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Russische Geschichte - Maxdorfer - 14.06.2012 20:12

Hier können Beiträge zur Geschichte Russlands gesammelt werden.


RE: Russische Geschichte - Maxdorfer - 14.06.2012 20:13

KATHARINA I. VON RUSSLAND

Teil 1.
Katharina I. Alexejewna lebte von 1684 bis 1727 und war von 1725 bis 1727 russische Zarin.
Sie wurde am 6. April 1684 als Tochter des livländischen Bauern Samuel Skawronski im Dorf Ringen geboren. Getauft wurde sie auf den Namen Martha Skawronskaja.
Nach anderen Überlieferungen wurde sie in Kreuzberg geboren, wahrscheinlich jedoch entstand diese Überlieferung, um ihre niedrige Herkunft zu vertuschen.
Ihr Vater starb an der Pest, als sie ein Jahr war, und ihre Mutter überlebte ihn um gerade zwei Jahre.

Martha lebte danach als Magd im schwedisch – livländischen Marienburg, doch als der Nordische Krieg ausbrach, geriet sie in russische Kriegsgefangenschaft.
Sie kam als Waisenkind in das Haus des protestantischen Pfarrers Glück, obwohl sie eigentlich katholisch war.
Trotzdem sie weder lesen noch schreiben konnte und Russisch nur mit einem sehr starken deutschen Akzent sprach, brachte ihr Glück den Katechismus bei und adoptierte sie sogar.
Denn die Kleine war frühreif und schon eine echte Hausfrau.

Irgendwann wurde sie mit einem Trompeter bei den schwedischen Dragonern, Johann Kruse verheiratet, oder vielleicht auch nur verlobt.
Martha sah Johann jedenfalls niemals wieder, eventuell kam dieser bei einer Verteidigung der Stadt gegen die russischen Soldaten um. Jedenfalls verschwindet er im Dunkel der Geschichte.
Martha blieb also in der Stadt. Doch das half ihr nicht viel. Um sich nicht ergeben zu müssen, sprengte der schwedische Kommandant Marienburgs dieses jedoch in die Luft.
Freundlicherweise entließ er vorher einige Zivilisten über die Stadtmauer, so auch die Familie Glück mit Martha.



RE: Russische Geschichte - Maxdorfer - 17.06.2012 14:58

Teil 2.

Während Pfarrer Glück sich als Dolmetscher anbot und nach Russland fuhr, blieb Martha, bildschön und damals achtzehnjährig, als Prostituierte für Soldaten im Lager.
Doch sie nutzte ihre niedrige Position im Lager: Zuerst wurde sie die Geliebte eines Unteroffiziers, dann wechselte sie über zum General und Leiter der Besatzung selbst, General Scheremetjew. Auch dieser verfiel der charmanten Dame.
Später wurde sie vom Berater des Zaren Peter I., Alexander Menschikow, der als unersättlicher Liebhaber galt, eingewickelt, und dann musste es irgendwann so kommen, dass sie auch Peter selbst kennenlernte.

Er befahl ihr, abends die Aufgabe zu übernehmen, eine Kerze in sein Zimmer zu stellen.
Menschikow hatte nichts dagegen, dass Martha im Anschluss die Nacht mit Peter verbrachte, und er hatte dann auch nichts dagegen, dass sein Herr seine Geliebte mit ihm teilte:
Sie sprachen ganz offen über die Vorzüge einer gemeinsamen Geliebten.

1703 wurde Martha also die Geliebte des seit 4 Jahren verwitweten Zaren, der damals gerade 31 Jahre alt war.
Er brachte sie schon bald weg von Menschikow zu einer vornehmen und edlen Dame in ein einsames Haus nahe Moskau.
Diese sollte Martha Manieren beibringen, obwohl Peter an ihr auch die Spontanität, die Direktheit liebte.

Marthas Aufstieg begann: 1703 wechselte sie zum orthodoxen Glauben über und nannte sich fortan Katharina Alexejewna.
Sie war die einzige, in deren Gegenwart Peter zufrieden war; sie beriet ihn sogar bei Regierungsgeschäften.
Sie war die einzige, die seine Wutanfälle zu zügeln wusste, sie die einzige Frau, die ihn zu seinen Trinkgelagen begleiten durfte.
Wenn sie dann sagte „Es ist Zeit, heimzugehen, Väterchen“, folgte er – so wird jedenfalls berichtet.



RE: Russische Geschichte - Maxdorfer - 19.06.2012 17:32

Teil 3.

Als Peter erneut gegen die Schweden in den Krieg zog, beinhaltete ihr Briefwechsel nicht etwa romantische oder politische, sondern eher häusliche Themen:
Peter schrieb: „Es ist langweilig ohne dich, und meine Wäsche ist schlecht gepflegt.“ Katharina argwöhnte zurück, er sei sicher auch schlecht frisiert. In der Antwort stimmte Peter ihr zu und machte den Vorschlag, sie könne ja herkommen, um das zu ändern.
Tatsächlich reiste Katharina auf das Schlachtfeld und kümmerte sich nicht nur um Peter, sondern auch um die Soldaten:
Sie gab Rat in allen Lebenslagen, pflegte Verwundete, schenkte Wodka aus und wurde die bessere Hälfte Peters.

Als Katharina dann wegen schwererer Scharmützel kurzzeitig nach Kiew ging, dann aber auf eine Aufforderung, zurückzukehren, da die Kämpfe beendet seien, nicht nachkam, erfuhr Peter, dass Katharina schwanger war!

Nachdem sich Katharina acht Jahre lang als verlässliche Partnerin erwiesen und ihm zwei Töchter geboren hatte, heiratete Peter sie endlich am 19. Februar 1711 frühmorgens, in kleinem Kreise und spontan.
Nun begleitete Katharina Peter endgültig auf allen seinen Feldzügen, pflegte ihn, als er an Skorbut erkrankte und fungierte als Glücksfee.

Im Juli 1711 jedoch änderte sich alles: Peter hatte gegen die Türken eine vernichtende Niederlage erfahren und versuchte verzweifelt, sein Leben und das Leben seiner Frau zu retten.
Katharina erwies sich erneut als Herr der Lage, und riet ihm gelassen, mit dem Sultan zu verhandeln und ihm seinen Schmuck anzubieten. Das gelang und der Zar kam glimpflich davon.
Katharina war wie für die Politik geboren, ausgewogen und überlegt – und gebar ein Kind nach dem anderen:
Fünf Söhne und Sechs Töchter entstammten der Ehe zwischen Katharina und Peter.



RE: Russische Geschichte - Maxdorfer - 20.06.2012 17:41

Heinrich Johann Friedrich Ostermann wurde am 9. Juni 1686 in Bochum (Westfalen) als Sohn eines evangelischen Pfarrers geboren und durch seinen Vater im Sinne des humanistischen Bildungsideals erzogen. Ab 1699 studierte er an der Universität Jena, vor allem Sprachen. Doch als er 1703 im Streit einen Kommilitonen umbrachte, musste er nach Amsterdam fliehen. Schon bald knüpfte er Kontakte zum russischen Vizeadmiral Cruys und trat im Jahre 1. Oktober 1704 als Untersteuermann in die holländische Abteilung der in russischen Diensten stehenden Personen ein. Da er Deutsch, Lateinisch, Französisch, Holländisch, Italienisch und Russisch sprach, wurde er bald Sekretär bei Cruys und später Übersetzer im Gesandschaftsamt. Ostermann erledigte alle Übersetzungen so gewissenhaft, schnell und fehlerfrei, dass selbst Peter der Große ihn in höchsten Tönen lobte. 1711 vertrat er die eingeschlossene und dem Untergang nahe russische Armee bei den Friedensgesprächen mit dem russischen Großwesir. 1715 verhandelte er mit England über die Fortsetzung des Krieges. 1721 war es faktisch er, der seit vier Jahren den Frieden zwischen Russland und Schweden entwarf und damit den Nordischen Krieg beendete, obwohl er ursprünglich nur zweiter Beobachter war. Dieser Friedenschluss war der Höhepunkt von Ostermanns Laufbahn, er wurde als Baron in den russischen Adel aufgenommen, erhielt Ländereien, Geld und den Titel des geheimen Kanzelrats. Das 1724 mit Schweden eingegangene Verteidigungsbündnis war genauso Ostermanns Werk wie der ein Jahr später abgeschlossene Sicherheitsbündnis. Am 5. Dezember 1725 wurde der Baron Andrej Iwanowitsch Ostermann zum Reichsvizekanzler und zum Wirklichen Geheimrat ernannt.


RE: Russische Geschichte - Maxdorfer - 20.06.2012 17:44

Weiter mit

Teil IV.

zu
Katharina I.

Mit Peter teilte Katharina auch die ungehobelten Manieren, die manchmal schockierenden Kleidergewohnheiten und die Trinksucht.
Nicht nur in Westeuropa bekamen sie damit manches Mal Probleme. Der Glanz bei Hof konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass dort vollkommen unzivilisierte Verhältnisse herrschten:
Peter hielt sich unzählige Mätressen, und verteilte die Geschlechtskrankheit, die eine hatte, auf alle anderen, auf sich und auf Katharina.
Trotzdem liebten sie sich – Katharina trank wie Peter, wurde stark wie Peter und dekadent wie Peter.
Andere Probleme existierten in Russland in Art eines Stiefsohnes Katharinas, Alexei.
Obwohl er nicht ihr Sohn war, sondern eher ein Rivale, förderte sie ihn, so weit es in ihrer Macht stand.
Doch gegen Widerstand Katharinas wurde Alexei am 26. Juni 1718 umgebracht.
1719 tauchte wieder ein neues Problem auf: Der letzte Sohn Katharinas war gestorben.
Nun setzte Peter aus Enttäuschung über Katharina seine Hoffnungen auf einen Sohn auf die Mätresse Marija Kantemir, diese fuhr nun wie früher Katharina auf den Feldzügen Peters mit.
Nun war es Marija, die in Peters Zelt verschwand und später schwanger wurde. Katharina verlor darüber kein Wort, sondern sie versuchte die Moral ihres Mannes und der Truppen zu stärken.
Als Marija eine Fehlgeburt erlitt, wurde sie von Peter verstoßen und Katharina tröstete Peter erneut.

Peter kam zu der Überzeugung, dass nur Katharina ihn glücklich machen konnte.
Im Jahre 1724, am 7. Mai, wurde sie in der Erzengel-Michael-Kathedrale zur Kaiserin gekrönt.
Die Krone allein war mit 2564 Juwelen besetzt. Ein Rubin, so groß wie ein Taubenei, hatte 60000 Rubel gekostet! Der Krönungsornat wog fast 75 Kilo.
Das war die Frau, der Peter fünfzehn Jahre vorher eine Jahresrente von „nur“ 3000 Rubel vermachen wollte.
Doch damals war Katharina jung und schön gewesen, nun war sie dick und dekadent geworden.

Trotzdem hielt Peter zu ihr.
Auch als herauskam, dass sie korrupt war, nämlich dass sie Peter gegen Geld die Meinung zahlender Leute einflüsterte, geschah ihr nichts.
Sogar als Peter (als letzter am ganzen Hof) erfuhr, dass Katharina ihn quasi öffentlich betrogen hatte, wurde nur ihr Liebhaber gefoltert und geköpft. Ihr geschah nichts.
Schließlich hatte er Katharina kurz zuvor noch als ideale Herrscherin und Gattin hoch gelobt. Er konnte sie nicht einfach jetzt als Verräterin hinstellen.



RE: Russische Geschichte - Maxdorfer - 21.06.2012 20:19

Nun noch der vorletzte Teil,
Teil V.

Katharina verbarg ihre Trauer über die heimliche Ehekrise. Irgendwann jedoch wurde auch Peter wütend.
Er entzog Katharina jegliche Einflussmöglichkeit, jegliche finanzielle Grundlage, wurde handgreiflich, fuhr sie eigenhändig zur Hinrichtungsstätte und wieder zurück, zerschlug Vasen und Gläser, drohte, es mit ihr genauso zu machen und stellte ihr den Kopf ihres einstigen Liebhabers auf den Tisch.
Katharina ertrug all dies mit Gelassenheit, bis der Kopf wieder entfernt wurde.
Schließlich versöhnten sich Peter und Katharina wieder, auch wenn das alte Vertrauen verschwunden war.

Als sich Peter kurz darauf ins Wasser gestürzt hatte, um schiffbrüchige Matrosen zu retten, wurde er todkrank.
Katharina weinte Tag und Nacht an seinem Krankenbett.
Sein Testament konnte er vor Schmerzen nicht bis zu Ende schreiben, der Name des Erben fehlte.
Auch alle mündlichen Aussagen Peters waren nicht als solche erkennbar, er lallte und blubberte. Doch nachdem Peter gestorben war, nahm Katharina, ohne viel Kritik zu ernten, die Zarenkrone an sich.

Über vier Wochen blieb sie an Peters Sarg und weinte sich durch.
Als einen Monat nach dem Ehemann auch das Töchterlein Natalja starb, wurden beide gemeinsam in der Peter-Pauls-Kathedrale bestattet.

Katharina I, wie sie sich nun nannte, war jedoch nicht zur Alleinherrschaft fähig, ein von Katharina ernannter „Hoher Geheimer Rat“ führte die Regierung mehr schlecht als recht unter der Führung des korrupten Menschikows.
Das war eben der Menschikow, der einstmals Katharinas Geliebter gewesen war und bis zu Peters Tod dessen Berater gewesen war.
Katharina war für die Regierung zu faul, zu unerfahren und zu bequem.
Sie verbrachte die Zeit wie zu Lebzeiten ihres Gatten auf dekadenten Festen und Orgien.

Die Untaten Peters gerieten währenddessen im Gegensatz zu denen Katharinas beim Volk immer mehr in Vergessenheit, seine Reformertätigkeit jedoch nicht.
Eine Revolution bahnte sich an.



RE: Russische Geschichte - Maxdorfer - 21.06.2012 20:20

Und direkt im Anschluss Teil 2 von der Ostermann-Biographie:

Als ab 1726 ein Oberster Geheimer Rat Kaiserin Katharina I. in der Regentschaft zur Seite stand, wurde Ostermann in dieses Gremium berufen und gehörte ihm bis 1730 an. 1730 wurde er auch in den Grafenstand erhoben. Als kurz darauf ein europaweiter Streit um das Herzogtum Schleswig entbrannte, war es Ostermann, der durch Friedenschlüsse mit Dänemark (1732) und England (1734) einen Krieg verhinderte. Einen Rückschlag musste er jedoch ab 1740 im Österreichischen Erbfolgekrieg hinnehmen, als seine guten Beziehungen zu Berlin und Wien keinen Erfolg zeigten. Da er 1741 bei Kaiserin Elisabeth in Ungnade fiel, konnte er den Ausgang des Krieges nicht mit beeinflussen. Aber hatte es verstanden, Russland ganze zwei Jahrzehnte aus Kriegen weitestgehend herauszuhalten (1721 – 1741).
Ostermann wirkte auch in der Innenpolitik mit: 1722 wurde von ihm eine eindeutige Dienst- und Rangordnung ausgearbeitet (damals wurden immer mal wieder neue Ämter und Titel erschaffen und man beförderte planlos wild hin- und her); 1726 bis 1730 war er im Obersten Geheimen Rat, der für Katharina I. die Regentschaft übernahm und bestimmte die gesamte Politik entscheidend mit; später war er in Reformkommissionen (Post, Steuern, Handel); dann wurde er Lehrer und „Oberhofmeister“ Peters II. 1731 wurde er Senatsmitglied, 1734 war er erster Kabinettsminister, danach bestimmte er immer mehr die Politik mit. Ab 1740 tauchten jedoch immer mehr Ausländer in der Regierung auf (Graf Münnich, Graf Biron etc.), 1741 fiel Ostermann bei der neuen Kaiserin Elisabeth in Ungnade und wurde nach Sibirien verbannt, wo er am 20. Mai 1747 in der Verbannung starb.



RE: Russische Geschichte - Maxdorfer - 21.06.2012 20:30

Dimitri Alexejewitsch Miljutin wurde am 28. Juni 1816 als ältestes von fünf Kindern geboren. Aus dem russischen Adel stammend, wurde der junge Dimitri erst zuhause, dann am Moskauer Gymnasium und später an der Adelsfakultät der Universität unterrichtet.
1833 trat er in ein Artillerieregiment ein. Das war der Beginn einer langen militärischen Laufbahn. Doch schon bald bemerkte und kritisierte er die starre Heereshierarchie, die Knechtung des einfachen Soldaten und die Durchsetzung eines verschwenderischen Logistikkonzepts. Diese Einsicht vertiefte sich durch den Besuch der Petersburger Militärakademie nur.
Seine Kritik äußerte Miljutin in Zeitungsartikeln und durch Mundpropaganda. Auch die Militärs wurden auf ihn aufmerksam, obwohl er nach einer Verwundung das Heer kurzzeitig verlassen musste.
Anfang der Vierziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts machte Miljutin die damals bei aufgeklärten Menschen übliche Bildungsreise. Danach wurde er Oberquartiermeister und verbrachte die Zeit von 1843 bis 1845 im Süden des russischen Reiches. Zwischen 1845 und 1861 schließlich lehrte er an der Mili¬tärakademie in Petersburg die Fächer militärische Geographie und militärische Statistik. Über letzteres verfasste er ein zweibändiges Standartwerk, aus seiner Feder stammt auch ein Werk über die antinapoleonischen Kriege Russlands.
Im Jahre 1856 wurde Miljuin zum Feldmarschall ernannt. Schon bald schrieb er eine kritische Abhandlung über die „Unzulänglichkeiten des russischen Militär¬systems und die Mittel ihrer Beseitigung“. Was er in diesem Werk schrieb, wurde schon einige Jahre später Gesetz, denn 1861 wurde er vom Zaren Alex¬ander II. zum Kriegsminister ernannt. Das sorgte – vor allem wegen seiner poli¬tischen Ansichten – für Aufregung in der Gesellschaft. Vor allem kritisierte Miljutin die Leibeigenschaft, die „überhaupt jede Art von Volkskraft“ verhindere. Doch die Unruhe legte sich bald wieder.



RE: Russische Geschichte - Maxdorfer - 21.06.2012 20:32


Nun wieder zu Katharina I.

Zudem wurde Katharina immer kraftloser, dicker und träger.
Menschikow riet Katharina, den Sohn des ermordeten Alexeijs, Peter, auf den Thron zu heben und Menschikows Tochter mit ihm zu verheiraten.
Er wollte erneut als Quasiherrscher Russland regieren.

Katharina gab letztendlich nach und starb kurz darauf, am 27. Mai 1727 an einem hitzigen Fieber.
Ihre Regierungszeit war nur eine Art Epilog zum Leben Peters des Großen gewesen.

Während diesen zwei Jahren hatte es – bei aller Tatenlosigkeit – doch einige Veränderungen gegeben:
Die Eröffnung der Akademie der Wissenschaften 1725, ein Pakt mit Österreich ein Jahr später und die Begnadigung der Kinder von Alexei, Natalja und Peter, ihren Nachfolger.

Katharina bzw. Martha ist eine tragische Figur – Waise, Kriegsgefangene, Prostituierte, Geliebte des Königs, Fast – Heillige, dekadente Kaiserin, gehasste Herrscherin, lebensunlustige Betthüterin – all das war Katharina die Erste.

Soweit meine Ausführungen.



RE: Russische Geschichte - 913Chris - 21.06.2012 20:57

Alexander Kerenski

Kerenski war adliger Herkunft. Als Anwalt und Politiker trat der Sozialdemokrat schon in der 1905er-Revolution für eine Abschaffung des Zarentums ein und wurde dafür auch verhaftet.
Nach der Februarrevolution 1917 war er im Kabinett des Fürsten Lwow Minister und leitete die Kerenski-Offensiven, die einen Umschwung im Krieg gegen Deutschland bringen sollten und Russland einen weniger verlustreichen Sieg garantieren sollten. Er scheiterte aber.
Trotzdem war er seit Juli 1917 Chef der revolutionären Regierung.

Kerenski zeigte deutliche Anzeichen von Autokratismus. Was viel zum Untergang der Kerenski-Regierung beitrug, waren einerseits die weiterhin auch gegen den Willen der Soldaten durchgesetzten mörderischen Offensiven gegen Deutschland, mit denen er einen vor Russland vorteilhaften Frieden erzwingen wollte, und die Tatsache, dass er die Bolschewiki gnadenlos unterschätzte.
Russland hatte damals massive Schwierigkeiten, nicht nur militärisch, sondern auch wirtschaftlich, organisatorisch (ein Chaos rundherum) und vor allem, was die Ernährung der Bevölkerung betraf (v.a. in den Städten) - hätte Kerenski wirklich einen Frieden mit Deutschland erreicht, hätte er noch die anderen Probleme angehen müssen, was mit einem "diskussionsfreudigen" und auch eigentlich machtlosen Parlament wie dem von Kerenski schlechterdings nicht möglich war.
Schon im Jul 1917 stand Kerenski kurz davor, von einem Aufstand von Soldaten und Bolschewiki weggefegt zu werden, was nur daran scheiterte, dass Lenins Partei völlig unorganisiert und auch ohne Führung Lenins war (der sich zu diesem Zeitpunkt nicht in Petersburg befand).
Auch weiterhin konnte sich Kerenski weder gegen die rechten und Militärs (die ein Militärdiktatur wollten) noch gegen die linken Bolschewiki durchsetzen.
Als es einen Militärputsch gab (August 1917), setzte sich die Provisorische Regierung Kerenskis noch einmal durch, aber jetzt hatte Kerenski sich auch die Militärs zu Feinden gemacht und stand quasi ohne jegliche Unterstützung da, wollte aber nach wie vor eine bürgerliche Demokratie durchsetzen.
Das musste schiefgehen, noch dazu in einer derart aufgeheizten Atmosphäre, wie sie im Petersburg des Jahres 1917 herrschte.

Ob daher die Weißgardisten wirklich eine Demokratie und diese wiederum wirklich mit Kerenski durchsetzen wollten, erscheint mit eher zweifelhaft. Letzten Endes entwickelte sich Rußland nur folgerichtig hin zu einem Machtkampf zwischen monarchistisch-diktatorischen Militärs (Weißgardisten) und Bolschewiki.

Das parlamentarische System, das Kerenski installieren wollte, konnte unter den gegeben Voraussetzungen nichtt funktionieren, und Lenin und die Bolschewiki haben es zwar schließlich beseitigt, aber sie waren ganz sicher nicht die einzigen, die an seinem Untergang werkelten.

VG
Christian


RE: Russische Geschichte - Sansavoir - 21.06.2012 23:26

Alexander Danilowitsch Menschikow

Alexander Danilowitsch Menschikow - * 6. / 16. November 1672 (oder 1673) in Moskau; † 12. / 23. November 1729 (X) in Barjosow, Gouvernement Tobolsk (heute Berjosowo, Oblast Tjumen) - war ein russischer Staatsmann und Feldherr.

Der in seiner Kindheit Pasteten verkaufende Sohn eines Stallknechts erlangte früh die Freundschaft des späteren Zaren Peter I, der den „echten Moskauer“ einerseits als klugen Ratgeber, andererseits als unglaublich trinkfesten Zechkumpanen schätzte und den er schließlich 1686 gestattete, ihn als Ordonnanz offiziell zu begleiten. Menschikow kämpfte 1695/96 an der Seite des Zaren gegen die Osmanen um Asow und begleitete ihn 1697/98 auf der „Großen Gesandtschaft“ nach Westeuropa. Er galt bereits 1699 als der einflussreichste Berater des Zaren und als zweitmächtigster Mann des Russischen Reiches. 1703 zum Gouverneur von St. Petersburg ernannt, leitete Alexander Menschikow den Bau der neuen Hauptstadt, später auch den der Festung Kronstadt. Während des Aufenthaltes Peters des Großen im Ausland zwischen 1716 und 1718 fungierte Menschikow als dessen Vertreter in Russland. Er amtierte außerdem von 1718 bis 1724 und von 1726 bis 1727 als Präsident des Kriegskollegiums.

Während des Großen Nordischen Krieges (1700–1721) befehligte Menschikow verschiedene Armeeeinheiten. 1702 unterstützte er den Zaren maßgeblich bei der Rückeroberung der seit 1612 in schwedischer Hand befindenden Festung Schlüsselburg. Ebenso bedeutend ist sein Anteil am Sieg über die Schweden bei Poltawa im Jahr 1709, wo er den linken Flügel des russischen Heeres befehligte und aufgrund seiner Verdienste noch auf dem Schlachtfeld zum Feldmarschall befördert wurde. Des Weiteren kommandierte Menschikow zwischen 1709 und 1713 russische Truppen in Polen, Kurland, Pommern und Holstein. Hervorzuheben sind hier seine Verdienste bei der Eroberung von Riga 1710 und Stettin 1713.

Bereits 1702 ernannte Kaiser Leopold I. Menschikow zum Grafen, dem 1707 die Erhebung in den Reichsgrafenstand folgte. 1706 ernannte Peter I. seinen Günstling zum russischen Fürsten und zum Herzog von Ingermanland.

1702 „erwarb“ Alexander Danilowitsch Menschikow vom russischen General Boris Petrowitsch Scheremetew (1652–1719) dessen 18-jährige litauische Gefangene Martha Skavronskaja, die ihm in der Folge als Gefährtin begleitete, ehe der Zar (noch im Jahr 1702 oder 1703) auf das schöne und lebhafte Mädchen aufmerksam wurde und begehrte. Menschikow blieb nichts anderes übrig, als seine Geliebte dem Zaren zu überlassen. Martha Skavronskaja nahm 1705 den orthodoxen Glauben und den russischen Taufnamen Jekaterina (Katharina) an. Bereits 1707 heiratete sie Peter den Großen, ihre gemeinsame Tochter war die 1709 geborene spätere Zarin Elisabeth. Allerdings blieb Katharina Menschikow zeitlebens freundschaftlich verbunden.

Eine der vielen Verschwörungstheorien bezichtigte den raffgierigen, ungehemmt Macht besessenen Emporkömmling im Bunde mit der des Ehebruchs bezichtigten Zarin, das Ende Peters beschleunigt zu haben. Erwiesen ist nur, dass das bis dahin vertrauensvolle Verhältnis des an Blasenkrebs leidenden Zaren zu seiner Ehefrau und zu seinem Günstling seit Ende 1724 abkühlte. Der Zar war offensichtlich nicht mehr bereit, die Betrügereien und die skrupellose Bereicherung Menschikows weiter zu dulden. Er verstarb jedoch am 28. Januar / 8. Februar 1725.

Alexander Menschikow gelang es noch am Todestag Peters, dessen Witwe im Staatsstreich als Katharina I. auf den Zarenthron zu bringen, die ihm dann de facto die Regentschaft überließ. Begünstigt wurde der Staatsstreich dadurch, dass seit der Verurteilung und Enterbung des Zarewitschs Alexei im Jahre 1718 keine Thronfolgeregelung im Russischen Reich bestand. Nach dem Tod der Zarin (1727) kam es bald zu einem ernsthaften Konflikt zwischen dem Regenten und dem neuen, jedoch minderjährigen Zaren Peter II. (1715–1730), nachdem dieser eigenmächtig die Begnadigung seiner seit 1698 im Kloster Susdal verbannten Großmutter Jewdokia Lopochina anordnete. Um seinen Einfluss auf dem Enkel Peters des Großen auszubauen, beabsichtigte Menschikow diesen nun mit seiner ältesten Tochter Maria (1712–1729) zu verheiraten, um als Schwiegervater des Zaren offiziell die Regentschaft zu führen.

Aber Menschikows Pläne forderten den Widerstand der altadligen Familien Dolgoruki und Golizyn heraus, die ihn im September 1727 entmachteten. Des „Verbrechens am Staat“ angeklagt, wurde er mit seiner Familie nach Sibirien verbannt, wo er im heutigen Berjosowo am 12./ 23 November 1729 verstarb. Sein Vermögen - darunter 90.000 Leibeigene, 6 Städte, mehrere Besitzungen in Russland, Polen, Österreich und Polen, 5 Millionen Goldrubel Bargeld und 9 Millionen Goldrubel auf englischen und holländischen Banken – wurde konfisziert. Allerdings erstattete Zarin Anna (regierte von 1730 bis 1740) den überlebenden Kinder Alexander Menschikows einen Teil der konfiszierten Güter zurück.

Alexander Menschikow war Bauherr des 1707 in Moskau errichteten Menschikow-Turmes und des von 1713 bis 1720 in St. Petersburg errichteten Menschikow-Palais.

(X) 12. / 23. November 1729 = Datum Julianischer / Gregorianischer Kalender


RE: Russische Geschichte - Sansavoir - 22.06.2012 00:03

Nestor Iwanowitsch Machno

Der ukrainische Anarchist Nestor Iwanowitsch Machno (* 26. Oktober / 7. November 1888 (#) in Huljajpolje (Ukraine); † 6. Juli 1934 in Paris) führte während des russischen Bürgerkrieges von 1917 bis 1921 die nach ihm benannte anarchistische Volksbewegung (Machnowschtschina, Machno-Bewegung) in der Ukraine.

Leben

Der älteste Sohn einer armen Bauernfamilie musste bereits nach dem frühen Tod seines Vaters im Alter von sieben Jahren die Schafe eines Gutsbesitzers hüten, arbeitete dann im Alter von zwölf Jahren als Landarbeiter, später als Maler, ehe er als Siebzehnjähriger eine Anstellung in einer Eisengießerei fand. In den Wintern erhielt er zwischen seinem achten und zwölften Lebensjahr eine notdürftige Schulausbildung.

Infolge der Russischen Revolution von 1905 und den darauf folgenden Repressionen des zaristischen Staates wandte sich Nestor Machno zunehmend dem Gedankengut der russischen Anarchisten zu, besonders die Ideen Michail Alexandrowitsch Bakunins (1812–1870) und Fürst Pjotr Alexejewitsch Kropotkins (1842–1921) begeisterten ihn. Er schloss sich einer lokalen Gruppe von Anarchisten an, doch wurde er bereits 1908 von einem Polizeispitzel verraten und daraufhin inhaftiert. 1910 verurteilte ihm ein Militärgericht zum Tode durch Erhängen, doch aufgrund seines jungen Alters und den Bemühungen seiner Mutter wurde Machno zur lebenslangen Haft mit harter Arbeit verurteilt. Während dieser Haft in Sibirien erkrankte der junge Anarchist an Tuberkulose, ein Teil seiner Lunge musste entfernt werden und sein Gesundheitszustand blieb bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1934 immer prekär. Des Weiteren lernte er dort Pjotr Andrejewitsch Arschinow (1887–1938), seinen späteren Mitkämpfer, Biographen und späteren Kritiker kennen.

Machno konnte durch die Ereignisse der Februarrevolution 1917 seine Freiheit wieder erlangen. Er kehrte in die Ukraine zurück und begann, zuerst nur im lokalen Umfeld, später in der gesamten Ukraine, Arbeiter und Bauern zu organisieren. Die schnell anwachsende Volksbewegung errichtete anarchistische Kommunen, die bereits vor der Oktoberrevolution von 1917 Großgrundbesitzer und Unternehmer enteigneten. Infolge des Friedens von Brest-Litowsk wurde die Ukraine im März 1918 aus dem Staatenverbund Sowjet-Russlands herausgelöst, so dass die anarchistische und soziale Machno-Bewegung, aber auch die mit ihr konkurrierenden nationalistischen Bewegungen von Simon Petljura (1879–1926) oder Pawlo Skoropadskyi (1873–1945) zunehmend die Ereignisse in der Ukraine prägten.

Nestor Machno kämpfte für eine anarchistische Ukraine. Er hatte in der bäuerlichen Bevölkerung starken Rückhalt, zeitweise unterstützten ihn 50.000 Freiwillige im Partisanenkrieg. Im Gegensatz zu Petljura, der seine Armee durch Requirierung bäuerlichen Eigentums und durch Plünderungen jüdischer Gemeinden ausrüstete, sorgte Machno für eine ordnungsgemäße Bezahlung der Bauern mit Geld oder Naturalien. Unter anderen kaufte er ihnen ihre Pferde, Maultiere und Fuhrwerke ab. Die mit Pferden oder Maultieren bespannten Fuhrwerke wurden dann mit Maschinengewehren ausgerüstet und bewährten sich als hochbewegliche und schlagkräftige Waffe im Partisanenkrieg.

Jakow Michailowitsch Swerdlow (1885–1919) vermittelte im Juni 1918 ein Treffen Machnos mit Wladimir Iljitsch Lenin (1870–1924), der die ukrainische Volksbewegung für seine bolschewistische Gegenregierung in Charkiw (Charkow) gewinnen wollte. Allerdings verhielten sich die Bolschewiki zur Machno-Bewegung zwiespältig, im Juni 1919 stellte sie Leo Trotzki (1879–1940) außerhalb des Gesetzes, ein halbes Jahr später verband man sich gegen die Armee Denikins.

Nach dem im November 1918 das deutsche Kaiserreich zusammenbrach, gelang es der Machnowschtschina den von der deutschen obersten Heeresleitung bisher unterstützten Ataman Pawlo Skoropadskyi (1873–1945) zu vertreiben. Das nach dem Abzug der Deutschen hinterlassene Machtvakuum füllten bald polnische, national-ukrainische, bolschewistische oder „weiße“ Truppen aus. Die Machno-Bewegung konnte jedoch ihre Positionen gegen die angreifende Weiße Armee unter dem Kommando von Anton Iwanowitsch Denikin (1872–1947) bzw. 1920 unter Pjotr Nikolajewitsch Wrangel (1878–1928) erfolgreich behaupten. Gefangene Offiziere der Weißen wurden exekutiert, dagegen erhielten einfache Soldaten ihre Freiheit, wobei man ihnen ihre Uniformen beraubte. Ihre größte Ausdehnung erreichte die Machnowschtschina im Dezember 1919, als sie ein Gebiet von ca. 10.000 qkm mit 7 Millionen Menschen kontrollierte. Zu diesem Zeitpunkt gehörten ihr 20.135 Kavalleristen und 83.000 Infanteristen an.

Nachdem die Bolschewiki Ende 1920 den russischen Bürgerkrieg gewannen, beabsichtigten sie nun die Eingliederung der Machno-Bewegung in die Rote Armee. Dagegen wehrte sich die Volksbewegung, die zu Recht befürchtete, dass auch in der Ukraine die Diktatur Lenins umgesetzt werden sollte. Nestor Machno selbst stand für eine anarchistische Ukraine. Doch im Verlauf des Jahres 1921 besiegte die Rote Armee die Machnowschtschina, die nach dieser Niederlage bald zerfiel und keine politische Rolle mehr spielte.

Der mehrfach verwundete und wegen der Spätfolgen der Tuberkulose kränkelnde Nestor Machno flüchtete im August 1921 gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Galina Kusmenko (1892–1978) nach Rumänien, von wo aus sich beide über Polen, Danzig und Berlin nach Paris absetzten. Dort lebten beide im Kreis russischer und ukrainischer Exilanten. Machno verfasste anarchistische Texte, die als Grundlagen des Plattformismus, einer von der Machnowschtschina stark beeinflussten, anarchistischen Strömung, galten. Allerdings wurden Machnos Gedanken zur Strukturierung der anarchistischen Bewegung von der Mehrheit der Anarchisten abgelehnt. 1927 kam es in Paris zu einem Treffen zwischen Nestor Machno und den führenden spanischen Anarchisten Buenaventura Durruti (1896–1936) und Francisco Ascaso (1901–1936), indem aber auch keine Einigung erzielt wurde. Politisch isoliert und durch die Ereignisse in der Ukraine (Hungersnot und stalinistischer Terror 1929–1933) verbittert, zog sich Nestor Machno vom politischen Leben zurück. Er arbeitete zuletzt als Zimmermann, Bühnenarbeiter und Autoschlosser, ehe er am 6. Juli 1934 infolge seiner Tuberkuloseerkrankung in einem Pariser Armenhospital verstarb. Beerdigt wurde Nestor Machno auf dem Pariser Friedhof „Père Lachaise“.

Nestor Machnos Appell an seine Anhänger (1919):
"Siegen oder sterben, das ist das einzige, was den Bauern und Arbeitern der Ukraine im gegebenen Moment bleibt. Aber alle können wir nicht sterben, wir sind zu viele. Wir sind die Menschheit: also lasst uns siegen. Wir wollen aber nicht den Sieg, um das Beispiel der vergangenen Jahre zu wiederholen und unser Schicksal neuen Herren zu überlassen. Wir wollen unser Leben selbst bestimmen und unsere Angelegenheiten in Übereinstimmung mit unserem Willen und mit dem, was wir für richtig halten ordnen."

(#) 26. Oktober / 7. November – julianisches / gregorianisches Datum. Der gregorianische Kalender ist erst seit 1918 in der Ukraine gültig.


RE: Russische Geschichte - Maxdorfer - 22.06.2012 15:38

Danke euch beiden für euere Beiträge!


RE: Russische Geschichte - Maxdorfer - 22.06.2012 18:49

Weiter mit Dimitri Alexejewitsch Miljutin

Miljutins Ziele waren „Besserung der Stellung der Untermilitärs, höhere Bildung der Officiere und Ausbildung der Armee zu taktischen Zwecken“. Dafür verlangte er die Abschaffung der Strafwillkür gegenüber einfachen Soldaten, die Neuordnung der Militärverwaltung in 15 Militärbezirke, eine Verbesserung der Lebensbedingungen, eine bessere ärztliche Versorgung, die Einführung modernerer Waffen und Ausrüstungen, die Errichtung von Militär¬betrieben, der Entwurf einer neuen Dienstordnung, ein neues Militärrecht und nicht zuletzt eine allgemeine, männliche Wehrpflicht.
Diese Reformen wurden alle durchgeführt, revolutionierten das russische Heerwesen auf allen Gebieten und machten die Armee zu einem ernsthaften Gegner für andere Länder. Miljutin war der einzige Reformer, der es bis zum Minister brachte und der einzige liberalere Minister, der bis zum Ende der Regierungszeit Alexanders II. im Amt blieb.
Den ersten Erfolg zeigte das reformierte russische Militärwesen im Russisch-Türkischen Krieg 1877 – 1878. Miljutin wurde (zusammen mit dem Sonder¬minister Loris – Melikow) einflussreichster Berater des Zaren.
Am 21. Mai 1881, nach der Ermordung Alexanders II., trat Miljutin fünfund¬sechzigjährig zurück, um noch einen schönen Lebensabend zu verbringen. Das war damals üblich. Doch kaum ein russischer Staatsmann musste seinen Lebens¬abend auf 30 Jahre ausdehnen wie Miljutin. Dieser lebte nämlich, nachdem er sich aus Rom auf seinen Landsitz Simeiz auf der Krim zurückgezogen hatte, noch ganze drei Jahrzehnte!
Auch wenn Miljutins Einstellung, die irgendwo zwischen konservativ, reformerisch und liberal liegt, nicht leicht festzunageln ist, war er doch eine der wichtigsten Personen des späten Zarenreiches.



RE: Russische Geschichte - 913Chris - 22.06.2012 19:05

Wie die Sammlung russischer Erde begann:

Am Anfang der Geschichte des Großfürstentums Moskau stand Großfürst Juri Dolgoruki von Kiew und Susdal aus dem altehrwürdigen Geschlecht der Rurikiden, die das Kiewer Reich von Anfang an beherrscht hatten.

1156 gründete er ganz am Rande seines Herrschaftsgebietes die Stadt Moskau als Grenzsicherung. Eine kleine hölzerne Festung, ein paar Häuser - das war´s.

Als 1263, etwas mehr als hundert Jahre nach Gründung von Moskau also, der Kiewer Großfürst Alexander Newski starb, erbte dessen jüngster Sohn das mittlerweile entstandene Fürstentum Moskau. Als Jüngster bekam Daniel auch das unbedeutendste Teilfürstentum unter den vier Söhnen Alexander Newskis...
Das gesamte Fürstentum war damals kleiner als das Gebiet der heutigen Hauptstadt, und Moskau war darin die einzige Stadt!
Aber 1302, nach vierzig Jahren Herrschaft in Moskau, starb der Sohn von Daniels Bruder Dimitri I. von Pereslawl-Salesski, und damit erbte Daniel dieses Fürstentum - die erste Sammlung russischer Erde. Moskau hatte mit diesem Erwerb endlich eine sichere Basis, was das Fürstentum zum weiteren Aufstieg nutzte. Allerdings erst unter Daniels Söhnen, denn ein Jahr nach der Erbschaft starb auch Daniel (er ist im Moskauer Danilow-Kloster begraben, heute Zentrum der russisch-orthodoxen Kirche).

Gegen das vorherrschende Großfürstentum Wladimir hatte Daniels ältester Sohn, Fürst Juri I. von Moskau, allerdings allein noch keine Chance, daher suchte (und fand) er die Unterstützung der Mongolen, die immer scharf drauf waren, in den russischen Streitigkeiten mitmischen zu dürfen. Juri I. wurde dann auch Großfürst von Wladimir und damit mächtigster russischer Fürst - ein steiler Aufstieg, der allerdings (noch) nicht von langer Dauer sein sollte. Zwar verlegte nach seinem gewaltsamen Tod 1325 sein Bruder Iwan Kalita den Sitz des Metropoliten von Wladimir nach Moskau und sorgte so 1326 dafür, dass die vorherrschende Rolle Moskaus für ganz Russland (damals noch "Rus"-Land) festgelegt wurde.

Als Dank für die Hilfe Iwan Kalitas bei der Niederschlagung eines antimongolischen Aufstandes im Fürstentum Twer (die Stadt liegt nur ca. 170km nordwestlich von Moskau, seit 1247 gab es das Fürstentum Twer erst; zwischen 1931 und 1990 hieß die Stadt Kalinin) ernannte der Khan der Goldenen Horde Iwan Kalita 1328 zum Großfürsten von Wladimir. Als Iwan Kalitas Enkel Dimitri Donskoi 1359 noch minderjährig auf den Moskauer Thron kam, versuchte der Fürst von Susdal (laut Wikipedia eine der ältesten Städte Russlands, etwa 220 km nordöstlich von Moskau und 31km nördlich von Wladimir gelegen; die Fürsten von Susdal waren bis zum Mongolensturm 1238 immer auch Großfürsten von Wladimir, das 1108 von einem Fürsten von Susdal gegründet worden war) die Gunst der Stunde zu nutzen und ließ sich von den Mongolen als Großfürst von Wladimir einsetzen. Doch der Moskauer Metropolit hielt zu Dimitri Donskoi (wohl nicht ganz uneigennützig) und schaffte es nach zwei Jahren, dass der Moskauer Früst auch wieder Großfürst von Wladimir wurde.

Dimitri Donskoi (der Beiname bedeutet "der vom Don") herrschte von 1359 bis 1389. In diesen Jahren führte er viele Kriege, vor allem gegen den Fürsten von Twer, der zusammen mit den Litauern zweimal bis vor die Mauern des Moskauer Kreml kam (den Dimitri 1367/68 zu einer Steinfestung hatte ausbauen lassen), ein drittes Mal kamen sie nicht ganz bis Moskau. Auch der zweite traditionelle Rivale von Moskau, das Fürstentum Rjasan, wurde von Dimitri erobert und anschließend sogar gegen die Mongolen gehalten. Aus diesem Anlass errang Dimitri Donskoi den ersten Sieg von Russen über die Mongolen - 1378 und 1380 sollten weitere folgen. Aber die Mongolen schlugen zurück: Sie konnten Dimitri zwar nicht in offener Feldschlacht besiegen, der den überlegenen Mongolen auswich, aber sie eroberten und plünderten Moskau und andere wichtige Städte des Großfürstentums, bevor sie sich zurückzogen. In den letzten Regierungsjahren Dimitris ließen ihn die Mongolen in Ruhe und Dimitri nutzte die Zeit, um das Fürstentum wieder aufzubauen.

Durch seine Eroberungen und die Siege über die Mongolen hatte sich Dimitri als mächtigster aller russischen Fürsten etabliert; seit seiner Regierung war der Großfürstentitel erblich an das Fürstentum Moskau gebunden, das damit auch der zentrale Staat der russischen Fürstentümer wurde und die Konkurrenten nach und nach überrundete und sich einverleibte.

Kein Wunder, dass sich schon bald nach dem Tod Dimitri Donskois Legenden um seine Person bildeten. Ein zaristischer Panzerkreuzer und ein sowjetisches U-Boot - das erste der Typhoon-Klasse - wurden nach Donskoi benannt.

VG
Christian


RE: Russische Geschichte - Maxdorfer - 23.06.2012 12:38

Konstantin Petrowitsch Pobedonoszew wurde am 21. Mai 1827 in Moskau geboren und danach streng orthodox erzogen. Sein Vater, Professor an der Moskauer Universität, unterrichtete ihn und seine elf Geschwister zuerst persönlich, auch über westeuropäische Philosophie und Literatur.
Von 1841 bis 1845 ging er auf die Kaiserliche Rechtsschule in St. Petersburg, deren Lehrplan sich vor allem an modernen Rechtswesen orientierte. Nach erfolgreichem Abschluss der dortigen Schulzeit konnte Pobedonoszew die Beamtenlaufbahn in den Staatskanzleien einschlagen. Durch Selbststudium und zusätzlich im 8. Moskauer Staatsdepartement konnte er sein Wissen erweitern. In Aufsätzen kritisierte er schon bald die herrschenden Rechtsverhältnisse.
Von 1859 – 1865 war er Professor für Zivilrecht an der Moskauer Universität. Für die Justizreform 1861 – 1863 wurde Pobedonoszew in verschiedene Kommissionen berufen, in denen er sämtlich eifrig mitwirkte.
Im Jahre 1861 wurde er auch von Alexander II: als Rechtserzieher für dessen beide Söhne Alexander III und Nikolai an den Hof geholt. Im Laufe der Zeit geriet er in engen Kontakt mit dem Zaren und hielt ihn auch bis fast an sein Lebensende. Nach Nikolais Tod 1865 wurde er engerer Freund des späterem Zaren Alexander III. und seiner Frau. Im umfangreichen Briefwechsel ist bei Alexander deutlich Respekt vor dem Lehrer zu erkennen.
Von 1868 bis 1880 arbeitete dieser an seinem dreibändigen Hauptwerk, dem „Kurs des Zivilrechts“, einem Standartwerk noch für lange Zeit. Zudem publizierte er Einzelschriften, Übersetzungen und historische Dokumente. Im Laufe der Sechziger Jahre war er auch zu einer Autorität in den Moskauer Salons geworden.
1868 wurde Pobedonoszew von Alexander II. zudem zum Senator, 1872 zum Mitglied des Reichsrates ernannt. 1880 wurde er Oberprokurator des Heiligen Synods. 1881, bei dem Regierungsantritt Alexanders III. hatte Pobedonoszew erneut einen Machtzuwachs erfahren, so war er es, der Alexanders Regierungserklärung ausarbeitete.
Er war der Meinung, dass nur die Autokratie für Russland geeignet sei, man solle sich vom Liberalismus nicht blenden lassen. Er strebte einen starken Staat mit orthodoxer Staatsreligion an. So berichtete er nur zu gerne von den Untaten amerikanischer Sekten. Nach dem Regierungsantritt Nikolais II. 1895 warnte er erneut vor einer zu demokratischen Staatsform, das seien „sinnlose Träume“. Pobedonoszews Hauptanliegen war die Bildungspolitik, er wollte die Alphabetisierung (verbunden mit Orthodoxisierung und Russifizierung) vorantreiben.
Im Laufe der Regierungszeit Nikolais II. nahm seine Macht immer weiter ab, 1905 zog er sich, nachdem seine politischen Bemühungen in der Revolution von 1905 endgültig zerstört worden waren, zurück. Er übersetzte in seinen letzten Lebensjahren in totaler Stille und Einsamkeit Teile des Neuen Testaments ins Russische, und am 10. März 1907 starb er. Lange hatte er die wahre Macht im Zarenreich innegehabt.



RE: Russische Geschichte - Maxdorfer - 24.06.2012 08:43

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war in Russland eine Zeit der Wirren. In dieser spielte sich auch folgende Geschichte ab:

Der zweite falsche Dimitri, auch genannt Pseudodimitri II. lebte bis zum 11. Dezember (julianischer Kalender) oder bis zum 21. Dezember (gregorianischer Kalender) 1610, der Geburtsort und der Geburtstag sind unbekannt. Er war ein Thronprätendent auf den russischen Zarenthron von 1607 bis 1610 in der Zeit der Thronwirren um die Nachfolge Iwans des Schrecklichen, genannt Smuta, kommend aus dem Dunkel der Geschichte und dort auch wieder verschwindend.
Der Pseudodimitri I. hatte sich als Dimitri, Sohn des Zaren Iwan IV. des Schrecklichen ausgegeben. Seine Usurpation gelang zunächst, dann jedoch wurde er ermordet. 1607 jedoch, ein Jahr nach dem Tod des ersten falschen Dimitri, behauptete in Starodub (zwischen Gomel und Brjansk) erneut ein Mann, Dimitri, der leibliche Sohn Iwans des Schrecklichen zu sein. Er sei ein Jahr zuvor nicht getötet worden, sondern nach Litauen geflohen.
Wo er tatsächlich herkam, wissen wir nicht. Aus Polen? Aus den südrussischen Steppen? War er ein Veteran des gerade niedergeschlagenen Bolotnikow – Aufstandes?
Wie dem auch sei: Es gelang ihm jedenfalls, in Polen die wegen der Leibeigenschaft unzufriedenen Kleinbauern und umherziehende Kosaken um sich zu scharen. Die polnische Armee stellte sich ebenfalls auf seine Seite, weshalb er bald eine nicht mehr zu unterschätzende Gefahr für den Zaren Wassili Iwanowitsch Schuiski in Moskau wurde.
Er gelangte schon bald bis vor die Tore Moskaus. Zu ihm und seinen Truppen stießen als Verstärkung weitere unterdrückte Bauern aus den südlichen Gebieten des russischen Reiches. Er begann jedoch keinen Feldzug gegen Moskau, wo der Zar Wassili Schuiski residierte, sondern nistete sich einfach im Stadtviertel Tuschino ein, wahrscheinlich, da es wegen seiner Lage fast uneinnehmbar war. Dort richtete er sich einen (verschwenderisch geführten) Hof ein.
In Tuschino befand sich auch der Sitz seiner Gegenregierung, die von polnischen Feldherren dominiert wurde, aber der auch Russen angehörten. Sie arbeitete teilweise sogar mit den „wirklichen“ russischen Behörden zusammen! Eine Reihe von Fürsten wechselte regelmäßig die Seiten und bekam sowohl von Wassili Schuiski als auch vom Pseudodimitri Land und Geld zugesprochen. Das Zentrum der Regierung war ein zwölfköpfiger Zentralrat, in dem die mächtigsten Familien Russlands vertreten waren. Wegen dem Sitz seiner Regierung in Tuschino wird der zweite falsche Dimitri auch „Schelm von Tuschino“ oder „Gauner von Tuschino“ genannt. Interessanterweise wurde seine Herrschaft auch vom Vatikan unterstützt, der nämlich die religiöse Oberhoheit auch über die russisch-orthodoxen Gebiete erlangen wollte.
Die Frau Pseudodimitris I. war nach dem Tod ihres Gemahls ins Gefängnis gekommen. Nun jedoch erkannte sie Pseudodimitri II., obwohl sie wusste, dass er ein Hochstapler war, als Ehemann an.
Auch immer mehr Fürsten und Angehörige des Bojarenadels schlossen sich ihm an, worüber er fast erstaunt war. Schon in den Sommermonaten 1608 herrschte der falsche Demetrius, wie er in der latinisierten Form hieß, bereits über ein beträchtliches Gebiet, eine Großzahl der russischen Adeligen standen auf seiner Seite, und immer neue Heere an Bettlern und Bauern zogen nach Tuschino, 10 Kilometer vor Moskau.



RE: Russische Geschichte - Maxdorfer - 24.06.2012 08:45

Pseudodimitri II. muss besonders anziehend, intelligent und mit einem Machtinstinkt ausgestattet gewesen sein, denn in dieser Zeit zogen Dutzende von falschen Dimitris durch die Gegend und tauchten in verschiedenen Provinzen, in Moskau, ja sogar an den zahlreichen Fürstenhöfen Europas auf, meistens jedoch kamen sie nicht weiter, als auf dem Markt zu stehen und zu versuchen, ein gehetztes Publikum anzusprechen. Allerdings darf man ihn nicht überschätzen, in Wirklichkeit verdankte der zweite falsche Dimitri viel seinen Beratern, Heerführern und „Managern“. Den schnellen Vorstoß nach Moskau organisierte nicht er, sondern Jan Sapieha.
Trotz alledem hatte der zweite Pseudodimitri ein beträchtliches Rede- und wohl auch ein Schauspielertalent. Zusätzlich kam ihm zu Gute, dass weite Teile der Bevölkerung mit dem „richtigen“ Zar Wassili Schuiski unzufrieden waren.
Doch 1609 wechselten viele Anhänger des tuschinischen Hofes die Fronten, unter anderem, da die Kosaken, die auf der Seite des zweiten Pseudodimitris standen, plündernd und raubend durchs Land zogen, und auch, da sein Hof, „ihre“ Regierung, von Polen dominiert wurde.
Der Zar in Moskau war die ganze Zeit hinsichtlich seines schwindenden Machtbereichs erschreckt, aber auch erschreckend tatenlos geblieben, hatte Hilfsangebote des schwedischen Königs sogar zurückgewiesen. Irgendwann jedoch bat er endlich die Skandinavier nun doch um Hilfe. Als Gegenleistung für die Hilfe verzichtete Russland auf den Bezirk Kexholm in Karelien und gab die Ansprüche auf Livland auf. Zudem ging es ein Bündnis mit Schweden gegen Polen ein.
1609 nach Christi Geburt marschierte der schwedische Feldherr Jacob de la Gardie mit seiner Armee in Nowgorod ein und stieß zu den russischen Truppen unter Michail Wassiljewitsch Skopin-Schuiski. Die vereinigten Heere zogen auf Tuschino zu. Auf einmal zog der Polenkönig Sigismund III. (aber ohne Kriegserklärung) nach Russland ein. Da er mit dem Gedanken spielte, sich selbst die Zarenkrone aufzusetzen, brachte er beide Anwärter auf den Zarenthron in Bedrängnis. Jeder versuchte, mit den Polen zu verhandeln. Nun ging die Verwirrung los: Schuiskis Truppen wurden von den Polen bedrängt, aber Dimitri musste die Belagerung Moskaus aufgeben, da ihm diese, seine Soldaten, wegliefen.
Der Usurpator selbst floh vor den Truppen des Zaren mit seiner Armee, die jedoch nur noch aus 6000 Mann bestand, nach Kaluga, wo er die Bauern auf seine Seite bekommen wollte. Doch das misslang, weil die Hauptstützen seiner Herrschaft – die polnischen Militärs und die russischen Bojaren – zum Feind übergewechselt waren. Ein erneuter Zug nach Moskau scheiterte. In Kaluga wurde er kurz darauf am 11. Dezember 1610 von seiner Armee getötet. Den meisten Quellen nach wurde er von dem Tatarenfürsten Peter Ursov erschlagen.
Wieder mal war ein Abenteurer auf dem Zarenthron verschwunden. Doch 1610 wurde auch Zar Schuiski gestürzt und zum Mönch gemacht. Sowohl er als auch Dimitri waren in einer Zeit der Wirren an die Macht gekommen und beide hatten sie auch wieder in einer solchen Zeit verloren. Man glaubte damals, einen Tiefpunkt russischer Geschichte mitzuerleben. Aber nun wurde das Chaos erst richtig schlimm: Die Polen hatten Schuiski besiegt und herrschten in Moskau, der polnische Prinz wurde jedoch nicht gekrönt (ein Machtantritt hätte wegen der russisch-polnischen Feindschaft nicht absehbare Konsequenzen gehabt). Die Bojaren versanken in Bruderkämpfen, und das russische Weltreich lag herrenlos da, besetzt von den Feinden, ohne Verwaltung, ohne Organisation. Aber trotz allem hatte es seine Blütezeit noch vor sich.



RE: Russische Geschichte - Paul - 09.09.2016 01:11

Die Slawen trennten sich relativ spät von den Balten. Durch Westwanderung von Slawen in Richtung Westen entstand die Trennung von Ostslawen, West- und Südslawen. Die Ostslawen differenzierten sich später in 5 Dialektgebiete.
Relativ früh in der russischen staatlichen Geschichte steht die Gründung der Großfürstentümer Novgorod und Kiew durch die Rus. Während der Besetzung durch die Mongolen flohen viele Menschen in die Region Moskau. Moskau wurde dann der Ausgangspunkt für die jüngere russische Geschichte. Unter polnischem Einfluß wurde Kiew zum Kristalisationspunkt für die Ukraine.