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Normale Version: Cheops-Pyramide
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Hallo liebes Forum,

heute früh habe ich eine Doku bei Phoenix gesehen, die mich beschäftigt - und ich frage mich, wie viele Menschen bei dem Bau der großen Pyramide von Gizeh, die als Grabmal des Königs dienen sollte, wohl ihr Leben lassen mussten. Ich kann mir gut vorstellen, das diese (Knochen)Arbeit, die Steinblöcke von mehreren Tonnen Gewicht, Stück für Stück hochziehen mussten, die Menschen zermürbt hatten.
Zu der Zeit ca. 2600 - 2500 v. Chr. standen den Arbeitern ja keine Technik zur Verfügung, über die wir heutzutage verfügen.
Ich kann mir auch vorstellen, das viele Menschen schon allein vor Erschöpfung gestorben sind beim Bau der größten Pyramide, die zu den sieben Weltwundern der Antike gezählt werden.
Und .. könnte das auch stimmen, das der Baumeister im obersten Abschnitt mit eingeschlossen wurde, um das nicht die Struktur des Baus bekannt werden sollte?
Gibt es hierüber spezielle Quellen?
Könnte mir jemand hierzu etwas sagen bitte? Oder mir hierzu ein Buch empfehlen?
Dafür wäre ich sehr dankbar.

lg Aurora
Also, eingemauert wurde da gar niemand...und wenn, dann bei der "grundsteinlegung" (falls die Ägypter sowas gehabt haben) und dann wohl auch kein Mensch (mehr; in prädynastischer Zeit und während der ersten paar Dynastien waren Menschenopfer wohl schon noch üblich, aber m.W. nicht mehr während der 4.Dynastie der "Pyramidenbauer"). Und vor Erschöpfung gestorben ist da auch niemand, im Gegenteil. Wenn da gestorben wurde, dann bei "normalen" Unfällen, wie sie bei so einem Bau immer vorkommen können.

Die Fachleute, die das ganze Jahr an den Pyramiden arbeiteten, waren hochbezahlte Spezialisten, für die extra eine Siedlung angelegt worden ist (auch um zu verhindern, dass Spezialwissen an die Öffentlichkeit gelangte, und wohl auch schon deswegen, um die Plänte der Pyramide nicht zu publik werden zu lassen, man rechnete offensichtlich schon während des Baus mit Grabräubern aus den eigenen Reihen) und denen es an gar nichts fehlte, im Gegenteil, die Pyramidenarbeiter lebten weit besser als der Durchschnittsägypter.
Während der Überschwemmungszeit war der Pyramidenbau dann eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die Bauern, die in dieser Zeit nicht auf den Feldern arbeiten konnten. Die Bauern rissen sich um die Arbeit an den Pyramiden, aus drei Gründen:
- die Arbeit war nicht so sonderlich viel schwerer als die Arbeit auf den Feldern. Vergiss die Bilder von peitschenschwingenden Aufpassern, das ging nicht, weil die Arbeiter da sofort weg gewesen wären...
- die Arbeit wurde entlohnt, für Speis und Trank war gesorgt. Und zwar relativ reichlich, die schwere Arbeit fraß ja Unmengen an Kalorien.
- die Arbeit galt quasi als Gottesdienst. Der Pharao galt im Alten Reich ja noch als auf die Erde gekommener Gott, nicht wie in späteren Zeiten als bloße Verkörperung eines Gottes oder wie im Neuen Reich als in göttlichem Auftrag herrschender Mensch, der nach dem Tod zum Gott werden würde. Am Grabmal eines Gottes mitzuarbeiten galt also wahrscheinlich in etwa so, wie wenn Katholiken eine Wallfahrt nach Jerusalem, Santiago oder Rom machen.

Über die Schwere der Arbeit streiten sich im übrigen noch die Gelehrten. Versuche haben ergeben, dass sich sechs Mann zwar anstrengen müssen, so einen Schlitten mit einem mehrere Tonnen schweren Steinblock zu bewegen, aber sie müssen sich nicht übermäßig anstrengen, die Physik macht´s möglich.
Darüber hinaus weiß man noch gar nicht, wie die Steine überhaupt auf die Pyramide kamen. Speziell für die oberen Bereiche ist man sich noch nicht im klaren, wie die nötigen Rampen ausgesehen haben könnten...Wink

VG
Christian
Erstmal ganz lieben Dank für deine AntwortWilted_rose

(26.12.2015 12:41)913Chris schrieb: [ -> ]Also, eingemauert wurde da gar niemand...und wenn, dann bei der "grundsteinlegung" (falls die Ägypter sowas gehabt haben) und dann wohl auch kein Mensch (mehr; in prädynastischer Zeit und während der ersten paar Dynastien waren Menschenopfer wohl schon noch üblich, aber m.W. nicht mehr während der 4.Dynastie der "Pyramidenbauer"). Und vor Erschöpfung gestorben ist da auch niemand, im Gegenteil. Wenn da gestorben wurde, dann bei "normalen" Unfällen, wie sie bei so einem Bau immer vorkommen können.

Vor längerer Zeit hab ich mal einen Bericht gelesen, das der Baumeister mit im oberen Bau (Kuppel mit eingeschlossen wurde, um die Bauweise nicht nach außen dringen konnte. Die Bauart war wohl geheim. Na villt. war es auch ein Bericht, der nicht glaubwürdig gewesen ist. War ja auch ohne Quellenangabe. Nur das mir das noch im Hinterkopf war/ist.
Die Struktur des Baus wurde geheim gehalten. Dazu mal eine Frage bitte:
Ist es andem, das die Pyramide durch die Entfernung unterhalb eines Bauteiles entfernt wurde und dadurch automatisch die Pyramide geschlossen wurde?

(26.12.2015 12:41)913Chris schrieb: [ -> ]Die Fachleute, die das ganze Jahr an den Pyramiden arbeiteten, waren hochbezahlte Spezialisten, für die extra eine Siedlung angelegt worden ist (auch um zu verhindern, dass Spezialwissen an die Öffentlichkeit gelangte, und wohl auch schon deswegen, um die Plänte der Pyramide nicht zu publik werden zu lassen, man rechnete offensichtlich schon während des Baus mit Grabräubern aus den eigenen Reihen) und denen es an gar nichts fehlte, im Gegenteil, die Pyramidenarbeiter lebten weit besser als der Durchschnittsägypter.

Das ist mir soweit auch geläufig, das es sich hier um hochrangige Spezialisten gehandelt hatte, für denen eine Siedlung gebaut wurde. Auch für die Arbeiter wurden Unterküfte geschaffen. Sie wurden gut ernährt; sogar kamen ihnen medizinische Hilfe zuteil (eben nach dem Stand der alten Ägypter)
Gewiss gab es auch gab es Grabräuber aus den eigenen Reihen. Das kann ich mir gut vorstellen, obwohl die Arbeiter (keine Sklaven!) gut bezahlt worden sind.

(26.12.2015 12:41)913Chris schrieb: [ -> ]Während der Überschwemmungszeit war der Pyramidenbau dann eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die Bauern, die in dieser Zeit nicht auf den Feldern arbeiten konnten. Die Bauern rissen sich um die Arbeit an den Pyramiden, aus drei Gründen:
- die Arbeit war nicht so sonderlich viel schwerer als die Arbeit auf den Feldern. Vergiss die Bilder von peitschenschwingenden Aufpassern, das ging nicht, weil die Arbeiter da sofort weg gewesen wären...
- die Arbeit wurde entlohnt, für Speis und Trank war gesorgt. Und zwar relativ reichlich, die schwere Arbeit fraß ja Unmengen an Kalorien.
- die Arbeit galt quasi als Gottesdienst. Der Pharao galt im Alten Reich ja noch als auf die Erde gekommener Gott, nicht wie in späteren Zeiten als bloße Verkörperung eines Gottes oder wie im Neuen Reich als in göttlichem Auftrag herrschender Mensch, der nach dem Tod zum Gott werden würde. Am Grabmal eines Gottes mitzuarbeiten galt also wahrscheinlich in etwa so, wie wenn Katholiken eine Wallfahrt nach Jerusalem, Santiago oder Rom machen.

So hatte ich es nicht gesehen *ehrlich.zugeb*. Die Pharaonen der Zeit wurden schon zu Lebzeiten divinisiert? Also direkt als ein Gott galt und nicht erst nach dem Tode?

(26.12.2015 12:41)913Chris schrieb: [ -> ]Über die Schwere der Arbeit streiten sich im übrigen noch die Gelehrten. Versuche haben ergeben, dass sich sechs Mann zwar anstrengen müssen, so einen Schlitten mit einem mehrere Tonnen schweren Steinblock zu bewegen, aber sie müssen sich nicht übermäßig anstrengen, die Physik macht´s möglich.
Darüber hinaus weiß man noch gar nicht, wie die Steine überhaupt auf die Pyramide kamen. Speziell für die oberen Bereiche ist man sich noch nicht im klaren, wie die nötigen Rampen ausgesehen haben könnten...Wink
VG
Christian

Obwohl eine sogenannte Physik schon derzeit vorhanden war, war doch die Arbeit unglaublich schwer. Man stelle sich vor, einen schweren Steinblock von mehreren Tonnen (rd. 50 Tonnen?) die Rampen hinauf zu ziehen.
Mich würde sehr interessieren wie viele Arbeiter überhaupt bei dem Bau der großen Cheopspyramide tätig (sicher waren es einige Hunterte) und ihr Leben gelassen haben.

lg Aurora Wink

Ich habe ein für mich interessantes Buch entdeckt, welches ich mir geordert habe.

[Bild: 510O3a95NEL._SX359_BO1204203200_.jpg]
Also, die meisten Steine wogen so zum die 2,5 Tonnen. 50 Tonnen wogen nur einzelne Steine, z.B. der Abdeckstein der Königskammer...
Die Maße waren etwa 1mx1mx1m, also 3 Kubikmeter Stein, und zwar meist Kalkstein oder Granit.

Dein Buch sieht einigermaßen alt aus, mit Verlaub.

Schau doch mal, ob du Toby Wilkinson: "Aufstieg und Fall des Alten Ägypten" von 2010 kriegst (ISBN 978-3-421-04346-7), das ist aktuell und wirklich erschöpfend (etwa 800 Seiten, von den frühesten Anfängen bis zu den Römern). Da steht z.B. auch drin, dass 4000 Mann reichten, nur um die Steine zu schleppen, weitere 4000 waren nötig, um die Rampen zu bauen und instandzuhalten, dazu kamen noch diverse Handwerker und dann noch Köche, Ärzte etc. für´s leibliche Wohl der Arbeiter. Insgesamt dürften nie mehr als an die 10.000 Mann gleichzeitig an der Pyramide gearbeitet haben. (mehr wären wohl auch nicht mehr zu versorgen gewesen...Wink

VG
Christian
Danke sehr Smile
Ja, stimmt, lieber Christian. Das Buch ist zwar eine alte Ausgabe, hat aber eine sehr gute Bewertung.
Hab ich mir deshalb (gebraucht und für wenig Geld) gekauft.

Ich habe bei A... 2 Bücher gefunden, aber keine Ausgabe von 2010. Schau mal... welches ratest du mir?

[Bild: z2xkzdni.jpg]

oder? Wird ja vom Inhalt beide gleich sein?

[Bild: x6i8mwg6.jpg]

Für jeden Hinweis/Tipp/Rat bin ich immer sehr dankbar.

lg Aurora
Scheint beides das gleiche buch zu sein., nur unterschiedliche Auflagen....das braune hab ich, da steht vorne was von 2010 drin, das sollte das jüngere sein....sieht auch moderner aus...Wink
Das dachte ich mir auch so (gleiches Buch), aber war mir nicht so ganz sicher. Hätte ja auch sein können, das im 2. Buch neue Erkenntnisse der Forschung vorhanden und somit eine neu überarbeitete Auflage sei.
Deshalb meine Frage.
Danke dir. Dann werde ich das 2. Buch (das Braune) nehmen.

lg Aurora Smile
Meine Empfehlung ist "Der Bau der Cheops-Pyramide - Nach der Rampenzeit" von Heribert Illig und Franz Löhner. Mit der Beifügung - Nach der Rampenzeit - zum Titel verweisen die Autoren auf den Umstand, dass nur für die unteren vielleicht 10-15 Steinlagen Rampen sinnvoll waren. Wer sich dieses Buch nicht gönnen will, kann auf der website von Franz Löhner sich die Ideen zum Bau schnell anschauen: cheops-pyramide.ch
Das "Hochwuchten von exakt behauenen 50t-Granitmonolithen" in der noch nicht begonnenen Bronzezeit bedarf massiver Hinterfragung.
Danke Rainer. Da schaue ich mal rein *neugier*

lese schon bissel. Scheint extrem interessant!!
Alles sehr schön, was man sich in den Jahren so überlegt hat, Leute,
aber auf Löhners Baupraktiker-Idee sind die alten Ägypter wohl eher nicht gekommen. Es scheint sich bis dato noch nicht herumgesprochen zu haben, dass sie doch wohl eine spiralförmige Rampe benutzt haben, nur nicht außen, sondern innen herum. Jemand hatte vor Kurzem diese Idee veröffentlicht. Das kam einem Wissenschaftler der französischen Expedition, die die Pyramide(n) 'durchleuchtet' hatten unter die Augen. Der nahm daraufhin Verbindung zum Ideengeber auf und hat ihm unveröffentlichte Fotos gezeigt, die genausoeine Struktur als schwache Linie in der Pyramide zeigten. Die Franzosen hielten das für einen (unerklärlichen) Bildfehler und hatten es deshalb nicht publiziert. Aber das war's wohl nicht!
Möglicherweise wurde auch kein Sand, sondern, wie in anderen Fällen auch, die reichlich vorhandenen Adoben (aus Nilschlamm) benutzt. An den Pyramidenecken könnten dann allerdings auf Rampenhöhe Blöcke erst zum Schluss (von oben nach unten) gesetzt worden sein, um Platz für das erforderliche 90°-Wenden der Blöcke zu haben. Da das mit Baufortschritt möglicherweise einen Rampentunnel erforderte, scheint mir dieses Baudetail noch nicht ganz geklärt zu sein. Man müsste die Pyramide also wohl auf Höhe dieser Linien anbohren...
Gruß, Lucius :-?
P.S.: Übrigens, Chris, 1mx1mx1m=1m³... Wink
*grins* danke, Lucius, dass du mich auf den Denkfehler aufmerksam gemacht hast....ich und Mathe, weißt? *lach*
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