Nein, ich habe nicht auf die Frage für das Monat Oktober vergessen, aber ich war zuerst auf Urlaub und kurz danach Krank.
Die Idee hatte ich schon länger (kam meiner Erinnerung nach ursprünglich in ähnlicher Forum von Bunbury):
Das Thema ist: Meine Römerstadt. Möchte das aktuelle Heft „die Römer in Germanien“ mal dazu nutzen jedem die Gelegenheit zu geben über Römerstädte in seiner Gegend oder auch nur besonders interessante Städte in der Zeit der Römer zu schreiben.
Das muss jetzt nicht extrem ausführlich sein (darf es aber natürlich). Was gibt es davon heute noch zu sehen? Wie verlief die Geschichte der jeweiligen Römerstadt? Welche Bedeutung hatte diese für die spätere Stadtentwicklung, welche für das Römische Reich oder für die jeweilige Provinz.
Erlaubt sind nicht nur Römerstädte in Deutschland, sondern Römerstädte überall.
Gebe zu es ist keine direkte Diskussion zum aktuellen Heft, denke aber ein interessantes und passendes Thema. Freue mich schon auf eure Beteiligung.
Möchte mal mit Manching beginnen. Keine Römerstadt im eigentlichen Sinn, aber eine Kaltenstadt zur Römerzeit.
Halt, werdet ihr jetzt sagen, Manching war doch schon verlassern, als die Römer an die Donau kamen!
Stimmt. Aber der Platz, den sich die Kelten für ihr Oppidum ausgesucht hatten, war strategisch gut gewählt: Hier war ein Übergang über die Donau relativ leicht möglich - die Donau verzweigte sich hier in mehrere Arme, mit Hilfe eines Knüppeldamms war die ganze Ingolstädter Ebene leicht von Nord nach Süd durchquerbar - und da hier das Flüsschen Paar in die Donau mündete (heute tut sie dies erst bei Vohburg, weiter donauabwärts) ergab sich auch eine günstige Hafensituation. Die Römer nutzten dies, indem sie nahe bei Manching ein Kastell erbauten (Oberstimm), das wiederum Basis für eine Siedlung gewesen ist.
Wieder keine Stadt, sondern eher ein vicus. Aber ein langlebiger: Das Kastell war ein Steinkastell, der Ortsname "Stimm" ist von "Stein" abgeleitet, der Barthelmarkt (heute eines der größten Volksfeste Bayerns) war ursprünglich ein überregionaler Viehmarkt (am "Barthelmarktmontag" - an diesem Tag produziert die heimische Wirtschaft nur zu maximal 50% - gibt´s heute noch Rosswürste zu kaufen, daneben kann man an diesem Tag dann auch alles mögliche vierbeinige kaufen, vom Lama über Ziegen bis zum Reitgaul), und im 19.Jh. schrieb ein Chronist, dass noch zu seiner Zeit der Barthelmarkt eröffnet wurde, indem ein Amtmann des Landkreises hoch zu Schimmel und mit einem roten Umhängemantel angetan einritt. Ihn - und nicht nur ihn - erinnerte das an römische Traditionen...woraufhin er messerscharf folgerte, dass der Markt auf römische, zumindest spätantike Wurzeln zurückgeht.
VG
Christian
"Meine" Römerstadt?
Nun gilt als einzige wirkliche römische Stadt in Baden-Württemberg
Arae Flaviae
Gerichtsakte vom 4. August 186 n. Chr. zu einem Prozess, der vor Marcus Iuventius Caesianus, dem damaligen Legionslegaten der Legio VIII Augusta in Arae Flaviae verhandelt wurde. Kopie
Die o.g. Urkunde aus em Jahr 186 nChr. ist typisch für die Stadt. Denn Rottweil war im HRR wichtiger Gerichtssitz, und ist es bis heute. Das kaiserliche Hofgericht des Heiligen Römischen Reiches tagte in Rottweil. Heute lediglich ein Landgericht, aber immerhin.
http://de.wikipedia.org/wiki/Arae_Flaviae
Die wichtigsten Funde aus Area Flaviae kann man in Rottweil im Dominikaner Museum besichtigen.
http://www.dominikanermuseum.de/cms/?q=node/10
Ich war erst neulich mal wieder dort.
Ist aber auch sonst einen Besuch wert, die ehemalige Freie Reichsstadt Rottweil.
Die Häuser, Türme und Brücken sind sehr sehenswert. Das Haus Kirsner, unterhalb des Schwarzen Tores, war der Stadtwohnsitz der Herren und Grafen von Zimmern insbesondere bekannt durch die Zimmerische Chronik, auch mancher Schwank aus der Chronik hat Rottweil als Schauplatz (es fallen mir gerade nur sehr deftige ein, also erzähle ich besser keinen)
Also,
direkt an der Autobahn,
wer vorbeikommt soll mal reinschauen.
(20.10.2014 16:46)Suebe schrieb: [ -> ]"Meine" Römerstadt?
Nun gilt als einzige wirkliche römische Stadt in Baden-Württemberg
Arae Flaviae
Was ist mit Rottenburg und Cannstatt? Ich dachte immer, das wären auch Römerstädte gewesen?
(20.10.2014 16:46)Suebe schrieb: [ -> ]Ist aber auch sonst einen Besuch wert, die ehemalige Freie Reichsstadt Rottweil.
Die Häuser, Türme und Brücken sind sehr sehenswert. Das Haus Kirsner, unterhalb des Schwarzen Tores, war der Stadtwohnsitz der Herren und Grafen von Zimmern insbesondere bekannt durch die Zimmerische Chronik, auch mancher Schwank aus der Chronik hat Rottweil als Schauplatz (es fallen mir gerade nur sehr deftige ein, also erzähle ich besser keinen)
Dankeschön
Mich als alte(n) Esel(in) freut es immer, so was zu lesen...
Nun, so ein Schwank vom Schwarzen Tor, den Badern und den Delinquenten ginge schon, oder?
(20.10.2014 20:09)Uta schrieb: [ -> ]Dankeschön Mich als alte(n) Esel(in) freut es immer, so was zu lesen...
Nun, so ein Schwank vom Schwarzen Tor, den Badern und den Delinquenten ginge schon, oder?
Aber gerne.
Der scheint mir entfallen zu sein.
Selbst bei strengstem Nachdenken, fällt mir auf die schnelle immer nur der vom Apothekergehilfen ein, der bei der Zustellung das frühneuzeitliche Viagra und das Abführmittel verwechselte.
Und der,
als es brannte, und zwei vor Schreck nicht mehr "auseinandern" kamen, und so auf der Gasse herumstanden
Ach so, ja, fast vergessen
weder Cannstatt noch Rottenburg spricht man als Römische Stadt an, wobei ich zZ nicht weiß, was ihnen dazu jeweils fehlte.
Kann ich gelegentlich nachlesen.
(Und bei Rottenburg fällt mir der nächste Schwank ein ".... ach ihr seids, macht weiter....")
Zitat:Zitat:Nun, so ein Schwank vom Schwarzen Tor, den Badern und den Delinquenten ginge schon, oder?
Aber gerne.
Der scheint mir entfallen zu sein.
Macht nix, ich erzähl ihn morgen, wenn gewünscht.
Jau, die alten Geschichten sind schon...
(20.10.2014 20:24)Suebe schrieb: [ -> ]Ach so, ja, fast vergessen
weder Cannstatt noch Rottenburg spricht man als Römische Stadt an, wobei ich zZ nicht weiß, was ihnen dazu jeweils fehlte.
Kann ich gelegentlich nachlesen.
Also Rottenburg besteht schon darauf, eine Römische Stadt gewesen zu sein.
aus Wiki:
Zitat:Das genaue Gründungsjahr der römischen Siedlung Sumelocenna ist unbekannt, eine Gründung im Jahre 98 gilt – analog zur Gründung Rottweils im Jahre 73 – als plausibel. Sumelocenna lag an der römischen Fernstraße Cannstatt – Rottweil (Arae Flaviae) – Hüfingen (Brigobanne) – Schleitheim (Iuliomagus) – Windisch/CH (Vindonissa). Im 2. Jahrhundert n. Chr. wurde Sumelocenna Hauptort einer Civitas. Diese Gebietskörperschaft ist in ihrer Bedeutung ungefähr mit einem Regierungsbezirk vergleichbar und umfasste im Falle von Rottenburg wohl das gesamte mittlere Neckarland. Der Name Sumelocenna stammt übrigens aus dem Keltischen. Vermutlich bedeutete er „Die Leute des Sumelo“, einer damaligen keltischen Sippe.
Hypocaust des römischen Bades hinter der Rottenburger Altstadt. Aquarell von General Eduard von Kallee im Herbst 1884[3]
Sumelocenna gehörte zu den bedeutendsten Römerstädten im heutigen Baden-Württemberg. Das römische Sumelocenna wurde über eine 7 km lange Wasserleitung mit Quellwasser aus dem Rommelstal versorgt. Im Stadtgebiet gab es mehrere öffentliche Bäder. Im späten 2. oder frühen 3. Jahrhundert nach Christus wurde die Stadt – mutmaßlich zum Schutz gegen Angriffe der Alemannen oder anderer germanischer Stämme – ummauert (denkbar ist aber auch, dass die Mauer aus nicht-militärischen Gründen erbaut wurde, wie dies etwa um dieselbe Zeit in Trier geschah). Nur in zwei weiteren Städten in Südwestdeutschland ist eine römische Stadtmauer belegt, nämlich in Ladenburg (Lopodunum) und in Bad Wimpfen im Tal. Die ummauerte Fläche umfasste in Rottenburg wie in Ladenburg rund 32 Hektar, in Bad Wimpfen waren es ca. 19 Hektar.
http://de.wikipedia.org/wiki/Rottenburg_am_Neckar
und hier aus der Homepage Rottenburgs:
Zitat:Römisch wurde die Siedlung, deren keltischer Name Sumelocenna auf die vorausgegangene Keltensiedlung hinweist, in der Zeit von Kaiser Domitian um 85 / 90 n.Chr. Die durch eine imposante Mauer geschützte, links des Neckars gelegene Siedlung mit einer Fläche von rund 50 ha entwickelte sich zu einem bedeutenden Gemeinwesen in der römischen Provinz Obergermanien. Dabei war Sumelocenna in seiner Frühzeit Verwaltungssitz einer kaiserlichen Domäne (Saltus) und wurde vermutlich um die Mitte des 2. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung Hauptort der gleichnamigen Civitas Sumelocennensis. Nachdem um 260 die Alamannen das Neckargebiet besetzt hatten, blieb die von ihren römischen Bewohnern verlassene Stadt dem Verfall überlassen.
Die frühmittelalterlichen Siedlungsräume befanden sich nicht auf dem Gelände der römischen Stadt, sondern nordöstlich im Bereich von Sülchen und jenseits des Neckars in Ehingen. Dabei war Sülchen der namensgebende Mittelpunkt eines frühmittelalterlichen Bezirks, des Sülchgau, dessen Existenz beispielsweise die Lebensgeschichte des von hier stammenden Heiligen Meinrad (um 800 - 861) belegt. An seinen Herkunftsort erinnert einzig und allein die außerhalb der Stadt gelegene Sülchenkirche.
(Hervorhebungen jeweils von mir)
http://www.rottenburg.de/sixcms/detail.php?id=62&lnav=6
Ach ja, und die Geschichte vom Schwarzen Tor...
Wer schon mal in Rottweil am Schwarzen Tor stand, weiß dass die Hauptstraße vom Tor an beständig abwärts in Richtung Viadukt führt. Da das Tor auch gleichzeitig ein Glockengeläut hatte, war das eigentlich ganz pfiffig angelegt: die von stattlichen Stadthäusern eingerahmte Hauptstraße wurde zum regelrechten Klangtrichter... fast schon wie ein Megaphon...
Als dann, mangels anderer Unterbringungsmöglichkeiten, eine junge, nicht ganz so kooperative Delinquentin bis zu ihrem Prozess in den Turm gesteckt wurde und diese dann wiederum vorzugsweise des Nächten "gar schauerlich geheulet und gestöhnet", dass es den lieben Stadtmenschen ganz Angst und Bang wurde... tja, da haben die Rottweiler mal kurzerhand den Bader kommen lassen.
Flugs einen Aderlass gemacht und die Ärmste war derart entkräftet, dass die nächsten zwei Nächte Ruhe herrschte... dann kam der Bader wieder....
(21.10.2014 19:34)Uta schrieb: [ -> ]Also Rottenburg besteht schon darauf, eine Römische Stadt gewesen zu sein.
aus Wiki: Zitat:Das genaue Gründungsjahr der römischen Siedlung Sumelocenna ist unbekannt, eine Gründung im Jahre 98 gilt – analog zur Gründung Rottweils im Jahre 73 – als plausibel. Sumelocenna lag an der römischen Fernstraße Cannstatt – Rottweil (Arae Flaviae) – Hüfingen (Brigobanne) – Schleitheim (Iuliomagus) – Windisch/CH (Vindonissa). Im 2. Jahrhundert n. Chr. wurde Sumelocenna Hauptort einer Civitas. Diese Gebietskörperschaft ist in ihrer Bedeutung ungefähr mit einem Regierungsbezirk vergleichbar und umfasste im Falle von Rottenburg wohl das gesamte mittlere Neckarland. Der Name Sumelocenna stammt übrigens aus dem Keltischen. Vermutlich bedeutete er „Die Leute des Sumelo“, einer damaligen keltischen Sippe.
Hypocaust des römischen Bades hinter der Rottenburger Altstadt. Aquarell von General Eduard von Kallee im Herbst 1884[3]
Sumelocenna gehörte zu den bedeutendsten Römerstädten im heutigen Baden-Württemberg. Das römische Sumelocenna wurde über eine 7 km lange Wasserleitung mit Quellwasser aus dem Rommelstal versorgt. Im Stadtgebiet gab es mehrere öffentliche Bäder. Im späten 2. oder frühen 3. Jahrhundert nach Christus wurde die Stadt – mutmaßlich zum Schutz gegen Angriffe der Alemannen oder anderer germanischer Stämme – ummauert (denkbar ist aber auch, dass die Mauer aus nicht-militärischen Gründen erbaut wurde, wie dies etwa um dieselbe Zeit in Trier geschah). Nur in zwei weiteren Städten in Südwestdeutschland ist eine römische Stadtmauer belegt, nämlich in Ladenburg (Lopodunum) und in Bad Wimpfen im Tal. Die ummauerte Fläche umfasste in Rottenburg wie in Ladenburg rund 32 Hektar, in Bad Wimpfen waren es ca. 19 Hektar.
http://de.wikipedia.org/wiki/Rottenburg_am_Neckar
./.
Danke für den Schwank vom Schwarzen Tor.
Zu den Zeiten der Römer war eine Stadt "juristisch" definiert, ähnlich wie auch heute. Es gibt sehr große Dörfer, die keine Stadtrechte haben, (das größte Dorf im Deutschen Reich war Schwenningen/N. mit weit über 10.000 Einwohnern) und es gibt Zwergstädte. Binsdorf, Zavelstein zB, viel kleiner wie die meisten Dörfer.
aus Wiki:
Zitat:Die Gesamtheit der Städte gliederte sich rechtlich in Kolonien (coloniae, z. B. Colonia Claudia Ara Agrippinensium), deren Einwohner zugleich das römische Bürgerrecht besaßen, municipia (z. B. Mogontiacum und Augusta Vindelicorum), deren Oberschicht privilegiert war, und einfache Civitates (z. B. Aquae Mattiacorum).
und soweit ich weiß, gibt es keinen Nachweis oder Anhaltspunkt, daß Rottenburg oder Cannstatt diese römischen Stadtrechte besessen hätten. So gern es die Regionalisten auch hätten.
Während es bei Rottweil unstrittig ist.
(20.10.2014 16:46)Suebe schrieb: [ -> ]Arae Flaviae
Ist das auch dort wo du mal geschrieben hast das du ein Römerfest besuchen wirst?
Sehr interessant erscheint mir auch das Römermuseum in Augsburg zu sein, Fundstücke findet man dort ja reichlich. Leider hatte ich nicht die Zeit mir dieses anzusehen.
In Österreich gibt es gleich etliche ehemalige Römerstädte: Vielleicht komme ich noch dazu ein bisschen mehr über sie zu schreiben, werde aber mal kurz bei einigen die nördlich der Alpen liegen schreiben was es so zu sehen gibt:
-Carnuntum: War die größte Römerstadt auf österreichischem Boden und ist wohl auch der spektakulärste Besichtigungsort. Hier findet man nachgebaute Römische Villen, direkt auf den Überresten der ehemaligen Stadt. Gemacht wurde das anlässlich der Niederösterreichischen Landesausstellung 2011 und war auch nicht ganz frei von Kritik, finde aber es ist schon gut wenn es was gibt wo man mehr herzeigen kann als nur Mauern. Jemand der sich nicht so stark für Geschichte interessiert ist mit einer Burg meist schneller zu begeistern, als mit den Mauern einer römischen Anlage und so hat man auch was zu vorzeigen, im Nachbarort Bad-Deutsch-Altenburg gibt es auch noch ein Museum und in Petronell-Carnuntum steht natürlich auch noch eines der römischen Wahrzeichen Österreichs, das Heidentor.
-Vindobona: Unter dem heutigen Wien, hier gibt es ein nicht allzu großes, aber sehr interessantes Römermuseum am Hohen Markt (liegt in der Gegend zwischen Stephansplatz und Schwedenplatz). Sehr auffällig ist auch die Ausgrabungsstelle direkt vor der Hofburg.
-Comagena: Heute Tulln in Niederösterreich. Geht man den sehr schönen Weg an der Donau entlang trifft man auf den „Römerturm“. Ein sehenswerter Überrest aus der Römerzeit, jedoch nicht der einzige. Hinterm Römermuseum (das für interessierte auch sehr empfehlenswert ist) kann man weitere römische Ausgrabungen betrachten.
-Cetium: Heute St. Pölten, hier wurde lange nicht wirklich viel gefunden. Der Grund: Die heutige Altstadt liegt direkt über dem Antiken Cetium. Einige Zeit lang konnte man am Domplatz Ausgrabungen beobachten, doch ich weiß nicht ob die nicht wieder zugeschüttet werden/wurden. Infos zu dieser Zeit findet man auch im Stadtmuseum.
-Favianis: Weiß jetzt nicht ob es damals eine Stadt oder nur ein Kastell mit Siedlung war, auf jedem Fall gibt es auch in Mautern ein Römermuseum und einige römische Überreste zu sehen. War vor einigen Jahren mal dort. Mautern liegt fast gegenüber von Krems und in der Gegend der (wie ich finde immer wieder) wunderschönen Wachau.
-Lauriacum: Heute Enns. Leider hat man auch hier vieles Überbaut, aber na ja nicht jede Stadt hat ein mittelgroßes Einkaufszentrum außerhalb der Innenstadt, aber viele römische Ausgrabungen. Oder hat man da etwas verwechselt bei der Planung? So nachdem ich jetzt hier wieder mal meinem Ärger darüber geschrieben habe zur Frage was es zu sehen gibt: Unter der Kirche Lorch befinden sich Reste von Lauriacum, diese kann man sich bei einer Führung ansehen. War schon ein paar mal dabei ist immer recht interessant. Dann gibt’s auch noch das Museum Lauriacum und geht man aufmerksam durch Enns findet man auch noch den einen oder anderen Hinweis. 2018 ist in Enns eine Landesausstellung zum Thema.
-Ovilava: Heute Wels: Im ehemaligen Minoritenkloster findet man etliches über die Antike und auch Fundstücke.
-Passau: Zum Schluss geht’s noch raus aus Österreich, nach Bayern, in Passau gibt’s ein Römermuseum das ich sehr interessant in Erinnerung habe. Dieses befindet sich nicht direkt in der Innenstadt, sondern südlich des Inns (nur ein Stück entfernt von der Innenstadt, nicht allzu weit).
So das waren nun einige der Römerstädte in Österreich nördlich der Alpen auf die anderen (die Südlichen, aber auch Iuvavum) werde ich später noch kurz eingehen. Falls jemand Lust bekommen hat was zu besichtigen und noch eine Frage hat, helfe gerne weiter. Auch wenn ich nach wie vor finde das diese Zeit mehr Beachtung verdient hätte, gibt’s etliches zu sehen
(22.10.2014 14:51)WDPG schrieb: [ -> ] (20.10.2014 16:46)Suebe schrieb: [ -> ]Arae Flaviae
Ist das auch dort wo du mal geschrieben hast das du ein Römerfest besuchen wirst?
./.
Nö, das war in einer Villa Rustica.
Der "üblichen" römischen Siedlungsform im Land zwischen Rhein Neckar und Donau.
http://www.villa-rustica.de/
genauer da.
(22.10.2014 14:51)WDPG schrieb: [ -> ] (20.10.2014 16:46)Suebe schrieb: [ -> ]Arae Flaviae
Ist das auch dort wo du mal geschrieben hast das du ein Römerfest besuchen wirst?
Sehr interessant erscheint mir auch das Römermuseum in Augsburg zu sein, Fundstücke findet man dort ja reichlich. Leider hatte ich nicht die Zeit mir dieses anzusehen.
So weit ich weiß, ist das Römermuseum Augsburg geschlossen! Wegen Baufälligkeit...untergebracht war das Museum mehr schlecht als recht in einer ehemaligen Kirche.
Die Römerstadt Augsburg hat sowieso das Handikap, dass sie weitgehend unter der heutigen Altstadt Augsburgs begraben ist und nur, wenn eine Baugrube ausgehoben wird, eine Chance besteht, im "Römischen" nachzuschauen. Da die Altstadt Augsburgs aber eine recht alte Altstadt ist, wird da recht selten was ausgehoben...man hat also kaum eine Handvoll Funde aus der ehemaligen Provinzhauptstadt, und die chronisch klamme Stadt will auch nicht so recht einsehen, für die Präsentation der römischen Vergangenheit Geld auszugeben.
Dabei hat die Römerstadt Augsburg einiges zu bieten. Begonnen hat sie als Lager eine Militäreinheit. Auf dem hochwassersicheren Höhenrücken, der von der Wertach und dem Lech eingerahmt wird, befand sich neben dem Militärlager auch noch eine (vemrutlich ältere) Zivilsiedlung, die bald durch römsiche Siedler vergrößert wurde. Als die Provinz Rätien gesichert war, verlegte man die Hauptstadt der Provinz aus dem in sicherer Entfernung von allen Streitigkeiten mit Kelten und/oder Germanen gelegenen Kempten (das als Römerstadt damit älter ist als Augsburg, das wiederum als neben Trier zweitälteste Römerstadt Deutschlands gilt...) an den Lech. Hier hatte sich in der Zwischenzeit (= zwischen 15.V.Chr. und dem Ende des 1.Jhs.n.Chr.) eine "richtige" Römerstadt mit allem Drum und Dran entwickelt (z.B. Thermen). Diese Stadt umfasste die heutige Altstadt zwischen Fischertor und Dom - die christliche Kirche befand sich also am Rand der Stadt. Dann kam ein offenes Gelände, und dann erst ein in christlicher Zeit angelegter Friedhof, aus dessen Kirche sich die heutige Kirche St.Ulrich-und-Afra entwickelte.
Dass die hl.Afra übrigens wircklich gelebt hat und in Ausgburg ihr Martyrium erlebte, ist unsicher. Jedenfalls hat sich um sie und ihre (angebliche?) Grabstätte ein Kult gebildet. In dem Friedhof wurde auch ein Bischofsstab gefunden, der aus der "Zwischenzeit" stamm, die zwischen der Römerzeit einerseits und dem ersten fundierten Nachweis eines Augsburger Bischofs stammt. Damit scheint also gesichert, dass sich in Augsburg tatsächlich ein antikes Bistum durchgehend erhalten hat (das hat man bis dahin immer angezweifelt).
Mit der Verlegung der Provinzhauptstadt nach Augsburg bekam die Provinz Rätien auch eine überregionale Handelsstraße spendiert, die Via Claudia.
Augsburg florierte und wurde eine der bedeutendsten Städte des römischen Germanien. Nicht einmal die Germaneneinfälle des 3.Jhs. konnten der Stadt ernsthaft etwas anhaben, sie überlebte den Untergang des Weströmischen Reiches und blieb Hauptstadt von Rätien, auch als die Provinz zu einem Teil des bairischen Herzogtums wurde. Höchstwahrscheinlich hatte sie das der Tatsache zu verdanken, dass hier einer der wenigen Bischofssitze war, der den römischen Niedergang überdauerte. Dieser wiederum verdankt sein Überleben der sicheren Lage auf dem Lechhochrain, der römischen Ummauerung und nicht zuletzt der Wallfahrt zum Grab der hl.Afra.
VG
Christian
Meine Römerstadt liegt im Nordwesten von Frankfurt a.M., im Stadtteil Heddernheim und wurde in den dreißiger Jahren von Stadtbaurat May bebaut (Straße In der Römerstadt). Man ist sich heute darüber einig, daß man damals wenig Rücksicht auf römische Funde genommen hat. Anders war es in den sechziger Jahren, als die Nordweststadt in den Stadtteilen Heddernheim und Niederursel gebaut wurde. Da wurden zahlreiche römische Hinterlassenschaften ausgegraben und sichergestellt, z.B. ein Mithrasaltar, der jetzt im historischen Museum steht. Mithras war bei den römischen Legionären sehr beliebt.
Leider kennt man den Namen der römischen Stadt, die nicht so ganz unbedeutend in Germanien war, bis heute nicht. Als Arbeitstitel wird sie nach dem Flüßchen Nidda (keltisch) als Nida bezeichnet.
Passend zum Thema gibt es eine Ausstellung des Landesmuseums Württemberg
http://www.landesmuseum-stuttgart.de/aus...um-von-rom
Stadtleben zu Zeiten Roms rechts und links des Rheins.
Mal sehen, wenn es am nächsten Wochenende schlechtes Wetter gibt, geh ich mal hin, wenn nict, der Winter ist dann lange.
Werde ich berichten.
Das eine oder andere Forenmitglied kommt bestimmt auch hin, ein "Berichtchen" wäre doch Super.
(22.10.2014 16:09)913Chris schrieb: [ -> ] (22.10.2014 14:51)WDPG schrieb: [ -> ]Ist das auch dort wo du mal geschrieben hast das du ein Römerfest besuchen wirst?
Sehr interessant erscheint mir auch das Römermuseum in Augsburg zu sein, Fundstücke findet man dort ja reichlich. Leider hatte ich nicht die Zeit mir dieses anzusehen.
So weit ich weiß, ist das Römermuseum Augsburg geschlossen! Wegen Baufälligkeit...untergebracht war das Museum mehr schlecht als recht in einer ehemaligen Kirche.
Die Römerstadt Augsburg hat sowieso das Handikap, dass sie weitgehend unter der heutigen Altstadt Augsburgs begraben ist und nur, wenn eine Baugrube ausgehoben wird, eine Chance besteht, im "Römischen" nachzuschauen. Da die Altstadt Augsburgs aber eine recht alte Altstadt ist, wird da recht selten was ausgehoben...man hat also kaum eine Handvoll Funde aus der ehemaligen Provinzhauptstadt, und die chronisch klamme Stadt will auch nicht so recht einsehen, für die Präsentation der römischen Vergangenheit Geld auszugeben.
........
Danke für die interessante Info. Muss mich also nicht leid sehen das ich keine Zeit dafür hatte. Das mit dem Chronisch Klamm, weiß nicht genau warum aber ein bisschen habe ich den Eindruck das man das merkt.
Das die ehemalige Römerstadt direkt unter der Altstadt liegt das kommt auch bei manchen österreichischen Städten vor. Etwas St. Pölten oder Salzburg.
(28.10.2014 22:28)WDPG schrieb: [ -> ]Das die ehemalige Römerstadt direkt unter der Altstadt liegt das kommt auch bei manchen österreichischen Städten vor. Etwas St. Pölten oder Salzburg.
Ja, und Köln und Regensburg und...
Is eigentlich logisch, wenn die Stadt nicht irgendwann aufgegeben oder verlagert wurde. Trotzdem sind die Funde aus Augsburg auffällig rar. Im Gegensatz zu anderen Römerstädten hat man in Augsburg lange nicht sonderlich drauf geachtet. Die Fuggerzeit hat das überlagert, vermute ich mal.
VG
Christian
(22.10.2014 15:33)WDPG schrieb: [ -> ]So das waren nun einige der Römerstädte in Österreich nördlich der Alpen auf die anderen (die Südlichen, aber auch Iuvavum) werde ich später noch kurz eingehen. Falls jemand Lust bekommen hat was zu besichtigen und noch eine Frage hat, helfe gerne weiter. Auch wenn ich nach wie vor finde das diese Zeit mehr Beachtung verdient hätte, gibt’s etliches zu sehen.
Auch südlich der Alpen gibt es einiges an Sehenswerten aus der Zeit der Römer in Österreich. Auch hier gab es einiger Römerstädte:
-Iuvavum: Liegt eigentlich nördlich der Alpen passte mir beim letzten Posting aber nicht ganz ins Konzept. Funde zu finden und auch zu präsentieren ist hier nicht einfach, denn Iuvavum lagt genau dort wo heute die Altstadt in Salzburg liegt. Hinweisschilder findet man zwar z.B. am Mönchsberg, aber sonst findet man kaum Reste der Römerzeit.
Bin mir jetzt nicht ganz sicher ob die Katakompen von St. Peter nicht bereits aus der Römerzeit stammen.
-Virunum: War die Hauptstadt der Provinz Noricum, es lag zuerst auf dem Magdalensberg und hatte keltische Wurzeln, später wurde es ins Tal abgesiedelt. Ob von der Siedlung im Tal noch Reste existieren weiß ich nicht, von der Siedlung auf dem Magdalensberg gibt es noch einiges zu sehen. Hier befindet sich ein sehr schöner Archäologiepark (war bei meinem Kärntenurlaub im Jahr 2009 dort).
-Teurnia: War ebenfalls eine sehr bedeutende Römerstadt auf heute Kärntner Boden, meines Wissens nach war Teurnia in der Spätzeit sogar Provinzhauptstadt. Heute heißt die Gegend St. Peter im Holz und liegt Westkärnten in der Gegend von Spital an der Drau. Noch mehrere Fundorte wie imposante Reste frühchristliche Kirchen oder Teile der Stadtmauer sind zu sehen. Außerdem existiert hier noch ein Römermuseum.
-Aguntum: Liegt beim heutigen Lienz in Osttirol. Dort existiert ein Archäologiepark, bei dem sich in den letzten Jahren viel getan hat und der auch gut beworben wird. Ein Museum wurde angelegt (war in der heutigen Form im Jahr 2003 als ich das erste mal nach Aguntum kam noch nicht vorhanden), eine Aussichtsplattform bietet nicht nur einen guten Überblick, sondern auch noch interessante Infos. Gut zu sehen sind die Überreste einer Römischen Therme.
-Lavanter-Kirchbichl: Nicht allzu weit weg von Lienz kann man Reste aus einer spätantiken Siedlung betrachten. Diese befinden sich auf einem Hügel. Man geht eine Straße entlang und bekommt au dieser extrem viel geboten. Unter anderem ein kleines Archäologiemuseum, die Überreste von Antiken Bauten und die Reste einer frühchristlichen Kirche. Daneben findet man auch noch etliches aus der Zeit des Mittelalters. Wer ganz rauf geht, wird dann auch noch mit einer herrlichen Landschaft belohnt. Außerdem findet man auf dem Hügel noch 2 kleinere aktuelle Kirchen.
-Flavia Solva: Lag südlich von Graz, zu sehen gibt es noch einige Mauerreste aus Antiker Zeit.
Fazit: Spektakuläres aus dem Mittelalter findet man leichter, als Archäologische Fundstücke aus der Antike. Aber sieht man genauer hin, findet man auch aus der Römerzeit einiges an sehenswertem in Österreich. Einen Anspruch auf Vollständigkeit stelle ich hier nicht, es handelt es sich hauptsächlich um Kurzvorstellungen von Museen, Archäologieparks usw. die ich mir großteils zumindest bereits angesehen habe. Noch nicht gesehen habe ich z.B. die Reste von Brigantium im Bregenzer Ölrain (wird nachgeholt wenn ich wieder mal in die Gegend kommen sollte).
Nochmals zu Augsburg.
Hat man nicht neulich (die letzten 5 Jahre) in Augsburg einen Friedhof bei einer spätantiken christlichen Kirche erforscht, der von der Römerzeit der Spätantike über die Vöklerwanderungszeit bis ins Mittelalter belegt wurde.
Was einerseits erstens eine Kontinuität von Christen nachweist, andererseits eine recht hohe Zahl an keltisch-römischer Restbevölkerung die die Völkerwanderung überstanden hat, beweist.
(06.11.2014 16:27)Suebe schrieb: [ -> ]Nochmals zu Augsburg.
Hat man nicht neulich (die letzten 5 Jahre) in Augsburg einen Friedhof bei einer spätantiken christlichen Kirche erforscht,
Das muss die Ausgrabung sein, die ab 2008 auf dem Gelände des Neubaus der Diakonissenklinik stattfand. An den Kosten von ca. 1 Mio euro beteiligte sich die Stadt zu 50%.
Aber die Funde in einem zentralen Depot zu sammeln, dafür reichte dann das Geld nicht mehr...
Allerdings ist auch 2013 bei Bauarbeiten am Vincentinum (auch ein Krankenhaus...) ein spätantiker Friedhof entdeckt worden.
Gefunden wird immer wieder was, auch was Großes, aber die Stadt macht daraus zu wenig.
VG
Christian
Meine Römerstadt wäre ja die Stadt in Gründung Waldgirmes, zu der es aber schon eine Disskussion gibt.
Eine Besonderheit war ja, das es in der Nähe mit Wetflaria und der Dünsberg-Großstadt schon germanische Städte gab. Die Dünsbergstadt wurde von den Römern zerstört, weil sie sich wohl dem Machtanspruch Roms nicht völlig unterwarf. Waldgirmes überdauerte als römische Stadt auch nicht lange, blieb aber ein germanisches Dorf.
Merkwürdig ist, das der Name beider Städte nicht überliefert wurde. Die Römer überlieferten auch nichts über die anderen Ubierstädte an der Lahn o. in der Wetterau, obwohl sie unter ihrem Einfluß standen oder kann man aus Girmes einen römischen Namen rekonstruieren?
Normalerweise hätte man erwarten können, das Cäsar in Bella Gallikum den Weg der römischen und ubischen Truppen beschrieben hätte, indem er die Städte beschrieben hätte, an denen sie vorbeizogen o. von den Sueben befreiten.
Meine Römerstädte-eine allein reicht mir nicht - liegen hier dicht an dicht
Zuerst Mogontiacum/Mainz-Hauptstadt der Provinz Germania Superior
Wir haben hier das Castrum als Standort von mindestens zwei Legionen-Hauslegion ist die Legio XXII Primigenia Pia Fidelis , dazu kommt eine weitere Legion Dort liegt auch der Drusus-Kenotaph
Unterhalb des Castrum befand sich die Zivilstadt mit Römerbrücke,Thermen Amphietheater und dem größten römischen Theater nördlich der Alpen.mit Platz für über 10.000 Zuschauer sowie dem ehemals höchsten Aquädukt in Germanien.
Hinzu kamen zwei Rheinhäfen und diverse vici im Umland,die teilweise mit Lagern für Auxilliartruppen gekoppelt waren.Jenseits der Römerbrücke gab es ein weiteres Kastell.
für Details verweise ich auf den WIKI-Eintrag Mogontiacum.
Umgeben war Mogontiacum von zahlreichen villae rusticae sowie von weiteren mit Kastellen ausgestatteten kleineren Städten:
Bingium (Bingen), Altiaia (Alzey) , Cruciniacum (Bad Kreuznach).Borbetomagus (Worms),Confluentes (Koblenz)
Eine Besonderheit von (Köln)Deutz, (Bonn)Mühlheim, Bonn und Köln ist es ja, das es sich um systematische germanische Stadtgründungen handelte, wobei Köln von Anfang an die Dimension einer damaligen Großstadt hatte. Die Römer erklärten sie dann viel später zu römischen Städten. Es handelte sich nicht um römische Gründungen.Nach ihrem Sieg über die Sueben breiteten sich die Ubier nach Westen und Osten aus. Sie besiedelten auf eigne Faust das entvölkerte Eburonenland. Die Römer legalisierten dann die Ansiedlung und gaben sie als eigne Idee aus.