Antwort schreiben 
 
Themabewertung:
  • 0 Bewertungen - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Walther von der Vogelweide .
11.06.2012, 13:48
Beitrag: #1
Walther von der Vogelweide .
.
Servus .

Walther von der Vogelweide .

Er war der bedeutendste und mit einer Überlieferung von rund 500. Strophen
in über 110. Tönen bzw. von 90. Liedern, 150 Sprüchen und einem Leich
der erfolgreichste Minnesänger und Spruchdichter des Mittelalters .

http://de.wikipedia.org/wiki/Leich

Und trotzdem gibt es nur eine einzige urkundliche Erwähnung . Am 12.11.1203.
schenkte ihm der Passauer Bischof Wolfger von Erla , 5. Soldi longi ,
für den Erwerb eines Pelzrockes .

[Bild: 620px-Walther_von_der_Vogelweide_Rechnung.png]
Einzige urkundliche Erwähnung Walthers, 1203


Sein Geburtstag, um 1170 und sein Todestag um 1230 sind nur geschätzt.
Sein Grab lag vermutlich in Würzburg .

Sein Geburtsort ist unbekannt . Vermutet wird irgendwo im heutigen Niederösterreich .

Mit seinem Spruch „ ze Österriche lernte ich singen unde sagen
deutet Walther an , daß er , als Jüngling , Ende des 12. Jahrhunderts ,
am Hofe des Babenberger Herzogs Friedrich I. In Dienst stand und
die Dichtkunst erlernte .

Da er vermutlich nicht von hohem Stande war , mußte er sich seinen Unterhalt
als Minnesänger und Spruchdichter verdienen .
Er verstand seine Kunst , als Erster seines Standes , als Beruf , gegen Bezahlung .
Was er in seinen Versen sehr deutlich zum Ausdruck brachte .

Ihr sollt mir ein Willkommen sagen :
denn der Euch Neues bringt , bin ich !
Alles , was ihr bisher gehört ,
ist ein Nichts :
Jetzt fragt mich !
Freilich verlange ich Botenlohn .
Fällt er einigermaßen reichlich aus ,
werd ich Euch wohl verkünden , was Euch Freude macht.
Seht zu , was ihr mir Ansehnliches zu bieten habt .


Seine Tätigkeit war universell .

Er war Liedermacher , Hofmusikant , Lyriker , Nachrichtenvermittler , Pressesprecher
und Lobbyist für einen König ( Philipp von Schwaben ).

Laut der Autorin „ Susanne Beyer „ von der auch die obige und die übernächste Übersetzung stammt :

Zog er Quer durch Europa , von Hof zu Hof, von Engagement zu Engagement .
Vom Landgrafen zum Herzog , zu König und Kaiser .


Wenn ihm etwas , an einem Hof nicht gefiel , schrieb er darüber Verse
und brachte sie vortragend unter die Leute .

Er machte sich auch Gedanken über das Leben . Zb.:

Ich saz ûf eime steine
und dahte bein mit beine.
dar ûf satzt ich den ellenbogen,
ich hete in mîne hand gesmogen
daz kinne und ein mîn wange.
dô dâhte ich mir vil ange,
wie man zer werlte solte leben.
deheinen rât kond ich gegeben.
wie man driu dinc erwurbe,
der keines niht verdurbe.
diu zwei sint êre und varnde guot,
daz dicke ein ander schaden tuot;
daz dritte ist gotes hulde,
der zweier übergulde.
die wolte ich gerne in einen schrîn.

jâ leider des enmac niht sîn,
daz guot und werltlich
und gotes hulde mêre
zesamene in ein herze komen.
stîg unde wege sint in benomen:
untriuwe ist in der sâze,
gewalt vert ûf der strâze,
fride unde reht sint sêre wunt.
diu driu enhabent geleites niht,
diu zwei enwerden ê gesunt.


Ich saß auf einem Steine
Und legte Bein auf Beine .
Darauf setzt ich den Ellenbogen .
In meine Hand hatt` ich geschmiegt ,
das Kinn und eine meiner Wangen .
So überlegte ich sehr Lange ,
wie man in der Welt sollte leben.
Gar keinen Rat konnte ich geben ,
wie man drei Dinge erwerbe,
das Keines nicht verderbe .
Die Zwei sind Ehre und Vermögen ,
Die einander sehr stark Schaden .
Das Dritte ist Gottes Huld ,
goldener noch als die Zweien .
Die wollt ich gerne in einem Schrein .
Ja leider , das mag nicht sein ,
das Güter und weltliche ( Ehre )
und viel Gottes Huld
zusammen in ein Herze kommen .
Steige und Wege sind ihnen genommen ,
Untreue ist im Besitz ,
Gewalt fährt auf der Straße .
Friede und Recht sind sehr Wund .
Die Drei haben kein sicheres Geleit ,
bevor die Zwei nicht gesunden .

Aus YouTube: Ich saz uf einem Steine.
http://www.youtube.com/watch?v=J6YmO0A-tds

[Bild: 220px-Codex_Manesse_Walther_von_der_Vogelweide.jpg]
Walther von der Vogelweide (Große Heidelberger Liederhandschrift, um 1300)

Anfänglich dichtete er artig , wie alle Anderen , die Hohe , Here Minne .
Die fruchtlose und sinnlose , schmachtende Anbetung einer verheirateten , höhergestellten Frau .

Doch er war zu intelligent , diesen Quatsch weiter zu Reimen .
Ewige Entsagung war nicht seine Sache .
Er begann von der erwiderten , erfüllten Liebe zu singen .

Denn Minne ist doch Minne sofern sie wohl tut !
Tut sie weh , heißt sie nicht rechtens Minne .
Und ich weiß nicht , wie sie dann heißen soll .
Minne ist das Glück zweier Herzen :
tragen sie zu gleichen Teilen , dann ist die Minne da .


In seinen Mädchenliedern besang er die einfachen Frauen .
Das „ herzliebe frowelin „ .

Under der linden
an der heide,
dâ unser zweier bette was,
dâ muget ir vinden
schône beide
gebrochen bluomen unde gras.
Vor dem walde in einem tal,
tandaradei,
schône sanc diu nahtegal.


Unter der Linde
an der Heide,
wo unser beider Bett war,
dort könnt ihr
sorgsam gepflückte
Blumen und Gras sehen.
In einem Tal am Waldrand,
tandaradei,
sang die Nachtigall lieblich.

Ich kam gegangen
zuo der ouwe,
dô was mîn friedel komen ê.
Dâ wart ich enpfangen,
hêre frouwe,
daz ich bin sælic iemer mê.
Kuster mich? Wol tûsentstunt:
tandaradei,
seht, wie rôt mir ist der munt.


Ich kam
zu der Au,
da war mein Liebster schon da (wörtlich: vorher hingekommen).
Dort wurde ich empfangen,
edle Frau! [entweder Ausruf: „Bei der heiligen Muttergottes!“
oder ‚wie eine höfische Dame‘ oder auch: ‚ich, eine höfische Dame‘]
(so) dass ich für immer glücklich bin.
Küsste er mich? Wohl tausendmal!
Tandaradei,
seht, wie rot mir der Mund davon ist.

Dô het er gemachet
alsô rîche
von bluomen eine bettestat.
Des wirt noch gelachet
inneclîche,
kumt iemen an daz selbe pfat.
Bî den rôsen er wol mac,
tandaradei,
merken, wâ mirz houbet lac.


Da hatte er aus Blumen
ein prächtiges Bett
vorbereitet.
Darüber wird jetzt noch
herzlich gelacht,
wenn jemand denselben Weg entlang kommt.
An den Rosen kann er wohl,
tandaradei,
erkennen, wo mein Haupt lag.

Daz er bî mir læge,
wessez iemen
(nû enwelle got!), sô schamt ich mich.
Wes er mit mir pflæge,
niemer niemen
bevinde daz, wan er und ich,
und ein kleinez vogellîn -
tandaradei,
daz mac wol getriuwe sîn.
tandaradei


Dass er bei mir lag,
wüsste das jemand
(das wolle Gott nicht!), dann würde ich mich schämen.
Was er mit mir tat,
das soll nie jemand
erfahren, außer er und ich
und ein kleines Vöglein,
das kann wohl verschwiegen sein.
tandaradei.

[Bild: 220px-Kaulbach_Unter_der_Linden.jpg]
Wilhelm von Kaulbach: „Unter der Linden“

Zeit seines Lebens hatte er Existenzsorgen .
Er wünschte sich so gerne ein kleines Lehen .
Der Staufer „ Friedrich II. „ erfüllte ihm seinen Wunsch .
Er bekam sein Lehen in der Nähe von Würzburg .

[Bild: 220px-Walther_von_der_Vogelweide_grave2.jpg]
Grabmal im Kreuzgang des ehemaligen Kollegiatstiftes Neumünster in Würzburg

„ Ich han min lehen ! „

Hört ihr Leute alle , ich hab mein Lehen !
Nun fürcht ich nicht mehr den Februarfrost an den Zehen
und will in Zukunft die geizigen Herren nicht mehr anbetteln .


[Bild: 220px-Walther_von_der_Vogelweide_Weingar...chrift.jpg]
Walther von der Vogelweide (Weingartner Liederhandschrift, gegen 1300)

Kurz vor seinem Tode schrieb er noch die „ Elegien
Ein Vers daraus , rückblickend .
Hadernd , zweifelnd , fragend..............

Oh weh , wohin entschwanden alle meine Jahre !
War mein Leben ein Traum , oder ist es Wirklichkeit ?
Was ich immer glaubte , es sei – war all das etwas ?


Ein Bruder im Geiste .

Luki.

Angeregt und zum Teil Übersetzungen verwendet von der Autorin
Fr. Susanne Beyer . ( herzeliebe frowelin )
Sonst etwas meinem Verständnis angepaßt .

http://www.literaturwelt.com/autoren/wal...weide.html

Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag Cool
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
14.02.2016, 16:03
Beitrag: #2
RE: Walther von der Vogelweide .
Was ich bei historischen Personen wie eben z. B. Walter von der Vogelweide interessant finde, von denen kaum etwas überliefert ist (außer ihren Werken), ist auch die spätere Überlieferung von ihnen, die sich z. B. historischen Romanen, Dramen etc. zeigt.

Dazu ein Beispiel in Zusammenhang mit Walter von der Vogelweide:
In "Das Lied der Nachtigall", einem unterhaltsamen "historischen" Roman von Tanja Kinkel, einer deutschen Autorin der Gegenwart, begegnen wir einem Walter, der wohl eher unseren heutigen Vorstellungen von einem Künstler entspricht - ein sympathischer Berufsdichter und "Selfmademan", der seinen Platz in der Gesellschaft erst finden und sich erarbeiten muss. Dazu gehört, dass der zukünftige "Dichter-Star" an seiner eigenen Legende bastelt. So erhebt er sich bei seinem ersten (zufällig zustandegekommenen) Auftritt als Vortrags- und Improvisationskünstler gleich selbst in den Adelsstand, in dem er sich einen adeligen "Künstlernamen" gibt. Die Vogelweide, die ihn in der Eile auf die Idee bringt, befindet sich in der Nähe seines Elternhauses, und außerdem hat er gleich einkalkuliert, dass diese Angabe sicher niemand auf Richtigkeit überprüfen wird.
Natürlich hat er Humor, die Stute, auf denen er stets unterwegs ist, nennt er gewöhnlich Hildegunde, und natürlich beruhen in diesem Roman seine Lieder auf eigener Erfahrung.
Mit der fiktiven jüdischen Ärztin, die in Salerno ausgebildet wurde, bekommt er auch eine selbständige Geliebte mit "eigenem Arbeitsbereich" an die Seite gestellt, wobei es Kinkel sicher auch darum ging, dem Roman eine weibliche Hauptfigur zu geben, die heutige Leser/innen anspricht. (Vielleicht historisch unglaubwürdig, aber aus dramaturgischen Gründe funktioniert diese Idee, da sie es so schafft, ihr "Liebespaar" auf Augenhöhe sich begegnen zu lassen.)
Da Walter und diese Judith in allen möglichen geschichtlichen Ereignisse verwickelt werden oder selbst mitmischen, wobei ein "böser" König Otto IV. als Hauptgegner der beiden und Hauptschurke im Roman fungiert, sorgt für entsprechende Spannung.
Was mir allerdings gut gefallen hat, war, dass zwar vieles Fiktion ist, aber wenigstens in Rahmen dessen bleibt - dürfte zwar Erfindung sein, ist aber mit Blick auf die Fakten eventuell sogar vorstellbar. (Beispiel: wer hat das Nibelungenlied verfasst, Walter liefert sich mit dem englischen König Richard I. Löwenherz einen Dichterwettkampf in einem Gasthaus bei Wien, ehe dieser erkannt und festgenommen wird.)

Das ist eine (sehr unterhaltsame) Romandarstellung aus dem 21. Jahrhundert und darf natürlich nicht mit historischen Fakten verwechselt werden, und ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass Kinkels Walter keineswegs dem historischen Minnesänger gerecht wird, zudem ihr Mittelalter eher die Welt der Abenteuer ist, auch wenn es im Vergleich zu den meisten historischen Romanen des 21. Jahrhunderts wesentlich mehr Authentizität haben dürfte.

Nichtsdestoweniger dürfte das Buch vielleicht für den einen Leser oder die andere Leserin eine Anregung sein, sich ein wenig mit dem historischen Walter und seinem Werk zu befassen, und damit dem "Künstler" aus dem Mittelalter vielleicht ein paar neue "Fans" beschaffen.

---------------------------
Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
20.02.2016, 13:44
Beitrag: #3
RE: Walther von der Vogelweide .
So weit ich mich erinnern kann, tritt in kinkels Roman sogar Walthers großer Gegenspieler als Dichter auf, Reinmar der Alte? Ich hab den Roman vor einigen jahren gelesen, und meine Erinnerung ist etwas nebulös, aber ich kann mich an das Werk als guten Roman erinnern...Wink
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
28.02.2016, 12:04
Beitrag: #4
RE: Walther von der Vogelweide .
Der kommt vor, und sogar Friedrich II., der spätere Kaiser, hat Auftritt.Shy

---------------------------
Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
28.02.2016, 14:03
Beitrag: #5
RE: Walther von der Vogelweide .
ja, der muss da ja wohl auch mit rein, das "wunder der welt"....kommt da nicht auch der mord an philipp dem schwaben vor?!? die kinkel hat da alles reingepackt, was zu dieser zeit los war, und walther war immer dabei...ein bisschen wie bei forrest gump...*grins*
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
03.03.2016, 20:30
Beitrag: #6
RE: Walther von der Vogelweide .
Der Mord an Philipp von Schwaben kommt auch vor, aber mehr Raum in der Handlung erhalten seine Ehefrau, für die Walters Freundin Judith immer wieder tätig ist, und eine seiner Töchter.

Wobei ich mich frage, ob Otto IV. wirklich so ein "Kotzbrocken" war.

Gut gefallen haben mir auch Judiths Onkel und sein Sohn, endlich wieder einmal ein deutscher Roman mit jüdische Figuren, die keine makellosen (und leider auch langweilige) Lichtgestalten sind, sondern durchaus fragwürdige, gelungene Charaktere (und durchaus nicht unsympathisch).

---------------------------
Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
04.03.2016, 06:47
Beitrag: #7
RE: Walther von der Vogelweide .
(03.03.2016 20:30)Teresa C. schrieb:  Wobei ich mich frage, ob Otto IV. wirklich so ein "Kotzbrocken" war.

Du hast ja selbst einen Thread über hochfahrende und jähzornige Herrscher erstellt. Otto war ja kein unfähiger Herrscher, er gehörte 1214 "nur" zu den Verlierern der Schlacht von Bouvines...

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
04.03.2016, 09:05
Beitrag: #8
RE: Walther von der Vogelweide .
(11.06.2012 13:48)Luki schrieb:  Zeit seines Lebens hatte er Existenzsorgen .
Er wünschte sich so gerne ein kleines Lehen .
Der Staufer „ Friedrich II. „ erfüllte ihm seinen Wunsch .
Er bekam sein Lehen in der Nähe von Würzburg .

Aus diesem Grund wird ja auch das Sprichwort "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing" auf ihn zurückgeführt, was natürlich völlig unhistorisch ist.
Man weiss nicht einmal, in welchem Jahrhundert dieses Gerücht aufgekommten ist. Big Grin
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
04.03.2016, 13:50
Beitrag: #9
RE: Walther von der Vogelweide .
(04.03.2016 09:05)Aguyar schrieb:  
(11.06.2012 13:48)Luki schrieb:  Zeit seines Lebens hatte er Existenzsorgen .
Er wünschte sich so gerne ein kleines Lehen .
Der Staufer „ Friedrich II. „ erfüllte ihm seinen Wunsch .
Er bekam sein Lehen in der Nähe von Würzburg .

Aus diesem Grund wird ja auch das Sprichwort "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing" auf ihn zurückgeführt, was natürlich völlig unhistorisch ist.
Man weiss nicht einmal, in welchem Jahrhundert dieses Gerücht aufgekommten ist. Big Grin

Das "heißeste" Kandidat für dieses Sprichwort dürfte übrigens Michael Beheim (um 1420- um 1475), von dem das Zitat stammt: "Der furst mich hett in knechtes miet, ich ass sin brot und sang sin liet."
(Dieser Satz, der von ihm überliefert ist, wird gewöhnlich im Zusammenhang mit seinem letzten Auftraggeber, dem Kurfürsten Friedrich I. von der Pfalz, gesehen.)

Michael Beheim war der Sohn eines Webers, war zunächst als Weber tätig und dürfte dann durch den Kriegsdienst Möglichkeiten bekommen haben, um auch als Dichter Karriere zu machen.

Zunächst war er in den Diensten des Reichserbkämmerers Konrad von Weinsberg, weitere besonders prominente "Arbeitgeber", die er zumindest auch selbst als solche anführt, waren: der spätere Kurfürst / Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach (Hohenzollern), Herzog Albrecht III. von Bayern-München (Wittelsbacher), (Erzherzog Albrecht VI. von Österreich, König Ladislaus V. Postumus von Ungarn und Böhmen und Kaiser Friedrich III. (die letztern drei alle Habsburger) sowie Kurfürst bzw. Graf Friedrich I. von der Pfalz (Wittelsbacher).

Ich persönlich würde ihn nicht für einen Wendehals halten, ich habe eher den Eindruck, dass er zu jenen gehört, denen es recht leicht fällt, sich mit allen möglichen Leuten anzulegen.

Allerdings verfasste er "politische" Texte (darunter auch solche, die wir heute als politische Propaganda bezeichnen würde) und seine sehr unterschiedlichen Auftraggeber waren auch oft untereinander verfeindet, worauf er Rücksicht zu nehmen hatte.

Quelle/n:
- Niemeyer, Friederike: "Ich, Michel Pehn" : zum Kunst- und Rollenverständnis des meisterlichen Berufsdichters Michael Beheim,
Frankfurt am Main [u.a.]: Lang 2001 (Zugl.: Freiburg (Breisgau), Univ., Diss., 2000)
- Musiklexikon

Mehr zu ihm, siehe bei "Tante Wicki". (Nachdem, was ich über Beheim aus der Fachliteratur weiß, habe ich den Eindruck, dass die Zusammenfassung hier durchaus recht zulässig ist.)

---------------------------
Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
04.03.2016, 14:00
Beitrag: #10
RE: Walther von der Vogelweide .
(04.03.2016 06:47)Sansavoir schrieb:  
(03.03.2016 20:30)Teresa C. schrieb:  Wobei ich mich frage, ob Otto IV. wirklich so ein "Kotzbrocken" war.

Du hast ja selbst einen Thread über hochfahrende und jähzornige Herrscher erstellt. Otto war ja kein unfähiger Herrscher, er gehörte 1214 "nur" zu den Verlierern der Schlacht von Bouvines...

Das könnte schon der Fall sein, allerdings habe ich mich bisher mit diesem Otto IV. nicht so genau befasst, dass ich mir daselbst ein Urteil anmaßen würde.

In Würzburg ist zumindest eine Gedenkstätte zu besichtigen, die als sein Grab gilt. Was den Geburtsort betrifft, da gibt es allerdings mehrere Orte, die behaupten, er wäre in ihnen geboren.Big Grin

In der Republik Österreich ist vor allem die Vorstellung beliebt, dass Walther von der Vogelweide aus dem Waldviertel (Teil des Bundeslandes Niederösterreich) war. Auf einer historischen Karte des Stiftes Zwettl, die im 17. Jahrhundert im Rahmen einer juristischen Auseinandersetzung angefertigt wurde, ist östlich eines Dorfes namens „Walthers“ eine Flur als „Vogelwaidt“ mit zugehörigem Hof eingezeichnet. Angeblich gibt es noch weitere Ergebnisse, die diese These zumindest stützen würden.

---------------------------
Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Antwort schreiben 


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Kontakt    |     Startseite    |     Nach oben    |     Zum Inhalt    |     SiteMap    |     RSS-Feeds