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Normale Version: Der Untergang der Hohenstaufen
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(30.01.2018 08:24)Teresa C. schrieb: [ -> ]Als Kaiser Friedrich I. Barbarossa mit König Wilhelm II. aus der Dynastie der Hauteville die Eheschließung zwischen seinem Sohn Heinrich (dem späteren Kaiser Heinrich VI.) und dessen Halbschwester Konstanze aushandelte, dürfte seine Ziele ein Bündnis gegen den Papst und eine Stärkung seiner Dynastie auf der Appeninnenhalbinsel gewesen sein. (In den wissenschaftlichen Arbeiten wird das gewöhnlich anders gesehen, aber mit Blick auf das Alter von Wilhelm (der auch noch relativ jung war, als er starb) und seiner Ehefrau halte ich es für glaubwürdiger, dass zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorhersehbar war, dass die Heinrich VI. einmal das Königreich Neapel Sizilien als Erbe seiner Ehefrau beanspruchen würde.

Sorry, kleine Korrektur: Konstanze von Hauteville war nicht die Halbschwester von Wilhelm II., sondern dessen Tante. Ihre Eltern waren Roger II. und dessen 3. Ehefrau Beatrix von Rethel. Roger II. starb jedoch im Jahr 1154, also im Geburtsjahr von Konstanze. Wilhelm II. wurde bereits 1153 geboren, sein Vater war Wilhelm I. Sohn und Erbe von Roger II.

Wilhelm II. war mit Johanna von England - Tochter von Heinrich II, und Eleonore von Aquitanien und somit Schwester von Richard Löwenherz - verheiratet. Nach dem Tod Wilhelms II. Ende 1189 wurde die Situation für Johanna bedrohlich, sie wurde von Tankred von Lecce wie eine Gefangene behandelt, sodass das englische Kreuzfahrerheer unter Richard Löwenherz 1190 in Sizilien landete und Tankred zwang, Johanna auszuliefern. Danach einigten sich Richard und Tankred und sie gingen gemeinsam gegen Heinrich VI. vor.

Tankred von Lecce war ein unehelicher Sohn von Roger III., dem ältesten Sohn von Roger II.

(30.01.2018 08:24)Teresa C. schrieb: [ -> ]Im Vergleich dazu hatte Friedrich selbst wahrscheinlich Glück, dass die, welche nach dem Tod seines Vaters über sein weiteres Leben entschieden, letztlich, auch wenn das ursprünglich von ihnen gar nicht so geplant war, Prioritäten setzen konnten. Indem Friedrich letztlich erst einmal auf Sizilien beschränkt war und dort als Herrscher aufgebaut wurde, während sein Onkel Philipp im Heiligen Römischen Reich den Kampf um die Herrschaft führte (ob für sich oder seinen Neffen ist da nicht wichtig), wurden jene Voraussetzungen geschaffen, die es Friedrich letztlich ermöglichten, ein Reich zu haben, dessen Dimensionen eindeutig beachtlich waren.

Dass Friedrich II. nach dem frühen Tod seiner Eltern überhaupt (politisch) überleben konnte, hat er letztlich Papst Innozenz III. zu verdanken. Philipp und Friedrich II. waren unter diesem Papst "Pfaffenkönige". Möglicherweise beabsichtigte Innozenz zwei getrennte Stauferherrschaften, dies scheiterte jedoch mit der Ermordung des söhnelosen Philipps im Jahr 1208.
Der Papst unterstützte 1211/12 Friedrich II. bei dessen Kampf um die Herrschaft im HRR, da Otto IV. sich als Gegner des Papstes behauptete.
Der Sieg eines französisch-staufisch-päpstliches Heer bei Bouvines im Jahr 1214 über das englisch-welfische Heer festigte endgüldig die Herrschaft Friedrichs.
(29.01.2018 22:15)Teresa C. schrieb: [ -> ]Abgesehen davon, dass anzunehmen ist, dass Rudolf dieses Revindikationspolitik nicht einfach so verkündet haben wird, sondern da andere mächtige Reichsfürsten sicher hinter sich hatte ...

Dass es in der Folge dem mächtigen Przemysl Ottokar, der sich immerhin sogar von einem Interegnum-König belehnen hatte lassen, gelang, wenigstens eines seiner Herzogtümer zu behaupten ...

Erwerbungen wie Reutlingen, die Achalm oder Markgröningen waren sicher für die betroffenen Fürsten interessant und bedeuteten Machtgewinn. Allerdings dürften sich hier doch einige Fragen stellen:

Auf welchen Weg hatten die beiden Herrscherlinie die Macht übernommen? Was wurde aus denen, die hier ursprünglich die Herrschaft innehatten?

Eine weitere Frage ist, wie stabil die Herrschaft der beiden Linien tatsächlich war. Wie sah es mit der dortigen Bevölkerung aus? Wären sie gerne unter Württembergischer Herrschaft geblieben oder setzten sie andere Prioritäten. Inwieweit war von anderen Machthabern in der Region Unterstützung erwarten.

Daneben wäre auch abzuwägen, was der Verlust bedeutete. Offensichtlich hat die eine Linie ihre Verluste doch ganz gut letztlich überstanden und nicht alleine durch den vorübergehenden Verlust Achalm und Reutlingen einen Abstieg erfahren.

Eine weitere Frage ist, ob eine Möglichkeit für Verhandeln bestanden hätte und wenn ja, warum sie nicht genutzt wurde.

Mir ist außerdem aufgefallen, dass Herrschaft im Mittelalter nicht bedeutet, dass tatsächlich über ein geschlossenes Gebiet geherrscht wurde, sondern dass es da gewöhnlich eine ganze Reihe von weitere Personen gab, die ebenfalls ihre Besitzungen hatten, mit denen der die Herrschaftausübende sich auseinanderzusetzen hatte ...

diese Fragen beantworten sich "eigentlich" alle in diesem thread
http://www.forum-geschichte.at/Forum/sho...3%BCningen

nur soviel hier noch
Rudolf und die Kurfürsten (ohne Ottokar) waren übereingekommen, alles nach Friedrich II.
von den diversen Gegen- und Gegen-Gegenkönigen "verschleuderte" Reichsgut zurückzuerstatten war.
Friedrich II. wurde als letzter legitimer König/Kaiser betrachtet.
Mit Sicherheit Graf Rudolf IV. von Habsburg, nun mehr König Rudolf I., der letztlich mit den Herzogtümern Österreich und Steier(mark) seine eigenen Söhne belehnte und sie so auch gleich zu Reichsfürsten erhob.

Ein weiterer Gewinner war Meinhard II. von Tirol / Meinhard IV. von Görz (der Stiefvater Konradins) , ein Verbündeter von Rudolf (die Ehe zwischen ihren Kinder, offensichtlich zu einer Zeit beschlossen, ehe Rudolf König wurde und danach dennoch verwirklicht, obgleich Rudolf nun für seinen ältesten Sohn sicher eine bessere Partie hätte organisieren können), den dieser mit dem Herzogtum Kärnten einen weiteren Reichsfürstentum belehnte.

Das Beispiel der früheren "Reichsstädte" Markgröningen und Reutlingen und der Achalm zeigt aber, dass es bei den Revindikationen nicht nur um die großen Herzogtümer gegangen ist?

Wer profitierte eigentlich aller noch von diese Revindikationen außer Rudolf und Meinhard (und vermutlich noch Albrecht von Hohenberg)?
Wer provitierte alles?
In Franken und in Schwaben eigentlich "alle" soweit sie von gehobenen Adel waren.
In diese Zeit fällt doch das Emporkommen der kleinen Herrschaften, wobei man nicht so richtig weiß woher diese kleinen Grafen alle so plötzlich kamen.
Dann natürlich ganz besonders Württemberg, die ja zuvor von den übermächtigen Staufern kräftig gehindert worden waren.
Albrecht von Hohenberg vermutlich nicht so sehr. Er ist übrigens in einem Gefecht gegen eine wittelsbachische Hilfstruppe für Adolf von Nassau im Schwarzwald gefallen. Sein Bild in der Manesse zeigt ihn in der Schlacht. Hilfsdienst für seinen Neffen.

Es ging bei Rudolf von Habsburg um die Rückgabe von Reichsgut, das natürlich sehr verstreut war, in der Summe aber die Basis der Königsherrschaft, neben der Hausmacht.
(04.02.2018 22:43)Suebe schrieb: [ -> ]Wer provitierte alles?
In Franken und in Schwaben eigentlich "alle" soweit sie von gehobenen Adel waren.

So ist es.

Der gesamte Adel SW-Deutschlanfs profitierte vom Umtergang der Staufer. Das Herzogtum Schwaben zerfiel, der Adel eignete sich Reichsgut und ehedem staufischen Besitz an und es entstanden eine Vielzahl von Herrschaften, Grafschaften, Reichsstädten, Reichsabteien, Reichsritterschaften usw.

Als größere Herrschaften sind zu nennen die Grafen von Fürstenberg, die Markgrafen von Baden, die Grafen von Waldburg, Hohenlohe, Oettingen usw. Die Reichsabteien Kempten und Ellwangen wurden soagar zu Reichsfürstentümern mit Virilstimme im Reichsfürstenrat. Zentrale Herrschaftsträger im Südwesten wurden die Grafen und späteren Herzöge von Württemberg, die ein besonders großes Territorium erwerben konnten.

Der Untergang der Staufer hängt somit unmittelbar mit der in SW-Deutschland besonders ausgeprägten Kleinstaaterei zusammen.
(05.02.2018 12:55)Dietrich schrieb: [ -> ]
(04.02.2018 22:43)Suebe schrieb: [ -> ]Wer provitierte alles?
In Franken und in Schwaben eigentlich "alle" soweit sie von gehobenen Adel waren.

So ist es.

Der gesamte Adel SW-Deutschlanfs profitierte vom Umtergang der Staufer. Das Herzogtum Schwaben zerfiel, der Adel eignete sich Reichsgut und ehedem staufischen Besitz an und es entstanden eine Vielzahl von Herrschaften, Grafschaften, Reichsstädten, Reichsabteien, Reichsritterschaften usw.

Als größere Herrschaften sind zu nennen die Grafen von Fürstenberg, die Markgrafen von Baden, die Grafen von Waldburg, Hohenlohe, Oettingen usw. Die Reichsabteien Kempten und Ellwangen wurden soagar zu Reichsfürstentümern mit Virilstimme im Reichsfürstenrat. Zentrale Herrschaftsträger im Südwesten wurden die Grafen und späteren Herzöge von Württemberg, die ein besonders großes Territorium erwerben konnten.

Der Untergang der Staufer hängt somit unmittelbar mit der in SW-Deutschland besonders ausgeprägten Kleinstaaterei zusammen.

Wobei zu bemerken ist, dass die Markgrafen von Baden Zähringer sind - und die Zähringer waren bereits vor den Staufer schon einmal Herzöge von Schwaben. Ganz so eindimensional ist der Geschichte des Herzogtums Schwaben auch wieder nicht.
Die Wettiner oder das Haus Hessen waren ebenfalls Profiteure des Untergangs der Staufer. Nach dem Tod von Heinrich Raspe, des letzten Landgrafen von Thüringen im Jahr 1247 fand der Thüringer Erbfolgekrieg statt, der bis 1264 dauerte. Beide Kriegsparteien begründeten ihre Ansprüche über die weibliche Angehöriger der Ludowinger. Heinrich der Erlauchte, Markgraf von Meißen, begründete seinen Anspruch über seine bereits 1235 verstorbene Mutter Jutta von Thüringen, die in ihrer ersten Ehe mit Dietrich den Bedrängten verheiratet war. Jutta war die ältere Schwester von Ludwig IV. bzw. dessen Bruder Heinrich Raspe. Wichtigster Verbündeter Heinrichs des Erlauchten war sein Halbbruder Hermann I., Graf von Henneberg, dem der Ausbau des Henneberger Landes um die Pflege Coburg und das Gebiet um Schmalkalden zu vergrößern.

Die Gegenpartei sammelte sich um Sophie von Thüringen, der ältesten Tochter von Ludwig IV. und der Elisabeth von Thüringen, die bereits vier Jahre nach ihrem Tod im Jahr 1235 heilig gesprochen wurde.
Sophie war die zweite Ehefrau von Heinrich II. von Brabant, der ein Jahr nach Ausbruch des Erbfolgekriegs verstarb. In erster Ehe war er übrigens mit Maria von Staufen, der mittleren Tochter von Philipp von Schwaben und dessen Ehefrau Irene von Byzanz verheiratet. Sophie kämpfte für die Ansprüche ihres noch minderjährigen Sohnes Heinrich "das Kind". Ihr wichtigster Verbündeter waren die Welfen bzw. der Herzog von Braunschwig-Lüneburg. Dieses Bündnis wurde gefestigt mit der Eheschließung von Sophies Tochter Elisabeth von Brabant mit Albrecht I., Herzog von Braunschweig-Lüneburg.

Der Erbfolgekrieg endete mit der Teilung der ursprünglichen Landgrafschaft Thüringen. Heinrich "das Kind" bekam 1263 das westliche Thüringen, das seitdem als Landgrafschaft Hessen bezeichnet wird - (abgeleitet vom Hessengau, dessen Namen sich auf die Chatten zurückführen lässt). Die Henneberger erhielten wie bereits geschrieben einige Gebiete und die Braunschweiger ebenfalls. Heinrich der Erlauchte erhielt das östliche Thüringen, die "neue" Landgrafschaft Thüringen. Er übertrug jedoch die Herrschaft auf seinen ältesten Sohn Albrecht "den Entarteten", der wenig Neigung zeigte, seine Herrschaftspflichten auszuüben.

Die Zustände während des Erbfolgekrieges und danach führten zu einen starken Anstieg des Raubritterwesens, das besonders die Entwicklung von Städten wie Erfurt hemmte. Rudolf von Habsburg nahm sich dieser Problematik an, als er in Thüringen weilte bzw. in Erfurt Hof hielt. Innerhalb eines knappen Jahres ließ er rund 70 Raubritterburgen zerstören. Nutznießer dieser Aktion war hauptsächlich Erfurt.

Die Problematik Thüringens ähnelte der Situation Österreichs usw. während der Herrschaft Ottokars II. Seit 1292 versuchte Adolf von Nassau (nach dem Vorbild seines Vorgängers) Thüringen als erledigtes Lehen einzuziehen, um es dann wohl seinen Sohn Ruprecht zu übertragen. Damit hätte er sich eine Hausmacht in der Mitte des Reiches aufbauen können. Begünstigt wurde dies, da Albrecht der Entartete bereit war, die Landgrafschaft zu verkaufen. Dass Adolf von Nassau scheiterte, hatte letztlich zwei Gründen. Erstens: Die Wettiner, insbesondere Friedrich der Freidige (bzw. der Gebissene - über seine Mutter Margarete ein Enkel Friedrichs II.), kämpften entschlossen um ihr entgangenes Erbe. Zweitens: Mit seinen Ambitionen auf Thüringen störte er seinen wichtigsten Gönner, den Erzbischof von Mainz, bei dessen eigenen territorialen Ambitionen.

Unterstützt wurde Friedrich der Freidige von seinem Ex-Schwager Albrecht von Habsburg, dem späteren König Albrecht I. (Beide waren mit Töchtern von Meinhard IV./II. von Görz, Kärnten und Tirol und der Elisabeth von Bayern - Mutter Konradins - verheiratet. Friedrich und Albrecht waren gegen Adolf von Nassau Verbündete, später - nachdem Albrecht versuchte das Pleißner - jetzt etwa Altenburger Land - als Kronland auszubauen, eine Idee die auf Barbarossa zurückgeht und zum Konflikt zwischen Heinrich VI. und den Wettinern führte. Die Wettiner schlugen 1307 in der Schlacht von Lucka das Königsheer, das Altenburger Land ging als Pfandherrschaft auf die Wettiner über und verblieb in dieser Familie bis 1918.
Friedrich konnte sich aber nicht lange über seinen Sieg freuen. Er geriet mit den Askaniern - sowohl den Herzögen von Sachsen-Wittenberg, als auch den Markgrafen von Brandenburg in Konflikt, der mit der Gefangennahme und längeren Haft Friedrich tragisch endete. Erst nach dem Tod des letzten Markgrafen besserte sich die politische Situation des bereits schwerkranken, fast regierungsunfähigen Wettiner.

Ein weiterer Profiteur des Untergangs der Staufer und des Scheitern einer "staufischen Restauration" waren die Grafen von Eberstein bzw. ihre Abkömmlinge die Landvögte von Weida, Plauen und Gera. Von den Landvögten von Plauen stammen ja die Fürsten Reuß ab. Ihr Aufstieg begann ebenfalls nach dem Untergang der Staufer. Sie erlangten im heutigen sächsischen Vogtland um Plauen und im Thüringer Vogtland um Schleiz, Gera, Ronneburg, Greiz oder Köstritz eine lokale Bedeutung.
(05.02.2018 23:43)Aguyar schrieb: [ -> ]
(05.02.2018 12:55)Dietrich schrieb: [ -> ]So ist es.

Der gesamte Adel SW-Deutschlanfs profitierte vom Umtergang der Staufer. Das Herzogtum Schwaben zerfiel, der Adel eignete sich Reichsgut und ehedem staufischen Besitz an und es entstanden eine Vielzahl von Herrschaften, Grafschaften, Reichsstädten, Reichsabteien, Reichsritterschaften usw.

Als größere Herrschaften sind zu nennen die Grafen von Fürstenberg, die Markgrafen von Baden, die Grafen von Waldburg, Hohenlohe, Oettingen usw. Die Reichsabteien Kempten und Ellwangen wurden soagar zu Reichsfürstentümern mit Virilstimme im Reichsfürstenrat. Zentrale Herrschaftsträger im Südwesten wurden die Grafen und späteren Herzöge von Württemberg, die ein besonders großes Territorium erwerben konnten.

Der Untergang der Staufer hängt somit unmittelbar mit der in SW-Deutschland besonders ausgeprägten Kleinstaaterei zusammen.

Wobei zu bemerken ist, dass die Markgrafen von Baden Zähringer sind - und die Zähringer waren bereits vor den Staufer schon einmal Herzöge von Schwaben. Ganz so eindimensional ist der Geschichte des Herzogtums Schwaben auch wieder nicht.

Eindimensional ist die Geschichte des Herzogtums Schwaben ganz bestimmt nicht.
Die Zähringer waren gleichzeitig mit den Staufern Herzöge von Schwaben, alles links von der heutigen Bodensseautobahn war Zähringisch, alles rechts davon staufisch. Grob und vereinfachend. Zürich, Freiburg, und heute noch jederzeit nachvollziehbar Villingen waren Zähringer-Gründungen.
Als die Zähringer ausstarben haben die Staufener die beerbt. Baden war eine Seitenlinie der Zähringer, wie die Herzöge von Teck.
Ich verstehe nicht ganz, was das mit dem Untergang der Staufer zu tun hat ? Der Thüringer Erbfolgekrieg ist doch lediglich auf das Aussterben der Ludowinger selbst zurückzuführen (auch wenn Heinrich Raspe Gegenkönig war).
(06.02.2018 00:40)Suebe schrieb: [ -> ]
(05.02.2018 23:43)Aguyar schrieb: [ -> ]Wobei zu bemerken ist, dass die Markgrafen von Baden Zähringer sind - und die Zähringer waren bereits vor den Staufer schon einmal Herzöge von Schwaben. Ganz so eindimensional ist der Geschichte des Herzogtums Schwaben auch wieder nicht.

Eindimensional ist die Geschichte des Herzogtums Schwaben ganz bestimmt nicht.
Die Zähringer waren gleichzeitig mit den Staufern Herzöge von Schwaben, alles links von der heutigen Bodensseautobahn war Zähringisch, alles rechts davon staufisch. Grob und vereinfachend. Zürich, Freiburg, und heute noch jederzeit nachvollziehbar Villingen waren Zähringer-Gründungen.
Als die Zähringer ausstarben haben die Staufener die beerbt. Baden war eine Seitenlinie der Zähringer, wie die Herzöge von Teck.

Berchtold I der Bärtige, gest. 1078, war Herzog von Schwaben, Herzog von Kärnten und Markgraf von Verona - zu dieser Zeit waren die Staufer noch Pfalzgrafen. Der Sohn von Berchtold I, Sohn Berchtold II, gest. 1111, war noch Gegenherzog von Schwaben (als Gegner von des ersten Schwabenherzogs der Staufer, Friedrich I).

Die Zähringer waren Gründer von Villingen, Freiburg (D), Fribourg (CH), Murten und Bern. Zürich ist keine Zähringer-Gründung und älter als die Zähringer (römische Siedlung).
(06.02.2018 00:46)Aguyar schrieb: [ -> ]Ich verstehe nicht ganz, was das mit dem Untergang der Staufer zu tun hat ? Der Thüringer Erbfolgekrieg ist doch lediglich auf das Aussterben der Ludowinger selbst zurückzuführen (auch wenn Heinrich Raspe Gegenkönig war).

Sicher, der Erbfolgekrieg war vielleicht nicht wirklich eine Folge des Untergangs der Staufer. Allerdings fällt er in jene Zeit von diesem, fand im Reich (also einem Gebiet statt, wo die Staufer zumindest nominell geherrscht hatten) und zwei der Akteure waren persönlich in den Untergang der Staufer verwickelt.

Da haben wir einerseits Friedrich den Freidigen der Sohn einer Stauferin, der sich, soweit ich das beurteilen kann, durchaus als ein Erbe der Staufer verstanden haben dürfte. Das könnte bereits bei seiner Erziehung eine Rolle gespielt haben, er ist immerhin bei der Zählung Friedrich I., warum wohl erhielt er den Vornamen Friedrich?

Heinrich Raspe wiederum war Gegenkönig beziehungsweise "König" im Interregnum (wenn der Beginn von diesem mit dem Tod von Kaiser Friedrich II. angesetzt wird).

In diesem Zusammenhang wäre vielleicht auch interessant, ob zumindest von Seiten Friedrichs des Freidigen Aktionen belegt sind, die darauf hinweisen könnten, dass Pläne hatte, sein eigenes Reich zu gründen, ob es möglich wäre, dass er sich de facto aus dem Heiligen Römischen Reich zu lösen versuchte.

Interessant wäre auch, ob er jemals als möglicher Kandidat für den römisch-deutschen König galt oder ob es Hinweise gibt, dass er selbst jedenfalls diese Würde angestrebt hat.
(06.02.2018 01:05)Aguyar schrieb: [ -> ]
(06.02.2018 00:40)Suebe schrieb: [ -> ]Eindimensional ist die Geschichte des Herzogtums Schwaben ganz bestimmt nicht.
Die Zähringer waren gleichzeitig mit den Staufern Herzöge von Schwaben, alles links von der heutigen Bodensseautobahn war Zähringisch, alles rechts davon staufisch. Grob und vereinfachend. Zürich, Freiburg, und heute noch jederzeit nachvollziehbar Villingen waren Zähringer-Gründungen.
Als die Zähringer ausstarben haben die Staufener die beerbt. Baden war eine Seitenlinie der Zähringer, wie die Herzöge von Teck.

Berchtold I der Bärtige, gest. 1078, war Herzog von Schwaben, Herzog von Kärnten und Markgraf von Verona - zu dieser Zeit waren die Staufer noch Pfalzgrafen. Der Sohn von Berchtold I, Sohn Berchtold II, gest. 1111, war noch Gegenherzog von Schwaben (als Gegner von des ersten Schwabenherzogs der Staufer, Friedrich I).

Die Zähringer waren Gründer von Villingen, Freiburg (D), Fribourg (CH), Murten und Bern. Zürich ist keine Zähringer-Gründung und älter als die Zähringer (römische Siedlung).

Habe ich mich getäuscht, sorry
Zürich ist keine Zähringer Stadt.

Zum Staufisch-Zähringer Ausgleich:
Zitat:Für die weitere Entwicklung der Zähringer Herrschaft und vor allem für die Verlagerung aus dem Neckarraum an den Oberrhein sind drei Vorgänge maßgeblich: Zum einen beerbt Berthold seinen Schwiegervater und Mitkämpfer im Investiturstreit, den Grafen Rudolf von Rheinfelden, damit auch dessen Anspruch auf das schwäbische Herzogtum, zum anderen kommt es 1097 zum Kompromiss zwischen den Staufern und ihren zähringischen Rivalen um das Herzogtum Schwaben: Das Herzogtum bleibt bei den Staufern, die Zähringer erhalten allerdings zu ihrem Breisgauer Besitz wesentliche Herrschaftsrechte in Burgund und der heutigen Nordschweiz und bleiben bei ihrer "herzogsgleichen" Stellung. Zum dritten erhält Markgraf Hermann 1098 vom König die Grafschaftsrecht im Ufgau und damit auch den künftigen Mittelpunkt der Herrschaft, Baden-Baden.
von da
https://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landesku.../einf1.htm

Die Staufer-Herzöge haben ihre Lehnsleute immer wieder zu "Tagen" geladen, (unter anderem auf den "Königstuhl" von dem man bis heute nicht weiß wo dieser Ort gewesen sein soll)
aber nie Zähringer-Gefolgsleute, wie geschrieben grobe Grenze heutige Bodensee-Autobahn.
(06.02.2018 00:46)Aguyar schrieb: [ -> ]Ich verstehe nicht ganz, was das mit dem Untergang der Staufer zu tun hat ? Der Thüringer Erbfolgekrieg ist doch lediglich auf das Aussterben der Ludowinger selbst zurückzuführen (auch wenn Heinrich Raspe Gegenkönig war).

Wäre Friedrich II. 1247 noch handlungsfähig, wäre es nicht zum Erbfolgekrieg gekommen. Er hätte die Landgrafschaft als erledigtes Lehen eingezogen, entweder einen neuen Landgrafen bestimmt und mit Thüringen belehnt oder es zum staufischen Eigengut bzw. Krongut zugeschlagen. Infolge der Ereignisse von ca. 1247 bis 1320 konnten die Wettiner, aber auch die Henneberger u.a. ihre Macht z.T. auf Kosten ehem. staufischen Besitzes erweitern.
In Chiavenna soll Barbarossa seinen Kniefall vor Heinrich dem Löwen gemacht haben.
Chiavenna hat damals, man höre und staune, zum Herzogtum Schwaben gehört! Auch eine Ecke bei Worms gehörte dazu.
In seinem Aufsatz zum Herzogtum Schwaben in der Zeit der Staufer im Ausstellungskatalog zur Stauferausstellung weist Helmut Maurer https://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Mau...istoriker)
darauf hin, dass das Herzogtum Schwaben zdZ keine "Gebietskörperschaft sondern eine umfangreiche Ansammlung von Rechten war, das keine eigentlichen Grenzen hatte.
Zitat:Wer mir von den Hingerichteten noch "persönlich bekannt" ist, wäre Wolfrad Graf von Veringen-Nellenburg.
Nachkomme der Grafen von Altshausen und versippt mir Württemberg und Württ-Grüningen, man beachte das Wappen.
Es scheint mir, dass dort "Piazza Mercata" ein paar dynastische Probleme Südwestdeutschlands "gelöst" wurden

Jetzt bin ich mal diesem Wolfrad von Veringen "nachgegangen" und habe die Fakten zusammengestellt.
Wolfrad ist mit Konradin gezogen, gat unmittelbar zuvor noch in Hettingen "gesiegelt" war nach Verona noch bei ihm, war noch in Rom.
Und von diesem Moment an fehlt jede Nachricht.
Ob er jetzt in der Schlacht gefallen ist, oder tatsächlich in Neapel enthauptet wurde, ist schlicht unbekannt.
Tot ist tot,
Aber für die gestellte Frage wäre es wichtig gewesen.

Sorry, bin ich einer Legende aufgesessen.
(07.02.2018 21:06)Suebe schrieb: [ -> ]Chiavenna hat damals, man höre und staune, zum Herzogtum Schwaben gehört!
Das hat damit zu tun, dass die Bischöfe von Chur Chiavenna erobert und es dem Bistum Como weggenommen hatten. Das Bistum Chur (Churrätien) gehörte zum Herzogtum Schwaben. Die Visconti haben Chiavenna später "zurückgeholt".
(08.02.2018 13:10)Aguyar schrieb: [ -> ]
(07.02.2018 21:06)Suebe schrieb: [ -> ]Chiavenna hat damals, man höre und staune, zum Herzogtum Schwaben gehört!
Das hat damit zu tun, dass die Bischöfe von Chur Chiavenna erobert und es dem Bistum Como weggenommen hatten. Das Bistum Chur (Churrätien) gehörte zum Herzogtum Schwaben. Die Visconti haben Chiavenna später "zurückgeholt".

und dann die Eidgenossen.
Irgendwann ist mir mal was über die "Veltliner Güter" untergekommen, die die "Infamen" Österreicher beim Wiener Kongress für sich behielten und nicht den Eidgenossen (Graubünden?) zurückgaben.
Bei der Diskussion um die Nutzniesser des Untergangs der Staufer ist ein Punkt nicht oder kaum berücksichtigt worden. Wenn ein Reichslehen infolge Aussterbens der Familie der Lehnsinhaber zurück ans Reich ging, war es nicht zwingend notwendig, dass das Lehen wieder vergeben werden musste. Natürlich wollten die Könige in der Regel zurückgefallene Lehen wieder vergeben - sei es an Familienmitglieder oder Gefolgsleute. Gelegentlich kam es allerdings vor, dass Reichslehen nicht wieder vergeben wurden worauf die entsprechenden Gebiete die Reichsunmittelbarkeit erreichen konnten. Einige "freie Reichsstädte" sind auf diese Weise entstanden.

Weiter gab es auch die Möglichkeit, beim Aussterben der lokalen Herrscherfamilie die Reichsunmittelbarkeit mit finanziellen Mitteln zu erwerben d.h. direkt "zu kaufen". Dafür erhielt man dann einen, vom König oder Kaiser ausgestellten sogenannten "Reichsbrief" oder "Freiheitsbrief", in welchem die Reichsunmittelbarkeit der Stadt oder des Landstrichs garantiert wurde. Man war dann nur dem König/Kaiser unterworfen, bezahlte seine Abgaben direkt ans Reich, die Rechtsprechung wurde durch den Reichsvogt oder direkt durch eine eigene Körperschaft vorgenommen, erhielt dafür aber nur vom König/Kaiser Schutz (was, bei schwachen Königen ohne Hausmacht ein Nachteil sein konnte). Auch war man dem König zu militärischer Hilfe verpflichtet (aber auch davon konnte man sich unter Umständen durch ein entspr. Pivileg freikauften oder teilweise freikaufen)

Es kam auch vor, dass gerade beim Aussterben der Familie der Lehnsleute, wenn der Rückfall ans Reich anstand, einzelne Städte oder - seltener - Landstriche sich "freikauften" und damit den Status der Reichsunmittelbarkeit erhielten und somit nicht mehr "verliehen" werden durften.

Und ganz allgemein bestand die Möglichkeit, dass auch ein ganz normaler Lehnsmann (ob Reichslehen oder Lehen eines anderen Herrn) sein Lehen "kaufen" konnte. D.h. wenn der Lehsherr (und die allfälligen "Oberlehnsherren") das Angebot akzeptierte, ging das gekaufte Lehen in den Eigenbesitz (Allod) des Käufers übers. Und für diesen Eigenbesitz war der neue Besitzer nicht mal mehr reichsunmittelbar abhängig - er war, zum Mindesten was diesen Besitz anbetraf, "Freiherr".

Im Herzogtum Schwaben und in den angrenzenden Resten des Königreichs Hochburgund wurden die erwähnten Möglichkeiten der Lehnsherrschaft ganz offensichtlich zum Mindesten phasenweise stärker ausgenutzt als in den anderen Regionen des HRR. Die Folge davon war, dass Schwaben infolge der Vielzahl an Einzelrechten und Privilegien kaum mehr verliehen werden konnte und so aufhörte, als tatsächliches Herzogutm zu existieren.

Eine grossräumige Sonderstellung dieser Art war im Übrigen Friesland. Das Friesland gehörte zwar zum HRR, war aber nie Herzogtum, Markgrafschaft und nicht einmal Grafschaft. Das hat damit zu tun, dass dort der lokale Adel und sogar einige Bauern über umfangreichen Eigenbesitz/Allod verfügten, und für Eigenbesitz war man eben von niemandem abhängig - nicht einmal reichsunmittelbar vom Reich.
(08.02.2018 13:29)Suebe schrieb: [ -> ]
(08.02.2018 13:10)Aguyar schrieb: [ -> ]Das hat damit zu tun, dass die Bischöfe von Chur Chiavenna erobert und es dem Bistum Como weggenommen hatten. Das Bistum Chur (Churrätien) gehörte zum Herzogtum Schwaben. Die Visconti haben Chiavenna später "zurückgeholt".

und dann die Eidgenossen.
Irgendwann ist mir mal was über die "Veltliner Güter" untergekommen, die die "Infamen" Österreicher beim Wiener Kongress für sich behielten und nicht den Eidgenossen (Graubünden?) zurückgaben.

Da waren pikanterweise nicht die infamen Österreicher schuld. Metternich wollte das Veltlin (das Napoleon annektiert hatte und zur Cisalpinen Repulik schlug) sogar zurückgeben. Aber die Bündner wollten es nicht ! - genaugenommen: die protestanischen Bündner wollten nicht, denn mit der Rücknahme des katholischen Veltlins hätten die Katholiken (zusammen mit dem Bündner Oberland), so die berechtigte Befürchtung, wieder die Mehrheit gehabt.
Wow,
wie Anno 18-19 als Vorarlberg zur Schweiz wollte.
Aber der Religionsproporz......
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