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Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
13.05.2013, 23:24
Beitrag: #51
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
Zitat:irgendwo in Frankreich bei den Kelten
Nun ja, nach Frankreich kamen die Kelten erst relativ spät , das ursprüngliche Kerngebiet lag eher in einem Bereich von Hallstadt bis Burgund und vom Alpenvorland bis Mittelhessen bzw. möglicherweise sogar bis zum Weserbogen und dem Nordrand der Mittelgebirge.Das Kerngebiet zog sich also eher quer durch Süddeutschland als durch Frankreich.

In diesem Zusammenhang haben wir zum einen die spannende Frage nach
der Keltendefinition.Ein Teil der Lehre macht diese an den römischen Quellen fest, wonach linksrheinisch Kelten und rechtsrheinisch Germanen siedelten- Problematisch ist daß diese römische Einteilung keine ethnologisch-kulturelle sondern eine politisch-.ideologische ist, die von der klassisch-nationalistisch geprägten Geschichtswissenschaft des 19.Jahrhunderts leider relativ unkritisch übernommen wurde.
Der andere Teil der Lehre,den auch ich favorisiere ,orientiert sich an der Sachkultur- und danach gab es eine erhebliche Anzahl rechtsrheinischer Stämme, wie Vangionen,Nemeter,Matthiaker,Ubier ,Sugambrer etc, die eine auf LaTene fußende ,keltische Sachkultur aufweisen und deshalb eher zu den Kelten als zu den Germanen zu rechnen sind .

Zum anderen haben wir die spannende Frage, ob und warum dieser süddeutsche keltische Raum tatsächlich Knall auf Fall verlassen wurde und inwieweit er von den Römern tatsächlich,wie bisher angenommen,kampflos besetzt werden konnte.
Tatsache ist hier,daß es einerseits in dem Bereich größere schwach- oder unbesiedelte Räume wie das Odenwaldgebiet gab, aber auch ,daß gerade hier zwei parallele Limes-Linien errchtet wurden und daß die Römer zur Besetzung der süddeutschen Celtica 5 Legionen plus Hilfstruppen einsetzten und deren Kommandant Pinarius Clemens in Rom mit der Verleihung der Triumphalinsignien geehrt wurde.
Das sieht nicht nach der kampflosen Bestzung eines verlassenen Landstrichs aus
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14.05.2013, 14:21
Beitrag: #52
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
Ich habe ja oben schon die Dissertation von Frau Heun zitiert. Nach dem Abzug der meisten echten Kelten, wie der Helvetier wurde das Land dünner besiedelt, von "normalen" Germanen und Latene-Germanen. Die elbgermanischen Stämme waren sehr kriegerisch und versuchten sogar sich in Gallien festzusetzen.
Die Latene-Germanen blieben überwiegend in ihrer Heimat und wanderten zusätzlich in neue Wohngebiete. So breiteten sich die Hermunduren von Thüringen her in Bayern stark aus. Die Ubier blieben in ihrer Heimat, aber ein Teil wanderte in die linksrheinischen Gebiete aus.
Matthiaker, Cubi, Usipeter, Tenkterer waren wahrscheinlich Ubische Teilstämme. Die in Hessen zurückgebliebenen Cubi(Westmittelhessen), Matthiaker(Südhessen), Usipeter(Ostmittelhessen) und Tenkterer(Osthessen) bildeten später mit einwandernden Chatten einen Stamm. Wahrscheinlich gab es in Rheinland-Pfalz und Nordhessen weitere Teilstämme der Ubier.
Ein Teil der Usipeter und Tenkterer war vor den Quaden geflohen. Sie siedelten sich letztlich links und rechts des Rheins im heutigen Rheinland Pfalz und Nordrhein-Westfalen neben anderen Ubiern an.

viele Grüße

Paul

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14.05.2013, 16:17
Beitrag: #53
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
(13.05.2013 23:24)zaphodB. schrieb:  In diesem Zusammenhang haben wir zum einen die spannende Frage nach
der Keltendefinition.Ein Teil der Lehre macht diese an den römischen Quellen fest, wonach linksrheinisch Kelten und rechtsrheinisch Germanen siedelten- Problematisch ist daß diese römische Einteilung keine ethnologisch-kulturelle sondern eine politisch-.ideologische ist, die von der klassisch-nationalistisch geprägten Geschichtswissenschaft des 19.Jahrhunderts leider relativ unkritisch übernommen wurde.
Der andere Teil der Lehre,den auch ich favorisiere ,orientiert sich an der Sachkultur- und danach gab es eine erhebliche Anzahl rechtsrheinischer Stämme, wie Vangionen,Nemeter,Matthiaker,Ubier ,Sugambrer etc, die eine auf LaTene fußende ,keltische Sachkultur aufweisen und deshalb eher zu den Kelten als zu den Germanen zu rechnen sind .

Dieser Definition folge ich auch- eigentlich lassen sich die Kelten ja gar nicht anders erfassen. Zumindest nicht als "Volk" im anthropologischen Sinne. Ein "Volk" der Kelten hat es nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen nie gegeben.

(13.05.2013 23:24)zaphodB. schrieb:  Zum anderen haben wir die spannende Frage, ob und warum dieser süddeutsche keltische Raum tatsächlich Knall auf Fall verlassen wurde und inwieweit er von den Römern tatsächlich,wie bisher angenommen,kampflos besetzt werden konnte..

Ich würde hier wirklich davon ausgehen, daß der keltische Reichtum auf einem eng geknüpften Handelsnetzt beruhte. Soweit ich weiß, ist die Vermutung aufgekommen, daß man sich sehr spezialisierte in den Knotenpunkten und somit auf ein weiterverzweigtes handelsnetz angewiesen war.
Nach der Eroberung Galliens brach dieses weiteverzweigte Handelsnetzt zusammen und die Oppidae wurden aufgegeben. Das heißt aber wohl nicht, daß sämtliche Anwohner (dabei dürften auch schon Germanen gewesen sein) die Landstriche verließen. Die Städte wurden aufgegeben, und eiN Teil der Bevölkerung wanderte aus (z.B. in Richtung Großbritannien), während andere im Land blieben. Daß die sich kampflos den Römern unterwarfen, ist nicht unbedingt anzunehmen, aber ich denke, daß sie allenfalls in kleineren Verbänden organisiert waren. Es wird auch nicht jeder gekämpft haben, ein Teil wird sich den Römern wirklich unterworfen haben. Und ein Teil hat sich bei den Germanen versteckt, nachdem Caesar ja bekanntermaßen die kelten zu Feinden und Germanen zu Verbündeten gemacht hat...

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14.05.2013, 23:29
Beitrag: #54
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
In Mittelhessen sah es erstmal ein bischen anders aus. Die Städte, insbesondere die Dünsbergstadt prosperierten. Sie übernahm wohl einige Aufgaben der Heidetränkestadt. Die intensive Landwirtschaft und das vielfältige Handwerk blieben bestehen. Wahrscheinlich verlagerten sich die Handelsströme. Interessant wäre es zu wissen, ob sie ihre Produkte auch problemlos im Römischen Reich absetzen konnten o. ob ihnen nur das freie Germanien als Absatzmarkt blieb?
Das Bündnis mit den Chatten brachte die Bewohner der Dünsbergstadt dann in Gegensatz zu den Römern. Diese wollten diese Stadt außerhalb ihres direkten Machtbereichs nicht dulden, so das Drusus die Stadt zerstörte. Die Glas- und Münzproduktion verlagerte sich ganz ins Rheinland. Die anderen Handwerke wurde dezentraler weiter betrieben. So waren noch im ganzen Mittelalter in Hessen viele Waldschmieden verbreitet. In Wetflaria/Dahlheim, Atzbach... wurde weiter Eisen verhüttet.

viele Grüße

Paul

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19.05.2013, 13:39
Beitrag: #55
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
Die neueren Ausgrabungen z.B. im Raum Limburg belegen die Aufzeichnungen Cäsars über seine 2 Rheinüberquerungen mit jeweils 2 Legionen. Wer hat einen Zugriff auf die Kriegstagebücher Cäsars? Beschreibt er dort genauer sein Vorgehen in den 18 Tagen seines 2. Aufenthalts?
Das Lager in Limburg während seines 2. Aufenthalts war nur 4 Ha. groß im Gegensatz zu den 8 Ha. während des 1. Aufenthalts.

http://www.landesarchaeologen.de/aktuell...da201d7c9/

Dies spricht dafür, das er sein Heer aufgeteilt hat. Dies wäre schon plausibel, das er mit einer Legion in den Süden zur Heidetränke-Stadt und mit der 2. Legion in Richtung Dünsberg-Stadt marschieren lies. Seine Kräfte aufzuteilen war ein gewisses Risiko. Es spricht für ein entwickeltes Vertrauen gegenüber den Ubiern, das er keinen Hinterhalt erwartete, sondern Unterstützung durch größere ubische Truppenverbände hatte. Dies ist wohl auch so eingetreten, denn die Sueben zogen sich weit zurück, sodas sich die Dünsberg-Stadt über mehrere Jahrzehnte gut entwickeln konnte.
Cäsar muß von den Ubiern beeindruckt gewesen sein. Das Vertrauen in die Ubier war dadurch so stark gestiegen, das er seine Leibwache nun überwiegend aus Ubiern rekrutierte. Er hatte über diesen Stamm also ein sehr genaues Wissen.
Man erwartet am Dünsberg ein ubisches Heiligtum mit regionaler Bedeutung auszugraben.

viele Grüße

Paul

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12.06.2013, 23:56
Beitrag: #56
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
In Schlesien und Kleinpolen wurde ab 300 vor Chr. die Kultur der Lugier definiert.
Sie wird der Latene-Kultur zugeordnet. Die Lugier werden zumindest am Schluß als Ostgermanen gesehen. Die Vandalen sollen ein Teil dieser Bevölkerung gewesen sein.
Oft wird eine relative Bevölkerungskontinuität von "Kelten" bis zu diesen Latene-Ostgermanen angenommen.

http://www.monarchieliga.de/index.php?title=Lugier

Es gab wohl ein territoriales Band, mindestens vom Rhein bis Kleinpolen, welches von der Hallstatt/Latenekultur geprägt war, in welchem die Bevölkerung eine Sprachentwicklung von indogermanischen bis zu germanischen Dialekten vollzog. Dieses Band reichte möglicherweise sogar bis zu den Treverern, wobei diese allerdings zumindest zuletzt von einer keltisch geprägten Oberschicht geprägt waren.

viele Grüße

Paul

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15.06.2013, 16:25
Beitrag: #57
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
Ich würde hier wirklich davon ausgehen, daß der keltische Reichtum auf einem eng geknüpften Handelsnetzt beruhte.

Ja und nein. Eine solch weit verbreitete Kultur wie die Keltische kann nicht ausschließlich auf Handel beruhen.Nicht in der damaligen Zeit .
Der Großtei der Kelten werden Bauern und Handwerker gewesen sein,keine Fernhändler.Und ihre Gemeinwesen werdena uch über eine gewisse Autarkie verfügt haben.Insoweitist dieThese über den Zusammenbruch der Handelswege alleine keine plausible Erklärung für das Verschwindender Kelten.
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15.06.2013, 22:12
Beitrag: #58
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
Nein, nicht für das Verschwinden der Kelten- nur für die Aufgabe der Oppida. Wir wissen von mehreren Oppida, die um die Zeit der Eroberung Galliens aufgegeben wurden, da liegt der Zusammenhang eigentlich auf der Hand.
Städte entstehen nun mal nur da, wo Handel getrieben wird. Fällt der Handel weg, können sich die Städte nicht halten, die Stadtbewohner kehren aufs Land zurück.

Daß sich die Kelten nach dem Zusammenbruch Galliens generell zurückzogen (ein teil ging ja nachgewiwesenermaßen nach Britannien) und meiner Meinung nach auch in anderen Volksstämmen aufgingen, liegt vermutlich in Caesars unerbittlicher Härte im Vorgehen gegen ihre Spirituellen Führer begründet.

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16.06.2013, 23:38
Beitrag: #59
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
Aber rechtsrheinisch ist doch eigentlich gar kein zeitlicher Zusammenhang zu erkennen.
Die Helvetier verlassen ihre ursprünglich Heimat wahrscheinlich aufgrund des Druckes der Sueben schon 50 Jahre vor dem Gallischen Krieg.
Für die Probleme der Heidetränkestadt sind auch die einfallenden Sueben Hauptverantwortlich.
Hier könnte man höchstens spekulieren, ob der Gallische Krieg diese Stadt wirtschaftlich schon so geschwächt hat, das schon Menschen abgewandert sind, so das sie sich schlechter verteidigen konnten. Die Frage ist natürlich, warum hat sich diese Stadt nach dem militärischen Erfolg gegen die Sueben nicht mehr erholt, wie die Dünsbergstadt, die noch 50 Jahre Blütezeit erlebte.
Ich tippe darauf, das der römische Machtbereich Handelsströme und Produktionsstandorte beeinflußte. Nida und Wiesbaden wurden zu regionalen Konkurenten für die Heidetränkestadt. Die Dünsbergstadt war schon weit genug weg und bediente vermutlich auch weiter vor allem den germanischen Markt.
Die Frage ist, wie behandelten die Römer Einfuhren aus dem freien Germanien bzw. aus dem befreundeten Ubien? Waldgirmes ist ja ein Indiz dafür, das sie Ubien kurz vor der Varusschlacht als Provinz betrachteten und dann wohl auch Steuern eintrieben.
Die Orte an der Lahn gehörten wohl mit dem ubisch-römischen Bündnis bis zur Varus Schlacht zum römischen Einflußgebiet, ohne das sich das negativ auf diese Orte auswirkte, bis auf die einsetzende Steuerlast. Gleichzeitig intensivierten sich die Beziehungen der Ubier zu den Chatten.
Eine Zollgrenze zum restlichen Germanien existierte wohl nicht. Wenn sie wollten, konnten die Ubier selbst die Sueben mit Waffen und Haushaltsgeräten beliefern.
Wichtig wäre es, ob die Ubier weiter Eisenprodukte über den Rhein nach Skandinavien exportieren konnten o. ihnen nur der Landweg blieb. Die Erschwerung des Exports würde ihnen Finanzüberschüsse nehmen, die sie wiederum für Lebensmittelimporte verwendet haben könnten. Das hätte sich auf die Bevölkerungsdichte ausgewirkt.

viele Grüße

Paul

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17.06.2013, 10:13
Beitrag: #60
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
(16.06.2013 23:38)Paul schrieb:  Aber rechtsrheinisch ist doch eigentlich gar kein zeitlicher Zusammenhang zu erkennen.
Die Helvetier verlassen ihre ursprünglich Heimat wahrscheinlich aufgrund des Druckes der Sueben schon 50 Jahre vor dem Gallischen Krieg.

Die Heidetränke wurde um die Mitte des 1. jahrhunderts vor Christus verlassen- also in etwa um die zeit des gallischen Krieges. Nicht bereits 50 Jahre vorher.

(16.06.2013 23:38)Paul schrieb:  Für die Probleme der Heidetränkestadt sind auch die einfallenden Sueben Hauptverantwortlich.

Sie spielen sicherlich eine Rolle, weil sioe sich in der Gegend "herumtrieben" aber ob sie "hauptverantwortlich" sind, ist reine Spekualtion.

(16.06.2013 23:38)Paul schrieb:  Hier könnte man höchstens spekulieren, ob der Gallische Krieg diese Stadt wirtschaftlich schon so geschwächt hat, das schon Menschen abgewandert sind, so das sie sich schlechter verteidigen konnten. Die Frage ist natürlich, warum hat sich diese Stadt nach dem militärischen Erfolg gegen die Sueben nicht mehr erholt, wie die Dünsbergstadt, die noch 50 Jahre Blütezeit erlebte.

Wo hast du das mit dem militärischen Erfolg gegen die Sueben her? Im Museum findet sich nichts davon, daß die Bewohner der heidtränke eine Schlacht gegen die Sueben gewonnen hätten. Es fanden sich auch bei den Ausgrabungen keine Spuren auf einen kürzlich erfolgten Kampf.

Die heidetränke war auf Lebensmittellieferungen aus der Wetterau und der Rhein-Main- Ebene angewiesen, also vermute ich mal, daß neben dem Zusammenbruch des Handels mit gallien (In der heidetränke wurde vor allem Metall zu Alltagsgegenständen wie Gürtelschnallen, Nägeln, Plfugblättern und dergleichen hergestellt) auch die Lebensmittelversorgung gestört war- und das könnte natürlich an den umherziehendne Sueben gelegen haben...

(16.06.2013 23:38)Paul schrieb:  Ich tippe darauf, das der römische Machtbereich Handelsströme und Produktionsstandorte beeinflußte. Nida und Wiesbaden wurden zu regionalen Konkurenten für die Heidetränkestadt. Die Dünsbergstadt war schon weit genug weg und bediente vermutlich auch weiter vor allem den germanischen Markt..

Erstaunlich aber wahr- bei dieser Schlussfolgerung stimme ich dir voll und ganz zu.Wink So wird es gewesen sein. Es gibt eine reihe von Anhaltspunkten, daß vor der Eroberung Galliens durch Caesar die Heidetränke weite Teile Hessens wirtschaftlich und wahrscheinlich auch politisch beherrschte (insbesondere die Münze des Nauheimer Quinars, die aber ab um 50 n. Chrs. nicht mehr geprägt worden zu sein scheint.) Einen teil des Handels scheint der Dünsberg übernommen zu haben, vielleicht war die Stadtversorgung dort auch besser gesichert...

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17.06.2013, 21:01
Beitrag: #61
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
Hallo Bunbury,
du hast ja sicher bemerkt, das ich die Heidetränke den Ubiern zuordne. Die Sueben haben sich immer weiter ausgebreitet. Erst haben sie die Tenkterer in Osthessen besiegt und großteils vertrieben, dann geschah das auch mit den Usipetern in Ostmittelhessen, also bis in die Wetterau hinein. Die Ubier mußten etwas unternehmen und verbündeten sich mit den Römern. Sie unternahmen einen gemeinsamen militärischen Vorstoß gegen Quaden und Markomannen. Wir haben nicht nur Cäsars knappe Schilderung dieses Feldzugs. Er schrieb, das er mit der 2. Rheinüberquerung 2 Ziele hatte. Er wollte die Ubier in ihrem Kampf gegen den gemeinsamen Gegner unterstützen. Damit wurden die Sueben geschwächt und die Ubier als Bündnispartner gestärkt. So sollten besetzte Städte befreit werden. Wenn er nebenbei eine keltische Stadt bekriegt hätte, hätte er das erwahnt. Die Heidetränkestadt passt genau in die Beschreibung der ubischen Städte, welche die Markomannen erreichen und besetzen konnten. Weitere werden in Ostmittelhessen und der Wetterau gelegen haben. Für die Besetzung der Heidetränke gibt es auch Hinweise im Internet. Es wurden auch entsprechende Marschlager der Römer und Ubier zumindest bei Limburg gefunden. Nach diesem Feldzug blieben die Markomannen weitgehend südlich des Mains und die Quaden hinter der Fulda.
Die Ubier sicherten das nun dünn besiedelte Gebiet im Gießener Becken und der Wetterau durch ein Bündnis mit den Chatten. Die Einwanderung der Chatten in das Gießener Becken und die Wetterau sind belegt. In der Dünsbergstadt wurde ein miteinander der Ubier(Cubi) und Chatten archäologisch belegt. Die Römer zerstörten dann im Chattenkrieg die Dünsbergstadt. Sie wollten wohl die Waffenproduktion für die Chatten unterbinden. Nach der Zerstörung ihrer Stadt waren die Cubi keine treuen Verbündeten der Römer mehr. Wahrscheinlich hatten viele Angehörige verloren. Der Unterstamm der Matthiaker in Südhessen blieb dann noch länger im Einflußgebiet der Römer.

viele Grüße

Paul

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17.06.2013, 22:14
Beitrag: #62
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
(17.06.2013 21:01)Paul schrieb:  Hallo Bunbury,
du hast ja sicher bemerkt, das ich die Heidetränke den Ubiern zuordne.

ja, Paul, ich weiß.Smile Ich habe da etwas dagegen, aber die Diskussion müssen wir nicht erneut führen. Für mich ist die Siedlungskontinuität Bleibiskopf-Altkönig-Heidetränke nachgewiesen und damit gehört die Heidetränke nicht zu den Germanen. Ich halte es aber für möglich, daß sich Ubier oder deren Vorfahren gewissermaßen als Zuwanderer in der blühenden Heidetränke ansiedelten und vielleicht dann später das zepter übernahmen...

(17.06.2013 21:01)Paul schrieb:  Die Sueben haben sich immer weiter ausgebreitet. Erst haben sie die Tenkterer in Osthessen besiegt und großteils vertrieben, dann geschah das auch mit den Usipetern in Ostmittelhessen, also bis in die Wetterau hinein. Die Ubier mußten etwas unternehmen und verbündeten sich mit den Römern. Sie unternahmen einen gemeinsamen militärischen Vorstoß gegen Quaden und Markomannen. Wir haben nicht nur Cäsars knappe Schilderung dieses Feldzugs. Er schrieb, das er mit der 2. Rheinüberquerung 2 Ziele hatte. Er wollte die Ubier in ihrem Kampf gegen den gemeinsamen Gegner unterstützen. Damit wurden die Sueben geschwächt und die Ubier als Bündnispartner gestärkt. So sollten besetzte Städte befreit werden. Wenn er nebenbei eine keltische Stadt bekriegt hätte, hätte er das erwahnt. Die Heidetränkestadt passt genau in die Beschreibung der ubischen Städte, welche die Markomannen erreichen und besetzen konnten. Weitere werden in Ostmittelhessen und der Wetterau gelegen haben. Für die Besetzung der Heidetränke gibt es auch Hinweise im Internet. Es wurden auch entsprechende Marschlager der Römer und Ubier zumindest bei Limburg gefunden. Nach diesem Feldzug blieben die Markomannen weitgehend südlich des Mains und die Quaden hinter der Fulda.

Das Szenario paßt einfach nicht. Es paßt nicht zur Aufgabe der Heidetränke, die bekanntlich nicht erobert wurde. An der heidetränke lassen sich keine Kriegsspuren aus den Jahren vor dem Niedergang ableiten- weder von einem Krieg gegen die Römer noch gegen die Germanen. Es gibt keine Hinweise darauf, daß die Heidetränke je besetzt wurde. Das ist nun mal Fakt.
Auch läßt sich ein Marschlager der Römer und Ubier bei Limburg geografisch nicht sinnvoll mit der Heidetränke in Verbindung bringen. Der Taunuskamm liegt dazwischen.

Dein Szenario ist nicht schlecht, und ich denke, weiter im osten, z.B. in der Wetterau, paßt es auch ganz gut ins Bild, aber zum archäologischen Befund der Heidetränke paßt dein Szenario einfach nicht.

Gegen deine These daß die Ubier die ursprünglichen oder Hauptbewohner der heidtränke waren, spricht auch das Münzwesen. Den Ubiern wird üblicherweise eine Münze vom Typ Quinar "tanzendes Männlein" zugeschrieben, das die Ubier in der Tat auf dem Dünsberg ansiedelt und auf eine keltische Kultur der Ubier in vorrömischer zeit verweist.

In der Heidetränke wurde jedoch eine andere Münze geprägt, der sogenannte "Nauheimer Quinar".

(17.06.2013 21:01)Paul schrieb:  Die Ubier sicherten das nun dünn besiedelte Gebiet im Gießener Becken und der Wetterau durch ein Bündnis mit den Chatten. Die Einwanderung der Chatten in das Gießener Becken und die Wetterau sind belegt. In der Dünsbergstadt wurde ein miteinander der Ubier(Cubi) und Chatten archäologisch belegt. Die Römer zerstörten dann im Chattenkrieg die Dünsbergstadt. Sie wollten wohl die Waffenproduktion für die Chatten unterbinden. Nach der Zerstörung ihrer Stadt waren die Cubi keine treuen Verbündeten der Römer mehr. Wahrscheinlich hatten viele Angehörige verloren. Der Unterstamm der Matthiaker in Südhessen blieb dann noch länger im Einflußgebiet der Römer.

Ja, das scheint so gewesen zu sein. Die Chatten hatten allerdings keine verbidnung zur Heidetränke- als sie nach NOrdhessen einwanderten, war die Heidetränke schon 50-75 Jahre verlassen. Es sind auch die großen zeitlichen Lücken, die deine These etwas wackelig erscheinen lassen.

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06.11.2013, 23:20
Beitrag: #63
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
In der ubischen Montanregion werden z.B. an der mittleren Lahn mehrere Ausgrabungsprojekte intensiv untersucht z.B. die Ausgrabungen im Wetzlarer Ortsteil Dahlheim, am Dünsberg, in Waldgirmes, Dudenhofen und Atzbach. Neben vielen Siedlungsabschnitten, z.B. der städtischen Besiedlung, interessiert die frühe Eisenverarbeitung in der Region. Siedlungen und Eisenverarbeitung können an allen Ausgrabungspunkten praktisch kontinuierlich nachgewiesen werden. Am Dünsberg reist die Besiedlung kurz vor Chr. ab.
Die handwerkliche Eisenverarbeitung wurde dann durch die industrielle Eisenverarbeitung in der Region abgelöst.

http://www.uni-bamberg.de/?id=48480

Das riesige Hügelgräberfeld im Osten Wetzlars bezeugt eine hohe Bevölkerungsdichte schon in der frühen Eisenzeit.
Bei Friedhofsarbeiten in Oberndorf wurde ein Grab aus der frühfränkischen Zeit ausgegraben. Dort existierte auch damals schon eine Siedlung und ein Friedhof. Wahrscheinlich existierten fast alle Siedlungen schon ab der Eisenzeit. Es gab keinen Siedlungsumbruch zwischen Ubiern und Chatten. Selbst in der Zeit der "Chattenkriege" blieb Hessen dicht besiedelt. Die Städte am Unterlauf der Lahn wurden von den Römern wahrscheinlich nicht zerstört.

Das Gewerbegebiet Kalteiche bei Haiger ist schon etwa 2500 Jahre alt und wurde schon so früh von Handwerksbetrieben genutzt.

http://www.haiger-allendorf.de/die-lands...ndorf.html

viele Grüße

Paul

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