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Kämpfende Dynastien, weitere Beispiele - Diskussion zum G/Geschichteheft 11/2014:
14.11.2014, 20:29
Beitrag: #1
Kämpfende Dynastien, weitere Beispiele - Diskussion zum G/Geschichteheft 11/2014:
Möchte das aktuelle G/Geschichteheft über die Rosenkriege nach langer Überlegung nicht für ein "Englandspezifisches Thema" nehmen, sondern fragen ob euch auch in anderen Ländern "Rosenkriegsähnliche Zustände einfallen". Gefragt sind alle Beispiele wo sich über längere Zeit 2 Dynastien oder Dynastielinien um den Thron in einem Land/Reich gestritten haben.

-Wie verlief dieser Streit?
-Welche Auswirkungen hatte er auf die Geschichte des jeweiligen Landes?
-Wirkte er sich auch auf andere Länder aus?

Freue mich auf interessante Beiträge zum Thema.[/align]
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14.11.2014, 21:23
Beitrag: #2
RE: Kämpfende Dynastien, weitere Beispiele - Diskussion zum G/Geschichteheft 11/2014:
Staufer und Welfen

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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15.11.2014, 09:56
Beitrag: #3
RE: Kämpfende Dynastien, weitere Beispiele - Diskussion zum G/Geschichteheft 11/2014:
Nicht ganz so brutal wie die Rosenkriege und die Staufer-Welfen-Auseinandersetzung, aber doch auch lang andauernd und erbittert geführt: Die Konkurrenz der Familien Obremovic und Karadjordjevic in Serbien/Jugoslawien 1804-1945.

VG
Christian
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15.11.2014, 15:36
Beitrag: #4
RE: Kämpfende Dynastien, weitere Beispiele - Diskussion zum G/Geschichteheft 11/2014:
(15.11.2014 09:56)913Chris schrieb:  Nicht ganz so brutal wie die Rosenkriege und die Staufer-Welfen-Auseinandersetzung, aber doch auch lang andauernd und erbittert geführt: Die Konkurrenz der Familien Obremovic und Karadjordjevic in Serbien/Jugoslawien 1804-1945.

VG
Christian

Das stimmt, obwohl die Auseinandersetzungen zwischen den Familien Obrenovic und Karadjordjevic schon 1903 endeten, nachdem Alexander Obrenovic Opfer eines Attentates wurde, das von der Geheimorganisation "Schwarze Hand" unter Leitung von "Apis" ausgeführt wurde. Der Offizier "Apis" war 1914 auch einer der wichtigsten Drahtzieher des Attentats von Sarajewo. Hauptgrund der Auseinandersetzungen zwischen den Karadjordjevics und den Obrenovics war die außenpolitische Orientierung Serbiens. Während die K. eine pro-russische Position vertraten, standen die O. für ein Bündnis mit der k.u.k. Monarchie. Milan O., der Vater von Alexander O., war ein Freund und Verbündeter des österreichischen Kaisers Franz Joseph I., der 1889 zwar zugunsten seines Sohnes zurücktrat, trotzdem noch einige Jahre die Fäden der serbischen Politik in seinen Händen hielt. Nach dem Attentat von 1903 und der dadurch erfolgten Machtübernahme der Dynastie K. verschlechterten sich die bis dato guten österreichisch-serbischen Beziehungen, 1914 war die serbisch-österreichische Feindschaft eine der Ursachen des 1. Weltkrieges.

Mit dem Umsturz von 1903 vergleichbar ist die Battenberg-Affäre. In Bulgarien führte 1887 der österreichisch-russische Interessenkonflikt ebenso zum Austausch des von Russland abgeschwenkten Fürsten Alexander von Battenberg durch den vor allem Großbritannien genehmen Fürsten Ferdinand von Sachsen-Coburg-Kohary, der sich geschickter in den außenpolitischen Angelegenheiten verhielt, schließlich aber wegen seines Eintritts an der Seite Deutschlands im 1. WK 1918 zugunsten seines Sohnes Boris III. zurücktrat.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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15.11.2014, 18:00
Beitrag: #5
RE: Kämpfende Dynastien, weitere Beispiele - Diskussion zum G/Geschichteheft 11/2014:
Die Kämpfe der Karolinger untereinander, besonders zwischen 833 und 843, würde ich ebenfalls dazu zählen.

Zuerst kämpften die älteren Söhne Ludwigs des Frommen gegen ihren Vater. Nach dem Tod des zweiten Sohnes Ludwig von Aquitanien († 838) und des Vaters Ludwig der Fromme († 840) kämpften die überlebenden Söhne untereinander in wechselnden Fronten, meist aber Ludwig der Deutsche und sein jüngerer Halbbruder Karl der Kahle gegen Kaiser Lothar I. 843 endeten diese Brüderkämpfe mit der Reichsteilung gemäß Vertrag von Verdun in ein west-, mittel- und ostfränkisches Reich, wobei dem Herrscher des Mittelreiches die Kaiserwürde zugestanden wurde. Nach dem Tod Lothars II. († 869), der das nördliche Gebiet des früheren mittelfränkischen Reiches, das so genannte Lotharingien, beherrschte, gingen die Herrscher des ost- und westfränkischen Reiches Ludwig der Deutsche bzw. Karl der Kahle gemeinsam gegen den potentiellen karolingischen Erben Hugo von Elsass vor. Im Jahr 870 wurde im Vertrag von Meersen schließlich das ehemalige Lotharingien zwischen Ost- und Westfranken geteilt. Lothars II. unehelicher, möglicherweise sogar ehelicher Sohn Hugo von Elsass galt seitdem als vogelfrei. Dass Lothar II. sein Erbe nicht weiter geben konnte, lag neben seinen unklaren Ehen, auch daran, dass Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche die Unterstützung des Papstes erhielten.

Das Westfrankenreich war zwischen 888 und 987 vom der Konkurrenz der Karolinger und Robertiner, aus denen schließlich die Kapetinger hervorgingen geprägt.

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15.11.2014, 20:01
Beitrag: #6
RE: Kämpfende Dynastien, weitere Beispiele - Diskussion zum G/Geschichteheft 11/2014:
Zu den Dynastiekriegen muss man auch die vielen Erbfolgekriege zählen, obwohl die offiziellen Erbansprüche oft sehr fadenscheinig waren. Als Beispiel nenne ich den Spanischen Erbfolgekrieg zwischen Frankreich und Österreich und ihren jeweiligen Verbündeten.

Die spanische Erbfolge war eine der wichtigsten politischen Fragen der 2.Hälfte des 17. Jahrhunderts. Da Philipp IV. lange Zeit keinen Sohn hatte und der 1661 geborene Karl II. nicht regierungsfähig, kränklich und wohl auch nicht zeugungsfähig war, entstand in Europas Königshäusern eine Situation, in der man sprichwörtlich die Tage zählte, die Karl noch leben würde. Verwirrender wurde die Situation wohl auch noch, weil Karl II. zuerst einen Sohn des bayrischen Kurfürsten Max Emanuel als Thronfolger anerkannte und nachdem dieser 1699 im Alter von 6 Jahren, möglicherweise an den Folgen einer Vergiftung verstarb, Ludwigs XIV. Enkel Philipp von Anjou zum Thronfolger ernannte. Natürlich hatte Karl das sich nicht selbst ausgedacht, er wurde wohl von französischen Diplomaten überzeugt worden; statt den späteren Kaiser Karl VI. Philipp von Anjou als Thronfolger zu benennen. Dies soll 1700/01 den Spanischen Erbfolgekrieg ausgelöst haben.

Fakt ist aber, dass bereits Mazarin Ludwig XIV. darauf vorbereitete, das Ludwig ein Sohn von Anna von Österreich war, die eine Angehörige der spanischen Habsburger war. Die Ehe Ludwigs mit seiner Cousine Maria Teresia (Marie Therese) sollte diesen Anspruch untermauern. Der Spanische Erbfolgekrieg (1701–1714) und der zeitgleich geführte Große nordische Krieg (1700–1721) waren nur scheinbar Dynastiekriege, tatsächlich ging es um die territoriale Neuordnung und Beherrschung Europas und der Kolonien.

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15.11.2014, 22:18
Beitrag: #7
RE: Kämpfende Dynastien, weitere Beispiele - Diskussion zum G/Geschichteheft 11/2014:
In gewisser Weise muss man auch die russischen Thronkämpfe im 17. und 18. Jahrhundert dazu zählen. Nach dem Tod des jungen, aber kränklichen Zaren Fjodor III. (1661–1682) fiel die Herrschaft auf seinen Bruder Iwan V. und seinen Halbbruder Peter I., beide waren jedoch noch minderjährig und somit nicht regierungsfähig. In dieser Situation übernahm deren ältere Schwester Sofia mit Hilfe der Strelitzen die Regentschaft, die sie klug und auch mit eiserner Hand führte. Dies war auch notwendig, im 17. Jahrhundert war die Herrschaft der Romanows noch nicht gefestigt, oft versuchten Adlige die Zarenmacht zu neutralisieren, so unter Fjodor III. oder unter dessen Vater Alexei. 1689 verbündeten sich die Gegner Sofias unter Peters Mutter Natalia Naryschkina, sie entmachteten Sofia, diesmal wieder mit Unterstützung der Strelitzen. Seitdem herrschten offiziell Iwan V. als „Erster Zar“ und Peter I. als „Zweiter Zar“, tatsächlich herrschten jedoch ihre Mütter, die sich erbittert bekämpfen. Während der 1666 geborene Iwan V. sich als nicht regierungsfähig erwies, begann sein sechs Jahre jüngerer Bruder schrittweise oppositionelle oder besser gesagt „neue Leute“ an sich zu binden, mit deren Hilfe er nach dem Tod seiner Mutter († 1694), spätestens jedoch nach dem Tod seines Halbbruders († 1696) die Macht an sich riss. Als wichtigstes Ereignis muss dabei die blutige Niederschlagung eines erneuten Strelitzenaufstandes im Jahr 1698 betrachtet werden und die danach erfolgte Auflösung der Strelitzen. Dadurch konnte sich Peter I. als autokratischen Herrscher durchetzen.

Für die russische Geschichte erwies es sich als problematisch, dass der regierungsunfähige Iwan V. aus seiner Ehe mit einer Praskowja Saltykowa, die zur Bojarenoberschicht gehörte, mehrere Töchter hatte, darunter Katharina Iwanowna (1691–1733), die mit dem Herzog Karl Leopold von Mecklenburg verheiratet war und Anna Iwanowna (1693–1740), die mit dem Herzog von Kurland verheiratet war und seit 1711 als junge Witwe das Herzogtum verwaltete. Peter hatte zwar mit der Adligen Jewdokia Lopuchina (1665–1731) ebenfalls einen Sohn, den Thronfolger Alexei (1690–1718), der im Dunstkreis seiner traditionell denkenden Mutter aufwuchs und sich dadurch als Gegner der Reformen seines Vaters etablierte. Komplizierter wurde die Situation auch dadurch, dass Peter seine erste Frau verstieß und seit 1703 mit der Litauerin Marta Skawronska (1684–1727), einer früheren Magd, liiert war, die wiederum die ehemalige Geliebte von Peters wichtigsten Mitarbeiter Alexander Menschikow war, der sie jedoch dem Zaren bereitwillig überließ. Marta trat zum russisch-orthodoxen Glauben über und nannte sich seitdem Katharina. Von ihren zwölf Kindern erreichten nur zwei das Erwachsenenalter, Katharina Petrowna (1708–1728), die mit Peter Ulrich, Herzog von Holstein-Gottorp verheiratet wurde und Elisabeth (1709–1762).

Peter I. litt seit spätestens 1724 an Blasenkrebs. Er wusste also, dass er bald sterben würde und sein Tod eine Gefahr für sein umstrittenes Reformwerk werden kann. Erschwerend für die Thronfolge war auch, dass er der jüngere Bruder war und die Nachkommen seines älteren Bruders Iwan V. durchaus Ansprüche auf seine Nachfolge hätten. Ein Gesetz zur Thronfolgeregelung gab es nicht, der Nachfolger wurde vom Vorgänger bestimmt und hatte nur Chancen anerkannt zu werden, wenn er ein ehelicher Sohn war. Den hatte Peter 1725 nicht mehr, da Alexei bereits 1718 an den Folgen seiner Haftstrafe verstorben war. Als Kompromiss entschied sich Peter I. für Alexeis Sohn minderjährigen Sohn Peter (1715–1730), der unter der Regentschaft von Katharina und Menschikow stehen sollte. Katharina und Menschikow hielten sich jedoch nicht an der Vorgabe Peters, Menschikow rief sofort nach dem Tod Peters († 1725) Katharina als Zarin aus, der minderjährige Peter wurde eher als „Zweiter Zar“ oder Thronfolger behandelt. Katharina I. und Alexander Menschikow versuchten das Reformwerk Peters fortzusetzen, stießen dabei aber auf erheblichen Widerstand. Nach dem Tod Katharinas wurde schließlich der minderjährige Peter zum Zaren gekrönt. Als Berater sollten ihm offiziell Menschikow und Anna und Elisabeth, die beiden Töchter von Peter und Katharina, dienen. Aber Elisabeth zeigte kein Interesse an Politik und Anna verließ Russland an der Seite ihres Mannes. Sie starb bereits 1728 in Kiel an den Folgen der Geburt ihres Sohnes Peter, dem späteren Zaren Peter III.

Menschikow versuchte Peter II. an sich zu binden, indem er versuchte, ihm mit einer seiner Töchter zu verheiraten. Peter II. versuchte jedoch der Kontrolle des übermächtigen Menschikows zu entkommen, er näherte sich Adelsgruppen wie den Dolgurukis oder den Golyzin, mit deren Hilfe er Menschikow 1727 entmachten und verbannen konnte. Seine Unabhängigkeit erlangte er aber nicht, stattdessen geriet er verstärkt unter den Einfluss der Dolgurikis, die eine restaurative Politik einleiten wollten. Aber Peter II. starb bereits Anfang 1730, kurz vor der Hochzeit mit einer Angehörigen der Dolguruki verheiratet werden sollte.

Der Tod Peters II. bedeutete, dass die Dolguruki, die erst seit 1727/28 die tatsächlichen Machthaber in Russland waren entmachtet wurden. Als neue Machthaber etablierte sich ein Triumvirat von deutschen bzw. baltendeutschen Aufsteigern infolge der Reformen Peters I. Sie brachten Peters Nichte bzw. Iwans V. Tochter Anna Iwanowna auf den Thron, deren Herrschaft wegen der deutschen Günstlinge in der russischen Geschichtswissenschaft als besonders schwarze Zeit gesehen wird. Tatsächlich zeigten die deutschen Machthaber Heinrich Ostermann, Burkhard Christoph von Münnich und Erst Johann von Biron staatsmännisches Geschick, insbesondere das Verhältnis zu Österreich verbesserte sich und der Anschluss an Europa wurde fortgesetzt.

Nach dem Tod der Zarin († 1740) folgte ihr gerade geborener Großneffe als Iwan VI. für den Biron als Vormund eingesetzt wurde. Iwan VI. (1740–1764) war der Sohn von Anna Leopoldowna (1718–1746) und Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel (1714–1774).
Anna Leopoldowna war wiederum die Tochter von Katharina Iwanowna, der älteren Tochter von Iwan V. und Karl Leopold von Mecklenburg. Sie sollte offiziell die Regentschaft für ihren Sohn Iwan VI. führen. Inzwischen zerbrach das Triumvirat infolge persönlicher Rivalitäten, aber es kam auch zu Zerwürfnissen zwischen der Regentin und den Günstlingen ihrer Vorgängerin. Ihre Gegner konnten die bisher sich unpolitisch gebende Tochter Peters I., Elisabeth, gewinnen, die schließlich im Dezember 1741 die Macht erklomm. Anna Leopodowna und Anton Ulrich gingen in die Verbannung nach Sibirien, der Säugling Iwan VI. wurde in die Schlüsselburg gebracht, wo er 1764 völlig isoliert verstarb, möglicherweise wurde sein Tod von Katharina befohlen, die in den geistig zurückgebliebenen und verwahrlosten Mann einen gefährlichen Konkurrenten sah. Anna Leopoldowna und Anton Ulrich lebten bis 1746 zusammen in Sibirien, auf Anweisung Elisabeths wurde Anna nach Archangelsk gebracht, wo sie gleich nach ihrer Ankunft verstarb. Ihr Witwer blieb in Sibirien bei seinen Kindern, obwohl ihm mehrmals eine Rückkehr angeboten wurde. Er verstarb fast erblindet im Kreise seiner Kinder in Sibirien, vielleicht war Anton Ulrich der tapferste Welfe!
Seine und Annas Kinder verließen jedoch nach 1780 Russland in Richtung Deutschland oder Dänemark.

Die neue Zarin Elisabeth kümmerte sich rasch um die Thronfolge. Sie bestimmte ihren Neffen Peter Ulrich von Holstein-Gottorf (1728–1762), Sohn ihrer Schwester Anna Petrowna, zum Nachfolger. Als Ehefrau wählte sie Sophie von Anhalt-Zerbst (1729–1796) aus, deren Mutter ebenfalls eine Holstein-Gottorf war. Sophie nahm nach ihrem Übertritt zum russisch-orthodoxen Glauben den Namen Katharina an und interessierte sich im Gegensatz zu ihrem Mann Peter für die russische Lebensweise. Die Zarin erwartete vom Thronfolgerpaar nichts, außer Nachwuchs. Dieser konnte natürlich nicht entstehen, weil sich das Paar hasste und sich aus dem Wege ging. Als Katherina nach ungefähr 10 Jahren einen Jungen gebar, den späteren Paul I. (1754–1801), war es nicht klar, ob dessen Vater Peter oder Katharinas Liebhaber Sergej Saltykow war. Das war aber der Zarin Elisabeth egal, sie nahm Katharina ihren Sohn weg und sorgte für dessen Erziehung und Ausbildung. Nach dem Tod Elisabeths († 1762) wurde Peter III. Zar. Er beendete den Krieg mit Preußen und kümmerte sich um einige Reformen, bevor er im Juli 1762 gestürzt wurde und starb. Nach der vierunddreißigjährigen Herrschaft Katharinas II. wurde Paul I. Zar. Er legte Thronfolgebestimmungen fest, nach denen Frauen von der Thronfolge ausgeschlossen wurde.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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16.11.2014, 21:38
Beitrag: #8
RE: Kämpfende Dynastien, weitere Beispiele - Diskussion zum G/Geschichteheft 11/2014:
(14.11.2014 21:23)Suebe schrieb:  Staufer und Welfen


Es ist dies auch ein sehr wichtiges Datum in der deutschen Verfassungsgeschichte.

Es geht hier weniger um den Lesebuchgerechten Kniefall des Kaisers vor dem Herzog, sondern Heinrich hat sich anscheinend ganz besonders den Zorn seiner Fürstenkollegen zugezogen, die schließlich Barbarossa auf ihre Seite brachten.
Hier ist erstmals vom "Senat der Fürsten" die Rede.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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18.11.2014, 06:48
Beitrag: #9
RE: Kämpfende Dynastien, weitere Beispiele - Diskussion zum G/Geschichteheft 11/2014:
(16.11.2014 21:38)Suebe schrieb:  
(14.11.2014 21:23)Suebe schrieb:  Staufer und Welfen


Es ist dies auch ein sehr wichtiges Datum in der deutschen Verfassungsgeschichte.

Es geht hier weniger um den Lesebuchgerechten Kniefall des Kaisers vor dem Herzog, sondern Heinrich hat sich anscheinend ganz besonders den Zorn seiner Fürstenkollegen zugezogen, die schließlich Barbarossa auf ihre Seite brachten.
Hier ist erstmals vom "Senat der Fürsten" die Rede.

Dies war auch ein wichtiger Schritt zur Durchsetzung föderaler Strukturen, von dem es nicht mehr weit bis zur Goldenen Bulle von 1222 oder gar der von 1356 ist. Der Konflikt der Staufer und Welfer wird oft als Konflikt zweier Männer bzw. Dynastien dargestellt, dabei sollte er im Zusammenhang mit dem Investiturstreit stehen. Beide Konflikte haben ihre Ursache darin, dass im Kaisertum Heinrichs III. dem Kaiser eine fast sakrale Stellung zugestanden wurde, die durchaus mit der Stellung des byzantinischen Kaisers zu vergleichen war. Diese Stellung war sicher vom Kaisertum angestrebt, in dem Sinne, dass das westliche Kaisertum mindestens genauso gleichwertig wie das östliche Kaisertum ist.

Eine Folge davon war, dass Heinrich III. in den 1040er Jahren Päpste ab- und einsetzte. Diese Unterordnung der Päpste bzw. der römischen Kirche unter dem Kaiser musste zwangsläufig zum Schisma der römischen und orthodoxen Kirche im Jahr 1054 führen. Aber dafür gibt es noch andere, vor allem kirchenrechtliche Gründe. Politisch gesehen war das Kirchenschisma aber die Konsequenz, dass man nicht zwei Herren gleichzeitig dienen kann. Dies widerspiegelt zumindest die Meinung Heinrichs III. und dessen Umfeld. Dass nach seinem frühen Tod im Jahr 1056 sein politisches Werk unvollendet bleiben sollte und während der Minderjährigkeit seines Sohnes Heinrichs IV. die Karten neu gemischt werden, war 1054 nicht voraussehbar.

Mit Papst Gregor VII. stand Heinrich IV. ein Gegner gegenüber, der nicht nur die fast sakrale Macht des Kaisertums zerschlagen wollte, sondern den Kaiser bzw. den deutschen König zur Unterordnung unter einer päpstlichen Theokratie zwingen wollte. Da der Papst z.B. das Recht der Investitur der Bischofsämter beanspruchte, rüttelte er damit enorm an den Grundfesten der zentralen Königsherrschaft, die de facto seit Otto I. auf das Reichskirchensystem basierte. Erst mit der Etablierung dieses Reichskirchensystem war die Herrschaft des Königs gefestigt, die Machtansprüche der Herzöge, Land-, Mark- und Pfalzgrafen konnten eindeutig beschnitten werden. Seit Otto I. standen die Magnaten des Reiches im zweiten Glied, folgerichtig konnte sich die politische und quasi sakrale Stellung Heinrichs III. in den 1040/1050er Jahren herausbilden.

Damit war aber spätestens mit dem Beginn des Pontifikats von Gregor VII. (1073) vorbei. Selbstbewusst verweigerte der Papst dem ungarischen König Salomon die Anerkennung seines geplanten Vasallentums unter Heinrich IV., der auch sein Schwager war und von dem er politische Unterstützung erhoffte. Salomon wurde schließlich gestürzt, seine Nachfolger erkannten den Papst als Lehnsherr an. Dies war in einer relativen kurzen Zeit der dritte Fall, dass der Papst Lehnsherr (Normannen in Süditalien, England 1066) wurde und besserte das Prestige des Papstes als politische Kraft wesentlich auf.

Die Zentralmacht, das deutsche Königtum war infolge der politischen Ereignisse während der Minderjährigkeit Heinrichs IV. angeschlagen, und seine natürlichen Gegner, das Papsttum und die Partikularkräfte fanden sich zusammen. (Rudolf von Rheinfelden, Otto von Northeim). Das blieb auch so, als es Heinrich IV. gelang, 1083 Rom zu erobern und als Folge von dessen der Papst ins normannische Exil floh, wo er 1085 verstarb. Trotzdem war es dem Papst gelungen, Heinrich IV. so zu schwächen, dass er sich zeitlebens mit Aufständischen herumschlagen musste, so auch gegen seine Söhne Konrad 1098 und Heinrich 1105/06. Ein Zeichen seiner Schwäche war auch, dass er 1096 die Judenpogrome im Rheinland nicht verhinderte und gegen sie einschritt. Dies wäre aber seine Pflicht als deutscher König gewesen! Aber auch sein Sohn Heinrich V. musste sich den Aufständen von Lothar von Süpplingenburg, des mächtigen Herzogs von Sachsen erwähren.

Als schließlich Kaiser Heinrich V. und Papst Paschalis II. im Jahr 1122 mit dem Wormser Konkordat einen Kompromiss fanden, die kriegerischen Auseinandersetzungen zu beenden, bedeutete dies aber für den Kaiser/König den Verlust der Investitur. Damit ist das ottonische Reichskirchensystem zusammengebrochen, was wiederum bedeutet, der König hat die Basis seiner zentralen Machtausübung verloren.

Der König war also gezwungen, neue Verbündete zu finden. Da ein Wahlkönigtum bestand, nutzten 1125 die Magnaten die Situation, um den scheinbar Schwächeren Lothar III. von Süpplingenburg zum König zu wählen. 1138 wurde wiederum der scheinbar Schwächere, der Staufer Konrad III. gewählt, dessen Neffe Friedrich Barbarossa 1152 mit Hilfe der Welfen gewählt wurde. Heinrich der Löwe war ja auch zuerst loyal, das Problem mit ihm entstand erst, als er sich weigerte, Friedrich erneut auf dessen Italienzug zu unterstützen und stattdessen eigenen Interessen im heutigen Norddeutschland nachzugehen.

Man kann sich sicher darüber streiten, welche Politik wichtiger war. Friedrichs Politik gegen italienische Städte wie Mailand ist ja umstritten, andererseits muss man seine Politik als Ganzes sehen und das war die Stärkung des Kaisertums sowohl als Zentralmacht im Reich als auch im Kampf gegen theokratische Tendenzen unter dem Papsttum Alexanders III. oder wenn man will, sein Kampf für die Abgrenzung der Befugnisse zwischen weltlicher und geistlicher Macht, also letztlich für klare Aufgabenteilungen von Staat und Kirche.

Heinrichs Politik dagegen steht für die so genannte Ostexpansion, er gründete Städte wie München oder Braunschweig, förderte Lübeck und unter ihm begann die Wiedereroberung Mecklenburgs. Dies war eine Politik, die sich als richtig erwies. Trotzdem durfte Barbarossa Heinrichs Weigerung, ihm in Italien zu unterstützen nicht hinnehmen. Heinrichs Entmachtung war da die einzige richtige Antwort. Dass Friedrich dabei auf die Hilfe von Dynastien wie die Askanier oder den Erzbischof von Magdeburg bauen konnte, hat sicher auch mit deren Eigennutz zu tun, aber er erlangte halt deren Unterstützung. Das heißt in der Endkonsequenz, die Fürsten verzichten auf ihre partikularen Interessen und entschieden sich für die Gestaltung der Reichspolitik. Das ist die Geburtsstunde des deutschen Föderalismus, natürlich noch nicht in Institutionen, sondern eher als Fürstenkollegium oder Senat. Die Schwertleite seiner Söhne zu Pfingsten 1184 zeigt dann die neue Stärke eines gefestigten Königtums an.

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24.09.2022, 17:13
Beitrag: #10
RE: Kämpfende Dynastien, weitere Beispiele - Diskussion zum G/Geschichteheft 11/2014:
Nach vielen Jahren wieder einmal eine Ergänzung:
Liliana Le Hingrat, eine rumänisch-deutsche Autorin, hat zwei historische Romane um den walachischen Fürsten Vlad II. Dracul und seinen gleichnamigen Sohn Vlad III. Draculea / Tepes geschrieben, die gewöhnlich auch als der balkanesische Rosenkrieg beworben wurden, da es in ihnen auch um den Machtkampf der Nachfahren von Mircea cel Banu (Danen, Draculer) um die Herrschaft der Walachei.

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Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
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