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Fischkonserven der Wikinger - Presseschau - Druckversion

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Fischkonserven der Wikinger - Presseschau - Suebe - 10.08.2017 14:46

Was man bisher erst um ca. 1300 zu Hanse-Zeiten ansetzte kann nun bis in die Wikingerzeit zurückverlegt werden.

In Haihabu wurden luftgetrockneter Kabeljau von den Lofoten entdeckt.
Spiegel online
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/wikinger-handelten-mit-fischkonserven-a-1161926.html

aus dem Link
Zitat:Die Bewohner der ehemaligen Wikingerstätte Haithabu nordwestlich von Kiel verspeisten bereits vor 1200 Jahren luftgetrockneten Stockfisch aus Nordnorwegen. Das hat ein internationales Forscherteam unter Beteiligung des Kieler Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung herausgefunden. Die unter Leitung der Universität Oslo entstandene Studie wurde in den "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften ("PNAS") veröffentlicht.

Bislang sei die Forschung davon ausgegangen, dass der Stockfisch-Handel erst im 13. Jahrhundert zu Zeiten der Hanse in Schwung gekommen sei, sagte der Geomar-Biologe und Mitautor Jan Dierking. "Wir haben jetzt gezeigt, dass das aber schon 500 Jahre vorher bei den Wikingern der Fall war", sagte er



RE: Fischkonserven der Wikinger - Presseschau - Sansavoir - 10.08.2017 21:04

Es wird letztlich nur bewiesen, dass die Wikinger um 800 Stockfisch herstellten und damit handelten. Der Stockfisch wurde sicher nur als Nahrung für den Winter gebraucht und der Handel war sicher nur auf die Handelszentren im Ostseeraum und an der norwegischen Küste begrenzt. Es fand sicher kein (größerer) Handel mit christlichen Staaten statt. Da Stockfisch für die Fastenzeit gebraucht wurde, konnten sich ab 1300 Kaufleute der Hanse "eine goldene Nase" damit verdienen. Die Hanse führte einerseits den Fischfang, andererseits die Herstellung, die Lagerung, den Transport und den Verkauf wie ein Monopolist aus und war mit ihrem (neben Tuch und Holz) wichtigsten Produkt auf vielen europäischen Märkten präsent. Die Wikinger stellten Stockfisch eher für die eigenen Märkte her.


RE: Fischkonserven der Wikinger - Presseschau - Arkona - 18.08.2017 14:44

Zur Hansezeit gab es Heringsfangplätze (sogenannte Vitten) an vielen Stellen, besonders in Schonen (Südschweden). Es wurden Unmengen davon konserviert und ins Binnenland verhandelt. Da man dafür auch Salz brauchte, verdiente sich manche küstennahe Städte mit Solquellen wie Lüneburg damit ebenfalls eine goldene Nase. Irgendwann, sei es wegen Raubbau oder Klima, blieben die großen Heringsschwärme aus und der Niedergang der Hanse erfolgte dann schnell.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schonische_Messe


RE: Fischkonserven der Wikinger - Presseschau - Suebe - 19.08.2017 10:13

Die Herings"züge" haben sich aber doch mehrfach verändert, haben die nicht eine Zeitlang im Mittelalter vor Rügen gelaicht?

Ist eigentlich bekannt, warum die Heringe ihre Laichgebiete mow von jetzt auf gleich ändern?


RE: Fischkonserven der Wikinger - Presseschau - Arkona - 21.08.2017 11:06

(19.08.2017 10:13)Suebe schrieb:  Die Herings"züge" haben sich aber doch mehrfach verändert, haben die nicht eine Zeitlang im Mittelalter vor Rügen gelaicht?

Ist eigentlich bekannt, warum die Heringe ihre Laichgebiete mow von jetzt auf gleich ändern?

Heringszüge finden auch heute noch um Rügen statt. Als man ab ca. 1975 warmes Kühlwasser aus dem Atomkraftwerk Lubmin in den Greifswalder Bodden leitete, gab es plötzlich eine Heringsschwemme jedes Frühjahr. Damit war es wieder vorbei, als man das Werk 1990 vom Netz nahm.


RE: Fischkonserven der Wikinger - Presseschau - zaphodB. - 26.08.2017 09:21

mich wundert etwas, dass man den Stockfischhandel bisher erst um 1300 ansetzte
Die Lofoten waren schon immer aufgrund der Besonderheiten der dortigen Strömungen( Moskenstraumen) und klimatischen Verhältnisse hervorragendes Fanggebiet und während der Wikingerzeit bildeten sich mehrere Siedlungen mit Häuptlingshöfen.
Das diese Gemeinschaften von was leben und Handel treiben mussten ist eigentlich selbstverständlich
und Handel mit Stockfisch lag da als einziger immer gefragter Rohstoff auf der Hand


RE: Fischkonserven der Wikinger - Presseschau - Suebe - 26.08.2017 12:34

Das sind die Quellen, was nicht drinsteht gabs nicht.... aber was drinsteht ist sakrosant. Angel

Zum Konstanzer Konzil, jenem G20-Treffen des Spätmittelalters gibt es die vielzitierte Richental-Chronik.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_von_Richental
er beschreibt das Alltagslebens in Konstanz zu der Zeit recht anschaulich. Den Handel mit allerlei Getier das den Tisch bereicherte, neben den heutigen auch Wisente, Bären, Bibern, Ottern allerlei Sing-Vögeln, Fischen Fröschen und Schnecken. Das ganze ist belegt und "unterfüttert" durch allerlei zeitgenössische Kochbücher.

Nun hat das Landesdenkmalamt BW die Abfälle des Konstanzer Fischmarkts aus der genannten Zeit ausgegraben und untersucht.
Ja Scheibe, kein Bär wenig Hische keine Biber und keine Vögel dafür durchaus Hunde und Katzen.
Viele Fische, natürlich vom Bodensee aber auch Heringe aus der Ostsee und der hier behandelte Kabeljau=Stockfisch
http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/nbdpfbw/issue/view/3520
ab Seite 196

soll heißen, auch Quellen sollte man hinterfragen


RE: Fischkonserven der Wikinger - Presseschau - Arkona - 26.08.2017 15:18

Die Quelle beschreibt wohl eher die Tafel des Hochadels und der Kardinäle. Die werden sich nicht auf dem lokalen Fischmarkt versorgt haben.


RE: Fischkonserven der Wikinger - Presseschau - Suebe - 26.08.2017 15:44

(26.08.2017 15:18)Arkona schrieb:  Die Quelle beschreibt wohl eher die Tafel des Hochadels und der Kardinäle. Die werden sich nicht auf dem lokalen Fischmarkt versorgt haben.


Natürlich,
vom Landesdenkmalamt beschreiben sie auch, wie aus Polen drei lebende Wisente gen Konstanz geschicht wurden, als Geschenk für Kaiser Sigismund.
Die Wisente waren aber anscheinend keine ruhigen Reisebegleiter, so hat man sie an der Elbe zerteilt, in Fässer "eingemacht" und so dem Adressaten angeliefert.

Aber man darf wohl annehmen, dass auf Grund der langen Zeitdauer des Konzils auch in den Kreisen Singvögel. Bären usw. eher selten gegessen wurden, sonst wären entsprechende Funde gemacht worden.


RE: Fischkonserven der Wikinger - Presseschau - zaphodB. - 01.09.2017 10:06

Zitat:kein Bär wenig Hische keine Biber und keine Vögel dafür durchaus Hunde und Katzen.

Klar das war auch damals Hochküche und fürs Volk viel zu teuer
Auf dem Speiseplan des letzten G20-Gipfels in Hamburg dürften sicher auch kein Labskaus oder Currywurst und Pommes Schranke und nur wenige Hamburger gestanden haben,

Einem Vergleich von offizieller Speisekarte und landestypischer Hausmannskost
dürften nur das Tafeln beim dicken Pfälzer standgehalten haben- der war nämlich selbstbewusst genug auch Staatsgästen Saumagen servieren zu lassen


RE: Fischkonserven der Wikinger - Presseschau - Suebe - 01.09.2017 11:30

(01.09.2017 10:06)zaphodB. schrieb:  
Zitat:kein Bär wenig Hische keine Biber und keine Vögel dafür durchaus Hunde und Katzen.

Klar das war auch damals Hochküche und fürs Volk viel zu teuer
Auf dem Speiseplan des letzten G20-Gipfels in Hamburg dürften sicher auch kein Labskaus oder Currywurst und Pommes Schranke und nur wenige Hamburger gestanden haben,

Einem Vergleich von offizieller Speisekarte und landestypischer Hausmannskost
dürften nur das Tafeln beim dicken Pfälzer standgehalten haben- der war nämlich selbstbewusst genug auch Staatsgästen Saumagen servieren zu lassen


Einspruch
der von Mutti in den Ruhestand geschickte Bundespräsident (man wird sicher erinnern) hat es tatsächlich fertiggebracht bei einem Staatsakt "Geisburger Marsch" servieren zu lassen.

Übrigens ein sehr wohlschmeckendes nahrhaftes Gericht. Den Namen haben ihm einstmals Soldaten der Stuttgarter Bergkaserne verpasst.

OT: Und grundsätzlich möchte ich hier mal anmerken, dass die Sättigung Vorrang vor allem anderen hat. Die tollsten Namen und das umfangreichste Getue drumrum bringen mir überhaupt nichts, wenn ich am Ende hungrig vom Tisch aufstehe. Das kann ich nun überhaupt nicht tolerieren Angry


RE: Fischkonserven der Wikinger - Presseschau - Suebe - 01.09.2017 11:35

Wie wars eigentlich in den von Gourmet und Gourmand gleichermaßen geschätzten Gefilden des einstigen Westgotenreiches?

Den Schatz gefunden?