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Fundleere Schichten, Krisengründe - Druckversion

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RE: Fundleere Schichten, Krisengründe - Paul - 21.04.2016 01:17

In vielen deutschen Höhlen wurden die Ablagerungen ausgeräumt und für die Düngung der Felder verwendet. Dadurch gingen viele Funde aus der Altsteinzeit verloren.
Für die jüngere Zeit liegt das Hauptproblem, das die alten Siedlungen auch heute überbaut sind. Die neueren Siedlungen sind sogar größer. Kaum gräbt man, dann findet man auch was. In Wetzlar Dahlheim wurde gegraben und so wurden interessante Funde aus 2 Epochen gemacht. Es wurde eine alte Bandkeramikersiedlung und Siedlungsspuren der Ubier um Chr. Geburt gefunden. Dort lag wohl damals das Gewerbegebiet von Wetflaria, mit Schmieden.
Das Forum in Waldgirmes ist gerade so nicht überbaut, aber ein großer Teil der damaligen Stadt im Entstehen. Viele Funde wurden wohl beim Ausbaggern für die Neubauten am Ortsrand weggebaggert.


RE: Fundleere Schichten, Krisengründe - Rainer - 29.12.2021 15:17

Hallo Zusammen,
nach längerer Abwesenheit melde ich mich mit einem Thema zurück, was mir hier bisher entgangen war.
Harald Meller, Landesarchäologe Sa-Anhalt sieht einen Zusammenhang zwischen Untergang der Aunjetitzer Kultur und dem Vulkanausbruch von Santorin (bisher spätBZ bei ca. -1300 datiert, aufgrund neuer C14-Daten eher bei -1625). Dabei kann er seine Himmelsscheibe wieder mehr in den Vordergrund rücken.
In der Stadt Gera in Thüringen lagerte der Fluss Weiße Elster (bis nach Leipzig) Auelehmschichten ab, unter denen sich spätBZliche Funde befinden. Darüber findet man beide vorrömische Eisenzeiten. Der Auelehm stammt von auch durch Nebenflüsse aus den Mittelgebirgen eingetragenen Sedimenten. Zu diesem Thema hatte kürzlich archaeologie-online einen Artikel über die Weiße Elster gebracht. Im Stadtgebiet von Erfurt und Gera findet man über germanischen Siedlungen der römischen Kaiserzeit slawische Siedlungen, die nicht vor 900 entstandensein sollten. Für Erfurt wurde ein Artikel in der Thüringer Allgemeinen vom 23. 09.2014 durch eine Gebietsreferentin das Thüringer Landesamtes für Archäologie Weimar dazu veröffentlicht. Dort geht man davon aus, dass die fehlenden Funde nur noch nicht gemacht wurden.
Das gleiche Zenario gilt für Gera, wo auf dem Auelehm der Santorinablagerung eine germanisches Dorf mit Eisenschmelzöfen 1963-1964 ausgegraben wurde. Genau auf dieser germanischen Siedlung mit vielleicht einer Zwischenschicht von 0 bis15 cm Auelehm befand sich ein slawisches Dorf. Für beide sind Gräber gefunden worden. Ein ehemaliger Gebietsreferent des TLDA Weimar äußerte sich etwa 2016 anlässlich eines Vortrages über die Stadtarchäologie in Gera etwa 2016, dass bisher jegliche Funde nach der röm. Kaiserzeit (ca. 4. Jh) bis zu Beginn der slawischen Besiedlung fehlen. Auch gibt es einen Befund für die thüringische Stadt Ohrdruf, bei der auf Siedlungsresten der röm. Kaiserzeit eine Kirche aus Stein gebaut wurde [damit die scheinbar älteste Steinkirche in Thüringen: "Neue Ausgrabungen und Funde in Thüringen, 8/2014-15]. Die Funde wurden auf dem Burgberg gemacht.
Fazit nach meiner Auffassung:
Die spätBzliche Vulkankatastrophe vom Santorin liegt nach Abgleich mit Sulfat-peaks von Eisbohrkernen der Arktis/Antarktis eher bei -1000 -1080 auf einem pysikalischen Zeitstrahl.
Der Untergang von Westrom etwa bei 238 ist zeitgleich mit der Klimakatastrophe von Ostrom bei ca. 535. es handelt sich um die gleiche Katastrophe, verursacht durch den Vulkanausbruch des Ilopango (El Salvador). Der Zeitunterschied entstand in der Chronologie, als Dionysius Exiguus eine Ostertafel für seinen Bischof entwickelte, in der Rom, Konstantinopel und Alexandria einen gleichen Ostertermin haben sollten. Ihn gelang das, indem er Rom auf dem physikalischen Zeitstrahl gegenüber Konstatinopel in die Vergangenheit um ca. 300 Jahre verschob.
An der Differenz von etwa 250 Jahren von 650 bis 900 arbeite ich noch. Die Zeit von 535 bis 650 gebe ich dem, was wir als Völkerwanderung betrachten.