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Normale Version: Helmuth von Moltke - der Prophet?
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(15.08.2018 08:35)Turgot schrieb: [ -> ]Noch ein paar Forderungen von Goltz:

Aufgrund der Größe künftiger Massenheere wird sich der Stellenwert des Reserveoffiziers völlig veränden.

Und Deutschland müsse über die besten Waffensysteme in großer Quantität verfügen.

Für die Führung des nächsten Krieges gehöre Geld, Geld un nochmals Geld. Moderne Kriegführung war ohne moderne Finanzierungsmethoden wie beispielsweise Subskriptionsanleiehn undenkbar.

Das ist alles richtig.

Zitat:Moderne Kriegführung war ohne moderne Finanzierungsmethoden wie beispielsweise Subskriptionsanleiehn undenkbar
Hier aber kommt der entscheidende Fehler der kaiserlich deutschen Kriegsfinanzierung ins Spiel.
Finanzierung über Kriegsanleihen.

Das deutsche Bürgertum hatte sich seit etwa 1880 angewöhnt erspartes in Rentenpapieren anzulegen. Der deutsche Mittelstand war eine Klasse von Couponschneidern geworden. Die Aktie war nach der "Gründerkrise" nie mehr so richtig á Vogue in Deutschland (eigentlich bis heute). Den "Stock-Holdern" hat das ganze dann fast nix ausgemacht.

Genug der Vorrede.
Noch die letzte Kriegsanleihe erbrachte riesige Beträge.
Der Krieg ging verloren,
der Staat jetzt Republik, sah sich außerstande die gewaltigen angehäuften Schulden zu bezahlen. Und hat das Problem mit der Notenpresse gelöst.

und mit Zack war ein ganz erheblicher Teil, insbesondere die bis dahin "gutsituierten", der Bevölkerung verarmt.
Und wurden zu ausgewiesenen Feinden der Republik.

Nicht dass das Problem nicht schon vorher erkannt worden wäre, Erzberger hat sich dahingehend laufend geäußert, mit der Forderung die Kriegsfinanzierung auf Steuern umzustellen, was ihm die Todfeindschaft Helfferichs einbrachte.

Und ich möchte hier mal die These in den Raum stellen:

Keine Kriegsfinanzierung über Anleihen, kein Hitler, kein zweiter Weltkrieg!
Schwer zu sagen. Ich denke, ohne den sogenannten Friedensvertrag von Versailles, der mehr Rache als Versöhnung im Sinne hatte, hätte es keinen Hitler als deutschen Diktator gegeben.
(17.08.2018 15:49)Turgot schrieb: [ -> ]Schwer zu sagen. Ich denke, ohne den sogenannten Friedensvertrag von Versailles, der mehr Rache als Versöhnung im Sinne hatte, hätte es keinen Hitler als deutschen Diktator gegeben.

Das ist die vorherrschende Meinung.
Nur, Versailles war fremdbestimmt.
"Deutsches Leid, das gemeinsam getragen wurde"
Das wurde auch so hingenommen. Als Kacke die solidarisch angerührt worden war. Dass die Feinde keinen fairen Frieden gegeben haben, hat so arg keinen gewundert. Die hätten umgekehrt ja auch keinen bekommen.

Jedoch, die Kriegsfinanzierung über Kriegsanleihen, und die anschließende vollständige Entschuldung des Staates auf Kosten der Anleihezeichner war eine Granatensauerei und Riesendummheit, machte den Teil der Bevölkerung der insbesondere in Deutschland gewöhnlich den Staat trägt,
zum Todfeind der deutschen Republik.
"Beim Kaiser hätte es das nicht gegeben" und wer wollte da widersprechen?
Und dann noch die Katastrophe von 1923, in der die Menschen wieder ihr Geld verloren.

Und trotzdem gab es im Mai 1928 bei den Reichstagswahlen eine solide Mehrheit für SPD, Zentrum, DDP, DVP und schließlich BVP, um unter Hermann Müller eine Koalition zu bilden.
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