Sind die Ostjuden Semiten?
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23.09.2016, 13:17
Beitrag: #1
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Sind die Ostjuden Semiten?
Nachdem Arthur Koestlers Hypothese einer nichtsemitischen Abstammung der Ostjuden heftige Diskussionen auslöste, habe ich sein Buch "Der dreizehnte Stamm" antiquarisch erworben, was mich allerdings 34 Euro kostete - darunter kann man es nicht mehr bekommen.
Koestler postuliert eine Abstammung der Ostjuden in Polen und Russland von den türkischen Chasaren. Das halbnomadische Turkvolk der Chasaren lebte im Raum Südrussland/Kaukasus, gründete dort ein mächtiges Reich und nahm etwa um 800 den jüdischen Glauben an. Das geschah laut entsprechender Quellen aus taktischen Gründen, da die Chasarenkagane gegenüber dem christlichen Byzanz und dem muslimischen Kalifat ihre Eigenständigkeit bewahren und keinen Missionsversuchen ausgesetzt sein wollten. Ende des 10. Jh. ging das südrussische Chasarenreich durch einen Kriegszug der Waräger/Rus unter. Koestler behauptet nun, dass die Chasaren in großer Zahl nach Norden migrierten und künftig den Kern der osteuropäischen Aschkenasim bildeten. Nach seiner Meinung waren die Juden im Rheinland eine kleine Minderheit, die niemals die große Masse von Ostjuden hätte bilden können. Problematisch bleibt bei dieser Beweiskette, wie die jiddische Sprache der Ostjuden zu erklären ist, die bekanntlich aus dem Mittelhochdeutschen hervorging und u.a. hebräische, aramäische und romanische Elemente enthält. Koestler erklärt das mit einem Taschenspielertrick: Er behauptet, dass die Deutschen, die im Zuge der Ostsiedlung Städte in Polen gründeten oder deutsches Stadtrecht dorthin verpflanzten (z.B. Lemberg, Krakau, Posen, Gnesen, Kulm), eine große wirtschaftliche und politische Bedeutung hatten. Deutsche Sprache im polnischen "Stedtl" sei demnach im Handel und anderen Bereichen wichtig gewesen und aus diesem Grund hätten die chasarischen Juden die Sprache aufgenommen und zum Jiddischen fortentwickelt. Bei dieser Argumentation hakt es allerdings gewaltig, obwohl eine Migration vertriebener chasarischer Juden nicht ausgeschlossen ist. Einen Brandsatz stellt die Hypothese von Koestler insofern dar, als die aschkenasische Masse heutiger Juden damit keine semitischen Wurzeln hätte, sondern türkisch-chasarische. Das hat vielen Antisemiten seither einen Grund geboten, den Anspruch der Juden auf Palästina zu bestreiiten. Koestler ist im übrigen ein ungarisch-österreichischer Jude und verstarb 1983 in London. https://de.wikipedia.org/wiki/Der_dreizehnte_Stamm |
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23.09.2016, 13:29
Beitrag: #2
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
Ich halte davon gar nichts. Die Chasaren sind quasi "verdunstet" wie so viele Steppenvölker. Vermutlich war ohnehin nur die Oberschicht ernsthaft konvertiert.
Auch eine kleine Anzahl jüdischer Auswanderer aus dem Rheinland hatte jahrhundertelang genug Zeit, in Ostpolen nach dem Gesetz der Zellteilung zu kopfstarken Gemeinden zu werden. „Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein) |
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23.09.2016, 16:23
Beitrag: #3
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
Ich las auch mal von einer relativ kleinen jüdischen Ethnie in Ostafrika, die per Luftbrücke nach Israel überführt wurde.
Als sie unter Druck der umgebenden Völkerschaften kam. Hier ein Link zu den "Beta Israel" oder Falaschen https://de.wikipedia.org/wiki/Beta_Israel "Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966) |
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23.09.2016, 19:37
Beitrag: #4
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
(23.09.2016 13:29)Arkona schrieb: Ich halte davon gar nichts. Die Chasaren sind quasi "verdunstet" wie so viele Steppenvölker. Vermutlich war ohnehin nur die Oberschicht ernsthaft konvertiert. Unter der Herrschaft der Chasaren lebten viele verbliebene Germanen, nicht nur auf der Krim. Ein Teil wird auch den jüdischen Glauben angenommen haben. Dies war eine gute Voraussetzung dafür, das sich das jiddische erst als Verkehrssprache und dann als Muttersprache für die meisten Juden im Osten durchsetzen konnte. De Chasaren flohen dann teilweise in die heutige Türkei und Aserbeidschan. Andere wirden russisch...assimiliert. Viele Menschen haben Familiennamen, die auf jew enden. viele Grüße Paul aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn) in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt |
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24.09.2016, 10:10
Beitrag: #5
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
(23.09.2016 19:37)Paul schrieb: Unter der Herrschaft der Chasaren lebten viele verbliebene Germanen, nicht nur auf der Krim. Ein Teil wird auch den jüdischen Glauben angenommen haben. Dies war eine gute Voraussetzung dafür, das sich das jiddische erst als Verkehrssprache und dann als Muttersprache für die meisten Juden im Osten durchsetzen konnte. Aber sonst geht´s dir noch gut? Verzeih, aber du hast mal wieder den zeitlichen Rahmen aus den Augen verloren... ![]() |
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24.09.2016, 16:40
Beitrag: #6
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
(24.09.2016 10:10)913Chris schrieb:(23.09.2016 19:37)Paul schrieb: Unter der Herrschaft der Chasaren lebten viele verbliebene Germanen, nicht nur auf der Krim. Ein Teil wird auch den jüdischen Glauben angenommen haben. Dies war eine gute Voraussetzung dafür, das sich das jiddische erst als Verkehrssprache und dann als Muttersprache für die meisten Juden im Osten durchsetzen konnte. Dein zeitliches Problem verstehe ich nicht. Dazu mußt du mehr sagen. Die Germanen haben sich lange vor den Chasaren in den Steppen der heutigen Ukraine und der Krim angesiedelt. Nachdem viele unter den Chasaren den jüdischen Glauben annahmen hatten ihre Gemeinden genug Zeit sich zu entwickeln und dann im Mittelalter Einflüsse von jüdischen Einwanderern aus Deutschland aufzunehmen. Wo ist da ein zeitliches Problem? viele Grüße Paul aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn) in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt |
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24.09.2016, 17:22
Beitrag: #7
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
@Paul, wo bitteschön saßen denn zur Chasarenzeit, also im späten 7. Jahrhundert, noch Germanen am Schwarzen Meer? Das kleine Häuflein fußkrank verbliebener Goten auf der Krim kann man getrost vernachlässigen.
„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein) |
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24.09.2016, 20:47
Beitrag: #8
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
(24.09.2016 17:22)Arkona schrieb: @Paul, wo bitteschön saßen denn zur Chasarenzeit, also im späten 7. Jahrhundert, noch Germanen am Schwarzen Meer? Das kleine Häuflein fußkrank verbliebener Goten auf der Krim kann man getrost vernachlässigen. Natürlich überfordert es mich einen Artikel wiederzufinden, den ich vor vielen Jahren las, nach welchem noch zahlreich Germanen im Chasararenreich lebten und germanisch Umgangssprache am Chasarenhof war. Im folgenden Artikel wird darüber berichtet, das die Germanen am Schwarzen Meer durch kriegerische Ereignisse weniger wurden und immer mehr assimiliert wurden, so das sich auf der Krim die letzten fanden. Der Autor hält die Krimgoten für Euten von der kimbrischen Halbinsel. http://www.linkfang.de/wiki/Krimgoten viele Grüße Paul aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn) in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt |
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25.09.2016, 10:56
Beitrag: #9
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
(24.09.2016 20:47)Paul schrieb: ...noch zahlreich Germanen im Chasararenreich lebten und germanisch Umgangssprache am Chasarenhof war. Entweder taugt deine Quelle nix oder du hast sie gründlich missverstanden. Die Chasaren waren, das gilt als ziemlich sicher, turksprachig. „Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein) |
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25.09.2016, 16:22
Beitrag: #10
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
(25.09.2016 10:56)Arkona schrieb:(24.09.2016 20:47)Paul schrieb: ...noch zahlreich Germanen im Chasararenreich lebten und germanisch Umgangssprache am Chasarenhof war. Die Chasaren sprachen türkisch. Sie beherrschten aber auch Germanen, Iraner, Ungarn, Slawen, vielleicht auch Petschinegen und wahrscheinlich verschiedene Völker der kaukasischen Sprachfamilien. Die Germanen waren selbst im Osmanischen Reich eine Bevölkerung die in den Kriegen feste Kontingente an Kriegern stellen mußten. Unter den Chasaren waren diese Kriegerkontingente noch größer. viele Grüße Paul aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn) in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt |
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26.09.2016, 15:05
Beitrag: #11
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
(25.09.2016 16:22)Paul schrieb: Die Chasaren sprachen türkisch. Sie beherrschten aber auch Germanen, Iraner, Ungarn, Slawen, vielleicht auch Petschinegen und wahrscheinlich verschiedene Völker der kaukasischen Sprachfamilien. Die Ostjuden bzw. Aschkenasim sorachen mit Jiddisch einen mittelhochdeutschen Dialekt, der folglich nicht von der winzigen gotischen Restbevölkerung der Krim oder anderen Gotenresten stammen kann. Und von den turksprachigen Chasarenresten erst recht nicht. Das ist ein zentrales Argument gegen die Hypothese Koestlers, dass Chasaren den Kern der Ostjuden bilden würden. Das Ostjudentum bildete sich nach verschiedenen Fluchtwellen des 14., 15. und 16. Jh., als mittel- und westeuropäische Juden nach Pogromen und Ausweisungen durch Landesfürsten nach Polen, Russland und in die Ukraine migrierten. Ihr mittelhochdeutsches Jiddisch brachten sie mit, das bald in zahlreichen osteuropäischen "Schtetln" gesprochen wurde. Es ist wenig vorstellbar, dass Reste der halbnomadischen Chasaren diesen ostjüdischen Bevölkerungskern gebildet haben sollen und somit wird die Chasarenhypothese von der Wissenschaft mehrheitlich abgelehnt. |
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26.09.2016, 15:15
Beitrag: #12
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
(26.09.2016 15:05)Dietrich schrieb: ./. Ein OT am Rande: meine älteste Schwester ist 1955 in die USA ausgewandert und hat eine zeitlang in Chicago im Judenviertel gewohnt. Was Mitte der 50er Jahre keineswegs ohne Probleme war. Aber das "Schwäbische" und insbesondere das "Schwäbische Englisch" ist ohne weiteres als verderbtes "Jiddisch" durchgegangen. "Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966) |
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26.09.2016, 15:30
Beitrag: #13
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
(26.09.2016 15:15)Suebe schrieb: Aber das "Schwäbische" und insbesondere das "Schwäbische Englisch" ist ohne weiteres als verderbtes "Jiddisch" durchgegangen. Die Amish, die im 17./18. Jh. in die USA auswanderten, sprechen noch heute einen altertümlichen pfälzisch-schwäbischen Dialekt, auch bekannt als "Pennsylvania-Dutch". Mit Außenstehenden wird natürlich Englisch gesprochen. https://de.wikipedia.org/wiki/Pennsylvan..._(Sprache) |
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26.09.2016, 16:15
Beitrag: #14
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
(26.09.2016 15:30)Dietrich schrieb:(26.09.2016 15:15)Suebe schrieb: Aber das "Schwäbische" und insbesondere das "Schwäbische Englisch" ist ohne weiteres als verderbtes "Jiddisch" durchgegangen. Es gibt noch mehrere so Gruppen. Auch in Kanada. Nordamerika bietet Platz für die unterschiedlichsten Lebensplanungen. Der Bewohner des "alten Kontinents" kann da immer wieder nur Staunen. Aber, und um wieder wenigstens in die Nähe des Themas zu kommen. Das war im Zarenreich des 18. und 19. Jahrhunderts nicht anders. Auch dahin sind insbesondere religiöse Sekten aus Deutschland ausgewandert. Der Herr kommt am Jüngsten Tag von Osten udn je weiter man im Osten war, desto schneller war man im Paradies, "Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966) |
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26.09.2016, 16:26
Beitrag: #15
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
(26.09.2016 16:15)Suebe schrieb: Aber, und um wieder wenigstens in die Nähe des Themas zu kommen. Nicht nur aus Deutschland. Die Altgläubigen mit ihrer Kulturverweigerung und ihren Zauselbärten sind fester Bestandteil des russischen Nationalhumors. Aber selbst sie greifen inzwischen zum Satellitentelefon. https://de.wikipedia.org/wiki/Familie_Lykow „Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein) |
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26.09.2016, 17:54
Beitrag: #16
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
Eine ganz neue, m.E. ziemlich schräge Theorie. Erklärt überhaupt nicht, wie das Mittelhochdeutsche zu den Aschkenasim kam, obwohl die historischen Quellen ihre Einwanderung nach Polen aus West- und Süddeutschland belegen.
http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-200...04-21.html „Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein) |
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26.09.2016, 18:00
Beitrag: #17
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
(26.09.2016 17:54)Arkona schrieb: Eine ganz neue, m.E. ziemlich schräge Theorie. Erklärt überhaupt nicht, wie das Mittelhochdeutsche zu den Aschkenasim kam, obwohl die historischen Quellen ihre Einwanderung nach Polen aus West- und Süddeutschland belegen. Wie ich oben schon schrieb, findet Koestler dafür folgende Erklärung: "Koestler erklärt das so: Er behauptet, dass die Deutschen, die im Zuge der Ostsiedlung Städte in Polen gründeten oder deutsches Stadtrecht dorthin verpflanzten (z.B. Lemberg, Krakau, Posen, Gnesen, Kulm), eine große wirtschaftliche und politische Bedeutung hatten. Deutsche Sprache im polnischen "Stedtl" sei demnach im Handel und anderen Bereichen wichtig gewesen und aus diesem Grund hätten die chasarischen Juden die Sprache aufgenommen und zum Jiddischen fortentwickelt.! |
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26.09.2016, 18:11
Beitrag: #18
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
Es gibt vielleicht noch eine andere Erklärung, wieso erst vor 1000 Jahren, also lange nach der Diaspora, erneut vorderasiatische Gene unter die Aschkenasim gelangt sind. Ihre Rabbis und Gelehrten holten sie sich nämlich auch im Mittelalter in der Regel aus Vorderasien, dazu war auch damals der bescheidene Fernhandel in Europa fest in jüdischer Hand.
„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein) |
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26.09.2016, 18:36
Beitrag: #19
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
(26.09.2016 18:11)Arkona schrieb: Es gibt vielleicht noch eine andere Erklärung, wieso erst vor 1000 Jahren, also lange nach der Diaspora, erneut vorderasiatische Gene unter die Aschkenasim gelangt sind. Ihre Rabbis und Gelehrten holten sie sich nämlich auch im Mittelalter in der Regel aus Vorderasien, dazu war auch damals der bescheidene Fernhandel in Europa fest in jüdischer Hand. Letzte Reste einst dichterer jüdischer Besiedlung leben noch heute fort in Gestalt der Bergjuden und der Karäer. Beide Volksgruppen stammen urspünglich unzweifelhaft aus dem iranisch-irakischen Raum, wobei vor allem die Vorfahren der Bergjuden bei der Konversion der Chasaren mitwirkten. Es ist anzunehmen, dass sich derartige jüdische Bevölkerungsreste mit den später aus Mittel- und Westeuropa einströmenden Juden vermischten. |
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26.09.2016, 19:08
Beitrag: #20
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
(26.09.2016 18:00)Dietrich schrieb:(26.09.2016 17:54)Arkona schrieb: Eine ganz neue, m.E. ziemlich schräge Theorie. Erklärt überhaupt nicht, wie das Mittelhochdeutsche zu den Aschkenasim kam, obwohl die historischen Quellen ihre Einwanderung nach Polen aus West- und Süddeutschland belegen. Tja, wenn man das liest und auf sich einwirken lässt, .............. begreift man endlich, warum Koreanisch in Wirklichkeit Deutsch ist. ![]() Viele Grüsse an Hyokkose ![]() "Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966) |
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26.09.2016, 19:59
Beitrag: #21
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
(26.09.2016 19:08)Suebe schrieb: Tja, Das Sprach-Argument von Koestler ist wirklich nicht sehr überzeugend. Die Kontroverse um die Chasaren-Hypothese in Koestlers Buch "Der Dreizehnte Stamm" war allerdings seinerzeit erbittert. Besonders, weil Antisemiten damit den Anspruch der Juden auf Palästina bestritten. |
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26.09.2016, 22:49
Beitrag: #22
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
(26.09.2016 19:59)Dietrich schrieb: Das Sprach-Argument von Koestler ist wirklich nicht sehr überzeugend. Welches Sprachargument hat Köster denn gebracht? Er wird sich nicht auf die Chasaren bezogen haben. Die sollen ja nach ihm den biologischen Beitrag geleistet haben. Ich sehe abstammungsmäßig eher einen Anteil verschiedener Völker an den Juden im Osten. Die Frage ist also, wie wurden sie zum jiddischen assimiliert? viele Grüße Paul aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn) in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt |
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27.09.2016, 15:14
Beitrag: #23
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
(26.09.2016 22:49)Paul schrieb: Welches Sprachargument hat Köster denn gebracht? Ich habe Koestlers-Sprachhypothese schon mehrfach angeführt. Ich schrieb oben: "Koestler erklärt das so: Er behauptet, dass die Deutschen, die im Zuge der Ostsiedlung Städte in Polen gründeten oder deutsches Stadtrecht dorthin verpflanzten (z.B. Lemberg, Krakau, Posen, Gnesen, Kulm), eine große wirtschaftliche und politische Bedeutung hatten. Deutsche Sprache im polnischen "Stedtl" sei demnach im Handel und anderen Bereichen wichtig gewesen und aus diesem Grund hätten die chasarischen Juden die Sprache aufgenommen und zum Jiddischen fortentwickelt." |
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27.09.2016, 19:08
Beitrag: #24
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
(27.09.2016 15:14)Dietrich schrieb:(26.09.2016 22:49)Paul schrieb: Welches Sprachargument hat Köster denn gebracht? Das ist aber kein Sprachargument, das das jiddische sprachlich durch die Chasaren beeinflußt wurde. In der Disskussion ist ein gotischer Beitrag zum jiddischen. Das die jiddischen Juden andere Juden sprachlich assimiliert haben, ist sehr plausibel. Insofern stimmt Kösters Argument. viele Grüße Paul aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn) in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt |
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27.09.2016, 19:37
Beitrag: #25
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
(27.09.2016 19:08)Paul schrieb: Das ist aber kein Sprachargument, das das jiddische sprachlich durch die Chasaren beeinflußt wurde. Koestlers Argumentation geht anders. Er behauptet, die jüdischen Chasaren hätten ihre Turksprache zugunsten des Deutschen aufgegeben, weil diese Sprache durch die deutschen Stadtgründungen im Osten und das Monopol der deutschen Kaufleute in Osteuropa dominant war. Dieser Sprachwechsel hätte dann bei den Chasareb zum Jiddisch geführt. Auch das ist allerdings kaum haltbar, sodass Koestlers Hyothese von der Wissenschaft mehrjeitlich verworfen wird. |
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31.10.2016, 23:47
Beitrag: #26
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
Um die Eingangsfrage nochmal kurz zu beantworten. Natürlich waren jiddischsprachige Juden keine Semiten, da sie eine germanische Sprache sprachen.
Dahinter steht wahrscheinlich die Frage, ob unter ihren Vorfahren viele hebräischsprachige Juden o. mehr zum Judentum konvertierte Chasaren, Iraner, Germanen.... waren. Hebräisch gehörte ja zum Nordwestsemitischen. Die Analyse von genetischen Markern wird keine sichere Antwort geben, das sich die Marker der Goten, Iraner, Slawen und gemischtstämmiger Einwanderer aus Deutschland oft deckten. Die hebräissprachige Bevölkerung in Israel stammte auch von Kaukasiern ab. viele Grüße Paul aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn) in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt |
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01.11.2016, 16:35
Beitrag: #27
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
(31.10.2016 23:47)Paul schrieb: Um die Eingangsfrage nochmal kurz zu beantworten. Natürlich waren jiddischsprachige Juden keine Semiten, da sie eine germanische Sprache sprachen. Es ist Konsens in der Geschichtsschreibung, dass die aschkenasischen Juden West- und Mitteleuropas nach den Judenpogromen und Vertreibungen des 14./15. Jh. nach Osteuropa auswanderten und dort den jüdischen Bevölkerungsanteil bis zum Hiolocaust ausmachten. Diese Juden sprachen jiddisch und gelten natürlich ethnisch als Semiten. Als was denn sonst? "Im 13.,14. und 15. Jahrhundert flohen zahlreiche sogenannte aschkenasische Juden in verschiedenen Wellen aus West- und Mitteleuropa, hauptsächlich aus Deutschland und Böhmen, nach Polen und Litauen. Die daraus entstandenen jüdischen Gemeinden behielten bis zum Holocaust ihren ausgeprägt aschkenasischen Charakter." https://de.wikipedia.org/wiki/Juden_in_Osteuropa (31.10.2016 23:47)Paul schrieb: Dahinter steht wahrscheinlich die Frage, ob unter ihren Vorfahren viele hebräischsprachige Juden o. mehr zum Judentum konvertierte Chasaren, Iraner, Germanen.... waren. Nach der Hypothese von Koestler wären die osteuropäischen Juden aus Chasaren hervorgegangen und demnach ethnisch Türken und keine semitischen Juden. Wenn Juden keine Semiten sind, so dachte Koestler, gäbe es keine Rechtfertigung für den Antisemitismus. Wie voraussehbar, wurde das Buch stattdessen zum Vorteil für Antisemiten, die jetzt zu ihrem Arsenal von Anschuldigungen hinzufügten, Juden seien Betrüger, weil sie sich als Semiten ausgaben. Heute ist Koestlers Buch weit oben auf den Leselisten von Neo-Nazis, Antisemiten und Israelgegnern. |
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22.12.2016, 21:13
Beitrag: #28
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
(01.11.2016 16:35)Dietrich schrieb: Es ist Konsens in der Geschichtsschreibung, dass die aschkenasischen Juden West- und Mitteleuropas nach den Judenpogromen und Vertreibungen des 14./15. Jh. nach Osteuropa auswanderten und dort den jüdischen Bevölkerungsanteil bis zum Hiolocaust ausmachten. Diese Juden sprachen jiddisch und gelten natürlich ethnisch als Semiten. Als was denn sonst? Sie sprachen eine deutsche Nebensprache, waren also sprachliche Deutsche. Deutsch gehört nicht zur semitischen Sprachfamilie. Auch in anderen Regionen lebten Deutsche mit jüdischer Religion z.B. in Deutschland u.a. Teilen Mitteleuropas. Dies ging auch aus Volkszählungen hervor. viele Grüße Paul aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn) in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt |
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22.12.2016, 22:30
Beitrag: #29
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
(01.11.2016 16:35)Dietrich schrieb: Wenn Juden keine Semiten sind, so dachte Koestler, gäbe es keine Rechtfertigung für den Antisemitismus. Wie voraussehbar, wurde das Buch stattdessen zum Vorteil für Antisemiten, die jetzt zu ihrem Arsenal von Anschuldigungen hinzufügten, Juden seien Betrüger, weil sie sich als Semiten ausgaben. Heute ist Koestlers Buch weit oben auf den Leselisten von Neo-Nazis, Antisemiten und Israelgegnern. Dass Antisemiten die Bücher eines Juden (Köstler war jüdischer Abstammung) lesen, um ihren Anitsemitismus ideologisch zu untermauern, wäre eigentlich ein Thema für den Jux-Thread. |
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29.12.2016, 17:23
Beitrag: #30
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RE: Sind die Ostjuden Semiten?
(22.12.2016 22:30)Aguyar schrieb: Dass Antisemiten die Bücher eines Juden (Köstler war jüdischer Abstammung) lesen, um ihren Anitsemitismus ideologisch zu untermauern, wäre eigentlich ein Thema für den Jux-Thread. Ja, der Jude Koestler hat mit seiner Hypothese dem Kampf gegen den Antisemitismus einen Bärendienst erwiesen. Bis heute steht jedoch seine Behauptung im Raum, die Ostjuden seien zu einem großen Teil biologische Türken: "Einige Historiker, u. a. an israelischen Universitäten, wie Shlomo Sand und Israel Bartal, halten es für möglich, dass ein großer Teil der Chasaren im osteuropäischen Judentum aufgegangen ist. Dem widersprechen genetische Untersuchungen, nach denen die aschkenasische Bevölkerung überwiegend nahöstlicher Herkunft ist, sodass die Chasaren entweder nur einen kleinen oder keinen Anteil an der Vorfahrenschaft der Aschkenasim haben können." https://de.wikipedia.org/wiki/Chasaren Die Mehrheit der Fachwissenschaft lehnt diese und ähnliche Hypothesen ab. |
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