüber der Ausübung von weltlicher Macht durch kirchliche Institutionen war herausgebildet und blieb eine Konstante seines politischen Handelns. Er näherte sich deshalb zielbewusst den politischen Vertretern eines starken Königtums, die allerdings während des Interregnums 1254 bis 1273 sehr zurückhaltend agierten. Sein eindeutiges Bekenntnis zur staufischen Partei zeigte sich vor allem in seiner 1259 geschlossenen Ehe mit Elisabeth von Bayern (1227–1273), Witwe von Kaiser Konrad IV. (1228–1254) und somit ehemalige Schwiegertochter Kaiser Friedrichs II. (1194–1250). Die Ehe führte dazu, dass Elisabeths - aus Hausgütern der Staufer gebildetes - Wittum im Norden Tirols in die Grafschaft Tirol eingegliedert wurde.

Die Abneigung der Päpste auf die Staufer und ihre Parteigänger übertrug sich nun auch auf Meinhard II., der im Jahr 1267 gemeinsam mit Rudolf von Habsburg (1218–1291) seinen jugendlichen Stiefsohn Konradin von Hohenstaufen (1252–1268) auf dessen Kriegszug gegen Karl von Anjou (1220–1285) begleitete. Allerdings verließen die beiden erfahrenen Politiker den jungen Heißsporn bei Verona, Konradin unterlag wenige Monate später dem vom Papst unterstützten Usurpator, der ihn dann auf dem Marktplatz von Neapel hinrichten ließ. Meinhard II. festigte daraufhin sein Bündnis mit Rudolf von Habsburg und verlobte seine jüngere Tochter Elisabeth (1262–1313) mit Rudolfs ältestem Sohn Albrecht (1255–1308), 1276 folgte die Vermählung. Ein weiteres politisches Bekenntnis Meinhards zu den Staufern war die Verlobung seiner ältesten Tochter Agnes mit dem Markgrafen Friedrich I. von Meißen (1257–1323), damals „der Gebissene“ – später „der Freidige“ genannt, der über seine Mutter Margarethe von Hohenstaufen (1237–1271) ein Enkel Friedrichs II. und somit der Hoffnungsträger der staufischen Partei war. Allerdings heiratete Agnes erst 1286 den Wettiner, ein Grund dafür mag wohl dessen schwierige Situation in den Verwicklungen seines Stammlandes gewesen sein.

Einen ersten politischen Erfolg verbuchte der junge Graf von Tirol bereits 1261, indem er die Freilassung seines Bruders Albert (1240–1304) aus der Gefangenschaft des Salzburger Erzbischofs erreichte. Danach regierten die Brüder gemeinsam, ehe sie am 4. März 1271 auf Schloss Tirol einen Teilungsvertrag unterschrieben. Albert erhielt die Grafschaft Görz und ein in sich nicht geschlossenes Gebiet, das sich vom Pustertal im Westen bis nach Istrien im Osten erstreckte. Zentrale Orte seines Herrschaftsgebietes waren die Städte Lienz und Görz am Isonzo. Ebenso wurden die Einnahmen aus dem Zoll- und Bergregal geteilt. Beide Linien blieben auch berechtigt, sich Graf von Görz und Tirol zu nennen. Da Albert kurz vor seinem Tod sein Land unter seine Söhne aufteilte und diese später ihr Erbe erneut teilten, zerfiel Alberts Erbe in Splitterherrschaften und die vier verschiedenen Zweige der Grafen von Görz blieben bis zu ihrem Aussterben im Jahr 1500 unbedeutend. So konnten sie zum Zeitpunkt des Aussterbens der Tiroler Linie (1369) das im Teilungsvertrag beschlossene, gegenseitige Erbrecht nicht gegen die Habsburger behaupten.

Nach 1271 setzte Meinhard seine expansive Politik in Tirol fort. Als Mittelpunkt seiner Herrschaft wählte er sich die Stadt Bozen aus, die ursprünglich dem Bischof von Trient unterstand, die diesem jedoch mit Waffengewalt entrissen wurde. Das militante Vorgehen gegen die Bischöfe von Trient und Brixen und die Unterstützung Konradins veranlasste die Kurie, Meinhard mit dem Kirchenbann zu belegen. Die im Jahr 1273 erfolgte Gründung des Zisterzienser-Klosters Stams im Oberinntal kann als Einlenken des Grafen von Tirol gewertet werden. Sie ist aber vor allem ein politisch-religiöser Akt mit dem sich das im Entstehen befindliche Landesfürstentum ein religiöses Zentrum und einen Ort für die Gräber der herrschenden Dynastie schuf.

Seit 1276 unterstützte Meinhard II. den deutschen König Rudolf I. in dessen Kampf gegen den böhmischen König Ottokar II. Premysl (1232–1278). Während der Habsburger Ottokar in Böhmen angriff, flankierte Meinhard dessen Vormarsch durch einen gleichzeitigen Vorstoß durch Kärnten und die Steiermark, während sein Bruder Albert die Truppen des böhmischen Königs in Krain angriff. Für diese Unterstützung wurde der Graf von Tirol nach der Überwindung verschiedener Widerstände – vor allem von den Anhängern der erloschenen Dynastie der Spanheimer – am 1. September 1286 von König Rudolf mit dem Herzogtum Kärnten belehnt. Allerdings: An der alles entscheidenden und für die Geschichte Österreichs bedeutenden Schlacht auf dem Marchfeld am 26. August 1278 – in der Ottokar II. von Böhmen den Tod fand - nahm der Graf von Tirol nicht teil, obwohl Rudolf dessen Gefolgschaft gefordert hatte. Stattdessen gab Meinhard II. vor, in Kämpfen mit dem Trienter Bischof verwickelt gewesen zu sein. Politisch stand Meinhard jedoch dem Habsburger bald wieder zur Seite, indem er ihn zur Mäßigung gegenüber Böhmen riet. So ist es der Diplomatie Meinhards und des Burggrafen Friedrich III. von Nürnberg (1220–1297) zu verdanken, dass Mähren nach fünf Jahren an Böhmen zurückgegeben wurde und dass Rudolfs minderjähriger jüngster Sohn Rudolf (1271–1290) mit Agnes von Böhmen (1269–1296) und der ebenfalls minderjährige König Wenzel II. von Böhmen (1271–1305) mit der kleinen Guta von Habsburg (1271–1297) vermählt wurden.

In seinen letzten Jahren beschäftigte sich Meinhard II. vor allem mit wirtschaftlichen Fragen und dem weiteren Ausbau der Verwaltung Tirols. Als er am 1. November 1295 verstarb, hinterließ er seinen drei Söhnen geordnete Staatswesen, die sie zuerst gemeinsam verwalteten, ehe nach dem Tod seiner beiden Brüder Heinrich von Kärnten und Tirol alleiniger Herrscher wurde.

Wirtschaft und Verwaltung

Neben dem Zusammenschluss unterschiedlicher Grund- und Landesherrschaften zur Grafschaft Tirol führten viele wirtschaftliche Reformen zum Aufstieg dieses Landes.

Eine wichtige Maßnahme Meinhards war das mit der Republik Venedig abgeschlossene Geleitabkommen, in dem er sich verpflichtete, für die Sicherheit der venezianischen Transporte zu sorgen. Die Sicherheit auf Tirols Straßen führte zu einem Anstieg des Verkehrsaufkommens und schließlich zu erhöhten Zolleinnahmen. Als einer der ersten Landesherren achtete Meinhard darauf, dass alle dem Landesherren zustehenden Einnahmen aufgezeichnet und abgerechnet wurden. Ebenso wurden alle staatlichen Ausgaben registriert.

Ebenso brachte die Münzprägung erhebliche finanzielle Einnahmen. Der seit 1259 in Meran geprägte Adlergroschen war die erste im deutschen Sprachraum geprägte Mehrpfennigmünze. Dieses 20-Veroneser- bzw. 20-Berner-Geldstück, das wegen seines auf dem Revers geprägten Doppelkreuz „Kreuzer“ genannt wurde, entwickelte sich zu einer geschätzten Münze, die einen hohen Stellenwert vor allem bei den italienischen Kaufleuten und Bankiers besaß.

Nicht vergessen darf man Meinhards Bemühen den Bergbau zu fördern oder das Verlegen der Saline in Thaur an den wirtschaftlich günstigeren Standort nach Hall.

Außerdem versuchte Meinhard II. die Gerichts- und Verwaltungsbefugnisse des Tiroler Adels abzuschaffen. Aus diesem Grund schuf er eine Beamtenschaft, deren Angehörige oft aus den unteren sozialen Schichten stammten und ihm deswegen besonders loyal dienten. Diese Beamten reorganisierten das Land, registrierten alle ererbten und neu gewonnenen Rechtstitel und trugen so zur Vereinheitlichung des Landes bei. Eine Besonderheit Tirols war die von Meinhard II. geförderte Selbstverwaltung der Landgemeinden und die Aufbesserung der rechtlichen Situation der Bauern. Im Wesentlichen blieb die von Meinhard aufgebaute Struktur Tirols bis zum Ende des Ersten Weltkriegs (1918) erhalten.

Nachkommen

Nachkommen aus der Ehe mit Elisabeth von Bayern (1227–1273)
* Albert, Graf von Tirol (1259/60–1292)

* Agnes (1260/61–1293) heiratete 1286 Markgraf Friedrich I. (den „Gebissenen“ oder den „Freidigen“) von Meißen (1257–1323)

* Elisabeth (1262–1313) heiratete den späteren König Albrecht I. von Österreich (1255–1308)

* Otto III. (1265–1310), Graf von Görz und Tirol, Herzog von Kärnten

* Heinrich von Kärnten-Tirol (1270–1335), Herzog von Kärnten, Graf von Tirol, er war von 1307 bis 1310 König von Böhmen, musste jedoch Johann von Luxemburg weichen. Heinrichs Tochter war die (angeblich) hässliche Herzogin Margarethe Maultasch (1318–1369). Nach dem Tod ihres Sohnes Meinhard III. (1344–1363) fielen Tirol und Kärnten an die Habsburger.

* Ludwig (1271/73–1305)

Außerdem zeugte Meinhard II. zahlreiche uneheliche Nachkommen:

* Friedrich, Domprobst von Brixen († 13. März 1333) war mit Anna von Reichenberg verheiratet

* Heinrich, Graf von Eschenloch († 1349)

* Albrecht von Camian und Forst, Burggraf von Tirol († 1335/36) war mit Floridiana (Siguna) von Schlandersberg verheiratet

* und weitere zehn uneheliche Kinder mit unbekannten Frauen

Des Weiteren war Meinhard II. der Stiefvater von Konradin von Hohenstaufen (1252–1268), der aus der ersten Ehe seiner Mutter Elisabeth von Bayern mit Konrad IV. (1228–1254) stammte und somit ein Enkel Kaiser Friedrichs II. (1194–1250) war.

Literatur

*Josef Riedmann, Geschichte Tirols, Zweite, durchgesehene Auflage, Verlag für Geschichte und Politik Wien 1988

* Johann Franzl, Rudolf I. – Der erste Habsburger auf dem deutschen Thron, Verlag Styria, Graz Wien Köln, 1986

* Prof. Walter Kleindel, Die Chronik Österreichs, Chronik Verlag im Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH, Gütersloh/München, 4. durchgearbeitete Auflage 1994

* Meinhard II. von Tirol (Wikipedia)
Georg Büchner (1813-1837)

Georg Büchner ist als erstes Kind von Ernst Karl Büchner (1786-1861) und dessen Ehefrau Louise Caroline Reuss (1791-1858) am 17. Oktober 1813 in Goddelau, einem Dorf im Großherzogtum Hessen-Darmstadt, geboren.
Sieben weitere Geschwister folgen nach, von denen zwei bereits im Kindesalter sterben. Die Kinder wachsen in gutbürgerlichen Familienverhältnissen auf.

Während seiner Geburt tobt bei Leipzig die Entscheidungsschlacht in den Napoleonischen Befreiungskriegen, die sogenannte "Völkerschlacht von Leipzig".

Sein Vater ist Bezirksarzt in Goddelau und als dieser eine Stelle als Medizinalrat erhält, zieht die Familie nach Darmstadt. Nebenher betreibt er wissenschaftliche Forschungen in seinem Laboratorium, in welchem sich sein Sohn Georg gerne aufhält.
Vor seiner Verheiratung hat der Vater jahrelang als Lazarettarzt unter Napoleon Bonaparte gedient und bleibt lebenslang ein großer Bewunderer Napoleons.

Die Mutter, die mit ihrer Familie vor den französischen Revolutionstruppen aus der Heim fliehen musste, ist Napoleon Bonaporte nicht sehr wohlgesonnen.
Sie ist Hausfrau und für die Erziehung der Kinder verantwortlich. Diese ist auch die erste Lehrerin für Georg und unterrichtet ihn ab 1820 in Lesen, Schreiben und Rechnen, zudem fördert sie die Urteilsfähigkeit der Kinder und regt diese zu selbständigem Denken an.
Sie gleicht die Strenge des Vaters aus und bringt den Kindern die Poesie nahe.

Im Jahre 1822 tritt Georg Büchner in die priavte Erziehungs- und Unterrichtsanstalt des Theologen Dr. Carl Weitershausen ein und erhält Unterricht in den Fächern der höheren Schulstufen.
Die Erziehungsziele der damaligen Schulausbildung waren vorallem Ordnung, Fleiß, Gehorsam und Selbstüberwindung.
Georg Büchner wechselt 1825 auf das Humnanistische Gymnasium in Darmstadtm über.
Er ist ein guter Schüler, aber die klassischen Fächer langweilen ihn, seine Neigung gehört den naturwissenschaftlichen Fächern, deren Unterricht zur damaligen Zeit noch sehr vernachläßigt wird.
Auf dem Gymnasium bildet sich eine Gruppe, die sich der Erörterung von Fragen der Politik, der Literatur und der Philosophie widmet. Dieser Gruppe schließt sich Georg Büchner an.
Sein Interesse für Politik verstärkt sich und er beobachtet aufmerksam die politischen Geschehnisse in der kurfürstlichen Residenzhauptstadt Darmstadt.
Bei einer Veranstaltung seines Gymnasiums am 29. September 1930 hält er eine beachtenswerte "Rede zur Verteidigung des Cato von Utika", in welcher er den Widerstandsgeist und Opfermut des Römers lobt.
Am 30. März 1831 erhält Büchner sein Reifezeugnis und beendet seine Schulzeit mit einer Abiturientenrede in lateinischer Sprache.

Georg Büchner beginnt im November 1831 ein Medizinstudium an der französischen Universität Straßburg und wohnt während dieser Zeit bei dem verwitweten Pfarrer Johann Jakob Jaeglé. Dessen Tochter Louise Wilhelmine (1810 - 1880), genannt Minna, wird zuerst seine heimliche Geliebte bis er sich mit ihr im Frühjahr 1832 offiziell verlobt.

In Straßburg macht Georg Büchner Bekanntschaft mit demokratischen Kräften sowie der sozialistischen Opposition gegen die Politik des französischen Bürgerkönigs Louis Philippe.
Seine Briefe aus dieser Zeit weisen ein lebhaftes Interesse an der Politik auf, seinen Bekannten erscheint er eher radikal.
Durch einen Studienkollegen bekommt er Kontakt zu der Studentenverbindung "Eugenia". In dieser versammeln sich politisch engagierte Studenten, die oft in Opposition zur herrschenden Politik stehen. Büchner bewährt sich in verschiedenen Debatten und kritisiert sowohl die deutschen Regierungen als auch die konstitutionelle Verfassung Frankreichs.
In Sraßburg hat Georg Büchner die Macht des Bürgerkönigtums und die Herrschaft der neuen Geldaristokratie kennen und durchschauen gelernt.
Georg Büchner aber geht es um die soziale Revolution, die auch vom ganzen Volk getragen werden muss.
Er ist bereit um die Bürgerrechte für die Angehörigne des Vierten Standes, also der Arbeiter, Handwerker und Bauern, zu kämpfen.
Deshalb setzt er sich deutlich von den deutschen Burschenschaftlern ab, deren vorrangigen Ziele die nationale Einheit, die Unabhängigkeit und Pressefreiheit ist, nicht aber das Wohl des kleinen Mannes, dessen Hilfe sie sich höchstens bedienen wollen.

Da seine Erlaubnis zu einem Auslandsstudium abgelaufen ist, immatrikuliert sich Georg Büchner am 31. Oktober 1833 an der Universität Gießen, um dort sein Medizinstudium abzuschließen. Dort leidet er sehr unter der Trennung von seiner Verlobten Minna und der bedrückenden Enge von Gießen, einer Stadt, die als Ort der oppositionellen Umtriebe gilt und deshalb unter verschärfter Polizeikontrolle steht.
Anfangs des Jahres 1834 betreibt Büchner intensive Studien über die Geschichte der Französischen Revolution und unter diesen Eindrücken schreibt er seiner Verlobten den sogenannten "Fatalismusbrief", in welchem er sich kritisch mit dem Ablauf der Französischen Revolution auseinandersetzt und feststellt, dass deren Ziele nicht erreicht worden sind und das Volk wieder mal nicht für sich selbst, sondern für die Bessergestellten geblutet hat.

Im März 1834 gründet Büchner die Gießener Gruppe "Gesellschaft der Menschenrechte" und im April eine weitere in Darmstadt.
Diese Gruppen sind illegal und die Tätigkeit für diese nach geltendem Recht Hochverrat.

Durch August Becker, einem Freund aus Gießen, bekommt er Kontakt zu dem Theologen Dr. Friedrich Ludwig Weidig, mit welchem er das Konzept des "Hessischen Landboten" entwickelt. Der "Hessische Landbote" ist ein Flugblatt mit eindeutig politischen Absichten. Das Flugblatt soll das Volk aufrühren, indem auf die Kluft zwischen arm und reich, sowie auf die dadurch entstehenden Ungerechtigkeiten aufmerksam gemacht wird. Die knappe Zusammenfassung und Interpretation der Staatseinnahmen, beziehungsweise der Ein- und Ausgaben des Großherzogtums Hessen, gibt dem Leser den Vergleich zu seinem eigenen mühevollen Leben und führt ihm sein Elend und seine Abhängigkeit vor Augen.
Mit der Losung: "Friede den Hütten! Krieg den Palästen!" wird zum Kampf gegen die Besitzenden aufgerufen.
Im Mai 1834 ist das Flugblatt endgültig fertiggestellt und wird Dr. Weidig, der einen geheimen Zugang zu einer Druckerpresse in Offenbach hat, zum Druck übergeben.
Dieser überarbeitet es in seinem Sinne und entfernt die Schärfe gegen die Oberigkeit ohne Rücksprache mit Büchner zu nehmen, der über die erfolgten Änderung sehr erbost gewesen sein soll.
In der Nacht vom 31. Juli 1834 werden die ersten gedruckten Exemplare von Freunden Büchners, darunter Carl Minnigerode, in Offenbach abgeholt. Aufgrund des Verrates von Konrad Kuhl, einem Mann aus dem vertrauten Umkreis von Dr. Weidig, wird dieser bei seiner Rückkehr nach Gießen festgenommen.
Carl Minnigerode bleibt drei Jahre in Untersuchungshaft, in welcher er schwerer körperlicher und seelischer Mißhandlung ausgesetzt ist, so dass er schließlich aus gesundheitlichen Gründen entlassen werden muss. Er wandert 1839 unter dem Druck der politischen Verhältnisse in die Vereinigten Staaten von Amerika aus.
Georg Büchner, der von Konrad Kuhl als Verfasser des "Hessischen Landboten" angegeben wird und dessen Zimmer deshalb in Gießen durchsucht wurde, kann aufgrund seines mutigen Verhaltens, indem er sich freiwillig dem Untersuchungsrichter stellt, diesem Amtsmißbrauch vorwirft, da der Untersuchungsrichter trotz mangelnder Beweise gegen ihn agiert habe, seiner Verhaftung vorerst entgehen.
Vorsichtshalber verbringt er den Winter 1834/1835 in seinem Elternhaus, bleibt aber weiterhin politisch aktiv.
Im Januar 1835 schreibt er im Laboratorium seines Vaters innerhalb von fünf Wochen das Drama "Dantons Tod". Es handelt von der Ausbeutung und der Ungleichheit der Menschen, er kritisiert die Französische Revolution und ihren Ausgang.
Im Juni 1835 erscheint die Buchausgabe.
Das Honorar hierfür will er für eine eventuell schnell notwendig werdende Flucht verwenden, da er sich in diesem Fall nicht an den Vater wenden kann und will.
Als Georg Büchner im März 1835 eine Vorladung zum Verhör erhält, sieht er den Zeitpunkt für seine Flucht gekommen. Um der Vernehmung zu entgehen flieht er nach Straßburg ins Exil. Er bezieht sein altes Zimmer bei seiner Verlobten Minna Jaeglé und deren Vater.
Am 13. Juni1835 erläßt der Untersuchungsrichter einen Steckbrief gegen Georg Büchner.
Während die Geschwister und die Mutter offenbar Verständnis für Georgs Flucht aufbringen, ist der Vater darüber in höchstem Grade erbittert. Er stellt für eineinhalb Jahre den Kontakt zum Sohn ein, läßt ihm aber die nötigen Geldmittel zukommen, die ihm die weitere Ausbildung ermöglichen.
Zwischen April und November 1835 entsteht die Novelle "Lenz". Vorbild hierfür ist der Dichter Jakob Michael Lenz (1751-1792) und der Philanthrop Johann Friedrich Obelin (1740-1826). Die Novelle hat teilweise den Charakter einer autobiographischen Arbeit, da Georg Büchner sich zu dieser Zeit in einer tiefen Krise befindet. "Lenz" erscheint erst 1839, also nach dem Tod Büchners.
Ab Herbst 1835 befasst er sich mit seiner Dissertation. Das Thema lautet: "Über das Nervensystemder Barben". Im März 1836 beendet Georg Büchner seine Arbeit und am
05. September 1836 wird ihm von der Zürischer Fakultät die philosophische Doktorwürde verliehen. Gleichzeitig erhält er eine Einladung zu einer Probevorlesung.
Bereits im Sommer 1835 beteiligt er sich an einem Wettbewerb des Cotta-Verlages, wofür er das Lustspiel "Leonce und Lena" schreibt. Das Stück wird 1838 veröffentlicht.
Etwa in denselben Zeitraum fällt auch die Entstehung des Stücks um den Mörder Franz Woyzeck, das er allerdings nicht mehr fertigstellen kann. Er hinterläßt es als ungeordnete Sammlung von Szenenentwürfen und Fragmenten.
Ein weiteres Drama über den intalienischen Renaissanceschriftstellter Pietro Aretino ist nicht erhalten.
Am 18. Oktober 1836 reist Georg Büchner nach Zürich, um der mit der Doktorwürde ausgesprochenen Einladung, nachzukommen. Am 11. Novemer 1836 hält er die für eine Dozentur erforderliche Probevorlesung.
Am 20. Januar 1837 legt er sich mit einer Erkältung zu Bett. Einige Tage später stellt sich heraus, dass es sich bei seiner Krankheit um Typhus handelt. Diese Krankheit verlief zur damaligen Zeit meist tödlich.
Minna Jaeglé trifft am 17. Februar 1837 in Zürich ein. Zwei Tage später, am 19. Februar 1837, erliegt Georg Büchner seiner Krankheit im Alter von nur 23 Jahren.
Er wird am 21. Februar1837 auf dem Zürichberg beigesetzt.

Georg Büchner war ein typischer Vertreter des Vormärzes.

Sein literarisches Werk umfasst nur vier Stücke, nämlich

das Drama "Dantons Tod", das Büchner im Jahre 1835 geschrieben hat und welches auch im selben Jahr veröffentlich wurde

die Novelle "Lenz", geschrieben ebenfalls im Jahre 1835, welches aber erst nach seinen 'Tod im Jahre 1839 veröffentlicht wurde

das Lustspiel "Leonce und Lena", geschrieben im Jahre 1836. erst nach seinem Tod im Jahre 1842 veröffentlicht

das Drama "Woyzeck", im Jahre 1836 geschrieben, erstnach seinem Tod veröffentlicht im Jahre 1879

Noch einige erklärende Worte zum Vormärz:
Der Begriff Vormärz bezieht sich auf die oppositionellen und revolutionären Schriften in der Zeit zwischen dem Wiener Kongress 1815 und der Revolution in Frankreich im Juli 1930, beziehungsweise der März-Revolution 1848.
Im Wiener Kongress wurde die Restauration, also die Wiederherrstellung der alten, vornapoleonischen Feudalordnung beschlossen. Der Adel wurde wieder in seinen Rechten gestärkt, die Rechte des Bürgers werden wieder eingeschränkt.
In den Karlsbader Beschlüssen 1819, nach der Ermordung des Schriftstellers August von Kotzebue durch Karl Sand werden die Versammlungs-, die Presse- und Redefreiheit noch weiter eingeschränkt. Da Karl Sand der Burschenschaft angehörte, werden diese ganz abgeschafft. Politisch anders denkende Menschen haben nun keine Möglichkeit mehr, ihre Meinung zu äußern. Diejenigen, die dagegen verstoßen, werden verfolgt und müssen ins Ausland emigrieren.

Zu den Dichtern des Vormärz zählen unter anderen:
Georg Büchner, Heinrich Heine, Karl Gutzkow und Ferdinand Freiligrath

Quelle: Georg Büchner, Leben und Werk
.

Orelie Antoine de Tounens :
König von Araukanien und Patagonien .

Geboren wurde er am 12. Mai 1825 in Chorgnac d`Ans .
Er verstarb am 19.9.1878 auch in Frankreich .

Eigentlich sollte er Aurelien getauft werden und nicht Aurelie
und sicher nicht Orelie .

Aber der Standesbeamte verwechselte das Geschlecht des Täufling
und er stand vermutlich mit der Rechtschreibung auf Kriegsfuß .

Er studierte die Juristerei und wurde Anwalt .
( Advocat ) .

Da er von seiner Familie immer hörte , daß sie von einer fürstlichen
Familie abstamme , träumte er von Höherem .
Kurzerhand , 32 Jahre alt , pumte er seine Verwandtschaft an ,
verkaufte die Kanzlei und reiste in die Welt , nach Südamerika.

[Bild: 220px-Or%C3%A9lie_Antoine_de_Tounens_cropped.jpg]

Sofort hatte er weitreichende Ideen .
Zur Förderung des Handels wollte er eine Eisenbahnlinie von
der Südspitze Südamerikas nach Nordamerika und von Alaska
nach Kamtschatka , durch Rußland nach Frankreich bauen .
Da die Behringstrasse nicht überbrückbar war ,
sollte sie zugeschüttet werden .

Im Südlichen Zipfel von Südamerika wohnen die Indianerstämme
der Araukaner und Mapuche .
Diese waren sehr kriegerisch und auf ihre Selbstständigkeit bedacht .
An ihnen bissen sich schon die Inkas und später die Spanier
die Zähne aus .
Sie wurden bis Dato nie unterworfen .

Orélie Antoine de Tounens feuert die Häuptlinge der Mapuche an :

[Bild: 250px-Rey_de_la_Araucan%C3%ADa_y_Patagonia.jpg]

Chile ( 1818 ) und Argentinien ( 1811 ) errangen
ihre Unabhängigkeit von Spanien und mit wachsender Bevölkerung ,
wuchs ihre Begehrlichkeit auf die fruchtbaren ,
unbesetzten Gebiete der Indianer .

Aus Wikipedia :
[Bild: 220px-Reino_de_la_Araucan%C3%ADa_y_la_Patagonia.jpg]

In jener unruhigen Zeit kam Tounens gerade recht .
Er wird von einigen Häuptlingen zum König gewählt .
Er griff mit einer besoffenen Horde Indianer , tollkühn ,
eine Heeresgruppe der Argentinier an und schlägt sie in die Flucht .
Somit hatte Er mit seinen Untertanen , ihr Land , Patagonien verteidigt .

Aus Wikipedia ; Urheber : B1mbo .
[Bild: 250px-LocationKingdomAraucania.svg.png]

Da wird er von seinem Diener verraten und
an die Chilenen ausgeliefert .
Er reist zurück nach Paris und wird Lampenputzer .
Die Pariser Schickeria versorgt ihn immer wieder mit Geldern ,
sodaß er noch dreimal nach Patagonien ,
in sein Königreich , reisen konnte .
In Südamerika wurde er mehrmals eingekerkert ,
sogar für geisteskrank erklärt , um politische Diskrepanzen
mit Frankreich zu vermeiden .
Jedes Mal wurde er Abgeschoben .

Die Fahne :

[Bild: 125px-Flag_of_the_Kingdom_of_Araucan%C3%...ia.svg.png]


Heute gibt es in Frankreich noch über tausend Bürger des Königreichs .
Sogar Konsulate gibt es weltweit .
Der Nationalitätenaufkleber ist „ PTG „ .

http://www.zeit.de/1997/08/Der_Koenig_von_Patagonien

http://de.wikipedia.org/wiki/Or%C3%A9lie...de_Tounens

http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigr...Patagonien

Luki
Hugo von Lotharingien (Hugo von Elsass)

Hugo von Lotharingien, Herzog im Elsass (* 855/857; † nach 895/900 in der Abtei Prüm) war der einzige Sohn von König Lothar II. von Lotharingien (* um 835; † 869) und dessen Friedelfrau Waldrada († nach 869).

Vorgeschichte

Nach dem Tod Lothars I. im Jahr 855 wurde dessen Reich, das fränkische Mittelreich, zwischen dessen drei Söhne aufgeteilt. Ludwig II. (823–875), der älteste Sohn bekam Italien und die Kaiserwürde übertragen, der jüngste Sohn Karl († 863) erbte die Provence und Burgund. Der mittlere Sohn Lothar II. erhielt das nach ihm benannte Lotharingien im Norden des Reiches. Seine bis 869 dauernde Herrschaft war geprägt durch die Kinderlosigkeit seiner Ehefrau Theutberga († 875) und den daraus folgenden Kampf Lothars, diese Ehe wieder aufzulösen.

Lothar II. pflegte schon vor seiner Eheschließung eine Beziehung (möglicherweise eine Friedelehe) zu Waldrada, einer aus dem Maas-Mosel-Raum stammenden Adligen. Es ist bis ins 9. Jahrhundert üblich gewesen, dass fränkische Hochadlige neben ihrer oft aus politischen und/oder wirtschaftlichen Gründen geschlossenen Muntehe eine Friedelehe mit einer Frau aus meist niederem Adel schlossen. Diese Friedelfrau galt rechtlich ebenfalls als Ehefrau des Adligen, ihre Kinder galten denen der Muntfrau als ebenbürtig. Bekannte, aus einer Friedelehe stammende, Karolinger waren z.B. Karl Martell (687–741) oder Arnulf von Kärnten (850–899). Zusätzlich führten viele karolingische Adlige rechtlich nicht anerkannte Beziehungen zu Frauen unterschiedlichen Standes, den so genannten Konkubinen, deren Kinder als Bastarde galten und keine Ansprüche auf das Erbe ihrer Väter hatten. Diese Gepflogenheiten des karolingischen Adels wurden von Päpsten wie Nikolaus I. (820–867) heftig bekämpft.

855 schloss Lothar eine (Munt-)Ehe mit Theutberga, der jüngeren Schwester des Bosoniden Hugbert († 864), Herzog von Transjuranien und Laienabt von St. Maurice. Die Ehe erwies sich als schwierig, vor allem weil der zu erwartende Erbe ausblieb. Da Lothar bereits von seiner Friedelfrau einen Sohn (Hugo) hatte, wurde die Kinderlosigkeit der Ehe Theutberga angelastet. Diese verteidigte sich gegenüber den gegen sie erhobenen Vorwürfen mit der Beschuldigung ihres Bruders Hugbert, der sie einst sexuell missbraucht haben sollte und sie danach zwang, das aus der inzestuösen Verbindung entstandene Kind abzutreiben. Diese Aussage Theutbergas führte dazu, dass im Jahr 858 das Bündnis Lothars und Hugberts zerbrach, beide führten seitdem einen erbitterten Krieg gegeneinander.

Lothar versuchte daraufhin seine Ehe aufzulösen. Die 860 und 862 in Aachen stattfindenden Synoden versuchten dieses Problem zu lösen, besonders nachdem Theutberga ihre Vorwürfe gegenüber ihren Bruder öffentlich wiederholte. 863 sprach ein in Metz einberufenes Konzil die Scheidung der Ehe zwischen Lothar und Theutberga aus. Dies bedeutete, dass Lothar seine Kinder mit Waldrada – seinen Sohn Hugo und dessen zwei jüngeren Schwestern Gisela (860–907) und Bertha (863–925) – legitimieren konnte.

Dass dies nicht geschah, hatte zwei Gründe:

Papst Nikolaus I. (820–867) bemühte sich während seines Pontifikats (858–867) die Kirche zu reformieren. Er versuchte vor allem den Stand der Kirche bzw. der ordinierten Priester gegenüber dem (regionalen) Adel zu stärken. So bekämpfte er in den Frankenreichen den Einsatz von Laien in Kirchenämtern. Seine Politik beinhaltete aber auch das Abschaffen fränkischer Traditionen, wie die Friedelehe oder das Verstoßen von Ehefrauen. Deshalb erklärte er den Beschluss des Konzils von Metz, Lothars Ehe aufzulösen, für nichtig. Für dieses Vorhaben gewann er zwei mächtige Verbündete, den ostfränkischen König Ludwig den Deutschen (804/06–876) und den westfränkischen König Karl den Kahlen (823–877), die dem Papst zusicherten, dessen Kirchenreform in ihrem Machtbereich umzusetzen.

Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle bekundeten öffentlich ihr Interesse am Fortbestand der Ehe ihres Neffen Lothar. Beiden Karolinger rechneten damit, von der Kinderlosigkeit Theutbergas zu profitieren und beide einigten sich, nach dem Tod Lothars das zwischen dem Ost- und dem Westfrankenreich liegende Lotharingien unter sich aufzuteilen. Dass Lothars Bruder - Kaiser Ludwig II. - als möglicher Erbe außer Acht gelassen blieb, war den tatsächlichen Machtverhältnissen geschuldet. Und Hugo, der nach der Entscheidung des Papstes als Bastard galt, schied deshalb als Erbe des Königreiches Lotharingien von vornherein aus.

Lothar II. versuchte nach dem Schiedsspruch des Papstes Hugos gesellschaftliche Stellung zu retten. 867 übertrug er ihm das Herzogtum Elsass und 869 – wenige Monate vor seinem Tod – unterstellte Lothar seinen Sohn dem Schutz Ludwigs des Deutschen. Seine daraufhin begonnenen Verhandlungen mit dem neuen Papst Hadrian II. (792–872) blieben aufgrund seines frühen Tods († 869) ohne Ergebnis.

Ludwig der Deutsche hielt sich jedoch nicht an das Lothar gegebene Versprechen, im Jahr 870 schloss er mit Karl den Kahlen, der bereits im Spätsommer 869 den Westen von Lothars Reich besetzt hatte, den Vertrag von Meersen. Lotharingien wurde aufgeteilt und dem noch minderjährigen Hugo blieb das väterliche Erbe verwehrt. Ebenso konnte Lothars II. legitimer Bruder Kaiser Ludwig II. seine Erbansprüche nicht durchsetzen, da er mit der Abwehr der Sarazenen in Süditalien beschäftigt war.

Hugos Kampf ums Erbe und sein Scheitern

877 – nach dem Ableben Karls des Kahlen – begann Hugo um sein Erbe zu kämpfen. Begünstigt wurde sein Kampf durch die Rebellion Bernhards von Gothien († nach 878) in Aquitanien. Allerdings blieb der vom lothringischen Adel unterstützte Kampf Hugos erfolglos. Der neue westfränkische König Ludwig der Stammler (846–879) besiegte sowohl die Aufständischen in Aquitanien als auch die in Lothringen und Papst Johannes VIII. (* vor 852; † 882) exkommunizierte schließlich im Jahr 878 Bernhard von Gothien und Hugo von Lotharingien.

879 zog der ostfränkische König Ludwig der Jüngere (835–882) gegen Hugo und den rebellischen lothringischen Adel ins Feld, 880 folgten Feldzüge der westfränkischen Könige Ludwig III. (864–882) und Karlmann (866–884) und des Ostfranken Karl III., genannt der Dicke (839–888). Die Feldzüge waren erfolgreich, die Rebellen wurden geschlagen, doch Hugo konnte nicht gefasst werden. Stattdessen gelang es Hugo neue Verbündete in unzufriedenen Kreisen zu finden. Bemerkenswert ist, dass er sich mit Theotbald von Arles (850/60–887/95), dem Sohn Hugberts bzw. Neffen Theutbergas verband, der schließlich Hugos jüngere Schwester Bertha (863–925) heiratete. Damit erneuerte er das Bündnis mit den in Burgund mächtigen Bosoniden und den mit ihnen eng verwandten niederburgundischen König Boso von Vienne (825–887), einen ambitionierten Gegner der Karolinger.

Seit 879/880 mussten sich die beiden Frankenreiche den verstärkten Einfällen von Dänen, Wikinger und Friesen erwehren. Eine Ursache davon war, dass der 878 errungene Sieg des englischen König Alfred des Großen (847–899) über die Dänen dazu führte, deren Angriffziele von England auf die Festlandküste zu verlagern, wobei die politische Schwäche der Karolingerreiche um 880 diese Entwicklung erheblich begünstigte. In dieser Situation verband sich Hugo mit Gottfried (826–885), dem aus Dänemark stammenden Herzog von Friesland, der schließlich nach 25 Jahren friedlichen Verhalten erneut kriegerische Handlungen gegen die Frankenreiche unternahm. Die 882 ausgerichtete Vermählung zwischen Gottfried und Hugos älterer Schwester Gisela (860–907) festigte das Bündnis.

Der ostfränkische König Ludwig der Jüngere versuchte Frieden zu stiften. Er stattete Hugo mit einigen Grafschaften und Abteien aus und übertrug ihm die Einnahmen des Bistums Metz. Gottfried bekam Gebiete in Flandern und Niederlothringen zugesprochen. Doch nach dem Tod Ludwigs im Jahr 882 erkannten Hugo und Gottfried ihre Friedenszusagen nicht mehr an. Sie erhoben sich 883 erneut und brandschatzten viele Städte und Dörfer in Lotharingien. Hugo soll außerdem einen seiner Gefolgsleute ermordet haben, um dessen Gattin als Ehefrau zu bekommen. Im Mai 885 war Gottfried schließlich zu Verhandlungen mit den Ostfranken bereit, er wurde jedoch während der vorgetäuschten Verhandlungen vom Babenberger Heinrich von Franken († 886) erschlagen.

Gottfrieds Schwager und Verbündeter Hugo streifte noch einige Wochen – mehr oder weniger als Straßenräuber – in Lothringen herum, ehe er von Anhängern Karls des Dicken gestellt wurde. Dieser ließ Hugo blenden und in das Kloster Prüm verbannen, wo Hugo nach 895, möglicherweise erst nach 900 verstarb.

Als Geblendeter galt Hugo als regierungsunfähig. Mit ihm trat der mittelfränkische Zweig der Karolinger von der politischen Bühne ab. Ihre Rolle in Niederburgund und Italien übernahm für die folgenden 70 Jahre die Doppelfamilie der Bosoniden/Buviniden. Als bedeutender Vertreter dieser Dynastie gilt der italienische König Hugo von Arles (* vor 887; † 947), der ein Sohn von Bertha von Lotharingien (863–925) und somit ein Neffe Hugos war.

Hugos lothringische Anhänger schlossen sich später Arnulf von Kärnten an. Ihren Einfluss ist es zu verdanken, dass Arnulf 894 oder 895 seinen unehelichen Sohn Zwentibold (870/71–900) als König von Lothringen einsetzte.

Literatur

* Engelbert Mühlbacher; Deutsche Geschichte unter den Karolingern in 2 Bänden; Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion; ISBN 3-88851-052-X

* Rudolf Schieffer; Die Karolinger; Verlag W. Kohlhammer; Stuttgart Berlin Köln; 2. durchgesehene und ergänzte Auflage 1997; ISBN 3-17-014584-3

* Pierre Riché; Die Karolinger – Eine Familie formt Europa; Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München, 3. Auflage April 1995; ISBN 3-423-04559-0

* Hugo von Lotharingien (Wikipedia)
Anna von Sachsen

Anna von Sachsen (* 23. Dezember 1544 in Dresden; † 18. Dezember 1577 in Dresden) war die einzige Tochter des Kurfürsten Moritz von Sachsen (1521–1553) und dessen Ehefrau Agnes von Hessen (1527–1555). Sie war von 1561 bis 1571/75 mit Wilhelm von Oranien (1533–1584) verheiratet und ist die Mutter von Moritz von Oranien (1567–1625), dem späteren Statthalter der Niederlande.

Frühe Jahre

Anna wuchs als Einzelkind auf, das nach dem Tod ihres Bruders Albrecht (1545–1546) von ihren Eltern besonders geliebt und verwöhnt wurde. Das Mädchen war sehr intelligent und wissbegierig, wurde aber aufgrund einer verwachsenen Schulter und eines Gehfehlers vom höfischen Umfeld als hässliches Kind betrachtet und gemieden.

Ihr Vater Moritz gilt als einer der bedeutendsten Reichsfürsten des 16. Jahrhundert. Schon in jungen Jahren widersetzte sich der eigenwillige Wettiner dem politischen Willen seines Vaters Heinrich des Frommen (1473–1541) und verlobte sich mit der Tochter des Landgrafen Philipp von Hessen (1504–1567), der sich als einer Führer der protestantischen Stände im Schmalkaldener Bund behauptet hatte. So drängte Moritz 1539 seinen wenig tatkräftigen und bis dato, seinem Regierungsantritt, beschaulich lebenden Vater zur Einführung der Reformation im albertinischen Herzogtum Sachsen. Ende 1546 stellte sich der Machtpolitiker auf die Seite Karls V., an dessen Seite er gegen seine ehemaligen protestantischen Verbündeten in die Schlacht von Mühlberg an der Elbe (24. April 1547) zog, in der die kaiserlichen Truppen das Herr des Schmalkaldener Bundes besiegten. Der Kaiser belohnte daraufhin Moritz mit der Übertragung der Kurwürde und der Belehnung ehemals ernestinischer Gebiete, wie z.B. Sachsen-Wittenberg.

Der deswegen als „Judas von Meißen“ verleumdete neue Kurfürst wechselte 1548 erneut die Fronten und kämpfte an der Spitze eines Fürstenbundes gegen den Kaiser. 1551/52 folgte schließlich das Bündnis mit dem französischen König Heinrich II. (1519–1559), das zum Abtreten der drei Bischofsstädte Metz, Toul und Reims an Frankreich (Vertrag von Chambord) führte. Karl V. war deshalb bereit, im August 1552 den Passauer Vertrag mit den Protestanten zu schließen und in dessen Konsequenz den Augsburger Religionsfrieden von 1555 zuzustimmen. Doch zu dieser Zeit lebte Moritz von Sachsen nicht mehr.

Seit dem Passauer Vertrag bewährte sich der sächsische Kurfürst als ein zuverlässiger Verbündeter Karls V. So kämpfte er für den Kaiser gegen die Türken in Ungarn. Als der umtriebige, stets für Unruhe sorgende Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach (1522–1557) sich 1553 erneut gegen den Kaiser erhob, war sein einstiger politischer Freund Moritz von Sachsen als Einziger bereit, gegen den Rebellen vorzugehen. In der blutigen Schlacht von Sievershausen bei Lehrte (9. Juli 1553) besiegte zwar der sächsische Kurfürst seinen Gegner, doch zwei Tage später erlag er seinen in der Schlacht erlittenen Verletzungen.

Seine Tochter Anna zog 1555 mit ihrer wieder vermählten Mutter zu deren zweiten Ehemann Herzog Johann Friedrich den Mittleren von Sachsen (1529–1595) nach Weimar. Doch bereits Ende des Jahres 1555 verstarb Agnes von Hessen an den Folgen einer Frühgeburt. Ihre Tochter Anna kehrte nun an den Hof ihres Onkels August von Sachsen (1526–1586) nach Dresden zurück. Dort eskalierte bald das häusliche Leben, der eher nüchtern denkende und pragmatisch handelnde Kurfürst und seine ebenfalls mit diesen Eigenschaften ausgestattete Gattin Anna von Dänemark (1532–1585) verstanden ihre stolze, leidenschaftliche, dem protestantischen Erziehungsideal widerstrebende Nichte nicht. Anna blieb am Dresdner Hof isoliert, sie fühlte sich allein und unglücklich und wartete darauf, verheiratet zu werden.

Ehe mit Wilhelm von Oranien

Die Tochter Moritz’s von Sachsen galt als eine der reichsten Erbinnen im Reich. Bereits 1556 hielt der spätere Schwedenkönig Erik XIV. (1533–1577) um ihre Hand an und 1558 warb der kurz zuvor verwitwete Wilhelm von Oranien um sie. Allerdings musste sich Wilhelm mit dem Widerstand von Annas einem Vormund, ihrem Großvater Philipp von Hessen (1504–1567) auseinandersetzen. Der hessische Landgraf betrachtete Wilhelm den Schweiger einerseits als unebenbürtig für eine Kurfürstentochter, andererseits durchschaute er die Absicht des hoch verschuldeten Fürsten, der Annas Erbe für seine kostspielige Widerstandspolitik gegen die Habsburger benötigte. Erst die Erkenntnis, dass Wilhelm mit seinen niederländischen Besitzungen ein wertvoller Bündnispartner der Protestanten sein könnte, überzeugte den Landgrafen von Hessen. Und so wurde am 2. Juni 1561 in Torgau der Ehevertrag unterschrieben, der Annas Mitgift auf 100.000 Taler festlegte.

Am 24. August 1561 heirateten Wilhelm von Oranien und Anna von Sachsen in Leipzig, eine Woche später reisten beide in die Niederlanden ab. Dort stellten sich wenige Monate später die ersten Zwistigkeiten zwischen den Eheleuten ein. So schrieb Oraniens Schwester Katharina von Schwarzburg 1564 an ihren jüngeren Bruder Ludwig von Nassau (1538–1574): „Es wird je länger, je ärger mit der Personen, und noch allerlei, welches ich nicht schreiben darf.“ Und Wilhelms politischer Gegner Antoine Perrenot de Granvelle (1517–1586) schrieb 1565 an einen Vertrauten: „Sein häusliches Leid ist so arg und so allgemein bekannt, dass jedermann davon spricht. Seine Frau flucht dem Geschlecht, in das sie versetzt wurde, da sie doch den Sohn eines Königs haben könnte.“ Ebenso war Kurfürst August über das Verhalten seiner Nichte erzürnt, er schickte Gesandte zu ihr, mit der Aufforderung, ihr Verhalten im Sinne einer harmonischen Ehe zu ändern. Anna versuchte sich zu rechtfertigen, indem sie ihren Schwager Ludwig von Nassau als Urheber ihrer Streitereien mit ihrem Ehemann bezichtigte. So war es spätestens 1565 an allen deutschen und niederländischen Höfen bekannt, dass Wilhelms und Annas Ehe zerrüttet war.

Der Tod ihres ersten Sohnes Moritz im Jahr 1566 stürzte Anna in eine tiefe Krise. Sie litt an Depressionen, hegte Selbstmordabsichten und versuchte, ihren Kummer mit maßlosem Alkoholkonsum zu bekämpfen. Auch aus diesem Grund traf sich Wilhelm mit ihrem sächsischen Onkel August und ihrem Onkel Landgraf Wilhelm IV. von Hessen-Kassel (1532–1592), der die Nachfolge Philipps des Großmütigen angetreten hatte. 1567 musste der Oranier jedoch infolge seiner antihabsburgischen Politik die Niederlande verlassen und zum Jahresende wurden seine niederländischen Besitzungen von den Spaniern beschlagnahmt. Zu diesem Zeitpunkt lebte Anna von Sachsen bereits auf dem Stammsitz der Grafen von Nassau in Dillenburg, wo sie am 14. November ihren Sohn Moritz von Oranien, den späteren Statthalter der Niederlande, gebar. Aber ihre dortige Situation war belastet durch den offen gezeigten Hass ihrer Schwiegermutter Juliana zu Stolberg (1506–1580), der es schließlich gelang, ihr die Kinder Anna und Moritz zu entziehen. Dieser unerträglichen Lebenslage versuchte die erneut schwangere Anna zu entgehen, indem sie sich im Oktober 1568 entschloss, gemeinsam mit ihrem Gefolge, Dillenburg zu verlassen und in Köln ein neues Leben zu beginnen. Im April 1569 brachte sie dort ihre Tochter Emilia zur Welt.

Doch ihre Situation besserte sich nicht. Wilhelms Feldzug gegen den spanischen Statthalter Alba (1507–1582) war gescheitert und er zog es nun vor, die französischen Hugenotten in ihren Glaubenskämpfen zu unterstützen. Anna schlussfolgerte daraus, dass ihr Ehemann sie nicht mehr versorgen kann oder will. Sie entschied sich ihre beschlagnahmten Güter zurückzufordern. Um ihre Forderungen durchzusetzen, wandte sie sich an den in Köln lebenden, aus Brüssel geflüchteten, calvinistischen Anwalt Jan Rubens (1530–1587), dem (späteren) Vater des flämischen Malers - und Liebhabers draller Frauen - Peter Paul Rubens (1577–1640). Rubens und Anna beabsichtigten zuerst den Herzog von Alba zur Rückgabe von Annas Gütern aufzufordern und sollte dies nicht gelingen, als Plan B - das Haus Nassau auf eine jährliche Apanage von 12.000 Gulden zu verklagen. Diese Forderung wäre für die Nassauer eine nicht oder schwer zu bewältigende finanzielle Belastung gewesen, Anna geriet zum Risikofaktor für die politischen Ziele dieser Familie.

Im Januar 1570 erhob Jan Rubens als Generalbevollmächtigter Annas in Brüssel vor dem königlichen Fiskal Klage wegen ihrer in den Niederlanden eingezogener Güter. Während des Jahres 1570 trafen sich Wilhelm und Anna dreimal, im Mai für einige Tage in Butzbach, im Juni für zwei Wochen in Siegen und erneut zu den Weihnachtstagen, ebenfalls in Siegen. Besonders das letzte Treffen soll sehr harmonisch verlaufen sein, Wilhelm gelang es seine Frau zu überzeugen nach Dillenburg zurück zu kehren und auf Zahlungen aus ihrem Wittum zu verzichten. Dass er jedoch ein doppeltes Spiel trieb, beweisen verschiedene Dokumente, die belegen, dass Wilhelm bereits Ende 1570 eine Anklage Annas wegen Ehebruch eingeleitet hatte.

Jan Rubens war als Annas Ratgeber, Anwalt und Vermögensberater häufig mit ihr zusammen und genoss ihr Vertrauen. Er begleitete sie stets auf ihren Reisen und war wohl auch seit Mai 1570 ihr Liebhaber. Deswegen wurde Rubens des Ehebruchs bezichtigt und um den 10. März 1571 in Siegen verhaftet. Er gestand unter der Folter die gegen ihn vorgebrachten Anschuldigungen, mit denen Anna dann unter Druck gesetzt wurde.

Ihr blieben nur noch die Möglichkeiten, entweder selbst zu gestehen oder die Hinrichtung zu zulassen. So erklärte sie sich am 26. März 1571 des Ehebruchs mit Jan Rubens für schuldig. Dieses Schuldeingeständnis führte dazu, dass Anna im Dezember 1571 die endgültige Trennung von ihrem Ehemann zustimmen musste. Außerdem musste sie auf ihre Unterhaltsansprüche verzichten und ihre am 22. August 1571 geborene Tochter Christine wurde von Wilhelm nicht als sein Kind anerkannt.

Letzte Jahre

Anna von Sachsen unternahm im September 1572 einen de facto aussichtslosen Versuch, beim Reichskammergericht um ihr Recht zu kämpfen. Die Nassauer hatten aber bereits zu diesem Zeitpunkt (gemeinsam mit Annas sächsischen und hessischen Verwandten) beschlossen, die widerborstige Frau auf Schloss Beilstein einzukerkern. Am 1. Oktober 1572 wurde Anna von Sachsen festgenommen, um danach mit ihrer jüngsten Tochter Christine auf das mit vergitterten Fenstern und vermauerten Ausgängen gesicherte Schloss gebracht zu werden.

Seit März 1575 verdichteten sich die Gerüchte, dass Wilhelm von Oranien seine dritte Eheschließung vorbereitete. Seine Auserwählte war Charlotte von Bourbon-Montpensier (1547–1582), Tochter des Hugenotten Louis II. de Bourbon, Herzog von Montpensier († 1582). Darüber waren neben Anna auch ihre sächsischen und hessischen Verwandten empört, die nun die Herausgabe des ehemaligen Heiratgutes ihrer Nichte durch die Nassauer forderten.

Wilhelm der Schweiger drängte nun auch auf die formelle Trennung von seiner Frau. Er bezichtigte nun Anna öffentlich des Ehebruchs, mit dem Ziel, eine schnelle Scheidung seiner Ehe zu erreichen. Durch das Öffentlichwerden der bisher geheim gehaltenen Affäre Annas fühlten sich ihre hessischen und sächsischen Verwandten brüskiert. Kurfürst August bezeichnete Wilhelm als „Haupt aller Schelme und Aufrührer“. Außerdem forderte er die Überführung seiner Nichte nach Sachsen und die Herausgabe einer der beiden nassauischen Grafschaften Dietz und Hadamar.

Wilhelm war nur bereit, Anna nach Sachsen auszuliefern. Als diese davon erfuhr, unternahm sie einen Selbstmordversuch. Daraufhin wurde ihr ihre Tochter Christine entzogen und Wilhelms Mutter zur Betreuung übergeben. Schließlich wurde Anna am 19. Dezember 1575 mit Gewalt in einen Reisewagen gesteckt und nach Zeitz gebracht, von wo aus sie nach einem einjährigen Aufenthalt nach Dresden überführt wurde. Ihr letztes Lebensjahr verbrachte die inzwischen psychisch kranke, zunehmend verwahrloste und unter Dauerblutungen leidende Frau in einem Verließ ohne Tageslicht, wo sie einmal am Tag durch eine Luke mit Speisen und Getränke versorgt wurde. Sie verstarb am 18. Dezember 1577, einige Tage vor ihren 33. Geburtstag und wurde namenlos im Dom zu Meißen bestattet.

Kinder

Aus der Ehe Annas von Sachsen mit Wilhelm von Oranien entstammen folgende Kinder:

* ein Mädchen (* / † 1562)

* Anna von Oranien-Nassau (1563–1588) – 1587 verheiratet mit Graf Wilhelm Ludwig von Nassau-Dillenburg (1560–1620), Statthalter von Friesland

* Moritz (1564–1566)

* Moritz von Oranien (1567–1625) – Statthalter der Niederlande

* Emilia von Oranien-Nassau (1569–1629) – 1597 verheiratet mit Manuel von Portugal (1568–1638), portugiesischer Thronprätendent

* Christine von Diez, (* 22. August 1571; † 1637/38) – von Wilhelm von Oranien nicht anerkannt.

Literatur

* Johannes Herrmann; Moritz von Sachsen (1521–1553); Landes-, Reichs- und Friedensfürst; SAX-Verlag Beucha; 1. Auflage 2003; ISBN 3-934544-47-9

* Klaus Vetter; Wilhelm von Oranien; Akademie-Verlag Berlin, 1987, ISBN 3-05-000247-6

* Anna von Sachsen (Wikipedia)
Stanislaw I. Leszczynski, König von Polen und Großfürst von Litauen
(Stanislaus Leszczynski)


Stanislaus Leszczynski – polnisch: Stanislaw Boguslaw Leszczynski – (* 20. Oktober 1677 in Lemberg – polnisch Lwów, heute ukrainisch Lwiw; † 23. Februar 1766 in Lunéville / Lothringen) wurde im Verlauf des Großen Nordischen Krieges mit schwedischer Unterstützung von 1704 bis 1709 als Stanislaus I. König von Polen und Großfürst von Litauen. Nach dem Tod Augusts des Starken (* 1670, Kurfürst von Sachsen 1694–1733; König von Polen 1697–1704/06 und 1709–1733) nutzte Leszczynski das Machtvakuum, um mit Hilfe seines Schwiegersohnes – dem französischen König Ludwig XV. – erneut König von Polen zu werden. Die Niederlage seiner Verbündeten im Polnischen Erbfolgekrieg von 1733 bis 1735 zwang ihn allerdings im Oktober 1735 zum Rücktritt. 1736 wurde er dafür mit der Übertragung der Herzogtümer Bar und Lothringen entschädigt. Seine dortige Herrschaft wird heute vor allem auf kulturellen und auf wirtschaftlichem Gebiet als positiv und fruchtbringend gewertet.

1677 bis 1704

Stanislaus wurde als Sohn des Grafen Rafael Leszczynski (1650–1703) und dessen Gattin Anna Leszczynska, geborene Jablonowska, geboren. Die Leszczynskis waren seit 1473 Reichsgrafen im Heiligen Römischen Reich, Rafael Leszczynski betätigte sich als Chronist und galt als eifriger Verfechter einer antirussischen Politik des polnisch-litauischen Staates. Sein Sohn Stanislaus begann bereits in jungen Jahren seine politische Karriere im diplomatischen Dienst des polnischen Königs Jan III. Sobieski (* 1629, König 1674–1696). 1696 wurde er Starost von Odolanów, 1697 stieg er zum Mundschenk der Krone Polens auf und 1699 erlangte er das Amt des Wojewoden von Poznan (Posen). Da in Poznan eine einflussreiche, bürgerliche Schicht lebte, die sich bis dahin den zunehmend aggressiver werdenden Aktionen des polnischen Episkopats zur Re-Katholisierung erwehren konnte, erforderte die Ausführung dieses Amtes viel diplomatisches Geschick.

1698 heiratete Leszczynski in Krakau die Gräfin Katharina Opalinska (1680–1747), die ihm 1699 bzw. 1703 die Töchter Anna († 1717) und Maria († 1768) gebar.

1697 wurde der jugendliche Karl XII. (1682–1718) König von Schweden. Dessen Minderjährigkeit versuchten Peter I. (* 1672, Zar von Russland 1682/1689–1725), Friedrich IV. (* 1671, König von Dänemark und Norwegen sowie Herzog von Schleswig und Holstein 1699–1730) und August der Starke zu nutzen, um die schwedische Vorherrschaft im Ostseeraum abzuschütteln. Der von diesen drei Fürsten 1700 begonnene und erst 1721 endende Große Nordische Krieg verlief jedoch in seinen Anfangsjahren anders als erhofft, August der Starke erlitt mehrere Niederlagen gegen den jungen Schwedenkönig, als deren nachhaltigste sich die verlorene Schlacht bei Klissow im Juli 1702 erwies.

Polnische Städte wie Warschau, Krakau oder Torun (Thorn) wurden von den Schweden besetzt, bald galt das gesamte polnische Territorium als Aufmarschgebiet für die Truppen Karls XII., der sofort begann, planmäßig und effizient die Ressourcen des Landes für seine Kriegsmaschinerie auszubeuten. August der Starke versuchte deshalb zu verhandeln und entsandte seine ehemalige Mätresse Aurora von Königsmarck (1662–1728) zum König von Schweden, der jedoch den politischen, aber auch den amourösen Angeboten der noch attraktiven Frau widerstand.

Die erlittenen Niederlagen und die daraus resultierende schwedische Besetzung des Landes führten zur Spaltung des polnischen Adels in zwei verfeindete Lager. Die Gegner des sächsischen Kurfürsten scharrten sich um Kardinal Michal Stefan Radziejowski, der von 1687 bis 1705 als Erzbischof von Gnesen amtierte. Diese politische Gruppierung bildete im Mai 1704 die Konföderation von Warschau, mit dem Ziel, sofort den Krieg gegen Schweden zu beenden. August dem Starken gelang es allerdings, einen polnischen Nationalismus in großen Teilen des Adels zu entfachen, aus denen er im August 1702 die antischwedische Konföderation von Sandomir (Sandomierz) organisierte. Stanislaus Leszczynski war bereits zu diesem Zeitpunkt aus dem Lager Augusts gewechselt, er schloss sich der Konföderation von Warschau an und führte erfolgreich die Friedensverhandlungen mit Karl XII., der in ihm einen verlässlichen Verbündeten gegen Russland gewann.

Durch die Nähe der schwedischen Truppen ermutigt, entschloss sich die in der Konföderation von Warschau organisierte Opposition am 12. Juli 1704 Stanislaus Leszczynski zum König von Polen zu wählen. Seinen ernsthaftesten Rivalen Jakub Sobieski (1667–1737), Sohn des früheren Königs Jan III., hatte August der Starke bereits vorsorglich in Gefangenschaft genommen und der bereits 1697 aufgetretene französische Kandidat Prinz François Louis de Conti (1664–1709) konnte wegen seiner damaligen - zu Unrecht als schmählich angesehenen - Flucht keine politischen Anhänger in Polen gewinnen. Ebenso besaß der Kronoberkämmerer Jerzy Dominik Lubomirski (1654–1727) keine Chance zur Wahl zum polnischen König, da er durch seine frühere Ehefrau Ursula Katharina Lubomirska, geborene Altenbockum (1680–1743) und damalige offizielle Mätresse Augusts des Starken sowohl beim Klerus als auch bei großen Teilen des Adels als unwürdig bloßgestellt war. Lubomirski wechselte schließlich nach der Wahl von Stanislaus I. ins Lager Augusts des Starken.

1704 bis 1733

Das von 1704 bis 1709 dauernde erste Königtum von Stanislaus I. war von den militärischen Erfolgen seines schwedischen Verbündeten Karl XII. abhängig. Während seiner Herrschaft wurde das Land einerseits von den sächsisch-polnischen und russischen Armeen verwüstet, andererseits von den schwedisch-polnischen Truppen und deren Verbündeten, dem Hetman der ukrainischen Kosaken Iwan Mazeppa (1644–1709) gebrandschatzt. Fast alle polnischen Städte erlitten erhebliche Zerstörungen, ehe August der Starke am 24. September 1706 dem Frieden von Altranstädt zustimmte und am 31. Dezember des gleichen Jahres auf die polnische Krone verzichtete.

Bereits am 4. Oktober 1705 wurde Stanislaus in Warschau feierlich zum König gekrönt. Seine Herrschaft war jedoch vom Krieg der Schweden gegen die verbündeten Sachsen und Russen überschattet. Nach der Niederlage der Schweden in der Schlacht von Lesnaja im Oktober 1708 und vor allem nach der Vernichtung der schwedischen Armee und ihrer Verbündeten in der Schlacht bei Poltawa im Juli 1709 brach das Königtum Leszczynskis zusammen. Der knapp dem Schlachtentod entkommene Karl XII. flüchtete an den Hof des Sultans nach Konstantinopel, wo er hoffte, einen ihm gesonnenen Verbündeten zu finden. Dies erwies sich als Irrtum, zwar wurde der schwedischen König formell gebührend respektiert, de facto befand er sich in einem vom Müßiggang geprägten und von Janitscharen bewachten „goldenen Käfig“, aus dem er erst 1714 mit seiner spektakulären Flucht nach Pommern entkam.

Statt für die Schweden gegen die Russen Krieg zu führen, stellte die Hohe Pforte an Peter den Großen ein Ultimatum, indem sie die Anerkennung von Stanislaus als König von Polen und die Rückgabe von Livland und Ingmerland an die Schweden forderten. Des Weiteren drohten sie dem Zaren mit Krieg, sollte dieser beabsichtigen, zum Schwarzen Meer vorzudringen. D.h. Russland sollte einerseits auf seine neu gewonnenen Ostseezugänge verzichten, andererseits seine Festungen am Schwarzen Meer räumen. Peter I. ignorierte dieses Ultimatum demonstrativ und rief die Hospodare der Moldau und der Walachei zum Kampf gegen die Türken auf. Im Juli 1711 traf er sich mit August dem Starken, dem er jegliche Unterstützung zusagte.

Dieser hatte bereits einige Tage nach der Schlacht von Poltawa die ihm diktierten Bedingungen des Altranstädter Frieden gekündigt. Mit seiner Rückkehr auf dem polnischen Thron wurde er praktisch ein von Russlands Gnaden eingesetzter Herrscher. Außerdem musste sich August der Starke verpflichten, dem Adel großzügig Freiheiten zu gewähren und seine absolutistischen Bestrebungen zu beenden. Dies war im Interesse des russischen Zaren, der einen schwachen polnisch-litauischen Staat benötigte. Der polnische Sejm versuchte sich der strikten Einmischung des Zaren in innerpolnische Angelegenheiten zu widersetzen, aber aufgrund des unsäglichen „liberum veto“ konnte kein einstimmiger Beschluss dagegen gefasst werden.

Der von seinem politischen Gegner enteignete Stanislaus Leszczynski lebte bereits zu dieser Zeit mit seiner Familie – zuerst in Stettin, dann in Stockholm – in wirtschaftlicher Abhängigkeit vom schwedischen König, der ihm seine Bitte, seine Abdankung als König von Polen anzuerkennen, stets verweigerte. Stattdessen gewährte er ihm nach seiner Rückkehr im Jahr 1714 Asyl im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, dem Stammland seiner Dynastie, wo Stanislaus eine eigene Hofhaltung bekam, die allerdings die finanziellen Möglichkeiten des reichsunmittelbaren Fürstentums stark überspannte. 1717 musste hier der ehemalige König von Polen den Tod seiner ältesten Tochter Anna betrauern. Sie wurde in der Klosterkirche Gräfinthal begraben, Kloster und Gemeinde erhielten daraufhin finanzielle Förderungen ihres Vaters.

Nach dem Tod Karls XII. am 11. Dezember 1718 erfolgte in Schweden eine radikale politische Wende. Die seit Generationen betriebene expansive Politik wurde beendet, Friedenspolitiker um den Vorsitzenden des Reichsrates Arvid Horn (1664–1742) lenkten für die kommenden zwanzig Jahre die schwedischen Angelegenheiten. Karls XII. ehemaliger Vasall Leszczynski wurde für die Interessen der schwedischen Politik nicht mehr gebraucht. Seines politischen und wirtschaftlichen Gönners beraubt, bat Stanislaus den Herzog von Lothringen und Bar um Zuflucht. Diese Bitte war notwendig, da der ehemalige polnische König immer noch Mordanschläge seines politischen Gegners August befürchten musste. Der Lothringer Herzog Leopold Joseph (1679–1729) entsprach der Bitte und finanzierte der Familie Leszczynski großzügige Aufenthalte in den Garnisonsstädten Landau (Pfalz) und Weißenburg (Elsass).

Leopold Joseph von Lothringen war mit dem damaligen Regenten von Frankreich – Herzog Philipp II. von Orleans (1674–1723) – verschwägert. Diese Verbindung ermöglichte Stanislaus bald dem Zugang zum französischen Hof und zum Hochadel dieses Landes. Bedeutend für das weitere Leben der Leszczynskis wurde, dass der französische Regent eine Braut für den mit zwölf Jahren geschlechtsreif gewordenen Ludwig XV. (* 1710, König von Frankreich 1715–1774) suchte. Es werden sicher nicht die besorgten Meldungen bigotter Höflinge oder Priester gewesen sein, die Philipp von Orleans veranlassten, seinen noch minderjährigen König zu verheiraten, sondern die um 1722 bestehende Erbfolge, nach der beim Ableben Ludwigs ein spanischer Bourbone König von Frankreich werden würde. Deshalb suchte der Regent für den König eine Frau, die königlicher Abstammung und im gebärfähigen Alter war. Als geeignete Kandidatin erschien ihm Maria Leszczynska, die einzig noch lebende Tochter von Stanislaus. Bereits 1723 galt es als beschlossen, dass Maria den französischen König heiraten und somit französische Königin wird. Dies änderte sich auch nicht nach dem Tod des Regenten, die neuen Machthaber – Louis IV., Prinz von Condé und Herzog von Bourbon (1692–1740) und dessen langjährige Mätresse Jeanne, Marquise de Prie (1698–1727) – propagierten diese bisher geheim gehaltenen Pläne an alle europäischen Höfe, so dass beide bis heute als Initiatoren der königlichen Ehe gelten.

Am 4. September 1725 heirateten Maria und Ludwig XV. in Fontainebleau und der französische König ermöglichte seitdem seinen Schwiegereltern den Aufenthalt auf Schloss Chambord an der Loire. Zwischen 1727 und 1737 gebar Maria zehn Kinder, von denen sieben das Erwachsenenalter erreichten. Die 1729 erfolgte Geburt des Dauphins Ludwig Ferdinand († 1765) sicherte vorerst den Fortbestand der französischen Bourbonen.

1733 bis 1766

Nach dem Tod Augusts des Starken († 1. Februar 1733) kehrte Stanislaus Leszczynski aus dem französischen Exil nach Polen zurück, wo er am 11. September 1733 mit deutlicher Mehrheit der Wahlmänner ein zweites Mal zum König von Polen und Großfürsten von Litauen gewählt wurde.

August der Starke wollte bereits zu seinen Lebzeiten die Nachfolge seines gleichnamigen Sohnes sichern. Dies wurde ihm jedoch vom polnischen Adel verweigert. August III. (* 1696, Kurfürst von Sachsen 1733–1763, König von Polen 1734/35–1763) war bei Teilen des Adels unbeliebt, er sprach kein polnisch und galt als apathischer Mann, der von seiner dominanten österreichischen Gattin Maria Josefa (1699–1757) gelenkt wurde und unter dem Einfluss seines leitenden Ministers Alexander Graf Sulkowski (1696–1762) stand.

Nachdem jedoch Stanislaus mit Hilfe des Magnatenclans Potocki um den Gnesener Erzbischof Thomas Potocki zum König gekrönt wurde, entschlossen sich deren innenpolitischen Gegner, die Czartoryskis, kurz „die Familie“ genannt zum Gegenschlag. Am 17. Januar 1734 wurde mit Hilfe Russlands, Österreichs und Preußens August III. zum König von Polen gekrönt.

Bereits Ende 1733 eskalierte der Thronfolgekonflikt zu Kriegshandlungen. Im so genannten Polnischen Erbfolgekrieg (1733–1735) kämpften Russland, Österreich und Preußen gegen Frankreich vor allem um die Macht in Mitteleuropa. Kriegsschauplätze waren in Polen und am Rhein, wo der österreichische Feldherr Prinz Eugen von Savoyen (1663–1736) dem jungen preußischen Kronprinz Friedrich (* 1712, König von Preußen 1740–1786) das Kriegshandwerk lehrte.

Am 3. Oktober 1735 schlossen Österreich und Frankreich den Wiener Präliminarfrieden, indem Frankreich den sächsischen Kurfürsten als König von Polen anerkannte. Dieser Friedensvertrag wurde 1737 auch von Polen und Russland unterzeichnet und 1738 ratifiziert. Kaiser Karl VI. (* 1685, Kaiser 1711–1740) erhielt die Bestätigung seiner „Pragmatischen Sanktion“, in der die Nachfolge seiner Tochter Maria Theresia (* 1717, Königin von Ungarn und Böhmen 1740–1780, Kaiserin 1745–1780) geregelt wurde. Ebenso wurde die territoriale Aufteilung Italiens zwischen den Habsburgern und den Bourbonen neu geregelt.

Stanislaus I. flüchtete schon 1734 auf preußisches Territorium. Er hielt sich zuerst in Danzig, später in Königsberg auf und kehrte dann in seine französische Wahlheimat zurück. Als Entschädigung für seinen Rücktritt als König von Polen wurde er mit den Herzogtümern Lothringen und Bar entschädigt, die nach seinem Tod an Frankreich fallen sollen. Dem bisherigen Herzog Franz Stephan (* 1708, als Franz I. Kaiser 1745–1765) wurde die Nachfolge im Großherzogtum Toskana zugesichert. Er trat diese nach dem Ableben des letzten Medici Gian Gaston († 1737) an und im Jahr 1738 heiratete er die Kaisertochter Maria Theresia. Bereits im Jahr 1736 trat Stanislaus Leszczynski seine Herrschaft in den Herzogtümern Bar und Lothringen an.

Der ehemalige polnische König residierte seitdem vorwiegend in den Schlössern von Commercy und Lunéville, wo er ein reges kulturelles Leben entfaltelte. Finanziert wurde dies durch die vom französischen Staat gewährte jährliche Pension von 2 Millionen Livre. Ein französischer Intendant leitete in Nancy die Verwaltung der beiden Herzogtümer und bereitete den bald zu erwartenden Anschluss an Frankreich vor.

Stanislaus erfreute sich jedoch einer robusten Gesundheit. Er kritisierte die Regierung Augusts III. und beklagte das „liberum veto“ sowie den Verfall des polnischen Staates. Ebenso missfiel ihm die aus politischen Motiven geschlossene Ehe seines Enkels Ludwig Ferdinand (1729–1765) mit der Tochter Augusts III. Maria Josefa von Sachsen (1731–1767). Es ist allerdings dem Taktgefühl der Dauphine zuzuschreiben, dass keine Spannungen zwischen ihr und den Leszczynskis entstanden. Das glücklich verheiratete Kronprinzenpaar hatte insgesamt zehn Kinder, von denen nur fünf das Erwachsenenalter erreichten, darunter die späteren Ludwig XVI. (* 1754, König von Frankreich 1774–1792, † 1793 auf der Guillotine), Ludwig XVIII. (* 1755, König von Frankreich 1814/15–1824) und Karl X. (* 1757, König von Frankreich 1824–1830, † 1836). Stanislaus Leszczynski bekam seine Urenkel regelmäßig zu sehen, der spätere Ludwig XVIII. – eigentlich Louis Stanislas Xavier – erhielt seinen zweiten Vornamen ihm zu Ehren.

Der Tod des letzten Herzogs von Lothringen und Bar, der am 23. Februar 1766 in Lunéville starb, wurde in Frankreich von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen. Unmittelbar danach wurden die beiden vakanten Herzogtümer an Frankreich angeschlossen. Stanislaus Leszczynski fand seine letzte Ruhestätte an der Seite seiner bereits 1747 verstorbenen Gattin Katharina in der Kirche Notre-Dame de Bon-Secours in Nancy. 1772, 1793 und 1795 teilten Russland, Preußen und Österreich den von Krieg und innenpolitischen Konflikten geschwächten polnisch-litauischen Staat unter sich auf. Die polnische Verfassung vom Mai 1791 oder die 1793 erfolgte Hinrichtung von Leszczynskis (und Augusts des Starken) Urenkel Ludwig XVI. können schon als Ereignisse einer anderen Epoche betrachtet werden.

Literatur

* Manfred Alexander; Kleine Geschichte Polens; Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 2003; ISBN 3-15-010522-6

* Karl Czok; Am Hofe Augusts des Starken; Edition Leipzig, 1. Auflage 1989, ISBN 3-361-00268-0

* Georg Piltz; August der Starke – Träume und Taten eines deutschen Fürsten; Verlag Neues Leben, Berlin 1986, ISBN 3-355-00012-4

* Henry Vallotton; Peter der Große – Russlands Aufstieg zur Großmacht; Verlag Georg D. W. Callwey; München; 2. durchgesehene Auflage 1978; ISBN 3-7667-0430-3

* Olivier Bernier; Ludwig XV. – Eine Biografie; Benzinger Verlag Zürich Köln, 1986; ISBN 3-545-36409-7

* Bernard Fey; Ludwig XVI. – Der Sturz der französischen Monarchie; Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München 1989, ISBN 3-453-03033-8

* Stanislaus I., König von Polen (Wikipedia)
Hallo Luki

hier ist noch eine von mir erstellte Biografie.

* Wiprecht von Groitzsch

Könntest Du sie mit in den Thread der geordneten Biografien aufnehmen.

Vielen Dank Sansavoir
Stephanie Adrienne Louise de Beauharnais
(Stephanie de Beauharnais)

Stephanie Adrienne Louise de Beauharnais (* 28. August 1789 in Versailles; † 29. Januar 1860 in Nizza) war von 1811 bis 1818 Großherzogin von Baden. Sie war die Tochter des königlichen Gardehauptmanns Claude de Beauharnais (1756–1819) und dessen Gattin Claudine Adrienne Gabrièle de Lecay-Marnesias (1768–1791). Claude de Beauharnais war ein Cousin des 1794 für kurze Zeit amtierenden französischen Kriegsministers Alexandre de Beauharnais (1760–1794), dem ersten Ehemann der Joséphine de Beauharnais (1763–1814). 1806 wurde Stephanie de Beauharnais von Napoleon I. (* 1769, 1799–1804 Erster Konsul, 1804–1814/15 Kaiser der Franzosen, † 1821) adoptiert und somit Angehörige des französischen Kaiserhauses.

Leben

Bereits kurz nach der Geburt ihres einzigen Kindes trennten sich die Eltern und Claudine zog mit ihrer Tochter in die Schweiz, wo sie 1791 an den Folgen einer Lungenerkrankung verstarb. Die kleine Stephanie wurde daraufhin von der Engländerin Lady Bath adoptiert, die jedoch nach einiger Zeit in ihre Heimat zurückkehrte und das Kind den Nonnen des Klosters Panthémont zur Betreuung überließ. Dass Stephanie nicht ihr ganzes Leben im Kloster verbrachte, verdankte sie ihrer angeheirateten Tante Joséphine, die ihren Ehemann Napoleon Bonaparte überredete, Stephanie in ihren gemeinsamen Haushalt aufzunehmen. Da der damalige Erste Konsul es nicht mit seiner Familienehre vereinbaren konnte, dass eine Verwandte seiner Frau von einer Engländerin finanziell unterstützt wurde, und Stephanies leiblicher Vater wenig Interesse am Schicksal seines Kindes zeigte, war es kein Problem, dass sie nach ihrer im Januar 1803 erfolgten Ankunft in Paris bei ihrer Tante Joséphine lebte, zu der sie bald ein herzliches Verhältnis aufbaute.

Aufgrund ihrer mangelhaften Bildung entschied jedoch der Erste Konsul, Stephanie ins Institut der Madame Campan nach St. Germain zu schicken, wo sie sich nach anfänglichen Schwierigkeiten als intelligente und aufgeschlossene Schülerin entpuppte. Nach seiner Krönung zum Kaiser (2. Dezember 1804) und vor allem nach seinem Sieg in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz (2. Dezember 1805) bemühte sich Napoleon um dynastische Verbindungen mit deutschen Fürstenhäusern. So beabsichtigte er seinen Stiefsohn Eugène de Beauharnais (1781–1824) mit der bayrischen Prinzessin Auguste (1788–1851) zu verheiraten, die allerdings schon mit dem Erbprinzen Karl von Baden (* 1786, Großherzog 1811–1818) verlobt war. Da für Bayern im Januar 1806 eine dynastische Beziehung zu Frankreich wichtiger war, als zu Baden, wurde das Verlöbnis aufgelöst, dem Badener Erbprinzen wurden zwei Französinnen – Stephanie de Beauharnais und Stephanie de Tascher, eine Nichte Joséphines – als Alternative angeboten.

Die Einwände, dass sowohl Eugène als auch Stephanie nicht standesgemäß für deutsche Fürstenkinder wären, erwiderte Napoleon mit der Adoption der Beauharnais-Sprösslinge und deren Aufnahme ins französische Kaiserhaus. Karl von Baden reiste daraufhin nach Paris, wo er sich für die etwas vorlaute und kokette Stephanie de Beauharnais entschied, die ihn allerdings aufgrund seines unvorteilhaften Äußeren und seines unmodernen Kleidungsstils verspottete. Doch blieben ihre Einwände gegenüber ihren zukünftigen Ehemann unbeachtet, am 8. April 1806 musste sie ihn heiraten. Die junge Braut machte jedoch in den kommenden Wochen keinen Hehl daraus, Karl ihre Verachtung offen zu zeigen. Sie verweigerte dem Erbprinzen die Hochzeitsnacht und bei Gesellschaften flirtete sie offen mit anderen Männern, so dass Napoleon sich gezwungen sah, sie öffentlich zu tadeln und mit ihrem Mann am 1. Juli 1806 in dessen Heimat nach Karlsruhe zu schicken.

Bei ihren angeheirateten Verwandten in Baden stieß die Französin auf eisige Ablehnung, ihre Schwiegermutter Amalie (1754–1832), die aufgrund der Verheiratung ihrer Töchter „Schwiegermutter Europas“ genannt wurde, und Karls Onkel Ludwig (* 1763, Großherzog 1818–1830) begegneten der Erbprinzessin mit offen gezeigtem Abscheu. Ihre bereits zerrüttete Ehe brach auseinander - vor allem weil Stephanie 1807 ihrem Mann auf der Hochzeit von Jérôme Bonaparte (1784–1860) und Katharina von Württemberg (1783–1835) offen brüskierte und weil sie sich auf dem Erfurter Fürstentag 1808 vom – mit der badischen Prinzessin Louise (1779–1826) verheirateten – Zaren Alexander I. (* 1777, Zar 1801–1825) heftig umwerben ließ. Stephanie zog es wenig später vor, getrennt von ihrem Ehemann in Mannheim zu leben und der schmollende Karl gab sich unter dem Einfluss seines Onkels Ludwig in Karlsruhe hemmungslosen Ausschweifungen hin. Die vergiftete Atmosphäre schlug sich schließlich auf Stephanies Gesundheit nieder, sie erlitt mehrere Nervenzusammenbrüche und eine Fehlgeburt. Aus diesen Gründen forderte der alarmierte und besorgte Napoleon den badischen Großherzog Karl Friedrich (1728–1811) auf, seine Adoptivtochter in Zukunft mit dem nötigen Respekt zu behandeln. Um einen Konflikt mit dem Kaiser zu vermeiden, verbannte der Großherzog schließlich seinen jüngeren Sohn Ludwig vom Karlsruher Hof. Da Napoleon aber nicht an einem Konflikt mit den Zähringern interessiert war, zog er es vor, es bei seinen bisherigen Drohungen zu belassen.

Im Juni 1811 starb der alte Großherzog und da dessen ältester Sohn Karl Ludwig (* 1755) bereits 1801 bei einer Schlittenfahrt in Schweden tödlich verunglückt war, folgte ihm sein Enkel Karl. Bereits seit 1810 bemühte sich Stephanie um eine Versöhnung mit ihrem Mann. Ob diesem Wandel Napoleons und Joséphines Scheidung und dem daraus resultierten Desinteresse des Kaisers am Schicksal seiner Adoptivtochter zugrunde lag, kann nur vermutet werden. Fakt ist, dass Stephanie in den kommenden Jahren zwei Söhnen und drei Töchtern das Leben schenkte.

* Louise Amelie Stephanie (1811−1854) ∞ 1830−1842 Erbprinz Gustav Wasa von Schweden (1799−1877), ihre Tochter Carola Wasa (1833–1907) ehelichte Albert von Sachsen (* 1828, König 1873–1902), sie war die letzte Königin von Sachsen.

* Gaspard ? / "Kaspar Hauser" ? (* 29. September 1812; † 16. Oktober 1812 oder 17. Dezember 1833)

* Josephine (1813−1900) ∞ 1834 Fürst Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen (1811−1885), zu ihren Kindern gehörten u.a. Leopold von Hohenzollern (1835–1905), der 1870 für wenige Wochen Anwärter auf den spanischen Thron war; Karl (1839–1914), der als Carol I. im Jahr 1866 zum Fürsten bzw. König von Rumänien gewählt wurde und Stephanie (1837–1859), die 1858/59 als „Engel der Armen“ eine beliebte Königin von Portugal wurde.

* Alexander (1816−1817)

* Marie Amalie (1817−1888) ∞ 1843 William Hamilton, 11. Herzog von Hamilton (1811−1863), zu ihren Kindern gehörte u.a. Mary Victoria Hamilton (1850–1922), die in erster Ehe – de facto nur 1869/70 – mit Albert I. von Monaco (* 1848, Fürst 1873–1922) verheiratet war, beider Urenkel sind der heutige Fürst Albert II. und dessen Schwestern Caroline und Stephanie.


Mit Napoleons Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 begannen sich die Rheinbundstaaten aus dem französischen Protektorat zu lösen. Initiator dieser politischen Wende war in Baden der Fürst Sigismund von Reitzenstein (1766–1847), ein ehemaliger, von Napoleon entmachteter leitender Minister, der zunehmend den Badener Großherzog beeinflusste und unter dessen Federführung 1818 eine relativ moderne Verfassung ratifiziert wurde. Karl befürwortete zwar die antifranzösische Politik seines Ministers, aber er widerstand dessen Forderung, sich von seiner Ehefrau zu trennen. 1814 nahm die Großherzogin demonstrativ am – zwar frostigen - Empfang des russischen Zaren und dessen Gattin Zarin Elisabeth teil, die als gebürtige badische Prinzessin Louise ihrem Bruder Karl ebenfalls drängte, sich von Stephanie zu trennen.

Am 8. Dezember 1818 verstarb nach längerer Krankheit Karl von Baden. Da seine Söhne bereits verstorben waren – oder ihr Leben in einem dunklen Verließ fristeten (?) – folgte ihm sein Onkel Ludwig, der vom Verstorbenen des Giftmordes bezichtigt wurde und der sofort nach dessen Tod die Abreise der Stephanie de Beauharnais betrieb. Die 29-jährige Witwe zog sich deshalb nach Mannheim zurück, lebte seit 1827 auf Schloss Umkirch bei Freiburg, das neben dem 1830 erworbenen Pavillon in Baden-Baden ihr ständiger Wohnsitz wurde. 1828 reiste sie aufgrund eines Augenleidens nach Paris, wo sie auch der letzte König aus der Bourbonendynastie – Karl X. (* 1757, König 1824–1830, † 1836) – empfing. Da Stephanie 1821 ihre Trauer über den Tod ihres Adoptivvaters mit pathetischen Worten öffentlich bekundete, erfolgte spätesten seit diesem Zeitpunkt ihre Überwachung durch die französische und vor allem die österreichische Geheimpolizei. Besonders misstrauisch wurden ihre Kontakte zu Eugène und Hortense de Beauharnais (1783–1837) beargwöhnt, letztere wurde viele Jahre als Haupt bonapartistischer Verschwörer angesehen. Aber Stephanie zeigte keinerlei Interesse an Politik, ihre finanzielle Unterstützung für Hortense und derer Söhne Napoleon Louis (1804–1831) und Louis Napoleon Bonaparte, dem späteren Napoleon III. (* 1808, Kaiser 1852–1870, † 1873), beruhte nur auf familiärer Bindung.

Im September 1832 reiste Stephanie nach Rom, wo ihr Gregor XVI. (* 1765, Papst 1831–1846) eine Audienz gewährte und wo sie wenig später mit Napoleons hoch betagter Mutter Letizia (1750–1836) zusammentraf. 1845 und 1850 folgten Reisen nach England. Außerdem engagierte sich die ehemalige Großherzogin stark in kulturellen und karitativen Einrichtungen. So erfuhr die Erziehungsanstalt für junge Mädchen in Karlsruhe und in Mannheim – das so genannte Großherzogliche Institut – ihre großzügige Unterstützung, die sich nicht nur auf das Finanzielle beschränkte, zeitweise unterrichte die Beauharnais dort selbst ihre Schülerinnen in Französisch, französische Literatur und Geschichte. Des Weiteren stiftete sie Waisenhäuser und andere wohltätige Einrichtungen, zu deren bekanntesten das Louisenstift gehörte, das 1854 zum Gedenken an ihre – in diesem Jahr verstorbene älteste Tochter – gegründet wurde.

Infolge der Märzrevolution 1848 und des Badener Aufstandes von 1849 musste Leopold von Baden (* 1790, Großherzog 1830–1852) nebst Familie nach Mainz fliehen und Stephanie zog es ebenfalls vor, ihre Wahlheimat zu verlassen. So erlebte sie nicht, wie preußische und süddeutsche Truppen unter dem Kommando des Prinzen Wilhelm von Preußen, dem damals Kartätschenprinz genannten späteren Deutschen Kaiser Wilhelm I. (* 1797, König von Preußen 1861–1888, Kaiser 1871–1888), das Land besetzten, dann die Revolutionäre nach schweren Kämpfen vernichtend schlugen und über das Land ein grausames Strafgericht verhängten. 40 Todesurteile wurden vollstreckt und 80.000 Menschen verließen das Land, um der Willkür der plündernden Sieger zu entgehen. Die ehemalige Großherzogin, die diese Ereignisse nicht kommentierte, näherte sich während dieser Zeit ihrem Großneffen Louis Napoleon Bonaparte, der infolge der Pariser Februarrevolution von 1848 als Präsident, seit 1851 als Prinz-Präsident und seit 1852 als Napoleon III., Kaiser der Franzosen in ihrer Heimat herrschte. In den 1850-er Jahren entwickelte sich Stephanie de Beauharnais als gefragte Vermittlerin zwischen den Interessen Frankreichs, Englands und Preußens. So war es ihrem maßgeblichen Engagement zu verdanken, dass 1857 in Baden-Baden Verhandlungen über die Rheingrenze zwischen dem Kaiser der Franzosen und dem damaligen Prinzregenten Wilhelm von Preußen stattfanden, bei denen auch Otto von Bismarck (1815–1898) teilnahm. Zum Verdruss des badischen Fürstenhauses bekam Stephanie de Beauharnais am Ende ihres Lebens von Napoleon III. ihren alten Titel „Kaiserliche Hoheit“ wieder zuerkannt. Die inzwischen Siebzigjährige verstarb am 29. Januar 1860 während ihres Winterurlaubs in Nizza an den Folgen einer fiebrigen Erkältung und wurde bald darauf in der Schlosskirche zu Pforzheim, der Familiengruft der Zähringer, beigesetzt.

War Stephanie de Beauharnais die Mutter von Kaspar Hauser?

Dass Stephanie de Beauharnais bis heute nicht vergessen wurde, liegt vor allem an den mannigfachen Spekulationen, ihr am 29. September 1812 geborener Sohn sei tatsächlich der am 26. Mai 1828 in Nürnberg aufgetauchte Junge, der als „Kaspar Hauser“ traurige Berühmtheit erlangte. Mittels der 1996 erfolgten – vom „SPIEGEL“ veranlassten – DNS-Analysen von Blutflecken in Kaspar Hausers Kleidung, wurde versucht, die Mutterschaft Stephanie zu widerlegen. Zwar gibt es keine Übereinstimmung der DNS-Analysen des Blutes mit der DNS der Nachkommen der Stephanie de Beauharnais, dies belegt jedoch nur, dass die analysierten Blutproben nicht von einem Kind der Französin stammten. Ob die untersuchte Kleidung und somit auch die darauf befindlichen Blutspuren von Kaspar Hauser sind, kann heute eigentlich nicht eindeutig belegt oder widerlegt werden. Ebenso kann die von Anselm Feuerbach (1775–1833), dem Vater des Philosophen Ludwig Feuerbach (1804–1872), aufgestellte Behauptung von der Identität Hausers mit dem badischen Erbprinzen und dessen jahrelange Einkerkerung angezweifelt oder befürwortet werden. Eindeutig gesicherte Erkenntnisse zum Fall Hauser gibt es nicht, vor allem weil die Angehörigen des ehemaligen Badener Fürstenhauses, nicht bereit sind, ihre Familienarchive der Forschung zu öffnen. So muss es nach wie vor Spekulation bleiben, wer der am 17. Dezember 1833 an den Folgen eines mysteriösen Messerattentats (?) verstorbene Kaspar Hauser wirklich war.

Die jüngere Tochter des Großherzogpaares, Marie Amalie von Baden, war zeitlebens davon überzeugt, dass Kaspar Hauser der badische Erbprinz war. Angeblich sollte sich ihre Mutter dazu geäußert haben, da sie davon überzeugt war, dass anstatt ihres angeblich verstorbenen erstgeborenen Sohnes ein anderer Säugling begraben wurde. Anlass zu diesem Glauben gab ihr das seltsame Verhalten der Reichsgräfin von Hochberg, die morganatisch mit dem alten Großherzog Karl Friedrich verheiratet war. Doch wie begründet waren Stephanies Vorwürfe?

Fest steht, dass die ehemalige Hofdame der Erbprinzessin Amalie, Luise Caroline Geyer von Geyersberg, Reichsgräfin von Hochberg (1768–1820), ein Interesse am Aussterben der Zähringer Dynastie hatte, denn nur in diesem Fall wären ihre eigenen Nachkommen erbberechtigt gewesen. Zu Lebzeiten ihres Ehemannes Karl Friedrich schien das Erlöschen der Badener Dynastie ausgeschlossen, da er aus seiner ersten Ehe mit Caroline Luise von Hessen-Darmstadt (1723–1783) drei Söhne – Karl Ludwig (1755–1801), Friedrich (1756–1817) und Ludwig (1763–1830) hatte und der Fortbestand der Zähringer auch durch seinen männlichen Enkel – Karl (1786–1818) gewährleistet schien.

Doch die beiden Söhne Karls und Stephanies sollten nur wenige Tage nach ihrer Geburt verstorben sein, in beiden Fällen wurde dem großherzoglichen Paar ein letzter Blick auf die vom Todeskampf entstellten Leichen der Säuglinge verweigert. Der 1818 an den Folgen eines Magengeschwürs verstorbene Großherzog Karl bezichtigte seinen Onkel und Nachfolger Ludwig des Giftmordes. Ludwig war zu diesem Zeitpunkt nicht verheiratet und hatte keine ehelichen Nachkommen. Er weigerte sich ebenso seine Beziehung zu seiner langjährigen Lebensgefährtin Katharina Werner (1799–1852) zu beenden und standesgemäß zu heiraten. Damit gefährdete er den Fortbestand seiner Dynastie. Da er um 1790 eine verheimlichte Liebesbeziehung zu seiner Stiefmutter pflegte, ist es durchaus möglich, dass Ludwig I. von Baden der tatsächliche Vater seines Nachfolgers Leopolds war. Dies würde auch seine Gleichgültigkeit gegenüber dem zu erwartenden Aussterben der Zähringer Hauptlinie erklären. Nicht unerwähnt darf bleiben, dass der 1830 sterbende Ludwig ebenfalls vermutete, Opfer eines Giftanschlages geworden zu sein. Schließlich folgte ihm sein offizieller Halbbruder Leopold, der die bis 1918 herrschenden Linie Baden-Hochberg begründete.

Die Frage, inwieweit Stephanie de Beauharnais die Mutter Kaspars Hauser war, kann weder mit einem klaren „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden. Tendenziell überwiegen die ablehnenden Beantwortungen dieser Frage, doch letzte Zweifel zur Befürwortung dieser Frage werden weiterhin bestehen bleiben. Somit kann der Leser dieses Forums auch zukünftig auf weitere Enthüllungen über die Herkunft Kaspar Hausers, dessen Name synonym für das isolierte Aufwachsen eines sozialen Lebewesens steht, gespannt sein.

Literatur

* Stefan Gläser; „Frauen um Napoleon“; Ungekürzte Taschenbuchausgabe Piper Verlag GmbH, München 2004; ISBN 3-492-23811-4

* Stephanie de Beauharnais (Wikipedia)
.
Verfasst und geschrieben von :

Harald :

Pangeran Diponegoro

[Bild: 62538_pangeran_diponegoro_663_382.jpg]

(*1785, +1855) war der älteste Sohn des Sultans
von Yogyakarta auf der Insel Java.

Er wurde nach dem Tod seines Vaters zweimal
in der Thronfolge übergangen
und begann 1825 den "Javanischen Krieg" gegen
die holländischen Unterdrücker.
1830 wurde er zu Verhandlungen eingeladen, gefangengenommen
und zur Insel Manado gebracht, wo er 1855 starb.

Sein Freund und Mitkämpfer Raden Saleh reiste
nach der Gefangennahme Diponegoros nach Europa
und wurde ein berühmter Maler.
Er lebte hier 20 Jahre , vor allem in Dresden.

Nach der Kapitulation der Japaner riefen Sukarno
und Mohammed Hatta am 17.08. (Nationalfeiertag) 1945
die Unabhängigkeit Indonesiens aus.
Im anschließenden Freiheitskampf massakrierten die Holländer
ganze Dörfer mit mehreren Hundert Toten.
Durch massives diplomatisches Eingreifen der USA,
die drohten, die Hilflieferungen an Holland einzustellen,
wurde der Krieg beendet.
Am 27.12.1949 wurde Indonesien formal unabhängig.

Harald .
.
Erstellt und verfasst von :

Harald

Zweiter der drei Söhne Ludwig des Deutschen
(es gab noch gar keine Deutschen), geb. um 835,
gest. 20.01.882 in Frankfurt a.M.,
regierte in den Herzogtümern Franken, Sachsen,
Thüringen und im ostfränkischen Teil von Lotharingien,
nach dem Tode seines Bruders Karlmann
auch im Hzt. Bayern (das Hzt. Kärnten erhielt Karlmanns unehelicher Sohn Arnulf).

Ludwig war ein fähiger Heerführer, der den Angriff
seines Onkels Karl der Kahle zurückschlug.
Sein unehelicher Sohn Hugo fiel 880 etwa 20-jährig im Kampf
gegen die Wickinger.

Aus Wikipedia :
[Bild: 220px-Louis_III._et_Carloman_II..jpg]
Münze mit den Porträts der Könige Ludwig III. und Karlmann II.

Ludwigs Ehe wurde von seinem Vater erzwungen,
es ist also glaubhaft, daß sie unglücklich war.
Ein Sohn starb 2-jährig.
Ludwigs Nachfolger wurde sein völlig unfähiger Bruder
Karl der Dicke , der zwar auch kinderlos blieb ,
dafür aber fast das gesamte Frankenreich wieder vereinte
und es zum Kaiser brachte.

[Bild: KarolingerRegenten.jpg]

Der Königsbrunnen im Frankfurter Stadtwald,
nicht weit von der Lerchesbergsiedlung,
eine eisenhaltige Quelle ,
spendet auch heute noch Wasser
und ist bei Langläufern (wozu ich auch mal gehörte)
im Sommer sehr beliebt.

Harald
Geschrieben und Verfasst von :

Harald

Maximilian I. Maria Michael Johann
Baptist Franz de Paula Joseph Kaspar Ignatius Nepomuk 1.

König von Bayern
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_b...C3.BCrsten
Herzog von Bayern, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Jülich und Berg
Genannt : „König Max“

[Bild: 220px-Portrait_of_King_Maximilian_I_Jose...avaria.jpg]

Geb. 27,05,1756 in Schwetzingen
1778 Graf von Rappoltstein
1795 Herzog von Pfalz-Zeibrückem (als Nachfokger seines Bruders, das Land war von der franz. Revolutionsarmee besetzt)
1799 Kurfüst von Baiern und der Pfalz als nächster Verwandter
von Karl Theodor .
1803 Erwerb der geistlichen Fürstentümer in Bayern
1805/06 Erwerb weltlicher Gebiete
01.01.1806 König von Baiern (zusammen mit Sachsen und Württemberg)
1813 Seitenwechsel und Kampf gegen Frankreich
1816 Erwerb der linksrheinischen Pfalz
gest. 13.10.1825 in München

Harald

Baiern - Bayern .

Kein Rechtschreibfehler .
Aber der damalige Kini war noch nicht so Hellenophil -
Dieser Einwurf ist vom Luki
Seiten: 1 2 3 4 5
Referenz-URLs