Forum für Geschichte

Normale Version: Auf welchen Handelsrouten würdet ihr gerne einmal reisen?
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Oder auf welchen seid ihr schon gereist? Was habt ihr erlebt?
Auf der guten alten Donaukreuzfahrt vielleicht?

Oder aber, auf welchen Handelsrouten würdet ihr gerne einmal wandeln? Und warum?



Auf mich hat die alte Königsstraße, die Via Regia eine seltsame Anziehungskraft. Ihr Name ist bekannt, ihre Route aber verknüpft Orte, die zumindest nicht die erste Geige spielen wenn man ihre Namen heute hört: Fulda, Eisennach, Bad Hersfeld, Jena, Naumburg Leipzig, Bautzen und dann bis Krakau oder Kiew.
Leider ist die Route zum Wandern recht umfangreich und vielleicht auch nicht sooo spannend. Zum Radeln aber großteils nicht geeignet. Mal sehen ob sich ein Kompromiss findet irgendwann! Smile


Ein weiteres Phänomen sind in diesem Zusammenhang die Flussradtouren denke ich. Fast jeder größere Fluss hat heute einen spezifischen Radweg: Weser, Main, Mosel, Saale, Elbe um nur einige zu nennen. Im Grunde sind die Flüsse ja jene Orte an denen sich die Städte ansiedelten. Freilich nicht nur wegen guter Erreichbarkeit, vielleicht spielte das sogar nur eine sekundäre oder gar tertiäre Rollen (nach Frischwasserzugang und Entsorgung). Dennoch verbinden Flüsse auf Perlenschnüren Städte mit teils herausragender Bedeutung.
Für mich gibt es wenig geeigneteres um Deutschland zu entdecken, als diese Flussradtouren, man sieht sowohl Landschaft und Städte, wie auch Dörfer, die vielleicht oft den wahren Charakter des Landstrichs zeigen, weil weniger protzig als eine Stadt. Von den kulturellen und historischen Schätzen auf dem Weg ganz abgesehen.
Im Grunde also moderne Handelswege des Wissens und Kennenlernens. Die Wege handeln Erkenntnisse über das Land und seine Schönheit in dem man lebt. Übrigens etwas was viele nicht kennen, dafür aber Thailand, Singapur und Mexiko.
Seid ihr schon welche gefahren?
Mehrfach, ganz spontan:

1.) zu Fuß vom schweizer Ort Hospental (sog. Urner Boden ) das ist ein Hochtal zwischen den Pässen Oberalb und Furka ) von dem nach Süden ein Tal zum St. Gotthard abgeht.
Ich bin auf dem alten römischen Pfad, im Talgrund rd. 10 km gelaufen, weil ich die eigentliche alte !!! Fahrstraße schon mehrfach früher mit dem Rad gefahren bin.
teilsweise überwachsen, an einigen Stellen das römische Pflaster freigespült.
Endet dann ca. 2 km vor der Passhöhe.
Auf Google Earth ist der Weg sehr gut zu sehen.
Er führt, immer leicht ansteigend, rechts des Talbaches hoch.

2.) Ob der Teil in der Ukraine, den ich gefahren bin, Via Regia heisst weis ich nicht, ich bin aber in der Ukraine auf einer Nebenstraße nach Kiew gefahren, die fast schnurgerade durch die Landschaft führte, und das über rd. 350 km, , also keine Autobahn oder Landstraße, eher wie ein gut ausgebauter Feldweg

Geht om Ort Kremenetz (das ist noch alte Rzeczpospolia ) ca. 8 km nach Süden, mit dem Hinweisschild Odessa 635 km (solche Entfernungen können einem schon das Fürchten lernen) und dann im rechten Winkel nach Osten.
Nach Osten, immer nach Osten, sehr wenig Orte berührend, aber alle mit einem mehr oder minder zerfallenen Schloss. es also ein sehr alter Handelsweg sein muss.
Wenn ich hier mal eine Empfehlung insbesondere für die Italien und Toskana-Liebhaber abgeben darf:

Die Via Francigena
http://de.wikipedia.org/wiki/Via_Francigena

insbesondere das Teilstück von Parma nach Siena.
Heute überwiegend "seitab" von den üblichen Touristenströmen, war es im Hochmittelalter der Weg der "Franken" nach Rom. Hier zogen die Ottonen und Stauferkaiser und verbreitete sich die "Pasta" nach Norden. Wink

Später verlagerten sich die Verkehrsströme wieder, so dass man hier überwiegend auf Nebenstraßen unterwegs ist.

Wie gesagt, sehr zu empfehlen.

WDPG

Eine Handelsroute die ich gerne irgendwann mal mit dem Rad zumindest ein Stück weit bereisen möchte ist die Donau. Konkret würde es mich mal reizen den Donauradweg von Linz nach Wien mit dem Rad zu befahren. Man kommt an etlichen extrem schönen Orten und Gegenden vorbei, etwa Grein, der Wachau, Tulln oder Klosterneuburg. Ich kenne diese Orte zwar, aber sie mit dem Rad zu befahren ist sicherlich ein tolles Erlebnis.

Einen konkreten Zeitpunkt für diese Reise habe ich nicht wirklich geplant.
(10.09.2012 22:43)Viriathus schrieb: [ -> ]Seid ihr schon welche gefahren?

Einige Flußstrecken bin ich schon entlanggradelt. Die Weser von Hann.-Münden bis Minden war die erste Tour und machte Lust auf mehr. Wie Perlen an der Weserschnur liegen die alten Orte.
Zuerst die Fachwerkstadt Hann. Münden, an der die Weser offiziell beginnt. http://de.wikipedia.org/wiki/Hann._M%C3%BCnden

Dann das barocke Karlshafen, ein frühneuzeitlicher Handelsort, mit dem die Hessen versuchten, Hann.-Münden Konkurrenz zu machen, beim lukrativen Stapelrecht. Karlshafen ist eine Willensgründung. Durch die Ansiedlung von Hugenotten und Waldensern und einen geplanten Kanal, wollten die Hessen den Handel von Hann.-Münden abziehen, was nicht gelang. http://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Karlshafen#Geschichte

In Höxter treffen zwei Fernstraßen auf die Weser, einmal der Hellweg, die alte West-Ostverbindung und die Route von Bremen nach Kassel. http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6xter#Geschichte
Schon zu Zeiten von Karl dem Großen wußte man um die besondere Lage von Höxter und so wurde ganz in der Nähe das Kloster Corvey gegründet, einerseits um die Christianisierung der Sachsen voranzutreiben und sie andererseits an einem zentral gelegenen Ort unter Kontrolle zu behalten. http://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Corvey#Geschichte

Mit Holzminden, Polle und Bodenwerder folgen weitere Kleinstadtperlen.
Zitat:1289 existierte in Bodenwerder bereits eine wichtige Brücke über der Weser, die eine Verbindung zwischen den damaligen Hauptverkehrswegen zwischen Hameln-Paderborn und Einbeck-Frankfurt am Main herstellte.
aus http://de.wikipedia.org/wiki/Bodenwerder#Geschichte
Zwischendrin überquert man die Weser lautlos und gelassen mit den historischen Gierfähren. http://de.wikipedia.org/wiki/Gierseilf%C3%A4hre

Die Rattenfänger- und Hansestadt Hameln geht auf ein Kloster und eine daran anschließende Marktsiedlung zurück. http://de.wikipedia.org/wiki/Hameln#Geschichte.
Das ein kleines Stück weseraufwärts gelegene Frauenstift Fischbeck ist seit über 1000 Jahren in Betrieb. http://de.wikipedia.org/wiki/Stift_Fischbeck
Auch Rinteln geht auf einen Frauenstift zurück. http://de.wikipedia.org/wiki/Rinteln#Geschichte

Zwischen Bad Oeynhausen, Porta Westfalica und Minden schafft die Weser einen der geschichtsträchtigsten Durchgänge Deutschlands. Durch dieses Tor mußten alle, Römer, Germanen, Sachsen. An diesem Teil des Hellwegs orientieren sich noch heute Bahntrassen, Autobahnen (A2) und Radrouten. http://de.wikipedia.org/wiki/Hellweg_vor_dem_Santforde
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