Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
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07.06.2012, 03:44
Beitrag: #1
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Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
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Servus . Hier könnt ihr Eure selbstverfaßten Biographien ablegen . Sofern Ihr sie nicht in einem passenden Thema zuortnest . Ich werde sie von Zeit zu Zeit alphabethisch verlinken . Luki . Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag ![]() |
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10.06.2012, 23:31
Beitrag: #2
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RE: Biographien ungeortnet , wie sie geschrieben werden .
Eine wirkliche Kurzbiographie Leonhard Eulers.
Geboren wurde Euler 1707 in Basel. Dank seiner Herkunft (Pfarrerssohn) konnte er das Gymnasium besuchen und privaten Mathematikunterricht nehmen. Später studierte er in Basel und lernte unter anderem bei Bernoulli (ebenfalls ein berühmter und großer Mathematiker). Nachdem er nach St. Petersburg gerufen wurde lehrte er dort Mathematik. Er unterhielt viele Kontakte. Unter anderem zu Friedrich II dem Großen. Lange Zeit lebte er deshalb in Berlin, kehrte aber später nach St. Petersburg zurück. Schon ab 1740 hatte er Probleme mit seinen Augen, ab 1771 erblindete er vollständig. 1783 starb er in St. Petersburg und wurde auch dort begraben. Er war zeitlebens unglaublich produktiv und die nach ihm benannten Dinge sind lang und vielfältig (man schaue dazu in die Wikipedia). Viele grundlegende mathematische Symbole und Verfahren gehen auf Euler zurück. Als Beispiel sei die Eulerische Zahl e genannt. Sehr interessant seine populärwissenschaftlichen Brief an eine preussische Prinzessin in der er Grundlagen zur Physik, Astronomie, Mathematik, Theologie und Philosophie beschreibt. Dieses Werk wurde bereits zu seiner Zeit übersetzt und vielfach neu aufgelegt. Der vernetzte Mensch von heute gerät in Gefahr,
die globalisierte Welt als eine Ansammlung von Zitaten zu erleben. Doug Mack |
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12.06.2012, 15:52
Beitrag: #3
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Xanthippe
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Xanthippe Sie war die Ehefrau des Philosophen Sokrates . Von ihm hatte sie den Sohn Lamprokles , der unter der Fuchtel seiner Mutter sehr litt. Ob die beiden Söhne Sophroniskos und Menexenos ihre Kinder waren oder aus einer Verbindung mit der Witwe Myrto entsprangen ist nicht geklärt . In jener Zeit wurde über Gattinnen nichts Erwähnenswertes geschrieben . Wenn überhaupt , dann nur über Hetären . Xanthippe muß , als Ehefrau , ein unausstehliches zänkisches Naturell an den Tag gelegt haben , daß sie der Schriftsteller Xenophon , als Negativbeispiel , in seinen Werken verewigte . gemeinfrei ![]() Xanthippe leert den Nachttopf aus. Als Xanthippe , nach einem Streit , ihm den vollen Nachttopf über den Kopf gegossen hatte , sprach Sokrates über seine Frau : Seht ihr, wenn meine Frau donnert , spendet sie auch regen . Wenn nicht wahr , dann gut erfunden . luki Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag ![]() |
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16.06.2012, 12:44
Beitrag: #4
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RE: Biographien ungeortnet , wie sie geschrieben werden .
Akbar der Große, dritter Großmogul von Indien
Allgemeines Jaluddin Muhammad Akbar - auch Dschalal ad-Din Muhammad Akbar oder Abu’l Fath Dialal ad-Din - (* 15. Oktober 1542 in Umarkot (Sindh), † 15. Oktober 1605 in Agra) herrschte zwischen 1556 und 1605 als dritter Großmogul von Indien. Er setzte das so genannte Jagirdar-System, ein System bedingter Lehen, in Verbindung mit einem effizienten Steuersystem durch. Dadurch entstand ein wirtschaftlich, politisch und kulturell führender zentralistischer Großstaat in Südasien, der vor allem auf religiösem Gebiet tolerant regiert wurde. Akbar – häufig „der Große“ genannt – versuchte seit 1579 den Islam an indische Verhältnisse anzupassen, seine Prinzipien wurden in den „Ain-i-Akbari“ zusammengefasst. Der hervorragende Militärstratege und Diplomat wird neben Ashoka (304–232 v. Chr.) als einer der bedeutendsten Herrscher in der Geschichte Indiens gewertet. Herkunft und Vorgeschichte Akbar war als Enkel des Usbeken und Begründer des Mogulreiches Mohammed Babur Khan (* 1483, Großmogul von Indien 1526–1530) ein Angehöriger der von Tamerlan bzw. Timur (1336–1405) abstammenden Dynastie der Timuriden. Da die Timuriden ihre Herkunft von Dschingis Khan herleiteten, entstand in Nordindien für Babur Khan und seinen Truppen die Bezeichnung Mogul – also Mongolen, obwohl es im 16. Jahrhundert zu diesem Volk keinen Bezug mehr gab. Das von Babur eroberte und von seinen Nachfolgern erweiterte – von den Hindu „Mogulistan“ genannte – Staatswesen umfasste Gebiete der heutige Staaten Usbekistan, Afghanistan, Pakistan und Bangla Desh sowie große Teile Nord- und Zentralindiens. Die Bezeichnung „Großmogul“ galt ursprünglich nur für den Herrscher und basierte auf Überlieferungen portugiesischer Händler, die vor allem von der Pracht und dem Reichtum der indischen Residenzen beeindruckt waren. Der zweite Großmogul Nasir ud Din Muhammad Humayun (* 1508, Großmogul von Indien 1530–1540, 1555–1556), dessen Herrschaft vor allem von den Kriegen gegen den Paschtunen Sher Khan Suri (1486–1545) und dessen kurzlebige – das Sultanat Delhi beherrschende – Suri-Dynastie geprägt war, heiratete am 21. August 1541 die damals vierzehnjährige Hamida, Tochter des schiitischen Scheichs Ali Akbar, der als Lehrer und Ratgeber von Humayuns Halbbruder Hindal diente. Am 15. Oktober 1542 gebar Hamida in Umarkot (Sindh) ihren Sohn Akbar. Sie befand sich zu diesem Zeitpunkt auf der Flucht vor den Truppen Sher Khans Suri und verbrachte die folgenden drei Jahre getrennt von ihrem Mann mit ihrem Sohn, dessen Amme Maham Anga und deren Sohn Adham sowie ihrem Hofstaat in Umarkot, ehe sie im November 1545 wieder mit Humayun in Kabul zusammentraf. In den folgenden zehn Jahren begleitete sie mit ihrem Sohn und ihrem Gefolge ihren Mann, der am 23. Juli 1555 wieder den Thron seines Vaters einnehmen konnte, jedoch bereits am 24. Januar 1556 verstarb. Humayun hinterließ seinem dreizehnjährigen Sohn ein noch nicht gefestigtes Reich. Akbar selbst konnte jedoch schon auf vielfältige militärische Erfahrungen verweisen. So übernahm er bereits als Zehnjähriger das Kommando über die Gefolgschaft seines gefallenen Onkels Hindal, zwei Jahre später führte er die Vorhut von Humayuns Truppen in die Schlacht bei Sirhind. Leben Am 14. Februar 1556 folgte der junge Herrscher nominell seinem Vater als dritter Großmogul. Er stand unter der Vormundschaft seines Wesirs Bairam Khan († 1561), eines turkmenischen Feldherren und gläubigen Schiiten, der bereits im Heer Baburs diente. Unter ihrem gemeinsamen Oberkommando zerschlugen die Armeen des Großmoguls am 5. November 1556 in der zweiten Schlacht bei Panipat (Haryana) afghanische, bengalische und rajputische Truppen. Akbar nutzte diesen Sieg zur Sicherung seiner Vorherrschaft in Südasien, bereits 1557 konnte er mächtige Rivalen wie Hemu, Sikandar Schah oder Adil Schah beseitigen. In den folgenden Jahren kam es zu persönlichen Spannungen zwischen Akbar und seinem Vormund, die vor allem in der Weigerung des Großmoguls lagen, Lesen und Schreiben zu erlernen. Besonders befremdend empfand der hochkultivierte Intellektuelle Bairam Khan Akbars Vorliebe für Pferde- und Kamelrennen, seine Jagdleidenschaft und seine Unkenntnis über die persische Literatur. Erst dem eingestellten Hauslehrer Abul Fasl gelang es, den jungen Herrscher zum Lernen bewegen. Zwar blieb Akbar zeitlebens ein Analphabet wie sein Vorbild Timur, er beschäftigte sich jedoch infolge des Einflusses seines Hauslehrers intensiv mit der persischen Kultur, mit Religionen und der Verwaltung seines Reiches. Abul Fasl blieb ein wichtiger Ratgeber des Großmoguls und verfasste auch eine Chronik über die Herrschaft Akbars. Der bereits seit einigen Jahren schwelende Konflikt zwischen Akbar und Bairam Khan eskalierte schließlich im März 1560, vor allem wegen den intriganten Einflüsterungen der ehemaligen Hauptamme Maham Anga, die einerseits sich von der Arroganz und dem offen gezeigten Reichtums des Wesirs düpiert fühlte, andererseits die Karriere ihres eigenen Sohnes Adham Khan zu fördern beabsichtigte. Schließlich schenkte der seinen Vormund überdrüssige siebzehnjährige Großmogul seiner früheren Amme Gehör und schickte Bairam Khan auf eine Pilgerreise nach Mekka, auf der er am 31. Januar 1561 der Blutrache eines Afghanen zum Opfer fiel. Akbars Milchbruder Adham Khan wurde daraufhin formell Wesir, tatsächlich führte aber seine Mutter die Regierung. Im Februar 1561 entsandte Akbar Adham in die Provinz Malwa, wo Ban Bahadur, ein Liebhaber schöner Frauen und großzügiger Förderer von Musikern herrschte, der sich jedoch nicht dem jungen Großmogul unterordnen wollte. Ohne nennenswerten Widerstand vorzufinden, eroberte der neue Wesir gemeinsam mit seinem Kommandanten Pir Mohammed Khan die Provinz Malwa, doch anstatt – wie von Akbar angeordnet – die Beute und die Gefangenen zu ihm nach Agra zu schicken, behielten die Eroberer die Schätze der geplünderten Provinz für sich. Die Bevölkerung wurde grausam massakriert, nur besonders attraktive Frauen und Mädchen entgingen der Mordorgie, um danach in die Harems der Eroberer zu verschwinden. Diese auch an Muslimen ausgeführten Gräueltaten führten zu energischen Protesten orthodoxer Mullahs, die ihren Herrscher aufforderten, Adham Khan und dessen Spießgesellen zur Verantwortung zu ziehen. Akbar handelte schnell. Er setzte im November 1561 seinen ehemaligen Milchbruder als Wesir ab und ernannte stattdessen dem aus Kabul abberufenen Atkah Schah zu dessen Nachfolger. Atkah Schah handelte rasch, er stellte Akbars frühere Hauptamme unter Arrest, so dass es zu keinen Informationsaustausch zwischen ihr und ihrem Sohn mehr kommen konnte. Daraufhin kehrte Adham Khan nach Agra zurück, er erstach seinem Nachfolger und versuchte in die Räume des Großmoguls einzudringen, um diesen zu ermorden. Doch nach einem kurzen Kampf besiegte Akbar seinen Widersacher, den er am 16. Mai 1562 von einer Mauer zu Tode stürzen ließ. Nachdem kurze Zeit später auch Maham Anga verstarb, regierte Akbar bis zu seinem Tod selbst. In den 1560-er und 1570-er Jahren führte Akbar viele kleine Eroberungszüge. Dabei setzte er erstmals europäische Kanonen und von Portugiesen ausgebildete Musketiere, aber auch Pionierkorps, leichte Reiterei und Kriegselefanten ein. Er selbst zeichnete sich während dieser Kämpfe durch persönliche Tapferkeit aus. Die besiegten Gegner wurden oft großzügig und mit Milde behandelt, ihre Herrscher blieben oft als Vasallen Akbars im Amt. Um die mächtigsten Hinduprovinzen Nordindiens Rajputana und Rajasthan an sich zu binden, heiratete der junge Großmogul 1562 die Tochter des Rajas von Amber (Jaipur). Diese Hochzeit gilt als der Beginn der Versöhnung zwischen Muslimen und Hindus. Am 30. August 1569 gebar diese Rajputenprinzessin Akbars ältesten Sohn Selim, dem späteren Jahangir (Großmogul 1605–1627). Eine weitere Gattin schenkte 1570 seinem zweiten Sohn Murad das Leben, 1572 wurde der dritte Sohn Danijal geboren. Es konnten jedoch nicht alle Gegner Akbars mit dessen Gnade rechnen, so die Bewohner von Chittor. Diese Bewohner der Hauptstadt des von Udai Singh († 1572) beherrschten Rajputenfürstentums Mewar widersetzten sich 1567/68 der Eroberung durch die Truppen des Großmoguls und wurden nach dem Fall ihrer Stadt Opfer eines von Akbars befohlenen grausamen Massakers. Ebenso wurden 1580/81 zwei größere Aufstände muslimischer Turkomongolen, Afghanen und Bengalen niedergeschlagen, die beide bezweckten, Akbars Halbbruder Hakim, dem Fürsten von Kabul zum Herrscher des Großmogulreiches auszurufen. 1602/03 musste sich der Großmogul einer Revolte seines ältesten Sohnes Selim (Jahangir) erwehren, die er nur mit Hilfe seiner hoch betagten und inzwischen mächtigen Mutter Hamida beenden konnte. Daraufhin versöhnte sich Akbar mit Selim, den er zu seinem Nachfolger ernannte. Akbars bisheriger Favorit für die Nachfolge, sein alkohol- und drogenabhängiger jüngster Sohn Danijal wurde enterbt. Der vierte Großmogul, der sich Jahangir nannte, konnte die Nachfolge seines Vaters ohne Thronkämpfe antreten, da seine Brüder Murad und Danijal bereits 1598 während eines Feldzuges bzw. 1604 an den Folgen der Trunksucht verstorben waren. Während der Herrschaft Akbars erreichte das Reich der Großmoguln seine größte Ausdehnung, bis 1601 hatte er alle Gebiete Südasiens unterworfen, die nun entweder von Akbar direkt beherrscht wurden oder als abhängige Vasallenstaaten weiterhin existierten. Die Loyalität dieser Herrscher wurde oft durch Eheschließungen besiegelt. Verwaltungsreformen Der Großmogul schaffte religiöse Steuern für Nicht-Muslime ab. Er gestattete den Hindus, ihre Riten zu gebrauchen, ihre Feste zu feiern und ihre traditionelle Kleidung bei Hofe zu tragen. Hindus hatten die Chancen in der Verwaltungshierarchie bis an die Spitze aufzusteigen. Als Hofsprache bestimmte Akbar das Persische, zum Ende der Regentschaft Akbars setzte sich in seinem Reich eine hindu-muslimische Mischkultur durch. Bedeutend für das Reich der Großmoguln waren Akbars Verwaltungsreformen, die noch im 19. Jahrhundert Anwendung fanden. Er gliederte sein Reich in zwölf Provinzen, die von einem Statthalter geführt wurden. Damit der Statthalter nicht zu mächtig wurde, entsandte der Großmogul in die Provinzen Beamte, welche wiederum die Statthalter kontrollierten. Die zwölf Provinzen wurden in Distrikte gegliedert, die ebenfalls von direkt eingesetzten Beamten verwaltet wurden. Des Weiteren baute Akbar eine effektive Zentralverwaltung auf, die von zwölf Ministern mit eigenen Fachgebieten gemeinsam geleitet wurde. Dabei achtete Akbar darauf, dass Steuern (meist in Geldzahlungen) nicht mehr an Bevollmächtigte der lokalen Fürsten sondern nur an seine Beamten direkt ausgezahlt wurden. Diese eingenommenen Gelder wurden z.B. zum Aufbau eines stehenden Berufsheers, zum Ausbau des Straßen- und Postnetzes, zum Brückenbau, zum Bau von Bewässerungskanälen oder für Repräsentativbauten verwendet. Außerdem entschädigte Akbar von seinen Einnahmen Bauern, die während der Kriegszüge Erntausfälle verkraften mussten. Er war ebenso klug genug, bei Dürren, Überschwemmungen oder anderen Naturkatastrophen, das Steueraufkommen der einzelnen Provinzen einzuschränken, zu stunden oder gar zu erlassen. Wichtige Informationen erhielt Akbar durch seine im ganzen Land offiziell eingesetzten Nachrichtenschreiber, aber auch von seinem Geheimdienst, der ein breites Netz von Spitzeln leitete. Akbar selbst führte regelmäßig unangekündigte Inspektionen in seinem Riesenreich durch. All diese Maßnahmen führten dazu, dass der Herrscher über die Ereignisse in jedem Winkel seines Reiches Bescheid wusste und bei Bedarf direkt eingreifen konnte. Während Akbars langer Herrschaft setzte sich die Indische Rupie – eine Silbermünze – als Hauptzahlungsmittel durch. Dem Wertverfall älterer Münzen entgegnete Akbar mit der Einführung einer Goldmünze – des so genannten Mohur. Ebenso bemühte sich der Großmogul darum, dass Gewichte und Maße in seinem Reich vereinheitlicht wurden. Des Weiteren reformierte er die Justiz, es wurde ein einheitliches Rechtssystem eingeführt, das jedoch vor allem durch grausame Strafen geprägt war. Akbar verbot während seiner Herrschaft Kinderheiraten, Witwenverbrennungen und Glücksspiel und versuchte außerdem, die Prostitution einzuschränken. Des Weiteren führte Akbar der Große im Mogulreich ein System bedingter Lehen – das so genannte Jagirdar-System – ein. Ein Viertel des Reichsgebietes unterstand dem Großmogul als Kronland direkt, die restlichen drei Viertel wurden an verdienstvolle Höflinge, Adlige oder Feldherren, aber auch an unterworfene Fürsten als Lehen vergeben. Insgesamt gab es während seiner Herrschaft 1823 – in Ränge gestaffelte – Lehnsherren, die im Kriegsfall den Großmogul Soldaten, Pferde, Kriegselefanten und Waffen zu stellen hatten. Sie waren jedoch alle vom Wohlwollen ihres Herrschers abhängig, der sie jederzeit befördern oder herabsetzen oder ihre Einnahmen erhöhen oder schmälern könnte. Je bedeutender der Vasall war, je näher durfte er bei offiziellen Empfängen dem Herrscher kommen. Höchste Staatsbeamte durften neben den Großmogul sitzen oder stehen, rangniedrige Adlige mussten einen ihrem Rang entsprechenden Abstand wahren. Diplomaten wurden dank ihrer (großzügigen) Geschenke Audienzen gewährt, einfachen Bauern oder Soldaten blieb der Zugang zum Herrscher versperrt. Die ranghöchsten 122 Lehnsherren – de facto der Hochadel – stammten zum größten Teil aus Persien oder Zentralasien und hatte keine Wurzeln im Land. Es gehörten aber auch zwanzig Rajputen zur Elite des Reiches, die im Gegensatz zu den anderen Vasallen als Dank für ihre Loyalität ein Dauerrecht auf ihre Territorien zugestanden bekamen. Als Gegenleistung erhielten die Lehnsträger einen genau fest gelegten Betrag aus Akbars Steuereinnahmen zugewiesen. So hatte der Großmogul 1595/96 99 Millionen Silberrupien als Einnahmen aus der Landsteuer, von denen er 18 Millionen für seine eigenen Ausgaben verwendete. Die restlichen 81 Millionen bekamen die Vasallen, die dem Großmogul u.a. 140.000 voll ausgerüstete Reiter stellten. Diese Streitmacht ermöglichte Akbar, usbekische Eindringlinge abzuwehren, die bis 1598 den Norden seines Reiches bedrohten. Während dieses Feldzuges verstarb unter dramatischen Umständen auch Akbars zweiter Sohn Murad. Kultur und Religion Zwischen 1569 und 1576 ließ der dritte Großmogul mit Fatehpur Sikri eine neue Hauptstadt errichten, die er jedoch selten bewohnte und 1585 für immer verließ. Des Weiteren ließ er viele Paläste und Festungen in seinem Reich errichten. Der Analphabet Akbar war ein großer Förderer der Literatur, der Malerei und der Wissenschaft. Besonders wohlwollend stand er der persischen Sprache gegenüber, die er zur Hofsprache erkor. Seine Bibliothek umfasste am Ende seines Lebens 24.000 Bände, die er sich allerdings vorlesen lassen musste. Akbar war auch ein Denker und Philosoph. Er galt als Freidenker, der liberale religiöse Strömungen wie den Sikhismus oder den Sufismus förderte und sich mit verschiedenen Religionen auseinandersetzte. So lud er auch Vertreter der im portugiesischen Goa residierenden Jesuiten zu einem Disput ein. Seine religiöse Toleranz bzw. seine Suche nach dem “wahren“ Glauben führten schließlich dazu, dass orthodoxe Muslime sich von ihm abwandte und ihm des Abfalls vom Islam bezichtigten. Ihre Proteste gegen die Abschaffung der Sondersteuer für „Ungläubige“, wie Hindus, Sikhs, Juden oder Christen, begegnete Akbar mit der radikalen Entmachtung der Scharia-Gelehrten. Stattdessen ließ er von allen wichtigen Religionsführern ein Schriftstück beglaubigen, das ihm die höchste Entscheidungsgewalt über alle religiösen Streitfragen zusichert. Ebenso verbot der Großmogul, die bis dahin übliche Versklavung andersgläubiger Kriegsgefangener. Akbars religiöse Toleranz führte de facto zur Gleichberechtigung von Muslimen und Hindus und stabilisierte sein Regime erheblich. Er führte Dispute mit Gelehrten unterschiedlicher Religionen, die ihm beeinflussten und seine Lebensweise änderte. So verzichtete der ehemals eifrige Jäger auf die Jagd und dem Verzehr von Fleisch. 1579 ließ Akbar das Neue Testament ins Persische übersetzen, er erlaubt den Jesuiten in seinen Land zu predigen. In der Hoffnung, Millionen Menschen zum Christentum zu bekehren können, schrieb ihm der von seiner religiösen Toleranz beeindruckte Papst Gregor XIII. (Pontifikat 1572–1585) im Jahr 1582: „Gott möge ihn von der Dunkelheit zum Licht führen.“ Akbar trat jedoch nicht zum katholischen Glauben über. Er stiftete 1582 einen neuen Orden, den er Tawhid-i-Ilahi – Einheitserkenntnis Gottes – nannte. Gedacht war der Orden für besonders loyale Gefolgsleute und hohe Staatsbeamte, die der Großmogul noch fester an sich zu binden beabsichtigte. Das Symbol des Ordens war eine vom Schriftzug „Allahu Akbar“ umrahmte Sonne. Die Doppeldeutigkeit des Mottos war bewusst gewählt, es bedeutete sowohl „Gott (Allah) ist am Größten“, aber auch „ Gott (Allah) ist Akbar“. Teile der muslimischen Geistlichkeit fassten dieses Bekenntnis so auf, dass für den religiös toleranten Akbar hinter allen Glaubensformen doch nur der eine Gott – Allah – stehe. Andere muslimische Gelehrte unterstellten dem Großmogul Größenwahn und beschrieben ihn als einen Mann, der sich endgültig seinen Fantastereien und der Sonnenanbetung ergeben hatte. Literatur * Bamber Gascoigne, Die Großmoguln - Glanz und Größe mohammedanischer Fürsten in Indien, Sonderausgabe für Prisma Verlag GmbH, Gütersloh 1987, ISBN 3-570-09930-X * GEO Epoche, Heft Nr. 41, Indien 1450–1948 - Maharadschas, Moguln, Kolonialherren, 2010 * Akbar (Wikipedia) "Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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17.06.2012, 20:27
Beitrag: #5
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Hongwu, Kaiser von China
Zhu Yuanzhang (* 21. September 1328 in Zhongli (beides Provinz Anhui), † 24. Juni 1398 in Nanjing) war ein aus ärmlichen Verhältnissen stammender, in seiner Kindheit Vieh hütender, ehemaliger buddhistischer Bettelmönch, der 1368 an der Spitze der Rebellenbewegung der „Roten Turbane“ die in China seit 1271 bzw. 1279 herrschende mongolische Yuan-Dynastie stürzte und daraufhin die bis 1644 dauernde Herrschaft der Ming-Dynastie begründete. Der erste Ming-Kaiser wird aufgrund seiner außerordentlichen Leistungen als einer der bedeutendsten chinesischen Kaiser betrachtet und ist in Europa auch unter seinen Tempelnamen Ming Taizu bekannt, dessen Regierungsdevise Hongwu („Große Militärische Macht“) lautete. Leben 1328 bis 1368 Zhu entstammte einer in prekären Verhältnissen lebenden Nanjinger (Nankinger) Familie. Sein Großvater verdingte sich als Goldwäscher, seine Eltern waren bekannte Hexenmeister, die infolge ihrer hohen Steuerschulden aus Nanjing in die Provinz Anhui fliehen mussten. Dort wurde Zhu Yuanzhang als jüngstes von sechs Kind geboren. Er verlor jedoch infolge einer 1344 ausgebrochenen Epidemie die meisten Angehörigen seiner Familie, so dass er sich als mittelloses Waise entschloss, in das buddhistischen Kloster von Fengyang einzutreten, wo ihm einerseits für einige Zeit materielle Sicherheit gewährt wurde, andererseits das Lesen und Schreiben vermittelt wurde. 1352 schloss sich der seinem Kloster entlaufene Mönch den buddhistisch geprägten und seit den 1330-er Jahren in China kämpfenden Rebellen der „Roten Turbane“ an, die mit ihren zahlreichen Aufständen erheblich die Fremdherrschaft der mongolischen Yuan-Dynastie schwächten. Zhu Yuanzhang fiel bald durch sein militärisches Geschick, seine persönliche Tapferkeit und seine Führungsqualitäten auf, so dass ihm mit Hilfe wohl gesonnener lokaler Rebellenführer der Aufstieg in den Stab des Rebellenchefs Guo Zixing gelang, der den jungen – möglicherweise mit ihm verwandten – Aufsteiger schon kurze Zeit später als seinen wichtigsten Mitstreiter schätzte und förderte. 1354 heiratete Zhu Yuanzhang, dem inzwischen eine Rebellentruppe von 30.000 Mann unterstand, die Dame Ma – eine Adoptivtochter seines Gönners Guo Zixing († 1355). Bereits 1356 gelang es Zhu nach mehreren missglückten Versuchen die „südliche Hauptstadt“ Nanjing (Nanking) einzunehmen, von der aus er dann mit seiner 250.000 Mann starker Rebellenarmee den kompletten Südosten Chinas bis 1367 eroberte und beherrschte. Diese Machtbasis sicherte ihm eine gefestigte Stellung innerhalb der Führung der „Roten Turbane“. Ebenso wuchs die Anhängerschaft des sich in seinem Herrschaftsgebiet als milde und verantwortungsbewusst gebenden Rebellenführers. Nachdem das – von seinen Anhängern als Stellvertreter Buddhas verehrte – Oberhaupt der „Roten Turbane“ Anfang 1368 in Nanjing unter fragwürdigen Begleitumständen verstarb, beanspruchte Zhu Yuanzhang den Kaiserthron für sich selbst. Wenig später eroberte seine Armee die Hauptstadt der mongolischen Yuan-Dynastie Dadu – das heutige Beijing (Peking), die „nördliche Hauptstadt“. Der mongolische Herrscher Toghan Timur (* 1320, regierte 1333–1368, † 1370) floh nach Karakorum, die Herrschaft von Dschingis bzw. Kublai Khans Nachkommen war in China beendet. Leben und Herrschaft 1368 bis 1398 Zhu Yuanzhang ließ die Mauern der eroberten Stadt schleifen und alle Archive nach Nanjing bringen. Schließlich rief er am 14. September 1368 die Gründung einer neuen Kaiserdynastie aus, die er „Da Ming“ – „die große Helligkeit“ nannte. Die Ming-Dynastie lehnte sich in ihrer Innenpolitik vor allen an die Herrschaft der Tang-Dynastie (618–907) an, einige Historiker sehen in ihrer Herrschaft eine rigorose Restauration der allmächtigen Tang-Kaiser. Des Weiteren wählte der erste Ming-Kaiser für sich selbst die Regierungsdevise „Hongwu“ – sinngemäß: „Große Militärische Macht“ aus. Er löste sich in seinen ersten Regierungsjahren vom Buddhismus der „Roten Turbane“ und wandte sich dem traditionellen Konfuzianismus der Chinesen zu. Buddhismus, Taoismus und der während der Mongolenherrschaft stark zurück gedrängte Konfuzianismus wurden gleichberechtigt und nebeneinander zu Staatsreligionen erklärt. Die Konfuzianer durften wieder ungestört schreiben, dichten und lehren, ihre Lehre erlangte aber erst nach dem Tod des ersten Ming-Kaisers ihre alte Bedeutung in China zurück. Hongwu selbst pflegte ein distanziertes Verhältnis zu den Gelehrten. Es ist jedoch seiner Initiative zu verdanken, dass auch Bauern- und Handwerkersöhne die Lehre des Konfuzius vermittelt bekamen und nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung ihre Karriere als Staatsbeamte aufnehmen konnten. Dagegen versuchte der Kaiser den traditionell großen Einfluss von Eunuchen und Haremsdamen auf die chinesische Politik einzuschränken. Seine Maßnahmen auf diesem Gebiet blieben aber wirkungslos, zum Ende der Ming-Herrschaft (1644) lebten im kaiserlichen Haushalt 10.000 Haremsdamen und 70.000 Eunuchen, die ihre Macht auf Kosten des Kaisertums erheblich ausgebaut hatten. Hongwu richtete seine Herrschaft nach den Prinzipien seines Vorbildes, des ersten Han-Kaisers Gaozu (* 256/247 v. Chr., regierte 202–195 v. Chr.) aus und baute die bis zum Ende des chinesischen Kaiserreichs (1911/12) bestehenden staatlichen Institutionen auf. Im Wesentlichen stützte sich seine Herrschaft auf drei Säulen. Das waren erstens die sechs Ministerien (Personalministerium, Finanzministerium, Justizministerium, Kriegsministerium, Ritenministerium und Ministerium für öffentliche Arbeiten), zweitens das Großsekretariat, das die Arbeit der Ministerien koordinierte und beaufsichtigte und drittens das Zensorat, welches die Verwaltung in den Provinzen kontrollierte, Beamte ein- und absetzte und Verstöße gegen Recht und Ordnung ahndete. Besonderes drastisch war die vom ersten Ming-Kaiser veranlasste Einführung der Prügelstrafe für Beamte, denen schwere Gesetzesübertretungen oder Rechtsverletzungen nachgewiesen wurden. Bisher blieben Beamte von der in China üblichen – und als besonders demütigend empfundenen – Prügelstrafe verschont. Innenpolitisch widmete sich Hongwu dem wirtschaftlichen Wiederaufbau Chinas. Er initiierte Bebauungs- und Bewässerungsprojekte, die zur Erschließung von bis zu fünf Millionen Hektar pro Jahr führten. Diese Maßnahmen führten zur Verdreifachung der Einnahmen aus der Getreidesteuer innerhalb von nur sechs Jahren. Ebenso erwähnenswert sind die während seiner Herrschaft erfolgten Anpflanzungen von einer Milliarde Obstbäumen, die Einführung widerstandsfähiger, aus Hinterindien stammenden Reissorten und die staatlichen Förderungen für Fischzuchten. Diese Maßnahmen führten zu einem rasanten Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum. Das besondere Augenmerk, welches der Hongwu-Kaiser der Landwirtschaft zustand, wird einerseits mit seiner bäuerlichen Herkunft begründet, andererseits mit der konfuzianischen Ideologie, nach der die Landwirtschaft die Grundlage des Wohlstands bzw. des Reichtums für die Menschen sei. Diesem Grundsatz verbunden, förderten seine Nachfolger später auch den Anbau von Süßkartoffeln, Erdnüssen und Mais. Ein weiterer wichtiger Wirtschaftfaktor war die Herstellung und der Export von Porzellan. Unter den Nachfolgern Hongwus erlangten die so genannten Ming-Vasen auch in Europa eine hohe Wertschätzung, die bis heute andauert. In der Provinz Anhui initiierte der Kaiser den Bau einer neuen Hauptstadt, der so genannten „Mittleren Hauptstadt“. Doch bereits 1375 beendete er dieses Vorhaben aus Kostengründen, stattdessen entschied sich der erste Ming-Kaiser seine bisherige Residenz Nanjing (Nanking) als Hauptstadt weiter auszubauen. Es wurde die „Verbotene Stadt“ errichtet und die 35 km lange Stadtmauer der „südlichen Hauptstadt“ erbaut. Die Bevölkerungszahl Nanjings stieg noch im 14. Jahrhundert auf eine halbe Million an. Nachdem sämtliche Privilegien für ausländische Händler beseitigt wurden, konnte sich eine Schicht leistungsstarker, einheimischer Kaufleute und Bankiers im Reich der Mitte behaupten. Des Weiteren versuchte Hongwu den Gebrauch von Papiergeld durchzusetzen. 1374 kam das erste Papiergeld der Ming-Dynastie in Umlauf, das nicht gegen Gold, Silber oder andere Wertsachen eingetauscht werden durfte. Allerdings konnte die Ming-Dynastie nicht an die zeitweiligen Erfolge der Song oder Yuan im Gebrauch von Papiergeld anknüpfen, bereits 1450 ersetzte Silber das inzwischen wertlos gewordene chinesische Papiergeld. 1372 scheiterte der verlustreiche Versuch der Chinesen, die Mongolei zu erobern. Daraufhin änderte der Hongwu-Kaiser seine Außenpolitik. Er entschied sich für eine defensive Strategie, beendete jegliche Expansionsbestrebungen und ließ stattdessen mehrere militärische – von seinen jüngeren Söhnen überwachte – Verteidigungslinien errichten. Er verbot den Überfall überseeischer oder China tributpflichtiger Staaten wie z.B. Japan, Korea oder Annam. Seine Nachfolger, insbesondere der dritte Ming-Kaiser Yongle (herrschte von 1402–1424) hielten sich jedoch nicht an dieses strikte Expansionsverbot. Hong Wu schaffte 1380 das seit Jahrhunderten bestehende traditionelle Amt des Staatskanzlers ab. Er ließ den letzten Kanzler Hu Weiyong aufgrund Verleumdungen seiner Gegner hinrichten, übertrug dessen Befugnisse auf sich selbst und begründete de facto den chinesischen Absolutismus. Der erste Ming-Kaiser mutierte jedoch immer mehr zu einem grausamen Autokraten, der erbarmungslos jede Opposition gegen sein Regime bekämpfte. So glaubte er fest an den Grundsatz, dass ein milder, nachsichtiger (und somit unfähiger) Herrscher zum Zerfall (s)eines funktionierenden Staates führen müsste. Demzufolge fielen seinen gnadenlosen Säuberungen mindesten 45.000 Menschen zum Opfer, die zum Teil als Sympathisanten des ehemaligen Kanzlers Hu galten, aber auch zum Teil nur Familienangehörige eines vermuteten oder tatsächlichen Regimegegners waren. Über das Ausmaß der Strafe entschied der Kaiser oft nach seinem Ermessen, gleiche oder ähnliche Vergehen wurden häufig unterschiedlich geahndet und besonders mutige, freche oder clevere Verdächtige konnten den von ihrem Verhalten beeindruckten Herrscher zu gnädigen Urteilen bewegen. Trotz dieser Schwächen seiner Herrschaft wird Hongwu als einer der bedeutendsten Kaiser von China betrachtet. Er starb mit fast 70 Jahren und wurde auf dem Ming-Xiaoling-Mausoleum bei Nanjing bestattet. Somit ist er der einzige Ming-Kaiser, dessen Grabstätte sich nicht in der Nähe von Peking befindet. Hongwu bemühte sich ernsthaft und erfolgreich, den Lebensstandard seines Volkes zu heben. Nach der Mongolenherrschaft war das Reich der Mitte bereits zum Ende des 14. Jahrhunderts wieder ein sehr reiches, wohlhabendes Land. Der erste Ming-Kaiser zeugte mit seinen Ehefrauen und Konkubinen 36 Söhne und 16 Töchter, alle ihm überlebende Söhne wurden mit einem Fürstentum entlang der Grenze ausgestattet. Mit dieser Maßnahme beabsichtigte er seine jüngeren Söhne als Machtkonkurrenten für seinen Nachfolger, seinen Enkel Zhu Yunwen, den ältesten Sohn des früh verstorbenen Kronprinzen Zhu Biao auszuschalten. Damit verstieß Hongwu gegen die bis dahin in China übliche Thronfolgeregelung, nach der immer der älteste noch lebende Sohn des Kaisers seinem Vater zu folgen hatte. Hongwus vierter Sohn Zhu Di missbilligte die Entscheidung seines Vaters und rebellierte deshalb seit 1399 gegen die Herrschaft seines erst siebzehnjährigen Neffen, der als Kaiser den Namen Jianwen führte. Schließlich besiegte im Jahr 1402 die Rebellenarmee die kaiserliche Armee, Zhu Di bestieg unter der Devise Yongle den Kaiserthron. Seine bis 1424 dauernde Herrschaft setzte die erfolgreiche Politik seines Vaters fort, wobei unter ihm die strikte – auf Frieden bedachte – defensive Außenpolitik beendet wurde. Das weitere Schicksal seines von ihm entmachteten Neffen ist nicht gesichert. Einige Überlieferungen gehen davon aus, dass der zweite Ming-Kaiser während der Eroberung der Hauptstadt Nanjing mit seiner Familie in seinem Palast verbrannte. Andere Quelle behaupten, dass Jianwen dem Feuertod entkam und danach fast vierzig Jahre unerkannt als buddhistischer Bettelmönch durch China zog, ehe er 1441 aufgegriffen und dem amtierenden sechsten Ming-Kaiser Zengtong (* 1427; † 1464) vorgeführt wurde. Dieser wies seinem gestürzten – ihm nicht mehr gefährdenden – Vorgänger eine Pension zu, bereits ein Jahr später soll der ehemalige Kaiser verstorben sein. Literatur * Gisela Gottschalk; Chinas große Kaiser – Ihre Geschichte – Ihre Kultur – Ihre Leistungen, Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH, Augsburg 1992, ISBN 3-89350-354-4 * Hermann Schreiber; Die Chinesen – Reich der Mitte im Morgenrot; Lizenzausgabe 1990 für Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft mbH, Herrsching, ISBN 3-88199-682-6 * Biographien zur Weltgeschichte – Lexikon, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1989, ISBN 3-326-00218-1 * Hongwu (Wikipedia) Schreibweise Ich habe mich bemüht, meine Schreibweise für Personen- und Ortsnamen gemäß der in Wikipedia angewandten Transkription anzupassen. Eventuell aufgetretene Nachlässigkeiten meinerseits sollten mir nachgesehen werden. Sansavoir. "Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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17.06.2012, 20:49
Beitrag: #6
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Robert Ket
Robert Ket († 7. Dezember 1549 in Norwich) war 1549 der Führer eines Bauernaufstandes (Ket’s Rebellion) in Norfolk, England. Infolge der englischen Reformation hatten nach 1536 adlige und bürgerliche Grundbesitzer begonnen, bisher frei zugängliches Land zur Versorgung ihrer Schafe einzuhegen, wobei sie oft die lokale Allmende (Allgemeingut) zu ihrem Privateigentum erklärten. Die von den Grundherren ausgeführten Einhegungen wurden jedoch von der Landbevölkerung als Diebstahl betrachtet. Deshalb kam es im Sommer 1549 wegen Einhegungen aus dem Besitz eines aufgelösten Klosters zum erbitterten Streit zwischen den Bauern aus Wymondham und einem zugezogenen Landlord. Schließlich brach am 7. Juli 1549 der Aufstand aus. Der einheimische Grundherr und Gerber Robert Ket schloss sich daraufhin gemeinsam mit seinem Bruder William den Aufständischen an, die ihn bald als Führer anerkannten. Bald darauf formulierten sie einen Beschwerdebrief an den König mit gemäßigten Forderungen, wie die Beschränkung der Einhegungen, die Aufhebung unrechtmäßiger Abgaben und den Erhalt der Fischereirechte. Robert Ket kämpfte vor allem für die Rückkehr zum „rechtmäßigen“ Zustand, d.h. gegen die Privatisierung der lokalen Allmende und des enteigneten Kirchenbesitzes, den er ebenfalls ins Allgemeingut übertragen wollte. Seinen Forderungen schlossen sich 16.000 Aufständische an, die sich im Lager von Mousehold Heath bei Norwich sammelten. Sie waren sehr diszipliniert, da Robert Ket ausdrücklich das Plündern und Morden untersagte. Nachdem seinen Forderungen nicht stattgegeben wurden, lehnte er zuerst das königliche Amnestieangebot für die Bauern ab, ehe er am 1. August 1549 mit seinen Rebellen die Stadt Norwich besetzte. Noch hoffte Ket, dass Edward Seymour (1500–1552), der „gute“ Herzog von Somerset den aufständischen Bauern helfen würde. Somerset, seit 1547 als Lordprotektor von England Regent für den minderjährigen König Edward VI. (* 1537, König 1547–1553), handelte aber nicht, stattdessen nutzte sein innenpolitischer Rivale John Dudley, Earl of Warwick (1502–1553) die Situation zur eigenen Machtergreifung. Ihm gelang es rasch, die militärisch unerfahrenen Aufständischen zu besiegen, am 27. August 1549 wurden deren Hauptkräfte bei Dussindale vernichtet. Robert und William Ket gerieten in Gefangenschaft, wurden zum Tode verurteilt und am 7. Dezember 1549 in Norwich hingerichtet. Ket’s Rebellion war der letzte bedeutende Bauernaufstand in England, der sich von den anderen, ebenfalls im Sommer 1549 in England stattfindenden Aufständen dadurch unterschied, dass einerseits klare soziale Forderungen geäußert wurden, andererseits die Bauern kein politisches Bekenntnis für die katholische Thronprätendentin Mary Tudor (* 1516, Königin 1553–1558) formulierten. Nach dem blutigen Niederschlagen aller Aufstände im Sommer 1549 konnte der Earl of Warwick den Lordprotektor Somerset entmachten, um bis 1553 als Präsident eines Regentschaftsrates der eigentliche Machthaber in England zu werden. Literatur * Geoffrey R. Elton, England unter den Tudors; Callwey Verlag München 1983, ISBN 3-7667-0683-7 * Ilan Rachum; Enzyklopädie der Renaissance; Edition Atlantis; ISBN 3-7611-0725-0 * Robert Ket (Wikipedia) "Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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19.06.2012, 23:05
Beitrag: #7
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Agnes von Courtenay oder Agnes von Edessa
Agnes von Courtenay oder Agnes von Edessa – * um 1130 in Edessa (?), † 1184/85 in Jerusalem (?) – war während der selbstständigen Herrschaft ihres Sohnes König Balduin IV. (* 1161, König 1174–1185) eine einflussreiche Persönlichkeit im Königreich Jerusalem. Über das frühe Leben der Agnes von Courtenay gibt es kaum Quellen. Sie wird erstmalig 1151 erwähnt, nachdem sie gemeinsam mit ihrem Bruder Joscelin III. von Courtenay, Titulargraf von Edessa (* um 1140; † 1190/1200) und ihrer Mutter Beatrice nach Jerusalem kam. Agnes war bereits seit 1149 verwitwet, ihr erster Mann Rainald von Marasch fiel bei den Kämpfen um die Grafschaft Edessa. Ihr Vater Joscelin II. von Courtenay (1113–1159), seit 1131 Graf von Edessa, geriet 1150 in Gefangenschaft des Emirs Nur ad-Din (1118–1174), der ihn blenden ließ und danach bis zu seinem Tod in Aleppo in strenger Kerkerhaft hielt. Große strategische Bedeutung besaß in der Antike und im Mittelalter die Stadt Edessa, die als zentraler Punkt der Handelsrouten von Anatolien nach Mesopotamien kontrollierte. Nach der Herrschaft der Araber von 639 bis 1032 befand sich die Stadt – das heutige Urfa in der südöstlichen Türkei – in den Händen der Armenier, die 1097/98 dankbar die Hilfe der Kreuzfahrer zur Abwehr türkischer Angriffe annahmen. Die fränkische Herrschaft im Gebiet bis zum oberen Euphrat basierte auf eine Anzahl von Burgen, von denen aus Raubzüge über die Grenzen hinaus unternommen und auch Steuern und Abgaben eingetrieben wurden. Die Grafschaft Edessa diente außerdem als Schutzschild und Puffer für die südlich gelegenen Kreuzfahrerstaaten, ehe 1144 der Eroberungsfeldzug des Emirs von Mossul und Aleppo, Imad ad-Din Zengi (1087–1146), die Existenz dieses Staates beendete. Zengi eroberte nach einer vierwöchigen Belagerung zu Weihnachten 1144 die Stadt Edessa und die überlebenden Franken wurden nach dem Fall der Stadt alle umgebracht. Diese Ereignisse gaben geistlichen Autoritäten, wie Eugen III. (Papst 1145–1153) und Bernhard von Clairvaux (1090–1153) den Anlass, zum Zweiten Kreuzzug (1147–1149) aufzurufen. Zwar gelang es Joscelin II., im Herbst 1146 Grafschaft und Stadt zurück zu erobern, doch bereits 1150 vernichteten die Truppen von Zengis Sohn Nur ad-Din das Heer des Grafen von Edessa. Nur ad-Din vollzog daraufhin ein blutiges Strafgericht an sämtlichen Einwohnern der Stadt Edessa – egal ob Franken, Armenier, Griechen, Juden oder Araber – sie wurden alle Opfer der aufgehetzten und enthemmten Soldateska, wer den Massenmord überlebte, fiel der Verschleppung in die Sklaverei zum Opfer. Die Stadt Edessa erholte sich nie wieder von den Folgen des Massakers. Nach ihrer Ankunft in Jerusalem begann die wohl rechtzeitig geflüchtete Agnes zielstrebig ihre Karriere aufzubauen. Sie nutzte dabei geschickt die Gunst einflussreicher Männer, was ihr allerdings schnell einen schlechten Ruf einbrachte, den sie auch nicht nach der Bekanntgabe ihrer Verlobung mit ihrem damaligen Geliebten Hugo von Ibelin verlor. Als dieser jedoch nach einer Schlacht mit den Muslimen in Gefangenschaft geriet, beendete sie das Verlöbnis und ehelichte im Jahr 1157 oder 1158 den damaligen Grafen von Jaffa und Askalon, Amalrich (* 1136, König von Jerusalem 1162–1174), dem jüngeren Bruder Balduins III. (* 1130, König von Jerusalem 1143–1162). Diese Heirat stieß auf öffentliche Ablehnung, einerseits aufgrund des berüchtigt-anrüchigen Lebenswandels der Braut, andererseits wegen des Altersunterschiedes des Paares. Agnes war einige Jahre älter als Amalrich und hatte als Mitt- bzw. Endzwanzigerin noch keine Kinder geboren. Dies änderte sich bald, 1159 wurde die Tochter Sybille und 1161 der Sohn Balduin geboren. 1162 wurde ihre Ehe geschieden. Als offizieller Grund wurde die nahe Verwandtschaft des Paares – Amalrich und Agnes waren Cousin und Cousine dritten Grades – angegeben. Tatsächlich waren die Adligen des Königreiches Jerusalem aber nicht bereit, nach dem Tod Balduins III., eine habgierige und rachsüchtige Frau wie Agnes von Edessa als Königin zu akzeptieren. Fulko, der Lateinische Patriarch von Jerusalem, verweigerte deshalb Amalrich die Krönung zum König von Jerusalem. Erst nach dem Zugeständnis des Geistlichen, dass seine Kinder Sybille und Balduin ehelich und demnach zur Thronfolge berechtigt blieben, war Amalrich I. bereit, seine Ehe mit Agnes zu annullieren. Diese heiratete 1163 ihren aus der muslimischen Gefangenschaft zurückgekehrten Ex-Verlobten Hugo von Ibelin (1130–1169) und verschwand für ein Jahrzehnt aus dem öffentlichen Leben. 1171 heiratete sie Rainald von Sidon, dessen Familie ebenfalls die Verbindung mit Agnes von Courtenay ablehnte. Deren politisches Comeback begann 1174 mit der Thronbesteigung Balduins IV. (König 1174–1185). „Verderbt, bösartig und habgierig und unersättlich auf Männer und Geld erpicht“, so das vernichtende Urteil des britischen Historikers Steven Runciman (1903–2000), avancierte sie zum Oberhaupt einer Hofkamarilla, die dem umsichtigen Regenten Raimund III. von Tripolis (1140–1187, Bailli von Jerusalem 1174–1177 und 1185/86) das Leben erschwerte und das Land an den Rand eines Bürgerkriegs hievte. Skrupellos förderte sie ihre Günstlinge, so erreichte sie 1176 die Befreiung ihres Bruders Joscelin III. aus der Gefangenschaft der Zengiden und beförderte ihn zum Seneschall von Jerusalem. 1180 verhinderte sie die Wahl Wilhelms von Tyrus (1130–1186) zum Lateinischen Patriarchen von Jerusalem. Da dieser ein bedeutender Chronist der Kreuzfahrerstaaten war, wird wohl Agnes ihren überlieferten, schlechten Leumund zum Teil auch ihm zu verdanken haben. Statt Wilhelm von Tyrus wurde Heraclius von Caesarea († 1191) zum Patriarchen ernannt, dessen kirchliche und politische Karriere vor allem durch die Gunst seiner kurzzeitigen Geliebten Agnes von Courtenay gefördert wurde. Noch bedeutender für die Politik des Königreiches wurde die von ihr 1179 initiierte Ernennung des aus Aquitanien stammenden Amalrich von Lusignan (1145/60–1205) zum Konnetabel des Reiches, also zum Oberbefehlshaber des Heeres. Amalrich von Lusignan begründete den Aufstieg seiner Familie im Ostmittelmeerraum, er selbst wurde 1195 König von Zypern bzw. 1197 König von Jerusalem und seine Nachkommen herrschten in Zypern und Armenien. Ihr politisches Bündnis festigten Agnes und Amalrich 1180 mit der Hochzeit von Agnes’ Tochter Sibylle (1159–1190) und Amalrichs Bruder Guido († 1194). Unter dem Einfluss seiner Schwiegermutter und seines Bruders begann Guido von Lusignan bald gegen den ihn ursprünglich günstig gesinnten Balduin IV. zu intrigrieren. Aber auch der kinderlose und an Lepra schwer erkrankte König konnte sich zeitlebens nicht dem Einfluss seiner Mutter entziehen, so stimmte er wider besserem Wissens der Thronfolge seines Neffen Balduin V. (1177–1186) zu, der aus Sibylles erster Ehe mit Wilhelm „Langschwert“ von Montferrat (1135/45–1177) stammte. Das genaue Todesdatum der Agnes von Courtenay ist nicht überliefert. Es wird angenommen, dass sie 1184 oder zumindest vor dem 1. Februar 1185 verstarb. Demnach brauchte sie die Folgen der von ihr eingeleiteten und begünstigten Politik nicht mehr zu verantworten. Im März 1185 verstarb Balduin IV., ihm folgte sein minderjähriger Neffe Balduin V., in dessen Namen Raimund III. von Tripolis die Regentschaft führte. Doch bereits im August 1186 verstarb der junge König, nun gelang es der von der verstorbenen Königinmutter begünstigten Hofkamarilla, einerseits Raimund III. von Tripolis zu entmachten und zu verbannen, andererseits Sibylle zur Königin von Jerusalem zu krönen. Die als romantisch und politisch ahnungslos geltende Sibylle, so lautete jedenfalls das Urteil der französischen Historikerin Regine Pernoud (1909–1998), veranlasste sofort die Erhebung ihres Mannes Guido zum König von Jerusalem, der schließlich 1187 den Einflüsterungen von Kriegstreibern wie Rainald de Châtillon (1120–1187) folgte, die zur katastrophalen Niederlage in der Schlacht von Hattin (Juli 1187) und zur Eroberung Jerusalems (Oktober 1187) durch Saladin (1138–1193) führten. Der darauf folgende Dritte Kreuzzug (1189–1192) ist dann eine andere Geschichte, die den Rahmen dieser Kurzbiografie sprengen würde. Literatur * Reinhard Barth, Taschenlexikon Kreuzzüge, Piper Verlag GmbH, München 1999, ISBN 3-492-22794-5 * Agnes von Courtenay (Wikipedia) "Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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22.06.2012, 12:12
Beitrag: #8
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
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22.06.2012, 15:46
Beitrag: #9
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch) |
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22.06.2012, 18:53
Beitrag: #10
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Heinrich Stromer, der sich nach seinem Geburtsort in der Oberpfalz auch Auerbach oder Auerbachius nannte, wurde im Jahre 1476 geboren. Das ist gesichert, da es ein Bild gibt, in dem sowohl das Jahr der Ausführung als auch Stromers Alter erwähnt wird. Sein Vater, Johannes Stromer, entstammte einer Familie, die bereits seit dem vierzehnten Jahrhundert in Auerbach nachweisbar ist und verwandtschaftliche Beziehungen zu reichen und mächtigen Familien der Region hatte. Über seine Kindheit und Jugend ist nichts bekannt, ab 1497 studierte er an der Universität Leipzig.
Er machte eine schnelle Laufbahn durch: 1498 wurde er Baccalaureus, 1501 Magister artium liberalium, also Magister der freien Künstler, und Professor der Philosophie, dann wechselte er das Studienfach und studierte Medizin. In diesem Fach wurde er 1508 Baccalaaureus, ein Jahr später Collegiat des Großen Fürsten-Collegiums, 1511 Doktor der Medizin, 1516 Professor der Pathologie und 1523 Dekan der Medizinischen Fakultät. Schon seit 1508 war er sogar Rektor der Universität. In Leipzig bürgerte es sich zu dieser Zeit ein, ihn einfach nach seinem Herkunftsort Dr. Auerbach zu nennen. Im Laufe der Zeit erwarb Stromer auch das Leipziger Bürgerrecht und wurde 1520 in den Stadtrat gewählt. Er bekam mit der Zeit einen immer besseren Ruf und wurde Leibarzt vieler Fürsten wie Herzog Georg der Bärtige von Sachsen (seinem Landesherr), Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen, Kurfürst Joachim I. von Brandenburg und Kardinal Albrecht, dem Erzbischof von Mainz. Bei letzterem verblieb er mehrere Jahre, doch irgendwann widmete er sich ganz dem Lehrstuhl an der Universität Leipzig. Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch) |
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22.06.2012, 18:59
Beitrag: #11
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Am 24. Januar 1519 heiratete er Anna Hummelshain, die Tochter des Hans Hummelshain, eines der reichsten Bürger der Stadt, eines Großkaufmannes, der auch Ratsherr war. Mit ihr bekam er acht Kinder, zwei Söhne und sechs Töchter.
Er hatte schon seit 1525 als Weinhändler gearbeitet als er 1530 ein besonders stattliches Gebäude baute. Das Gelände hatte Stromer schon im Jahre seiner Heirat, 1519, von den Erben seines Schwiegervaters gekauft. Der Preis betrug 3500 Gulden, die Bauarbeiten sollten sich acht Jahre bis 1538 hinziehen. Das Haus war ein richtiger Hof mit fast einhundert Verkaufsräumen, zig Wohnungen und Fremdenzimmern, einem riesigen Pferdehof – und einer Weinstube im Keller, deren Wände mit weisen Inschriften versehen waren. Diese machte den Hof und Auerbach erst bekannt, denn die „Zeche lustiger Gesellen“ aus Goethes Faust spielt in „Auberbachs Keller in Leipzig“. Diese Gaststätte existiert im übrigen noch heute und ist die zweitälteste in der Stadt. Als aufgeklärter Mensch pflegte er Briefwechsel mit Martin Luther, Phillip Melanchton, Ulrich von Hutten, Erasmus von Rotterdam und Willibald Pirckhaimer. Ersteren hatte er einmal getroffen, worauf er zum Protestantismus übertrat, und 1539 nahm er ihn für gewisse Zeit in seinem Haus auf. Er hatte sich auch an dem Disput zwischen Martin Luther und Johannes Eck 1519 teilgenommen. Von seinen Werken stechen besonders ein großes Werk über die Pest, eine Gesundheitsfibel, „eine getreue, fleißige und ehrliche Verwarnung wider das hässliche Laster der Trunkenheit“ (das passt besonders zu seinem Weinkeller und seinem riesigen Weinladen) und eine „Schutzrede und Verteidigung des ehrlichen und löblichen Alters“ hervor. Aber auch als Mathematiker versuchte sich Auerbach, genauer als Autor eines Lehrbuches für Arithmetik. Insgesamt ergibt dies das Bild eines gelehrten, aufgeklärten und für seine Zeit modernen Mannes, der in höchster Gesellschaft verkehrte. Stromer starb am 25. November 1542 hochangesehen als Arzt, Universitätsprofessor, Ratsherr und Weinhändler, friedlich und wohlhabend. Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch) |
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22.06.2012, 19:26
Beitrag: #12
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
König Abd al-Aziz ibn Saudi
Gründer von Saudi-Arabien 24.11.1880 -09.11.1953 , geboren in Riad, gestorben in Taif Abd al-Aziz ibn Abdurrahman ibn Faisal al-Saud wurde nach dem Sturz seines Vaters 1891 ins Exil nach Kuweit gebracht. Als 21-jähriger eroberte er 1902 als Anführer von 40 Ichwan – wahhabitischen Kamelreitern – die Stadt Riad. Sie überstiegen nachts die Stadtmauer, machten die Wachen unschädlich und nahmen den Stadtkommandanten gefangen. In der Folgezeit liefen die wahhabitischen Ichwan dem charismatischen Anführer zu und er eroberte den gesamten Nedschd. 1924 wurde das Hedschas mit den heiligen Städten Mekka und Medina erobert, 1926 proklamierte er sich selbst zum König. 1929 wurde ein Aufstand der Ichwan, die die Eroberung der unter britischem Einfluß stehenden Gebiete im Norden und Süden Arabiens forderten, niedergeschlagen. 1932 rief er das Königreich Saudi-Arabien aus. 1938 begann die Erdölförderung und das Land wurde reich, reich, reich. Die Zahl seiner Kinder ist nicht genau bekannt. Man geht von 34 Söhnen von 17 Frauen aus. Er starb am 09.11.1953 in Taif. Zu seinem Nachfolger hatte er seinen ältesten Sohn Saud (König 1953 – 1964) bestimmt, der sich als Alkoholiker und maßloser Verschwender erwies. Er wurde zum Rücktritt gezwungen und König wurde der nächstälteste Sohn, der Kronprinz und Ministerpräsident Faisal, der 1975 von einem Neffen ermordet wurde. Weitere Könige waren Chalid (1975 -1982) Fahd (1982 – 2005) und der jetzige König Abdullah. Theoretisch wird nach arabischer Sitte grundsätzlich der nächstälteste Sohn Nachfolger bis alle gestorben sind. Gegenwärtig leben noch die Abd al-Aziz-Söhne Abd ar-Rahman Mutaib Talal Badr Turki Salman, Kronprinz Ahmed Sattam Muqrin. Eine Anzahl von Angehörigen der 3. Generation sind jedoch älter als einige der Onkel, so daß es eines Tages zu Streitigkeiten über die Thronfolge kommen könnte. Infrage kommen Khalid al Faisal Saud al Faisal Mutaib ibn Abdullah Turki al Faisal Saud ibn Abdul Mohsin Bandur bin Sultan Chalid bin Sultan Mohammed bin Fahd. Von den Genannten werden wir, wenn nichts Außergewöhnliches geschieht, noch einige als König erleben. Streitigkeiten könnten auch zwischen konservativen und fortschrittlichen Prinzen entstehen. Die saudische Familie behandelt den Staat als ihr Privateigentum und besetzt alle wichtigen Stellen mit Familienangehörigen. Wieviel saudische Prinzen es gibt ist unbekannt. Man schätzt über 10.000. Z.B. hinterließ der sonst nicht so fleißige König Saud 50 Söhne, von denen 28 in der Politik tätig sind. Wichtigstes Organ der Familie ist der von König Abdullah gegründete Bay´ah-Rat, der aus den noch lebenden Söhnen und je einem Angehörigen jedes Familienstammes besteht. Dieser Rat bestimmt in Zweifelsfällen den neuen König und den Kronprinzen. |
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22.06.2012, 19:39
Beitrag: #13
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Etwas Bilder
(22.06.2012 15:46)Maxdorfer schrieb:(22.06.2012 12:12)Harald schrieb: [img]http://[/img] Servus Max . Im alten Forum stellte ich manche Biographien , von Anderen , mit ihrer Urheberschaft rein . Ab und zu pepte ich ihre wunderbaren Artikel gelegentlich mit Bildern auf .. Im alten Forum ging man nicht auf unsere Vorschläge ein . Ob bei Biographien oder der Einzelstatistken vom Quiz . Wir konnten das nur mittels Beiträgen von Außerhalb machen . Das war auch ein Grund daß wir einige Forumsschreiber echt nachdachten etwas zu ändern wollen . Aber bevor wir mit unseren Vorschlägen bei G-Geschichte durchkamen , stellte sich uns die Forumsschließung dar . Jetzt aber haben wir unser NEUES . Aber aufgepaßt . Wir sind neu und noch kein Monat in Betrieb . Wie allen anderen Produkten jeder Firma gewährt uns bitte eine Lernphase . Am 25. 5.2012. standen wir mit leeren Händen da . Und ab 30.5. 2012 .haben zwei Freunde , die zu allen Schandtaten bereitwaren die Initiative ergriffen . Mit jedem Tage später fanden wir uns alte Hasen wieder ( alte Forumsfreunde ) . Und aufgepaßt es ist noch kein Monat vergangen . Aber objektiv gesehen , wir können uns schon sehen lassen . Ich wette mit Euch , in einem Jahr sind wir die Nummer Eins . Weil wir so gut sind , Nein . Sondern weil wir auch so viele Ehrenamtliche der kleinen Museen ansprechen und ihnen eine unentgeltliche Platform geben . Und vorallem weil wir von Beginn an ein Geschichteforum sind , daß auch eine Platform für tagespolitische Themen beinhaltet . Und weil es vorallem gegründet wurde , demokratisch funktionieren zu wollen . Ich mußte das einfach loswerden . luki Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag ![]() |
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22.06.2012, 20:43
Beitrag: #14
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RE: Etwas Bilder
(22.06.2012 19:39)Luki schrieb:(22.06.2012 15:46)Maxdorfer schrieb: Sollte da noch ein Bild rein? Stimmt. Aber ich wollte trotz allem nur wissen, was Harald mit diesem Beitrag bezweckte. Nicht mehr und nicht weniger. VG Der Maxdorfer Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch) |
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22.06.2012, 21:31
Beitrag: #15
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Etwas Bilder
(22.06.2012 20:43)Maxdorfer schrieb:(22.06.2012 19:39)Luki schrieb: Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag ![]() |
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23.06.2012, 12:07
Beitrag: #16
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RE: Etwas Bilder
(22.06.2012 21:31)Luki schrieb:(22.06.2012 20:43)Maxdorfer schrieb: Stimmt. Harald hat nur bezweckt, einen Beitrag zu posten, was misslang. Ich weiß wenig von Geschichte, von IT weiß ich 0. Mit Hilfe meiner Gattin gelang es dann. Was mir trotz allem nicht gelang ist, die Namen der noch lebendenden Söhne und der Enkel vernünftig zu schreiben. Die Kiste zeigt es richtig an und speichert es dann wieder falsch. |
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23.06.2012, 13:00
Beitrag: #17
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Nikolaus Graf von Luckner
Nikolaus Luckner wird am 1. Januar 1722 in Cham geboren. Sein Vater ist der Bierbrauer, Hopfenhändler und Gastwirt des Gasthauses „Zur Gans“, Samuel Luckner, seine Mutter stammt aus Kötzing aus der Familie Billich. Die ersten Jahre verbringt er in seiner Heimatstadt. Mit acht Jahren zieht er jedoch von Cham weg zu seiner Großmutter nach Kötzing. In der dortigen Schule fällt er schon bald durch seine außergewöhnliche Begabung auf, und so will sein Vater ihn zum Pfarrer machen. Er steckt seinen Sohn ins Jesuitenkolleg. Dort zeigt sich dieser jedoch schon bald als untauglich. An einem Lichtmesstag, so wird berichtet, schüttet er Tinte ins Weihwasserbecken, sodass sich alle Zöglinge Gesicht und Hände beklecksen. Diese Tat wird er erst nach der Übergabe des Schlusszeugnisses gestehen. Trotzdem schließt der junge Luckner die Schule ab, worauf er sich 1740 an der Universität von Ingolstadt einschreibt. Es sieht so aus, als würde der Vater seinen Wunsch doch noch erfüllt bekommen. Doch da bricht der Österreichische Erbfolgekrieg aus und Luckner junior tritt sofort und ohne zu zögern in die Armee ein. Dies war schon lange sein innigster Wunsch gewesen, und es geht die Anekdote um, er sei der erste gewesen, der sich bei den Werbern einfand, als diese Cham besuchten. Er wird sein Leben lang behaupten, schon 1737 in die Armee eingetreten zu sein und gegen die Türken ins Feld gezogen zu sein, doch Historiker haben das mittlerweile widerlegt. Nikolaus Luckner tritt also 1740, mit achtzehn Jahren, als Reiter ins Grenadierregiment des Kurfürsten von Bayern ein und zeigt schon bald besondere Fähigkeiten. In vielen Kämpfen im Winter 1742 / 1743 zeichnet er sich besonders durch Mut und Tapferkeit aus. Darauf kommt er im Frühling – das letzte Mal in seinem Leben – nach Cham zurück. Schon bald darauf wird er aber wieder eingezogen und dem Morawitzky’schen Regiment zugeteilt. Der Krieg wird nämlich immer heftiger, und an Einsätzen und Schlachten herrscht kein Mangel – eher schon an fähigen Soldaten und Offizieren. Luckner hat genug Gelegenheit, seine Taktiken einzusetzen. So rettet er einmal mit einem Ausfall während der Belagerung von Straubing die Bayern vor der völligen Vernichtung durch die Ungarn. 1743 nimmt er am Feldzug des bayrischen Herzogs Karl Albrecht nach Böhmen teil, in dessen Verlauf er zum Premierleutnant der Grenadiere befördert wird. Später wird er Mitglied des Freikorps des Johann Michael Gschray in Deggendorf, kehrt jedoch 1745 zu seinem alten Regiment zurück, worauf er zum Kapitänleutnant, also zum Hauptmann, ernannt wird. Er ist gerade dreiundzwanzig Jahre alt. Mittlerweile breitet sich der Krieg auf die europäische Ebene aus. Luckner tritt mit seinen Männern in das Franzipani – Regiment aus bayrischen Husaren ein. Zuerst zieht dieses in die Lombardei und bald darauf nach Holland und wird Teil der dortigen Armee. Auf einem Fest für Soldaten lernt er die reiche Holländerin de Cypres kennen und heiratet sie. 1748 endet der Österreichische Erbfolgekrieg, Luckner wird in Ehren entlassen. Mittlerweile ist er Major geworden. Da seine Frau große Landgüter in Holstein besitzt, zieht er nun mit ihr dorthin. 1750 wird ihm sein erster Sohn Nikolaus geboren (1750 – 1824), weitere Kinder folgen. Doch nachdem er einige Zeit sein Gut bewirtschaftet hat, beginnt 1757 ein neuer Krieg, der als „Siebenjähriger“ in die Geschichte eingehen wird. Der erst vierunddreißigjährige pensionierte Major sammelt ein 200 Mann starkes Husarenkorps zusammen und stellt es in hannoverisch – englische Dienste. Er führt gegen die französischen Truppen eine Art Partisanenkrieg und fällt dem Feind, wo es nur geht, in den Rücken. Überall, wo sie auftauchen, sind die Luckner’schen Husaren der Schrecken der französischen Gegner. Sie siegen immer wieder. Nächtliche Überfälle und die Zerstörung von Nachschubkolonnen leisten einen nicht unerheblichen Beitrag zum Erfolg Englands bzw. Hannovers. Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch) |
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23.06.2012, 13:03
Beitrag: #18
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Schließlich schafft es Luckner sogar zum Oberst und dann zum Generalleutnant, er erlangt im Laufe des siebenjährigen Krieges über die Grenzen seines Landes hinaus Berühmtheit. Als dieser endete, wurde sein Regiment aufgelöst. Darauf wirt er vor allen Offizieren seinen Generalsmantel mitsamt aller Orden in das Feuer des Kamins und verließ die Armee. Darauf wird er vom englischen König zum Freiherren und in die Ritterschaft Dänemarks aufgenommen. Der dänische König Christian VII. macht ihn sogar zum Grafen, da Luckner ja auch durch seine Heirat Großgrundbesitzer geworben ist. Die nächste Zeit verbringt er, weil Friede herrscht, auf seinen Landgütern in Holstein.
Doch weil er sich solch einen hervorragenden Ruf erworben hat, versuchen sowohl Russland als auch Frankreich, ihn auf ihrer Seite zu haben. Schon 1763 tritt er als Generalleutnant mit 30.000 Livres Gehalt pro Jahr in französische Dienste. Obwohl kein Krieg herrscht, will Frankreich sicher sein, dass er bei den nächsten Auseinandersetzungen auf dessen Seite ist, es auf keinen Fall bekämpft. Ursprünglich hat Graf von Luckner noch gezögert, das Angebot anzunehmen. Doch kurz darauf hat er mit seiner Frau die Hinrichtung eines Bekannten, des Grafen von Struensee, mit ansehen müssen, worauf diese geisteskrank geworden und bald darauf verschieden ist. Nun hat ihn nichts mehr in Dänemark gehalten, er hat das Angebot seines ehemaligen Erzfeindes angenommen, das Landgut an seinen Sohn übergeben und fluchtartig Nordeuropa verlassen. 1789 beginnt die Französische Revolution, worauf die europäischen Länder Frankreich den Krieg erklären. Der König wird gezwungen, auf der Seite Deutschlands gegen sein aufmüpfiges Volk zu kämpfen und General Luckner wird als Marschall von Frankreich und Feldherr der Rheinarmee, einer der drei französischen Revolutionsarmeen, mit dieser nach Ostfrankreich geschickt. Während die Feldherren der beiden anderen Armeen nur sehr zögerlich vorgehen, gewinnt der siebzigjährige Luckner eine Schlacht nach der anderen. 1792 wird ihm vom Komponisten Rouget de Lisle das „Kriegslied für die Rheinarmee“ gewidmet – die heutige Marseillaise und Nationalhymne Frankreichs, die mit ihrem Text den kriegerischen Hintergrund zeigt (http://de.wikipedia.org/wiki/Marseillais...nalhymne). Der Graf von Luckner bereitet gerade einen Feldzug gegen Preußen vor und fühlt sich nun ganz als Franzose, als man ihm unter den Revolutionären plötzlich nicht mehr traut, da er ja ursprünglich aus Deutschland kommt. Zu den nun folgenden Ereignissen gibt es zwei Versionen. Entweder der Konvent setzt Luckner aus Gründen mangelnder Energie den Oberst Choderlos de Laclos an die Seite, worauf er seinen Rücktritt einreicht. Oder aber man verdächtigt ihn total unbegründet, auf Seite seines Heimatlandes zu stehen und zwangspensioniert ihn. Wie dem auch sei, jedenfalls wird ihm seine Pension nicht ausbezahlt. Als er sich darüber in Paris beschwert, wird er auf Anstiftung des Prinzen Carl von Hessen des Verrats, der Verleumdung, der unterlassenen Rechtsprechung etc. angeklagt. Er habe für unsägliche Verbrechen gesorgt (vor allem durch den letzten Punkt) und Frankreich hinterhältig verraten. Alle Punkte sind falsch, beruhen auf Verleumdung. Doch jede Verteidigung ist zwecklos, am 3. (Wikipedia meint am 4.) Januar 1794 wird der zweiundsiebzigjährige Luckner an der Guillotine hingerichtet. Im folgenden Jahr kommt sein gleichnamiger Sohn nach Frankreich und fordert, man solle ihm die Güter seines Vaters zurückgeben. Dies wird bewilligt, und darüber hinaus erklärt der Wohlfahrtsausschuss schriftlich, dass General Luckner unschuldig hingerichtet worden sei. Am Thriumphbogen in Paris ist sein Name eingraviert. Die Bestallungsurkunde und der Marschallstab kommen in Familienbesitz (seit 1967 befinden sie sich im Armeemuseum von Paris). So ist die Ehre wiederhergestellt. Doch trotz allem ist Luckner unschuldig zu Tode gekommen. Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch) |
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23.06.2012, 15:04
Beitrag: #19
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Don Juan de Austria I.
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Johann von Österreich . Don Juan de Austria : 24.2.1547.-1.10.1578. Von April bis August 1546. weilte Kaiser Karl V. , anlässlich eines Reichstages in Regensburg . Damals im 47. Lebensjahr suchte er vermutlich etwas Zerstreuung von den schweren Regierungsgeschäften . Wie ihm die Maid Barbara Blomberg auffiel ist nicht bekannt . Vielleicht wartete sie ihm bei der Tafel auf ( bediente ihn ) . Jedenfalls entwickelte sich zwischen der 19. jährigen Gürtlerstochter und dem Kaiser eine allseits bekannte Romanze , mit Folgen . ![]() I. Holzstich von 1894. Die Frucht dieser kurzen aber heftigen Liebe war ein 1547. geborener Knabe , der auf den Namen Johann getauft wurde . Zufälligerweise war er am selben Tage geboren wie der Kaiser , am 24. Februar . Als der Kaiser von der Niederkunft erfuhr , anerkannte er sofort Johann als seinen illegitimen Sohn , aber ohne es an die große Glocke zu hängen . http://de.wikipedia.org/wiki/Barbara_Blomberg In Regensburg , an der Herberge zum Goldenen Kreuz am Haidplatz hängt eine Aufschrift : In diesem haus von alter Art Hat offt geruet nach langer fahrt Herr KAYSER CARL DER FÜNFFT genandt In aller Welt gar wohl bekanntesten Der hat auch hie zu gueter stundt Geküsset einer Jungfraw mundt Dann draus erwuchs dem Vatter gleich Der DON JUAN VON ÖSTERREICH Der bei LEPANTO in der Schlacht Vernichtet hat der Türckhen Macht Der Herr vergellts ihm allezeit So ietzt wie auch in Ewigkeit Das Kleinkind Johann wurde schon 1550. nach Spanien verbracht und seine Mutter Barbara mit dem kaiserlichen Beamten Hyronimus Kegel verheiratet , dem sie noch drei Kinder gebar. Die Familie übersiedelte , berufsbedingt , 1551. nach Brüssel. Ihren Sohn Johann traf sie erst 1567. in den spanischen Niederlanden , zum ersten und einzigen Male . In Spanien wurde Johann zuerst von einfachen Zieheltern erzogen . I m Alter von 7. Jahren ( 1554. ) nahm ihn Luis de Quijada als den Knaben Geronimo in seinem Hause auf . Da Quijada zum näheren Kreise von Kaiser Karl V. Gehörte , konnte Dieser daher Johann öfter sehen . In einem Kodizill zum Testament verfügte der Kaiser daß sich sein Erbe , der zukünftige König Philipp II. Um seinen jüngeren Halbbruder kümmern solle . Und ihn auf eine kirchliche Laufbahn vorbereiten . Er sollte Kardinal werden . Philipp holte seinen Halbbruder offiziell an den Hof und ließ ihn gemeinsam mit seinem etwa gleichaltrigen Sohn Don Carlo erziehen . Als 1565. die Türken Malta belagerten , wollte der 18. jährige Don Juan unbedingt mitkämpfen . http://de.wikipedia.org/wiki/Belagerung_...%281565%29 Er wollte sogar heimlich abzuhauen , aber König Philipp untersagte es ihm und holte ihn an den Hof zurück . Aber dem König war auch klar , aus seinem Halbbruder Juan wird nie und nimmer ein Mann der Kirche . Daher beauftragte er Don Juan mit immer wichtigeren Aufgaben . Mit 21. Jahren ( 1568. ) ernannte er ihn zum Capitan general del mar mediterraneo y adriatico . Dabei stellte er ihm den erfahrenen Militär Reques zur Seite . 1569. und 1570. schlug er den Aufstand der Moriscen in den Alpujarras ( Andalusien ) nieder . http://de.wikipedia.org/wiki/Ab%C3%A9n_Humeya http://de.wikipedia.org/wiki/Alpujarras Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag ![]() |
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23.06.2012, 15:25
Beitrag: #20
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Don Juan de Austria II.
Die Schlacht von Lepanto :
Nafpaktos . Die türkische Flotte wurde immer mächtiger . Sie beherrschte das östliche und südliche Mittelmeer . Von ihren Barbareskenstaaten aus raubten sie die generischen Schiffe aus und überfielen europäische Küstenstädte zwecks Raub und Sklavenhandel . Das osmanische Reich hatte gerade auch die Insel Zypern errobert und seine Kriegsflotte umfasste 5- bis 600. Galeeren . Daher schlossen sich 1571. Venedig , der Papst und Spanien zur „ Heiligen Liga „ zusammen , um ihre Abwehrmaßnamen zu koordinieren . http://de.wikipedia.org/wiki/Heilige_Liga_%281571%29 Auf Vorschlags des Papstes Pius V. wurde Don Juan de Austria zum Oberkommandierenden ( Generalkommandant der Meere ) der Flotte ernannt . Der Flotte gehörten Kriegsschiffe aus Spanien , Savoyen , Genua , Malta , Toskana , des Papstes und Venedig an . Venedig hatte gerade einen neuen Schiffstyp von Stapel gelassen . Die 6. Galeassen waren in der späteren Auseinandersetzung Schlachtentscheidend . http://www.google.com/search?q=Galeasse&...rg.mozilla ![]() Beide Gegner suchten nun die direkte Konfrontation . Die Türkische Flotte , 260. Schiffe , ankerte im Golf von Patras unter ihrem Admiral Kaptan-i Derya Ali Pascha auf seinem Schiff der Sultana . Die der heiligen Liga vor der kleinen Insel Oxia . Don Juan war Admiral auf der La Real und seine Flotte umfasste 206 Galeeren ( ca. 211. mit den Galeassen ). Frühmorgens am Sonntag dem 7.10. 1571. stellten sich die Flotten zum Kampfe auf . Beide wählten als Schlachtordnung drei Geschwader , mit je einem Vierten als Reserve im Rücken . ![]() Die Schlachtbeschreibung lest bitte in Wikipedia nach , denn besser kann man es nicht schildern . http://de.wikipedia.org/wiki/Seeschlacht_von_Lepanto Ab 9,30 h ging es los , um 10,40 h trafen die Galeeren aufeinander . Das Gemetzel begann . ![]() Sogar auf beiden Admiralsschiffen kämpfte man gegeneinander . Ali Pascha wurde tötlich getroffen und Don Juan am Beine verletzt . Als die La Real stark in Bedrängnis geriet wurden angeblich sogar die Rudersklaven bewaffnet . ![]() Die Türken verloren die Schlacht . Ca. 30000. Mann starben beim Gefecht . Die Rudersklaven , die ertranken wurden nicht gezählt . 150. Schiffe wurden von der Heiligen Liga erbeutet . 110. Galeeren wurden versenkt . Angeblich , davon 30. Schiffe selbst von den Türken versenkt . Die Heilige Liga verlor 13. Galeeren und ca. 8000. Mann . Der Sieg konnte aber nicht ausgenützt werden . Da die Osmanen die verlorene Flotte rasch ersetzten . Und den Venezianern war der Handel wichtiger und sie verzichteten daher auf Zypern und bezahlten sogar noch Tribut . Weiters scherten sie aus der Liga aus . Der türkische Großwesir beschrieb , in einer Depesche an Venedig , die realistische Situation wie folgt . Indem wir Euch das Königreich Zypern entrissen haben , haben wir Euch einen Arm abgetrennt . Indem ihr unsere Flotte besiegt habt , habt ihr uns nur den Bart rasiert . Der Arm wächst nicht wieder nach , aber der Bart wächst nun umso dichter . Psychologisch war er aber wichtig , denn erstmals wurden die osmanische Flotte entscheidend geschlagen . Sie zog sich auch ins östliche Mittelmeer zurück. Don Juan de Austria wurde nach dem Siege von Lepanto mit dem Titel : Erretter des Abendlandes geehrt . Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag ![]() |
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23.06.2012, 15:41
Beitrag: #21
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RE: Don Juan de Austria I.
(23.06.2012 15:04)Luki schrieb: .. Salam aleikum Luki, mit unserer Regensburger Babsi ist dir ein hübsches Thema eingefallen und auch die Lepanto-Schlacht ist nicht ohne. Weiter so! ![]() |
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23.06.2012, 15:41
Beitrag: #22
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Don Juan de Austria III.
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Die Niederlande : Nach der Seeschlacht von Lepanto wollte Don Juan weiter gegen die Türken kämpfen . Seinen Anteil an der Siegerbeute überließ er den Verwundeten, zu denen auch der spätere Dichter Miguel de Cervantes ( Don Quijote ) gehörte . ![]() Die Sieger von Lepanto . Links Don Juan . Aber da ihm die Päpste, zum Dank , eine Königsstelle verschaffen wollten , wurde der spanische König Phillip II. mistrauisch und bremste seine Ambitionen . 1573. durfte er mit einer Flotte gegen die Barbareskenstaaten kämpfen . Er eroberte Tunis , daß aber bald wieder verloren ging . Eine vom Papst Gregor XIII. vorgeschlagene Ehe mit Maria Stuart wurde von seinem Bruder Phillip nicht gestattet . 1575 wurde Er Statthalter der spanischen Besitzungen in Italien . Statt dessen sollte er , auf Bitten , seines Bruders , 1576. Statthalter ( General Gouvereur ) in den Niederlanden werden . Er wollte auch in England einfallen und Maria Stuart befreien . 1577. traf er in Luxemburg nach Jahren , seine Mutter Barbara zum ersten Male . Er konnte Friedensverhandlungen und den Abschluß des Ewigen Ediktes erwirken . http://de.wikipedia.org/wiki/Ewiges_Edikt Die spanischen und deutschen Truppen sollten abgezogen werden , aber Don Juan als Regent verbleiben . Aber da dieses die Republiken Seeland und Holland ablehnten , ging der Kampf weiter . Am 24. Juli eroberte er die Festung Namur . Er bekam immer weniger Unterstützung vom spanischen König . Antonio Perez , der Sekretär des sp. Königs ließ , den Freund und Vertrauten Don Juans , Juan de Escovedo am 31. März 1578. durch Mörder umbringen . Don Juan hatte das Vertrauen seines königlichen Bruders verloren , dem er wahrscheinlich zu populär wurde . In den Feldlagern grassierte die Pest ( Thyphus ? ) . Don Juan de Austria verstarb am 31. Oktober 1578. im Alter von 31. Jahren . Seine Leiche wurde zerteilt und per Pferde nach Spanien geschmugelt . Dort wurde sie im El Escorial beigesetzt . ![]() luki Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag ![]() |
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23.06.2012, 15:47
Beitrag: #23
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RE: Don Juan de Austria I.
(23.06.2012 15:41)Dietrich schrieb:(23.06.2012 15:04)Luki schrieb: .. Servus Dietrich . Ist nur leicht überarbeitet und daher aufgewärmt , da ich sie im alten Forum schon vorgestellt hatte . Aber jetzt , im Forumsquiz kam es mir sehr gelegen . G.v.Luki Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag ![]() |
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23.06.2012, 16:49
Beitrag: #24
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RE: Don Juan de Austria I.
(23.06.2012 15:47)Luki schrieb: Servus Dietrich . Ave Luki, wichtig ist, dass wir in allen Unterforen mit unseren Beiträgen eine ansehnliche Diskussionsbasis schaffen, die neugierige User ermutigt, sich bei uns anzumelden und zu posten. Auf diesem Weg sind wir, glaube ich, schon ganz schön vorangekommen. ![]() |
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24.06.2012, 08:46
Beitrag: #25
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Thomas der Slawe, auf griechisch Θωμάς. Sein Geburtsdatum ist unbekannt, er starb im Jahre 823 nach Christus. Er war ein byzantinischer Gegenkaiser.
Von seiner Herkunft weiß man so gut wie nichts. Selbst das ungefähre Geburtsjahr ist unbekannt, obwohl man ein relativ lange Lebensdauer vermutet. Jedenfalls war er in den ersten Jahrzehnten des neunten Jahrhunderts nach Christus Turmarch, also ein höherer oströmischer Offizier. Im Jahre 820 nun plante der General Michael, Thomas’ ehemaliger Waffengefährte und seitdem sein Erzfeind, eine Verschwörung, der schließlich der Kaiser Leo V. (813 – 820) zum Opfer fiel. Michael wurde als Michael II. neuer Kaiser, doch auch Thomas erhob sich in Kleinasien gegen seinen alten Rivalen. Er behauptete, der ehemalige Kaiser Konstantin VI. zu sein. Dieser war 797 von seiner Mutter, die die Alleinherrschaft angestrebt hatte, geblendet worden und an den Wunden dieser Prozedur gestorben. Doch Thomas behauptete nun, er – das heißt Konstantin – habe sich in ein Kloster retten können, um eines Tages wieder an die Macht zu kommen. So ließ er sich 821 zum Kaiser krönen, sein Anhänger Konstantios wurde zum Mitkaiser gemacht. Als dieser schon bald starb wurde sein Nachfolger Anastasios. Generäle, die dem Kaiser in Konstantinopel treu waren und sich gegen den Usurpator wandten, wurden besiegt. Das Volk brachte dieser auf seine Seite, indem er sich zum „Beschützer der Armen“ vor den ungerechten Steuereintreibern und korrupten Beamten ernannte. Auch mit dem Kalifen der Araber, Al-Ma’mun (regierte 813 bis 833) verständigte er sich, um sich erst mal gegen Michael zuwenden zu können. Die Muslime ließen ihm viel Geld zukommen, was er dafür alles versprach, ist unbekannt. Zudem erkannte er, dass die Religionsbewegung der Paulikianer vor allem im östlichen Teil des byzantinischen Reiches an Bedeutung gewann. Er sicherte sich ihre Unterstützung er sich zu, während er im Westen als Bilderverehrer auftrat und so die Menschen für sich gewann. Auch sein Wesen als charmante und gewandte Person sowie sein Charisma brachten ihm jede Menge Unterstützung ein. Thomas hatte nun ein gewisses Machtfundament und zog in Richtung Konstantinopel. Alle Themen (das waren die damaligen Verwaltungseinheiten) bis auf zwei schlossen sich ihm an. Es kam im Dezember zur Belagerung der Hauptstadt, die jedoch an der heftigen Abwehr und den unübertroffenen Abwehranlagen scheiterte. Die städtischen Verteidigungsmaschinen, Katapulte und Wurfmaschinen, waren denen des Reiches eben unterlegen. Der Winter mit dem vielen Schnee sorgte dafür, dass die guten Schiffe des Usurpators nicht den Sieg brachten. So trat Thomas den Rückzug an. Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch) |
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24.06.2012, 08:48
Beitrag: #26
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Michael war während dessen nicht untätig geblieben. Er hatte Omurtag (regierte 814 bis 831), den Khan zur Bulgaren, zur Hilfe gerufen. 822 drang dieser tatsächlich in das Reich ein und erzielte einige nicht genauer bekannte militärische Erfolge, sodass Michael wieder an Boden gewann. Trotz all dieser Rückschläge gelang es Thomas, seine Kräfte im Laufe der folgenden Monate schließlich wieder soweit zu sammeln, dass er im Frühling 823 die Belagerung der Hauptstadt wieder aufnehmen konnte. Doch die dauerte noch kürzer als die erste: Schon im Mai kamen Michaels Armeen, unterstützt von Omurtag, wieder zurück und fielen den Belagerern in den Rücken. Diese mussten sich fluchtartig zurückziehen.
Dabei wurden sie in der Keduktos – Ebene bei Heraklea (heute Eregli) wieder geschlagen. Dies war auch moralisch für die Truppen eine Katastrophe. Doch sie wurden von den Befehlshabern weiter in eine offene Ebene geführt. Dies hatte seinen Sinn: Michael sollte die Hauptstadt verlassen, damit es zu einer entscheidenden Feldschlacht kommen konnte. Die Taktik, die Thomas anwenden wollte: Die Soldaten sollten Verzweiflung antäuschen, fliehen, dann jedoch umkehren und den verdutzten Gegner besiegen. Als nun der Moment der Entscheidung gekommen war, in der die perfekt geplante Schlacht beginnen sollte, legten Thomas’ Soldaten jedoch einfach ihre Waffen hin und traten zu Michael über, sie hatten genug von verzweifelten Machtkämpfen. Die verlassenen Befehlshaber und ihre wenigen verbliebenen Getreuen retteten sich nach Thrakien, wo noch einige wenige Orte auf ihrer Seite standen. Schon bald kam es zur nächsten Belagerung. Doch diesmal war es Michael, der seinen Gegner belagerte, und zwar in der thrakischen Stadt Arkadiopolis, wo dieser residierte. Thomas hielt den ganzen Sommer über tapfer stand. Doch die Versorgungslage war sehr schlecht, und Chronisten berichten, dass die Männer das Fleisch ihrer eigenen Pferde roh essen mussten. Einer nach dem anderen merkte, das alles verloren war, und lief zum Belagerer über. Da sandte Michael eine Botschaft, in der er den Soldaten Straflosigkeit versicherte, wenn sie ihren Anführer ausliefern würden. Das war für diese scheinbar der einzige Weg, lebend davonzukommen, und so gingen sie auf das Angebot ein. Im Oktober 823 sandten sie Thomas in Ketten zum Kaiser. Die Geschichtsschreiber berichten, dieser habe dem gescheiterten Gegenkaiser den Purpurstiefel in den Nacken gehalten und dabei das Urteil verkündet: Die Hände und Füße sollten abgehackt, der restliche Körper gepfählt werden. Einige Orte blieben zwar unter dem Mitkaiser Anastasios am Rebellieren, doch im Laufe des nächsten halben Jahres wurden auch sie unterworfen. Michael II. hatte seine Regentschaft gefestigt, doch das Reich war durch die Machtkämpfe vor allem in militärischer Hinsicht extrem geschwächt worden. So schafften es die Araber, die Verständigung mit Thomas ignorierend, die Insel Kreta zu erobern. Aber auch die eigenen Truppen richteten eine Menge Schaden an. Es wird berichtet, dass dieser Bürgerkrieg einer der schlimmsten der oströmischen Geschichte gewesen sei. Der in dieser Zeit zu Ende gehende Bilderstreit hat übrigens in den Machtkämpfen keine Rolle gespielt, obwohl berichtet wird, dass Thomas Ikonenverehrer gewesen sei. Woher der Beiname „der Slawe“ herkommt, darüber konnte ich nichts herausfinden, doch da er erst in der Neuzeit aufkam, ist nicht sicher, dass er auf eine slawische Herkunft hindeutet. Die Historiker wissen nicht genau, wie sie Thomas zu bewerten haben. Es gibt zwar für beide Seiten tendierende Quellen, aber keine wirklich objektive Darstellung. Worin sie sich einig sind: 824 nach Christus endete „die wohl bedrohlichste Rebellion in der byzantinischen Geschichte“ (John Julius Norwich: Byzanz. Aufstieg und Fall eines Weltreiches. Berlin4 2010. S. 226) – oder zumindest eine der bedrohlichsten. Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch) |
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28.06.2012, 00:43
Beitrag: #27
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Wallenstein
Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein (z Valdštejna), genannt Wallenstein Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein oder z Valdstejna, genannt Wallenstein (* 24. September 1583 in Hermanitz (Hermanice) bei Königgrätz (Hradec Králové); † 25. Februar 1634 in Eger (Cheb)) entstammte einem alten böhmischen Adelsgeschlecht und stieg während des Dreißigjährigen Krieges zum mächtigen Feldherr der kaiserlichen Armee, zum Herzog von Friedland und zum zeitweiligen Herzog von Mecklenburg auf. Herkunft und Ausbildung Der Großvater Georg von Waldstein führte 1536 in seiner de facto unabhängigen Herrschaft den protestantischen Glauben ein und beteiligte sich 1546 an einem Aufstand gegen Kaiser Karl V. Er hatte sechs Töchter und dreizehn Söhne. Georgs dritter Sohn Wilhelm erhielt das Erbe eines kinderlosen Onkels, infolgedessen gehörten von 1548 bis 1623 Hermanitz und fünf Nachbardörfer zum Grundbesitz der Herren von Waldstein. Wilhelm von Waldstein förderte die gewerbliche Tätigkeiten seiner Bauern und führte auf seinem Besitz das böhmische Bekenntnis ein, das aus Teilen der hussitischen und der lutherischen Glaubenslehre bestand und in den 1570-er Jahren vom böhmischen Landtag als Glaubensbekenntnis eingeführt wurde. Er heiratete Markyta von Smirice, die ebenfalls aus einem alten böhmischen Adelsgeschlecht stammte und zu deren Vorfahren der böhmische König Georg von Podiebrad zählte. Wilhelm und Markyta hatten insgesamt sieben Kinder, von denen vier als Kinder starben, nur zwei Töchter und der jüngste Sohn Albrecht erreichten das Erwachsenenalter. Dieser wurde von Hauslehrern erzogen und beherrschte schon als Kind neben der tschechischen auch die deutsche Sprache. Nach dem Tod ihrer Mutter († 1593) und ihres Vaters († 1595) wurde das Erbe der verwaisten Kinder aufgeteilt und unter vormundschaftliche Verwaltung gestellt. Albrechts Vormund wurde Heinrich von Slawata (1550–1599), einem Schwager seiner Mutter und Onkel von Wilhelm von Slawata (1572–1652), der seit 1617 als böhmischer Statthalter amtierte und der am 23. Mai 1618 von Aufständischen aus einem Fenster der Prager Burg gestürzt wurde. Der junge Waldstein lebte dann bis 1595 in Koschumberg bei seinem Vormund und wurde 1597 auf die Lateinschule nach Goldberg in Schlesien geschickt. Nach dem Tode seines Vormunds wechselte Wallenstein 1599 auf die Universität von Altdorf bei Nürnberg, die er bald wegen Raufereien verlassen musste. In Bologna und Padua studierte er dann von 1600 bis 1602 Politik, Mathematik, Astronomie und Astrologie. Er beherrschte seitdem auch die italienische Sprache fließend. Nicht bekannt ist, ob Wallenstein Vorlesungen von Galileo Galilei (1564–1642), der an der Universität in Padua von 1592 bis 1610 lehrte, besuchte. Die Jahre 1604 bis 1618 Wallenstein trat 1604 in das Heer des kaiserlichen Feldherren Georg Basta (1550–1607) ein, nahm am Türkenkrieg teil und bewährte sich zum ersten Mal bei der Belagerung der Stadt Gran (Esztergom). Erwähnenswert: Der junge Offizier lernte dort den General der Artillerie und späteren Oberfeldherren der katholischen Liga Johann Tserclaes, Graf von Tilly (1559–1632), sowie Heinrich Matthias Thurn (1567–1640), einen der späteren Führer des böhmischen Aufstandes von 1618, kennen. Das kaiserliche Heer zog nach der erfolgreichen Belagerung Grans gegen Stephan Bocskai (1557–1606) weiter, doch Wallenstein erkrankte Anfang 1605 schwer, möglicherweise an Typhus, und kehrte deswegen zur Gesundung zu seiner Schwester Anna Katharina nach Böhmen zurück. Seinen schlechten Gesundheitszustand begründete Wallenstein später selbst als Folge dieser „ungarischen Krankheit“. Seit August 1604 war Anna Katharina von Waldstein mit dem führenden Politiker des mährischen Landtages, Karl von Zierotin – auch Žerotín – (1564–1626), vermählt, der sich sofort als mächtiger und einflussreicher Förderer seines Schwagers erwies und es auch blieb, nachdem Anna Katharina noch im Jahre 1605 an den Folgen einer Fehlgeburt verstarb. Es ist möglich, dass Zierotin, der in Opposition zur Politik Kaiser Rudolfs II. stand, den jungen Wallenstein 1606 beeinflusste oder gar überzeugte, die Religion zu wechseln und zum Katholizismus zu konvertieren. Sehr wahrscheinlich ist, dass dieser vollzogene Konfessionswechsel nicht aus religiösen Überzeugungen geschah. Nicht wenige böhmische und mährische Adlige erhofften sich mit ihrem Übertritt zur katholischen Religion größere Perspektiven im Dienste des Kaisers, des Papstes, des spanischen oder des französischen Königs. Andere waren auf zusätzliche Einnahmen angewiesen, da ihre Güter oft verschuldet waren oder nicht die erforderlichen Erträge zum Lebensunterhalt erwirtschafteten. Demzufolge war Wallensteins Wechsel zur katholischen Religion kein ungewöhnlicher Schritt im Kreise der böhmischen und mährischen Adligen, die sich damit bessere Karrierechancen versprachen. Im Jahr 1608 beauftragte Wallenstein den berühmten Astronomen und Astrologen Johannes Kepler (1571–1630) zum ersten Mal mit der Erstellung eines Horoskops. Zeit seines Lebens beschäftigte sich Wallenstein mit Astrologie, er glaubte an die Magie der Sterne und beschäftigte später als kaiserlicher Feldherr seinen persönlichen Astrologen, von dem er sich beeinflussen, vielleicht sogar manipulieren ließ, wie vom 1629 eingestellten Giovanni Battista Seni (1600–1656), der laut jüngeren Forschungen, Wallenstein mit mehrdeutigen Horoskopen gezielt irritierte. Albrecht von Wallenstein heiratete 1609 Lucretia Nekes von Landek († 1614), Tochter vom Sigmund Nekes von Landek und vor allem vermögende Witwe des Herren von Vickov. Lucretia brachte Güter im Wert von 400.000 Gulden in die Ehe mit und ihr Mann stieg dadurch zum einflussreichsten und mächtigsten Grundbesitzer in Ostmähren auf. Er verkaufte schließlich 1610 das Gut Hermanitz an einen Onkel. Bald zeigte Wallenstein in der Verwaltung seiner mährischen Güter großes wirtschaftliches Können. So förderte er das Handwerk, ließ Vorräte einlagern, ebenso baute er neue Handelsbeziehungen auf. Und als Kaufmann verbuchte er korrekt seine Ausgaben und seine Einnahmen, die bald reichlich flossen. Der ehemalige Utraquist Wallenstein holte 1611 einige Jesuiten auf seine Güter, diese ließen dann die Bauern in die Kirchen treiben und führten so gewaltsam die Gegenreformation auf Wallensteins Güter ein. Schließlich unternahm er 1612 eine Wallfahrt nach Loreto. Aufgrund der wirtschaftlichen Erfolge war es Wallenstein während des gegen die Republik Venedig geführten „Gradiskanerkrieges“ (1617/18) möglich, dem böhmischen König bzw. Erzherzog von Innerösterreich Ferdinand (1578–1637), dem späteren Kaiser Ferdinand II., 80 Musketiere und 180 Kürassiere zur Verfügung zu stellen. Ferdinand erhob Wallenstein zum Dank dafür noch 1617 zum Grafen. Der Aufstieg Wallenstein raubte nach dem Ausbruch des böhmischen Aufstandes am 30. April 1619 die mährische Kriegskasse mit 96.000 Talern und flüchtete danach nach Wien. Dort unterstellte er sich mit seinen Reitertruppen und einem kleinen Teil seiner Fußsoldaten dem böhmischen König. Der Übertritt gelang nicht vollständig, der größere Teil der Fußsoldaten lief zu den Aufständischen unter Thurn über und folgte den Flüchtigen nach Wien. Anfang Juni 1619 standen die Aufständischen vor Wien, doch mit Hilfe der Wiener Bevölkerung konnte Ferdinand sie nach Böhmen zurückdrängen. Wallenstein unterstützte Ferdinand während des böhmischen Aufstandes bedingungslos. Erst 1621 kehrt er nach Böhmen zurück. Mag es Zufall sein oder nicht, er ist am 21. Juni 1621 (dem Tag, an dem 27 verurteilte Aufständische öffentlich hingerichtet wurden) in Prag, um die Herrschaft Friedland zu erwerben. Am 18. Januar 1622 ernannte der Kaiser Wallenstein zum Gubernator von Böhmen. Der neue Gubernator von Böhmen stieg am 1. Februar 1622 in das „Münzkonsortium“ ein. Das „Münzkonsortium“ hatte den Auftrag, die Schulden des Kaisers abzubauen und dies wurde mit enormen Verringerungen des Silbergehaltes der Gulden und dem Ein- und Ausfuhrverbot von fremden Münzen erreicht. Die Schulden des Kaisers waren binnen eines Jahres beglichen, die Mitglieder des „Münzkonsortium“ wurden steinreich, aber der Großteil der Bevölkerung in Böhmen, Mähren und Niederösterreich verarmte infolge der Inflation. Wallenstein nutzte nun skrupellos seine politische Macht zum Erwerb seines riesigen Grundbesitzes in Nordböhmen. So eignete er sich über sechzig größere und kleinere Herrschaften an, die einen Gesamtwert von 15 Millionen Gulden hatten. Noch im Jahr 1622 stieg Wallenstein zum größten Grundbesitzer in Böhmen auf. Er führte effiziente Wirtschaftsmethoden ein und es entstanden innerhalb kürzester Zeit Industrien, die vom Export ihrer Produkte lebten. Wallensteins Wirtschaftspolitik schuf die Grundlagen der späteren industriellen Entwicklung Böhmens. Er förderte nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung, sondern er investierte einen Teil seiner Gewinne in Bildung, Wohlfahrt und medizinische Versorgung. Innerhalb von wenigen Monaten entstand ein kleiner Musterstaat mit reichlichen Einnahmen, der es Wallenstein 1625 ermöglichte, dem Kaiser eine Armee bereitzustellen. 1623 wurde Wallenstein vom Kaiser zum Reichsfürst und Pfalzgrafen erhoben. Im gleichen Jahr heiratete er auch die 22-jährige Tochter des mächtigen österreichischen Hofkriegsrates Karl von Harrach (1570–1628), Isabella, die ihm später aufrichtig zugetan war und ihm die Kinder Maria Elisabeth und Albrecht Carl gebar. Die Tochter heiratete später einen Grafen Kaunitz, der Sohn verstarb schon als Säugling. Mit Hilfe seines Schwiegervaters gelang es Wallenstein schnell, vielfältige Kontakte zum Wiener Hof zu knüpfen. Der älteste Sohn Harrachs, Leonhard, war mit einer Tochter von Hans Ulrich von Eggenberg (1568–1634) verheiratet, der ein Berater Ferdinands II. war und aufstrebende Männer wie Wallenstein förderte. Der zweite Sohn, Ernst Adalbert (1598–1667), war seit 1623 Erzbischof von Prag und der jüngste Sohn, Franz von Harrach, wurde Wallenstein zur Ausbildung gegeben. Er diente ihm später als Kämmerer und nahm 1632 an der Schlacht bei Lützen teil. Katharina, eine weitere Tochter Harrachs, heiratete Maximilian von Waldstein, einen Vetter Wallensteins. Die dritte Tochter, Maximiliane von Harrach (1608–1662), heiratete Adam von Trcka (1599–1634) und bleibt dank Schillers „Gräfin Terzka“ unsterblich. Adam von Trckas Schwester war wiederum mit Wilhelm von Kinsky (1574–1634) verheiratet und der in der Neumark geborene Christian von Ilow – „Illo“ – (1585–1634) war über seine Frau mit Trcka und Kinsky verschwägert. Dieser Clan war sowohl im österreichischen, als auch im böhmisch-mährischen Adel fest verankert und bewährte sich oft als wichtige Stütze Wallensteins. Am 25. Februar 1634 wurden Wallenstein und seine treue Freunde Adam von Trcka, Wilhelm von Kinsky und Christian von Ilow in Eger (Cheb) ermordet. Auf dem Höhepunkt der Macht Der Kaiser ernannte Wallenstein 1625 zum Generalissimus und zum Herzog von Friedland. und beauftragte ihn, ein kaiserliches Heer aufzustellen. Wallenstein erklärte sich bereit, dem Kaiser 40.000 Mann auf eigene Kosten bereitzustellen. Er wurde damit einer von vielen militärischen Großunternehmern, die Größe seiner Armee übertraf allerdings alles Bisherige und erforderte die organisatorischen und logistischen Fähigkeiten eines Wallensteins. Die riesigen Geldmengen, die für die Anwerbung von Soldaten notwendig waren, beschaffte der Antwerpener Bankier Hans de Witte († 1630). Die Refinanzierung sollte durch Kontributionen erfolgen. Wallenstein nahm Soldaten aller Konfessionen in seine Armee auf. So dienten in seinem Heer Protestanten wie der spätere sächsische Oberbefehlshaber Hans Georg von Arnim (1581/83–1641) oder seit 1630 der dänische Söldner Heinrich Holk (1599–1633). Die Zucht in der Armee war strenger als anderswo, allerdings war die Plünderungserlaubnis des Oberbefehlshabers Anreiz genug, dort anzuwerben. Ferdinand II. konnte sich nun mit Hilfe der größten Armee in Mitteleuropa gegenüber der katholischen Liga und Spanien als gleichwertiger Partner behaupten. Ihren Unterhalt musste die kaiserliche Armee selbst bestreiten, indem sie aus den besetzten Gebieten Kontributionen herauspresste. Wallenstein selbst prägte dazu die zutreffende Devise: „Der Krieg ernährt den Krieg“. Dieser Grundsatz garantierte eine gute Versorgung des Heeres, brachte dem betroffenen Gebiet aber nur Verwüstungen, das völlig ausgeblutete Land konnte dann nach einiger Zeit den Krieg nicht mehr „ernähren“ und das Heer wechselte daraufhin das Territorium. Wallenstein erwies sich in dieser Sache als cleverer Stratege, als nüchterner Buchhalter und als skrupelloser Räuber. Am 25. April 1626 erlangte Wallenstein in der Schlacht an der Dessauer Elbbrücke über das protestantische Heer unter Ernst II. von Mansfeld (1580–1626) seinen ersten großen Sieg. Das kaiserliche Heer drängte dann die Truppen Mansfelds nach Ungarn zurück. Bis Ende 1627 gelang es den Kaiserlichen, im Bündnis mit dem Heer der katholischen Liga unter Tilly, die Dänen aus Norddeutschland zu vertreiben. Nur Stralsund konnte sich bis 1628 gegen die kaiserliche Armee behaupten. Wallenstein schränkte mit seiner militärischen Präsenz die politische Handlungsfähigkeit der Reichsfürsten stark ein. Dadurch wurde er für den Kaiser immer unentbehrlicher. Die Reichsfürsten waren aber nicht gewillt, diese Einschränkungen zu akzeptieren und richteten zwischen 1625 und 1630 mehrmals ihre Beschwerden an den Kaiser. Ferdinand hielt jedoch an seinem Generalissimus fest, vor allem weil er finanziell auf ihn angewiesen war und dessen (und somit auch seine eigene) militärische Unabhängigkeit bewahren wollte. Er brauchte Wallensteins Hilfe zur Durchsetzung seiner Zentralisierungspläne. Der Herzog von Friedland kaufte 1627 das Fürstentum Sagan in Schlesien und 1628 bekam er das Herzogtum Mecklenburg als erbliches Lehen übertragen. Außerdem wurde er zum General des Ozeanischen und Baltischen Meeres ernannt. Dies deutete auf große maritime Pläne des Kaisers hin und führte zur Beunruhigung des schwedischen Königs. Wallenstein erkannte dies und gab Gustav Adolf zu verstehen, dass er selbst keinerlei Ansprüche auf skandinavische Gebiete hege. Dies stand trotzdem im Widerspruch zur schwedischen Verteidigungspolitik, die davon ausging, die südlichen Küsten der Ostsee kontrollieren zu müssen, um so den „Sprung über den Bach“ eines fremden Heeres zu verhindern. Dieses Vordringen der Kaiserlichen schuf den Interessenkonflikt, der 1630 zum Kriegseintritt des schwedischen Königs führte. Kaiser Ferdinand II. erließ am 6. März 1629 in Lübeck das Restitutionsedikt. Die protestantischen und katholischen Reichstände widersetzten sich dem Kaiser, da ihre Unabhängigkeit bedroht war. Die Protestanten hätten auch mit ökonomischen Einbußen rechnen müssen. Die Reichsstände wagten jedoch nicht den Kaiser direkt anzugreifen, stattdessen zielten ihre Angriffe auf Wallenstein. Dieser betrachtete das Restitutionsedikt ebenfalls als Bedrohung seiner de facto bestehenden politischen und wirtschaftlichen Unabhängigkeit. Die Reichsstände vermuteten allerdings, dass Wallenstein beabsichtige, die kaiserlichen und nicht zuletzt seine eigenen Befugnisse zu Lasten der reichsständischen Freiheit auszuweiten. Außerdem waren sie verbittert und erzürnt darüber, dass Wallensteins Truppen ihre Länder ausplünderten und deswegen suchten sie nach Wegen, den Generalissimus auszuschalten. Am 3. Juli 1630 begann der Regensburger Kurfürstentag. Der Kaiser benötigte von den Kurfürsten wirtschaftliche und militärische Hilfe für sein Eingreifen in den Mantuanischen Erbfolgekrieg. Die Fürsten stellten nun ihre Forderungen, deren wichtigste die Entlassung des Herzogs von Friedland als Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee war. Hier kam es zu keiner Einigung, die Kurfürsten verweigerten ihre Unterstützung, der Kaiser hielt an Wallenstein fest. Die Nachricht von der Landung der Schweden unter Gustav II. Adolf in Pommern zwang Ferdinand II. zum Einlenken. Er war nun bereit, die Forderungen der Kurfürsten zu erfüllen. Am 13. August 1630 wurde Wallenstein als Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee entlassen. Entscheidend war vor allem, dass Wallenstein infolge seiner Weigerung, dem Kaiser zur Durchsetzung des Restitutionsediktes Truppen bereitzustellen, dessen Gunst verloren hatte. Wallenstein begab sich auf seine nordböhmische Besitzungen, führte dort umfangreiche administrative und wirtschaftliche Maßnahmen durch und der Kaiser versprach den Kurfürsten, das Restitutionsedikt einer Prüfung zu unterziehen. Dieses Eingestehen einer kaiserlichen Niederlage stärkte die Kurfürsten, sie erreichten, dass Ferdinand ohne ihre Zustimmung nicht mehr gegen eine auswärtige Macht Krieg führen darf und verweigerten ihm ihre Unterstützung im Mantuanischen Erbfolgekrieg (1629–1631). Die Schlacht von Lützen 1632 Die militärischen Erfolge des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf (1594–1632), wie der Sieg bei Breitenfeld oder die Eroberungen der Städte Würzburg und Mainz, zwangen den Kaiser im April 1632 dazu, erneut den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen an Wallenstein zu übertragen. Ferdinand II. gewährte Wallenstein die praktische Unabhängigkeit in der militärischen Führung und übertrug ihm weitreichende politische Vollmachten für Friedensverhandlungen. Dies bedeute, dass Ferdinand II. kaiserliche Machtbefugnisse an einen Mann übertrug, dessen politische Loyalität als fragwürdig eingeschätzt wurde. Die Sorge war berechtigt, denn Wallenstein verweigerte 1631 die Versorgung der kaiserlichen Armee mit Getreide und anderen Gütern aus Friedland und Mecklenburg und stellte dadurch seinen Nachfolger Tilly vor erhebliche Probleme. Im Mai 1632 drängte Wallenstein die Sachsen aus Böhmen heraus. Gustav II. Adolf rückte daraufhin im Juni 1632 mit 20.000 Mann nach Nürnberg, weitere 25.000 Soldaten folgten in den nächsten Tagen. Die Wallanlagen um Nürnberg wurden sofort verstärkt. Wallenstein bezog mit seinem Heer Anfang Juli südlich von Fürth Stellung, er verweigerte jedoch die Schlacht. Unter den von unmenschlichen Bedingungen zermürbten Schweden zerfiel die Disziplin und Gustav Adolf versuchte mehrmals erfolglos aus Nürnberg auszubrechen. Schließlich rückten die Schweden am 18. September 1632 ab, sie hatten 27.000 Mann durch Krankheiten und Fahnenflucht verloren. Im Oktober 1632 rückten die plündernden und brandschatzenden Truppen Wallensteins in Sachsen ein. Die sächsischen Bauern mussten vor allem die Viehdiebstähle des kaiserlichen Generalwachtmeisters Heinrich Holk, der von der Not leidenden Bevölkerung den Spitznamen „Hol Kuh“ erhielt, ertragen. Wallenstein bezweckte damit, den sächsischen Kurfürsten von weiteren militärischen Aktionen gegen den Kaiser abzubringen. Gustav II. Adolf, der sich zu dieser Zeit noch in Süddeutschland befand und seinen Feldzug nach Wien vorbereitete, erkannte die entstehende Gefahr für seine rückwärtigen Verbindungen zur Ostsee und entschloss sich deswegen sofort nach Thüringen zu ziehen. Am 14. November 1632 entließ Wallenstein, der sein Hauptquartier in Lützen hatte, einen Teil seiner Truppen in ihre Winterquartiere, da er vermutete, dass Gustav Adolf Gleiches mit seiner Armee in Süddeutschland beabsichtigte. Deswegen rückte Pappenheim mit seinen Reitern nach Halle ab. Aber der Schwedenkönig befand sich inzwischen in Naumburg. Dort erfuhr er von Kriegsgefangenen, dass Wallenstein Teile seiner Armee schon in die Winterquartiere geschickt hatte und so entschloss er sich die verbleibende kaiserliche Armee bei Lützen anzugreifen. Am Abend des 15. November kam es an der Straße von Weißenfels nach Lützen zum ersten Gefecht zwischen schwedischen und kaiserlichen Truppen, nur die einbrechende Dunkelheit beendete die Kampfhandlungen. Wallenstein hatte nur noch eine Nacht Zeit, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Zuerst entsandte er Boten zu Pappenheim, um dessen Reiterregimenter zurück zu beordern. Dann ließ er Schanzen aufschütten und seine Artillerie in Stellung bringen. Die schwedische Armee verbrachte die Nacht auf freiem Feld zwischen Weißenfels und Lützen in Kälte und Nässe. Am Morgen des 16. November 1632 – 6. November 1632 in der protestantischen Geschichtsschreibung – positionierten sich beide Armeen östlich von Lützen. Gustav Adolf verfügte über 16.500 Mann, unter ihnen die Truppen der protestantischen Reichsstände unter Bernhard von Weimar (1604–1639). Heinrich Matthias Thurn, der Führer des böhmischen Aufstandes war ebenfalls bei Lützen dabei. Außerdem schlossen sich 2.000 Mann der sächsischen Armee den Schweden an. Der König positionierte seine Armee ähnlich wie in Breitenfeld in gemischten Verbänden, bestehend aus Reitern, Pikenieren und Musketieren. Wallenstein stellte maximal 15.000 Soldaten auf. Des Weiteren stellte er Zivilisten des Heeres auf, in der Hoffnung, die Schweden würden diese für eine starke Reserve halten. Während der Schlacht verstärkten die zurückgekehrten Truppen Pappenheims das kaiserliche Heer, so dass Wallenstein mit rund 20.000 Mann kämpfen konnte. Außerdem dienten ihm Feldherren wie Heinrich Holk (1599–1633), Matthias Gallas (1584–1647), Johann Isolano/Isolani (1586–1640), Octavio Piccolomini (1599–1656) und der schon erwähnte Gottfried Heinrich, Graf von Pappenheim (1594–1632). Der König von Schweden begann gegen acht Uhr Wallensteins Stellungen anzugreifen. Gegen zehn Uhr zog über das Schlachtfeld Nebel auf, Gustav Adolf entschloss sich nun die Holkschen Reiter sowie die Zivilisten anzugreifen und trieb sie zügig zurück. Daraufhin ließ Wallenstein Lützen in Brand setzen. Daraufhin mussten Bernhard von Weimar und seine protestantischen Truppen wegen dem Feuer und den nachrückenden kroatischen Reitern unter Isolani zurückweichen. Gustav Adolf wollte dem Weimaraner helfen, er sah aber aufgrund seiner Kurzsichtigkeit, des Nebels und des Qualms die Gegner zu spät, die ihn sofort mit mehreren Pistolenschüssen tödlich verletzten. Die schwedische Generalität hielt nach dem Tod ihres Königs kurz Kriegrat. Bernhard von Weimar sprach sich für die Fortführung der Schlacht aus und übernahm den Oberbefehl. Die Schweden griffen dann bis zum Abend immer wieder die Stellungen Wallensteins an. Derweilen waren die Reiterregimenter Pappenheims in Lützen eingetroffen, sofort wurden sie von Bernhards Truppen attackiert. Pappenheim wurde so schwer verletzt, dass er am nächsten Tag in Leipzig verstarb. Am Abend war die Schlacht beendet, Der Herzog von Friedland musste seine Artillerie aufgeben und seine Männer blieben erschöpft auf dem Schlachtfeld zurück. Niemand wusste, wer die Schlacht gewonnen hatte. Am Morgen des 17. November begannen die Schweden mit der Suche nach ihrem König, gegen Mittag sahen sie dessen herrenloses Pferd, wenig später fanden sie die Leiche Gustav Adolfs. Danach verließen die schwedischen Soldaten mit ihrem toten König das Schlachtfeld und marschierten nach Weißenfels. Ingesamt hatten sie 4.000 Mann verloren. Doch der Tod Gustav Adolfs stellte erneut den deutschen Protestantismus in Frage. Ferdinand II. wusste dies und ließ, nachdem Wallensteins Boten in Wien eintrafen und vom Schlachtverlauf berichteten, trotzdem die Glocken läuten. Er hatte recht: Die Schweden waren nach ihren Sieg bei Lützen geschwächt, der Tod ihres Königs stärkte die kaiserlich-ligistische Partei erheblich. Wallenstein bekam noch am Abend des 16. November Verstärkung von 4.000 Fußsoldaten Pappenheims. Er entschied sich aber, aufgrund der 6.000 Toten seines Heeres, die Schlacht nicht fortzuführen und rückte im Morgengrauen des 17. November nach Leipzig ab. Damit gestand er nach den Vorstellungen der damaligen Zeit seine Niederlage ein. In Leipzig ließ er 700 Mann Besatzung zurück und zog dann über Chemnitz nach Böhmen zurück. Das Ende Wallensteins Der Tod Gustav Adolfs in der Schlacht bei Lützen schwächte die Dynamik der Schweden. Axel Oxenstierna (1583–1654) gelang es jedoch 1633, die süddeutschen Protestanten im „Heilbronner Bund“ zu einen und diese dann an der Seite der Schweden gegen den Kaiser zu führen. Wallenstein rückte nach seiner Niederlage bei Lützen nach Böhmen und Schlesien ab und führte dort über den Oberbefehlshaber der sächsischen Armee Hans Georg von Arnim, seinen ehemaligen Untergebenen, Verhandlungen mit dem Kurfürsten von Sachsen. Der Generalissimus war bereit zu konfessionspolitischen Zugeständnissen, die allerdings von Ferdinand II. nicht akzeptiert wurden. Des Weiteren führte Wallenstein vom Kaiser nicht autorisierte Verhandlungen mit Schweden, Frankreich und mit böhmischen Exulanten. Zum Zerwürfnis zwischen dem Kaiser und seinem Oberbefehlshaber kam es schließlich infolge der Freilassung des nach Lützen gefangen genommenen Führers des böhmischen Aufstandes, Heinrich Matthias Thurn, den Wallenstein zur Vollstreckung der Todesstrafe nach Wien ausliefern sollte. Keine Gnade gewährte er den „Schuldigen“ der Niederlage bei Lützen, am 4. Februar 1633 ließ er zwölf Offiziere und fünf Soldaten in Prag hinrichten. Dadurch entfremdete er sich seinen Offizieren, bisher war Wallenstein gefürchtet, jetzt war er verhasst. Ende 1633 weigerte sich Wallenstein, die Befehle des Kaisers zur Verteidigung von Bayern und der Donaulinie auszuführen. Statt dessen besetzte er Görlitz und Bautzen mit dem Ziel, den Kurfürsten von Sachsen aus dem Bündnis mit den Schweden zu lösen. Wallenstein stellte hier eindeutig seine eigenen politischen und wirtschaftlichen Interessen vor denen des Kaisers. Denn er brauchte den Frieden mit Sachsen, um den wirtschaftlichen Ausbau des Herzogtums Friedland zu beschleunigen. Ebenso benötigte er das Kurfürstentum als Transitland für den verstärkten Warenaustausch zwischen Friedland und Mecklenburg. Wallenstein plante die Elbe, Neiße und Oder als Verkehrswege zu nutzen, um letztlich am Ostseehandel teilzunehmen. Hier knüpfte er an Vorgaben böhmischer Könige wie Ottokar II., Johann von Luxemburg oder Karl I. (Kaiser Karl IV.) an, deren politische und wirtschaftliche Interessen auch im Norden des Reiches lagen. Diese Pläne lassen Wallensteins Prägung durch böhmisch-mährische Traditionen deutlich erkennen. Wallensteins Gegner, wie Octavio Piccolomini nutzten dessen Befehlsverweigerungen und Eigenmächtigkeiten dazu, die Macht des Generalissimus zu brechen und intrigierten am Wiener Hof gegen ihn. Nachdem Ferdinand II. erfuhr, dass Wallenstein am 13. Januar 1634 seine Offiziere, u.a. Trcka, Ilow und Piccolomini (!), auf sich selbst vereidigte („Pilsner Revers“), gelangte er zu der Ansicht, dass Wallenstein seine Armee auch gegen ihn führen könnte. Deswegen entzog der Kaiser seinem Generalissimus den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen am 24. Januar 1634 und übertrug ihn auf Matthias Gallas, allerdings nur mit militärischen Befugnissen. Die Prager Garnison des kaiserlichen Heeres rebellierte daraufhin gegen Wallenstein und dieser flüchtete mit 1.000 Mann und 100.000 Gulden nach Eger (Cheb), in der Hoffnung vom dortigen Stadtkommandanten John Gordon, der ebenfalls das „Pilsner Revers“ unterzeichnete, Unterstützung zu erhalten. Matthias Gallas wurde indes beauftragt, Wallensteins Gefangennahme auszuführen. Am 25. Februar 1634 wurden Wallenstein, Trcka, Kinsky und Ilow in Eger heimtückisch ermordet. Ihre Mörder waren die Schotten John Gordon, Walter Leslie (1607–1634) und Walter Butler († 1634) sowie der Ire Devereux, die alle noch am 20. Februar ihre Treue zum Generalissimus bekundeten. Für ihre Tat wurden sie vom Kaiser mit Anteilen aus dem eingezogenen Vermögen Wallensteins belohnt. Der Prager Friede vom 30. Mai 1635 Der spätere Kaiser Ferdinand III. (1608–1637) begann nun zunehmend die politische und militärische Führung zu übernehmen. Am 6. September 1634 wurden die Schweden bei Nördlingen besiegt und der vom schwedischen Reichskanzler Axel Oxenstierna (1583–1654) gebildete „Heilbronner Bund“ zerfiel. Daraufhin strebte der sächsische Kurfürst Johann Georg I. (1585–1656), beraten von Hans Georg von Arnim, einen Frontwechsel und die Herstellung eines Friedens zwischen den Reichsständen und dem Kaiser an. Am 24. November 1634 schloss Johann Georg I. in Pirna einen Vorfrieden mit dem Kaiser. Am 30. Mai 1635 wurde der „Schwedische Krieg“ mit der Unterzeichnung des Prager Frieden beendet. Das Restitutionsedikt von 1629 wurde für vierzig Jahre ausgesetzt. Allerdings konnte ein Einlenken Ferdinands II. zur Duldung der Protestanten in den habsburgischen Ländern nicht erreicht werden. Es wurden alle Sonderbündnisse bis auf dem Kurfürstenverein aufgelöst, d.h. auch die katholische Liga und die protestantische Union wurden aufgehoben. Des Weiteren wurde festgelegt, dass alle auswärtigen Mächte das Reichsterritorium zu verlassen haben. Die schwedischen und französischen Interessen blieben im Prager Friede unberücksichtigt. Trotz der praktischen Preisgabe des Restitutionsediktes bedeutete der Frieden ein Erfolg für Ferdinand II. Es gelang ihm alle Reichsstände, mit Ausnahme von Hessen-Kassel, zu überzeugen, die Bestimmungen des Friedens anzuerkennen. Er schwächte dadurch die gefährliche Opposition der protestantischen Reichsstände und beraubte den Schweden ihre deutschen Bundesgenossen. Außerdem konnte der Kaiser die Wahl seines Sohnes Ferdinand III. zum Römischen König im Dezember 1636 durchsetzen. Die Hoffnung, dass der Krieg in Mitteleuropa nun beendet war, erwies sich aber als trügerisch. Bereits am 19. Mai 1635 trat auf Betreiben Richelieus (1585–1642) Frankreich an der Seite Schwedens in den Krieg gegen das mit dem Reich verbündete Spanien ein. Die Kriegshandlungen auf dem Boden des Heiligen Römischen Reiches dauerten noch dreizehn lange Jahre, ehe sie 1648 durch den Westfälischen Frieden beendet wurden. Literatur * Golo Mann; „Wallenstein“; Fischer Taschenbuch Verlag; Frankfurt am Main 1996 * C.V.Wedgewood; „Der Dreißigjährige Krieg“; List Verlag München Leipzig; 10. Aufl. 1998 * "Chronik der Deutschen"; Chronik Verlag im Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH; Gütersloh/München; 3. überarbeitete Auflage 1995 * Friedemann Bedürftig; „Taschenlexikon Dreißigjähriger Krieg“; Piper Verlag GmbH; München 1998 * Günther Barudio; „Gustav Adolf der Große – eine politische Biografie“; Fischer Taschenbuch Verlag; Frankfurt am Main 1985 * Richard Reifenscheid; „Die Habsburger in Lebensbilder – Von Rudolf I. bis Karl I.“; Verlag Styria Graz Wien Köln; 4. Auflage 1990 * Heinz Tillmann (Herausgeber); “Biographien zur Weltgeschichte“; Deutscher Verlag der Wissenschaften; Berlin 1989 * Dieter Walz; „Der Tod kam als Sachsengänger“; Passage-Verlag Leipzig, 1. Auflage 1994 "Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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29.06.2012, 22:41
Beitrag: #28
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Sigismund III. Wasa, König von Polen und Schweden
Sigismund III. Wasa (* 20. Juni 1566 auf Schloss Gripsholm (Södermanland); † 30. April 1632 in Warschau) war der einzige Sohn des damaligen Herzogs von Finnland und späteren schwedischen Königs Johann III. (* 1537, regierte 1568–1592) und dessen erster Ehefrau Katharina Jagiellonica, einer Schwester des 1572 verstorbenen polnischen Königs Sigismund II. August. Er war von 1587 bis 1632 König von Polen und begründete den bis 1668 herrschenden polnischen Zweig der Wasas. Als Sigismund I. folgte er 1592 seinem Vater in Schweden, er verlor jedoch 1599 diese Krone an seinen Onkel Karl IX. (* 1550, regierte 1599/1600–1611), gegen den bzw. gegen dessen Sohn Gustav II. Adolf (* 1594; regierte 1611–1632) er von 1600 bis 1629 mehrere Kriege um die Vorherrschaft im Ostseeraum bzw. in Nord- und Osteuropa führte Leben bis 1599 Katharina Jagiellonica erzog ihren Sohn Sigismund katholisch und wies ihn auch in die politischen Traditionen der Jagiellonen ein, die von 1386 bis 1572 als Könige von Polen über den damals flächenmäßig größten Staat Osteuropas herrschten. Johann III. herrschte als religiös toleranter Herrscher in Schweden. Dies führte allerdings zu ersten Konflikten der protestantischen Reichskirche und den im Sinne der Gegenreformation agierenden Jesuiten. Aufgrund der politischen Einflussnahme und Unterstützung seiner Tante Anna Jagiellonica, der Witwe des polnischen Königs Stephan Bathory (regierte 1575–1586), wurde Sigismund III. 1587 zum neuen polnischen König gewählt. Seine innenpolitischen Schwierigkeiten mit verschiedenen Adelsfraktionen führten zur politischen Allianz Polens mit den Habsburgern. 1592 schloss Sigismund seine erste Ehe mit Anna von Österreich (1573–1598) und 1605 seine zweite Ehe mit deren Schwester Constance (1588–1631), beide Ehefrauen waren Schwestern des späteren Kaisers Ferdinand II. Sigismund III. konnte somit verwandtschaftliche Beziehungen zu den beiden Kontrahenten des Dreißigjährigen Krieges vorweisen. Er war Schwager Ferdinands II. und Cousin des schwedischen Königs Gustav II. Adolf. Die Allianz mit dem Habsburgern war einerseits ein Defensivbündnis gegenüber dem Osmanischen Reich, andererseits bezweckten die Habsburger dadurch auch Schweden wieder in ihren Machtbereich einzubeziehen. Dieses Bündnis blieb auch während des Dreißigjährigen Krieges erhalten, in den Polen nicht eingriff, und bestand praktisch bis zum Ende des Siebenjährigen Krieges (1763). Im Jahr 1596 verlegte Sigismund III. die polnische Hauptstadt von Krakau nach Warschau. Während Sigismunds Herrschaft festigte sich die bis heute erhaltene (dominante) Stellung der katholischen Kirche in Polen. Er unterstützte die radikalen Kräfte der Gegenreformation und verschärfte dadurch den Streit um die „richtige“ Religion. Seit 1601 riefen die polnischen Bischöfe offen zur Rücknahme der Warschauer Konföderation von 1573 auf. Dieses Toleranzedikt gewährte die rechtliche Gleichstellung der Bekenntnisse und garantierte die Toleranz des polnischen Staates, dies galt auch für religiös Verfolgte der Nachbarstaaten. Moderater gingen Sigismund III. und die katholischen Bischöfe in der Behandlung der orthodoxen Gläubigen Polen-Litauens vor. Im Jahr 1589 wurde der Moskauer Metropolit zum Patriarchen von ganz Moskau und der ganzen Rus ausgerufen. Papst Clemens VIII. (Pontifikat 1592–1605), der als Kardinal einige Zeit in Krakau weilte, befürwortete die Einigungsgespräche zwischen katholischen und orthodoxen Christen, die 1595 zum Erlass der Bulle „Magnus Dominus“ führten. Ziel dieser päpstlich-polnischen Politik war, die Macht des erstarkenden Zaren im Osten Europas zu schwächen. Den Gläubigen der „Unierten Kirche“ gestand man für die Anerkennung des Papstes als Oberhirten die Verwendung der slawischen Liturgie zu, die Priesterehe sollte beibehalten werden und eine eigene Verwaltung durfte ebenfalls behalten werden. 1596 stimmten die orthodoxen Bischöfe in Brest über diesen Vorschlag der katholischen Kirche ab. Sie einigten sich nicht und eine weitere, bis heute bestehende, Kirchenspaltung nahm ihren Anfang. Bereits während der Herrschaft Sigismunds mussten die Anhänger der Unierten Kirche erkennen, dass sie nicht die vollen Rechte der Katholiken besaßen und diskriminiert wurden. Kriege um die Vorherrschaft im Ostseeraum bzw. in Nord- und Osteuropa 1594 kehrte Sigismund zu seiner Krönung zum König nach Schweden zurück. Er musste den Schweden die Ausübung der protestantischen Religion zusichern und setzte, bevor er nach Polen abreiste, seinen Onkel Karl als Regenten ein. Dieser versuchte 1598 mit Hilfe des schwedischen Reichtages die gesamte Macht an sich zu reißen. Sigismund kehrte deswegen nach Schweden zurück, unterlag jedoch in der Schlacht von Stångebro gegen die Truppen seines Onkels und wurde infolge dieser Niederlage 1599 vom schwedischen Reichstag als König abgesetzt. Sigismund verließ Schweden daraufhin für immer, verzichtete jedoch nicht auf seine schwedischen Thronansprüche gegenüber seinem Onkel Karl IX. und dessen Sohn Gustav II. Adolf. Dies war eine der Ursachen für nachfolgende Kriege von 1600 bis 1629. Der Schwedisch-Polnische Krieg von 1600 bis 1605 1600 besetzte Sigismund III. das schwedische Estland, Karl IX. griff daraufhin das polnische Livland an. Nach den polnischen Siegen in den Jahren 1601/02 war Karl IX. bereit, für seine Anerkennung als König von Schweden Sigismund III. das gesamte Baltikum zu überlassen. Dieser war jedoch nicht gewillt auf seine Thronansprüche in Schweden und auf seine Pläne zu dessen Re-Katholisierung zu verzichten. 1603 musste er sich wegen des Verzichts auf Gebietserweiterungen vor dem polnischen Reichstag verantworten. 1605 versuchte Sigismund im polnischen Landtag das Prinzip der Stimmenmehrheit an Stelle der Einstimmigkeit einzuführen. Dies löste einen Bürgerkrieg aus und diese von 1606 bis 1610 dauernden innenpolitischen Unruhen machten letztlich den 1605 errungenen polnischen Sieg in der Schlacht bei Kirkholm wertlos. Der Polnisch-Russische Krieg 1609 bis 1618 Nach dem Tod des russischen Zaren Boris Godunow († 1605) brach in Russland die Zeit der Wirren aus. Der von polnischen Adelsfraktionen unterstützte erste falsche Dmitri und der Bauern- und Kosakenaufstand unter Bolotnikow (1606) führten zum Zusammenbruch des russischen Staates. Der im Juni 1606 gekrönte Zar Wassili Schuiski († 1610) bat deshalb Schweden um militärische Hilfe, die von Karl IX. – nach der Zusage von Gebietsabtretungen an Schweden – auch geleistet wurde. Sigismund verbündete sich daraufhin mit den Gegnern des Zaren und unterstützte den zweiten falschen Dimitri, der auch als „Räuber von Tuschino“ bekannt wurde. Er fühlte sich im Jahr 1609 stark genug, das durch Erbschaftsstreitigkeiten und innenpolitische Wirren geschwächte Russland anzugreifen und die Stadt Smolensk zu belagern. Der Sejm gab seine Zustimmung für diesen Feldzug und im September 1610 schloss der König von Polen ein Bündnis mit der Adelsfraktion der Romanows. Der Metropolit von Rostow, Filaret Romanow, der zuerst den zweiten falschen Dimitri favorisierte, war nun bereit, den Thronanspruch von Sigismunds Sohn Wladyslaw zu unterstützen, wenn dieser zum orthodoxen Glauben übertreten und die Privilegien des russischen Adels bestätigen wird. Daraufhin besetzten polnische Truppen Moskau, der Zar Wassili Schuiski wurde gestürzt und Wladyslaw wurde zum russischen Zaren gekrönt. Im Oktober 1611 kam es zum Waffenstillstand zwischen Polen und Schweden. Sigismund III. beherrschte ab diesem Zeitpunkt die besetzten Territorien von Smolensk aus, aber seine religiös intolerante und harte Regierung führte bald zum bewaffneten Widerstand der russischen Bevölkerung und zum Zerwürfnis mit den Romanows. Hauptgrund dafür war, dass Sigismund selber russischer Zar werden wollte. Er beabsichtigte durch diesen Machtzuwachs das Haupt einer katholischen Koalition gegen die protestantischen Staaten zu werden und die Vorherrschaft des protestantischen Schwedens in Nordosteuropa zu beenden. Diese Pläne waren aber nicht ausführbar, der russische Adel und die orthodoxe Geistlichkeit waren nicht bereit, einen katholischen Herrscher zu akzeptieren. Das heißt aber auch, dass ein orthodoxer, russischer Zar Wladyslaw nie polnischer König werden konnte, da der polnische Sejm nur einen Katholiken zum Herrscher wählen würde. Die Polen waren deswegen nicht mehr in Russland erwünscht und ihre bisherigen Verbündeten führten Krieg gegen sie. Nach wechselseitigen Erfolgen, mussten die polnischen Truppen im Kampf gegen das von Kusma Minin geführte Landwehraufgebot im Oktober 1612 kapitulieren. Dadurch verschlechterte sich Sigismunds Lage und es kam zu Aufständen des polnischen Adels. Nach der im Januar 1613 erfolgten Krönung des neuen Zaren Michail Romanow, des Sohnes Filarets, zogen sich die polnischen Truppen zurück, sie behielten jedoch Smolensk bis zum Jahr 1654 besetzt. Während der zwischen 1613 und 1617 geführten Friedensverhandlungen kam es zu keinen bedeutenden Kampfhandlungen zwischen Polen und Russen. Die Friedensverhandlungen blieben ohne Ergebnis, da die Polen Michail Romanow nicht als Zaren anerkennen wollten und auf die Thronansprüche Wladyslaws bestanden. Der Zar nutzte die Zeit und erreichte durch kostbare Geschenke seine Anerkennung bei den Habsburgern, den Osmanen und dem Schah von Persien. Letzterer unterstützte den neuen Zaren sogar finanziell. Der Polnisch-Russische Krieg von 1609 bis 1618 Der polnische Kronprinz Wladyslaw – von 1632 bis 1648 als Wladyslaw IV. polnischer König – entschloss sich im Jahr 1617 zu einem erneuten Feldzug nach Moskau. Die polnischen Truppen erlitten einige Niederlagen, sie verbanden sich dann mit einem ukrainischen Kosakenheer und belagerten erfolglos Moskau. Da die Polen nicht Moskau einnehmen konnten, die Russen aber sich nicht einer offenen Feldschlacht stellen konnten, wurde am 24. Dezember 1618 in Deulino bei Moskau Frieden geschlossen. Es wurden ein 14½-jähriger Waffenstillstand und der Austausch der Kriegsgefangenen beschlossen. Das Russische Reich konnte seine Unabhängigkeit bewahren, die polnisch-litauische Rzeczpospolita konnte ihre territorialen Ansprüche (Smolensk) durchsetzen und erreichte damit ihre größte Ausbreitung. Der polnische Kronprinz Wladyslaw verzichtete jedoch nicht auf seine Ansprüche auf den Thron der Zaren. Der Schwedisch-Polnische Krieg von 1617 bis 1629 Gustav II. Adolf begann 1617 einen erneuten Krieg gegen den polnischen König. Schwedische Truppen fielen in das königlich-polnische Preußen ein, weitere schwedische Verbände rückten in das polnische Livland ein. Die Konflikte im Baltikum verbanden sich 1618/19 zusätzlich mit der Nachfolgefrage im Herzogtum Preußen. Der Kurfürst von Brandenburg verbündete sich mit Gustav II. Adolf und erreichte mit dessen Hilfe die Belehnung mit dem Herzogtum Preußen durch Sigismund III. Schweden war deshalb bereit, im Herbst 1618 mit Polen einen Waffenstillstand für zwei Jahre abzuschließen. Polen brauchte den Waffenstillstand, da Sigismund seit 1617 im Fürstentum Moldau gegen die Türken Krieg führte. Im Jahr 1620 besiegten die Osmanen das polnische Heer, daraufhin schloss Sigismund ein Bündnis mit ukrainischen Kosaken. Am 28. September 1621 besiegte das vereinigte polnisch-ukrainische Herr die 162.000 Mann starke Armee des Sultans Osman II. († 1622). Gustav II. Adolf okkupierte derweilen das polnische Livland und erprobte dabei neue Kriegstechniken, vor allem die Koordinierung des Artilleriefeuers. Er eroberte Riga und vereinbarte danach einen Waffenstillstand mit Polen. Der König von Schweden brachte 1625 ganz Livland in seinen Besitz und griff danach erneut das königliche Preußen an. Der polnische Adel verpflichtete sich, das Kernland seines Staates bis zum letzten Mann zu verteidigen, der Sejm bewilligte dem König finanzielle Mittel zur Abwehr der Schweden und beide Kontrahenten kämpften bis 1629 mit wechselndem Erfolg - die Polen verteidigten das Landesinnere und die Schweden behaupteten die Ostseeküste. Ferdinand II. entschloss sich nach der Beendigung des Dänisch-Niedersächsischen Krieges seinen Schwager mit 12.000 Söldnern aus Wallensteins Heer zu unterstützen. Diese Truppen verstärkten das polnische Heer. Am 27. Juni 1629 besiegte die polnisch-kaiserliche Armee die Schweden unter Gustav II. Adolf in der Schlacht auf der Stuhmer Heide. Mit der Unterzeichnung des Friedensvertrages von Altmark am 5. Oktober 1629 wurde der Krieg beendet. Treibende Kraft der Friedensverhandlungen war Kardinal Richelieu, der den Schwedenkönig für den Krieg auf deutschem Boden brauchte. Schweden musste die polnischen und preußischen Hafenstädte räumen, konnte aber den Besitz der Küstenstädte im Baltikum behaupten und somit seinen Herrschaftsanspruch im Ostseeraum festigen. Die Schweden erhielten außerdem für sechs Jahre als Entschädigung für die zurück gegebenen Hafenstädte alle Zolleinnahmen der polnischen und preußischen Häfen und verfügten damit über eine bedeutende Einnahmequelle für ihren „deutschen“ Krieg. Polen im Jahr 1632 - Fazit Der am 30. April 1632 in Warschau – wenige Monate vor dem Schlachtentod seines Vetters Gustav II. Adolf – verstorbene Sigismund III. war nach dem Vertrag von Altmark ein gebrochener Mann, dessen außenpolitische Träume wie Seifenblasen zerplatzt waren. Er versuchte in seinen letzten Lebensjahren, die Streitereien zwischen orthodoxen und unierten Geistlichen zu schlichten. 1631 musste er feierlich alle Bestrebungen auf eine erbliche Monarchie abschwören und dem Adel das Recht der freien Königswahl gewähren. Paradox daran ist, dass der Adel sich im Gegenzug verpflichtete, Sigismunds Sohn Wladyslaw zum nächsten polnischen König zu wählen. Sigismunds Politik basierte auf drei wesentlichen, sich zum Teil ausschließenden, Säulen. Einerseits war der König tief im mittelalterlichen Reichsgedanken verwurzelt. Er versuchte die Traditionen des Reiches der Jagiellonen fortzusetzen und seinen Herrschaftsbereich nach Osten auszudehnen. Außerdem war Sigismund noch dem Reichsgedanken der Kalmarer Union verhaftet. Fazit: Sigismund strebte nach einem Doppelreich im Ostseeraum und in Osteuropa und war deswegen auch nicht bereit auf seine Thronansprüche in Schweden zu verzichten. Sigismund erkannte nicht, dass dieses Ziel aufgrund der unterschiedlichen konfessionellen Entwicklungen in Skandinavien und in Polen-Litauen im 17. Jahrhundert nicht mehr zu verwirklichen war und er deswegen politisch scheitern musste. Die Schwedisch-Polnischen Kriege von 1600 bis 1629 und von 1654 bis 1660 können zum Teil mit den illusionären politischen Zielen Sigismunds erklärt werden. Ebenso schätzte der Polenkönig in den Jahren 1610 bis 1612 die politischen Möglichkeiten in Russland falsch ein. Letztlich verhinderte Sigismunds Katholizismus eine Machtübernahme in Schweden oder in Moskau. Es gelang ihm jedoch, die meisten im 16. Jahrhundert verlorenen Gebiete des polnisch-litauischen Staates zurück zu gewinnen. Andererseits erkannte Sigismund klar, dass die Macht des polnischen Adels beschränkt werden musste. Hier versuchte er mit Hilfe der katholischen Kirche absolutistische Herrschaftsformen in Polen durchzusetzen. Dies führte dazu, dass die katholische Kirche sich zu Lasten der Königsmacht profilieren konnte und zur einflussreichsten Macht in Polen aufstieg. Ob deren Absolutismus mit dem der absolutistischen Staaten vergleichbar ist, möchte ich in dieser Biografie nicht weiter kommentieren. Als richtungweisend für kommende polnische Könige erwies sich Sigismunds Bündnispolitik mit den österreichischen Habsburgern. In dieser Tradition folgten ihm die Könige Jan Sobieski und August der Starke. Das politische Ziel des Bündnisses wurde erreicht, die Türken wurden zurückgedrängt und die schwedischen Großmachtträume waren 1718 beendet. Mit den Herrschaften von Sigismunds Söhnen Wladyslaw IV. (regierte 1632–1648) und Jan II. Kasimir (regierte 1648–1668) endete die Ära der Dynastie Wasa in Polen. Die Kandidatur der zum Katholizismus konvertierten Tochter Gustav Adolfs, Christine von Schweden, blieb ohne Erfolg. Literatur * Manfred Alexander; „Kleine Geschichte Polens“; Philipp Reclam jun. GmbH & Co.; Stuttgart 2003 * Jürgen von Alten; „Weltgeschichte der Ostsee“; Wolf Jobst Siedler Verlag GmbH; Berlin 1996 * Günther Barudio; „Gustav Adolf der Große – eine politische Biografie“; Fischer Taschenbuch Verlag; Frankfurt am Main 1985 * Friedemann Bedürftig; „Taschenlexikon Dreißigjähriger Krieg“; Piper Verlag GmbH; München 1998 * Lothar Rühl; „Aufstieg und Niedergang des Russischen Reiches“; Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart; 1992 "Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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02.07.2012, 20:54
Beitrag: #29
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
John Hawkwood
Sir John Hawkwood – italienisch: Giovanni Acuto – (* um 1320 in Sible Hedingham bei Colchester, Essex, † 16. März 1394 in Florenz) war ein Condottiere, der nach 1360 mit seinen englischen und bretonischen Söldnern – der berüchtigten „Weißen Kompanie“ – das Kriegsgeschehen in Italien maßgeblich beeinflusste. Er hinterließ in Italien das Beispiel eines erfolgreichen Gewalttäters und diente als Vorbild für kommende italienische Condottieri wie Francesco Sforza (1401–1466) oder Bartolomeo Colleoni (1400–1475). Herkunft und frühe Jahre Über das frühe Leben des erfolgreichsten Söldnerführers des 14. Jahrhunderts ist wenig bekannt. Es sind nur die Aufzeichnungen der Chronisten Jean Froissart (1337–1405) und Filippo Villani (1325–1407) überliefert, die sich beide auf Äußerungen Hawkwoods beriefen. Demnach wurde er als jüngerer Sohn eines mit Land begüterten Gerbers geboren, der um 1340 verstarb. Hawkwoods älterer Bruder erbte daraufhin Gerberei und Landgut, dem Zweitgeborenen wurde nur ein – auf ein Jahr befristetes – Wohnrecht auf dem elterlichen Gut gewährt. Der junge John zog wenig später nach London, wo er möglicherweise kurze Zeit als Schneider arbeitete, ehe er die Gelegenheit wahrnahm, sich dem Kriegsheer Edwards III. (* 1312, König von England 1327–1377) anzuschließen. Da Hawkwood später seinen Aufstieg vom einfachen Schneidergesellen zum erfolgreichen Söldnerführer stolz und oft propagierte, war er eventuell auch das historische Vorbild für das „Tapfere Schneiderlein“. Sehr wahrscheinlich ist, dass er als Bogenschütze unter dem Kommando von John de Vere (1312–1360) und William de Bohun (1312–1360) am Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich (1337–1453) teilnahm und auch in den Schlachten bei Crecy (1346) und Maupertuis (1356) kämpfte. Unsicher ist, ob der im Krieg abgehärtete Soldat seinen Ritterschlag von Edward III. bzw. Edward, dem Schwarzen Prinzen (1330–1376) erhielt oder ob er sich mit Unterstützung seiner Truppen selbst zum Ritter ernannte. Mit dem 1360 geschlossenen Frieden von Brétigny endete der erste Abschnitt des Hundertjährigen Krieg und der englische König entband den Großteil seiner Truppen aus ihren militärischen Verpflichtungen. Hawkwoods Aufstieg zum gefürchteten Condottiere in Italien Um 1360 trat John Hawkwood, dessen Leben und Werdegang seit diesem Zeitpunkt dokumentiert ist, an die Spitze der „Weißen Kompanie“, eine aus 3500 Reitern und 2000 englischen und bretonischen Bogenschützen bestehende Spezialeinheit. Ihren Namen erhielt die Kompanie durch ihre weiße Banner, den weißen Waffenröcken und den hoch polierten, den Gegner blendenden Brustpanzern. Erstmalig setzte Hawkwood sein Söldner in Burgund ein, ehe sie 1361 im Heer der „Große Kompanie“ das päpstliche Avignon belagerten. Allerdings wurde die Belagerung nach der Zahlung einer beträchtlichen Geldsumme beendet und die „Weiße Kompanie“ rückte geordnet ab. Als die Söldner allerdings wenig später in der Lombardei auftauchten, verbreiteten sie durch ihre Hemmungslosigkeit und Grausamkeit nur noch Schrecken und Entsetzen. In den kommenden dreißig Jahren galten die englischen Söldner in Italien als „heimtückisch und überaus böse“, auf John Hawkwood selbst bezog sich der aus einer Mischung aus Furcht und Respekt bestehende Ausspruch: „Ein italienisierter Engländer ist der Fleisch gewordene Teufel.“ Der englische Condottiere, den die Italiener bald nur noch Giovanni Acuto, von l’Acuto – der Leidenschaftliche, nannten, konnte bereits in den 1360-er Jahren den höchsten Sold für seine Dienste fordern und stellte stets den zahlungskräftigsten Fürsten und Städten seine Kompanie zur Verfügung. Wurde die vereinbarte Summe nicht bezahlt, zwang er seine Auftraggeber durch Plünderungen dazu. Seine englischen Bogenschützen galten in den kommenden dreißig Jahren als unüberwindliche Spezialisten, die sechs Pfeile pro Minute mit ihren Langbögen abschossen, welche problemlos die Panzerhemden ihrer Gegner durchbohren konnten. Einige seiner Meisterschützen brachten es sogar auf 20 Schuss pro Minute. Die robusten Engländer erwiesen sich als tapfer, schnell und wetterfest, bald wurden sie nur noch „die Löwen“ genannt. 1362/63 standen Hawkwoods Söldner im Dienste Giovannis II. (1321–1372), des Markgrafen von Montferrat, der Krieg gegen die Visconti, die Herrscher von Mailand, führte. Bereits 1363/64 kämpfte Hawkwood im Range eines Generalkapitäns für Pisa gegen Florenz, das den Herrn von Rimini, Pandolfo II. Malatesta (1325–1373), als Condottiere verpflichtet hatte, der jedoch nach einem gescheiterten Versuch, die Herrschaft über Florenz zu erringen, durch seinen Onkel Galeotto I. Malatesta (1299–1385) ersetzt wurde, dem im Juli 1364 die „Weiße Kompanie“ bei Cascina schließlich zum ersten Mal in Italien unterlag. In Diensten der Visconti, des Papstes und anderer Herren 1367 begleitete John Hawkwood den Dogen von Pisa, Giovanni Agnello, beim Empfang von Urban V. (* 1310, Papst 1362–1370), der per Schiff von Marseille kommend in Livorno an Land ging und von dort aus nach Rom zog. 1368 stand die „Weiße Kompanie“ in Diensten Bernabò Viscontis (1323–1385), der die Söldner zur Abwehr gegen die in die Lombardei einrückenden florentinischen Truppen benötigte, um sie Anfang des folgenden Jahres gegen den Papst zu schicken. Dass John Hawkwood Anfang 1368 an der Hochzeit von Bernabòs Nichte Violante († 1382) mit Lionel von Antwerpen (1338–1368), Herzog von Clarence, dem zweitältesten Sohn des englischen Königs Edward III., teilnahm, drückt vor allem die gesellschaftliche Anerkennung und Bedeutung des inzwischen mächtigen Condottiere aus. 1369 kämpfte der Engländer für Perugia gegen Papst Urban V., von 1370 bis 1372 erneut für die Visconti aus Mailand gegen Pisa, Florenz und den Markgrafen von Montferrat, ehe er Anfang 1373 in Dienste Gregors XI. (* 1329; Papst 1370–1378) trat, um in dessen Auftrag die Mailänder Herrscher anzugreifen. Schließlich besiegten die englischen Söldner in der Schlacht von Montichiari – als Verbündete des päpstlichen Feldherren Enguerrand VII. de Coucy (1339/40–1397), einem Schwiegersohn des englischen Königs Edward III. – die Truppen Gian Galeazzo Viscontis (1351–1402) . Ebenfalls im Auftrag des Papstes erfolgte die grausame Einnahme der unbotmäßigen Stadt Faënza in der Romagna, bei der 11.000 männliche Einwohner vertrieben wurden und die verbliebenen Frauen und Mädchen von den Söldnern vergewaltigt wurden. Diese Gräuel veranlassten Katharina von Siena (1347–1378) folgenden Brief an John Hawkwood zu schreiben: „Im Namen Jesu Christi bitte ich Euch inständig, da Gott und unser Heiligster Vater befohlen hat, gegen die Ungläubigen zu ziehen, und Ihr so großen Gefallen daran findet, Krieg zu führen und zu streiten, so bekämpfet nicht länger Christen, was eine große Grausamkeit und eine Sünde gegen Gott ist, der nicht will, dass Glieder, die er in dem Körper der Heiligen Kirche verbunden hat, sich zerfleischen, sondern geht dahin, wo die Feinde Gottes sind.“ Zwar gelobte der gerügte Condottiere der 1461 heilig gesprochenen Mystikerin öffentlich Besserung, tatsächlich dachte er aber nie daran, sein Handeln zu ändern. Stattdessen erfreute er sich über die zwei vom Papst erhaltenen Güter Bagnacavallo und Cotignola in der Romagna, die er um 1380 für 60.000 Gulden verkaufen konnte. 1375 beauftragte ihn Gregor XI., Florenz anzugreifen. Die aufgrund ihrer verwüsteten Weizenfelder von einer Hungersnot bedrohten Florentiner überzeugten jedoch den Condottierre mit großzügig gezahlten 130.000 Goldgulden, nicht gegen ihre Stadt vorzugehen. Ähnliche Vereinbarungen schloss der geschäftstüchtige Söldner mit den Städten Siena, Arezzo, Pisa und Lucca, wobei er weitere 95.000 Goldgulden verdiente. Das Massaker von Cesena 1377 Ein besonders düsteres Kapitel in Hawkwoods Laufbahn war seine Teilnahme an der – im Auftrag Gregors XI. und unter Befehl des Kardinals Robert von Genf (* 1342, Gegenpapst Clemens VII. 1378–1394), dem damaligen päpstlichen Legaten für Italien – blutigen Eroberung der widerspenstigen Stadt Cesena im Februar 1377. Obwohl es Hawkwood gelang, 1.000 Frauen und Mädchen nach Rimini in Sicherheit zu bringen, fielen zwischen 4.000 und 5.000 Menschen der vom Kardinal von Genf aufgehetzten Soldateska zum Opfer. Ebenso wurden unzählige Kunstschätze zerstört. Diese grausame Blutorgie erregte auch im 14. Jahrhundert die Öffentlichkeit, an Robert von Genf blieb zeitlebens der Ruf eines Massenmörders haften. Eine Legende ist sicherlich, dass John Hawkwood nach dem Massaker von Cesena eine Nonne in zwei Stücke gehauen haben soll, um die sich zwei seiner Soldaten stritten und denen er je eine Hälfte der Toten übergeben ließ. Vordergründig ging es dem englischen Söldnerführer jedoch nicht um das Töten von Menschen, das Zerstören von Städten oder das Verwüsten von Landschaften, ihn interessierte nur der Sold. „Daher bitte ich Euch, Messer Giovanni condotierre, süß, da Ihr Euer Entzücken an Krieg und Kampf findet, führt keinen Krieg mehr gegen Christen, denn das beleidigt Gott. Zieht gegen die Türken, damit ihr nicht länger ein Knecht und Soldat des Teufels, sondern ein männlicher und wahrer Ritter werdet“, schrieb ihm erneut die infolge des Massakers von Cesena aufgebrachte Katharina von Siena. Nach Cesena trat Hawkwood in die Dienste Bernabò Viscontis, der ihm 250.000 Gulden Jahreseinkommen gewährte und dessen uneheliche Tochter Donnina er heiraten durfte. Streitigkeiten und Verrat führten aber bald zum Bruch zwischen dem Mailänder Herrscher und seinem Condotierre, der noch im Jahr 1377 einen Vertrag mit dem neuen florentinischen Gonfalonier Salvestro de’ Medici (1331–1388) abschloss und seinen neuen Wohnsitz in San Donata nahe Florenz nahm. Florenz 1377 bis 1394 In florentinischen Diensten kämpfte der Feldherr zuerst an der Seite Mailands gegen den Papst, dann – in den Jahren 1378 und 1379 – an der Spitze einer Anti-Mailänder Allianz gegen die Visconti. 1381 weilte John Hawkwood als Gesandter des englischen Königs Richard II. (* 1367, König 1377–1399, † 1400) in Rom. 1382/83 unterstützte er – im Auftrag seines Dienstherrn – Karl III. von Durazzo (* 1345, König von Neapel 1382–1386) in dessen Krieg gegen Ludwig von Anjou (1339–1384). 1387 wurde Hawkwood erneut ausgeliehen, diesmal zog er für Francesco Carrara († 1393), bis 1388 Herrscher von Padua gegen Antonio della Scala (1362–1388), dem Markgrafen von Verona in den Krieg. Dabei gelang es ihm den gegnerischen Condottiere Giovanni Ordelaffi (1355–1399) in der Schlacht bei Castagnaro am Westufer der Etsch zu besiegen und 4.600 Ritter sowie 800 Soldaten gefangen zu nehmen. 1391 begann der Engländer seinen letzten Feldzug gegen Mailand – gemeinsam mit dem von Florenz engagierten Franzosen Jean d’Armagnac (1359–1391) – dem älteren Bruder des späteren Connétables von Frankreich, Bernard VII. d’Armagnac (1360–1418) – dessen Leichtsinn allerdings einen Sieg des gegnerischen Feldherren Jacopo dal Varme (1350–1409) in greifbare Nähe rückte. Hawkwood schaffte es jedoch, mit seinen Truppen den Mailändern zu entweichen, so dass schließlich Anfang 1392 ein für Florenz akzeptabler Friedensvertrag unterzeichnet werden konnte. Ihren über siebzigjährigen Feldherren belohnten die dankbaren Florentiner mit dem Bürgerrecht ihrer Stadt. Seinem Sohn und ihm wurden außerdem lebenslange Steuerfreiheit zugesichert, seinen zwei Töchtern je 2.000 Gulden Aussteuer gewährt und seine Frau bekam 9.000 Gulden Witwenpension zugestanden. Bereits zu diesem Zeitpunkt besaß Hawkwood ausgedehnte Ländereien in der Romagna und in der Toskana, ebenso war er Eigentümer eines Schlosses in Montecchio Vesponi. Obwohl von seinen florentinischen Mitbürgern hoch geachtet, plante Hawkwood seine Rückkehr nach England, er verstarb allerdings während der Vorbereitungen am 16. März 1394 in Florenz. Die Florentiner bestatteten ihn im linken Seitenschiff des Domes Santa Maria del Fiore und Paolo Ucelli (1397–1475) schuf später ein Reiterstandbild mit der Aufschrift „johannes acutus, eques Britannicus“. Richard II. ließ 1397 Hawkwoods Gebeine nach Essex überführen. John Hawkwood war zweimal verheiratet. Aus seiner ersten – noch in England geschlossenen Ehe – stammen zwei Söhne und drei Töchter, von denen eine die Vorfahrin des Dichters Percy B. Shelley (1792–1822) war. Aus der zweiten Ehe mit Donnina Visconti entstammen zwei Töchter und ein Sohn. Die ältere Tochter heiratete den Podesta von Ferrara, die jüngere den deutschen Condottiere Conrad Prospergh. Der Sohn John zog 1397 als erfolgreicher Geschäftsmann nach England. Literatur * Klaus Schelle, "Die Sforza - Bauern, Condottieri, Herzöge", Magnus Verlag Essen * Barbara Tuchmann, "Der ferne Spiegel - Das dramatische 14. Jahrhundert", Lizenzausgabe des SPIEGEL-Verlags Rudolf Augstein GmbH & Co. KG für die Spiegel-edition 2006/07, ISBN 978-3-87763-032-7 * John Hawkwood (Wikipedia) "Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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04.07.2012, 17:41
Beitrag: #30
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Meinhard II. von Tirol
Meinhard II. von Tirol (* um 1238; † 1. November 1295 in Greifenburg) war einer der bedeutendsten Reichsfürsten der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Er entstammte dem ursprünglich in der Grafschaft Görz (heute Gorica) beheimateten Geschlecht der Meinhardiner und wird als der eigentliche Begründer des Landes Tirol betrachtet. Meinhard II. war von 1258 bis 1295 Graf von Tirol und von 1258 bis 1271 – gemeinsam mit seinem Bruder Albert – als Meinhard IV. Graf von Görz. 1286 erhob ihn König Rudolf I. zum Reichsfürsten und belehnte ihn mit dem Herzogtum Kärnten. Des Weiteren war Meinhard II. auch Pfandherr der Windischen Mark und des Herzogtums Krain. Leben Meinhard wurde um 1238 als ältester Sohn des Grafen Meinhard III. von Görz (* vor 1194; † 1258) und der Adelheid von Tirol (* 1218/20; † 1279) geboren. Adelheid war eine der beiden Erbtöchter des damals herrschenden Grafen von Tirol, Albert III. (* 1180/90; † 1253), der mit seinen beiden Schwiegersöhnen Graf Meinhard III. von Görz und Herzog Otto II. von Andechs-Meranien († 1248) gegenseitige Erbverträge geschlossen hatte. So erbte Albert III. nach dem Erlöschen des Hauses Andechs-Meranien dessen Besitzungen im Süden von Tirol, in Kärnten, in der Windischen Mark und in Dalmatien. Um dieses Erbe brach ein Krieg mit dem aus dem Haus Spanheim stammenden Herzog von Kärnten und dessen Sohn, dem Elekten bzw. Erzbischof von Salzburg aus. Dieser Allianz unterlagen 1252 Albert III. von Tirol und Meinhard III. von Görz und der Graf von Tirol geriet bei der Belagerung von Greifenburg in die Gefangenschaft seiner Gegner. Infolge des noch 1252 geschlossenen Frieden von Lieserhofen erhielt jedoch der alte Graf von Tirol seine Freiheit zurück. Allerdings wird er neben den hohen Geldforderungen es als besonders bedrückend empfunden haben, seine beiden Enkel, den etwa vierzehnjährige Meinhard und dessen zwölfjähriger Bruder Albert als Geisel an den Erzbischof von Salzburg zu übergeben. Als Albert III. im darauf folgenden Jahr verstarb, hinterließ er seinen Erben Meinhard III. von Görz und Gebhard IV. von Hirschberg († 1275), dem aus Mittelfranken stammenden zweiten Gatten seiner Tochter Elisabeth (* 1220/25; † 1256) zahlreiche Herrschaften. Da auch die zweite Ehe Elisabeths kinderlos blieb, fiel deren Erbe ebenfalls an Meinhard I. von Tirol (bzw. Meinhard III. von Görz). Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1258 wurde Meinhard II. aus der Geiselhaft des Salzburger Erzbischofs entlassen. Die sechs Jahre in der Gefangenschaft prägten den jungen Grafen maßgebend, besonders seine ablehnende Haltung gegenüber der Ausübung von weltlicher Macht durch kirchliche Institutionen war herausgebildet und blieb eine Konstante seines politischen Handelns. Er näherte sich deshalb zielbewusst den politischen Vertretern eines starken Königtums, die allerdings während des Interregnums 1254 bis 1273 sehr zurückhaltend agierten. Sein eindeutiges Bekenntnis zur staufischen Partei zeigte sich vor allem in seiner 1259 geschlossenen Ehe mit Elisabeth von Bayern (1227–1273), Witwe von Kaiser Konrad IV. (1228–1254) und somit ehemalige Schwiegertochter Kaiser Friedrichs II. (1194–1250). Die Ehe führte dazu, dass Elisabeths - aus Hausgütern der Staufer gebildetes - Wittum im Norden Tirols in die Grafschaft Tirol eingegliedert wurde. Die Abneigung der Päpste auf die Staufer und ihre Parteigänger übertrug sich nun auch auf Meinhard II., der im Jahr 1267 gemeinsam mit Rudolf von Habsburg (1218–1291) seinen jugendlichen Stiefsohn Konradin von Hohenstaufen (1252–1268) auf dessen Kriegszug gegen Karl von Anjou (1220–1285) begleitete. Allerdings verließen die beiden erfahrenen Politiker den jungen Heißsporn bei Verona, Konradin unterlag wenige Monate später dem vom Papst unterstützten Usurpator, der ihn dann auf dem Marktplatz von Neapel hinrichten ließ. Meinhard II. festigte daraufhin sein Bündnis mit Rudolf von Habsburg und verlobte seine jüngere Tochter Elisabeth (1262–1313) mit Rudolfs ältestem Sohn Albrecht (1255–1308), 1276 folgte die Vermählung. Ein weiteres politisches Bekenntnis Meinhards zu den Staufern war die Verlobung seiner ältesten Tochter Agnes mit dem Markgrafen Friedrich I. von Meißen (1257–1323), damals „der Gebissene“ – später „der Freidige“ genannt, der über seine Mutter Margarethe von Hohenstaufen (1237–1271) ein Enkel Friedrichs II. und somit der Hoffnungsträger der staufischen Partei war. Allerdings heiratete Agnes erst 1286 den Wettiner, ein Grund dafür mag wohl dessen schwierige Situation in den Verwicklungen seines Stammlandes gewesen sein. Einen ersten politischen Erfolg verbuchte der junge Graf von Tirol bereits 1261, indem er die Freilassung seines Bruders Albert (1240–1304) aus der Gefangenschaft des Salzburger Erzbischofs erreichte. Danach regierten die Brüder gemeinsam, ehe sie am 4. März 1271 auf Schloss Tirol einen Teilungsvertrag unterschrieben. Albert erhielt die Grafschaft Görz und ein in sich nicht geschlossenes Gebiet, das sich vom Pustertal im Westen bis nach Istrien im Osten erstreckte. Zentrale Orte seines Herrschaftsgebietes waren die Städte Lienz und Görz am Isonzo. Ebenso wurden die Einnahmen aus dem Zoll- und Bergregal geteilt. Beide Linien blieben auch berechtigt, sich Graf von Görz und Tirol zu nennen. Da Albert kurz vor seinem Tod sein Land unter seine Söhne aufteilte und diese später ihr Erbe erneut teilten, zerfiel Alberts Erbe in Splitterherrschaften und die vier verschiedenen Zweige der Grafen von Görz blieben bis zu ihrem Aussterben im Jahr 1500 unbedeutend. So konnten sie zum Zeitpunkt des Aussterbens der Tiroler Linie (1369) das im Teilungsvertrag beschlossene, gegenseitige Erbrecht nicht gegen die Habsburger behaupten. Nach 1271 setzte Meinhard seine expansive Politik in Tirol fort. Als Mittelpunkt seiner Herrschaft wählte er sich die Stadt Bozen aus, die ursprünglich dem Bischof von Trient unterstand, die diesem jedoch mit Waffengewalt entrissen wurde. Das militante Vorgehen gegen die Bischöfe von Trient und Brixen und die Unterstützung Konradins veranlasste die Kurie, Meinhard mit dem Kirchenbann zu belegen. Die im Jahr 1273 erfolgte Gründung des Zisterzienser-Klosters Stams im Oberinntal kann als Einlenken des Grafen von Tirol gewertet werden. Sie ist aber vor allem ein politisch-religiöser Akt mit dem sich das im Entstehen befindliche Landesfürstentum ein religiöses Zentrum und einen Ort für die Gräber der herrschenden Dynastie schuf. Seit 1276 unterstützte Meinhard II. den deutschen König Rudolf I. in dessen Kampf gegen den böhmischen König Ottokar II. Premysl (1232–1278). Während der Habsburger Ottokar in Böhmen angriff, flankierte Meinhard dessen Vormarsch durch einen gleichzeitigen Vorstoß durch Kärnten und die Steiermark, während sein Bruder Albert die Truppen des böhmischen Königs in Krain angriff. Für diese Unterstützung wurde der Graf von Tirol nach der Überwindung verschiedener Widerstände – vor allem von den Anhängern der erloschenen Dynastie der Spanheimer – am 1. September 1286 von König Rudolf mit dem Herzogtum Kärnten belehnt. Allerdings: An der alles entscheidenden und für die Geschichte Österreichs bedeutenden Schlacht auf dem Marchfeld am 26. August 1278 – in der Ottokar II. von Böhmen den Tod fand - nahm der Graf von Tirol nicht teil, obwohl Rudolf dessen Gefolgschaft gefordert hatte. Stattdessen gab Meinhard II. vor, in Kämpfen mit dem Trienter Bischof verwickelt gewesen zu sein. Politisch stand Meinhard jedoch dem Habsburger bald wieder zur Seite, indem er ihn zur Mäßigung gegenüber Böhmen riet. So ist es der Diplomatie Meinhards und des Burggrafen Friedrich III. von Nürnberg (1220–1297) zu verdanken, dass Mähren nach fünf Jahren an Böhmen zurückgegeben wurde und dass Rudolfs minderjähriger jüngster Sohn Rudolf (1271–1290) mit Agnes von Böhmen (1269–1296) und der ebenfalls minderjährige König Wenzel II. von Böhmen (1271–1305) mit der kleinen Guta von Habsburg (1271–1297) vermählt wurden. In seinen letzten Jahren beschäftigte sich Meinhard II. vor allem mit wirtschaftlichen Fragen und dem weiteren Ausbau der Verwaltung Tirols. Als er am 1. November 1295 verstarb, hinterließ er seinen drei Söhnen geordnete Staatswesen, die sie zuerst gemeinsam verwalteten, ehe nach dem Tod seiner beiden Brüder Heinrich von Kärnten und Tirol alleiniger Herrscher wurde. Wirtschaft und Verwaltung Neben dem Zusammenschluss unterschiedlicher Grund- und Landesherrschaften zur Grafschaft Tirol führten viele wirtschaftliche Reformen zum Aufstieg dieses Landes. Eine wichtige Maßnahme Meinhards war das mit der Republik Venedig abgeschlossene Geleitabkommen, in dem er sich verpflichtete, für die Sicherheit der venezianischen Transporte zu sorgen. Die Sicherheit auf Tirols Straßen führte zu einem Anstieg des Verkehrsaufkommens und schließlich zu erhöhten Zolleinnahmen. Als einer der ersten Landesherren achtete Meinhard darauf, dass alle dem Landesherren zustehenden Einnahmen aufgezeichnet und abgerechnet wurden. Ebenso wurden alle staatlichen Ausgaben registriert. Ebenso brachte die Münzprägung erhebliche finanzielle Einnahmen. Der seit 1259 in Meran geprägte Adlergroschen war die erste im deutschen Sprachraum geprägte Mehrpfennigmünze. Dieses 20-Veroneser- bzw. 20-Berner-Geldstück, das wegen seines auf dem Revers geprägten Doppelkreuz „Kreuzer“ genannt wurde, entwickelte sich zu einer geschätzten Münze, die einen hohen Stellenwert vor allem bei den italienischen Kaufleuten und Bankiers besaß. Nicht vergessen darf man Meinhards Bemühen den Bergbau zu fördern oder das Verlegen der Saline in Thaur an den wirtschaftlich günstigeren Standort nach Hall. Außerdem versuchte Meinhard II. die Gerichts- und Verwaltungsbefugnisse des Tiroler Adels abzuschaffen. Aus diesem Grund schuf er eine Beamtenschaft, deren Angehörige oft aus den unteren sozialen Schichten stammten und ihm deswegen besonders loyal dienten. Diese Beamten reorganisierten das Land, registrierten alle ererbten und neu gewonnenen Rechtstitel und trugen so zur Vereinheitlichung des Landes bei. Eine Besonderheit Tirols war die von Meinhard II. geförderte Selbstverwaltung der Landgemeinden und die Aufbesserung der rechtlichen Situation der Bauern. Im Wesentlichen blieb die von Meinhard aufgebaute Struktur Tirols bis zum Ende des Ersten Weltkriegs (1918) erhalten. Nachkommen Nachkommen aus der Ehe mit Elisabeth von Bayern (1227–1273) * Albert, Graf von Tirol (1259/60–1292) * Agnes (1260/61–1293) heiratete 1286 Markgraf Friedrich I. (den „Gebissenen“ oder den „Freidigen“) von Meißen (1257–1323) * Elisabeth (1262–1313) heiratete den späteren König Albrecht I. von Österreich (1255–1308) * Otto III. (1265–1310), Graf von Görz und Tirol, Herzog von Kärnten * Heinrich von Kärnten-Tirol (1270–1335), Herzog von Kärnten, Graf von Tirol, er war von 1307 bis 1310 König von Böhmen, musste jedoch Johann von Luxemburg weichen. Heinrichs Tochter war die (angeblich) hässliche Herzogin Margarethe Maultasch (1318–1369). Nach dem Tod ihres Sohnes Meinhard III. (1344–1363) fielen Tirol und Kärnten an die Habsburger. * Ludwig (1271/73–1305) Außerdem zeugte Meinhard II. zahlreiche uneheliche Nachkommen: * Friedrich, Domprobst von Brixen († 13. März 1333) war mit Anna von Reichenberg verheiratet * Heinrich, Graf von Eschenloch († 1349) * Albrecht von Camian und Forst, Burggraf von Tirol († 1335/36) war mit Floridiana (Siguna) von Schlandersberg verheiratet * und weitere zehn uneheliche Kinder mit unbekannten Frauen Des Weiteren war Meinhard II. der Stiefvater von Konradin von Hohenstaufen (1252–1268), der aus der ersten Ehe seiner Mutter Elisabeth von Bayern mit Konrad IV. (1228–1254) stammte und somit ein Enkel Kaiser Friedrichs II. (1194–1250) war. Literatur *Josef Riedmann, Geschichte Tirols, Zweite, durchgesehene Auflage, Verlag für Geschichte und Politik Wien 1988 * Johann Franzl, Rudolf I. – Der erste Habsburger auf dem deutschen Thron, Verlag Styria, Graz Wien Köln, 1986 * Prof. Walter Kleindel, Die Chronik Österreichs, Chronik Verlag im Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH, Gütersloh/München, 4. durchgearbeitete Auflage 1994 * Meinhard II. von Tirol (Wikipedia) "Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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07.07.2012, 17:42
Beitrag: #31
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Georg Büchner (1813-1837)
Georg Büchner ist als erstes Kind von Ernst Karl Büchner (1786-1861) und dessen Ehefrau Louise Caroline Reuss (1791-1858) am 17. Oktober 1813 in Goddelau, einem Dorf im Großherzogtum Hessen-Darmstadt, geboren. Sieben weitere Geschwister folgen nach, von denen zwei bereits im Kindesalter sterben. Die Kinder wachsen in gutbürgerlichen Familienverhältnissen auf. Während seiner Geburt tobt bei Leipzig die Entscheidungsschlacht in den Napoleonischen Befreiungskriegen, die sogenannte "Völkerschlacht von Leipzig". Sein Vater ist Bezirksarzt in Goddelau und als dieser eine Stelle als Medizinalrat erhält, zieht die Familie nach Darmstadt. Nebenher betreibt er wissenschaftliche Forschungen in seinem Laboratorium, in welchem sich sein Sohn Georg gerne aufhält. Vor seiner Verheiratung hat der Vater jahrelang als Lazarettarzt unter Napoleon Bonaparte gedient und bleibt lebenslang ein großer Bewunderer Napoleons. Die Mutter, die mit ihrer Familie vor den französischen Revolutionstruppen aus der Heim fliehen musste, ist Napoleon Bonaporte nicht sehr wohlgesonnen. Sie ist Hausfrau und für die Erziehung der Kinder verantwortlich. Diese ist auch die erste Lehrerin für Georg und unterrichtet ihn ab 1820 in Lesen, Schreiben und Rechnen, zudem fördert sie die Urteilsfähigkeit der Kinder und regt diese zu selbständigem Denken an. Sie gleicht die Strenge des Vaters aus und bringt den Kindern die Poesie nahe. Im Jahre 1822 tritt Georg Büchner in die priavte Erziehungs- und Unterrichtsanstalt des Theologen Dr. Carl Weitershausen ein und erhält Unterricht in den Fächern der höheren Schulstufen. Die Erziehungsziele der damaligen Schulausbildung waren vorallem Ordnung, Fleiß, Gehorsam und Selbstüberwindung. Georg Büchner wechselt 1825 auf das Humnanistische Gymnasium in Darmstadtm über. Er ist ein guter Schüler, aber die klassischen Fächer langweilen ihn, seine Neigung gehört den naturwissenschaftlichen Fächern, deren Unterricht zur damaligen Zeit noch sehr vernachläßigt wird. Auf dem Gymnasium bildet sich eine Gruppe, die sich der Erörterung von Fragen der Politik, der Literatur und der Philosophie widmet. Dieser Gruppe schließt sich Georg Büchner an. Sein Interesse für Politik verstärkt sich und er beobachtet aufmerksam die politischen Geschehnisse in der kurfürstlichen Residenzhauptstadt Darmstadt. Bei einer Veranstaltung seines Gymnasiums am 29. September 1930 hält er eine beachtenswerte "Rede zur Verteidigung des Cato von Utika", in welcher er den Widerstandsgeist und Opfermut des Römers lobt. Am 30. März 1831 erhält Büchner sein Reifezeugnis und beendet seine Schulzeit mit einer Abiturientenrede in lateinischer Sprache. Georg Büchner beginnt im November 1831 ein Medizinstudium an der französischen Universität Straßburg und wohnt während dieser Zeit bei dem verwitweten Pfarrer Johann Jakob Jaeglé. Dessen Tochter Louise Wilhelmine (1810 - 1880), genannt Minna, wird zuerst seine heimliche Geliebte bis er sich mit ihr im Frühjahr 1832 offiziell verlobt. In Straßburg macht Georg Büchner Bekanntschaft mit demokratischen Kräften sowie der sozialistischen Opposition gegen die Politik des französischen Bürgerkönigs Louis Philippe. Seine Briefe aus dieser Zeit weisen ein lebhaftes Interesse an der Politik auf, seinen Bekannten erscheint er eher radikal. Durch einen Studienkollegen bekommt er Kontakt zu der Studentenverbindung "Eugenia". In dieser versammeln sich politisch engagierte Studenten, die oft in Opposition zur herrschenden Politik stehen. Büchner bewährt sich in verschiedenen Debatten und kritisiert sowohl die deutschen Regierungen als auch die konstitutionelle Verfassung Frankreichs. In Sraßburg hat Georg Büchner die Macht des Bürgerkönigtums und die Herrschaft der neuen Geldaristokratie kennen und durchschauen gelernt. Georg Büchner aber geht es um die soziale Revolution, die auch vom ganzen Volk getragen werden muss. Er ist bereit um die Bürgerrechte für die Angehörigne des Vierten Standes, also der Arbeiter, Handwerker und Bauern, zu kämpfen. Deshalb setzt er sich deutlich von den deutschen Burschenschaftlern ab, deren vorrangigen Ziele die nationale Einheit, die Unabhängigkeit und Pressefreiheit ist, nicht aber das Wohl des kleinen Mannes, dessen Hilfe sie sich höchstens bedienen wollen. Da seine Erlaubnis zu einem Auslandsstudium abgelaufen ist, immatrikuliert sich Georg Büchner am 31. Oktober 1833 an der Universität Gießen, um dort sein Medizinstudium abzuschließen. Dort leidet er sehr unter der Trennung von seiner Verlobten Minna und der bedrückenden Enge von Gießen, einer Stadt, die als Ort der oppositionellen Umtriebe gilt und deshalb unter verschärfter Polizeikontrolle steht. Anfangs des Jahres 1834 betreibt Büchner intensive Studien über die Geschichte der Französischen Revolution und unter diesen Eindrücken schreibt er seiner Verlobten den sogenannten "Fatalismusbrief", in welchem er sich kritisch mit dem Ablauf der Französischen Revolution auseinandersetzt und feststellt, dass deren Ziele nicht erreicht worden sind und das Volk wieder mal nicht für sich selbst, sondern für die Bessergestellten geblutet hat. Im März 1834 gründet Büchner die Gießener Gruppe "Gesellschaft der Menschenrechte" und im April eine weitere in Darmstadt. Diese Gruppen sind illegal und die Tätigkeit für diese nach geltendem Recht Hochverrat. Durch August Becker, einem Freund aus Gießen, bekommt er Kontakt zu dem Theologen Dr. Friedrich Ludwig Weidig, mit welchem er das Konzept des "Hessischen Landboten" entwickelt. Der "Hessische Landbote" ist ein Flugblatt mit eindeutig politischen Absichten. Das Flugblatt soll das Volk aufrühren, indem auf die Kluft zwischen arm und reich, sowie auf die dadurch entstehenden Ungerechtigkeiten aufmerksam gemacht wird. Die knappe Zusammenfassung und Interpretation der Staatseinnahmen, beziehungsweise der Ein- und Ausgaben des Großherzogtums Hessen, gibt dem Leser den Vergleich zu seinem eigenen mühevollen Leben und führt ihm sein Elend und seine Abhängigkeit vor Augen. Mit der Losung: "Friede den Hütten! Krieg den Palästen!" wird zum Kampf gegen die Besitzenden aufgerufen. Im Mai 1834 ist das Flugblatt endgültig fertiggestellt und wird Dr. Weidig, der einen geheimen Zugang zu einer Druckerpresse in Offenbach hat, zum Druck übergeben. Dieser überarbeitet es in seinem Sinne und entfernt die Schärfe gegen die Oberigkeit ohne Rücksprache mit Büchner zu nehmen, der über die erfolgten Änderung sehr erbost gewesen sein soll. In der Nacht vom 31. Juli 1834 werden die ersten gedruckten Exemplare von Freunden Büchners, darunter Carl Minnigerode, in Offenbach abgeholt. Aufgrund des Verrates von Konrad Kuhl, einem Mann aus dem vertrauten Umkreis von Dr. Weidig, wird dieser bei seiner Rückkehr nach Gießen festgenommen. Carl Minnigerode bleibt drei Jahre in Untersuchungshaft, in welcher er schwerer körperlicher und seelischer Mißhandlung ausgesetzt ist, so dass er schließlich aus gesundheitlichen Gründen entlassen werden muss. Er wandert 1839 unter dem Druck der politischen Verhältnisse in die Vereinigten Staaten von Amerika aus. Georg Büchner, der von Konrad Kuhl als Verfasser des "Hessischen Landboten" angegeben wird und dessen Zimmer deshalb in Gießen durchsucht wurde, kann aufgrund seines mutigen Verhaltens, indem er sich freiwillig dem Untersuchungsrichter stellt, diesem Amtsmißbrauch vorwirft, da der Untersuchungsrichter trotz mangelnder Beweise gegen ihn agiert habe, seiner Verhaftung vorerst entgehen. Vorsichtshalber verbringt er den Winter 1834/1835 in seinem Elternhaus, bleibt aber weiterhin politisch aktiv. Im Januar 1835 schreibt er im Laboratorium seines Vaters innerhalb von fünf Wochen das Drama "Dantons Tod". Es handelt von der Ausbeutung und der Ungleichheit der Menschen, er kritisiert die Französische Revolution und ihren Ausgang. Im Juni 1835 erscheint die Buchausgabe. Das Honorar hierfür will er für eine eventuell schnell notwendig werdende Flucht verwenden, da er sich in diesem Fall nicht an den Vater wenden kann und will. Als Georg Büchner im März 1835 eine Vorladung zum Verhör erhält, sieht er den Zeitpunkt für seine Flucht gekommen. Um der Vernehmung zu entgehen flieht er nach Straßburg ins Exil. Er bezieht sein altes Zimmer bei seiner Verlobten Minna Jaeglé und deren Vater. Am 13. Juni1835 erläßt der Untersuchungsrichter einen Steckbrief gegen Georg Büchner. Während die Geschwister und die Mutter offenbar Verständnis für Georgs Flucht aufbringen, ist der Vater darüber in höchstem Grade erbittert. Er stellt für eineinhalb Jahre den Kontakt zum Sohn ein, läßt ihm aber die nötigen Geldmittel zukommen, die ihm die weitere Ausbildung ermöglichen. Zwischen April und November 1835 entsteht die Novelle "Lenz". Vorbild hierfür ist der Dichter Jakob Michael Lenz (1751-1792) und der Philanthrop Johann Friedrich Obelin (1740-1826). Die Novelle hat teilweise den Charakter einer autobiographischen Arbeit, da Georg Büchner sich zu dieser Zeit in einer tiefen Krise befindet. "Lenz" erscheint erst 1839, also nach dem Tod Büchners. Ab Herbst 1835 befasst er sich mit seiner Dissertation. Das Thema lautet: "Über das Nervensystemder Barben". Im März 1836 beendet Georg Büchner seine Arbeit und am 05. September 1836 wird ihm von der Zürischer Fakultät die philosophische Doktorwürde verliehen. Gleichzeitig erhält er eine Einladung zu einer Probevorlesung. Bereits im Sommer 1835 beteiligt er sich an einem Wettbewerb des Cotta-Verlages, wofür er das Lustspiel "Leonce und Lena" schreibt. Das Stück wird 1838 veröffentlicht. Etwa in denselben Zeitraum fällt auch die Entstehung des Stücks um den Mörder Franz Woyzeck, das er allerdings nicht mehr fertigstellen kann. Er hinterläßt es als ungeordnete Sammlung von Szenenentwürfen und Fragmenten. Ein weiteres Drama über den intalienischen Renaissanceschriftstellter Pietro Aretino ist nicht erhalten. Am 18. Oktober 1836 reist Georg Büchner nach Zürich, um der mit der Doktorwürde ausgesprochenen Einladung, nachzukommen. Am 11. Novemer 1836 hält er die für eine Dozentur erforderliche Probevorlesung. Am 20. Januar 1837 legt er sich mit einer Erkältung zu Bett. Einige Tage später stellt sich heraus, dass es sich bei seiner Krankheit um Typhus handelt. Diese Krankheit verlief zur damaligen Zeit meist tödlich. Minna Jaeglé trifft am 17. Februar 1837 in Zürich ein. Zwei Tage später, am 19. Februar 1837, erliegt Georg Büchner seiner Krankheit im Alter von nur 23 Jahren. Er wird am 21. Februar1837 auf dem Zürichberg beigesetzt. Georg Büchner war ein typischer Vertreter des Vormärzes. Sein literarisches Werk umfasst nur vier Stücke, nämlich das Drama "Dantons Tod", das Büchner im Jahre 1835 geschrieben hat und welches auch im selben Jahr veröffentlich wurde die Novelle "Lenz", geschrieben ebenfalls im Jahre 1835, welches aber erst nach seinen 'Tod im Jahre 1839 veröffentlicht wurde das Lustspiel "Leonce und Lena", geschrieben im Jahre 1836. erst nach seinem Tod im Jahre 1842 veröffentlicht das Drama "Woyzeck", im Jahre 1836 geschrieben, erstnach seinem Tod veröffentlicht im Jahre 1879 Noch einige erklärende Worte zum Vormärz: Der Begriff Vormärz bezieht sich auf die oppositionellen und revolutionären Schriften in der Zeit zwischen dem Wiener Kongress 1815 und der Revolution in Frankreich im Juli 1930, beziehungsweise der März-Revolution 1848. Im Wiener Kongress wurde die Restauration, also die Wiederherrstellung der alten, vornapoleonischen Feudalordnung beschlossen. Der Adel wurde wieder in seinen Rechten gestärkt, die Rechte des Bürgers werden wieder eingeschränkt. In den Karlsbader Beschlüssen 1819, nach der Ermordung des Schriftstellers August von Kotzebue durch Karl Sand werden die Versammlungs-, die Presse- und Redefreiheit noch weiter eingeschränkt. Da Karl Sand der Burschenschaft angehörte, werden diese ganz abgeschafft. Politisch anders denkende Menschen haben nun keine Möglichkeit mehr, ihre Meinung zu äußern. Diejenigen, die dagegen verstoßen, werden verfolgt und müssen ins Ausland emigrieren. Zu den Dichtern des Vormärz zählen unter anderen: Georg Büchner, Heinrich Heine, Karl Gutzkow und Ferdinand Freiligrath Quelle: Georg Büchner, Leben und Werk |
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08.07.2012, 12:19
Beitrag: #32
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Orelie Antoine de Tounens .
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Orelie Antoine de Tounens : König von Araukanien und Patagonien . Geboren wurde er am 12. Mai 1825 in Chorgnac d`Ans . Er verstarb am 19.9.1878 auch in Frankreich . Eigentlich sollte er Aurelien getauft werden und nicht Aurelie und sicher nicht Orelie . Aber der Standesbeamte verwechselte das Geschlecht des Täufling und er stand vermutlich mit der Rechtschreibung auf Kriegsfuß . Er studierte die Juristerei und wurde Anwalt . ( Advocat ) . Da er von seiner Familie immer hörte , daß sie von einer fürstlichen Familie abstamme , träumte er von Höherem . Kurzerhand , 32 Jahre alt , pumte er seine Verwandtschaft an , verkaufte die Kanzlei und reiste in die Welt , nach Südamerika. ![]() Sofort hatte er weitreichende Ideen . Zur Förderung des Handels wollte er eine Eisenbahnlinie von der Südspitze Südamerikas nach Nordamerika und von Alaska nach Kamtschatka , durch Rußland nach Frankreich bauen . Da die Behringstrasse nicht überbrückbar war , sollte sie zugeschüttet werden . Im Südlichen Zipfel von Südamerika wohnen die Indianerstämme der Araukaner und Mapuche . Diese waren sehr kriegerisch und auf ihre Selbstständigkeit bedacht . An ihnen bissen sich schon die Inkas und später die Spanier die Zähne aus . Sie wurden bis Dato nie unterworfen . Orélie Antoine de Tounens feuert die Häuptlinge der Mapuche an : ![]() Chile ( 1818 ) und Argentinien ( 1811 ) errangen ihre Unabhängigkeit von Spanien und mit wachsender Bevölkerung , wuchs ihre Begehrlichkeit auf die fruchtbaren , unbesetzten Gebiete der Indianer . Aus Wikipedia : ![]() In jener unruhigen Zeit kam Tounens gerade recht . Er wird von einigen Häuptlingen zum König gewählt . Er griff mit einer besoffenen Horde Indianer , tollkühn , eine Heeresgruppe der Argentinier an und schlägt sie in die Flucht . Somit hatte Er mit seinen Untertanen , ihr Land , Patagonien verteidigt . Aus Wikipedia ; Urheber : B1mbo . ![]() Da wird er von seinem Diener verraten und an die Chilenen ausgeliefert . Er reist zurück nach Paris und wird Lampenputzer . Die Pariser Schickeria versorgt ihn immer wieder mit Geldern , sodaß er noch dreimal nach Patagonien , in sein Königreich , reisen konnte . In Südamerika wurde er mehrmals eingekerkert , sogar für geisteskrank erklärt , um politische Diskrepanzen mit Frankreich zu vermeiden . Jedes Mal wurde er Abgeschoben . Die Fahne : ![]() Heute gibt es in Frankreich noch über tausend Bürger des Königreichs . Sogar Konsulate gibt es weltweit . Der Nationalitätenaufkleber ist „ PTG „ . http://www.zeit.de/1997/08/Der_Koenig_von_Patagonien http://de.wikipedia.org/wiki/Or%C3%A9lie...de_Tounens http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigr...Patagonien Luki Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag ![]() |
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09.07.2012, 01:16
Beitrag: #33
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Hugo von Lotharingien (Hugo von Elsass)
Hugo von Lotharingien, Herzog im Elsass (* 855/857; † nach 895/900 in der Abtei Prüm) war der einzige Sohn von König Lothar II. von Lotharingien (* um 835; † 869) und dessen Friedelfrau Waldrada († nach 869). Vorgeschichte Nach dem Tod Lothars I. im Jahr 855 wurde dessen Reich, das fränkische Mittelreich, zwischen dessen drei Söhne aufgeteilt. Ludwig II. (823–875), der älteste Sohn bekam Italien und die Kaiserwürde übertragen, der jüngste Sohn Karl († 863) erbte die Provence und Burgund. Der mittlere Sohn Lothar II. erhielt das nach ihm benannte Lotharingien im Norden des Reiches. Seine bis 869 dauernde Herrschaft war geprägt durch die Kinderlosigkeit seiner Ehefrau Theutberga († 875) und den daraus folgenden Kampf Lothars, diese Ehe wieder aufzulösen. Lothar II. pflegte schon vor seiner Eheschließung eine Beziehung (möglicherweise eine Friedelehe) zu Waldrada, einer aus dem Maas-Mosel-Raum stammenden Adligen. Es ist bis ins 9. Jahrhundert üblich gewesen, dass fränkische Hochadlige neben ihrer oft aus politischen und/oder wirtschaftlichen Gründen geschlossenen Muntehe eine Friedelehe mit einer Frau aus meist niederem Adel schlossen. Diese Friedelfrau galt rechtlich ebenfalls als Ehefrau des Adligen, ihre Kinder galten denen der Muntfrau als ebenbürtig. Bekannte, aus einer Friedelehe stammende, Karolinger waren z.B. Karl Martell (687–741) oder Arnulf von Kärnten (850–899). Zusätzlich führten viele karolingische Adlige rechtlich nicht anerkannte Beziehungen zu Frauen unterschiedlichen Standes, den so genannten Konkubinen, deren Kinder als Bastarde galten und keine Ansprüche auf das Erbe ihrer Väter hatten. Diese Gepflogenheiten des karolingischen Adels wurden von Päpsten wie Nikolaus I. (820–867) heftig bekämpft. 855 schloss Lothar eine (Munt-)Ehe mit Theutberga, der jüngeren Schwester des Bosoniden Hugbert († 864), Herzog von Transjuranien und Laienabt von St. Maurice. Die Ehe erwies sich als schwierig, vor allem weil der zu erwartende Erbe ausblieb. Da Lothar bereits von seiner Friedelfrau einen Sohn (Hugo) hatte, wurde die Kinderlosigkeit der Ehe Theutberga angelastet. Diese verteidigte sich gegenüber den gegen sie erhobenen Vorwürfen mit der Beschuldigung ihres Bruders Hugbert, der sie einst sexuell missbraucht haben sollte und sie danach zwang, das aus der inzestuösen Verbindung entstandene Kind abzutreiben. Diese Aussage Theutbergas führte dazu, dass im Jahr 858 das Bündnis Lothars und Hugberts zerbrach, beide führten seitdem einen erbitterten Krieg gegeneinander. Lothar versuchte daraufhin seine Ehe aufzulösen. Die 860 und 862 in Aachen stattfindenden Synoden versuchten dieses Problem zu lösen, besonders nachdem Theutberga ihre Vorwürfe gegenüber ihren Bruder öffentlich wiederholte. 863 sprach ein in Metz einberufenes Konzil die Scheidung der Ehe zwischen Lothar und Theutberga aus. Dies bedeutete, dass Lothar seine Kinder mit Waldrada – seinen Sohn Hugo und dessen zwei jüngeren Schwestern Gisela (860–907) und Bertha (863–925) – legitimieren konnte. Dass dies nicht geschah, hatte zwei Gründe: Papst Nikolaus I. (820–867) bemühte sich während seines Pontifikats (858–867) die Kirche zu reformieren. Er versuchte vor allem den Stand der Kirche bzw. der ordinierten Priester gegenüber dem (regionalen) Adel zu stärken. So bekämpfte er in den Frankenreichen den Einsatz von Laien in Kirchenämtern. Seine Politik beinhaltete aber auch das Abschaffen fränkischer Traditionen, wie die Friedelehe oder das Verstoßen von Ehefrauen. Deshalb erklärte er den Beschluss des Konzils von Metz, Lothars Ehe aufzulösen, für nichtig. Für dieses Vorhaben gewann er zwei mächtige Verbündete, den ostfränkischen König Ludwig den Deutschen (804/06–876) und den westfränkischen König Karl den Kahlen (823–877), die dem Papst zusicherten, dessen Kirchenreform in ihrem Machtbereich umzusetzen. Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle bekundeten öffentlich ihr Interesse am Fortbestand der Ehe ihres Neffen Lothar. Beiden Karolinger rechneten damit, von der Kinderlosigkeit Theutbergas zu profitieren und beide einigten sich, nach dem Tod Lothars das zwischen dem Ost- und dem Westfrankenreich liegende Lotharingien unter sich aufzuteilen. Dass Lothars Bruder - Kaiser Ludwig II. - als möglicher Erbe außer Acht gelassen blieb, war den tatsächlichen Machtverhältnissen geschuldet. Und Hugo, der nach der Entscheidung des Papstes als Bastard galt, schied deshalb als Erbe des Königreiches Lotharingien von vornherein aus. Lothar II. versuchte nach dem Schiedsspruch des Papstes Hugos gesellschaftliche Stellung zu retten. 867 übertrug er ihm das Herzogtum Elsass und 869 – wenige Monate vor seinem Tod – unterstellte Lothar seinen Sohn dem Schutz Ludwigs des Deutschen. Seine daraufhin begonnenen Verhandlungen mit dem neuen Papst Hadrian II. (792–872) blieben aufgrund seines frühen Tods († 869) ohne Ergebnis. Ludwig der Deutsche hielt sich jedoch nicht an das Lothar gegebene Versprechen, im Jahr 870 schloss er mit Karl den Kahlen, der bereits im Spätsommer 869 den Westen von Lothars Reich besetzt hatte, den Vertrag von Meersen. Lotharingien wurde aufgeteilt und dem noch minderjährigen Hugo blieb das väterliche Erbe verwehrt. Ebenso konnte Lothars II. legitimer Bruder Kaiser Ludwig II. seine Erbansprüche nicht durchsetzen, da er mit der Abwehr der Sarazenen in Süditalien beschäftigt war. Hugos Kampf ums Erbe und sein Scheitern 877 – nach dem Ableben Karls des Kahlen – begann Hugo um sein Erbe zu kämpfen. Begünstigt wurde sein Kampf durch die Rebellion Bernhards von Gothien († nach 878) in Aquitanien. Allerdings blieb der vom lothringischen Adel unterstützte Kampf Hugos erfolglos. Der neue westfränkische König Ludwig der Stammler (846–879) besiegte sowohl die Aufständischen in Aquitanien als auch die in Lothringen und Papst Johannes VIII. (* vor 852; † 882) exkommunizierte schließlich im Jahr 878 Bernhard von Gothien und Hugo von Lotharingien. 879 zog der ostfränkische König Ludwig der Jüngere (835–882) gegen Hugo und den rebellischen lothringischen Adel ins Feld, 880 folgten Feldzüge der westfränkischen Könige Ludwig III. (864–882) und Karlmann (866–884) und des Ostfranken Karl III., genannt der Dicke (839–888). Die Feldzüge waren erfolgreich, die Rebellen wurden geschlagen, doch Hugo konnte nicht gefasst werden. Stattdessen gelang es Hugo neue Verbündete in unzufriedenen Kreisen zu finden. Bemerkenswert ist, dass er sich mit Theotbald von Arles (850/60–887/95), dem Sohn Hugberts bzw. Neffen Theutbergas verband, der schließlich Hugos jüngere Schwester Bertha (863–925) heiratete. Damit erneuerte er das Bündnis mit den in Burgund mächtigen Bosoniden und den mit ihnen eng verwandten niederburgundischen König Boso von Vienne (825–887), einen ambitionierten Gegner der Karolinger. Seit 879/880 mussten sich die beiden Frankenreiche den verstärkten Einfällen von Dänen, Wikinger und Friesen erwehren. Eine Ursache davon war, dass der 878 errungene Sieg des englischen König Alfred des Großen (847–899) über die Dänen dazu führte, deren Angriffziele von England auf die Festlandküste zu verlagern, wobei die politische Schwäche der Karolingerreiche um 880 diese Entwicklung erheblich begünstigte. In dieser Situation verband sich Hugo mit Gottfried (826–885), dem aus Dänemark stammenden Herzog von Friesland, der schließlich nach 25 Jahren friedlichen Verhalten erneut kriegerische Handlungen gegen die Frankenreiche unternahm. Die 882 ausgerichtete Vermählung zwischen Gottfried und Hugos älterer Schwester Gisela (860–907) festigte das Bündnis. Der ostfränkische König Ludwig der Jüngere versuchte Frieden zu stiften. Er stattete Hugo mit einigen Grafschaften und Abteien aus und übertrug ihm die Einnahmen des Bistums Metz. Gottfried bekam Gebiete in Flandern und Niederlothringen zugesprochen. Doch nach dem Tod Ludwigs im Jahr 882 erkannten Hugo und Gottfried ihre Friedenszusagen nicht mehr an. Sie erhoben sich 883 erneut und brandschatzten viele Städte und Dörfer in Lotharingien. Hugo soll außerdem einen seiner Gefolgsleute ermordet haben, um dessen Gattin als Ehefrau zu bekommen. Im Mai 885 war Gottfried schließlich zu Verhandlungen mit den Ostfranken bereit, er wurde jedoch während der vorgetäuschten Verhandlungen vom Babenberger Heinrich von Franken († 886) erschlagen. Gottfrieds Schwager und Verbündeter Hugo streifte noch einige Wochen – mehr oder weniger als Straßenräuber – in Lothringen herum, ehe er von Anhängern Karls des Dicken gestellt wurde. Dieser ließ Hugo blenden und in das Kloster Prüm verbannen, wo Hugo nach 895, möglicherweise erst nach 900 verstarb. Als Geblendeter galt Hugo als regierungsunfähig. Mit ihm trat der mittelfränkische Zweig der Karolinger von der politischen Bühne ab. Ihre Rolle in Niederburgund und Italien übernahm für die folgenden 70 Jahre die Doppelfamilie der Bosoniden/Buviniden. Als bedeutender Vertreter dieser Dynastie gilt der italienische König Hugo von Arles (* vor 887; † 947), der ein Sohn von Bertha von Lotharingien (863–925) und somit ein Neffe Hugos war. Hugos lothringische Anhänger schlossen sich später Arnulf von Kärnten an. Ihren Einfluss ist es zu verdanken, dass Arnulf 894 oder 895 seinen unehelichen Sohn Zwentibold (870/71–900) als König von Lothringen einsetzte. Literatur * Engelbert Mühlbacher; Deutsche Geschichte unter den Karolingern in 2 Bänden; Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion; ISBN 3-88851-052-X * Rudolf Schieffer; Die Karolinger; Verlag W. Kohlhammer; Stuttgart Berlin Köln; 2. durchgesehene und ergänzte Auflage 1997; ISBN 3-17-014584-3 * Pierre Riché; Die Karolinger – Eine Familie formt Europa; Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München, 3. Auflage April 1995; ISBN 3-423-04559-0 * Hugo von Lotharingien (Wikipedia) "Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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11.07.2012, 18:00
Beitrag: #34
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Anna von Sachsen
Anna von Sachsen (* 23. Dezember 1544 in Dresden; † 18. Dezember 1577 in Dresden) war die einzige Tochter des Kurfürsten Moritz von Sachsen (1521–1553) und dessen Ehefrau Agnes von Hessen (1527–1555). Sie war von 1561 bis 1571/75 mit Wilhelm von Oranien (1533–1584) verheiratet und ist die Mutter von Moritz von Oranien (1567–1625), dem späteren Statthalter der Niederlande. Frühe Jahre Anna wuchs als Einzelkind auf, das nach dem Tod ihres Bruders Albrecht (1545–1546) von ihren Eltern besonders geliebt und verwöhnt wurde. Das Mädchen war sehr intelligent und wissbegierig, wurde aber aufgrund einer verwachsenen Schulter und eines Gehfehlers vom höfischen Umfeld als hässliches Kind betrachtet und gemieden. Ihr Vater Moritz gilt als einer der bedeutendsten Reichsfürsten des 16. Jahrhundert. Schon in jungen Jahren widersetzte sich der eigenwillige Wettiner dem politischen Willen seines Vaters Heinrich des Frommen (1473–1541) und verlobte sich mit der Tochter des Landgrafen Philipp von Hessen (1504–1567), der sich als einer Führer der protestantischen Stände im Schmalkaldener Bund behauptet hatte. So drängte Moritz 1539 seinen wenig tatkräftigen und bis dato, seinem Regierungsantritt, beschaulich lebenden Vater zur Einführung der Reformation im albertinischen Herzogtum Sachsen. Ende 1546 stellte sich der Machtpolitiker auf die Seite Karls V., an dessen Seite er gegen seine ehemaligen protestantischen Verbündeten in die Schlacht von Mühlberg an der Elbe (24. April 1547) zog, in der die kaiserlichen Truppen das Herr des Schmalkaldener Bundes besiegten. Der Kaiser belohnte daraufhin Moritz mit der Übertragung der Kurwürde und der Belehnung ehemals ernestinischer Gebiete, wie z.B. Sachsen-Wittenberg. Der deswegen als „Judas von Meißen“ verleumdete neue Kurfürst wechselte 1548 erneut die Fronten und kämpfte an der Spitze eines Fürstenbundes gegen den Kaiser. 1551/52 folgte schließlich das Bündnis mit dem französischen König Heinrich II. (1519–1559), das zum Abtreten der drei Bischofsstädte Metz, Toul und Reims an Frankreich (Vertrag von Chambord) führte. Karl V. war deshalb bereit, im August 1552 den Passauer Vertrag mit den Protestanten zu schließen und in dessen Konsequenz den Augsburger Religionsfrieden von 1555 zuzustimmen. Doch zu dieser Zeit lebte Moritz von Sachsen nicht mehr. Seit dem Passauer Vertrag bewährte sich der sächsische Kurfürst als ein zuverlässiger Verbündeter Karls V. So kämpfte er für den Kaiser gegen die Türken in Ungarn. Als der umtriebige, stets für Unruhe sorgende Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach (1522–1557) sich 1553 erneut gegen den Kaiser erhob, war sein einstiger politischer Freund Moritz von Sachsen als Einziger bereit, gegen den Rebellen vorzugehen. In der blutigen Schlacht von Sievershausen bei Lehrte (9. Juli 1553) besiegte zwar der sächsische Kurfürst seinen Gegner, doch zwei Tage später erlag er seinen in der Schlacht erlittenen Verletzungen. Seine Tochter Anna zog 1555 mit ihrer wieder vermählten Mutter zu deren zweiten Ehemann Herzog Johann Friedrich den Mittleren von Sachsen (1529–1595) nach Weimar. Doch bereits Ende des Jahres 1555 verstarb Agnes von Hessen an den Folgen einer Frühgeburt. Ihre Tochter Anna kehrte nun an den Hof ihres Onkels August von Sachsen (1526–1586) nach Dresden zurück. Dort eskalierte bald das häusliche Leben, der eher nüchtern denkende und pragmatisch handelnde Kurfürst und seine ebenfalls mit diesen Eigenschaften ausgestattete Gattin Anna von Dänemark (1532–1585) verstanden ihre stolze, leidenschaftliche, dem protestantischen Erziehungsideal widerstrebende Nichte nicht. Anna blieb am Dresdner Hof isoliert, sie fühlte sich allein und unglücklich und wartete darauf, verheiratet zu werden. Ehe mit Wilhelm von Oranien Die Tochter Moritz’s von Sachsen galt als eine der reichsten Erbinnen im Reich. Bereits 1556 hielt der spätere Schwedenkönig Erik XIV. (1533–1577) um ihre Hand an und 1558 warb der kurz zuvor verwitwete Wilhelm von Oranien um sie. Allerdings musste sich Wilhelm mit dem Widerstand von Annas einem Vormund, ihrem Großvater Philipp von Hessen (1504–1567) auseinandersetzen. Der hessische Landgraf betrachtete Wilhelm den Schweiger einerseits als unebenbürtig für eine Kurfürstentochter, andererseits durchschaute er die Absicht des hoch verschuldeten Fürsten, der Annas Erbe für seine kostspielige Widerstandspolitik gegen die Habsburger benötigte. Erst die Erkenntnis, dass Wilhelm mit seinen niederländischen Besitzungen ein wertvoller Bündnispartner der Protestanten sein könnte, überzeugte den Landgrafen von Hessen. Und so wurde am 2. Juni 1561 in Torgau der Ehevertrag unterschrieben, der Annas Mitgift auf 100.000 Taler festlegte. Am 24. August 1561 heirateten Wilhelm von Oranien und Anna von Sachsen in Leipzig, eine Woche später reisten beide in die Niederlanden ab. Dort stellten sich wenige Monate später die ersten Zwistigkeiten zwischen den Eheleuten ein. So schrieb Oraniens Schwester Katharina von Schwarzburg 1564 an ihren jüngeren Bruder Ludwig von Nassau (1538–1574): „Es wird je länger, je ärger mit der Personen, und noch allerlei, welches ich nicht schreiben darf.“ Und Wilhelms politischer Gegner Antoine Perrenot de Granvelle (1517–1586) schrieb 1565 an einen Vertrauten: „Sein häusliches Leid ist so arg und so allgemein bekannt, dass jedermann davon spricht. Seine Frau flucht dem Geschlecht, in das sie versetzt wurde, da sie doch den Sohn eines Königs haben könnte.“ Ebenso war Kurfürst August über das Verhalten seiner Nichte erzürnt, er schickte Gesandte zu ihr, mit der Aufforderung, ihr Verhalten im Sinne einer harmonischen Ehe zu ändern. Anna versuchte sich zu rechtfertigen, indem sie ihren Schwager Ludwig von Nassau als Urheber ihrer Streitereien mit ihrem Ehemann bezichtigte. So war es spätestens 1565 an allen deutschen und niederländischen Höfen bekannt, dass Wilhelms und Annas Ehe zerrüttet war. Der Tod ihres ersten Sohnes Moritz im Jahr 1566 stürzte Anna in eine tiefe Krise. Sie litt an Depressionen, hegte Selbstmordabsichten und versuchte, ihren Kummer mit maßlosem Alkoholkonsum zu bekämpfen. Auch aus diesem Grund traf sich Wilhelm mit ihrem sächsischen Onkel August und ihrem Onkel Landgraf Wilhelm IV. von Hessen-Kassel (1532–1592), der die Nachfolge Philipps des Großmütigen angetreten hatte. 1567 musste der Oranier jedoch infolge seiner antihabsburgischen Politik die Niederlande verlassen und zum Jahresende wurden seine niederländischen Besitzungen von den Spaniern beschlagnahmt. Zu diesem Zeitpunkt lebte Anna von Sachsen bereits auf dem Stammsitz der Grafen von Nassau in Dillenburg, wo sie am 14. November ihren Sohn Moritz von Oranien, den späteren Statthalter der Niederlande, gebar. Aber ihre dortige Situation war belastet durch den offen gezeigten Hass ihrer Schwiegermutter Juliana zu Stolberg (1506–1580), der es schließlich gelang, ihr die Kinder Anna und Moritz zu entziehen. Dieser unerträglichen Lebenslage versuchte die erneut schwangere Anna zu entgehen, indem sie sich im Oktober 1568 entschloss, gemeinsam mit ihrem Gefolge, Dillenburg zu verlassen und in Köln ein neues Leben zu beginnen. Im April 1569 brachte sie dort ihre Tochter Emilia zur Welt. Doch ihre Situation besserte sich nicht. Wilhelms Feldzug gegen den spanischen Statthalter Alba (1507–1582) war gescheitert und er zog es nun vor, die französischen Hugenotten in ihren Glaubenskämpfen zu unterstützen. Anna schlussfolgerte daraus, dass ihr Ehemann sie nicht mehr versorgen kann oder will. Sie entschied sich ihre beschlagnahmten Güter zurückzufordern. Um ihre Forderungen durchzusetzen, wandte sie sich an den in Köln lebenden, aus Brüssel geflüchteten, calvinistischen Anwalt Jan Rubens (1530–1587), dem (späteren) Vater des flämischen Malers - und Liebhabers draller Frauen - Peter Paul Rubens (1577–1640). Rubens und Anna beabsichtigten zuerst den Herzog von Alba zur Rückgabe von Annas Gütern aufzufordern und sollte dies nicht gelingen, als Plan B - das Haus Nassau auf eine jährliche Apanage von 12.000 Gulden zu verklagen. Diese Forderung wäre für die Nassauer eine nicht oder schwer zu bewältigende finanzielle Belastung gewesen, Anna geriet zum Risikofaktor für die politischen Ziele dieser Familie. Im Januar 1570 erhob Jan Rubens als Generalbevollmächtigter Annas in Brüssel vor dem königlichen Fiskal Klage wegen ihrer in den Niederlanden eingezogener Güter. Während des Jahres 1570 trafen sich Wilhelm und Anna dreimal, im Mai für einige Tage in Butzbach, im Juni für zwei Wochen in Siegen und erneut zu den Weihnachtstagen, ebenfalls in Siegen. Besonders das letzte Treffen soll sehr harmonisch verlaufen sein, Wilhelm gelang es seine Frau zu überzeugen nach Dillenburg zurück zu kehren und auf Zahlungen aus ihrem Wittum zu verzichten. Dass er jedoch ein doppeltes Spiel trieb, beweisen verschiedene Dokumente, die belegen, dass Wilhelm bereits Ende 1570 eine Anklage Annas wegen Ehebruch eingeleitet hatte. Jan Rubens war als Annas Ratgeber, Anwalt und Vermögensberater häufig mit ihr zusammen und genoss ihr Vertrauen. Er begleitete sie stets auf ihren Reisen und war wohl auch seit Mai 1570 ihr Liebhaber. Deswegen wurde Rubens des Ehebruchs bezichtigt und um den 10. März 1571 in Siegen verhaftet. Er gestand unter der Folter die gegen ihn vorgebrachten Anschuldigungen, mit denen Anna dann unter Druck gesetzt wurde. Ihr blieben nur noch die Möglichkeiten, entweder selbst zu gestehen oder die Hinrichtung zu zulassen. So erklärte sie sich am 26. März 1571 des Ehebruchs mit Jan Rubens für schuldig. Dieses Schuldeingeständnis führte dazu, dass Anna im Dezember 1571 die endgültige Trennung von ihrem Ehemann zustimmen musste. Außerdem musste sie auf ihre Unterhaltsansprüche verzichten und ihre am 22. August 1571 geborene Tochter Christine wurde von Wilhelm nicht als sein Kind anerkannt. Letzte Jahre Anna von Sachsen unternahm im September 1572 einen de facto aussichtslosen Versuch, beim Reichskammergericht um ihr Recht zu kämpfen. Die Nassauer hatten aber bereits zu diesem Zeitpunkt (gemeinsam mit Annas sächsischen und hessischen Verwandten) beschlossen, die widerborstige Frau auf Schloss Beilstein einzukerkern. Am 1. Oktober 1572 wurde Anna von Sachsen festgenommen, um danach mit ihrer jüngsten Tochter Christine auf das mit vergitterten Fenstern und vermauerten Ausgängen gesicherte Schloss gebracht zu werden. Seit März 1575 verdichteten sich die Gerüchte, dass Wilhelm von Oranien seine dritte Eheschließung vorbereitete. Seine Auserwählte war Charlotte von Bourbon-Montpensier (1547–1582), Tochter des Hugenotten Louis II. de Bourbon, Herzog von Montpensier († 1582). Darüber waren neben Anna auch ihre sächsischen und hessischen Verwandten empört, die nun die Herausgabe des ehemaligen Heiratgutes ihrer Nichte durch die Nassauer forderten. Wilhelm der Schweiger drängte nun auch auf die formelle Trennung von seiner Frau. Er bezichtigte nun Anna öffentlich des Ehebruchs, mit dem Ziel, eine schnelle Scheidung seiner Ehe zu erreichen. Durch das Öffentlichwerden der bisher geheim gehaltenen Affäre Annas fühlten sich ihre hessischen und sächsischen Verwandten brüskiert. Kurfürst August bezeichnete Wilhelm als „Haupt aller Schelme und Aufrührer“. Außerdem forderte er die Überführung seiner Nichte nach Sachsen und die Herausgabe einer der beiden nassauischen Grafschaften Dietz und Hadamar. Wilhelm war nur bereit, Anna nach Sachsen auszuliefern. Als diese davon erfuhr, unternahm sie einen Selbstmordversuch. Daraufhin wurde ihr ihre Tochter Christine entzogen und Wilhelms Mutter zur Betreuung übergeben. Schließlich wurde Anna am 19. Dezember 1575 mit Gewalt in einen Reisewagen gesteckt und nach Zeitz gebracht, von wo aus sie nach einem einjährigen Aufenthalt nach Dresden überführt wurde. Ihr letztes Lebensjahr verbrachte die inzwischen psychisch kranke, zunehmend verwahrloste und unter Dauerblutungen leidende Frau in einem Verließ ohne Tageslicht, wo sie einmal am Tag durch eine Luke mit Speisen und Getränke versorgt wurde. Sie verstarb am 18. Dezember 1577, einige Tage vor ihren 33. Geburtstag und wurde namenlos im Dom zu Meißen bestattet. Kinder Aus der Ehe Annas von Sachsen mit Wilhelm von Oranien entstammen folgende Kinder: * ein Mädchen (* / † 1562) * Anna von Oranien-Nassau (1563–1588) – 1587 verheiratet mit Graf Wilhelm Ludwig von Nassau-Dillenburg (1560–1620), Statthalter von Friesland * Moritz (1564–1566) * Moritz von Oranien (1567–1625) – Statthalter der Niederlande * Emilia von Oranien-Nassau (1569–1629) – 1597 verheiratet mit Manuel von Portugal (1568–1638), portugiesischer Thronprätendent * Christine von Diez, (* 22. August 1571; † 1637/38) – von Wilhelm von Oranien nicht anerkannt. Literatur * Johannes Herrmann; Moritz von Sachsen (1521–1553); Landes-, Reichs- und Friedensfürst; SAX-Verlag Beucha; 1. Auflage 2003; ISBN 3-934544-47-9 * Klaus Vetter; Wilhelm von Oranien; Akademie-Verlag Berlin, 1987, ISBN 3-05-000247-6 * Anna von Sachsen (Wikipedia) "Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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14.07.2012, 00:32
Beitrag: #35
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Stanislaw I. Leszczynski, König von Polen und Großfürst von Litauen
(Stanislaus Leszczynski) Stanislaus Leszczynski – polnisch: Stanislaw Boguslaw Leszczynski – (* 20. Oktober 1677 in Lemberg – polnisch Lwów, heute ukrainisch Lwiw; † 23. Februar 1766 in Lunéville / Lothringen) wurde im Verlauf des Großen Nordischen Krieges mit schwedischer Unterstützung von 1704 bis 1709 als Stanislaus I. König von Polen und Großfürst von Litauen. Nach dem Tod Augusts des Starken (* 1670, Kurfürst von Sachsen 1694–1733; König von Polen 1697–1704/06 und 1709–1733) nutzte Leszczynski das Machtvakuum, um mit Hilfe seines Schwiegersohnes – dem französischen König Ludwig XV. – erneut König von Polen zu werden. Die Niederlage seiner Verbündeten im Polnischen Erbfolgekrieg von 1733 bis 1735 zwang ihn allerdings im Oktober 1735 zum Rücktritt. 1736 wurde er dafür mit der Übertragung der Herzogtümer Bar und Lothringen entschädigt. Seine dortige Herrschaft wird heute vor allem auf kulturellen und auf wirtschaftlichem Gebiet als positiv und fruchtbringend gewertet. 1677 bis 1704 Stanislaus wurde als Sohn des Grafen Rafael Leszczynski (1650–1703) und dessen Gattin Anna Leszczynska, geborene Jablonowska, geboren. Die Leszczynskis waren seit 1473 Reichsgrafen im Heiligen Römischen Reich, Rafael Leszczynski betätigte sich als Chronist und galt als eifriger Verfechter einer antirussischen Politik des polnisch-litauischen Staates. Sein Sohn Stanislaus begann bereits in jungen Jahren seine politische Karriere im diplomatischen Dienst des polnischen Königs Jan III. Sobieski (* 1629, König 1674–1696). 1696 wurde er Starost von Odolanów, 1697 stieg er zum Mundschenk der Krone Polens auf und 1699 erlangte er das Amt des Wojewoden von Poznan (Posen). Da in Poznan eine einflussreiche, bürgerliche Schicht lebte, die sich bis dahin den zunehmend aggressiver werdenden Aktionen des polnischen Episkopats zur Re-Katholisierung erwehren konnte, erforderte die Ausführung dieses Amtes viel diplomatisches Geschick. 1698 heiratete Leszczynski in Krakau die Gräfin Katharina Opalinska (1680–1747), die ihm 1699 bzw. 1703 die Töchter Anna († 1717) und Maria († 1768) gebar. 1697 wurde der jugendliche Karl XII. (1682–1718) König von Schweden. Dessen Minderjährigkeit versuchten Peter I. (* 1672, Zar von Russland 1682/1689–1725), Friedrich IV. (* 1671, König von Dänemark und Norwegen sowie Herzog von Schleswig und Holstein 1699–1730) und August der Starke zu nutzen, um die schwedische Vorherrschaft im Ostseeraum abzuschütteln. Der von diesen drei Fürsten 1700 begonnene und erst 1721 endende Große Nordische Krieg verlief jedoch in seinen Anfangsjahren anders als erhofft, August der Starke erlitt mehrere Niederlagen gegen den jungen Schwedenkönig, als deren nachhaltigste sich die verlorene Schlacht bei Klissow im Juli 1702 erwies. Polnische Städte wie Warschau, Krakau oder Torun (Thorn) wurden von den Schweden besetzt, bald galt das gesamte polnische Territorium als Aufmarschgebiet für die Truppen Karls XII., der sofort begann, planmäßig und effizient die Ressourcen des Landes für seine Kriegsmaschinerie auszubeuten. August der Starke versuchte deshalb zu verhandeln und entsandte seine ehemalige Mätresse Aurora von Königsmarck (1662–1728) zum König von Schweden, der jedoch den politischen, aber auch den amourösen Angeboten der noch attraktiven Frau widerstand. Die erlittenen Niederlagen und die daraus resultierende schwedische Besetzung des Landes führten zur Spaltung des polnischen Adels in zwei verfeindete Lager. Die Gegner des sächsischen Kurfürsten scharrten sich um Kardinal Michal Stefan Radziejowski, der von 1687 bis 1705 als Erzbischof von Gnesen amtierte. Diese politische Gruppierung bildete im Mai 1704 die Konföderation von Warschau, mit dem Ziel, sofort den Krieg gegen Schweden zu beenden. August dem Starken gelang es allerdings, einen polnischen Nationalismus in großen Teilen des Adels zu entfachen, aus denen er im August 1702 die antischwedische Konföderation von Sandomir (Sandomierz) organisierte. Stanislaus Leszczynski war bereits zu diesem Zeitpunkt aus dem Lager Augusts gewechselt, er schloss sich der Konföderation von Warschau an und führte erfolgreich die Friedensverhandlungen mit Karl XII., der in ihm einen verlässlichen Verbündeten gegen Russland gewann. Durch die Nähe der schwedischen Truppen ermutigt, entschloss sich die in der Konföderation von Warschau organisierte Opposition am 12. Juli 1704 Stanislaus Leszczynski zum König von Polen zu wählen. Seinen ernsthaftesten Rivalen Jakub Sobieski (1667–1737), Sohn des früheren Königs Jan III., hatte August der Starke bereits vorsorglich in Gefangenschaft genommen und der bereits 1697 aufgetretene französische Kandidat Prinz François Louis de Conti (1664–1709) konnte wegen seiner damaligen - zu Unrecht als schmählich angesehenen - Flucht keine politischen Anhänger in Polen gewinnen. Ebenso besaß der Kronoberkämmerer Jerzy Dominik Lubomirski (1654–1727) keine Chance zur Wahl zum polnischen König, da er durch seine frühere Ehefrau Ursula Katharina Lubomirska, geborene Altenbockum (1680–1743) und damalige offizielle Mätresse Augusts des Starken sowohl beim Klerus als auch bei großen Teilen des Adels als unwürdig bloßgestellt war. Lubomirski wechselte schließlich nach der Wahl von Stanislaus I. ins Lager Augusts des Starken. 1704 bis 1733 Das von 1704 bis 1709 dauernde erste Königtum von Stanislaus I. war von den militärischen Erfolgen seines schwedischen Verbündeten Karl XII. abhängig. Während seiner Herrschaft wurde das Land einerseits von den sächsisch-polnischen und russischen Armeen verwüstet, andererseits von den schwedisch-polnischen Truppen und deren Verbündeten, dem Hetman der ukrainischen Kosaken Iwan Mazeppa (1644–1709) gebrandschatzt. Fast alle polnischen Städte erlitten erhebliche Zerstörungen, ehe August der Starke am 24. September 1706 dem Frieden von Altranstädt zustimmte und am 31. Dezember des gleichen Jahres auf die polnische Krone verzichtete. Bereits am 4. Oktober 1705 wurde Stanislaus in Warschau feierlich zum König gekrönt. Seine Herrschaft war jedoch vom Krieg der Schweden gegen die verbündeten Sachsen und Russen überschattet. Nach der Niederlage der Schweden in der Schlacht von Lesnaja im Oktober 1708 und vor allem nach der Vernichtung der schwedischen Armee und ihrer Verbündeten in der Schlacht bei Poltawa im Juli 1709 brach das Königtum Leszczynskis zusammen. Der knapp dem Schlachtentod entkommene Karl XII. flüchtete an den Hof des Sultans nach Konstantinopel, wo er hoffte, einen ihm gesonnenen Verbündeten zu finden. Dies erwies sich als Irrtum, zwar wurde der schwedischen König formell gebührend respektiert, de facto befand er sich in einem vom Müßiggang geprägten und von Janitscharen bewachten „goldenen Käfig“, aus dem er erst 1714 mit seiner spektakulären Flucht nach Pommern entkam. Statt für die Schweden gegen die Russen Krieg zu führen, stellte die Hohe Pforte an Peter den Großen ein Ultimatum, indem sie die Anerkennung von Stanislaus als König von Polen und die Rückgabe von Livland und Ingmerland an die Schweden forderten. Des Weiteren drohten sie dem Zaren mit Krieg, sollte dieser beabsichtigen, zum Schwarzen Meer vorzudringen. D.h. Russland sollte einerseits auf seine neu gewonnenen Ostseezugänge verzichten, andererseits seine Festungen am Schwarzen Meer räumen. Peter I. ignorierte dieses Ultimatum demonstrativ und rief die Hospodare der Moldau und der Walachei zum Kampf gegen die Türken auf. Im Juli 1711 traf er sich mit August dem Starken, dem er jegliche Unterstützung zusagte. Dieser hatte bereits einige Tage nach der Schlacht von Poltawa die ihm diktierten Bedingungen des Altranstädter Frieden gekündigt. Mit seiner Rückkehr auf dem polnischen Thron wurde er praktisch ein von Russlands Gnaden eingesetzter Herrscher. Außerdem musste sich August der Starke verpflichten, dem Adel großzügig Freiheiten zu gewähren und seine absolutistischen Bestrebungen zu beenden. Dies war im Interesse des russischen Zaren, der einen schwachen polnisch-litauischen Staat benötigte. Der polnische Sejm versuchte sich der strikten Einmischung des Zaren in innerpolnische Angelegenheiten zu widersetzen, aber aufgrund des unsäglichen „liberum veto“ konnte kein einstimmiger Beschluss dagegen gefasst werden. Der von seinem politischen Gegner enteignete Stanislaus Leszczynski lebte bereits zu dieser Zeit mit seiner Familie – zuerst in Stettin, dann in Stockholm – in wirtschaftlicher Abhängigkeit vom schwedischen König, der ihm seine Bitte, seine Abdankung als König von Polen anzuerkennen, stets verweigerte. Stattdessen gewährte er ihm nach seiner Rückkehr im Jahr 1714 Asyl im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, dem Stammland seiner Dynastie, wo Stanislaus eine eigene Hofhaltung bekam, die allerdings die finanziellen Möglichkeiten des reichsunmittelbaren Fürstentums stark überspannte. 1717 musste hier der ehemalige König von Polen den Tod seiner ältesten Tochter Anna betrauern. Sie wurde in der Klosterkirche Gräfinthal begraben, Kloster und Gemeinde erhielten daraufhin finanzielle Förderungen ihres Vaters. Nach dem Tod Karls XII. am 11. Dezember 1718 erfolgte in Schweden eine radikale politische Wende. Die seit Generationen betriebene expansive Politik wurde beendet, Friedenspolitiker um den Vorsitzenden des Reichsrates Arvid Horn (1664–1742) lenkten für die kommenden zwanzig Jahre die schwedischen Angelegenheiten. Karls XII. ehemaliger Vasall Leszczynski wurde für die Interessen der schwedischen Politik nicht mehr gebraucht. Seines politischen und wirtschaftlichen Gönners beraubt, bat Stanislaus den Herzog von Lothringen und Bar um Zuflucht. Diese Bitte war notwendig, da der ehemalige polnische König immer noch Mordanschläge seines politischen Gegners August befürchten musste. Der Lothringer Herzog Leopold Joseph (1679–1729) entsprach der Bitte und finanzierte der Familie Leszczynski großzügige Aufenthalte in den Garnisonsstädten Landau (Pfalz) und Weißenburg (Elsass). Leopold Joseph von Lothringen war mit dem damaligen Regenten von Frankreich – Herzog Philipp II. von Orleans (1674–1723) – verschwägert. Diese Verbindung ermöglichte Stanislaus bald dem Zugang zum französischen Hof und zum Hochadel dieses Landes. Bedeutend für das weitere Leben der Leszczynskis wurde, dass der französische Regent eine Braut für den mit zwölf Jahren geschlechtsreif gewordenen Ludwig XV. (* 1710, König von Frankreich 1715–1774) suchte. Es werden sicher nicht die besorgten Meldungen bigotter Höflinge oder Priester gewesen sein, die Philipp von Orleans veranlassten, seinen noch minderjährigen König zu verheiraten, sondern die um 1722 bestehende Erbfolge, nach der beim Ableben Ludwigs ein spanischer Bourbone König von Frankreich werden würde. Deshalb suchte der Regent für den König eine Frau, die königlicher Abstammung und im gebärfähigen Alter war. Als geeignete Kandidatin erschien ihm Maria Leszczynska, die einzig noch lebende Tochter von Stanislaus. Bereits 1723 galt es als beschlossen, dass Maria den französischen König heiraten und somit französische Königin wird. Dies änderte sich auch nicht nach dem Tod des Regenten, die neuen Machthaber – Louis IV., Prinz von Condé und Herzog von Bourbon (1692–1740) und dessen langjährige Mätresse Jeanne, Marquise de Prie (1698–1727) – propagierten diese bisher geheim gehaltenen Pläne an alle europäischen Höfe, so dass beide bis heute als Initiatoren der königlichen Ehe gelten. Am 4. September 1725 heirateten Maria und Ludwig XV. in Fontainebleau und der französische König ermöglichte seitdem seinen Schwiegereltern den Aufenthalt auf Schloss Chambord an der Loire. Zwischen 1727 und 1737 gebar Maria zehn Kinder, von denen sieben das Erwachsenenalter erreichten. Die 1729 erfolgte Geburt des Dauphins Ludwig Ferdinand († 1765) sicherte vorerst den Fortbestand der französischen Bourbonen. 1733 bis 1766 Nach dem Tod Augusts des Starken († 1. Februar 1733) kehrte Stanislaus Leszczynski aus dem französischen Exil nach Polen zurück, wo er am 11. September 1733 mit deutlicher Mehrheit der Wahlmänner ein zweites Mal zum König von Polen und Großfürsten von Litauen gewählt wurde. August der Starke wollte bereits zu seinen Lebzeiten die Nachfolge seines gleichnamigen Sohnes sichern. Dies wurde ihm jedoch vom polnischen Adel verweigert. August III. (* 1696, Kurfürst von Sachsen 1733–1763, König von Polen 1734/35–1763) war bei Teilen des Adels unbeliebt, er sprach kein polnisch und galt als apathischer Mann, der von seiner dominanten österreichischen Gattin Maria Josefa (1699–1757) gelenkt wurde und unter dem Einfluss seines leitenden Ministers Alexander Graf Sulkowski (1696–1762) stand. Nachdem jedoch Stanislaus mit Hilfe des Magnatenclans Potocki um den Gnesener Erzbischof Thomas Potocki zum König gekrönt wurde, entschlossen sich deren innenpolitischen Gegner, die Czartoryskis, kurz „die Familie“ genannt zum Gegenschlag. Am 17. Januar 1734 wurde mit Hilfe Russlands, Österreichs und Preußens August III. zum König von Polen gekrönt. Bereits Ende 1733 eskalierte der Thronfolgekonflikt zu Kriegshandlungen. Im so genannten Polnischen Erbfolgekrieg (1733–1735) kämpften Russland, Österreich und Preußen gegen Frankreich vor allem um die Macht in Mitteleuropa. Kriegsschauplätze waren in Polen und am Rhein, wo der österreichische Feldherr Prinz Eugen von Savoyen (1663–1736) dem jungen preußischen Kronprinz Friedrich (* 1712, König von Preußen 1740–1786) das Kriegshandwerk lehrte. Am 3. Oktober 1735 schlossen Österreich und Frankreich den Wiener Präliminarfrieden, indem Frankreich den sächsischen Kurfürsten als König von Polen anerkannte. Dieser Friedensvertrag wurde 1737 auch von Polen und Russland unterzeichnet und 1738 ratifiziert. Kaiser Karl VI. (* 1685, Kaiser 1711–1740) erhielt die Bestätigung seiner „Pragmatischen Sanktion“, in der die Nachfolge seiner Tochter Maria Theresia (* 1717, Königin von Ungarn und Böhmen 1740–1780, Kaiserin 1745–1780) geregelt wurde. Ebenso wurde die territoriale Aufteilung Italiens zwischen den Habsburgern und den Bourbonen neu geregelt. Stanislaus I. flüchtete schon 1734 auf preußisches Territorium. Er hielt sich zuerst in Danzig, später in Königsberg auf und kehrte dann in seine französische Wahlheimat zurück. Als Entschädigung für seinen Rücktritt als König von Polen wurde er mit den Herzogtümern Lothringen und Bar entschädigt, die nach seinem Tod an Frankreich fallen sollen. Dem bisherigen Herzog Franz Stephan (* 1708, als Franz I. Kaiser 1745–1765) wurde die Nachfolge im Großherzogtum Toskana zugesichert. Er trat diese nach dem Ableben des letzten Medici Gian Gaston († 1737) an und im Jahr 1738 heiratete er die Kaisertochter Maria Theresia. Bereits im Jahr 1736 trat Stanislaus Leszczynski seine Herrschaft in den Herzogtümern Bar und Lothringen an. Der ehemalige polnische König residierte seitdem vorwiegend in den Schlössern von Commercy und Lunéville, wo er ein reges kulturelles Leben entfaltelte. Finanziert wurde dies durch die vom französischen Staat gewährte jährliche Pension von 2 Millionen Livre. Ein französischer Intendant leitete in Nancy die Verwaltung der beiden Herzogtümer und bereitete den bald zu erwartenden Anschluss an Frankreich vor. Stanislaus erfreute sich jedoch einer robusten Gesundheit. Er kritisierte die Regierung Augusts III. und beklagte das „liberum veto“ sowie den Verfall des polnischen Staates. Ebenso missfiel ihm die aus politischen Motiven geschlossene Ehe seines Enkels Ludwig Ferdinand (1729–1765) mit der Tochter Augusts III. Maria Josefa von Sachsen (1731–1767). Es ist allerdings dem Taktgefühl der Dauphine zuzuschreiben, dass keine Spannungen zwischen ihr und den Leszczynskis entstanden. Das glücklich verheiratete Kronprinzenpaar hatte insgesamt zehn Kinder, von denen nur fünf das Erwachsenenalter erreichten, darunter die späteren Ludwig XVI. (* 1754, König von Frankreich 1774–1792, † 1793 auf der Guillotine), Ludwig XVIII. (* 1755, König von Frankreich 1814/15–1824) und Karl X. (* 1757, König von Frankreich 1824–1830, † 1836). Stanislaus Leszczynski bekam seine Urenkel regelmäßig zu sehen, der spätere Ludwig XVIII. – eigentlich Louis Stanislas Xavier – erhielt seinen zweiten Vornamen ihm zu Ehren. Der Tod des letzten Herzogs von Lothringen und Bar, der am 23. Februar 1766 in Lunéville starb, wurde in Frankreich von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen. Unmittelbar danach wurden die beiden vakanten Herzogtümer an Frankreich angeschlossen. Stanislaus Leszczynski fand seine letzte Ruhestätte an der Seite seiner bereits 1747 verstorbenen Gattin Katharina in der Kirche Notre-Dame de Bon-Secours in Nancy. 1772, 1793 und 1795 teilten Russland, Preußen und Österreich den von Krieg und innenpolitischen Konflikten geschwächten polnisch-litauischen Staat unter sich auf. Die polnische Verfassung vom Mai 1791 oder die 1793 erfolgte Hinrichtung von Leszczynskis (und Augusts des Starken) Urenkel Ludwig XVI. können schon als Ereignisse einer anderen Epoche betrachtet werden. Literatur * Manfred Alexander; Kleine Geschichte Polens; Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 2003; ISBN 3-15-010522-6 * Karl Czok; Am Hofe Augusts des Starken; Edition Leipzig, 1. Auflage 1989, ISBN 3-361-00268-0 * Georg Piltz; August der Starke – Träume und Taten eines deutschen Fürsten; Verlag Neues Leben, Berlin 1986, ISBN 3-355-00012-4 * Henry Vallotton; Peter der Große – Russlands Aufstieg zur Großmacht; Verlag Georg D. W. Callwey; München; 2. durchgesehene Auflage 1978; ISBN 3-7667-0430-3 * Olivier Bernier; Ludwig XV. – Eine Biografie; Benzinger Verlag Zürich Köln, 1986; ISBN 3-545-36409-7 * Bernard Fey; Ludwig XVI. – Der Sturz der französischen Monarchie; Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München 1989, ISBN 3-453-03033-8 * Stanislaus I., König von Polen (Wikipedia) "Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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14.07.2012, 01:11
Beitrag: #36
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Hallo Luki
hier ist noch eine von mir erstellte Biografie. * Wiprecht von Groitzsch Könntest Du sie mit in den Thread der geordneten Biografien aufnehmen. Vielen Dank Sansavoir "Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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19.07.2012, 03:06
Beitrag: #37
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Stephanie Adrienne Louise de Beauharnais
(Stephanie de Beauharnais) Stephanie Adrienne Louise de Beauharnais (* 28. August 1789 in Versailles; † 29. Januar 1860 in Nizza) war von 1811 bis 1818 Großherzogin von Baden. Sie war die Tochter des königlichen Gardehauptmanns Claude de Beauharnais (1756–1819) und dessen Gattin Claudine Adrienne Gabrièle de Lecay-Marnesias (1768–1791). Claude de Beauharnais war ein Cousin des 1794 für kurze Zeit amtierenden französischen Kriegsministers Alexandre de Beauharnais (1760–1794), dem ersten Ehemann der Joséphine de Beauharnais (1763–1814). 1806 wurde Stephanie de Beauharnais von Napoleon I. (* 1769, 1799–1804 Erster Konsul, 1804–1814/15 Kaiser der Franzosen, † 1821) adoptiert und somit Angehörige des französischen Kaiserhauses. Leben Bereits kurz nach der Geburt ihres einzigen Kindes trennten sich die Eltern und Claudine zog mit ihrer Tochter in die Schweiz, wo sie 1791 an den Folgen einer Lungenerkrankung verstarb. Die kleine Stephanie wurde daraufhin von der Engländerin Lady Bath adoptiert, die jedoch nach einiger Zeit in ihre Heimat zurückkehrte und das Kind den Nonnen des Klosters Panthémont zur Betreuung überließ. Dass Stephanie nicht ihr ganzes Leben im Kloster verbrachte, verdankte sie ihrer angeheirateten Tante Joséphine, die ihren Ehemann Napoleon Bonaparte überredete, Stephanie in ihren gemeinsamen Haushalt aufzunehmen. Da der damalige Erste Konsul es nicht mit seiner Familienehre vereinbaren konnte, dass eine Verwandte seiner Frau von einer Engländerin finanziell unterstützt wurde, und Stephanies leiblicher Vater wenig Interesse am Schicksal seines Kindes zeigte, war es kein Problem, dass sie nach ihrer im Januar 1803 erfolgten Ankunft in Paris bei ihrer Tante Joséphine lebte, zu der sie bald ein herzliches Verhältnis aufbaute. Aufgrund ihrer mangelhaften Bildung entschied jedoch der Erste Konsul, Stephanie ins Institut der Madame Campan nach St. Germain zu schicken, wo sie sich nach anfänglichen Schwierigkeiten als intelligente und aufgeschlossene Schülerin entpuppte. Nach seiner Krönung zum Kaiser (2. Dezember 1804) und vor allem nach seinem Sieg in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz (2. Dezember 1805) bemühte sich Napoleon um dynastische Verbindungen mit deutschen Fürstenhäusern. So beabsichtigte er seinen Stiefsohn Eugène de Beauharnais (1781–1824) mit der bayrischen Prinzessin Auguste (1788–1851) zu verheiraten, die allerdings schon mit dem Erbprinzen Karl von Baden (* 1786, Großherzog 1811–1818) verlobt war. Da für Bayern im Januar 1806 eine dynastische Beziehung zu Frankreich wichtiger war, als zu Baden, wurde das Verlöbnis aufgelöst, dem Badener Erbprinzen wurden zwei Französinnen – Stephanie de Beauharnais und Stephanie de Tascher, eine Nichte Joséphines – als Alternative angeboten. Die Einwände, dass sowohl Eugène als auch Stephanie nicht standesgemäß für deutsche Fürstenkinder wären, erwiderte Napoleon mit der Adoption der Beauharnais-Sprösslinge und deren Aufnahme ins französische Kaiserhaus. Karl von Baden reiste daraufhin nach Paris, wo er sich für die etwas vorlaute und kokette Stephanie de Beauharnais entschied, die ihn allerdings aufgrund seines unvorteilhaften Äußeren und seines unmodernen Kleidungsstils verspottete. Doch blieben ihre Einwände gegenüber ihren zukünftigen Ehemann unbeachtet, am 8. April 1806 musste sie ihn heiraten. Die junge Braut machte jedoch in den kommenden Wochen keinen Hehl daraus, Karl ihre Verachtung offen zu zeigen. Sie verweigerte dem Erbprinzen die Hochzeitsnacht und bei Gesellschaften flirtete sie offen mit anderen Männern, so dass Napoleon sich gezwungen sah, sie öffentlich zu tadeln und mit ihrem Mann am 1. Juli 1806 in dessen Heimat nach Karlsruhe zu schicken. Bei ihren angeheirateten Verwandten in Baden stieß die Französin auf eisige Ablehnung, ihre Schwiegermutter Amalie (1754–1832), die aufgrund der Verheiratung ihrer Töchter „Schwiegermutter Europas“ genannt wurde, und Karls Onkel Ludwig (* 1763, Großherzog 1818–1830) begegneten der Erbprinzessin mit offen gezeigtem Abscheu. Ihre bereits zerrüttete Ehe brach auseinander - vor allem weil Stephanie 1807 ihrem Mann auf der Hochzeit von Jérôme Bonaparte (1784–1860) und Katharina von Württemberg (1783–1835) offen brüskierte und weil sie sich auf dem Erfurter Fürstentag 1808 vom – mit der badischen Prinzessin Louise (1779–1826) verheirateten – Zaren Alexander I. (* 1777, Zar 1801–1825) heftig umwerben ließ. Stephanie zog es wenig später vor, getrennt von ihrem Ehemann in Mannheim zu leben und der schmollende Karl gab sich unter dem Einfluss seines Onkels Ludwig in Karlsruhe hemmungslosen Ausschweifungen hin. Die vergiftete Atmosphäre schlug sich schließlich auf Stephanies Gesundheit nieder, sie erlitt mehrere Nervenzusammenbrüche und eine Fehlgeburt. Aus diesen Gründen forderte der alarmierte und besorgte Napoleon den badischen Großherzog Karl Friedrich (1728–1811) auf, seine Adoptivtochter in Zukunft mit dem nötigen Respekt zu behandeln. Um einen Konflikt mit dem Kaiser zu vermeiden, verbannte der Großherzog schließlich seinen jüngeren Sohn Ludwig vom Karlsruher Hof. Da Napoleon aber nicht an einem Konflikt mit den Zähringern interessiert war, zog er es vor, es bei seinen bisherigen Drohungen zu belassen. Im Juni 1811 starb der alte Großherzog und da dessen ältester Sohn Karl Ludwig (* 1755) bereits 1801 bei einer Schlittenfahrt in Schweden tödlich verunglückt war, folgte ihm sein Enkel Karl. Bereits seit 1810 bemühte sich Stephanie um eine Versöhnung mit ihrem Mann. Ob diesem Wandel Napoleons und Joséphines Scheidung und dem daraus resultierten Desinteresse des Kaisers am Schicksal seiner Adoptivtochter zugrunde lag, kann nur vermutet werden. Fakt ist, dass Stephanie in den kommenden Jahren zwei Söhnen und drei Töchtern das Leben schenkte. * Louise Amelie Stephanie (1811−1854) ∞ 1830−1842 Erbprinz Gustav Wasa von Schweden (1799−1877), ihre Tochter Carola Wasa (1833–1907) ehelichte Albert von Sachsen (* 1828, König 1873–1902), sie war die letzte Königin von Sachsen. * Gaspard ? / "Kaspar Hauser" ? (* 29. September 1812; † 16. Oktober 1812 oder 17. Dezember 1833) * Josephine (1813−1900) ∞ 1834 Fürst Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen (1811−1885), zu ihren Kindern gehörten u.a. Leopold von Hohenzollern (1835–1905), der 1870 für wenige Wochen Anwärter auf den spanischen Thron war; Karl (1839–1914), der als Carol I. im Jahr 1866 zum Fürsten bzw. König von Rumänien gewählt wurde und Stephanie (1837–1859), die 1858/59 als „Engel der Armen“ eine beliebte Königin von Portugal wurde. * Alexander (1816−1817) * Marie Amalie (1817−1888) ∞ 1843 William Hamilton, 11. Herzog von Hamilton (1811−1863), zu ihren Kindern gehörte u.a. Mary Victoria Hamilton (1850–1922), die in erster Ehe – de facto nur 1869/70 – mit Albert I. von Monaco (* 1848, Fürst 1873–1922) verheiratet war, beider Urenkel sind der heutige Fürst Albert II. und dessen Schwestern Caroline und Stephanie. Mit Napoleons Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 begannen sich die Rheinbundstaaten aus dem französischen Protektorat zu lösen. Initiator dieser politischen Wende war in Baden der Fürst Sigismund von Reitzenstein (1766–1847), ein ehemaliger, von Napoleon entmachteter leitender Minister, der zunehmend den Badener Großherzog beeinflusste und unter dessen Federführung 1818 eine relativ moderne Verfassung ratifiziert wurde. Karl befürwortete zwar die antifranzösische Politik seines Ministers, aber er widerstand dessen Forderung, sich von seiner Ehefrau zu trennen. 1814 nahm die Großherzogin demonstrativ am – zwar frostigen - Empfang des russischen Zaren und dessen Gattin Zarin Elisabeth teil, die als gebürtige badische Prinzessin Louise ihrem Bruder Karl ebenfalls drängte, sich von Stephanie zu trennen. Am 8. Dezember 1818 verstarb nach längerer Krankheit Karl von Baden. Da seine Söhne bereits verstorben waren – oder ihr Leben in einem dunklen Verließ fristeten (?) – folgte ihm sein Onkel Ludwig, der vom Verstorbenen des Giftmordes bezichtigt wurde und der sofort nach dessen Tod die Abreise der Stephanie de Beauharnais betrieb. Die 29-jährige Witwe zog sich deshalb nach Mannheim zurück, lebte seit 1827 auf Schloss Umkirch bei Freiburg, das neben dem 1830 erworbenen Pavillon in Baden-Baden ihr ständiger Wohnsitz wurde. 1828 reiste sie aufgrund eines Augenleidens nach Paris, wo sie auch der letzte König aus der Bourbonendynastie – Karl X. (* 1757, König 1824–1830, † 1836) – empfing. Da Stephanie 1821 ihre Trauer über den Tod ihres Adoptivvaters mit pathetischen Worten öffentlich bekundete, erfolgte spätesten seit diesem Zeitpunkt ihre Überwachung durch die französische und vor allem die österreichische Geheimpolizei. Besonders misstrauisch wurden ihre Kontakte zu Eugène und Hortense de Beauharnais (1783–1837) beargwöhnt, letztere wurde viele Jahre als Haupt bonapartistischer Verschwörer angesehen. Aber Stephanie zeigte keinerlei Interesse an Politik, ihre finanzielle Unterstützung für Hortense und derer Söhne Napoleon Louis (1804–1831) und Louis Napoleon Bonaparte, dem späteren Napoleon III. (* 1808, Kaiser 1852–1870, † 1873), beruhte nur auf familiärer Bindung. Im September 1832 reiste Stephanie nach Rom, wo ihr Gregor XVI. (* 1765, Papst 1831–1846) eine Audienz gewährte und wo sie wenig später mit Napoleons hoch betagter Mutter Letizia (1750–1836) zusammentraf. 1845 und 1850 folgten Reisen nach England. Außerdem engagierte sich die ehemalige Großherzogin stark in kulturellen und karitativen Einrichtungen. So erfuhr die Erziehungsanstalt für junge Mädchen in Karlsruhe und in Mannheim – das so genannte Großherzogliche Institut – ihre großzügige Unterstützung, die sich nicht nur auf das Finanzielle beschränkte, zeitweise unterrichte die Beauharnais dort selbst ihre Schülerinnen in Französisch, französische Literatur und Geschichte. Des Weiteren stiftete sie Waisenhäuser und andere wohltätige Einrichtungen, zu deren bekanntesten das Louisenstift gehörte, das 1854 zum Gedenken an ihre – in diesem Jahr verstorbene älteste Tochter – gegründet wurde. Infolge der Märzrevolution 1848 und des Badener Aufstandes von 1849 musste Leopold von Baden (* 1790, Großherzog 1830–1852) nebst Familie nach Mainz fliehen und Stephanie zog es ebenfalls vor, ihre Wahlheimat zu verlassen. So erlebte sie nicht, wie preußische und süddeutsche Truppen unter dem Kommando des Prinzen Wilhelm von Preußen, dem damals Kartätschenprinz genannten späteren Deutschen Kaiser Wilhelm I. (* 1797, König von Preußen 1861–1888, Kaiser 1871–1888), das Land besetzten, dann die Revolutionäre nach schweren Kämpfen vernichtend schlugen und über das Land ein grausames Strafgericht verhängten. 40 Todesurteile wurden vollstreckt und 80.000 Menschen verließen das Land, um der Willkür der plündernden Sieger zu entgehen. Die ehemalige Großherzogin, die diese Ereignisse nicht kommentierte, näherte sich während dieser Zeit ihrem Großneffen Louis Napoleon Bonaparte, der infolge der Pariser Februarrevolution von 1848 als Präsident, seit 1851 als Prinz-Präsident und seit 1852 als Napoleon III., Kaiser der Franzosen in ihrer Heimat herrschte. In den 1850-er Jahren entwickelte sich Stephanie de Beauharnais als gefragte Vermittlerin zwischen den Interessen Frankreichs, Englands und Preußens. So war es ihrem maßgeblichen Engagement zu verdanken, dass 1857 in Baden-Baden Verhandlungen über die Rheingrenze zwischen dem Kaiser der Franzosen und dem damaligen Prinzregenten Wilhelm von Preußen stattfanden, bei denen auch Otto von Bismarck (1815–1898) teilnahm. Zum Verdruss des badischen Fürstenhauses bekam Stephanie de Beauharnais am Ende ihres Lebens von Napoleon III. ihren alten Titel „Kaiserliche Hoheit“ wieder zuerkannt. Die inzwischen Siebzigjährige verstarb am 29. Januar 1860 während ihres Winterurlaubs in Nizza an den Folgen einer fiebrigen Erkältung und wurde bald darauf in der Schlosskirche zu Pforzheim, der Familiengruft der Zähringer, beigesetzt. War Stephanie de Beauharnais die Mutter von Kaspar Hauser? Dass Stephanie de Beauharnais bis heute nicht vergessen wurde, liegt vor allem an den mannigfachen Spekulationen, ihr am 29. September 1812 geborener Sohn sei tatsächlich der am 26. Mai 1828 in Nürnberg aufgetauchte Junge, der als „Kaspar Hauser“ traurige Berühmtheit erlangte. Mittels der 1996 erfolgten – vom „SPIEGEL“ veranlassten – DNS-Analysen von Blutflecken in Kaspar Hausers Kleidung, wurde versucht, die Mutterschaft Stephanie zu widerlegen. Zwar gibt es keine Übereinstimmung der DNS-Analysen des Blutes mit der DNS der Nachkommen der Stephanie de Beauharnais, dies belegt jedoch nur, dass die analysierten Blutproben nicht von einem Kind der Französin stammten. Ob die untersuchte Kleidung und somit auch die darauf befindlichen Blutspuren von Kaspar Hauser sind, kann heute eigentlich nicht eindeutig belegt oder widerlegt werden. Ebenso kann die von Anselm Feuerbach (1775–1833), dem Vater des Philosophen Ludwig Feuerbach (1804–1872), aufgestellte Behauptung von der Identität Hausers mit dem badischen Erbprinzen und dessen jahrelange Einkerkerung angezweifelt oder befürwortet werden. Eindeutig gesicherte Erkenntnisse zum Fall Hauser gibt es nicht, vor allem weil die Angehörigen des ehemaligen Badener Fürstenhauses, nicht bereit sind, ihre Familienarchive der Forschung zu öffnen. So muss es nach wie vor Spekulation bleiben, wer der am 17. Dezember 1833 an den Folgen eines mysteriösen Messerattentats (?) verstorbene Kaspar Hauser wirklich war. Die jüngere Tochter des Großherzogpaares, Marie Amalie von Baden, war zeitlebens davon überzeugt, dass Kaspar Hauser der badische Erbprinz war. Angeblich sollte sich ihre Mutter dazu geäußert haben, da sie davon überzeugt war, dass anstatt ihres angeblich verstorbenen erstgeborenen Sohnes ein anderer Säugling begraben wurde. Anlass zu diesem Glauben gab ihr das seltsame Verhalten der Reichsgräfin von Hochberg, die morganatisch mit dem alten Großherzog Karl Friedrich verheiratet war. Doch wie begründet waren Stephanies Vorwürfe? Fest steht, dass die ehemalige Hofdame der Erbprinzessin Amalie, Luise Caroline Geyer von Geyersberg, Reichsgräfin von Hochberg (1768–1820), ein Interesse am Aussterben der Zähringer Dynastie hatte, denn nur in diesem Fall wären ihre eigenen Nachkommen erbberechtigt gewesen. Zu Lebzeiten ihres Ehemannes Karl Friedrich schien das Erlöschen der Badener Dynastie ausgeschlossen, da er aus seiner ersten Ehe mit Caroline Luise von Hessen-Darmstadt (1723–1783) drei Söhne – Karl Ludwig (1755–1801), Friedrich (1756–1817) und Ludwig (1763–1830) hatte und der Fortbestand der Zähringer auch durch seinen männlichen Enkel – Karl (1786–1818) gewährleistet schien. Doch die beiden Söhne Karls und Stephanies sollten nur wenige Tage nach ihrer Geburt verstorben sein, in beiden Fällen wurde dem großherzoglichen Paar ein letzter Blick auf die vom Todeskampf entstellten Leichen der Säuglinge verweigert. Der 1818 an den Folgen eines Magengeschwürs verstorbene Großherzog Karl bezichtigte seinen Onkel und Nachfolger Ludwig des Giftmordes. Ludwig war zu diesem Zeitpunkt nicht verheiratet und hatte keine ehelichen Nachkommen. Er weigerte sich ebenso seine Beziehung zu seiner langjährigen Lebensgefährtin Katharina Werner (1799–1852) zu beenden und standesgemäß zu heiraten. Damit gefährdete er den Fortbestand seiner Dynastie. Da er um 1790 eine verheimlichte Liebesbeziehung zu seiner Stiefmutter pflegte, ist es durchaus möglich, dass Ludwig I. von Baden der tatsächliche Vater seines Nachfolgers Leopolds war. Dies würde auch seine Gleichgültigkeit gegenüber dem zu erwartenden Aussterben der Zähringer Hauptlinie erklären. Nicht unerwähnt darf bleiben, dass der 1830 sterbende Ludwig ebenfalls vermutete, Opfer eines Giftanschlages geworden zu sein. Schließlich folgte ihm sein offizieller Halbbruder Leopold, der die bis 1918 herrschenden Linie Baden-Hochberg begründete. Die Frage, inwieweit Stephanie de Beauharnais die Mutter Kaspars Hauser war, kann weder mit einem klaren „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden. Tendenziell überwiegen die ablehnenden Beantwortungen dieser Frage, doch letzte Zweifel zur Befürwortung dieser Frage werden weiterhin bestehen bleiben. Somit kann der Leser dieses Forums auch zukünftig auf weitere Enthüllungen über die Herkunft Kaspar Hausers, dessen Name synonym für das isolierte Aufwachsen eines sozialen Lebewesens steht, gespannt sein. Literatur * Stefan Gläser; „Frauen um Napoleon“; Ungekürzte Taschenbuchausgabe Piper Verlag GmbH, München 2004; ISBN 3-492-23811-4 * Stephanie de Beauharnais (Wikipedia) "Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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19.07.2012, 20:34
Beitrag: #38
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
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Verfasst und geschrieben von : Harald : Pangeran Diponegoro ![]() (*1785, +1855) war der älteste Sohn des Sultans von Yogyakarta auf der Insel Java. Er wurde nach dem Tod seines Vaters zweimal in der Thronfolge übergangen und begann 1825 den "Javanischen Krieg" gegen die holländischen Unterdrücker. 1830 wurde er zu Verhandlungen eingeladen, gefangengenommen und zur Insel Manado gebracht, wo er 1855 starb. Sein Freund und Mitkämpfer Raden Saleh reiste nach der Gefangennahme Diponegoros nach Europa und wurde ein berühmter Maler. Er lebte hier 20 Jahre , vor allem in Dresden. Nach der Kapitulation der Japaner riefen Sukarno und Mohammed Hatta am 17.08. (Nationalfeiertag) 1945 die Unabhängigkeit Indonesiens aus. Im anschließenden Freiheitskampf massakrierten die Holländer ganze Dörfer mit mehreren Hundert Toten. Durch massives diplomatisches Eingreifen der USA, die drohten, die Hilflieferungen an Holland einzustellen, wurde der Krieg beendet. Am 27.12.1949 wurde Indonesien formal unabhängig. Harald . Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag ![]() |
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19.07.2012, 20:56
Beitrag: #39
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Ludwig III. Ostfranke
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Erstellt und verfasst von : Harald Zweiter der drei Söhne Ludwig des Deutschen (es gab noch gar keine Deutschen), geb. um 835, gest. 20.01.882 in Frankfurt a.M., regierte in den Herzogtümern Franken, Sachsen, Thüringen und im ostfränkischen Teil von Lotharingien, nach dem Tode seines Bruders Karlmann auch im Hzt. Bayern (das Hzt. Kärnten erhielt Karlmanns unehelicher Sohn Arnulf). Ludwig war ein fähiger Heerführer, der den Angriff seines Onkels Karl der Kahle zurückschlug. Sein unehelicher Sohn Hugo fiel 880 etwa 20-jährig im Kampf gegen die Wickinger. Aus Wikipedia : ![]() Münze mit den Porträts der Könige Ludwig III. und Karlmann II. Ludwigs Ehe wurde von seinem Vater erzwungen, es ist also glaubhaft, daß sie unglücklich war. Ein Sohn starb 2-jährig. Ludwigs Nachfolger wurde sein völlig unfähiger Bruder Karl der Dicke , der zwar auch kinderlos blieb , dafür aber fast das gesamte Frankenreich wieder vereinte und es zum Kaiser brachte. ![]() Der Königsbrunnen im Frankfurter Stadtwald, nicht weit von der Lerchesbergsiedlung, eine eisenhaltige Quelle , spendet auch heute noch Wasser und ist bei Langläufern (wozu ich auch mal gehörte) im Sommer sehr beliebt. Harald Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag ![]() |
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19.07.2012, 21:09
Beitrag: #40
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Maximilian I. König von Baiern
Geschrieben und Verfasst von :
Harald Maximilian I. Maria Michael Johann Baptist Franz de Paula Joseph Kaspar Ignatius Nepomuk 1. König von Bayern http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_b...C3.BCrsten Herzog von Bayern, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Jülich und Berg Genannt : „König Max“ ![]() Geb. 27,05,1756 in Schwetzingen 1778 Graf von Rappoltstein 1795 Herzog von Pfalz-Zeibrückem (als Nachfokger seines Bruders, das Land war von der franz. Revolutionsarmee besetzt) 1799 Kurfüst von Baiern und der Pfalz als nächster Verwandter von Karl Theodor . 1803 Erwerb der geistlichen Fürstentümer in Bayern 1805/06 Erwerb weltlicher Gebiete 01.01.1806 König von Baiern (zusammen mit Sachsen und Württemberg) 1813 Seitenwechsel und Kampf gegen Frankreich 1816 Erwerb der linksrheinischen Pfalz gest. 13.10.1825 in München Harald Baiern - Bayern . Kein Rechtschreibfehler . Aber der damalige Kini war noch nicht so Hellenophil - Dieser Einwurf ist vom Luki Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag ![]() |
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19.07.2012, 23:55
Beitrag: #41
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
José Gaspar Rodríguez de Francia
(Doktor Francia) José Gaspar Rodríguez de Francia (y Velasco) – oft nur "Doktor Francia" genannt - (* 6. Januar 1766 in Yaguarón oder Asunción; † 20. September 1840 in Asunción) war ein Führer der lateinamerikanischen Unabhängigkeitsbewegung(en) und von 1814 bis 1840 Diktator von Paraguay. Leben Der Sohn des aus São Paulo stammenden, kreolischen Kolonialbeamten und Grundbesitzers Garcia Rodriguez Francia studierte von 1781 bis 1785 – unter anderen an der Nationalen Universität von Córdoba im heutigen Argentinien – Theologie, Philosophie und Recht und betätigte sich nach seiner Habilitation in Theologie als Rechtsanwalt in Asunción. 1808 wurde er zum 1. Alcalde (Bürgermeister) von Asuncion gewählt, als deren Vertreter er zum Beginn der Unabhängigkeitsbewegung im Jahre 1810 in die Provisorische Regierung und 1811 in die Oberste Regierungsjunta der Republik Paraguay aufgenommen wurde. Der rasch an Einfluss und Macht gewinnende, ehemalige Bürgermeister von Asunción wurde 1813 zu einen der beiden Konsuln von Paraguay gewählt und 1814 zum „Dictador Supremo de la República“ (Oberster Diktator der Republik) ernannt. Er errichtete – initiiert von der Politik seines Vorbildes Maximilian de Robespierre - ein revolutionäres Regime in Paraguay, das die Entmachtung und Enteignung der Europaspanier (1820), der katholischen Kirche (1824) und der kreolischen Großgrundbesitzer, einschließlich seiner eigenen Familie (1826) vollzog. Der auf äußerste Sparsamkeit bedachte „El Supremo“ kannte keine materiellen Vergnügungen, pflegte keine kulturellen Interessen und beschäftigte nur drei Sekretäre als staatliche Verwalter. Als unumschränkter Alleinherrscher schätzte er vor allem Eigenschaften wie Patriotismus, Arbeitseifer und Unbestechlichkeit. Er lebte spartanisch und gestattete sich zum persönlichen Verbrauch nur 2 Peso pro Tag aus der Staatskasse. Vom französischen Aufklärer Jean-Jacques Rousseau beeinflusst, förderte Rodríguez de Francia die Gründung staatlicher Güter. Er setzte die strikte staatliche Lenkung von Manufakturen, Verkehr, Handel und Preispolitik durch und führte sein Land in eine radikale wirtschaftliche Autarkie. So blieben Kontakte zum Ausland auf ein Minimum beschränkt, es wurde nichts importiert und nur Mate wurde exportiert. Ausländer durften Paraguay nicht mehr betreten, taten sie es doch, wurden sie hart bestraft. So blieb der Botaniker Aimé Bonpland, der zwischen 1799 und 1804 gemeinsam mit Alexander von Humboldt Spanien und Südamerika bereiste, zwischen 1821 und 1829 in Paraguay trotz internationaler Proteste inhaftiert. Rodríguez de Francias Sonderweg, der dem in Lateinamerika praktizierten Marktliberalismus Großbritanniens entgegenstand, erhöhte beträchtlich den Lebensstandard der überwiegend indigenen, bäuerischen Bevölkerung, es gab in Paraguay keine Armut, aber auch keinen Reichtum. Die Isolation Paraguays lag aber auch in den Expansionsabsichten der Nachbarstaaten Brasilien und Argentinien begründet. Ein deshalb erfolgtes Angebot Simon Bolívars, einer südamerikanischen Konföderation beizutreten, lehnte der paraguayische Diktator im August 1825 ab. Stattdessen rüstete er sein Heer auf, wobei es ihm gelang, seine Gegner über die tatsächliche Stärke seiner Armee zu täuschen. Außenpolitischen Spannungen führten 1829 zum offenen Bruch mit Brasilien. Eigene Eroberungen vollzog der Verehrer Napoleons allerdings nicht, erst seine militaristischen Nachfolger versuchten zu expandieren. Der Diktator, der einer der wenigen Menschen mit nennenswerter Bildung in Paraguay war - er sprach neben seiner Muttersprache Spanisch auch Französisch, Englisch, Latein und Guarani - kümmerte sich persönlich um die Volksbildung und ordnete die Schulpflicht für alle Männer an. Die Sprache der Guarani wurde neben dem Spanischen als gleichberechtigte Amtssprache in Paraguay zugelassen und 1836 wurde die erste öffentliche Bibliothek in Asunción eröffnet. Um eine harte, nach seinem Ethos lebende paraguayische Nation zu schaffen, ordnete Rodríguez de Francia für die kreolische Oberschicht Mischehen mit Indios (Guaranis) an. Widersetzten sich deren Angehörige dieser Anordnung, wurden hohe Geldstrafen erhoben oder Eigentumskonfiszierungen vollzogen, die zum Ruin beider Familien führten. Weil seine Schwester einen Mann ihrer Wahl heiratete, wurden sowohl ihr Gatte als auch der die Trauung vollziehende Priester auf Befehl Doktor Francias standrechtlich erschossen. Über das weitere Schicksal seiner Schwester gibt es keine Überlieferungen. Der hartherzige Diktator blieb selbst unverheiratet, aber er soll eine beträchtliche Anzahl unehelicher Kinder gezeugt haben. Bekannt wurde seine Tochter Ubalde García de Cañete, die zeitweise ihren Lebensunterhalt mit Prostitution bestreiten musste, da ihr Vater mit seinem Einkommen von 2 Peso pro Tag für sie nicht sorgen konnte und/oder wollte. Die letzten Regierungsjahre des am 20. September 1840 verstorbenen Diktators waren vom Terror seiner Geheimpolizei und seiner unberechenbaren Willkür gekennzeichnet. Er hinterließ keinen existierenden staatlichen Verwaltungsapparat. Damit stellte sein Regime einen Präzedenzfall für zukünftige persönliche Diktaturen starker Militärherrscher in Paraguay dar. José Gaspar Rodríguez de Francia verdankt seinen schlechten Ruf vor allem Charles Darwins Berichten, der 1843 Paraguay bereiste. Heute wird der Diktator unterschiedlich bewertet, einerseits wird er als Bewahrer der Unabhängigkeit Paraguays und Beschützer der Guarani verehrt, andererseits wird sein blutiges Terrorregime zu recht als unmenschlich verabscheut. Basierend auf die Diktatur Doktor Francias schrieb der paraguayische Schriftsteller Augusto Roa Bastos den Roman „Yo, el Supremo“ (Ich, der Oberste). "Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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20.07.2012, 00:07
Beitrag: #42
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Hallo Luki
hier ist noch eine von mir erstellte Biografie. * John of Gaunt, 1. Duke of Lancaster Könntest Du sie mit in den Thread der geordneten Biografien aufnehmen. Vielen Dank Sansavoir "Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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21.07.2012, 13:44
Beitrag: #43
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Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
(20.07.2012 00:07)Sansavoir schrieb: Hallo Luki Servus Sansavoir . Habe ich leider übersehen , ist nachgetragen . http://www.forum-geschichte.at/Forum/sho...555#pid555 Ich versuche zwar Alle zu verlinken , aber ab und zu übersehe , oder bemerke ich Einen nicht . Daher bitte ich Euch , macht mich auf die Person aufmerksam . G.v.luki. Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag ![]() |
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22.07.2012, 16:40
Beitrag: #44
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RE: Maximilian I. König von Baiern
(19.07.2012 21:09)Luki schrieb: Geschrieben und Verfasst von : Harald Dieser König Max ist euch und mir allgegenwärtig. Denn wie man aus dem zitierten Beitrag entnehmen kann, war er Pfalzgraf bei Rhein. Zu seinem dortigen Herrschaftsgebiet zählte auch ein kleiner Holzhof. Er stand an der Stelle, wo ein Floßbach, auf dem Holz nach Bad Dürkheim, einer nahen Stadt, geflößert (ich hoffe, das konjugiert man so) wurde, eine Straße von besagtem Bad Dürkheim zum Rhein hin kreuzte. Erbaut worden war dieser Holzhof zwischen 1736 und 1750. So genau weiß man das nicht. Dieser Holzhof gehörte zur Gemeinde Lambsheim. Auf dem umliegenden Gebiet siedelten ab 1816 einige Familie aus diesem Ort. Schon nach drei Jahren war diese Ansiedlung auf 227 Einwohner angewachsen. Es gehörte sich, dass daraus bald etwas geregeltes wurde, denn ein Weiler war das Gebiet lange nicht mehr. Also erhielt es die Unabhängigkeit. Am 6. Mai 1819 wurde daraus ein eigener Ort, benannt nach dem Landesherrn, besagtem König Maximilian Joseph von Bayern, dem König Max, mit dem schönen Namen "Maxdorf". Leider verlor der Ort 1865 seine Unabhängigkeit und wurde zu Lambsheim gesteckt. Viele Male versuchten die Bewohner, sie wiederzugewinnen. Es gelang erst 1952. Und sechzig Jahre später machte ein Jugendlicher aus diesem Ort, der sich mit diesem ein bisschen identifizierte und sich Nutzerbild und -Name entlieh, das Internet, besonders das Forum-Geschichte.at unsicher. Die Vergangenheit als Holzhof lebt im Ortswappen fort, wo ihr einen Baumstamm findet. Genau wie der gute alte König Max, dessen blau-weißes Landesmuster auch ins Wappen fand. P. S.: Die Oberpfalz hat ihren Namen aus dieser Zeit, als sie den selben Herren hatte wie die Pfalz. Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch) |
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22.07.2012, 22:04
Beitrag: #45
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Wer wohl dieser Jugendliche aus Maxdorf ist?
![]() ![]() ![]() "Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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23.07.2012, 09:21
Beitrag: #46
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
(22.07.2012 22:04)Sansavoir schrieb: Wer wohl dieser Jugendliche aus Maxdorf ist? Das ist bestimmt der Annatar... ![]() ![]() ![]() Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch) |
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25.07.2012, 01:48
Beitrag: #47
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Álvaro Obregón Salido
(Álvaro Obregón) Álvaro Obregón Salido (* 19. Februar 1880 auf der „Hacienda de Siquisiva“ bei Navojoa nahe Alamos, Bundesstaat Sonora, Mexiko; † 17. Juli 1928 in San Angel – heute zu Mexiko-Stadt gehörend) war ein General und Politiker, der von 1920 bis 1924 als Präsident Mexikos amtierte. 1880 bis 1911 Der als jüngstes von achtzehn Kindern einer irisch-mexikanischen Viehzüchterfamilie geborene und als Halbwaise unter schwierigen materiellen Verhältnissen aufgewachsene Obregón bekam nur eine unzureichende Schulausbildung. Er arbeitete in seiner Jugend in verschiedenen Berufen, in denen er sich umfangreiche, vorwiegend technische Fähigkeiten aneignete, die er vor allem in seinen Tätigkeiten als Verwalter einer kleinen Getreidemühle, als Angestellter in einer Zuckerfabrik oder als Handelsvertreter für Schuhe anwandte. Um selbstständiger Landwirt zu werden, ließ er sich schließlich um 1900 in Huatabampo, im fruchtbaren Mayogebiet, nieder, wo er seinen neu aufgebauten Landwirtschaftsbetrieb bis zum Ausbruch der Mexikanischen Revolution auf mehrere hundert Hektar ausdehnen konnte. Er heiratete 1903 Redugia Urrea und nachdem er bereits 1907 verwitwet war, vermählte er sich 1916 ein zweites Mal mit Maria Tapia. 1910 nahm der zu einen der im Bundesstaat Sonora wirtschaftlich erfolgreichsten Rancheros aufgestiegene Obregón gegenüber der beginnenden Revolution eine abwartende und unentschlossene Haltung ein, er folgte noch nicht der revolutionären Bewegung Francisco Maderos (1873–1913), die zum Sturz des Diktator Porfirio Diaz (1830–1915) führte. 1911 bis 1914 Mit seiner Wahl zum Gemeindepräsidenten (Bürgermeister) der Stadt Huatabampo begann im September 1911 Obregóns politische Karriere. Infolge der radikalen Auswechslung der Führungselite in Sonora stiegen Maderos Anhänger in die höchsten politischen Ämter auf. Aber auch bisher nicht in Erscheinung getretene Nutznießer des gestürzten Regimes konnten den Personalwechsel für ihre Karrieren nutzen. Bedeutend für die mexikanische Geschichte waren die beginnenden politischen Karrieren von Adolfo de la Huerta (1881–1955) als Abgeordneter im Parlament des Bundesstaates Sonora oder die von Plutarco Elías Calles (1877–1945), der als Polizeichef der bedeutenden Grenzstadt Agua Prieta amtierte. Obregóns steiler Aufstieg war vor allem mit der in seinem Amt als Gemeindepräsident liegenden Verantwortlichkeit für die lokale militärische Selbstverteidigung begründet. Die mit Entschiedenheit betriebene Mobilisierung von der Bundesarmee unabhängiger Truppen entsprach der Politik der maderistischen Staatsregierung in Sonora. Außerdem war es dem sonorensischen Gouverneur José Maria Maytorena (1867–1948) gelungen, die Zustimmung der Zentralregierung zur Bildung und Finanzierung staatlicher Armeeverbände zu erhalten. Dadurch erlangte die Staatsregierung eine größere Unabhängigkeit gegenüber den in Sonora stationierten Bundestruppen, deren Befehlshaber noch dem gestürzten Präsidenten Diaz verpflichtet waren. Der Gouverneur von Sonora unterstützte 1912 Präsident Madero gegen den Aufstand des dem alten Regime verbundenen Generals Pascual Orozco (1882–1915). Eines der stärksten Kontingente war das von Obregón ausgehobene und von ihm als Oberstleutnant kommandierte neu gebildete „ 4. Irreguläre Bataillon von Sonora“. Seine militärischen Erfolge bei der Abwehr der Orozco-Rebellen verschafften den Gemeindepräsidenten von Huatabampo eine hohe, des Amtes bei Weitem übertreffende Reputation. Nach dem Sturz und der Ermordung Maderos durch die Gegenrevolutionäre um General Victoriano Huerta (1850–1916), General Felix Diaz (1868–1945), dem Neffen des gestürzten Diktators Porfirio Diaz und Henry Lane Wilson (1857–1932), dem US-amerikanischen Botschafter in Mexiko, schloss sich Álvaro Obregón der revolutionären Bewegung unter Venustiano Carranza (1859–1920) an, die im Sommer 1914 die Huerta-Präsidentschaft blutig beendeten. 1914 bis 1919 Um über die Zukunft Mexikos zu entscheiden, war Carranza im Herbst 1914 bereit, sich mit allen Militärgouverneuren und Generälen in Aguascalientes zu treffen. Neben den Anhängern des neuen Präsidenten trafen dort auch Abordnungen von Emiliano Zapata (1879–1919) und Pancho Villa (1878–1923) ein. Die stärkste Gruppe bildeten jedoch die unabhängigen Armeeführer der Nordwestarmee unter Álvaro Obregón, der einerseits bereit war, eine Koalition mit dem bürgerlich-konservativen Präsidenten einzugehen, andererseits nicht abgeneigt war, Bündnisse mit den progressiv-radikalen Zapatisten und Villisten zu führen. Es erfolgte jedoch keine Einigung, stattdessen drohte Pancho Villa Álvaro Obregón zu erschießen und im November 1914 wurde der Bürgerkrieg fortgesetzt, in dem Obregón weiter an der Seite Carranzas kämpfte. Am 19. November 1914 evakuierte er seine Truppen aus Mexiko-Stadt, um die Hauptstadt den überlegenen Armeen Zapatas und Villas zu überlassen und um die Stadt Veracruz zu besetzen, dessen Hafen erst von den US-Amerikanern geräumt wurde. Der keine militärische Ausbildung erhaltene, inzwischen zum Oberst beförderte, Obregón erwies sich als genialer Autodidakt in der militärischen Führung der Armee des Präsidenten. Aufgrund seines eingehenden Studiums des Geschehens auf den europäischen Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges modernisierte Obregón die Feldartillerie, so setzte er verstärkt das Maschinengewehr zur Bekämpfung des Gegners ein. Zwischen dem 6. April und dem 10. Juli 1915 schlugen seine Truppen in vier großen Schlachten in der Nähe der Städte Celaya, León und Aguascalientes die Rebellenarmee Pancho Villas, der einerseits für die Erfüllung der sozialen Forderungen der Bauern weiter kämpfte, andererseits aber auch eigene Machtambitionen verfolgte. Während der Schlacht von Celayo verlor Obregón seinen rechten Arm, ein deswegen erfolgter Suizidversuch konnte von seinen Mitkämpfern in letzter Minute verhindert werden. Schließlich amtierte Obregón 1917 für einige Monate als Kriegsminister. 1919 bis 1920 Nach der 1919 erfolgten Ermordung des Rebellen Emiliano Zapata versuchte Carranza die aus den konstitutionalistischen Revolutionstruppen gebildete neue Armee an sich zu binden. Die Befehlshaber dieser Armee bestanden jedoch darauf, ihre Autonomie in den von ihnen kontrollierten Gebieten zu behalten und entzogen sich zunehmend der zivilen Kontrolle. Versuche der Carranza-Regierung, die Generäle durch wirtschaftliche Zugeständnisse zu neutralisieren, blieben im Wesentlichen erfolglos. Als einer der prominentesten Revolutionsgeneräle war Obregón in der Armee fest verankert. Er strebte bereits seit Anfang 1919 die Nachfolge des Präsidenten an, verkündete am 1. Juni 1919 ein sehr vages, gegen Carranza gerichtetes Programm und riskierte damit das Ende der Partnerschaft ziviler und militärischer Revolutionsführer. Als Carranza begann, seinen eigenen Kandidaten, den bisherigen Botschaften in Washington, Ignacio Bonillas (1858–1944), als Nachfolger aufzubauen, begann Obregón Geheimverhandlungen mit einigen Gouverneuren und Armeekommandanten, aber auch mit dem Casa del Obrero Mundial (CROM / Gewerkschaft), der Partido Laborista Mexicano (PLM / Mexikanische Arbeiterpartei) und der damals wichtigsten Partei im Parlament, der Partido Liberal Constitucionalista (PLC) zu führen, die ihm alle ihre Hilfe zusagten. Nachdem Präsident Carranza am 11. April 1920 den Gouverneur von Sonora – Adolfo de la Huerta – absetzen ließ, flüchtete der seine eigene Verhaftung befürchtende Obregón aus Mexiko-Stadt, um sich am 23. April gemeinsam mit de la Huerta und den Generälen Plutarco Elías Calles, Salvador Alvarado (1879–1924) und Benjamin Hill (1874–1920) gegen die Regierung zu erheben. Dieser von ihm organisierte und mit dem so genannten „Plan von Agua Prieta“ programmatisch begründete Militärputsch führte am 8. Mai 1920 zum Sturz des Präsidenten, wobei die Putschisten auch von den verbliebenen Anhängern des im Juli 1919 ermordeten Revolutionärs Emiliano Zapata unterstützt wurden. Der nach Veracruz flüchtende Carranza wurde am 21. Mai 1920 gefangen gesetzt und erschossen. Mit dem Sturz des Präsidenten Venustiano Carranza war die erste Phase der mexikanischen Revolution abgeschlossen, fast alle Führer der ersten Stunde hatten bereits die politische Bühne verlassen. Obwohl der Konflikt zwischen Carranza und Obregón vordergründig als ein Ringen zwischen zivilen und militärischen Führern erschien, scheiterte Carranza vor allem an seiner Konzeptlosigkeit zur Stabilisierung der Revolution. Sein Konkurrent dagegen hatte erkannt, dass neben der politischen Domestizierung der ehemaligen Revolutionstruppen das Regime eine Massenbasis brauchte, was die Entwicklung neuer Wege zur Massenmobilisierung – bei gleichzeitiger Massenkontrolle – voraussetzte. Des Weiteren plädierte Álvaro Obregón für eine flexiblere Haltung in der Außenpolitik, er war ebenso zu bestimmten Konzessionen gegenüber dem Auslandskapital bereit. Als Exponent der Grundbesitzer Sonoras verzichtete er jedoch auf eine deutliche öffentliche Aussage zur Agrarpolitik, er lehnte einerseits die Aufteilung des Großgrundbesitzes ab, andererseits signalisierte er seine Bereitschaft, kleinere Landwirtschaftsbetriebe staatlich zu fördern. Für das Interim vom 1. Juni bis 30. November 1920 fungierte Adolfo de la Huerta als Präsident Mexikos, nach dem Vollzug der Wahlen im September übernahm Álvaro Obregón am 1. Dezember 1920 offiziell die Präsidentschaft, der zurück getretene Interimspräsident diente ihm dann bis 1923 als Finanzminister. Da 60 % der Machtelite aus dem Norden, allein 35 %, einschließlich vier der sechs Präsidenten aus dem Staat Sonora kamen, wird die von 1920 bis 1935 herrschende Regierungsform als sonorensisches Regime bezeichnet. 1920 bis 1924 Die Folgen eines zehnjährigen Bürgerkrieges, die Wanderungsbewegungen der Bevölkerung und ihre gleichzeitige Politisierung erforderten eine neue Politik. Wichtige Ziele des sonorensischen Regimes waren die Schaffung einer nationalen Identität und die Stärkung der Zentralmacht gegenüber den zahlreichen regionalen „Caudillos“ und den lokalen „Kaziken“. Während der Präsidentschaft von Álvaro Obregón stabilisierte sich die politische Lage, militärische Putschversuche in den Jahren 1921 und 1922 blieben als isolierte Verschwörungen einzelner Generäle ohne Erfolg. Obregón leitete erste gesellschaftliche Reformen ein, die vor allem das Bildungswesen und im geringem Maße die Agrarreform betrafen. Der Erziehungsminister José Vasconcelos (1882–1959) nutzte das ihm gewährte höhere Budget zur stärkeren Förderung des ländlichen Elementarunterrichts. Ihm gelang es, Freiwillige zu mobilisieren, die mit viel Engagement in den entlegenen Gebieten Mexikos unterrichteten und die Alphabetisierung breiter Bevölkerungsschichten durchführten. Ebenso leitete Vasconcelos Reformen zur Integration der Indios in die mexikanische Gesellschaft ein. Dagegen fanden Obregóns Landreformen nur in den zentralmexikanischen Staaten des ehemaligen zapatistischen Bauernaufstandes statt, deren Befriedung der Präsident damit erreichte. In den anderen Staaten hielt sich die Regierung mit der Umverteilung des Landes zurück. Der Präsident und sein Innenminister Calles begannen durch taktisch geschickte Manöver, wie z. B. der Bildung von Koalitionen kleinerer Parteien und die Förderung schwächerer Parteien, die im Parlament dominierende Liberal-konstitutionalistische Partei (PLC) zu isolieren und zu verdrängen. Des Weiteren förderte Obregón regimeloyale Bauernorganisationen, die revisionistische Arbeiterpartei (PLM) und die Gewerkschaft (CROM), die sich im Gegenzug nicht scheute, Gegner des Präsidenten gewaltsam einzuschüchtern. Ebenso bemühte sich die Regierung, die Beziehungen zur USA zu verbessern. Die USA nahm den gewaltsamen Regierungswechsel von 1920 zum Anlass, die diplomatische Anerkennung Mexikos in Abhängigkeit zur Erfüllung ihrer Forderungen zu stellen. Obregón und sein Finanzminister de la Huerta signalisierten bereits 1920 ihre Bereitschaft zur Anerkennung der mexikanischen Schulden in Höhe von 1 Mrd. Pesos und zur Entschädigung der während der Revolution erfolgten Eigentumsverluste. Allerdings konnten sie sich aus innenpolitischen Gründen nicht auf eine formelle Anerkennung der amerikanischen Forderungen durch einen internationalen Vertrag einlassen. Deshalb verweigerte die USA diplomatische Beziehungen, erst nach der 1922 erfolgten Anerkennung der mexikanischen Schulden durch den Finanzminister (De la Huerta-Lamont-Abkommen) begannen sich die Beziehungen zu normalisieren. Die diplomatische Anerkennung Mexikos durch die USA erfolgte mit dem Bucareli-Abkommen im Mai 1923. Ein besonders wichtiger Punkt dieses Abkommens war der Verzicht auf den Artikel 27 der Verfassung von 1917, der die Enteignung ausländischer Konzerne regelte. Daraufhin folgten fast alle europäischen Staaten – mit Ausnahme Großbritanniens – in der diplomatischen Anerkennung Mexikos. Zu Sowjetrussland bzw. zur UdSSR bestanden schon seit 1920 normale diplomatische Beziehungen. Nach dem Ende der Bucareli-Konferenz im August 1923 begann Präsident Obregón die Nachfolge seines Innenministers Plutarco Elías Calles in das Präsidentenamt zu regeln. Daraufhin spalteten sich seine politischen Anhänger, die zum Teil den im Juli 1923 infolge der Bucareli-Verträge zurückgetretenen Finanzminister Adolfo de la Huerta favorisierten und vor allem Calles die Verantwortung für die ebenfalls im Juli 1923 erfolgten Ermordung Pancho Villas anlasteten. De la Huerta ließ sich von der Partido Nacional Cooperista (PNC) als Präsidentschaftskandidat aufstellen. Ebenso kündigten Teile der Generalität und der Erziehungsminister José Vasconcelos ihren Widerstand gegen Obregóns Pläne, Calles ins Präsidentenamt zu hieven. Ende November erhoben sich erste Armeeverbände. Um dem Aufstand einen politischen Anstrich zu geben, verkündete de la Huerta am 7. Dezember 1923 den Plan von Veracruz, in dem er versprach, das Frauenwahlrecht in Mexiko einzuführen und die Agrar- und Bildungsreform voranzutreiben. Seine Anhängerschaft war sehr heterogen, ihm folgte einerseits der General Salvador Alvarado, der in Yucatan Reformen zugunsten der indigenen Bevölkerung umgesetzt hatte, andererseits nahmen an der de la Huerta-Rebellion Militärs teil, die als Exponenten einer reaktionären Agrarpolitik galten und die Führung de la Huertas nicht anerkannten. Nachdem die Rebellen im Februar und März 1924 wichtige Schlachten verloren hatten, brach ihr Aufstand, der insgesamt 7.000 Tote forderte, im Mai 1924 zusammen. Ausschlaggebend für den Sieg Obregóns im Machtkampf gegen de la Huerta waren die Waffenlieferungen (darunter Flugzeuge) der USA, die ihm nach der Ratifizierung der Bucareli-Verträge im Dezember 1923 und Januar 1924 enorm unterstützten. Während die de la Huerta-Rebellion zusammenbrach, gewann Obregóns Kandidat Plutarco Elías Calles die inszenierte Präsidentschaftswahl mit 1,34 Mio. Stimmen gegenüber seinen Gegenkandidaten General Angel Flores (1883–1924), der nur 250.000 Stimmen bekam. 1924 bis 1928 Plutarco Elías Calles übernahm am 1. Dezember 1924 als Nachfolger Obregóns das Präsidentenamt. Als Vertreter des linken Flügels des sonorensischen Regimes setzte er die Agrarreform fort, stimmte aber infolge der zunehmenden Staatsverschuldung verstärkt den Privatisierungen, z.B. der Eisenbahn zu. Er fügte sich dem Druck der USA und annullierte zwei Paragraphen des Erdölgesetztes, die die Verstaatlichung der Erdölkonzerne regelten. Die bereits während der Präsidentschaft Álvaro Obregóns vollzogene rigorose Trennung von Staat und Kirche belastete die ganzen 1920-er Jahre die Politik. Es kam zum Konflikt mit dem Vatikan und zu Spannungen mit der einheimischen Kirche, die sich zu pro-katholischen Aufständen ausweiteten. Höhepunkt war der 1926 ausgebrochene Aufstand der „Cristeros“, der vom Calles-Regime rücksichtslos und gewaltsam bekämpft wurde. Bereits 1925 scheiterte ein erster Versuch des Präsidenten eine Wiederwahl Obregóns zum Präsidenten zu ermöglichen. Einflussreiche Gruppen der Regierung, des Militärs und des Parlaments leisteten Widerstand gegenüber der geplanten Änderung der Verfassung. Obregón gelang es, sich nach der Niederwerfung des pro-katholischen Aufstandes der „Cristreos“ als Vermittler zwischen Staat und Kirche zu empfehlen. Daraufhin wuchs seine Stellung im Staat so, dass man in Mexiko von einer „Diarchie“ sprechen musste. Ende 1926 setzte er ohne Widerstand die Verfassungsänderung durch. Obregón ließ daraufhin mögliche politische Konkurrenten beseitigen. Ein Putschversuch der Generäle Arnulfo Gomez und Francisco Serrano, beide Teilnehmer der de la Huerta-Rebellion scheiterte in der Nacht vom 3. zum 4. Oktober 1927. Serrano wurde sofort standrechtlich erschossen, Gomez einen Monat später ermordet. Infolge des gescheiterten Putsches wurden bis zum 7. Oktober 1927 auf Befehl des Präsidenten 25 Generäle und 150 Personen hingerichtet. Des Weiteren wurden 23 Abgeordnete, die gegen die Verfassungsänderung gestimmt haben, im Oktober 1927 aus dem Parlament ausgeschlossen. Obregón entkam im November 1927 nur knapp zwei Attentatsversuchen. Er gewann am 1. Juli 1928 unangefochten eine zweite Amtszeit als Präsident. Nach seinem Sieg kehrte er nach Mexiko-Stadt zurück, um dort seinen Sieg zu feiern. Während eines Banketts in dem Restaurant „La Bombilla“ im Dorf San Angel (heute Mexiko-Stadt) wurde Àlvaro Obregón am 17. Juli 1928 von dem als Karikaturist getarnten römisch-katholischen Priesteramtskandidaten José de León Toral (1900–1929) erschossen. Der junge, fanatische Katholik sah in Álvaro Obregón einen Exponenten der antikirchlichen Politik der Regierung. Er wollte außerdem mit seiner Tat die beiden katholischen Brüder Pro rächen, die 1927 aufgrund ihrer Teilnahme an einem missglückten Attentat auf Obregón angeklagt und nach einem fragwürdigen Verfahren hingerichtet wurden. Bis heute ist nicht geklärt, ob die Ermordung Obregóns die Tat eines Einzelnen oder ein Komplott einer Gruppe war. Unter den Verdächtigen befand sich auch Präsident Calles, dessen Position im Sommer 1928 besonders schwach und isoliert war. Er verzichtete zwar auf eine Wiederwahl zum Präsidenten, setzte jedoch mit dem ehemaligen Gouverneur von Tamaulipas, Emilio Portes Gil (1890–1978), einen damals noch fügsamen Kandidaten für seine Nachfolge durch. 1929 gründete Calles die Partido Nacional Revolucinario (PNR), die bis zum Jahr 2000 unter verschiedenen Namen – seit 1946 Partido Revolucionario Institucional (PRI) - immer den Präsidenten Mexikos und bis 1989 alle Gouverneure der Bundesstaaten stellte. Als Parteichef (Jefe Maximo) war er bis 1935 der starke Mann Mexikos, den erst Präsident Lázaro Cárdenas (1895–1970) entmachtete und ins Exil zwang. Die Regierung Cárdenas leitete weitere, soziale Umwälzungen ein, sie schloss die Mexikanische Revolution ab. Ehren Zu Álvaro Obregóns Ehren erhielt der 16. Stadtbezirk in Mexiko-Stadt den Namen „Álvaro Obregón“. Am Ort des Attentats befindet sich ein Denkmal. Ebenso sind die Benennungen der Stadt Ciudad Obregón im Bundesstaat Sonora, des Dorfes Colonia Álvaro Obregón im Bundesstaat Chihuahua, der Gemeinde Cañadas de Obregón in Jalisco und die Álvaro-Obregón-Talsperre ihm zum Gedenken gewidmet. Begraben ist er in Huatabampo im Bundesstaat Sonora. Literatur * Hans Werner Tobler; Die mexikanische Revolution – Gesellschaftlicher Wandel und politischer Umbruch, 1876 – 1940; Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main, 1. Auflage 1984; ISBN 3-518-04588-1 * Dieter Nohlen; Mexiko in „Unser Jahrhundert in Wort, Bild und Ton – Die 20er Jahre“; Bertelsmann Lexikothek Verlag; 1997; ISBN 3-570-07947-3 * Biografien zur Weltgeschichte; VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1989 * Álvaro Obregón Salido (Wikipedia) "Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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26.07.2012, 00:38
Beitrag: #48
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Ismail Enver Pascha
(Ismail Enver, Enver Pascha) Enver Pascha, eigentlich Ismail Enver (* 22. November 1881 in Istanbul; † 4. August 1922 bei Baldschuan, nahe Duschanbe in Tadschikistan) war ein General, Politiker und Kriegsminister des Osmanischen Reiches. Er war ein führender Vertreter der Jungtürken und einer der Hauptverantwortlichen des Völkermordes an den Armeniern in den Jahren 1915/16. 1881 bis 1912 Der Sohn eines türkischen Eisenbahnarbeiters wuchs in nicht wohlhabenden, aber auf Bildung orientierten Verhältnissen auf. Während seiner Schul- und Studienzeit kam der strebsame Ismail mit bürgerlich-revolutionären Ideen in Berührung, bereits 1897 nahm er als Mitglied der jungtürkischen Bewegung an Studentenrevolten gegen das Regime Abdülhamids II. (* 1842, Sultan 1876–1909, † 1918) teil. Die Jungtürken bildeten 1889 eine Geheimorganisation, aus der 1894 das offiziell zugelassene „Komitee für Einheit und Fortschritt“ hervorging, welches die Modernisierung des Osmanischen Reiches durch eine gut ausgebildete, positivistische Elite verwirklichen wollte. Unter den Jungtürken vereinten sich vor allem Intellektuelle, Beamte und Offiziere, die aber unterschiedliche politische Strömungen, wie den Panturanismus (Vereinigung aller Turkvölker), den Panislamismus (Vereinigung aller islamischen Länder) oder die Ideen der (um 1900 resignierten) Jungosmanen vertraten, die seit den 1860-er Jahren die Umwandlung des Osmanischen Reiches in einen Staatenbund unter der konstitutionellen Herrschaft des osmanischen Sultan-Kalifen propagierten. Die Jungtürken gewannen um 1900 zunehmend Einfluss auf die jüngere Generation türkischer Offiziere, so auch auf Ismail Enver, der nach dem Besuch der Militärakademie seit 1903 als Kavalleriehauptmann im 3. Armeekorps in Mazedonien diente. Envers politischer Aufstieg begann mit der vom 3. bis 24. Juli 1908 erfolgten jungtürkischen Revolution, die die Wiedereinsetzung der liberalen Verfassung von 1876 erreichte und den Sultan zwang, seine reaktionären Minister zu entlassen. Die am 5. Oktober 1908 vollzogene bulgarische Unabhängigkeitserklärung, die am 7. Oktober 1908 erfolgte Annektierung Bosnien-Herzegowinas durch Österreich-Ungarn und die am 12. Oktober 1908 stattgefundene Vereinigung Kretas mit Griechenland erschwerte die politische Lage der Jungtürken enorm. Sie verloren eine beträchtliche Anzahl Steuerzahler, die innenpolitische Lage zerrüttete zunehmend, einerseits durch Machtkämpfe innerhalb der Jungtürken, andererseits durch Aufstände regionaler Nationalisten, so z.B. in Mazedonien. Enver, aber auch Mustafa Kemal, der spätere Atatürk (1881–1938), kämpften Ende 1908 als Freiwillige in den Bergen Mazedoniens gegen griechische Nationalisten. Aufgrund dieser politischen Konstellation erstarkte der Einfluss des entmachteten Sultans wieder. Aufständische Koranschüler, Handwerker und Arbeiter forderten bald darauf in Istanbul die Wiedereinsetzung Abdülhamids II. als unumschränkten Herrscher. Schließlich scheiterte am 15. April 1909 ein dreitägiger Aufstand, der das Ziel verfolgte, die Regierung der Jungtürken zu stürzen. Die gegenrevolutionären Kräfte wurden blutig niedergeschlagen, der amtierende Sultan wurde durch dessen Halbbruder Mehmed V. (* 1844) ersetzt, der sich bis zu seinem Tod am 3. Juli 1918 als willenloses Werkzeug der Jungtürken erwies. Ismail Enver diente dem neuen Regime von 1909 bis 1911 als Militärattaché an der Türkischen Botschaft in Berlin. In dieser Funktion gelang es dem rührigen Jungtürken Kontakte zur preußisch bzw. deutschen Generalität aufzubauen. Dabei gelang es ihm, das deutsch-türkische Militärbündnis zu festigen. Ebenso ist es seinem Engagement zu verdanken, dass deutsche Generäle und Offiziere verstärkt Führungspositionen in der Osmanischen Armee besetzten und diese dann modernisierten. Des Weiteren prägte sich in diesen Jahren Envers antibritische und antifranzösische Haltung heraus. Mit Hilfe des Deutschen Reiches beabsichtigte er den Einfluss bzw. die De-facto-Herrschaft der Briten und Franzosen in noch nominellen Teilen des Osmanischen Reiches zurück zu drängen. Deswegen befürwortete er auch den Bau der Bagdad-Bahn. Da Enver Pascha in Klein Glienicke wohnte, wurde ihm zu Ehren die 1901 erbaute und im 2. Weltkrieg zerstörte Brücke über den Teltowkanal, die Klein Glienicke mit dem Potsdamer Stadtteil Neubabelsberg verband, erst vom Volksmund, dann offiziell Enver-Pascha-Brücke genannt. Im September 1911 übernahm Enver anlässlich des italienischen-türkischen Krieges das Oberkommando über die osmanischen Truppen und die arabischen Senussi-Kämpfer in Tripolitanien, dagegen kommandierte sein politischer Rivale Mustafa Kemal die Einheiten in der Cyrenaika. Enver und Kemal konnten die Eroberung des heutigen Libyen nicht verhindern, im Frühjahr 1912 gaben sich ihre Truppen der italienischen Armee geschlagen. Auf die daraufhin ausbrechenden Proteste in Istanbul reagierten die Jungtürken mit der Verfolgung der Opposition und mit brutalen Gewaltakten gegenüber der nichttürkischen Bevölkerung. Diese restriktive Politik führte dazu, dass im Juli 1912 die jungtürkische Regierung gestürzt wurde und durch die pro-britische Liberalen der Partei „Freiheit und Einheit“ ersetzt wurde, die ihr politisches Kapital bereits in dem im Oktober 1912 beginnenden 1. Balkankrieg verspielten. 1913 bis 1914 Aufgrund des katastrophalen Verlaufs des 1. Balkankrieges und der immensen Gebietsverluste des Osmanischen Reiches putschten die Jungtürken am 23. Januar 1913 gegen die Regierung, wobei im Beisein Envers der Kriegsminister Nazim Pascha erschossen wurde. Zum Großwesir wurde Mahmud Sevket (* 1856) ernannt, der bereits im Juni 1913 einen Attentat der Liberalen zum Opfer fiel. Als tatsächliche Machthaber profilierten sich jedoch Mehmed Talât (1872–1921), der offiziell als Innenminister amtierte, Ahmed Cemal (1872–1922), der sich als brutaler Istanbuler Militär- und Polizeichef erwies und Ismail Enver, dem das Amt des Generalstabschefs der Osmanischen Armee zufiel. Die neue Regierung musste allerdings im Frühjahr dem Londoner Frieden einschließlich des Verlusts immenser europäischer Gebiete zustimmen. Da sich die Siegermächte wenig später um die Aufteilung der Beute stritten, Bulgarien sich beim Ausbruch des 2. Balkankriegs einer gegnerischen Allianz aus Serbien, Rumänien und Griechenland stellen musste, entschloss sich Enver zum Angriff auf Bulgarien, um einen Teil der verloren gegangenen Gebiete zurück zu erobern. Es gelang ihm, Bulgarien Teile Thrakiens und vor allem die erst im März 1913 eroberte Stadt Edirne zu entreißen. Diese Eroberungen brachten Enver in der türkischen Öffentlichkeit den Ruf eines Kriegshelden ein, dagegen wurden die von ihm veranlassten grausamen Vertreibungen der bulgarischen Bevölkerung nicht thematisiert. Schließlich sicherte ihm seine Popularität als Kriegsheld Anfang 1914 das Amt des Kriegsministers, die Ernennung zum Vizegeneralissimus und das Führen des Titels „Pascha“, der jedem Offizier vom Generalsrang aufwärts zustand. Ismail Envers gesellschaftlicher Aufstieg verdeutlicht auch die Eheschließung mit einer Nichte des Sultans, Prinzessin Emine Naciye (* 1899). Aus dieser Ehe gingen die 1917 geborenen Töchter Türkân Mayatepek und Mahpeyker Ürgüp sowie der 1920 geborene Sohn Ali Enver Akoğlu hervor. Der Großwesir Said Halim Pascha, ein ägyptischer Prinz - der eigentliche Leiter der türkischen Politik Talât Pascha, ein ehemaliger Post- und Telegraphenbeamter und der im In- und Ausland populäre Kriegsminister Enver Pascha festigten zum Beginn des Ersten Weltkrieges das Bündnis des Osmanischen mit dem Deutschen Reich. Der am 2. August 1914 von Said Halim (1864–1921) und Enver unterzeichnete und vorerst geheim gehaltene Vertrag garantierte gegenseitige Waffenhilfe im Falle eines russischen Angriffs, der de facto zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung schon stattgefunden hat. Trotzdem versuchte die türkische Regierung separat mit Nikolaus II. (1868–1918) zu verhandeln, nach ein paar Tagen scheiterten jedoch die Verhandlungen an den nicht akzeptablen russischen Forderungen. Des Weiteren vollzog Enver einen Personalaustausch im Offizierkorps der Osmanischen Armee, er pensionierte regierungskritische Generäle und Offiziere und ersetzte diese vorwiegend durch deutsche Generäle und Offiziere. Wichtige Kommandos wurden deutschen Generälen übertragen, die bekanntesten davon waren Colmar von der Goltz (1843–1916), Otto Liman von Sanders (1855–1929) und Erich von Falkenhayn (1861–1922). Allerdings gestaltete sich Envers Beziehungen zur deutschen Generalität schwierig, so kommunizierten Liman von Sanders und Enver nach Kompetenzstreitereien wochenlang nicht miteinander, obwohl die Ereignisse an den Fronten dies erforderten. Schließlich wurde Enver nach dem verloren gegangenen Ersten Weltkrieg des Verrats am Osmanischen Reich bezichtigt, da er um die 800 deutsche Offiziere und einige tausend deutsche Soldaten im Heer beschäftigte. Die Vorwürfe sind jedoch nicht gerechtfertigt, Enver hatte nie das Oberkommando über die türkischen Streitkräfte an einen Deutschen abgegeben. Seine Einstellung zum deutschen Verbündeten werden mit nachfolgenden Äußerungen gegenüber dem US-amerikanischen Botschafter Henry Morgenthau (1856–1946) belegt: “Die Türken und Deutschen nehmen keine Rücksicht aufeinander. Wir gehen mit ihnen, weil es in unserem Interesse liegt, sie gehen mit uns aus ihrem Interesse. Deutschland wird die Türkei unterstützen, solange dies Deutschland hilft, die Türkei wird Deutschland unterstützen, solange es der Türkei hilft.“ Seine Bündnistreue zum Deutschen Reich begründete sich einerseits auf seine Überzeugung, dass die Aufteilung des Osmanischen Reiches auch bei strikter Neutralität nicht verhindert werden kann; andererseits auf seinen unerschütterten Glauben an die Überlegenheit des deutschen Militärs und der deutschen Technik. 1914 bis 1917 Nach dem Scheitern der Verhandlungen mit Russland überlisteten die pantürkischen Großmachtpolitiker Enver und Cemal die zaudernde Regierung zum Kriegseintritt. Sie veranlassten den deutschen Admiral Souchon (1864–1946), am 29. Oktober 1914 die russische Schwarzmeerküste zu überfallen und die Städte Sewastopol und Odessa zu bombardieren. Eine unter dem persönlichen Kommando Envers am 30. Oktober 1914 beginnende türkische Großoffensive gegen die russische Kaukasusarmee endete im Debakel, die für einen Winterfeldzug unzureichend ausgerüsteten osmanischen Truppen scheiterten im Dezember 1914 unter großen Menschenverlusten in der Schlacht bei Sarikamis. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Osmanische Reich schon in einem Zweifrontenkrieg, Großbritannien hatte bereits Zypern annektiert und Ägypten und Kuwait zu britischen Protektoraten erklärt. Im Januar 1915 organisierte Enver Pascha den Rückzug der verbleibenden 12.000 (von ursprünglich 90.000) Soldaten der Kaukasusfront. Seit Februar 1915 wehrte das Osmanische Reich die Belagerung der Halbinsel Gallipoli durch britische Truppen ab. Aufgrund der von den Briten - für den 25. April 1915 - geplanten Invasion der Dardanellen und dem gleichzeitigen Vorrücken siegreicher russischen Truppen im Osten des Reiches ordnete die Istanbuler Regierung am 24. April 1915 die Massendeportation der in Anatolien lebenden Armenier an, die alle der Kollaboration mit dem russischen Kriegsgegner verdächtigt wurden. Den menschenverachtenden Gräuel dieser Zwangsumsiedlung fielen 1915/16 über 1 Million Armenier zu Opfer, der vom jungtürkischen Triumvirat Talât, Cemal und Enver zu verantwortender Völkermord vergiftet bis heute die armenisch-türkischen Beziehungen. Weitere von der Regierung initiierte nationalistische Gewaltakte gegen Griechen, Kurden, Aramäer, Juden und Araber zerrütteten den inneren Zusammenhalt des Vielvölkerstaates. Die Briten mussten nach verlustreichen Kämpfen im Januar 1916 Gallipoli räumen, die Dardanellen blieben in türkischer Hand. Auch der russische Vormarsch konnte im August 1916 gestoppt werden, infolge der Februarrevolution 1917 schied der russische Kriegsgegner aus. Aber mit dem im Juni 1916 beginnenden Aufstand der Araber unter Führung von Hussain ibn Ali, Scherif von Mekka (1853–1931), und Thomas E. Lawrence (1888–1935) - bekannt als Lawrence von Arabien - entstand den Jungtürken auf der arabischen Halbinsel ein neuer Kriegsschauplatz, auf dem Cemal Pascha sofort mit unerbittlicher Härte durchgriff. Der Anfang 1917 zum Großwesir ernannte Talât Pascha und sein Stellvertreter Enver Pascha entschieden sich in dieser Situation, ihre pantürkischen Großmachtträume zu verwirklichen. Sie stifteten die von Russland unterworfenen zentralasiatischen Turkvölker zu Aufständen an, weshalb es zu starken Differenzen mit dem deutschen Verbündeten kam, die eigene Interessen im Kaukasus und am Kaspischen Meer verfolgten. Um seinen türkischen Verbündeten wieder auf Vordermann zu bringen, reiste auch der deutsche Kaiser Wilhelm II. (1859–1941) persönlich nach Istanbul. Den Arabern gegenüber verfolgten die Jungtürken eine zunehmend terroristische Politik. Enver Pascha entfernte alle arabische Abgeordnete aus dem Parlament, er entließ arabische Beamte aus ihren Funktionen und verbot arabische Zeitungen und Kundgebungen. Seine rigorose antiarabische Politik und Cemals rücksichtslose Kriegsführung erleichterten den Briten die Mobilisierung der arabischen Bevölkerung, die letztlich zum Ende der osmanischen Herrschaft auf der arabischen Halbinsel führte. Um den Briten Bagdad zu entreißen, rückte Enver 1917 mit seiner so genannten Blitzarmee, deren Kern das deutsche Asienkorps bildete, in Mesopotamien ein. Auch diese Aktion scheiterte kläglich, 30000 Soldaten desertierten und die osmanische Armee musste sich schließlich den britischen und indischen Truppen geschlagen geben 1918 bis 1922 Der am 3. März 1918 abgeschlossene Friedensvertrag von Brest-Litowsk mit Sowjet-Russland sicherte den Jungtürken die Rückgewinnung einiger 1878 abgetretener Gebiete, wie Batumi. Im Juni 1918 ließ Enver Pascha eine „Islamische Armee“ aufstellen, mit dem Ziel, Aserbaidschan einschließlich der Ölmetropole Baku zu erobern. Diese Politik führte zu erneuten Spannungen mit dem verbündeten Deutschen Reich, vor allem nach dem dort die Massaker an den in Baku lebenden Armenier bekannt wurden. Aber kurz nach der Eroberung Bakus brach die osmanische Front in Palästina zusammen und Ende September 1918 kapitulierte das verbündete Bulgarien. Damit war das Osmanische Reich von der deutschen Nachschubversorgung abgeschnitten. Bereits im Juli 1918 begann die schrittweise Entmachtung Envers. Oppositionelle Kräfte, die angesichts der absehbaren Niederlage des Osmanischen Niederlage einen Ausgleich mit den Siegermächten England, Frankreich und USA anstrebten, erzwangen nach dem Tod Sultans Mehmed V. und der Thronbesteigung von dessen Bruder Mehmed VI. (* 1861, Sultan 1918–1922, † 1926) die Absetzung Envers als Vizegeneralissimus. Seine gravierenden Fehlentscheidungen in der militärischen Führung, seine abenteuerliche, pantürkische Großmachtpolitik, aber auch die unmenschliche Verfolgung der Armenier, die er gemeinsam mit dem Großwesir und Innenminister Talât Pascha zu verantworten hatte, die jedoch von Teilen des Offizierkorps abgelehnt wurde, führten am 4. Oktober 1918 zur Entlassung Envers als Kriegsminister. Wenige Tage später, am 14. Oktober 1918, trat die komplette Regierung des Großwesirs Talât Pascha zurück. Die Hohe Pforte richtete noch in der Nacht vom 14. zum 15. Oktober 1918 ein Waffenstillstandsgesuch an den US-amerikanischen Präsidenten Thomas Woodrow Wilson (1856–1924). Der für das Osmanische Reich verheerende Waffenstillstand von Mudros wurde am 30. Oktober 1918 unterzeichnet und trat am 1. November 1918 in Kraft. Die Siegermächte teilten das Osmanische Reich auf und die von den Jungtürken verfolgten pro-britischen Liberalen bildeten die neue Regierung. Talât, Enver und Cemal gingen in der Nacht vom 3. zum 4. November 1918 an Bord eines deutschen U-Bootes, welches sie nach Odessa brachte. Von dort aus wurden die ehemaligen Machthaber des Osmanischen Reiches nach Berlin gebracht, wo sich ihre Wege bald für immer trennten. Wegen ihrer Verantwortung für den Völkermord an den Armeniern wurde nach einem Prozess das abwesende jungtürkischen Triumvirat 1919 in Istanbul als Kriegsverbrecher zum Tode verurteilt. Enver Pascha nutzte 1919 nach einem kurzen Aufenthalt in Potsdam die Kontakte des deutschen Militärs zur sowjetrussischen Führung. Ein von ihm favorisiertes Vorgehen der Roten und Islamischen Armee gegen die Briten in Mittelasien kam jedoch nicht zustande, da Lenin (1870–1924) keine Ambitionen hegte, die Ölfelder um Baku den türkischen bzw. islamischen Kräften Envers zu überlassen. Daraufhin schlug sich Enver nach Buchara durch, wo er seine seit 1916 bestehenden Kontakte zu den antirussischen Führern mittelasiatischer Aufständischer, den so genannten Basmatschi, erneuerte. Des Weiteren bemühte er sich dort, Anhänger für seine pantürkische Idee und für die Erneuerung des Kalifats zu gewinnen. Im September 1920 nahm er als Abgeordneter der Basmatschi an der Baku-Konferenz teil, wo die erneuten Bündnisverhandlungen mit Sowjetrussland an den unüberbrückbaren Interessengegensätzen Lenins und Envers scheiterten. Enver Pascha beabsichtigte zu diesem Zeitpunkt die islamischen, turkstämmigen Völker Mittelasiens in einem eigenen Staat – dem Kalifat von Samarkand– zu vereinen. Er dachte dabei nicht nur an die der Zarenherrschaft entronnenen Turkmenen, Aserbaidschaner, Tadschiken und Usbeken, sondern er rechnete vor allem mit der Unterstützung turkstämmiger Bevölkerungsgruppen in Persien und Afghanistan sowie der Uiguren in Nordwestchina. Seine weitreichenden politischen Ziele wurden von der reichen Oberschicht und der Geistlichkeit Bucharas, Ferghanas und des ehemaligen Khanats von Chiwa getragen, die ihm vor allem als Kämpfer gegen die immer stärker vordringende Bolschewiki benötigten und schätzten. Doch schon am 4. August 1922 fiel Enver Pascha als Oberbefehlshaber der Truppen des letzten Emirs von Buchara, Said Alim Khan (1880–1944), bzw. als Kommandeur der Basmatschi in einem erbittert geführten Reitergefecht mit der überlegenen Roten Armee bei Badschuan, nahe der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe. Die tödlichen Schüsse auf Enver feuerte wahrscheinlich der in der Roten Armee dienenden Armenier Hagop Melkumov ab. Bereits seit 1920 plante die armenische Geheimorganisation „Nemesis“ die Ermordung führender Jungtürken als Vergeltung für den an den Armeniern ausgeführten Genozid. So wurden z.B. 1921/22 der geistige Urheber des Genozids Talât Pascha in Berlin, der ehemalige Großwesir Said Halim Pascha in Rom und der brutale Militärgouverneur Cemal Pascha in Tiflis erschossen. Am 4. August 1996 wurden die sterblichen Überreste Ismail Envers nach Istanbul überführt und am Denkmal der jungtürkischen Revolution von 1908 beigesetzt. Literatur * Dietrich Gronau; Mustafa Kemal Atatürk oder Die Geburt der Republik; Fischer Taschenbuch Verlag GmbH; Frankfurt/Main, April 1994; ISBN 3-596-11062-9 * Alan Palmer; Verfall und Untergang des Osmanischen Reiches; Paul List Verlag in der Südwest Verlag GmbH & Co. KG; München 1994; ISBN 3-471-78427-6 * Gudrun Krämer; Osmanisches Reich (Türkei) in „Unser Jahrhundert in Wort, Bild und Ton – Das 2. Jahrzehnt“; Bertelsmann Lexikothek Verlag; 1997; ISBN 3-570-07948-1 * Biografien zur Weltgeschichte; VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1989 * Enver Pascha (Wikipedia) "Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero |
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13.08.2012, 23:26
Beitrag: #49
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Kamehamea I. der erste König von Hawaii .
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Servus . Eine sehr interessante Person ist der erste König von Hawaii ist Kamehamea I. 1758. ? bis 1809. König von 1795. bis 1819. ![]() Da eine Legende besagte daß ein großer König kommen und der würde alle Inseln einen . Und das dessen Geburt mit einer außergewöhnlichen Erscheinung angekündigt würde . Desshalb nimmt man an , sein Geburtsjahr sei 1758. denn da erschien wieder der Halleysche Komet der auch von Hawaii aus zu sehen war . Sein Onkel war Kalani`opu`u , der Häuptling Hawaiis bekannt durch die Tötung James Cook ( 14. 2. 1779. ) . Nach dessen Tod folgte ihm sein Sohn Kiwalao . Kamehamea übte das sehr angesehene Amt des Wächters ( Oberpriester ) des Kriegsgottes Kukailimoku . ![]() Er bekämpfte seinen Vetter ohne daß Einer die Überhand bekam . Aber auf den anderen Inseln gab es selbstständige Häuptlinge . Der König von Maui , Kahekili konnte 1786 . eroberte sogar die Inseln O`ahu , Lana`i und Koloka`i . Und da sich sein Bruder ihm auch unterstellte auch die Inseln Ni`ihau und Kaua`i . Er konnte 1790. erstmals Kahekili schlagen aber noch keine Landgewinne eringen . Kamehameha hatte sich ausländische Militärberater geholt und diese brachten vermutlich auch Gewehre mit . Und so eroberte er eine Insel nach der Anderen . 1810. ergab sich als Letzter der Häuptling von Kaua`i . Und damit war erstmals die ganze Inselgruppe geint . ![]() Und größer : http://upload.wikimedia.org/wikipedia/co...n_USGS.png Mit Hilfe der Berater hatte er eine Flotte zusammengestellt . 1819. betrug diese um die 30. Schoner und viele Kriegskanus , Die teilweise mit Kanonen bestückt waren . Früher waren die Inseln Anlaufstellen für die Walfänger oder als Zwischenstation der amerikanischen Chinahändler . Als der Fellhandel mit China einbrach ( Raubbau ) suchten die Amerikaner dafür Ersatz . So kamen sie Auf das Sandelholz aus Hawaii. Da es zwischenzeitlich Versuche von Russland ; Frankreich , England und den USA gab die Inseln zu übernehmen hatte Kamehameha die Idee alles Sandelholz der Inseln als das Eigentum des Königs zu beschlagnehmen . Drei amerikanische Kaufleute sicherten sich beim König einen Exklusivvertrag . Der dem König eine 25% Gewinnbeteiligung sicherte . Der Vertrag wurde 1812. durch den amerikanisch – britischen Krieg verhindert . Es sprangen andere Kaufleute ein . Die Häuptlinge waren für die Sandelholzernte zuständig und wurden vom König dafür entschädigt . Um den Schwarzhandel und dem Raubbau zu verhindern belegte er das Fällen der jungen Bäume mit einem religiösen Tabu . In Ozeanien funktionierte das . Aber so konnte er den Handel beherrschen und ausländische Begierden , auf die Inselgruppe abwehren . Er errichtete auch die ersten Schulen . Und einer seiner Nachkommen Kamehameha III. gab 1840. Hawaii die erste Verfassung und führte im selben Jahr die allgemeine Schulpflicht ein . Die Hawaii-Inseln liegen in einem sehr weitläufiges Gebiet von ca. 2000. Km. Länge . Ihre Gesammtoberfläche beträgt aber nur ca. 16 625. km² . Eine kuriose Notitz am Rande . Ein sehr bekannter Klub in Frankfurt trägt seinen Namen . Der King Kameha Club . http://www.king-kamehameha.de/ luki. Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag ![]() |
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04.09.2012, 19:30
Beitrag: #50
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RE: Biographien ungeordnet, wie sie geschrieben werden .
Manche werden sich erinnern – ich hatte vor mehreren Monaten
![]() ![]() einen römischen Feldherrn zum Raten im Forum-Quiz gestellt. Hier nun endlich die Biographie zu Gnaeus Domitius Corbulo (7-67 n. Chr.). Heute mal mit etwas mehr Erläuterungen. Ist sonst so trocken ![]() Corbulo wurde im Jahr 7 n. Chr. in die Oberschicht des römischen Reiches hinein geboren. Seine Familie lebte in Italien und entstammte den Senatorenkreisen. Zur Veranschaulichung: Zur Zeit des Augustus brauchte man, um in Senator zu werden, eine Million Sesterzen. Während dessen war für einen Normalbürger ein einziger Sesterz richtig viel. Corbulos gleichnamiger Vater gehörte also wirklich zur Elite. Einmal war er sogar Suffektkonsul gewesen. Dieser Begriff braucht vielleicht wieder eine Erklärung: In der römischen Republik wurden jedes Jahr 2 Konsuln gewählt, die die Spitze des Staates darstellten. Das dürfte soweit bekannt sein. In der Kaiserzeit ging die Macht auf die Kaiser über, die nun die Konsuln bestimmten und dieses Amt selber hin und wieder bekleideten. Aber „Konsul“ war immer noch ein gefragter Titel. Doch irgendwann kam es dazu, das der Kaiser mehr Anhänger im Senat brauchte und mehr treue Kandidaten für wichtige Ämter. Dies versuchte er dadurch zu erreichen, dass er mehr Konsuln ernannte. Die Amtszeit wurde einfach beschränkt und es gab in jedem Jahr mehrere Konsul-Paare. Die ersten Konsuln hießen „consules ordinarii“, das zweite Paar „consules suffecti“ (das bedeutet so viel wie Ersatzkonsuln). Dadurch gab es mehr dem Kaiser treu verbundene Politiker. Zum Beispiel Corbulo den Älteren, den Vater des Gesuchten. Seine Frau entstammte der Familie der „Vistilia“. Wie viele Kinder die beiden hatten, ist nicht bekannt. Doch eine Halbschwester des Gesuchten wurde später mit Kaiser Caligula verheiratet. Über Corbulos erste Jahre ist nichts bekannt, vermutlich machte er die normale Laufbahn (cursus honorum) eines jungen römischen Adeligen durch. Er durchlief wohl solche Ämter wie das des Prätors, des Quästors oder des Ädilen. Vielleicht hatte er auch irgendein Priesteramt inne. Im Jahr 39, unter der Regierung des Caligula, war er Suffektkonsul wie ehemals sein Vater. Vielleicht hatte da seine Halbschwester ein bisschen Einfluss genommen… Fortsetzung folgt. Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch) |
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14.07.2012 17:28 Letzter Beitrag: Maxdorfer |
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