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Normale Version: Tibetische Kultur
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Tibet - Das Dach der Welt mit ihrer eigenen Kultur liegt abgeschieden im Himalaja-Gebirge und hat schon vor dem 7. Jh. ihre eigenständigen Staaten. Ob es nun zu unserer Zeit China angeglichen ist, ist wohl völkerrechtlich umstritten.
(siehe dazu: Tibets Status). Doch derzeit existiert kein Staat bzw. keine internationale Organisation, die sich auf diplomatischer oder politischer Ebene aktiv für Veränderungen einsetzt. Seit 1959 besteht eine Tibetische Exilregierung, die international nicht anerkannt ist, aber von vielen Ländern unterstützt wird.

Bemerkenswert ist die vielfältige Tibetische Kultur von den tibetischen Festen bis hin zu den Himmelsbestattungen. Letzeres genannt scheint uns Europäern recht grausam, doch haben diese Rituale tiefe religiöse Hintergründe.
Sollte sich jemand einmal in Tibet befinden, sollten sie es lieber vermeiden, an einem derartigen Ritual beizuwohnen.

Was mich hierbei beim Lesen überrascht hat, ist deren Vorgehensweise.
Der Tote wird auf eine Art Plattform gelegt, die von Gebetsfahnen umgeben ist.
Ein sogenannter Tomden (ein tibetischer Bestatter) entkleidet die Leiche und schneidet sie von Kopf bis Fuß ein, so dass Fleisch und Knochen offen liegen.
Durch das Feuer aus Wacholderzweigen und der Geruch des Fleisches werden Geier angelockt, die auch von den Tibetern als Dakini (Himmelstänzer) verehrt werden. Diese Vögel bringen nach tibetischem Glauben die Seele eines Verstorbenen in den Himmel, und andere Lebewesen können von dem toten Körper profitieren.

Während sich die Geier sich über die Leichenteile hermachen, tritt der Tomden zunächst zurück und beginnt dann mit dem Zerstückeln des Skeletts. Den Geiern wirft er einzelne Teile zu. Anschließend pulverisiert er die verbleibenden Knochen. Der Schädel wird mit einem Stein zerbrochen, während der Tomden Mantras (heilige Verse) rezitiert. Das Gehirn vermischt er dann mit Tsampamehl und Knochenstaub, bevor er es den Geiern zum Fressen hinwirft.

Meine Frage hierzu: Wird es in Tibet mit jedem Toten so gehandhabt, oder nur bei sog. höher gestellten Personen bzw. Mönche? Kaiser? Oder auch unter dem Volk, sowie Bauern, Handwerker und dergl.?
Weis jemand mehr darüber? Das würde mich jetzt mal sehr interessieren.

lg Aurora
Ich kann Dir jetzt nicht Deine Frage beantworten, aber ich habe mal gelesen, dass diese (oder zumindest ähnliche) Bräuche in Kambodscha praktiziert wurden. Bei Angor Wat hat es einen Platz gegeben, an dem die Menschen ihre Leichen brachten und deren Körper den Geiern überlassen wurde. Deshalb ist es durchaus denkbar, dass in Tibet diese Bräuche auch vom gesamten Volk praktiziert wurden.
Könnte mit der Religion der https://de.wikipedia.org/wiki/Parsen zusammenhängen, ein Relikt des altpersischen Glaubens. Neuerdings klappt ihre Bestattung nicht mehr, weil Geier in Indien durch die Anwendung von Dichlorphenac in der Tiermedizin (bei uns in der Voltaren-Salbe) fast ausgestorben sind. Für die Aasvögel ist das pures Gift, fressen sie von damit behandelten Haustierkadavern, sterben sie an Nierenversagen.
Manche Indianer haben ebenfalls Himmelsbestattungen durchgeführt.
Im heutigen Tibet sind alle Begräbnisarten verbreitetet, d.h. neben der sogenannten Himmelsbestattung sind, wie überall, auch Erd- und Feuerbestattungen (auch Krematorien) üblich.

http://german.china.org.cn/culture/txt/2...677285.htm

Das die tibetische Himmelsbestattung mit den Parsen (Zoroastrismus) zusammenhängt, glaube ich nicht. Tibet ist durch und durch buddhistisch, wobei die Himmelsbestattung allerdings, so weit mir bekannt, im Buddhismus keine traditionelle Rolle besitzt.

Ursprünglich, so vermute ich, hatte die Himmelsbestattung sowieso keine religiöse Bedeutung und entstand lediglich aus praktischen Gründen, bedingt durch die im Hochland gefrorenen Böden und den Mangel an Brennholz. Dafür spricht, dass die Himmelsbestattung noch Anfang des 20. Jahrhunderts auch in der Mongolei verbreitet war.

Was an der Himmelsbestattung grausam sein soll, erschliesst sich mir nicht - schmutzig ja, aber grausam?
Auch wenn ich geschrieben habe, das ich den Vorgang einer tibetischen Bestattung gruslig finde, ist es nicht das wahre Wort. Klar. Aber trotz allem finde ich diese Bestattung außergewöhnlich und unheimlich.
Natürlich muss ich mir auch darüber im Klaren sein, das es hierfür tiefgreifende Gründe gibt.
Ich habe hierzu eine interessante Seite gefunden, die mir auch vieles erklärt hat. Weis aber nicht, ob diese
historisch ganz korrekt ist?

Der Ritus der Himmelsbestattung hat ihren Ursprung in der BOEN-Religion. Übersetzt heißt das "Beschwörung" und war der Vorgänger des Buddhismus, der wiederum dem Lamaismus der heutig praktizierten Religion vorausgeht. In der Boen-Religion sind magische Rituale, Tier und sogar Menschenopfer dazu benutzt worden die vielen nach Blut dürstenden Dämonen friedlich zu stimmen. Natur war heilig und somit unantastbar. Jedes geschaufelte Grab wäre eine Verletzung des Bodens gewesen. Mit der Zeit kamen praktische Überlegungen hinzu. Der felsige Untergrund war ungünstig für eine Erdbestattung, oft war der Boden gefroren und in den kargen Gebirgsgegenden fehlte das Brennholz für Leichenverbrennungen.

Weiter zum Lesen:

http://www.umdiewelt.de/Asien/Ostasien/T...tel-6.html
(02.06.2016 20:22)Aurora schrieb: [ -> ]Der Ritus der Himmelsbestattung hat ihren Ursprung in der BOEN-Religion. Übersetzt heißt das "Beschwörung" und war der Vorgänger des Buddhismus, der wiederum dem Lamaismus der heutig praktizierten Religion vorausgeht.

Gestatte, dass ich dich hier kurz korrigiere: Die Bön-Religion ist die alte naturanimistische Religion Tibets, der Buddhismus kam später aus Indien bzw. China dazu, als der tibetische König Songtsen Gampo 635 eine chinesische und eine nepalesische Prinzessin (beide Buddhistinnen, die eine eben indischer Prägung, die andere chinesischer Prägung) heiratete (später kam noch eine Prinzessin aus einem westtibetanischen Königreich namens Zhang-Zhung oder Shangshung dazu, die dem Bön-Glauben anhing).
Beide Religionen beeinflussten sich gegenseitig (u.a. wegen der Eroberung des westtibetanischen Bön-Königreichs durch Songtsen Gampo...Wink, so dass sich auf Seiten der Bön-Religion unterschiedliche Spielarten entwickelten (der "Alte Bön" ist noch die ursprünglichste, eben z.B. mit den erwähnten Begräbnisritualen, daneben gibt es noch andere, mehr vomm Buddhismus beeinflusste Richtungen wie den "Neuen bzw. Reformierten Bön" oder den "Ewigen Bön"), aber auch der tibetanische Buddhismus, der Lamaismus, ist ein vom Bön beeinflusster Buddhismus.
Danke für deine Korrektur, die ich auch gerne annehme.
Wie ich schon schrieb, war ich mir auch nicht ganz sicher, ob der Text, den ich gelesen habe, auch historisch korrekt ist?
Ich muss zugeben, das ich hierüber noch nicht viel weiß. Das werde ich aber ändern und mich mal darüber intensiv belesen..

lg Aurora
Aus europäischer Sicht ähneln sich Budismus und Bön.
(03.06.2016 12:41)Paul schrieb: [ -> ]Aus europäischer Sicht ähneln sich Budismus und Bön.

Bist du dir da sicher?

https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%B6n
(03.06.2016 12:41)Paul schrieb: [ -> ]Aus europäischer Sicht ähneln sich Budismus und Bön.

Abslolut nicht.
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