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Normale Version: Landesfürsten und Herrscher als Handwerker
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Schon in der Bibel heißt es über Paulus von Tarsos, dass er, wie damals für Juden üblich, ein Handwerk erlernte, das Zelte machen.

Zumindest im 18. und 19. Jahrhundert finden wir einige Herrscher, die ein Handwerk erlernen mussten, weil es Sitte war. Paradebeispiel dürfte Kaiser Franz II. / I. gewesen sein, der Gärtnerei oder Gartenarchitektur erlernt hatte.

Könnte es sein, dass es sich dabei um eine Nachahmung des Apostel Paulus handelte oder hatte das andere Hintergründe?

War das nur bei den Habsburger-Kaisern üblich oder auch in andere Herrscherfamilien und weiß jemand etwas über die Hintergründe und den ungefähren Zeitpunkt für diese Erziehungsmaßnahme für zukünftige Herrscher.
Soweit ich weiß, war auch Ludwig XVI ein begeisterter Handwerker, was angeblich mit dafür gesorgt haben soll, dass er die Anzeichen für die französische Revolution übersehen hat...

Ich würde darin aber nicht unbedingt eine Erinnerung an den Apostel Paulus sehen. (Aber gut, ich bin ja auch keine Christin)... Wenn es christlichen bezug hatte, dann eher diesen Fleißigkeits- und Tüchtigkeits- Gedanken, der mit der Reformation Einzug hielt- nur wer arbeitet, sündigt nicht...

Aber abgesehen davon es gibt Menschen, die es brauchen, Dinge in die Hand zu nehmen, sie zu fühlen und etwas mit den Händen zu tun. Völlig unabhängig vom Job. (Auch hier schließe ich jetzt von mir auf andere- so sehr ich es liebe, mit dem Kopf zu arbeiten- hin und wieder greife ich dann zu Stricknadeln und Nämaschine, mein Bruder als IT-ler zu Holz.... einfach weil man auch mal etwas mit den Händen machen will)
Und da die meisten ja dazu neigen, dass das, was für einen selbst richtig ist, auch für alle zu gelten hat, hat vielleicht der erste, der ein Handwerk lernen wollte, dies den nachfolgenden Generationen aus Pflicht auferlegt.

Ich würde mit den ersten ansehen, der das gemacht und diese Sitte begründet hat..
(14.12.2018 12:48)Bunbury schrieb: [ -> ]Soweit ich weiß, war auch Ludwig XVI ein begeisterter Handwerker, was angeblich mit dafür gesorgt haben soll, dass er die Anzeichen für die französische Revolution übersehen hat...

Soweit ich weiß, tischlerte Ludwig XVI. Aber bekannter ist wohl das Beispiel Peter des Großen, der in Holland als Zimmermann (Schiffsbauer) tätig war.
(15.12.2018 17:38)Arkona schrieb: [ -> ]
(14.12.2018 12:48)Bunbury schrieb: [ -> ]Soweit ich weiß, war auch Ludwig XVI ein begeisterter Handwerker, was angeblich mit dafür gesorgt haben soll, dass er die Anzeichen für die französische Revolution übersehen hat...

Soweit ich weiß, tischlerte Ludwig XVI. Aber bekannter ist wohl das Beispiel Peter des Großen, der in Holland als Zimmermann (Schiffsbauer) tätig war.


Zar und Zimmermann
Man soll es fast nicht glauben, aber Friedrich Wilhelm I., der tyrannische Vater des Alten Fritzen, Ur- und Zerrbild des Preußentums - malte. Wobei seine Werke jeder 5-Klässler besser machen würde.

Aber warum das Thema so eng fassen. Rudolf von Österreich-Ungarn, der sich als Thronfolger mit seiner Geliebten das Leben nahm, war ein anerkannter Ornithologe. Und gerade die Zweit- und Drittgeborenen von Dynastien machten sich oft einen Namen, indem sie sich mit Altertums- und Naturforschung befassten.

Besonders kurios: Der bulgarische Zar Simeon III. war ein Eisenbahnnarr und betätigte sich gern höchstselbst als Lokführer.
(15.12.2018 21:17)Arkona schrieb: [ -> ]Man soll es fast nicht glauben, aber Friedrich Wilhelm I., der tyrannische Vater des Alten Fritzen, Ur- und Zerrbild des Preußentums - malte. Wobei seine Werke jeder 5-Klässler besser machen würde.

Aber warum das Thema so eng fassen. Rudolf von Österreich-Ungarn, der sich als Thronfolger mit seiner Geliebten das Leben nahm, war ein anerkannter Ornithologe. Und gerade die Zweit- und Drittgeborenen von Dynastien machten sich oft einen Namen, indem sie sich mit Altertums- und Naturforschung befassten.

Besonders kurios: Der bulgarische Zar Simeon III. war ein Eisenbahnnarr und betätigte sich gern höchstselbst als Lokführer.

Napoleon III. war überaus interessiert an der Archäologie. Die Ausgrabungen des 19. Jahrhunderts in Alesia hat er finanziert. Wobei er mow als erster erkannte, dass es sih um Alesia handelte.
Sicher ist sih die Forschung erst seit ca. 1998
Heinrich, der Bruder Willem 2s aus Preußisch Berlin, war überaus interessiert an der Technik.
Den Scheibenwischer hat er erfunden, und zum Patent eingereicht.
Theodor Fontane lässt in seiner Ballade "Der letzte York" den Sohn des Herzog von Clarence sich im Kerker seine Zeit mit dem Hobel vertreiben, hier hat ein Motiv, das der Dichter von Ludwig XVI. inspiriert, auf seine Figur übertragen hat.

Kaiser Franz II. / I. soll ein leidenschaftlicher Gärtner gewesen sein, ein Teil seiner Gärtnerutensilien kann heute sogar noch in Wien (im Hofmobilien-Depot) besichtigt werden. (Angeblich sollen seine Gärtner gar nicht so begeistert davon gewesen sein, dass er sich ständig in ihre Arbeit einmischte.)

Kaiser Franz Joseph I. soll sich als Buchbinder betätigt haben.
Und Regional, Karl-Eugen Herzog von Württemberg hat zusammen mit seiner 2. Frau Franziska auch den Gärtner gemacht.
Die heutige Universität Hohenheim geht direkt auf ihn und sein Hobby zurück.
Hat die Gärtnerei etwa die Liebe der beiden beflügelt?
(18.12.2018 10:18)Teresa C. schrieb: [ -> ]Hat die Gärtnerei etwa die Liebe der beiden beflügelt?

Tja, wer wird das wissen außer den Beiden?

Sie wurden jedenfalls mehrfach in Hohenheim ums Schloss rum gemeinsam angetroffen, wie sie Gartenbeete umgruben ua.
Wobei sich die Neigungen verm. getroffen haben, der Vater Friedrich Schillers wurde von KE auf die Solitude geholt, die Obstplantagen dort anzulegen, (Johann Kaspar Schiller hat ein Buch zur Obstbaumpflege verfasst, das bis ins 20. Jahrhundert hinein als Standartwerk galt, der Enkel Karl von Schiller hat die Waldwirtschaft Württ. bis heute geprägt)

Sagen wir mal so, es war mit Sicherheit ein einendes Band zwischen KE und Franziska.
(16.12.2018 18:59)Suebe schrieb: [ -> ]Napoleon III. war überaus interessiert an der Archäologie.

Das war Wilhelm II. auch. Die Deutsche Orientgesellschaft mit ihren Ausgrabungen (Babylon) förderte er als Schirmherr kräftig aus der Privatschatulle.
Von Kaiser Maximilian I. wird behauptet, dass er sich für Kunsthandwerk interessiert hat und sogar selbst einiges angefertigt hat. Dass er am Kunsthandwerk interessiert war, klingt glaubwürdig, aber ob er wirklich selbst als Kunsthandwerker tätig war - da habe ich so meine Bedenken. Immerhin hat er selbst doch sehr, wenn gleich erfolgreicher als manch anderer Kaiser oder Reichsfürst an seiner Legende gebastelt.
Nachdem nun die Jux-Rätsel-Frage von Schwebe gelöst wurde, noch einen Herrn, bei dem freilich nicht ganz klar ist, ob es sich hier nicht um Legendenbildung handeln. Immerhin wird Herzog Albrecht (IV.) von Österreich ("Albrecht das Weltwunder") aus dem Haus Habsburg nachgesagt, er hätte eigenhändig Möbel angefertigt. (Mehr zu ihm auf Regiowiki.AT)
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