In unserem letzten Jux-Rätsel ging es darum, dass ein König von Preußen Bier brauen musste und die Ehefrau eines Reformatoren, der Bier für sündig hielt, sogar wegen dieses Könnens von ihrem Ehemann geschätzt wurde.
Da stellt sich doch die Frage, inwieweit das Bier brauen damals wirklich ein Problem war oder der Zeit entsprach?
Immerhin habe ich in einem Buch gelesen, dass in England unter den Tudors Adelige gewöhnlich in ihren Besitzungen unter den Wirtschaftsgebäuden auch ein eigenes Brauhaus besaßen. Angeblich war reines Wasser damals in einem Zustand, der nicht der Gesundheit förderlich war, weswegen gewöhnlich Bier getrunken wurde.
Zumindest im Waldviertel (heute Teil der Republik Österreich) finden sich eine ganze Reihe alter Häuser, von denen es heißt, dass sie eine Braugerechtigkeit (das ist eine Konzession zum Bierbrauen) besessen hätten, und dabei handelt es sich keineswegs nur um frühere Gasthöfe.
Zu den Wirtschaftsgebäuden von Klosteranlagen gehörte gewöhnlich auch ein eigenes Brauhaus. Eine Katharina de Bora könnte ihre Braukünste vielleicht im Kloster erlernt haben. Und vielleicht zog Luther es letztlich doch vor, das Bier einer Ehefrau zu trinken, da auch er beim Wasser trinken unerfreuliche Erfahrungen gemacht hatte.
Da der Soldatenkönig angeblich "gesunde" Hausmannskost schätzte, ist es vielleicht gar nicht überraschend, dass er seinen Sohn zwang, das Bierbrauen zu lernen.
Was meint ihr?
Ich habe in einem anderen Buch (da es nicht um die Tudors ging und rund 150 Jahre früher spielte) genau das gleiche gelesen. Allerdings hieß es da auch, dass die Qualität des Wassers für die Qualität des Bieres entscheidend war.
Und tatsächlich war in gleichem Buch die Fähigkeit der Ehefrau, Bier für den eigenen Haushalt zu brauen ähnlich wie die Fähigkeit des Brotbackens hoch angesehen.
Ich weiß nicht, ob du ein Sachbuch oder einen Roman gelesen hast (Bei mir war es ein Roman- Judith Merkle Riley "Die Stimme" und "Die Vision"), aber wenn beide Bücher nicht die gleiche Quelle genutzt haben, sehe ich das las Hinweis für Athentizität...
Noch zu Luther.
Der muss seinen eigenen Aussagen nach ganz schön gepichelt haben. Einmal beklagt er überaus die Stunde als ihn erstmals der "Saufteufel" in seine Gewalt bekommen hätte. Auch sein relativ frühes Ende wird mit seinem Durst in Verbindung gebracht.
Wenn er auf Reisen ging, musst ihm Katharina reichlich "Reise-Bier" mitgeben, wenn es nicht reichte hat er welches nachschicken lassen.
Einmal hat er brieflich gedroht (vermutlich spassig) erst nach Hause zu kommen, wenn das neue Bier fertig wäre.
Dann gibt es von ihm das Statement, dass auf eine Stadt wo es gutes Bier zu trinken gäbe, 10 Städte fallen wo lediglich "Speibier" ausgeschenkt würde.
Auch von ihm: Iss was gar ist, trink was klar ist, sprich was wahr ist.
Katharina von Bora lernte das Bierbrauen im Kloster.
Überhaupt soll das Brauen im Spätmittelalter durchaus Frauensache gewesen sein
Katharina von Bora wird vermutlich Deutschlands bekannteste Brauerin sein.
Die Romane von Judith Merkle Riley "Die Stimme" und "Die Vision" habe ich gelesen, aber meine Quelle für das Bierbrauen unter den Tudors war ein Sachbuch über Frauen von Heinrich VIII., also eine ganz andere Quelle.
Dass Frauen Bier brauten, überrascht mich eigentlich nicht. Immerhin war die Hausherrin für die Führung des Haushaltes zuständig und der umfasste im Mittelalter und der frühen Neuzeit auch die Eigenproduktion von Nahrungsmitteln. Dass da das eigene Bier gebraut wird, ist doch naheliegend.
Außerdem wurde Bier ("flüssige Brot") in der Fastenzeit in den Klöstern als Brotersatz verwendet, da stellt sich die Frage, ob das nicht außerhalb der Klöster auch so gehandhabt wurde.
(17.12.2018 15:40)Teresa C. schrieb: [ -> ]./.
Außerdem wurde Bier ("flüssige Brot") in der Fastenzeit in den Klöstern als Brotersatz verwendet, da stellt sich die Frage, ob das nicht außerhalb der Klöster auch so gehandhabt wurde.
Das wird die Regel gewesen sein.
Mit hat mal ein alter Waldarbeiter gesagt,
"wenn man so schwer schafft, da braucht man Bier, sonst geht das nicht"
Maschinen haben die ja vor 50-60 Jahren so gut wie keine gehabt.
Das war kein Schluckspecht, im Gegenteil, die Erfahrung eines langen Arbeitslebens.
Das Bier in früheren Jahrzehnten war vom Alkoholgehalt auch deutlich "schwächer" als heute.
Was auch nicht vergessen werden sollte, Bier brauen, Brot backen ist keineswegs ohne.
Da gehört einiges an Wissen und Können dazu.
Ich denke , der Sohn des " Soldatenkönigs " sollte das Brauen von Bier erlernen , weil es damals ( später war es Schnaps ) , die Kämpfer im Kampf beflügeln sollte . Bier nach der Schlacht könnte Anregung gewesen sein , nicht zu viel zu denken .
Ich denke , der Sohn des " " Soldatenkönigs " sollte das Handwerk des Brauens erlernen , weil es die Kämpfer im Kampf beflügeln sollte und nach der Schlacht sollten diese nicht viel denken . Es war also eine ganz praktische Aufgabe .
(18.12.2018 17:17)Feldwebel57 schrieb: [ -> ]Ich denke , der Sohn des " Soldatenkönigs " sollte das Brauen von Bier erlernen , weil es damals ( später war es Schnaps ) , die Kämpfer im Kampf beflügeln sollte . Bier nach der Schlacht könnte Anregung gewesen sein , nicht zu viel zu denken .
Das hört sich schlüssig an.
Allerdings wohl eher "vor der Schlacht"
(18.12.2018 17:23)Suebe schrieb: [ -> ] (18.12.2018 17:17)Feldwebel57 schrieb: [ -> ]Ich denke , der Sohn des " Soldatenkönigs " sollte das Brauen von Bier erlernen , weil es damals ( später war es Schnaps ) , die Kämpfer im Kampf beflügeln sollte . Bier nach der Schlacht könnte Anregung gewesen sein , nicht zu viel zu denken .
Das hört sich schlüssig an.
Allerdings wohl eher "vor der Schlacht"
Damals gab es schon längst Branntwein. Lässt sich als platzsparende Marketenderware unterbringen. Im Feld haben die Soldaten bestimmt kein Bier getrunken, das hätte die damalige Transportlogistik nicht hergegeben. Schon mit Mehl zum Brotbacken war man überfordert, weshalb man im Abstand von 2-3 Tagesmärschen Magazine anlegte.
Kann schon sein, dass Friedrich Wilhelm I., der als trinkfest galt, bei seinem Sohn die Braukunst förderte. Weniger aus praktischen Erwägungen, sondern weil er es für eine sinnvolle Tätigkeit hielt. Nützlicher als Flötenspiel, antike Klassiker und französische Literatur, die er seinem schöngeistigen Filius austreiben wollte.
Außerdem wird Friedrich Wilhelm nachgesagt, dass er selbst die "gesunde" Hausmannskost bevorzugte. Zu der wiederum zählt aber auch das Bier.
Bei Karl May findet sich zwar nicht für Fürsten, aber mehrmals in seinen Reiseromanen das Motiv, dass jemand von irgendeinem Deutschen ein Bierrezept verraten wurde, und "Kara Ben Nemsi" / "Old Shatterhand" darf dann so nebenbei die Qualität beurteilen.
Möglicherweise hat May während seiner Haftzeit in Waldheim in der dortigen Anstaltsbrauerei gearbeitet .
OT: Irgendwann hat mir mal einer gestanden, dass die "Holzfäller-Steaks" die andauernd bei Grillabenden gereicht würden in seinen Augen völlig ungenießbar wären, er jedenfalls keinen Bissen davon zu sich nehmen würde,
Was aber weiter nicht schlimm wäre, denn mit 5 Bier würde er durchaus auch satt.
TT: Bier sättigt, ist ein hochwertiges Lebensmittel.
Und ist auch kein Logistik-Problem, die Heere vergangener Jahrhunderte haben ja kein Bier transportiert, lediglich Hopfen und Malz (und erfahrene Brauer), Wasser gab es überall.
Die Erfindungen wie Bier über mehr als einige Tage haltbar wurde, entstammen dem 19. und 20. Jahrhundert. Zuvor wurde das Bier zügig getrunken, und neues gebraut.
(01.01.2019 23:54)Suebe schrieb: [ -> ]Und ist auch kein Logistik-Problem, die Heere vergangener Jahrhunderte haben ja kein Bier transportiert, lediglich Hopfen und Malz (und erfahrene Brauer), Wasser gab es überall.
Das bezweifle ich. Es dauerte einige Tage, bis der Sud trinkbar war. Sollte man auf einem Feldzug jedesmal solange warten? Und die (leeren) Fässer hätten auch kostbaren Frachtraum verschlungen.
Die Offiziere tranken Wein, die Gemeinen was sie vor Ort gerade vorfanden.
1814 beschwerte sich ein französischer Bürgermeister bei Blücher, seine Soldaten hätten in einer Nacht 30000 Flaschen Champagner ausgesoffen, natürlich ohne zu bezahlen. Die braven Märker und Pommern hielten es für eine Art Weißbier.
(02.01.2019 09:19)Arkona schrieb: [ -> ] (01.01.2019 23:54)Suebe schrieb: [ -> ]Und ist auch kein Logistik-Problem, die Heere vergangener Jahrhunderte haben ja kein Bier transportiert, lediglich Hopfen und Malz (und erfahrene Brauer), Wasser gab es überall.
Das bezweifle ich. Es dauerte einige Tage, bis der Sud trinkbar war. Sollte man auf einem Feldzug jedesmal solange warten? Und die (leeren) Fässer hätten auch kostbaren Frachtraum verschlungen.
Die Offiziere tranken Wein, die Gemeinen was sie vor Ort gerade vorfanden.
Natürlich dauert es einige Tage, bis das Bier gereift ist, das weiß der Brauer aber und kann bei Zeiten neues Brauen.
Das "nur-Bier-trinken" statt Wasser mit Koli-Bakterien, hat sich auf die Kampfkraft und Gesundheit der Truppe überaus positiv ausgewirkt. Da ist der Transport von ein paar Fässern nicht ins Gewicht gefallen.
(ich war Pfadfinder,
bei einem Lager an der selben Stelle über mehrere Tage hat der "Flotte Otto" ständig Eindrittel in den Klauen gehabt,
kein Wunder, dass da heute "Dixis" Vorschrift sind)
Zitat:1814 beschwerte sich ein französischer Bürgermeister bei Blücher, seine Soldaten hätten in einer Nacht 30000 Flaschen Champagner ausgesoffen, natürlich ohne zu bezahlen. Die braven Märker und Pommern hielten es für eine Art Weißbier.
Ich kenne die Geschichte, was werden die auch nicht gewusst haben, was sie soffen.... was Blücher den Franzosen vormachen wollte, wird mit Kostenerstattungen zu tun gehabt haben..
Ernst Jünger nannte den Vorgang "Teutonischen Tiefdrunk" und mein Vater hat vom Mai 1940 ähnliche Geschichten gewusst, Wochenlang außer zum Waschen kein Wasser in die Nähe des siegreichen Landsers gelassen...
Dass Bier tatsächlich in früheren Zeiten frisch gebraut werden musste, finde ich nicht sehr glaubwürdig. Immerhin findet sich schon im Mittelalter die Unterscheidung zwischen Sommerbier und Winterbier, letzteres dürfte tatsächlich eine längere Haltbarkeitsdauer gehabt haben als das Erstere.
(02.01.2019 18:57)Teresa C. schrieb: [ -> ]Dass Bier tatsächlich in früheren Zeiten frisch gebraut werden musste, finde ich nicht sehr glaubwürdig. Immerhin findet sich schon im Mittelalter die Unterscheidung zwischen Sommerbier und Winterbier, letzteres dürfte tatsächlich eine längere Haltbarkeitsdauer gehabt haben als das Erstere.
Alles nur gelagert in kühlen Bierkellern.
Google mal zB nach Eisgalgen. Da wurden im Winter Eisblöcke hergestellt, Eisgalgen waren Lattengestelle die mit Wasser bespritz wurden, die sich bildenden Eiszapfen wurden abgeschlagen, dann per Rutsche in die Bierkeller verfrachtet, wo das Bier damit bis weit in den Sommer hinein gekühlt werden konnte.
War noch in meiner Kindheit teilweise so, das Eis ist im Sommer in hellen Strömen von den Bierwagen runtergelaufen, da wurde dann innerhalb weniger Jahre von "Natur-" zu "Maschinen-"Eis umgestellt.
Eine gewisse Haltbarkeit musste Bier auch früher haben. Immerhin verschifften die Hansestädte ganze Schiffsladungen bis Lissabon, Nowgorod und Bergen. Das dauerte Wochen, bis es ankam.
Übrigens, das gewöhnliche DDR-Flaschenbier war nicht lange haltbar, max. 2-3 Wochen. Ausnahmen waren die Exportbiere wie Radeberger, die aber für den normalen Alkoholiker nicht zu bekommen waren. Wurde etwa gar nicht pasteurisiert?
(01.01.2019 17:39)Feldwebel57 schrieb: [ -> ]Möglicherweise hat May während seiner Haftzeit in Waldheim in der dortigen Anstaltsbrauerei gearbeitet .
Könnte eine Erklärung sein. Vielleicht aber war Karl May einfach nur ein Bierliebhaber. Oder in seiner Heimat war eben das Bier und nicht der Wein verbreitet?
Auffällig ist jedenfalls, dass in seinen Romanen nicht nur de Eindruck entsteht, dass die Deutschen damals gerne und recht zahlreich im Ausland unterwegs sind (gerade in seinem Wilden Westen wimmelt es von deutschen Auswanderern), sondern dass auch das Thema, dass der Held irgendwo auf diesen Reisen ein Bier zu trinken bekommt, das gewöhnlich deutscher Herkunft ist, also nicht etwa ein "Produkt der Fremde".
(26.01.2020 15:56)Teresa C. schrieb: [ -> ]Könnte eine Erklärung sein. Vielleicht aber war Karl May einfach nur ein Bierliebhaber. Oder in seiner Heimat war eben das Bier und nicht der Wein verbreitet?
So ist es. Karl May wurde in Ernstthal (heute Hohenstein-Ernstthal) in Sachsen geboren. Hohenstein-Ernstthal liegt zwischen Chemnitz und Zwickau und in dieser Gegend wurde bzw. wird viel Bier gebraut.
Karl May trank in Form seiner Helden (Kara ben Nemsi, Old Shatterhand) wirklich gern Bier. Interessant auch, wie er seinen Gefährten Hadschi Halef zum Genuss von Schweinefleisch in Form von Räucherschinken verführte.
Die Deutschen im Ausland? Fast immer sind es Sachsen.
Der Sachse reist halt gern.
Zunächst ist mir gar nicht aufgefallen, dass es bei Karl May fast immer Sachsen sind, zudem ich als Kind eigentlich zunächst nur Bayern und Preußen kannte, und natürlich die Schwaben. Hängt vermutlich damit zuammen, dass Sachsen damals zur DDR gehört hat, und DDR war damals ein Land hinter dem Eisernen Vorhang und unter russischer Oberheit. Erst durch meine Beschäftigung mit Geschichte ist mir klar geworden, dass ein heutiges Land gewöhnlich aus "einzelnen" Teilen (Ländern, Territorien, frühere Staaten, Regionen etc.) besteht.
(27.01.2020 22:34)Teresa C. schrieb: [ -> ]Zunächst ist mir gar nicht aufgefallen, dass es bei Karl May fast immer Sachsen sind, zudem ich als Kind eigentlich zunächst nur Bayern und Preußen kannte, und natürlich die Schwaben. Hängt vermutlich damit zuammen, dass Sachsen damals zur DDR gehört hat, und DDR war damals ein Land hinter dem Eisernen Vorhang und unter russischer Oberheit. Erst durch meine Beschäftigung mit Geschichte ist mir klar geworden, dass ein heutiges Land gewöhnlich aus "einzelnen" Teilen (Ländern, Territorien, frühere Staaten, Regionen etc.) besteht.
Bei einer Gemeinschaftskundeklassenarbeit hat mein Nebensitzer bei den Bundesländern "Sachsen" aufgeführt.... es war ca. 1966....
Ich bin fast durchgedreht, habe geflüstert "Niedersachsen" Niedersachsen...
immer lauter, der Drömmel hats nicht geschnallt, "Sachsen ist falsch, Niedersachsen" "hööö?????"
da hats der Steißtrommler geschnallt und mir mit milden Worten mitgeteilt, dass ich ja weiß, beim nächsten Vorkommnis gibt es das Ultimatum, und jetzt wäre es halt soweit.....
bin ich zum Direx, der mich bei allem Theater doch besser leiden konnte...
und der meinte, deshalb das Ultimatum, trotz der ganzen Vorgeschichte wäre doch sehr übertrieben.....
Gott sei Dank.
maW auch in höheren Lehranstalten des damaligen Bundesgebietes war die föderale Zusammensetzung nicht überall bekannt...
(27.01.2020 21:05)Arkona schrieb: [ -> ]./.
Die Deutschen im Ausland? Fast immer sind es Sachsen.
Oder Schwaben.
Mein Familienname, alles andere als selten bei mir ums Eck, ist im US-Mittelwesten oder in den einstigen Eisenbahnerstädten des Ostens überaus häufig.
Da gab es einen "Schwaben Verein = Schwaben International" der bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts verhältnismäßig billige Flugreisen von und nach den USA anbot. Damit sich die Verwandten besuchen konnten...
Naja, ist inzwischen auch die Biologie darüber gerutscht.