Bis vor 10-15 Jahren zogen am 5. Dezember abends Kinder mit roten Jacken, Ruten und Nikolaus-Masken durchs Städtchen.
Gingen in Läden, haben an Haustüren geklingelt. Sagten Verschen auf:
"Ich bin der Niklaus Köng,
gebt mir nicht zuwenig
lasst mich nicht zu lange stehn
ich muss ein Häuslein weiter gehen"
Und haben die Gaben in ihrem Säckchen verstaut.
Man nannte den Brauch "Bettel-Sante-Kloas", woraus ich schließe, dass er schon sehr lange geübt wurde, denn dies ist eine sehr altertümliche Dialektform, so mindestens 150 Jahre nicht mehr gebräuchlich.
Andererseits war das "Standart-Verschen" s.o. in Standart-Deutsch, woraus ich schließe, dass der Brauch auch andererwärts üblich war.
Entstanden wäre der Bauch, damit arme Kinder, deren Eltern ihnen nichts zum Niklaus-Tag schenken konnten, auch eine "Freude" haben konnten.
Der Grund, dass meine Mutter mir den "Bettel-Sante-Kloas" kategorisch untersagte, dabei fühlteich mich soooo arm
Von diesem Brauch zu Nikolaus höre ich zum ersten Mal. Wenn es ein alter Brauch ist, dann vermutlich ein sehr regional begrenzter.
(07.12.2015 09:26)Uta schrieb: [ -> ]Von diesem Brauch zu Nikolaus höre ich zum ersten Mal. Wenn es ein alter Brauch ist, dann vermutlich ein sehr regional begrenzter.
Das ist interessant.
In der "Rottweiler-Ecke" völlig unbekannt.
Dann hat mich das Verschen in Standart-Deutsch in die Irre geführt.
In der Regional-Literatur, Kreisbeschreibung von 61, Geschichte der Stadt von 25, 37 und 1977, der letzten 90 Jahre finde ich gar nichts dazu.
Komisch.
Dieser Brauch scheint irgendwie von der Bremer Ecke auf die Alb gelangt zu sein. Guckst du mal unter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sunnerklauslaufen
Da findet sich in Platt auch der Vers, den du zitiert hast: Überliefert sind eine Reihe von plattdeutschen Nikolaussprüchen und -liedern, die oft einen markanten Kehrreim beinhalten. Zu den bekanntesten Sprüchen und Liedern gehören u. a.:[2]
„Sunnerklaus, de grote Mann
Kloppt an ale Dören an,
Lütte Kinner bringt he wat,
Grote steckt he in ’nen Sack.
Ick bün so’n lütten Schipperjung,
Mutt all mien Broot verdeen’n,
Den ganzen Dag in’t Water stan
Mit mine korten Been’n.
Halli, halli, hallo,
Nu geiht’t na Bremen to!“
„Nikolaus, der große Mann,
klopft an alle Türen an
Kleinen Kindern bringt er was,
große steckt er in den Sack.
Ich bin so ein kleiner Schiffsjunge
muss all mein Brot verdienen,
den ganzen Tag im Wasser stehen,
mit meinen kurzen Beinen.
Halli, halli, hallo,
Nun geht's gen Bremen zu!“
Eine weitere Strophe:
„Ick bün so’n lütten König.
Giff mi nich to wenig,
Loot mi nich to lange stohn,
Denn ick mutt noch wieder goon.“
„Ich bin so ein kleiner König.
gib mir nicht zu wenig,
laß mich nicht zu lange steh'n,
denn ich muss noch weiter geh'n.“
Jetzt f--- i nemme.
Nicht zu glauben.
Der "Bettel-Sante-Kloas" kommt mitsammt dem Verschen aus Bremen.
Dass dieser vermeintliche "uralte Schwäbische Brauch" anscheinend niederdeutsche Wurzeln hat.
Da wäre ich in 1.000 (tausend) Jahren nicht drauf gekommen.
Uta, ich danke Dir!
Ergo, die Welt ist schon "immer" kleiner als man denkt.
keine Ursache
,
sonst hilfst du mir immer
Das Wecken essen bei Todesfeiern ist ein alter germanischer vorchristlicher zumindest ubischer Brauch, der heute noch ohne den ursprünglichen Hintergrund in vielen Regionen praktiziert wird.
Ursprünglich wurde das Gebäck des Lebens gebacken und symbolisch der Gottessohn - Gott des Lebens verzehrt. Die Ähnlichkeit zu christlichen Bräuchen scheint ein Zufall zu sein?
(07.12.2015 20:58)Paul schrieb: [ -> ]Das Wecken essen bei Todesfeiern ist ein alter germanischer vorchristlicher zumindest ubischer Brauch, der heute noch ohne den ursprünglichen Hintergrund in vielen Regionen praktiziert wird.
Ursprünglich wurde das Gebäck des Lebens gebacken und symbolisch der Gottessohn - Gott des Lebens verzehrt. Die Ähnlichkeit zu christlichen Bräuchen scheint ein Zufall zu sein?
Aus eigenem (siehe weiter oben "Bettel-Sante-Kloas")
wäre ich sehr vorsichtig den einen oder anderen Brauch gleich in die Vorzeit zu verorten.
Bei uns ist übrigens typisch und bis heute üblich für den "Trauerkaffee" der Hefenkranz, der zum Kaffee gereicht wird.
(Und dann manchesmal auch noch mit dem einen oder anderen Viertele unterfüttert wird.)
Dein Bettel-Sante-Kloas erinnert mich an die Neujahrsbräuche in der Pfalz und in Rheinhessen
Dort ziehen bzw. zogen die Kinder früher am Neujahrsmorgen von Haus zu Haus mit dem Spruch:
prosit,Neijohr-Bretzel wie e Scheierdoor
Kuche wie e Owweplatt- werre alle Leit vun satt
und schossen das Neujahr an- ganz früher mit Pritschen und zu meiner Kinderzeit mit den beliebten Zündplättchenpistolen-
Und dafür erhielten sie dann früher Pfannkuchen,Kräppel oder Bretzel und später Schokolade oder Neujahrsgeld.
Nun frag ich mich,ob diese Bettelbräuche miteinander inirgendeinem Zusammenhang stehen
Möglicherweise könnte der Nikolausbrauch einen früheren Jahresanfang markieren,
Weihnachten galt ja bis ins 16.Jhdt in Mitteleuropa als Jahresanfang und im Jahre 1432 des muslimischen Kalenders fiel das Neujahrsfest auf die Nacht 6/7 Dezember-was uns zur weiteren Frage sarazenischer Vorstöße nach Schwaben führt-während des 9. und 10. Jahrhunderts wurden ja sarazenische Züge über die Alpen in die Schweiz unternommen, wo sie nachgewiesenermassen bis nach Chur und St. Gallen kamen
und da ist der Sueben Heimat ja auch nicht weit.
(08.12.2015 21:16)zaphodB. schrieb: [ -> ]Dein Bettel-Sante-Kloas erinnert mich an die Neujahrsbräuche in der Pfalz und in Rheinhessen
Dort ziehen bzw. zogen die Kinder früher am Neujahrsmorgen von Haus zu Haus mit dem Spruch:
prosit,Neijohr-Bretzel wie e Scheierdoor
Kuche wie e Owweplatt- werre alle Leit vun satt
und schossen das Neujahr an- ganz früher mit Pritschen und zu meiner Kinderzeit mit den beliebten Zündplättchenpistolen-
Und dafür erhielten sie dann früher Pfannkuchen,Kräppel oder Bretzel und später Schokolade oder Neujahrsgeld.
Nun frag ich mich,ob diese Bettelbräuche miteinander inirgendeinem Zusammenhang stehen
Möglicherweise könnte der Nikolausbrauch einen früheren Jahresanfang markieren,
Weihnachten galt ja bis ins 16.Jhdt in Mitteleuropa als Jahresanfang und im Jahre 1432 des muslimischen Kalenders fiel das Neujahrsfest auf die Nacht 6/7 Dezember-was uns zur weiteren Frage sarazenischer Vorstöße nach Schwaben führt-während des 9. und 10. Jahrhunderts wurden ja sarazenische Züge über die Alpen in die Schweiz unternommen, wo sie nachgewiesenermassen bis nach Chur und St. Gallen kamen
und da ist der Sueben Heimat ja auch nicht weit.
Sowohl Chur als auch St. Gallen liegen mitten in "der Sueben Heimat".
Dorten haben sie lediglich eine Lautverschiebung verschlafen, und nennen sich, res. ihren Dialekt seit J. P. Hebel "allemannisch".
Soweit es "knallt" und Peitschen mit im spiel sind, sind diese Bräuche ziemlich sicher nach den Türkenkriegen, also im 17. Jahrhundert entstanden.
Ich weiß jetzt nicht, inwieweit die Pfälzer da involviert waren, der Schwäbische Kreis ja überaus heftig. Und, wie gesagt die Peitschen und "Karbatschen" die seither bei manchen Festen eine Rolle spielen, werden in die Zeit verortet.
Bei uns gab es bis in die 60er hinein, den Brauch, dass man am Neujahrsmorgen Patenonkel und Patentante besuchte, und den nen ein "Gesundes Neues Jahr" wünschte.
"Neu Johr a waischa"
War mir immer "wies Dreck fressa" mein Patenonkel unterhielt sich immer so gern über Schulnoten und da war bei mir "nix zu punkten"
hätte er wenigstens einmal den Feiertagsfrieden halten können.... aber sein Sohn war "immer" Klassenbester und ich das Gegenteil...
und diese Dinge schmiert man einem halt gern aufs Butterbrot....
bei meiner Patentante wars lustiger, ihr Mann hat sich am Altjahrabend regelmäßig einen kräftigen Haarbeutel angeschafft und so verlief der Besuch immer überaus fröhlich.
(06.12.2015 22:03)Suebe schrieb: [ -> ]Bis vor 10-15 Jahren zogen am 5. Dezember abends Kinder mit roten Jacken, Ruten und Nikolaus-Masken durchs Städtchen.
Gingen in Läden, haben an Haustüren geklingelt. Sagten Verschen auf:
"Ich bin der Niklaus Köng,
gebt mir nicht zuwenig
lasst mich nicht zu lange stehn
ich muss ein Häuslein weiter gehen"
Und haben die Gaben in ihrem Säckchen verstaut.
Man nannte den Brauch "Bettel-Sante-Kloas", woraus ich schließe, dass er schon sehr lange geübt wurde, denn dies ist eine sehr altertümliche Dialektform, so mindestens 150 Jahre nicht mehr gebräuchlich.
Andererseits war das "Standart-Verschen" s.o. in Standart-Deutsch, woraus ich schließe, dass der Brauch auch andererwärts üblich war.
Entstanden wäre der Bauch, damit arme Kinder, deren Eltern ihnen nichts zum Niklaus-Tag schenken konnten, auch eine "Freude" haben konnten.
Der Grund, dass meine Mutter mir den "Bettel-Sante-Kloas" kategorisch untersagte, dabei fühlteich mich soooo arm
Das kenne ich auch bis vor ca. 3 oder 4 Jahren..(?) kamen Kinder an diesem Tag und sagte den Spruch so ungefähr auch auf. Ich denke mir aber, das dieser Brauch sich langsam verliert.
Ich fand es immer echt putzig, wenn die Kinder vor unserer Tür standen. Dann hatte ich immer eine Süßigkeit bereit.
Suebe,bei uns waren es keine Peitschen sondern Pritschen,wie sie auch in der Fassenacht verwendet wurden, damit konnte man vor <erfindung der Zündplättchen auch schön Krach machen.
(06.12.2015 22:03)Suebe schrieb: [ -> ]Bis vor 10-15 Jahren zogen am 5. Dezember abends Kinder mit roten Jacken, Ruten und Nikolaus-Masken durchs Städtchen.
Gingen in Läden, haben an Haustüren geklingelt. Sagten Verschen auf:
"Ich bin der Niklaus Köng,
gebt mir nicht zuwenig
lasst mich nicht zu lange stehn
ich muss ein Häuslein weiter gehen"
Und haben die Gaben in ihrem Säckchen verstaut.
Man nannte den Brauch "Bettel-Sante-Kloas", woraus ich schließe, dass er schon sehr lange geübt wurde, denn dies ist eine sehr altertümliche Dialektform, so mindestens 150 Jahre nicht mehr gebräuchlich.
Andererseits war das "Standart-Verschen" s.o. in Standart-Deutsch, woraus ich schließe, dass der Brauch auch andererwärts üblich war.
Entstanden wäre der Bauch, damit arme Kinder, deren Eltern ihnen nichts zum Niklaus-Tag schenken konnten, auch eine "Freude" haben konnten.
Der Grund, dass meine Mutter mir den "Bettel-Sante-Kloas" kategorisch untersagte, dabei fühlteich mich soooo arm
(07.12.2015 09:26)Uta schrieb: [ -> ]Von diesem Brauch zu Nikolaus höre ich zum ersten Mal. Wenn es ein alter Brauch ist, dann vermutlich ein sehr regional begrenzter.
(07.12.2015 09:52)Suebe schrieb: [ -> ] (07.12.2015 09:26)Uta schrieb: [ -> ]Von diesem Brauch zu Nikolaus höre ich zum ersten Mal. Wenn es ein alter Brauch ist, dann vermutlich ein sehr regional begrenzter.
Das ist interessant.
In der "Rottweiler-Ecke" völlig unbekannt.
Dann hat mich das Verschen in Standart-Deutsch in die Irre geführt.
In der Regional-Literatur, Kreisbeschreibung von 61, Geschichte der Stadt von 25, 37 und 1977, der letzten 90 Jahre finde ich gar nichts dazu.
Komisch.
(07.12.2015 10:41)Uta schrieb: [ -> ]Dieser Brauch scheint irgendwie von der Bremer Ecke auf die Alb gelangt zu sein. Guckst du mal unter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sunnerklauslaufen
Da findet sich in Platt auch der Vers, den du zitiert hast: Überliefert sind eine Reihe von plattdeutschen Nikolaussprüchen und -liedern, die oft einen markanten Kehrreim beinhalten. Zu den bekanntesten Sprüchen und Liedern gehören u. a.:[2]
„Sunnerklaus, de grote Mann
Kloppt an ale Dören an,
Lütte Kinner bringt he wat,
Grote steckt he in ’nen Sack.
Ick bün so’n lütten Schipperjung,
Mutt all mien Broot verdeen’n,
Den ganzen Dag in’t Water stan
Mit mine korten Been’n.
Halli, halli, hallo,
Nu geiht’t na Bremen to!“
„Nikolaus, der große Mann,
klopft an alle Türen an
Kleinen Kindern bringt er was,
große steckt er in den Sack.
Ich bin so ein kleiner Schiffsjunge
muss all mein Brot verdienen,
den ganzen Tag im Wasser stehen,
mit meinen kurzen Beinen.
Halli, halli, hallo,
Nun geht's gen Bremen zu!“
Eine weitere Strophe:
„Ick bün so’n lütten König.
Giff mi nich to wenig,
Loot mi nich to lange stohn,
Denn ick mutt noch wieder goon.“
„Ich bin so ein kleiner König.
gib mir nicht zu wenig,
laß mich nicht zu lange steh'n,
denn ich muss noch weiter geh'n.“
(07.12.2015 17:47)Suebe schrieb: [ -> ]Jetzt f--- i nemme.
Nicht zu glauben.
Der "Bettel-Sante-Kloas" kommt mitsammt dem Verschen aus Bremen.
Dass dieser vermeintliche "uralte Schwäbische Brauch" anscheinend niederdeutsche Wurzeln hat.
Da wäre ich in 1.000 (tausend) Jahren nicht drauf gekommen.
Uta, ich danke Dir!
Ergo, die Welt ist schon "immer" kleiner als man denkt.
Es hat mir - natürlich - keine Ruhe gelassen.
Den Brauch kennen alle meine Referenzen seit ihrer frühesten Kindheit. Aber mehr war "durch Zeitzeugen Befragung" nicht zu erfahren.
Ich hatte so ein bißchen vermutet, dass der "Bettel-Sante-Kloas" in den Notjahren im und nach dem 1. Weltkrieg aufgekommen war.
Aber dazu gab es nun auch überhaupt keine Hinweise. Im Gegenteil, es wurde von den "Zeitzeugen" explizit ausgeschlossen, "das war schon in meiner Kindheit ein uralter Brauch".
In der Regional-Literatur wie geschrieben, nichts.
Lediglich bei Dr. Hermann Bizer, "Teilfinger Heimatbuch" von 1950, "Nikolaus spielt und spielte wohl schon immer keine Rolle. Dagegen in Truchtelfingen seit Jahrhunderten gepflegt". Disclaimer, Truchtelfingen ist seit den 20er Jahren nach Tailfingen eingemeindet. Was sich mit Utas Statement deckt. Bräuche sind offensichtlich überaus kleinräumig üblich oder unbekannt.
Nun ist mir mein Bücherregal eingefallen
und ich habe "Von Amtsstuben, Backhäusern und Jahrmärkten Nachschlagebuch zum Dorfalltag im alten Württemberg + Baden"
herausgezogen.
Und Frau Bischoff-Luithlen hat unter Nikolaus 5./6. Dezember eine halbe Seite hintergründiges zu bieten.
In kürze:
So ist der Brauch vermutlich im "Weichbild" von Klosterschulen entstanden, und ist bereits im beginnenden 16. Jahrhundert nachgewiesen.
Die Klosterschüler haben unter sich für den Tag einen "Bischof Nikolaus" erwählt der mit zwei Gehilfen durch den Ort zog
Und! sowohl als "schenkend" wie auch als "Gaben einsammelnd" wobei das "Gaben einsammeln" nicht als Bettel galt und gesehen wurde, sondern als Steuereinzug für den Bischof Nikolaus!
Woher die Gestalt des "Knecht Ruprecht" oder schwäbsich "Pelzmärte" kommt ist dagegen unklar. Wobei es vermutlich Bezüge "Pelzmärte" - Heiliger St. Martin gibt.
Soo, jetzt bin ich nicht unzufrieden mit mir.
(16.12.2015 19:38)Suebe schrieb: [ -> ]./.
So ist der Brauch vermutlich im "Weichbild" von Klosterschulen entstanden, und ist bereits im beginnenden 16. Jahrhundert nachgewiesen. ./.
Das ist interessant. Da müsste man doch mal schauen, ob für die Alpirsbacher, Hirsauer, Bebenhausener und Maulbronner ähnliches zu berichten ist. Die waren nach der zweiten Kirchenordnung alle zu Klosterschulen umgewandelt worden, wobei die Hirsauer bereits um 1692 nicht mehr vor Ort waren. Die Frage wäre, ob es sich weiterhin um einen lokal begrenzten Brauch EINER Klosterschule oder von Klosterschulen im Allgemeinen handelt.
Ich versuche mich mal umzuhören, die Literatur gibt bei uns dazu - soweit ich durch bin - nichts her, aber es gibt hier ein paar Experten.
(16.12.2015 19:38)Suebe schrieb: [ -> ]Soo, jetzt bin ich nicht unzufrieden mit mir.
So sei es!
(16.12.2015 20:24)Uta schrieb: [ -> ] (16.12.2015 19:38)Suebe schrieb: [ -> ]./.
So ist der Brauch vermutlich im "Weichbild" von Klosterschulen entstanden, und ist bereits im beginnenden 16. Jahrhundert nachgewiesen. ./.
Das ist interessant. Da müsste man doch mal schauen, ob für die Alpirsbacher, Hirsauer, Bebenhausener und Maulbronner ähnliches zu berichten ist. Die waren nach der zweiten Kirchenordnung alle zu Klosterschulen umgewandelt worden, wobei die Hirsauer bereits um 1692 nicht mehr vor Ort waren. Die Frage wäre, ob es sich weiterhin um einen lokal begrenzten Brauch EINER Klosterschule oder von Klosterschulen im Allgemeinen handelt.
Ich versuche mich mal umzuhören, die Literatur gibt bei uns dazu - soweit ich durch bin - nichts her, aber es gibt hier ein paar Experten.
(16.12.2015 19:38)Suebe schrieb: [ -> ]Soo, jetzt bin ich nicht unzufrieden mit mir.
So sei es!
Bleiben wir mal bei der Bischoff-Luithlen
Sie schreibt: bei Sebastian Franck 1534 ist zu lesen "An Sanct Niklas wählen die Schüler under yn ein Bischof zwen Diakon, die wehrten in yhren ornaten mit einer prozession in die kirchen geleytet, biß das Amt für ist, alsdann geht der Niclas Bischoff mit all seiem Hofgesinde zu singen für die heußer, und das heißt nit gebettelt, sunder dem Bischoff ein steuer gesammelt...."
aaO Seite 188
Weiter schreibt Frau Bischoff-Luithlen, dass der Nikolaustag auch in der Zimmerischen Chronik für 1516 belegt wäre für einen Ritter von Hasenweiler
"er wellt auch einmal St, Nikolaus sein und in seinem Dorf under der pauren döchter umbher terminieren...."
OT: Ich war gerade auf der Website des Narrenvereins von Hasenweiler, es ist ein Ortsteil von Horgenzell bei Ravensburg.
Die Narren scheinen nix von dem Ritter und seinen "Terminen" bei den pauren döchtern zu wissen.
Der Ritter von Hasenweiler war wohl ein arger Schelm...
So wie das klingt, hätt er sich wohl besser "von Karnickelweiler" genannt....*lach*
(25.12.2015 12:21)913Chris schrieb: [ -> ]Der Ritter von Hasenweiler war wohl ein arger Schelm... So wie das klingt, hätt er sich wohl besser "von Karnickelweiler" genannt....*lach*
Tja die Zimmerische chronik,
da stehen Sachen drin, wenn ich die hier ohne Quellenangabe zitieren würde,
man täte mich auf Lebzeiten sperren.
Ein Kerl mit so einer schmutzigen Fantasie - igittigitt
Aber so ists Weltliteratur und Kulturerbe, also Sakrosant.
Muss ich mal gelegentlich ein paar Schwänke nacherzählen.
zB Den mit der Erzherzogin in Rottenburg die dem Fasnettreiben zum Fenster hinaus zuschaute....
Oh Backe, da krieg ich schon vor dem schreiben einen roten Kopf
Ein Maien ist ein Bäumchen, meist Birke im ersten Laub oder Knospen. Schön geschmückt mit Bändern und ähnlichem scönen Zierrat.
Den hat man bei der Angebeteten auf dem Dach plaziert.
Die in aller Regel auch wusste, wer ihn "gesteckt" hat und darüber durchaus erfreut war. (meistens)
Wobei, es gab auch den "wüsten Maien" einen verdorten hässlichen Baumkrüppel auf das Dach gepflanzt... was vermutlich keine Freude erregte.
Dies habe ich aber im "Echtbetrieb" nie erlebt.
Aber einmal, ein einziges Mal war ich dabei als ein Maien gesteckt wurde:
Eines Abends am 30. April vor vielen vielen Jahren, kommt der "Joe" in die Stammkneope, und fragt ob jemand mitgeht, er will der "Susanne" mit der er "ging" einen Maien steclen.
Der Suebe war da natürlich sofort mit dabei.
Wir wurden bemerkt, der Vater der "Beglückten" tobte ums Haus herum durch den Garten wie "Muoths wildes Heer" (Muoth ist der Wotan der Schwaben)
nun, es war ein Siedlungshaus aus den frühen 50ern, einstockig, ich bin vom Dach gehüpft, über den Zaun und war weg.
Wie der Anstifter der Aktion sich gerettet hat, weiß ich gar nicht mehr, er ging auf alle Fälle der Konfrontation mit dem wütenden Vater auch erfolgreich aus dem Weg.
Wieder in der Stammkneipe erfuhr ich dann auch warum der Vater der "Bemaiten" so wütend war, es war seit ein paar Tagen "Schluss" bei den beiden, unter irgendwie weniger schönen Umständen. Weiß ich aber nicht mehr so recht. Was die ganze Aktion in ein doch schiefes Licht rückte.
So weit so gut, es wurde natürlich herzlichst gelacht, ein paar auf den Schock gehoben.
Am andern Morgen noch mitten in der Nacht so elf Uhr rum, rief die "Susanne" bei mir an, "wenn der Maien nicht um 12 runter wäre täte ihr Papa die Polizei holen"
meine Mutter, die richtigerweise vermutete, dass ihr Jüngster noch nicht so richtig verhandlungsfähig wäre, hat das Gespräch gar nicht weiter "verbunden" sondern hat der jungen Dame rundheraus gesagt, wenn der Maien ihrem Papa nicht gefalle, soll er ihn gefälligst selbst runter holen.
Und das Gespräch beendet.
Anschließend hat sie mir gewaltig "den Rost runtergemacht" von wegen sich mit "blöden Hennen einzulassen" und "der größte Depp" der keine "Normale" findet, und ähnliche Koseworte benutzte sie, die meiner empfindsamen Seele sehr weh taten...
Und ich hatte große Mühe ihr klarzumachen, dass die "Susanne" mich so gar nichts angehe, und noch nie angegangen wäre.
Was sie schließlich glaubte, aber mit den Worten quittierte von wegen "noch dümmer"....
Das "Maien stecken" hatte bis vor ein paar Jahren noch eine weitere Bedeutung.
Die Lausbuben, zwischen 8 und 12 haben in dieser Nacht, besser am Abend des 30. April gewisse Sachen angestellt. Harmlose meist.
Insbesondere Lehrerinnen und Lehrer waren natürlich Zielscheibe solcher Scherze, Gartentürle wurden ausgehängt, Holzbeigen wor Haustüren aufgehäuft, und ähnliche Sachen.
Für den Sueben war das in den kritischen Jahren 8-12 zweifellos der höchste Feiertag im Jahr.
Nun ist in den letzten 5 Jahren auch dieser Brauch fast ausgestorben. Leider und sehr bedauerlich. Wobei in den letzten Jahren wurde da öfter Ketchup an Hauswände geschmiert und ähnliches, da fehlt einem dann schon das Verständnis.
Unserem Schultes haben sie allerdings dieses Jahr Bahngeleise vor dem Haus verlegt, einschließlich Signal, das im Viertelstundentakt gewarnt hat,
Man kann also noch hoffen.