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bronzezeitliche Festung in Spanien - Druckversion

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bronzezeitliche Festung in Spanien - 913Chris - 02.10.2012 20:02

Servus!
In La Bastida in Spanien (Region Murcia) wurde in den vergangenen fünf Jahren ein Festung ausgegraben, die auch Fachleute verblüfft: Etwa 2200 v.Chr. errichteten die damaligen Bewohner Spaniens eine Festung, deren Architektur erst Jahrhunderte später bei den Hethitern und Mykenern wieder auftaucht. Einzig minoische Bauwerke scheinen eine zeitnahe Parallele zu der spanischen Festung darzustellen.
Die Festung bestand aus bis zu drei Meter dicken Mauern, die aus großen Steinen und mit Hilfe von Mörtel erbaut waren. Pyramidenförmige Türme sicherten die Mauer. Sogar einen Bogen fanden die Ausgräber - so etwas war aus dieser Zeit nur aus dem Nahen Osten bis nach Troja (Troja II) bekannt. Tiefgehende Kontakte zwischen dem östlichen und dem westlichen Mittelmeer für die Zeit um 2200 v.Chr. scheinen damit belegt.

Mörtel und Neigungen um die 40 Grad an der Außenseite der Mauer machten die Festung unüberwindbar - erstaunlich für Spanien. Offenbar richteten sich die Bewohner der Festung auf massive Angriffe ein...

Ein solches Verteidigungssystem war bis dato im bronzezeitlichen Europa völlig unbekannt. La Bastide dürfte die fortschrittlichste Baumaßnahme außerhalb des mediterranen Kulturraums gewesen sein - sofern man nicht La Bastida nach den neuesten Funden selbst dem mediterranen Kulturkreis zurechnen will. (ich tät´s...)

Die Stadt soll vollständig ausgegraben werden und dann u.a. ein der Öffentlichkeit zugänglicher archäologischer Park dort eingerichtet werden.

Quelle: http://www.sciencedaily.com/releases/2012/09/120927091542.htm

VG
Christian


RE: bronzezeitliche Festung in Spanien - Maxdorfer - 02.10.2012 21:01

Danke für den Bericht!

(02.10.2012 20:02)913Chris schrieb:  und dann u.a. ein der Öffentlichkeit zugänglicher archäologischer Park dort eingerichtet werden.

Heißt nicht immer Gutes.


RE: bronzezeitliche Festung in Spanien - 913Chris - 03.10.2012 08:35

(02.10.2012 21:01)Maxdorfer schrieb:  Heißt nicht immer Gutes.

Ich hab´s auch ausdrücklich ohne Wertung geschrieben...

Dadurch wird aber das Bewusstsein der Bevölkerung geweckt bzw. erhalten, dass man eine lange und reichhaltige Geschichte hat, die geschützt werden muss.
Wenn´s jedem egal ist, was mit den alten Steinen passiert, werden sie irgendwann auch abgetragen und verbaut oder anderweitig zerstört.

Und die älteste Stadt Europas vor der Haustür zu haben, das kann bei den Spaniern schon zu Stolz führen - wobei ich mich schon frage, wie es denn kommen kann, dass es im Westen des Mittelmeerraums nur eine einzige Stadt geben kann, die derart fortschrittlich befestigt ist.
Keine Nachahmer? Keine Ausbreitung des Herrschaftsraums der Städter? Keine weitere Ansiedlung der ja offenbar den Einheimischen überlegenen Siedler? Waren die Städtebauer Leute, die Kenntnisse aus dem östlichen Mittelmeerraum übernahmen? Waren die Ostmediterraner selber am Werk?

VG
Christian


RE: bronzezeitliche Festung in Spanien - Renegat - 03.10.2012 10:58

(03.10.2012 08:35)913Chris schrieb:  Waren die Städtebauer Leute, die Kenntnisse aus dem östlichen Mittelmeerraum übernahmen? Waren die Ostmediterraner selber am Werk?

Vor kurzem las ich, dass die Küstenrouten des Mittelmeers aufgeteilt gewesen sein sollen. Die Minoer bewegten sich in der Ostägäis zwischen Ägypten, Levante und der Südwestküste Anatoliens.
Die Achäer oder wie auch immer man die Vorfahren der Mykener nennt, befuhren auch das westliche Mittelmeer.
Wie weit die im 3. Jt nach Westen kamen oder ob es eine Weitergabe der Kenntnisse, etwa über die Menschen der zweiten Besiedlung Maltas gab, läßt sich wohl nicht mit Sicherheit sagen. Italien sollte als Brücke beachtet werden, die frühen Küstenfahrer benötigten Zwischenstationen. Für Italien wäre die teilweise mythische Herkunft der Etrusker zu bedenken, für die es genetische Anhaltspunkte geben soll. Ob das zeitlich aber zur spanischen Festung paßt? Die Mittelmeerküsten waren jedenfalls schon immer der schnellere Weg nach Spanien.