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Normale Version: Beton, der Baustoff Roms Presseschau
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Es ist altbekannt, es ist unumstritten.
Und trotzdem verwundert es immer aufs neue.

Die Römer bauten in Beton
http://www.spiegel.de/spiegelgeschichte/...55192.html

aus dem Lnk
Zitat:Nun, es ist Beton. Das Pantheon zählt zu den prominentesten Beispielen antiker Baukunst, die aus jener praktischen Mixtur von Kies, Sand, Wasser und Zement bestehen, mit der der Mensch inzwischen Autobahnbrücken und Hochhäuser baut. Und wer die Relikte von Aquädukten und Arenen, Straßen, Tempeln und Badeanstalten, all jener großen Ingenieurbauwerke des Imperium Romanum, mit der nötigen Tiefenschärfe betrachtet, der wird um eine nüchterne Erkenntnis nicht herumkommen: Rom hat ein Weltreich in Beton gegossen.
Weiß man eigentlich, wie die Römer auf den Trcik mit dem Beton gekommen sind? Zufall, beim Mischen von Mörtel in der Gegend von Pozzuoli? Oder wieder mal ein Erbe der Etrusker?
(01.10.2015 16:29)913Chris schrieb: [ -> ]Weiß man eigentlich, wie die Römer auf den Trcik mit dem Beton gekommen sind? Zufall, beim Mischen von Mörtel in der Gegend von Pozzuoli? Oder wieder mal ein Erbe der Etrusker?

Meines Wissens kam das von den Phöniziern über die Griechen zu den Römern. Müsste man aber mal genauer nachprüfen.
Hmmm..stimmt, jetzt erinnere ich mich, davon auch mal gelesen zu haben. Hat nicht Herodes seinen Hafen von Ceasarea mit unter Wasser aushärtendem Beton gebaut?
Ich habe mal gehört, das die Römer sogar Tierblut in den Beton gemischt haben.
Ist da was wahres dran? Weiß jemand etwas darüber?
Würde mich mal sehr interessieren, ob da was wahres dran ist.

lg Aurora
Hab da jetzt auf dei Schnelle nichts darüber gefunden, aber vorstellen könnte ich es mir schon. Das geronnene Blut könnte die Eigenschaften des Zements verbessert haben, etwa in der Hinsicht, dass dadurch der "Selbstheilungsprozess" verstärkt worden sien könnte. Die Beigabe von Vulkanasche oder Mehl aus gebranntem Ziegeln verhinderte, dass Risse größer wurden bzw. bewrikte, dass sich Risse wieder schlossen. Tierblut als Zutat könnte ähnliche Eigenschaften gehabt haben...oder auch nur dazu beigetragen haben, dass der Beton länger formbar blieb....ich bin da Laie, ist hier irgendwo ein Bauingenieur oder Maurer unter den Forumsmitgliedern? Wink

VG
Christian
(06.12.2015 14:50)913Chris schrieb: [ -> ]Hab da jetzt auf dei Schnelle nichts darüber gefunden, aber vorstellen könnte ich es mir schon. Das geronnene Blut könnte die Eigenschaften des Zements verbessert haben, etwa in der Hinsicht, dass dadurch der "Selbstheilungsprozess" verstärkt worden sien könnte. Die Beigabe von Vulkanasche oder Mehl aus gebranntem Ziegeln verhinderte, dass Risse größer wurden bzw. bewrikte, dass sich Risse wieder schlossen. Tierblut als Zutat könnte ähnliche Eigenschaften gehabt haben...oder auch nur dazu beigetragen haben, dass der Beton länger formbar blieb....ich bin da Laie, ist hier irgendwo ein Bauingenieur oder Maurer unter den Forumsmitgliedern? Wink

VG
Christian

Es geht beim Beton um das Thema Luftporen. Man vermutet, daß früher Tierblut als Luftporenbilder verwendet wurde.
https://de.wikipedia.org/wiki/Luftporenbildner
Peter Heather erwähnt auch in seinem Buch "Der Untergang des Römischen Weltreiches", dass Symmachus
Beton herstellen ließ, in dem Wein unter gemischt wurde. Das hatte beim römischen Volk Unmut ausgelöst,
aber Symmachus wurde dann erstmal nach Trier gesandt..

Mit Wein das wusste ich, aber nicht mit dem Blut im Beton.

Vielen Dank.
Im Mittelalter wurden in den Speis/Mörtel auf Kalkbasis Eiweisstoffe z.B. als Eier o. Quark gemischt, damit er härter, haltbarer und länger zu verarbeiten war. Chemisch erklären kann ich es nicht. Die Mörtelfugen halten schon Jahrhunderte. Ob der heutige Mörtel o. Beton besser ist, wird angezweifelt.
(07.12.2015 14:54)Paul schrieb: [ -> ]Im Mittelalter wurden in den Speis/Mörtel auf Kalkbasis Eiweisstoffe z.B. als Eier o. Quark gemischt, damit er härter, haltbarer und länger zu verarbeiten war. Chemisch erklären kann ich es nicht. Die Mörtelfugen halten schon Jahrhunderte. Ob der heutige Mörtel o. Beton besser ist, wird angezweifelt.

Ja, man hatte auch teilweise Pferdehaare beigemischt hatte mir mal eine Historikerin erzählt. Das war besonders hier in DE - wenn nicht in ganz Europa? Wie es aber in weiteren Gebieten ausschaute, weis ich aber auch nicht.
Wobei die Pferdehaare vielleicht verbindend gewirkt haben, durch ihre zugfestigkeit und Länge...
nicht vielleicht, sondern aus diesem Zweck, wie mir bekannt ist.
So war nicht nur die Haltbarkeit, sondern auch die Zugfestigkeit garantiert.
(09.12.2015 19:18)Aurora schrieb: [ -> ]nicht vielleicht, sondern aus diesem Zweck, wie mir bekannt ist.
So war nicht nur die Haltbarkeit, sondern auch die Zugfestigkeit garantiert.

Achtung, Beton ist als Baustoff, auch wohl damals schon nicht auf Zugfestigkeit ausgelegt, sondern auf Druckfestigkeit. Eine Verbesserung der Zugspannung kann durch bewehrten Beton erreicht werden. Doch kann der Vergleich mit beigemischten Pferdehaar nicht im gleichen Masse mit einem Bewehrungsstahl von heute gleich gesetzt werden.

Ergo, der damalige "Beton" hatte nur sehr geringe Zugfestigkeit bis gar keine!
Hi Köbis17:
ich meinte auch Druckfestigkeit. Zugfestigkeit ist ein falscher Ausdruck (weis auch nicht, wie ich drauf gekommen bin!)
Zur Ergänzung meines Textes: Pferdehaare wurden oft bei Fachwerkbauten (Mittelalter) verwendet.
Aber das weicht jetzt bissel vom Thema ab.
(09.12.2015 19:45)Aurora schrieb: [ -> ]Zur Ergänzung meines Textes: Pferdehaare wurden oft bei Fachwerkbauten (Mittelalter) verwendet.
OT:
Aber dabei geht es um die Ausfachung, daß hat mit einem Baustoff Beton wenig zu tun.
In einer Lehmstakung z.B. wurden auch Tierhaare als Bindemittel verwendet.
Vielleicht hatte das beimischen von Tierhaaren auch einen natürliche Wärmedämmung zur folge ...
Ich hab mal von meinem Vater einen Text darüber gesendet bekommen. Der Text erklärt einiges zum Beton

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Erstaunliche Materialeigenschaften: Während Meerwasser moderne Betonkonstruktionen mit der Zeit zermürbt, stärkte es den geheimnisvollen Baustoff der antiken Hafenanlagen: den römischen Beton. Forscher haben nun Einblicke gewonnen, was hinter dieser begehrenswerten Eigenschaft des antiken Materials steckt: Die mysteriöse Rezeptur führt zu einem Material, das in Kontakt mit Salzwasser kristalline Substanzen ausbildet, welche die marinen Strukturen zunehmend widerstandsfähig machten. Dieser Effekt könnte helfen, auch heutige Zement- und Betonsorten haltbarer zu machen, sagen die Forscher.

In der Antike war man sich über die besonderen Eigenschaften des Gussmauerwerks offenbar durchaus bewusst. Um 79 n. Chr. schrieb der römische Gelehrte Plinius der Ältere: "Es entsteht eine einzige Steinmasse, die für die Wellen undurchdringlich ist und jeden Tag stärker wird". Er hat nicht übertrieben: Einige römische Hafenkonstruktionen haben 2000 Jahren Brandung standgehalten und sind noch heute zu bewundern. Sie stehen nun im Zentrum der Aufmerksamkeit eines Forscherteams um Marie Jackson von der University of Utah in Salt Lake City.

Das Fundament der Architektur – seit der Antike
Grundsätzlich ist bekannt, dass die alten Römer für ihren Baustoff zunächst einen Zement aus vulkanischer Asche, Kalk und Meerwasser herstellten. Diese Kombination führte zur sogenannten pozzolanischen Reaktion, benannt nach der Stadt Pozzuoli in der Bucht von Neapel. Anschließend gaben die Römer Vulkangestein hinzu, um Beton zu erzeugen.
Dieses Gießmauerwerk setzten sie beim Bau vieler Konstruktionen ein, etwa beim Pantheon und den Trajans-Märkten in Rom, aber eben auch bei massiven marinen Strukturen.

Bis heute bildet Beton buchstäblich das Fundament der Architektur. Der moderne Portland-Zementbeton hat zwar hervorragende Eigenschaften, doch besonders resistent gegenüber Meerwasser ist er nicht: Moderne Betonbauten werden im Meer mit der Zeit mürbe und zerfallen. "Die Alkali-Kieselsäure-Reaktion ist eine der Hauptursachen für die Zerstörung von Portlandzementbeton-Strukturen", sagt Jackson. Bereits seit Jahren untersucht die Wissenschaftlerin deshalb die bemerkenswerte Haltbarkeit des römischen Betons. Sie und ihre Kollegen konnten bereits zeigen, dass in dem marinen Beton eine außergewöhnlich seltene kristalline Aluminiumverbindung steckt, die für die Strukturstärke verantwortlich zu sein scheint. Für die aktuelle Studie haben die Forscher nun erneut Bohrkerne aus antiken Hafenstrukturen mit modernen Analysemethoden untersucht.

Ein verlorenes Rezept
Sie konnten nun detailliert nachweisen, dass sich in der Zement-Matrix Aluminium-Tobermorit-Kristalle und ein verwandtes Mineral - Phillipsit - gebildet haben. Das Erstaunliche: Eigentlich müssten für die Bildung dieser Stoffe hohe Temperaturen nötig gewesen sein. Doch bei der Herstellung in der Antike war das nicht der Fall. Etwas anderes muss dazu geführt haben, dass die Mineralien bei niedriger Temperatur gewachsen sind, nachdem der Beton gehärtet war. "Niemand hat Tobermorit bei 20 Grad Celsius produziert - außer den Römern", sagt Jackson.

Offenbar löste eindringendes Meerwasser in den Betonstrukturen Komponenten der Vulkanasche auf und ermöglichte dann die Bildung von Al-Tobermorit und Phillipsit. Ihre Kristalle ähneln denen in vulkanischen Gesteinen, erklären die Forscher. Sie besitzen Formen, welche die Zement-Matrix enorm verstärken und damit den Widerstand des Betons gegenüber Brüchen erhöhen.

Doch warum nutzt man dann nicht einfach den Römer-Beton für moderne marine Strukturen? Ein weitere Vorteil wäre nämlich auch, dass bei seiner Herstellung weniger Kohlendioxid-Emissionen entstehen. "Das Rezept ist verloren", sagt Jackson. Aus alten römischen Texten und auch aus Materialanalysen geht nicht eindeutig hervor, wie man den Beton herstellt. Die Forscher arbeiten deshalb nun an einem Ersatzrezept. Dieser neue-alte Beton könnte aber wohl kaum den modernen Portlandzement generell übertrumpfen, betonen die Wissenschaftler: Der römische Beton braucht Zeit, um die Stärke aus dem Meerwasser zu entwickeln und weist eine geringere Druckfestigkeit auf als die moderne Version. Für bestimmte marine Anwendungsbereiche könnte er allerdings erneut zu einem Garant der langfristigen Haltbarkeit avancieren.

Quelle:
• University of Utah
© wissenschaft.de - Martin Vieweg
03.07.2017
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