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Ma ne dumme Frage (Belagerungen) - Druckversion

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Ma ne dumme Frage (Belagerungen) - RPGator - 17.07.2013 17:06

Wurden die Mauern erst während des Ansturms mit Katapulten und anderen Kriegsmaschinen beschossen oder erst (wie sturmleitern oder Belagerungstürme) beim Sturm auf die Festung eingesetzt? War mir da nie ganz sicher aber es würde mehr Sinn machen die Festung bereits im Vorfeld zu beschießen


RE: Ma ne dumme Frage (Belagerungen) - Suebe - 17.07.2013 18:49

Du meinst zB eine Blide?
[Bild: 220px-Trebuchet.jpg]
damit wurde, wie später mit den Kanonen, vor dem Sturm eine Bresche in die Mauer geschossen.

Die Wirkung dieser Hochmittelalterlichen Belagerungsmaschinen ist, wie moderne Versuche zeigen verblüffend stark.
http://de.wikipedia.org/wiki/Balliste
http://de.wikipedia.org/wiki/Blide
http://www.blide-burg-lichtenberg.nickolai.de/
http://www.youtube.com/watch?v=GmhBCW4kbkM

dieser Film ist überaus anschaulich.
http://www.youtube.com/watch?v=bfXjr5giD7Q


RE: Ma ne dumme Frage (Belagerungen) - WDPG - 17.07.2013 22:33

Der Beschuss durch Katapulte (schon vor dem Sturm) war eine Technik um die Mauern (bzw. Mauerteile) einer Stadtbefestigung zum Einsturz zu bringen. Also schon vor dem Ansturm.


RE: Ma ne dumme Frage (Belagerungen) - WDPG - 17.07.2013 22:37

(17.07.2013 18:49)Suebe schrieb:  Du meinst zB eine Blide?
[Bild: 220px-Trebuchet.jpg]
damit wurde, wie später mit den Kanonen, vor dem Sturm eine Bresche in die Mauer geschossen.

Eine weitere Technik um Mauern zu Fall zu bringen war das Unterminieren der Mauern. Eine Technik die z.B. die Osmanen gerne einsetzte. Bei Konstantinopel 1453 waren zwar die Kanonen das Ausschlaggebende, aber auch Mehmed II setzte auf Unterminierungen. Die Belagerten fanden jedoch schon bald Gegenmaßnahmen, ein Kampf um den Untergrund entstand. Bei der 2. Belagerung Wiens waren Unterminierungen sogar das wichtigste Belagerungsmittel der Osmanen.


RE: Ma ne dumme Frage (Belagerungen) - Suebe - 18.07.2013 11:38

Schön dass ich durch diese Anfrage diesen schönen alten Film wiedergefunden habe.
http://www.youtube.com/watch?v=bfXjr5giD7Q
Den gab es bei uns bei der "Kreisbildstelle", war Unterrichtsmaterial.

Ich war schulischer "Filmvorführer" wozu man schon damals eine Qualifizierung ablegen musste. Was zu häufigen Einsätzen führte die mit bemerkenswertem Freiraum verbunden waren.

Zur Freude meiner Mitschüler habe ich die "Erstürmung einer mittelalterlichen Stadt" immer wieder ins "Beiprogramm" gemischt. Auch den Lehrern hat der Film gefallen, mindestens ist nie einer gegen die nicht autorisierte Aufführung eingeschritten.


RE: Ma ne dumme Frage (Belagerungen) - Arkona - 18.07.2013 12:22

Im Grunde fing man gleich mit der Beschiessung an und es konnte Monate dauern, bis man eine Bresche in der Mauer hatte und einen Sturmangriff wagte. Meistens kapitulierte die Besatzung spätestens dann. Wenn es in seltenen Fällen hartnäckig lief - die Verteidiger hatten dabei oft genug Zeit, dahinter eine provisorische Mauer zu ziehen und alles begann von vorn. Wenn wirklich erfolgreich gestürmt wurde, gab es keinen Pardon mehr, die Soldateska war nicht zu halten und die Kommandeure des Siegers hatten alle Hände voll zu tun, die Auswüchse zu begrenzen und wenigstens die Honoratiores zu schützen.
Die Zeit war oft ein entscheidender Faktor. Eine lange Belagerung schwächte den Angreifer enorm. Seuchen, Desertation, Langeweile... Die Versorgung war oft mieser als bei den Eingeschlossenen und man war gebunden, während im Hinterland sich womöglich schon der Entsatz zur Befreiung sammelte.


RE: Ma ne dumme Frage (Belagerungen) - Maxdorfer - 18.07.2013 12:45

Man versuchte einfach möglichst schnell und effektiv, die Stadtbefestigung zum Einsturz zu bringen. Dazu wählte man eben je nach Ausstattung, Rohstoffen, Anzahl verfügbarer Soldaten und lokaler Gesamtsituation verschiedene Möglichkeiten aus: Katapulte, das erwähnte Untergraben der Mauer oder andere vorhandene Möglichkeiten. Ziel war es, die so gut wie überall vorhandene Stadtmauer zumindest an einer Stelle zum Einsturz zu bringen.
Sobald eine Bresche geschlagen war, konnten die Soldaten/Söldner dann zum Angriff übergehen; versuchten, von innen die Stadttore zu öffnen, um weitere Kämpfer hereinzulassen. Daher katapultierte man zuerst, und sobald das Erfolg hatte, ging man meist zum Generalangriff über.


RE: Ma ne dumme Frage (Belagerungen) - 913Chris - 18.07.2013 14:20

Gehe ich fehl in der Annahme, dass trotz aller Belagerungstechniken meistens erst einmal versucht wurde, die Stadt im Sturm zu nehmen? Dann hatte man nämlich anschließend eine Stadt mit intakten Mauern und vorher das Überraschungsmoment im Zweifelsfall auf seiner Seite...

VG
Christian


RE: Ma ne dumme Frage (Belagerungen) - Suebe - 18.07.2013 14:51

(18.07.2013 14:20)913Chris schrieb:  Gehe ich fehl in der Annahme, dass trotz aller Belagerungstechniken meistens erst einmal versucht wurde, die Stadt im Sturm zu nehmen? Dann hatte man nämlich anschließend eine Stadt mit intakten Mauern und vorher das Überraschungsmoment im Zweifelsfall auf seiner Seite...

VG
Christian


Aus der Regionalgeschichte kann ich das nur bestätigen.
Der Handstreich (das wirst du meinen) wurde sehr häufig versucht.
Die Überraschung der Torbesatzung war allem nach erfolgversprechend.
Hat die nicht funktioniert, war meist die Sache erledigt. In der Regel war weder das Geld für eine längere Belagerung noch für Belagerungsmaschinen vorhanden.
In dem Fall wurden noch die Vorstädte geplündert und dann abgezogen.


RE: Ma ne dumme Frage (Belagerungen) - zaphodB. - 18.07.2013 23:43

Manche Heerführer setzten eine Spezialtruppe von Kletterern ein,die
über ungedeckte Bergflanken oder Mauern meist im Schutz der Nacht in die Befestigungen eindrangen ud die Tore besetzten.


RE: Ma ne dumme Frage (Belagerungen) - Suebe - 19.07.2013 15:56

(18.07.2013 23:43)zaphodB. schrieb:  Manche Heerführer setzten eine Spezialtruppe von Kletterern ein,die
über ungedeckte Bergflanken oder Mauern meist im Schutz der Nacht in die Befestigungen eindrangen ud die Tore besetzten.

Die Stadtmauern waren in den im Hoch- und Spätmittelalterlichen üblichen Fehden nicht zu erobern.
Die Kriegshaufen der kleinen Potentaten und Ritter hatten dagegen nichts zu melden.

Regional-Beispiel: Der Zollerngraf wollte beim Krieg des Schwäbischen Bundes 1519 gegen den wirt. Herzog Ulrich meine Heimatstadt erobern.
Obwohl der kriegsgeübte Teil der männl. Bevölkerung dem Herzog zugezogen war (Landesdefension) hatte der Zollerngraf da, als der Handstreich nicht klappte, nichts zu melden. Unter Mitnahme des am morgen leider schon ausgetriebenen Viehs und Plünderung der Vorstadt ist er wieder abgezogen.
Dem Schwäbischen Bund gegenüber hat man ein paar Wochen später nicht mal versucht Widerstand zu leisten.
Neuzeitliches Beispiel:
Melac und Schorndorf. Da er nicht mit Widerstand gerechnet hatte, hatte er kein Geschütz dabei und musste kläglich vor den "Weibern" abziehen.


RE: Ma ne dumme Frage (Belagerungen) - Teresa C. - 14.02.2016 16:16

Was hier auch einzubeziehen wäre - die eigentlich schwierige Rolle von denen, die für die Verteidigung zuständig waren, vor allem, wenn sie diese Verteidigung im Auftrag von denen auszuführen hatten, die über diese Stadt die Landesherrschaft beanspruchten oder besaßen.

Leisteten sie erbitterten Widerstand und mussten sich letztlich doch ergeben, so finden sich zahlreiche Fällen, dass sie getötet wurden.

Ließen sie sich dagegen auf keine (längere) Verteidigung ein, so mussten sie, selbst wenn das aussichtslos gewesen wäre, damit rechnen, dass der Landesherr sie dafür bestrafte.
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Außerdem gibt es auch einige Fälle, in denen Städte durch Bestechung eingenommen wurden. (Vorausgesetzt der Angreifer verfügte über entsprechende Mittel dazu.)