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Normale Version: Januar 1942 - Alternativen zur Kaukasusrundfahrt
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Kaukasusrundfahrt, so hieß die deutsche Sommeroffensive ("Fall Blau") im Landserjargon. Angeblich war die Auswahl des Südens als Operationsziel alternativlos, aber deutsche Militärs sahen das anders.

http://www.katharinakellmann.de/Aufsaetze/Alfred-Jodl
"Während Jodl Anfang 1942 eine Offensive im Nordabschnitt der Ostfront mit dem Ziel der Eroberung Leningrads vorschlug, wollten einige führende Generäle des Heeres einen Teil Russlands räumen und zu einer defensiven Kriegsführung übergehen. Hitler entschloss sich zu einem Angriff in Richtung der kaukasischen Ölvorkommen."

Wer sieht die Vorteile der beiden Alternativen anders als die Autorin?
Mein Vater war im Sommer 1942 mit der SS-Division "Wiking" im Kaukasus. Ziel waren die Ölquellen von Baku. In Maikop war Schluss mit der "Reise", der Fluss Terek konnte nicht mehr überquert werden. Die Russen hatten alles zusammengezogen, was sie hatten, und einen Sperrriegel gebildet, den die Deutschen nicht mehr nehmen konnten. Ab Spätsommer ging es zurück. Im Winter mit allen schweren Waffen über das zugefrorene Asowsche Meer. In Rostow am Don wurde umgruppiert. Die Wiking war beim "Unternehmen Wintergewitter" dabei, dem tragisch gescheiterten Befreiungsversuch für die in Stalingrad eingeschlossene 6. Armee unter Generaloberst Hoth, der zu den besten Generälen der Wehrmacht gehörte. Das ganze war ein Wahnsinnsraid ohne Flankenabsicherung in die Tiefe der russischen Raums. Die Panzer wurden auf Züge verladen und 2 Lokomotiven schoben den Zug ins Nirgendwo. In Salsk war Schluss, die Russen warteten schon am Bahnhof mit T 34, bei denen die Motoren schon liefen. Von den Eisenbahnwagen herunter mussten die Deutschen das Gefecht eröffnen. Mein Vater, der in Russland schon viel mitgemacht hatte, sagte mir später einmal, das "Unternehmen Wintergewitter" sei das schlimmste gewesen, das er je erlebte. Zunächst ging es voran, dann erfolgte der Rückzug, weil die Russen im Rücken der Armeegruppe Hoth durchgebrochen waren. Buchstäblich in letzter Minuten gelang der Armeegruppe Hoth und den anderen aus dem Kaukasus zurückkommenden Truppen der Rückzug durch das Nadelöhr Rostow am Don, das ein paar Regimenter unter schweren Verlusten noch offen gehalten hatten. Das Ganze war an Dramatik nicht mehr zu übertreffen. Ca. 350.000 Mann wurden in buchstäblich letzter Minute gerettet. Mein Vater hatte Tränen in den Augen, als das "Unternehmen Wintergewitter" gescheitert war. Es bedeutete das sichere Todesurteil für die eingeschlossene 6. Armee - und er wusste ab diesem Zeitpunkt, dass Deutschland den Krieg gegen die Sowjetunion nicht mehr gewinnen würde.
Das glaub ich Dir aufs Wort, der Vorstoß in den fremdartigen Kaukasus war sicher ein eindrucksvolles Erlebnis für Deinen Vater. Da frage ich mich immer, ob auch die Truppe glaubte, dass die Rote Armee gar nicht zu einer echten Offensive mehr fähig wäre. Das war ja der Fehler, für irgendwelche Resttruppen hätte der Flankenschutz durch Rumänen noch gereicht.
Der Krieg hätte auch um ein Haar schon im Winter 1942 beendet sein können, wäre der Rückzugsweg der Heeresgruppe Süd abgeschnitten worden.

Der Feldzug, mehr oder weniger eine Idee Hitlers, der aufs Öl scharf war und die Wolga als Nachschubweg abschneiden wollte, krankte von Beginn an am schwierigen Nachschub, bei den Entfernungen ein Unding.

Hätte man den Norden genommen, was einfacher gewesen wäre, wären viele Truppen frei geworden, sicher die Absicht Jodls. Vielleicht noch besser als eine Defensivtaktik.
An und für sich macht das schon Sinn.
Der Angriff auf den Kaukasus. Baku usw. lockt natürlich sehr.
Zuvor hatte man die Rote Armee im Südabschnitt schwer geschlagen.
Grundsätzlich werden die russ. Nachschublinien länger als die deutschen. Die russ. Ölpipeline wurde bei Rostow schon unterbrochen.

Was nicht rechtzeitig aufgeklärt war, die Sowjets hatten eine leistungsfähige zweigleisige Bahnlinie von Baku nach Astrachan gebaut.
Die ersten Infos darüber bekam die deutsche Führung Ende August 42.
(19.09.2014 20:20)Triton schrieb: [ -> ]./.

Der Feldzug, mehr oder weniger eine Idee Hitlers, der aufs Öl scharf war und die Wolga als Nachschubweg abschneiden wollte, krankte von Beginn an am schwierigen Nachschub, bei den Entfernungen ein Unding.
./.

mal diesen Thread wiederbeleben.

In menen Augen der Hauptfehler:
Es kam schon 1942 durch "Lend+Leas" mehr Nachschub für die Sowjetarmee über Persien als auf allen anderen Wegen.
Man "drückte" die Rote Armee zu Ihren Nachschublinien, anstatt die abzuschneiden!
Das war aber zuvor nicht erkannt worden!
Die zweigleisige Eisenbahnstrecke von Baku nach Astrachan wurde erst im August 1942 erkannt. Als alles längst am laufen war.
Ein Kriegsteilnehmer erzählte mir vor Jahrzehnten, dass die Wehrmacht an der Kaukasusfront ihren Sprit nicht mit Tankwagen geliefert bekam, sondern mit Maultierkarawanen. LKW hätten sich auf dem langen Weg dahin "leergefahren" und "Mulis saufen wenigstens keinen Sprit". Die wenigen Ölquellen und Raffenerien, die in deutsche Hand fielen, waren von den Russen vorher unbrauchbar gemacht worden.
(20.08.2021 20:05)Arkona schrieb: [ -> ]Ein Kriegsteilnehmer erzählte mir vor Jahrzehnten, dass die Wehrmacht an der Kaukasusfront ihren Sprit nicht mit Tankwagen geliefert bekam, sondern mit Maultierkarawanen. LKW hätten sich auf dem langen Weg dahin "leergefahren" und "Mulis saufen wenigstens keinen Sprit". Die wenigen Ölquellen und Raffenerien, die in deutsche Hand fielen, waren von den Russen vorher unbrauchbar gemacht worden.

Das ist mehrfach zu lesen.
Ich halte es aber für einen absoluten Einzelfall.
Wie die polnische Kavallerie die Panzer mit Säbel und Lanze zertrümmern wollte.
Die deutschen Generalstäbler waren Profis, die konnten doch den Treibstoffverbrauch ausrechnen und entsprechend bereitstellen.
MMn hätte halt entweder bei Stalingrad der "Sack zugemacht" sollen,
oder
südlich den Kaukasus angegreifen. Dann wäre auch die da endlich erkannte Bahnlinie abzuschneiden gewesen. (schon früher hat es mich sehr verwundert, warum sind die nicht die "paar" Kilometer zum Kaspischen Meer
vorgestossen?)

Es ist wie meist mit des Gröfaz-Plänen, .... die Decke war halt zu kurz.
Heute nachmittag war ich aauf dem Hörnle bei Albstadt-Laufen.
Dort ist ein Gedenkstein für die 4. Gebirgsdivision der Wehrmacht.
Die Division wurde 1940/41 im Raum Balingen-Ebingen aufgestellt.



Die standen 1942 auf dem Elbrus und 1943 bis zum Schluss auf dem Kuban-Brückenkopf
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