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Normale Version: Karl May in seiner Zeit und heute
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(10.09.2014 20:35)Suebe schrieb: [ -> ]Es ist Fakt, und auch belegbar, dass speziell über die Zustände und Umstände in den USA ein reger Briefwechsel über den Ozean hin- und hergegangen ist.

Natürlich gab es Briefwechsel. Und ich denke auch, daß diese Briefe, die dann im ganzen Dort hin und hergingen, die Hauptinfoquelle gewesen sein dürften. Wobei man "regen" Briefwechsel nicht wirklich nach heutigen Maßstäben messen sollte- ein Brief war damals durchaus länger unterwegs als eine Woche...Wink

(10.09.2014 20:35)Suebe schrieb: [ -> ]Mein Großvater, Jahrgang 1874, besass etliches an Büchern. Aus seinem Besitz habe ich einen "Briefsteller" und ein Fremdwörterlexikon von 1899 in meinem Bücherschrank stehen.

Welchen Beruf übte er aus?

(10.09.2014 20:35)Suebe schrieb: [ -> ]Meine Großmutter, Jahrgang 1873, war Reformanhängerin, ihre umfangreiche Literatur zum Thema hat eine meiner Schwestern in ihrem Besitz.
Meine Mutter, Jahrgang 1903, hat das ganze Leben gelesen und gelesen. Allerdings, als sie über 90 war, konnte sie sich auf längere Geschichten nicht mehr konzentrieren, beließ sie es bei zwei regionalen Tageszeitungen und speziellen Sammlungen von Kurzgeschichten, mit denen sie sich eifrig versorgen ließ.

Siehst du, so sind die Dinge halt verschieden. Meine Urgroßmutter (Jahrgang weiß ich nicht, muss um 1880 gewesen sein) konnte regelmäßig nicht zur Schule gehen, weil sie ihre Mutter pflegen und sich um ihre jüngeren Geschwister kümmern mußte. Außer der Bibel hat sie nichts gelesen, sie konnte es wohl auch nicht besonders gut. Meine Großmutter (1898) hielt gar nichts davon, daß Mädchen ihre Zeit mit lesen vergeuden, das durften bei ihr im Haus nur die Jungen. Aus denen sollte ja mal was werden. Aber ein Mädchen, das die Nase in ein Buch steckte, bekam doch keinen Mann mehr ab. Wer wollte schon ´nen Blaustrumpf haben? Meine Mutter (1941) hat erzählt, daß meine Großmutter nur mit Mühe lesen konnte und für einen Brief zum Lesen (aber nicht aus Amerika) Stunden brauchte.
Arbeiterfamilie halt.
Bücher gab es da nicht zu erben.


(10.09.2014 20:35)Suebe schrieb: [ -> ]Nö nö,
die haben vielleicht noch das Licht mit dem Hammer ausgemacht,
aber in der Schulbildung der großen Masse liegen wir heute eher hinter denen wie vor ihnen.

ja, vielleicht, was Kopfrechnen, Rechtschreibung und Handschrift anbetrifft. Ansonsten ist das wohl eher Sozialromantik.Wink
@Bunbury, ich tendiere doch eher zum Standpunkt des Sueben. Du hast übrigens noch Religion in der Aufzählung oben vergessen., hihi. Nein im Ernst - die Leute damals waren bestimmt nicht schlechter gebildet als ein fauler Gymnasiast von heute, dem das Abi hinterhergeworfen wird. Was die eigene Familie betrifft, da haben damals auch nur die Grundschule besucht und trotzdem eine üppige Hausbibliothek besessen, die mehr als die Lutherbibel und ein Kochbuch umfasste. Einiges davon besitze ich heute noch.

Die Zustände, die du beschreibst, passen eher in die Zeit vor 1800.
Nun, ich kann dir versichern, daß meine Urgroßmutter und meine Großmutter nicht soooo alt geworden sind.Big Grin

In der Familie meines Vaters war es im übrigen ein bißchen anders, die waren gebildeter und besaßen Bücher- aber die waren auch keine (Land)arbeiter, meine Großmutter väterlicherseits hatte einen Kramladen. Allerdings hatte ich aus den Erzählungen der alten Menschen durchaus den Eindruck gewonnen, daß das typisch für das Arbeitermilieu um das Ende des 18. und 19, Jahrhunderts war. (Aus familiären Gründen hatte ich mit der Familie meiner Mutter mehr zu tun als mit der des Vaters.)

Aber möglicherwiese handelt es sich dabei auch um die Relikte der Zeit, die danach kam. Meine tante hat meiner Mutter immer die Hölle heigemacht, wenn de gelesen hat- und ich bekam von ihr in einer Tour zu hören, daß es nicht so wichtig für mich wäre, Hausaufgaben zu machen, ich sollte besser daheim beim Kochen helfen. Aber auch meine Großtante, 1897 er jahrgang war der Meinung, daß ich lieber meinem Bruder das Zimmer aufräumen sollte als selbst etwas zu lernen.... (Und die Familie meines Vaters hat aus genau dem Grund immer auf die meiner Mutter heruntergeschaut.)

Das mit den "faulen Gymnasiasten" ist aber verdammt unfair. Die Kinder können nichts dafür, daß in den Kultusministerien lauter Vollidioten sitzen, die Grundschulpädagogische Lehrpläne erstellen, die den Kindern "Kompetenzen" statt "Wissen" vermitteln sollen.
Mein älterer Sohn wurde mit einem mathematischen Lehrwerk in der Grundschule bedacht, das es für völlig überflüssig hielt, den Kindern das 1 mal 1 beizubringen. Sie sollten nur die 1er, 5er und 10 er Reihe lernen, den Rest sollten sie sich herleiten. Ich habe nach ein paar Tagen Zögern und Verunsicherung dann doch mir die zeit genommen, mit Sohnemann das 1 mal 1 zu lernen. (Damals hat er mich dafür gehaßt, heute ist er sehr dankbar...) Die Zeit hat aber nicht jeder- ist leider so- und die Schüler müssen es ausbaden.
Sie lernen Schreiben, wie man es spricht. Irgendwann in der dritten fängt man dann ganz sachte mit Rechtschreiberegeln an, und so verlassen viele Grundschüler die Schule mit schlechter Rechtschreibung. Die Grundschullehrer sehen es im übrigen überhaupt nicht gerne, wenn du die Kinder dann verbesserst- sie sollen ja schließlich eigenständig und völlig selbstständig lernen...
(11.09.2014 08:56)Bunbury schrieb: [ -> ]Nun, ich kann dir versichern, daß meine Urgroßmutter und meine Großmutter nicht soooo alt geworden sind.Big Grin

In der Familie meines Vaters war es im übrigen ein bißchen anders, die waren gebildeter und besaßen Bücher- aber die waren auch keine (Land)arbeiter, meine Großmutter väterlicherseits hatte einen Kramladen. Allerdings hatte ich aus den Erzählungen der alten Menschen durchaus den Eindruck gewonnen, daß das typisch für das Arbeitermilieu um das Ende des 18. und 19, Jahrhunderts war. (Aus familiären Gründen hatte ich mit der Familie meiner Mutter mehr zu tun als mit der des Vaters.)

Aber möglicherwiese handelt es sich dabei auch um die Relikte der Zeit, die danach kam. Meine tante hat meiner Mutter immer die Hölle heigemacht, wenn de gelesen hat- und ich bekam von ihr in einer Tour zu hören, daß es nicht so wichtig für mich wäre, Hausaufgaben zu machen, ich sollte besser daheim beim Kochen helfen. Aber auch meine Großtante, 1897 er jahrgang war der Meinung, daß ich lieber meinem Bruder das Zimmer aufräumen sollte als selbst etwas zu lernen.... (Und die Familie meines Vaters hat aus genau dem Grund immer auf die meiner Mutter heruntergeschaut.)

Ist diese Prägung einer der Gründe, warum du Frauen laufend in der Opferrolle siehst, bzw sie dorthin drängst?

(11.09.2014 08:56)Bunbury schrieb: [ -> ]Das mit den "faulen Gymnasiasten" ist aber verdammt unfair. Die Kinder können nichts dafür, daß in den Kultusministerien lauter Vollidioten sitzen, die Grundschulpädagogische Lehrpläne erstellen, die den Kindern "Kompetenzen" statt "Wissen" vermitteln sollen.
Mein älterer Sohn wurde mit einem mathematischen Lehrwerk in der Grundschule bedacht, das es für völlig überflüssig hielt, den Kindern das 1 mal 1 beizubringen. Sie sollten nur die 1er, 5er und 10 er Reihe lernen, den Rest sollten sie sich herleiten. Ich habe nach ein paar Tagen Zögern und Verunsicherung dann doch mir die zeit genommen, mit Sohnemann das 1 mal 1 zu lernen. (Damals hat er mich dafür gehaßt, heute ist er sehr dankbar...) Die Zeit hat aber nicht jeder- ist leider so- und die Schüler müssen es ausbaden.
Sie lernen Schreiben, wie man es spricht. Irgendwann in der dritten fängt man dann ganz sachte mit Rechtschreiberegeln an, und so verlassen viele Grundschüler die Schule mit schlechter Rechtschreibung. Die Grundschullehrer sehen es im übrigen überhaupt nicht gerne, wenn du die Kinder dann verbesserst- sie sollen ja schließlich eigenständig und völlig selbstständig lernen...

Bei euch ist die Kacke ja echt am dampfen. Die einzige Ressource, die Deutschland hat, ist die Bildung, die hohe Qualifikation weiter Bevölkerungsteile. Dieses Plus wird durch eine bestimmte Ideologie g'rad' gründlich im Klo 'runtergespült, ist in Ö aber nicht viel besser.

Die Suppe, die ihr euch da einbrockt, werden eure Kinder und Enkel auslöffeln müssen.
(10.09.2014 21:57)Bunbury schrieb: [ -> ]
(10.09.2014 20:35)Suebe schrieb: [ -> ]Es ist Fakt, und auch belegbar, dass speziell über die Zustände und Umstände in den USA ein reger Briefwechsel über den Ozean hin- und hergegangen ist.

Natürlich gab es Briefwechsel. Und ich denke auch, daß diese Briefe, die dann im ganzen Dort hin und hergingen, die Hauptinfoquelle gewesen sein dürften. Wobei man "regen" Briefwechsel nicht wirklich nach heutigen Maßstäben messen sollte- ein Brief war damals durchaus länger unterwegs als eine Woche...Wink

(10.09.2014 20:35)Suebe schrieb: [ -> ]Mein Großvater, Jahrgang 1874, besass etliches an Büchern. Aus seinem Besitz habe ich einen "Briefsteller" und ein Fremdwörterlexikon von 1899 in meinem Bücherschrank stehen.

Welchen Beruf übte er aus?

(10.09.2014 20:35)Suebe schrieb: [ -> ]Meine Großmutter, Jahrgang 1873, war Reformanhängerin, ihre umfangreiche Literatur zum Thema hat eine meiner Schwestern in ihrem Besitz.
Meine Mutter, Jahrgang 1903, hat das ganze Leben gelesen und gelesen. Allerdings, als sie über 90 war, konnte sie sich auf längere Geschichten nicht mehr konzentrieren, beließ sie es bei zwei regionalen Tageszeitungen und speziellen Sammlungen von Kurzgeschichten, mit denen sie sich eifrig versorgen ließ.

Siehst du, so sind die Dinge halt verschieden. Meine Urgroßmutter (Jahrgang weiß ich nicht, muss um 1880 gewesen sein) konnte regelmäßig nicht zur Schule gehen, weil sie ihre Mutter pflegen und sich um ihre jüngeren Geschwister kümmern mußte. Außer der Bibel hat sie nichts gelesen, sie konnte es wohl auch nicht besonders gut. Meine Großmutter (1898) hielt gar nichts davon, daß Mädchen ihre Zeit mit lesen vergeuden, das durften bei ihr im Haus nur die Jungen. Aus denen sollte ja mal was werden. Aber ein Mädchen, das die Nase in ein Buch steckte, bekam doch keinen Mann mehr ab. Wer wollte schon ´nen Blaustrumpf haben? Meine Mutter (1941) hat erzählt, daß meine Großmutter nur mit Mühe lesen konnte und für einen Brief zum Lesen (aber nicht aus Amerika) Stunden brauchte.
Arbeiterfamilie halt.
Bücher gab es da nicht zu erben.


(10.09.2014 20:35)Suebe schrieb: [ -> ]Nö nö,
die haben vielleicht noch das Licht mit dem Hammer ausgemacht,
aber in der Schulbildung der großen Masse liegen wir heute eher hinter denen wie vor ihnen.

ja, vielleicht, was Kopfrechnen, Rechtschreibung und Handschrift anbetrifft. Ansonsten ist das wohl eher Sozialromantik.Wink


Die Briefe, Situationsberichte sind in ziemlicher Zahl erhalten.

Mein Großvater war Schreiner. Tischler nennt man den Beruf in anderen Gauen unseres deutschen Sprachgebietes. Gestern Abend habe ich noch schnell in das Fremdwörterlexikon geschaut, ich hatte mich an irgendwas erinnert, und richtig der Herausgeber war Wilhelm Liebknecht!
Mein Großvater war ein Bauernjunge vom Südrand der Schwäbischen Alb, den Traumberuf "Orgelbauer" hat ihm die Mutter aus Kostengründen (Lehrgeld) verweigert, der Vater war jung verstorben und der Hof plus 8 Kinder mussten durchgebracht werden.

Seis drum,
ich habe mittlerweile Fotografien der meisten meiner Vorfahren aus dem 19. Jahrhundert in meinem Besitz, die Frauen schauen da sehr selbstbewusst in die Linse.
Ich wage die These, dass die sehr wohl gelesen haben.
Würde mich echt mal itneressieren, wo diese Unterschiede herkommen.
War das regional verschieden?
Oder haben die späteren Zeiten die früheren so gnadelos überlagert, daß von ihren Errungenschaften auch in der Erinnerung nichts mehr übriggebleiben ist?
Geschichtsfälschung wird ja überall betrieben. Ich habe gestern einem Artikel einer Tageszeitung entnehmen dürfen, daß das schottische Referendum auch damit zusammenhängt, daß die bösen Engländer die von den Schotten hochverherte Maria Stuart hingerichtet hätten...
Ich habe jetzt mal überregional Tenfelde/Ritter konsultiert.
"Der Arbeiter im Deutschen Kaiserreich"
Zur Schulbildung wird da angemerkt, dass im Jahre 1880 nur 0,024% der Rekruten nicht lesen und schreiben konnten.
Mit großen Einsatz wurde in diesen Jahren angestrebt über öffentliche Leihbüchereien die Bildung der weniger vermögenderen Schichten anzuheben.
In den "Volksbüchereien" wurde in dieser Zeit mit Bedauern vermerkt, dass der Arbeiter weniger Interesse an den theoretischen Schriften sozialistiter Autoren hatten, sondern sich mehr für Trivialliteratur interessierten.
Ich erlaube mir die These, zu einem erheblichen Teil für Karl May.

Vor 20 Jahren hat Frau Ingrid Helber in den Heimatkundlichen Blättern des Zollernalbkreises

http://www.heimatkundliche-vereinigung.d...rsicht.php

eine Untersuchung über den Bücherbesitz in Ebingen (jetzt Albstadt-Ebingen) am Anfang des 18. Jahrhunderts veröffentlicht.
90% der neu Verheirateten hatten zumindest 1 Buch in ihrem Besitz.
Weiter schreibt sie über die "Verschulungsquote am Beginn des 18. Jahrhunderts in Ebingen:
Zitat: (Quelle wie oben)
Zitat:Ein Blick in das Kirchenvistitationsprotokoll
vom 22./23. März 1706 soll darüber Aufschluß
geben. Darin wird man u. a. auch über die
Zahl der Schüler" informiert:
Lateinische Schüler 7,
deutsche Schüler 131,
Mägdlein 129,
somit gab es insgesamt 267 Schulkinder. Das
Verhältnis der Geschlechter ist erstaunlicherweise
1:1. Vermutlich befanden sich unter den
"Lateinschülern", die auf das Landexamen und
eine spätere höhere Ausbildung eventuell an dere
Universität vorbereitet wurden, wohl keine
Mädchen.

Festzuhalten bleibt, dass bereits damals, 190 Jahre vor Karl May, in einer kleinen württ. Landstadt die Mädchen wie die Knaben eine Schulbildung genossen. Man wird dies mit mehr oder weniger Ab- und Aufstrichen im HRR als flächendeckend vermuten dürfen.
(12.09.2014 13:10)Suebe schrieb: [ -> ]Ich habe jetzt mal überregional Tenfelde/Ritter konsultiert.
"Der Arbeiter im Deutschen Kaiserreich"
Zur Schulbildung wird da angemerkt, dass im Jahre 1880 nur 0,024% der Rekruten nicht lesen und schreiben konnten.
Mit großen Einsatz wurde in diesen Jahren angestrebt über öffentliche Leihbüchereien die Bildung der weniger vermögenderen Schichten anzuheben.
In den "Volksbüchereien" wurde in dieser Zeit mit Bedauern vermerkt, dass der Arbeiter weniger Interesse an den theoretischen Schriften sozialistiter Autoren hatten, sondern sich mehr für Trivialliteratur interessierten.
Ich erlaube mir die These, zu einem erheblichen Teil für Karl May.

Da würde ich dir ohne jeden Zweifel zustimmen. Zumindest bei den Jungs.

(12.09.2014 13:10)Suebe schrieb: [ -> ]Vor 20 Jahren hat Frau Ingrid Helber in den Heimatkundlichen Blättern des Zollernalbkreises

http://www.heimatkundliche-vereinigung.d...rsicht.php

eine Untersuchung über den Bücherbesitz in Ebingen (jetzt Albstadt-Ebingen) am Anfang des 18. Jahrhunderts veröffentlicht.
90% der neu Verheirateten hatten zumindest 1 Buch in ihrem Besitz.

Da bin ich jetzt mal so zynisch und sage, dieses eine Buch dürfte die Bibel gewesen sein.

(12.09.2014 13:10)Suebe schrieb: [ -> ]Weiter schreibt sie über die "Verschulungsquote am Beginn des 18. Jahrhunderts in Ebingen:
Zitat: (Quelle wie oben)
Zitat:Ein Blick in das Kirchenvistitationsprotokoll
vom 22./23. März 1706 soll darüber Aufschluß
geben. Darin wird man u. a. auch über die
Zahl der Schüler" informiert:
Lateinische Schüler 7,
deutsche Schüler 131,
Mägdlein 129,
somit gab es insgesamt 267 Schulkinder. Das
Verhältnis der Geschlechter ist erstaunlicherweise
1:1. Vermutlich befanden sich unter den
"Lateinschülern", die auf das Landexamen und
eine spätere höhere Ausbildung eventuell an dere
Universität vorbereitet wurden, wohl keine
Mädchen.

Festzuhalten bleibt, dass bereits damals, 190 Jahre vor Karl May, in einer kleinen württ. Landstadt die Mädchen wie die Knaben eine Schulbildung genossen. Man wird dies mit mehr oder weniger Ab- und Aufstrichen im HRR als flächendeckend vermuten dürfen.

Das klingt sehr interessant. Ich glaube, wenn mein Umbau abgeschlossen ist, werde ich mich wohl mal damit beschäftigen, was da so unterrichtet wurde. Schulbildung kann vieles sein...
Schönes Thema, ich schreibe hier mal meine Meinung dazu.

Ich habe früher und auch heute immer wieder Karl May gelesen. Ich bin durch Zufall auch gerade dabei eine komplette Ausgabe seiner Werke zu erhalten - der Vater eines Freunden räumt den Keller und verschenkt sie Smile

Sowohl die religiösen Aspekte als auch die Detailbeschreibungen haben viele meiner Altersgenossen davon abgehalten die Bücher auch nur in die Hand zu nehmen ich habe mir stattdessen fast 50 Bände vom Taschengeld abgespart.

Wenn ich die Bücher bewerten soll, fielen mir als meine Lieblingsbücher als erstes die "Liebe des Ulanen"-Reihe ein, ich glaube die habe ich schon zehnmal durch. Ansonsten lese ich gerne die Klassiker wie den "Silbersee" oder die ersten Bände aus Arabien.

Als Jugendlicher fand ich die Bücher toll um mich in die Gegenden reinzuversetzen. Wer weiß evtl. kommt auch daher ein Teil des Interesses für ferne Gegenden und alte Zeiten - auch wenn ich längst weiß, dass es reine Phantasieromane sind.
Ich hab es so auf ca. 10 KarlMay-Bücher gebracht und mein Lieblingsbuch is nach wie vor "Der blaurote Methusalem"
Karl Mays Stärken liegen eindeutig im Komischen, nervig wirde er wenn er ins Pathos abgleitet und unerträglich wenn er ins Religiöse schwadroniert und das selbst wenn man das Geschriebene vor dem Hintergrund seiner Zeit bewertet
Gemessen an der Literatur seiner Zeit,die von Schriftstellernn wie Storm, Gustav Freytag, Fontane, Anzengruber, Rosseger,Arno Holz,Gerhardt Hauptmann,Wedekind, den Gebrüdern Heinrich und Thomas Mann,Stefan George,v.Hofmannsthal,Rilke, u.a. geprägt wurde kann an ihn getrost als Trivialschriftsteller bezeichnen- so ne Art Courths-Mahler für Jungs, der auch gerne mal plagiatierte (z.B. "Der Waldläufer" nach dem Roman Coureur du Bois von Ferry)
Mit Karl Mays Büchern konnte ich mich nie so richtig anfreunden, aber den "Waldläufer" von Gabriel Ferry habe ich als Zehnjähriger mehrmals "verschlungen".
Bin Jahrgang 1947, meine Generation wuchs mit Karl May (KM) auf. Dennoch bin ich atypisch, ich habe nie ein Buch von KM gelesen. Winnetou I hatte ich in Händen von meinem Vetter, der KM konsumierte. Nach ein paar Seiten war für mich Schluss. Angeschaut habe ich hingegen die Filme, die mir durchaus gut gemacht erschienen, gedreht im Karst im damaligen Jugoslawien.
Es gab auch sehr interessante Sammelbilder, ich meine in Haferflockenverpackungen der damaligen Zeit. Die habe ich gesammelt wie später Fußballbilder von Ferrero vor Weltmeisterschaften. Da waren die ganzen Erzählungen bebildert. Einem haben sie auf einem Minarett mit einem Krummsäbel den Kopf abgehauen, dieses Bild hat mich besonders beeindruckt. Ist vielleicht 40 - 45 Jahre her.
Ich hab ein Buch von meinem Papa zum ersten Mal geschenkt bekommen danach habe ich nicht mehr aufgehört (bin Jahrgang 1982 nur nebenbei)
Die Filme schaue ich mir ab und zu heute noch an (gerade lief wieder einer)
Da lese ich heute in SPON was zum Thema

http://www.spiegel.de/einestages/karl-ma...m-outbrain

eigentlich nichts neues.
Das weiß man "eigentlich" schon lange.
Dass er den "Jagdhieb" garantiert nie angewandt hat. Derweil das halt nicht geht.
Den "Henry-Stutzen" hat er, sehr modern, im Versandhandel erworben.
Hat mal einer seine Beschreibung der Funktion des "Henry-Stutzens" gelesen? Der wusste nicht wie ein Gewehr funktioniert, genauso garantiert.

Aber schreiben konnte er, schreiben!
(20.12.2018 13:11)Suebe schrieb: [ -> ]Da lese ich heute in SPON was zum Thema

http://www.spiegel.de/einestages/karl-ma...m-outbrain

eigentlich nichts neues.
Das weiß man "eigentlich" schon lange.
Dass er den "Jagdhieb" garantiert nie angewandt hat. Derweil das halt nicht geht.
Den "Henry-Stutzen" hat er, sehr modern, im Versandhandel erworben.
Hat mal einer seine Beschreibung der Funktion des "Henry-Stutzens" gelesen? Der wusste nicht wie ein Gewehr funktioniert, genauso garantiert.

Aber schreiben konnte er, schreiben!

Ich frage mich nur, was der Artikel bewirken soll. Will da ein Artikelschreiber wieder einmal ein wenig mit Schlamm und Unrat um sich werfen, um Leute wie mich daran zu erinnern, dass Spiegel wohl doch nicht besser als die Kronenzeitung ist. (Dass es dabei noch um reißerischen Artikel handelt, der recht primitiv ist, ist zum Beispiel aus der Schlusszeile zu erkenen, wenn da gleich zwischen Ehefrau 2 und Ehefrau1 eine Beziehung angeführt ist, natürlich so als wäre das eine Tatsache.)

Ansonsten, dass was Artikelautor da schreibt, ist doch nur alter, abgestandener Wein, und nicht einmal wenigstens in einer besonders tollen Verpackung. Das alles ist doch schon seit mehr als hundert Jahren bekannt und damit vollkommen ausgelutscht.

Vielleicht wäre es sinnvoller, den aktuellen Autorinnen und Autoren ein wenig Mut zu machen, dass einiges, was Karl May in seinen Büchern schafft (wie Spannung und Unterhaltung) auch ihren eher langweiligen Büchern nicht zum Nachteil gereichen würden.

Abgesehen davon finde ich aber die folgende Frage viel interessanter: Wie war es überhaupt möglich, dass Karl Mays Leserschaft ihm das mit der Gleichsetzung seiner Figuren tatsächlich über Jahre hin abgenommen hat? Waren die etwa alle so dumm und leichtgläubig? - das ist doch eher zu bezweifeln, oder ...
(20.12.2018 13:30)Teresa C. schrieb: [ -> ]Abgesehen davon finde ich aber die folgende Frage viel interessanter: Wie war es überhaupt möglich, dass Karl Mays Leserschaft ihm das mit der Gleichsetzung seiner Figuren tatsächlich über Jahre hin abgenommen hat? Waren die etwa alle so dumm und leichtgläubig? - das ist doch eher zu bezweifeln, oder ...

Woher hätten sie es denn wissen sollen?
Damals gab es noch kein mimikama, bei dem man nachfragen konnte, Informationen waren nicht so leicht zu beschaffen- und es war auch eigentlich nicht wichtig. Die Leute hatten anderes zu tun, als sich den Kopf zu zerbrechen, ob der Karl May tatsächlich Old Shatterhand war. Wahrscheinlich sind sie erst gar nicht auf den Gedanken gekommen, das in Frage zu stellen. Ihnen hat es gereicht, dass er ihrer Fantasy etwas mitgegeben hat... Und dabei haben sie natürlich angenommen, dass er nur über Sachen schreibt, mit denen er sich auskennt...
Ich vermute mal es ist
"die Schreibe"
denn das konnte er.

Abgesehen davon, den Jack London habe ich einst auch schlicht verschlungen.
Habe aber niemals angenommen, dass der dies alles auch erlebt hat.
Wie ist das bei Remarque?, Erich Maria der war lediglich ein/zwei Wochen an der Front, sein "Ich" heißt Paul. wer wird auch jemals angenommen haben, der Erich Maria hätte dies alles, einschließlich seinem Tod Devil, selbst erlebt.
Louis Trenkner, was hat der auch alles an Geschichten erzählt... aber sie waren gut, die Geschichten. Seine Bücher hat ein Ghostwriter geschrieben.
Die waren auch nicht so gut Idea

Das Drama bei Karl May ist doch eher, dass er ums Verrecken auf der Wahrhaftigkeit bestanden hat. Hätte er sich als Romanschriftsteller bezeichnet, wäre sein Andenken bis heute makellos.

Und, notabene, die überaus friedliche Vorstellung seiner Helden ist für die damalige Zeit sehr bemerkenswert.
Da passieren in einem ganz normalen "Tatort" doch im öffentlich rechtlichen Fernsehen heute mehr Morde als bei Karl May in allen Bänden.
(20.12.2018 17:30)Suebe schrieb: [ -> ]Und, notabene, die überaus friedliche Vorstellung seiner Helden ist für die damalige Zeit sehr bemerkenswert.
Da passieren in einem ganz normalen "Tatort" doch im öffentlich rechtlichen Fernsehen heute mehr Morde als bei Karl May in allen Bänden.

Winnetou entspricht in jeder Beziehung dem Ideal des "Edlen Wilden"... aber ich gebe zu, Karl May hat es besonders schön gemacht
(20.12.2018 18:30)Bunbury schrieb: [ -> ]
(20.12.2018 17:30)Suebe schrieb: [ -> ]Und, notabene, die überaus friedliche Vorstellung seiner Helden ist für die damalige Zeit sehr bemerkenswert.
Da passieren in einem ganz normalen "Tatort" doch im öffentlich rechtlichen Fernsehen heute mehr Morde als bei Karl May in allen Bänden.

Winnetou entspricht in jeder Beziehung dem Ideal des "Edlen Wilden"... aber ich gebe zu, Karl May hat es besonders schön gemacht

Winnetou der Apatschen-Häuptling.
Eines der unbegreiflichen bei Karl May ist übrigens, die Komantschen entsprachen mow dem Bild das er von den Apatschen malt, während die Apatschen dem der gemalten Komantschen entsprechen.
Wobei es anscheinend unbekannt ist, wie der May aus Radebeul bei Dresden darauf kam.
Einmal war Winnetou in Sachsen, Shatterhand besuchen, der gerade bei der Singstunde im Gesangverein war.... AngelBatCat
Die Sangesfreunde hätten sich sehr gefreut. DevilDevilDevilDevilDevilDevil
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