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Freigeld oder das Wunder von Wörgl - Druckversion

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Freigeld oder das Wunder von Wörgl - Suebe - 26.08.2015 12:58

Bei der Durchsicht von Wahlergebnissen der 20er Jahre meiner Heimatstadt ist mir eine
Freiland - Freigeld Bewegung
untergekommen.
Wobei der Vorsitzende dieser Bewegung war noch zu meiner Zeit (59-63) Rektor der Grundschule die ich besuchte.
Schon von dem her hat mich dies interessiert.

Bei der Nachschau stieß ich auf das
"Wunder von Wörgl"
wo diese Theorie tatsächlich umgesetzt wurde.

Und wie im win-win 3nd geschrieben, haben wir ja heute real mit der "Nullzins" Situation etwas ähnliches.
Geld altert, kriegt Flecken wie Tomaten. Thumbs_down
Muss umgehend ausgegeben werden. Cup


RE: Freigeld oder das Wunder von Wörgl - Arkona - 26.08.2015 13:04

Damit wir alle wissen, wovon der @Schwabe redet: https://www.youtube.com/watch?v=iewqwwvN1f0


RE: Freigeld oder das Wunder von Wörgl - Suebe - 26.08.2015 15:54

Danke Arkona,
und der Sprecher ist auch noch Schwabe....

Auf Ehre und Gewissen, für die Videos kann ich nichts.

Was nichts daran ändert, dass dies hier nun kontrovers diskutiert wird.Angry
Da kommt jetzt richtig Leben in die Bude.Idea


RE: Freigeld oder das Wunder von Wörgl - Suebe - 27.08.2015 12:36

Wer googlet wird erstaunliches finden.
Die FFF Bewegung ist in den 20ern mehrfach bei Reichstagswahen angetreten, auch in anderen Ländern gab es Anhänger, in Basel hat sie es wohl bis ins Kantonal-Parlament geschafft.

FFF steht für Freiland, Freigeld und Freiwirtschaft

Es gab so etwa ab 1900 ja die unterschiedlichsten Bewegungen und Strömungen aller möglicher Volks-Beglücker und -Gesunder. Reform habe ich hier schon mal irgendwo nagesprochen, auch FKK gehört da irgendwo rein.
Um hier mal welche mit ganz erheblichen Wirkungen zu nennen.

Die FFF Idee, Freigeld, Freiland, Freiwirtschaft scheint mir aber auf jeden Fall sehr diskussionswürdig, hier und bei uns zuerst historisch.

Was sprach eigentlich gegen das Experiment von Wörgl?
Den heute verfügbaren Infos nach scheint es ja halbwegs funktioniert zu haben. Warum hat die Österr. Staatsbank dies zwangsweise beendet?
Stimmen die Infos, dass es erfolgreich war, Oder kehren heutige spätberufene Anhänger da manches unter den Teppich?

1923 hatten wir in Deutschland ja etwas ein bißchen vergleichbares. Die Hyper-Inflation. Es gab täglich Vormittags den Tageslohn, damit die Frauen einkaufen konnten, bevor der neue Dollarkurs kam, und das Geld noch weniger wert war.
Wobei auch da, Vollbeschäftigung, boomende Industrie.
Währungsreform zur Rentenmark und aus wars.
Zumindest vorläufig.
Und es gab auch 1923 durchaus ernstzunehmende die nachhaltig und mit guten Gründen für die "Beibehaltung der Inflation" plädierten.


RE: Freigeld oder das Wunder von Wörgl - Triton - 27.08.2015 18:28

Eigentlich eine einfache Denkaufgabe: Kann man mit Gelddrucken real vermögend werden?
Dieses Erfolgsmodell haben viele Regierungen schon versucht, gescheitert sind auf Dauer alle damit.

Wirtschaft funktioniert so: Wer Vermögen hat, legt es an, spart und konsumiert nicht, sondern stellt es Investoren zur Verfügung. Im Grunde kann man sagen: Je höher die Sparquote desto erfolgreicher eine Volkswirtschaft. Als sparsam bekannte, verschriene Menschenschläge ( Schwaben, Japaner oder auch Niederländer) sind nicht umsonst ökonomisch den Verprassern voraus.
Aus den erfolgreichen Investitionen wächst das Vermögen des Sparers und des Investors - eine win-win-Situation.

Zur Zeit findet eine Geldentwertung statt, um den Staaten die Verschuldungslasten zu nehmen. Bei üblichen Geldmarktzinsen wären selbst eher erfolgreiche Staaten wie Deutschland kaum handlungsfähig - Der Preis jahrzentelangen Disziplinlosigkeit. Es ist verlockend, Staaten immer mehr Geld zukommen zu lassen, weil die Sparquote null und somit kurzfristig natürlich das Volkseinkommen steigt. Die meisten Volkwirtschaftsmodelle geben das her, aber es sind nicht umsonst theroretische Modelle, die mit der Wirklichkeit wenig zu tun haben.

Wenn Geld übrigens keinen Wertaufbewahrungscharakter mehr hat, hört es auf, Geld zu sein. Dann werden Ersatzwährungen gesucht, Edelmetalle, Gold, von Lebensmitteln und Zigaretten fange ich gar nicht erst an.


RE: Freigeld oder das Wunder von Wörgl - Suebe - 28.08.2015 08:17

(27.08.2015 18:28)Triton schrieb:  Eigentlich eine einfache Denkaufgabe: Kann man mit Gelddrucken real vermögend werden?
Dieses Erfolgsmodell haben viele Regierungen schon versucht, gescheitert sind auf Dauer alle damit.

Wirtschaft funktioniert so: Wer Vermögen hat, legt es an, spart und konsumiert nicht, sondern stellt es Investoren zur Verfügung. Im Grunde kann man sagen: Je höher die Sparquote desto erfolgreicher eine Volkswirtschaft. Als sparsam bekannte, verschriene Menschenschläge ( Schwaben, Japaner oder auch Niederländer) sind nicht umsonst ökonomisch den Verprassern voraus.
Aus den erfolgreichen Investitionen wächst das Vermögen des Sparers und des Investors - eine win-win-Situation.

Zur Zeit findet eine Geldentwertung statt, um den Staaten die Verschuldungslasten zu nehmen. Bei üblichen Geldmarktzinsen wären selbst eher erfolgreiche Staaten wie Deutschland kaum handlungsfähig - Der Preis jahrzentelangen Disziplinlosigkeit. Es ist verlockend, Staaten immer mehr Geld zukommen zu lassen, weil die Sparquote null und somit kurzfristig natürlich das Volkseinkommen steigt. Die meisten Volkwirtschaftsmodelle geben das her, aber es sind nicht umsonst theroretische Modelle, die mit der Wirklichkeit wenig zu tun haben.

Wenn Geld übrigens keinen Wertaufbewahrungscharakter mehr hat, hört es auf, Geld zu sein. Dann werden Ersatzwährungen gesucht, Edelmetalle, Gold, von Lebensmitteln und Zigaretten fange ich gar nicht erst an.


So habe ich das einst auch gelernt Triton.
Nur, imzwischen kommen mir Zweifel.

Zitat:Wenn Geld übrigens keinen Wertaufbewahrungscharakter mehr hat, hört es auf, Geld zu sein. Dann werden Ersatzwährungen gesucht, Edelmetalle, Gold, von Lebensmitteln und Zigaretten fange ich gar nicht erst an.

Klar, Sachwerte.
Aber warum Zigaretten? Aktien kriegt er doch auch.
Angelegt nach Kostolany, kaufen und vergessen, nach Jahren nachschauen und eine überaus positive Überraschung erleben.

Seit den Zeiten des Alten Roms und wahrscheinlich auch schon vorher, haben sich die Staaten immer aufs neue durch "Geldverschlechterung" entschuldet.
Wenn man Kriege geführt und verloren hat
wenn die Bürger nachhaltig keine Steuern zahlen
Ein in der Geschichte sehr beliebtes, und deshlab eigentlich ständig angewandtes Mittel.
Nur, wie ist das da? Wer zahlt da die Zeche?


RE: Freigeld oder das Wunder von Wörgl - Suebe - 02.09.2015 15:53

In der September Ausgabe von Wirtschaft Neckar Alb, dem Mitteilungdblatt der IHK Reutlingen stellt Prof. Dr. Schneck sein neues Buch vor, "Welt ohne Geld"
mit ausdrücklichem Bezug auf Wörgl

Es ist schon so, dass die Freiwirtschaft ein Thema ist.
Die Industrie und Handelskammer ist ja kein Haufen von Dumpfbacken