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Normale Version: Der wehrhafte Wal in der Weltgeschichte-Walfanggeschichte und -geschichten
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Moby Dick ist jedem belesenen Menschen ein Begriff- aber gestern gab es eine
hochinteressante Sendung zum historischen Hintergrund(Terra X:Aufstand der wale/Moby Dicks wahre Geschichte)
Vorlage für Melvilles Buch war der Untergang des Walfängers Essex am 20-November 1820 bei 0° 41′ 0″ S, 118° 0′ 0″ W, durch den Angriff eines Pottwals.
Und das war nichr der einzige Fall,wo Schiffe durch Pottwale versenkt wurden.
Weitere bekannte Fälle waren die Lydia,,die John Jay,die Pusie Hall die Two Generals , die Pocahontas , die Ann Alexander und die Union- alle ereigneten sich Anfang/Mitte des 19.Jahrhunderts im Pazifik und gingen offenbar auf das Konto alter Pottwalbullen,die gezielt Walfangmutterschiffe angingen und versenkten.Und in der Nordsee wurde die Waterloo ebenfalls durch einen Pottwal versenkt
Mocha Dick,Don Miguel,Timor Jack, Fighting Joe, New Zeeland Tom. O´Morquam.Spotted Tom, wurden die berüchtigsten unter ihnen genannt. die im Pazifik von Japan bis Chile "Schiffe versenken" übten
-die Folge war,dass die Versicherungsprämien für Walfänger exorbitant stiegen, denn nur sie und nicht etwa auch normale Handelsschiffe waren von den Angriffen betroffen-

Das ganze erinnerte mich an eine Stelle des römischen Historikers Prokop-auch dieser berichtete von einem Wal, Porphyrios geheissen, der offenbar im östlichen Mittelmeer und vor Byzanz einige Jahrzehte lang Schiffe vernichtete

Und Peder Claussen Friis ,domherr zu Stavanger und norwegischer Chronist berichtet in seiner 1592 erschienenen Beschreibung der Färöer-Inseln . einem damaligen Walfangzentrum in der Nordsee vomcetus diabolicum,dem Trold-Hval ,der ebenfalls Schiffe angriff und versenkte.


Mich würde interessieren ob Euch noch weitere Vorfälle dieser Art aus der Geschichte bekannt sind und ob sich daraus ein Muster ableiten lässt
Nein, kenn ich nicht, aber faszinierend ist deine Sammlung allemal.
Männliche Pottwale rammen sich doch bei Paarungskämpfen gegenseitig mit dem Kopf? Dieses Verhalten liegt vermutlich dem "Schiffeversenken" zugrunde. Und da Pottwale wie die allermeisten Zahnwale vermutlich auch schlau (und aggressiv) sind, haben sie rausgekriegt, wer sie da andauernd jagt und sind zum Gegenangriff übergegangen.

VG
Christian
Grauwale waren als "Teufelsfische" im Nordpazifik gefürchtet, vor allem Kühe die ihre Kälber verteidigten. Es gab sie früher auch im Nordatlantik, aber die wurden rasch ausgerottet. Man konnte sie in der Frühzeit ähnlich wie die gleichfalls fast erledigten Nordkaper vom Strand aus harpunieren, so küstennah kamen sie einst. Der Grauwal wurde vor über 200 Jahren nach einem subfossilen Skelett an der schwedischen Ostsee erstmals wissenschaftlich beschrieben. Erst Jahrzehnte später bemerkte man, dass die Art zumindest im Pazifik noch existiert.
Die führenden europäischen Walfänger der Anfangszeit waren die Biskayer (Basken), Färinger und Friesen
besonders baskische Harpuniere waren gesuchte Spezialisten.

Allmählich verlagerte sich der Walfang dann immer weiter in den Nordatlantik,zuletzt nach Spitzbergen, wo es im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit teilweise große saisonale Walfangstationen gab.
Mitte des 17 Jahrhunderts lagen in der Saison teilweise bis zu 400 Schiffe verschiedenster Nationen in den Buchten von Spitzbergen und bis zu 15.000 Mann arbeiteten auf den Fangbooten und in den Trankochereien. Und natürlich gab es Kaperungen und Piraterie.Berüchtigte Piraten wie Jean Barth und sogar Korsaren aus den Barbareskenstaaten hatten es auf die Walfänger abgesehen.
Schiffe wie der Adler von Lübeck, das Wappen von Hamburg, der Leopoldus Primus, König Salomons Gericht,oder die Admiralität von Hamborg waren eigens zum Schutz der Walfänger gebaute Konvoischiffe denen es gelang die Konvois wirksam gegen Übergriffe zu sichern
Welcher Rohstoff war es eigentlich, der die Waljagd so attraktiv machte?
Lebertran? Wohl eher nicht.
Das Walöl für die Lampen? Schon eher.

Aber noch im 2.Weltkrieg kaperten deutsche Handelsstörer Walfangflotten, als es längst Glühbirnen gab.
Es war hauptsächlich das Öl. Aus der Erde holte man damals noch nichts. Außerdem begehrt: Fischbein (die Barten), z.B. für Korsettstangen. Ambra (aus den Innereien des Pottwals) als Parfümgrundstoff (Moschus). Eigentlich verarbeitete man so ziemlich alles.

@zaphod schreibt, dass sich der Walfang allmählich "verlagerte". Das musste sein, weil die europäischen Jagdgründe vor der Haustür schnell leergeschossen waren. Großwale vermehren sich nunmal nicht wie Karnickel.
In der Antike traf es wohl als erstes die Mittelmeerwalpopulation, die war im Mittelalter schon nicht mehr existent, dann den Biskayabestand und die Spitzbergenpopulation bis Ende des 17 Jahrhunderts
Hallo, das muss man nach Arten trennen. Im Mittelmeer gab es historisch keine reproduzierende Großwale, die begehrten Nordkaper pendelten zwischen Mauretanien und Nordmeer, aber immer harpunengerecht küstennah. Heute nur noch pazifische Grauwale kamen wohl sogar in die Ostsee. Pottwale gibt es im Mittelmeer heute noch, aber die hielten sich klugerweise und artgerecht an die Tiefsee.
Furchenwale wie Blau- und Finnwal waren früher nicht zu erbeuten. Sie sind sehr schnelle Schwimmer und sinken, anders als langsame öltriefende Glattwale (Nordkaper, Grönlandwal) tot sofort unter. Das änderte sich mit moderner Harpunenkanone im späten 19. Jahrhundert, die zugleich Pressluft in den getroffenen Wal jagte, damit er schwimmen blieb.
So machen es die Norweger und Japaner entgegen internationales Recht heute, ist ja angeblich uralte Tradition den Spass notfalls im Südpolarmeer weiter zu pflegen...
(04.03.2015 00:51)Triton schrieb: [ -> ]./.

Aber noch im 2.Weltkrieg kaperten deutsche Handelsstörer Walfangflotten, als es längst Glühbirnen gab.

Jan Wellem hieß das großdeutsche Walfangmutterschiff, das in Narvik auf die Zerstörer wartete.
Vollgepackt mit der ganzen Logistik für das "Narvik-Unternehmen" der Kriegsmarine.
Zitat:Pottwale gibt es im Mittelmeer heute noch, aber die hielten sich klugerweise und artgerecht an die Tiefsee.

offenbar nicht immer - der Porphyrius genannte Wal, der die byzantinische n Schiffe angriff war wohl so ein Mittelmeer-Pottwal und die Geschichte von Jona und dem Wal ist wohl auch vor diesem Hintergrund zu sehen.

Zitat:Aber noch im 2.Weltkrieg kaperten deutsche Handelsstörer Walfangflotten, als es längst Glühbirnen gab.
Das hatte auch einen Grund: Walöl war ursprünglich nötig, um Nitroglycerin und verwandte Sprengstoffe herzustellen
Krieg gegen die Walfangflotten gab es übrigens schon früher-im amerikanischen Bürgerkrieg versenkten alleine die CSS Alabama und die CSS Shenandoah um die 90 Walfangschiffe der Union l
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