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Die Awaren
08.06.2012, 12:44
Beitrag: #1
Die Awaren
Zunächst ist festzuhalten, dass zahlreiche Fragen in Verbindung mit den Awaren noch offen sind. So weiß man z.B. nicht, ob ähnliche Namen in antiken Quellen (z.B. Abaris bei Herodot, Aparnoi bei Strabon, Abarinon bei Plinius d.Ä. usw.) mit dem Awarentum zusammenhängen. Ferner weiß man nicht, ob der Name "Avar" ureigener Namensbestandteil der europäischen Awaren war, oder ob er ihnen erst während ihrer Westwanderung zugeschoben wurde. Hießen sie vielleicht ursprünglich War-Chunni? Ferner wird überlegt, ob die Vorfahren der pannonischen Awaren in den chinesischen Quellen mit den Jou-Jan der Mongolei oder mit dem Hua-Volk des Reichs der Hephtaliten verbunden werden können.

All diese Fragen zeigen, dass die Herkunft der Awaren im Dunkeln liegt und bis heute Gegenstand zahlreicher Hypothesen ist.

Nach Ansicht der meisten Sprachwissenschaftler war die Sprache der Donau-Awaren altaisch. Die meisten zählen sie dem türkischen, andere jedoch dem mongolischen Sprachzweig zu. Die Nomadenstämme, die sich im Karpatenbecken später den Awaren anschlossen (Kutriguren, Tarniach, Onoguren usw.) sprachen ein bulgarisch-türkisches Idiom.

Die Westwanderung der Awaren erfolgte wohl im Zusammenhang mit der Gründung des ersten türkischen Großreichs 552, nachdem die Türken die Oberherrschaft der Jou-Jan abgeschüttelt hatten. Ein Teil der Awaren blieb unter türkischer Herrschaft im Osten zurück, ein anderer wanderte nach Westen. Die Quellen sprechen davon, dass 20 000 Krieger samt ihren Sippen nach Westen flohen. Zunächst fanden sie bei den Alanen Zuflucht und schickten von dort im Jahr 558 ihre erste Gesandtschaft nach Konstantinopel. Justinian machte den Awaren Geschenke, um sie im Kampf gegen andere Steppenvölker auf seiner Seite zu haben. Es handelte sich dabei vor allem um Onoguren, Utriguren und Kutriguren, die jedoch den durchziehenden Awaren huldigten.

Im Jahr 562 gelangte Khan Bajan an die untere Donau, überfiel mehrfach fränkische Grenzgebiete und verband sich mit dem langobardischen König Alboin zur Vernichtung des Gepidenreichs. 567 nahm er das Land der Gepiden in Besitz (Siebenbürgen, Theißgegend) und nach Abzug der Langobarden 568 auch Pannonien, das etwa dem heutigen Ungarn entsprach.

Nach der Landnahme unternahmen die Awaren mehrere Plünderungszüge, die sie auf den Balkan, nach Italien und sogar bis Thüringen führten. 626 belagerten sie erfolglos Konstantinopel. Wichtig für einen größeren Zusammenhang ist die Tatsache, dass die Slawen in der Gefolgschaft der Awaren nicht nur den Nordbalkan überfluteten, sondern auch den westlichen Peloponnes. Daraus entwickelte sich eine dauerhafte slawische Landnahme, während die Awaren nach Zusammenbruch ihres Reichs aus der Geschichte verschwanden.

Als Bajans jüngerer Sohn um 610 Khan wurde, erstreckte sich das Reich der Awaren von der bayerisch-fränkischen Grenze bis zum durch die Türken geräumten Kubangebiet und vom Balkan bis nach Thüringen. Allerdings fielen die Balkanslawen nach der missglückten Eroberung Konstantinopels von den Awaren ab und die neu einwandernden Kroaten und Serben schlossen sich den Byzantinern unter Kaiser Herakleios an. Im Jahr 635 sagte sich auch der großbulgarische Herrscher Kuvrat vom Awarenkhan los.

Nach Absetzung des Bayernherzogs Tassilo III. übernahm Karl d. Gr. den Grenzschutz im Osten und ging ab 791 gegen die Awaren vor. Nach gründlicher Vorbereitung kam es in den Jahren 795/96 zum entscheidenden fränkischen Angriff, den Markgraf Erich von Friaul und König Pippin von Italien leiteten. Das zentrale Lager der Awaren - der so genannten Awarenring - wurde erobert zusammen mit dem legendären "Awarenschatz". Einigen Quellen zufolge erforderte sein Abtransport 15 vierspännige Ochsenwagen.

Seither verschwinden die Awaren aus der Geschichte. Einige Awarenreste wurden christianisiert und lebten als Bauern in der Ostmark, wo sie bis etwa 870 erwähnt werden. Andere Awaren, die östlich der Doanu wohnten, unterwarf der Bulgarenkhan Krum. Als letztes werden awarische Reste um 950 in Dalmatien erwähnt.
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08.06.2012, 12:46
Beitrag: #2
RE: Die Awaren
Über die Awaren gibt es auch ein ziemlich interessantes Buch im Verlag C.H.Beck, leider weiß ich auf die Schnelle nicht die genaueren Daten.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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08.06.2012, 14:06
Beitrag: #3
RE: Die Awaren
(08.06.2012 12:46)Maxdorfer schrieb:  Über die Awaren gibt es auch ein ziemlich interessantes Buch im Verlag C.H.Beck, leider weiß ich auf die Schnelle nicht die genaueren Daten.

Walter Pohl, Die Awaren, Verlag C.H. Beck


http://www.chbeck.de/Pohl-Awaren/product...duct=15991
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08.06.2012, 16:55
Beitrag: #4
RE: Die Awaren
(08.06.2012 14:06)Dietrich schrieb:  
(08.06.2012 12:46)Maxdorfer schrieb:  Über die Awaren gibt es auch ein ziemlich interessantes Buch im Verlag C.H.Beck, leider weiß ich auf die Schnelle nicht die genaueren Daten.

Walter Pohl, Die Awaren, Verlag C.H. Beck


http://www.chbeck.de/Pohl-Awaren/product...duct=15991

Danke, genau das meinte ich.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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08.06.2012, 20:11
Beitrag: #5
RE: Die Awaren
(08.06.2012 14:06)Dietrich schrieb:  
(08.06.2012 12:46)Maxdorfer schrieb:  Über die Awaren gibt es auch ein ziemlich interessantes Buch im Verlag C.H.Beck, leider weiß ich auf die Schnelle nicht die genaueren Daten.

Walter Pohl, Die Awaren, Verlag C.H. Beck


http://www.chbeck.de/Pohl-Awaren/product...duct=15991


Ich denke nicht , oder wir hatten das selbe Buch mit etwas anderen Rückschlüßen gelesen .

I. Zur Ethnogese :

Egal bei welchem Steppenvolk , wichtig war die dominierende Großfamilie ( eventuell der spätere Königsstamm ).
Zum dominierenden Stamm ( Volk ) hatten sich andere Sippen , Stämme , Völker angeschlossen , sogar Stämme die einer ganz anderen Sprachfamilie angehörten . Und auch diese waren dann z.B. :Awaren . Das kennen wir doch auch aus späterer Zeit vom hunnischen Reiche .
Sogar die ostrgermanische Führungsschicht praktizierte das hunnische Schönheitsideal des , bei Kleinkindern eingespannten Köpfe , Langschädels .
Falls es Dich interessiert ich füge anschließend einen Bericht über Bajan den Awarenkhan bei .

luki

Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag Cool
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08.06.2012, 20:29
Beitrag: #6
Bajan der Awaren - Khan .
Servus .

Gesucht war der awarische Khagan BAIAN ( Bajan ) .

Sein Geburtsort war irgendwo in der östlichen Steppe Asiens . Auch das Jahr ist nicht bekannt .

Als sich die Gök-Türken gegen ihre Beherrscher auflehnten und töteten oder als Sklaven an die Chinesen weitergaben , foh ein großer Teil der Awaren nach Westen .
Am Rande des Kaukasus zogen sie in die Ukrainische Steppe .
Im Bündnis mit den Langobarden vernichteten die Awaren 567. den ostgermanischen Stamm der Gepiden .
Als im folgenden Jahre die Langobarden nach Italien zogen , folgten ihnen die Awaren in die ungarische Tiefebene .
Auf dem Zug von Asien nach Europa schlossen sich einige Steppenvölker an , oder wurden unterworfen . Z.B. die Kutiguren und Utiguren ( vermutete Reste der Hunnen ). Ebenso nach und nach auch bulgarische Sippen .

[Bild: 512px-Historical_map_of_the_Balkans_arou...612_AD.jpg]

Sie unterwarfen auch die slavischen Stämme und schickten sie als Plunderer , Plänkler und Brenner
ins öströmische Reich auf den Balkan .
Bei der Schlachtaufstellung wurden sie auch gerne als Kanonenfutter verwendet .
Baian war ihr unumschränkter Herrscher . Er regierte 40. Jahre , von 562. bis zu seinem Tode 602.

Er erpresste Tribute von seinen Nachbarn , den Franken . Aber vorwiegend in großer Höhe von Byzanz .

Ohne Ihn und seine slavischen Untertanen sähe die Bevölkerungskarte Südosteuropas heute ganz anders aus .
Er siedelte sie von der Südslovakei über Ungarn , Bulgarien und auf dem westlichen Balkan an .

Ohne seine kriegerischen Handlungen gäbe es heute keine Serben und Kroaten .
Vielleicht auch keine Bulgaren und slavischen Mazedonier .
Als das Awarische Reich an Macht verlor , gründeten sie Fürstentümer .
Die Slovenen zum Beispiel das Fürstentum Karantanien .

Eigenartig , Attila den Hunnen kennen Alle . Obwohl politisch von den Hunnen nichts zurückblieb .

Aber „ Baian „ und seine Awaren , kennt fast keiner .
Obwohl er mit seinen Schandtaten die Landkarte Europas neu gestaltete .
Seine Ansiedlungen wirken sich bis heute aus .

Karte der slavischen Besiedlung unter den Awaren.

[Bild: 501px-Balkans650.jpg]

Daher ist es auch nicht vermessen zu behaupten , daß der größte Bevölkerungsanteil der Festlandgriechen , eigentlich keine Griechen , sondern Nachkommen gräzisierter Slaven sind .
Paßt zwar nicht unbedingt zum Thema .
Aber es war vor der sogenannten Eurokrise das Thema das die Griechen furchtbar auf die Bäume ( Palmen ) getrieben hat .
Aber was solls es ändert nichts an den Tatsachen .

Luki.

Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag Cool
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09.06.2012, 06:04
Beitrag: #7
RE: Die Awaren
Nur zur Klarstellung: Im Forumspiel hier bei forum-geschichte.at ist der gute Mann nicht gesucht (gewesen)...

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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09.06.2012, 12:18
Beitrag: #8
RE: Bajan der Awaren - Khan .
(08.06.2012 20:29)Luki schrieb:  Daher ist es auch nicht vermessen zu behaupten , daß der größte Bevölkerungsanteil der Festlandgriechen , eigentlich keine Griechen , sondern Nachkommen gräzisierter Slaven sind .
Paßt zwar nicht unbedingt zum Thema .

Das hören die Griechen gar nicht gern und das lässt sich mit dieser Ausschließlichkeit auch nicht behaupten.

Tatsache ist, dass die Slawen ab dem 6./7. Jh. den Balkan überschwemmten und auch große Teile Griechenlands überfluteten - sogar die Peloponnes. Das erfolgte allerdings nicht überall in gleicher Stärke, denn die Küstenregionen waren von der slawischen Invasion vielfach überhaupt nicht betroffen, das östliche Griechenland weniger als westliche und nördliche, manche Städte blieben byzantinisch und fielen nicht in slawische Hand.

Wie hoch der slawische Anteil bei den Griechen ist, darüber wird andauernd und immer wieder gern gestritten. Man kommt den Tatsachen wohl am nächsten, wenn man ein Verhältnis von etwa 50 : 50 zwischen Slawen und Griechen annimmt.

Beachtlich bleibt, dass sich in allen Landesteilen schließlich erneut die griechische Sprache durchsetzte, ganz anders als im übrigen Balkanraum, wo die romanisierten Illyrer und Thraker völlig slawisiert wurden und sich slawische Sprachen etablierten - mal abgesehen vom Sonderfall Rumänien, das ein romanisches Idiom bewahrte.
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10.06.2012, 01:56
Beitrag: #9
RE: Bajan der Awaren - Khan .
(08.06.2012 20:29)Luki schrieb:  Sie unterwarfen auch die slavischen Stämme und schickten sie als Plunderer , Plänkler und Brenner ins öströmische Reich auf den Balkan .
Bei der Schlachtaufstellung wurden sie auch gerne als Kanonenfutter verwendet .

Die slawischen Soldaten galten den Awaren sicher als entbehrlicher, als ihre eigenen Soldaten. Und sie wurden sicher auch für besonders schwierige und gefährliche Aufgaben eingesetzt. Aber wohl nicht als Kanonenfutter.

Klar, ist Umgangssprache und jeder weiß, was gemeint ist. Aber im 6. Jahrhundert setzten weder die Awaren noch ihre Gegner in Feldschlachten Kanonen ein. Rolleyes

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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10.06.2012, 08:50
Beitrag: #10
RE: Bajan der Awaren - Khan .
(10.06.2012 01:56)Sansavoir schrieb:  
(08.06.2012 20:29)Luki schrieb:  Sie unterwarfen auch die slavischen Stämme und schickten sie als Plunderer , Plänkler und Brenner ins öströmische Reich auf den Balkan .
Bei der Schlachtaufstellung wurden sie auch gerne als Kanonenfutter verwendet .

Die slawischen Soldaten galten den Awaren sicher als entbehrlicher, als ihre eigenen Soldaten. Und sie wurden sicher auch für besonders schwierige und gefährliche Aufgaben eingesetzt. Aber wohl nicht als Kanonenfutter.

Klar, ist Umgangssprache und jeder weiß, was gemeint ist. Aber im 6. Jahrhundert setzten weder die Awaren noch ihre Gegner in Feldschlachten Kanonen ein. Rolleyes

Servus Sanavoir .

Es freut mich wirklich sehr wieder von Dir zu lesen .
Auch Deine gut recherchierten Biographien fehlen uns !
Ich hoffe Du hast sie gespeichrt .
Wenn ja , dann stelle sie uns bitte wieder zur Verfügung .
Ich habe für Biographien ein Thema aufgemacht , wo sie , wie sie reinkommen abgelegt werden könnten , sofern sie nicht in ein anderes Thema paßen .

http://www.forum-geschichte.at/Forum/sho...583#pid583

Alpabethisch verlinke ich sie dann später hier :

http://www.forum-geschichte.at/Forum/sho...php?tid=62

So findet manspäter die einzelnen Artikel über die Personen einfach und schnell wieder .

Ich freue mich wirklich , luki.

Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag Cool
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10.06.2012, 22:25
Beitrag: #11
RE: Die Awaren
Hallo Luki,
die meisten Biografien habe ich gespeichert. Ich werde sie mir mal anschauen, evtl. überarbeiten und im Laufe der Zeit ins Forum stellen. Und natürlich werde ich auch neue Biografien erarbeiten. VG Sansavoir

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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01.07.2012, 13:23
Beitrag: #12
Artikel und Beiträge .
(10.06.2012 22:25)Sansavoir schrieb:  Hallo Luki,
die meisten Biografien habe ich gespeichert. Ich werde sie mir mal anschauen, evtl. überarbeiten und im Laufe der Zeit ins Forum stellen. Und natürlich werde ich auch neue Biografien erarbeiten. VG Sansavoir

Servus Sansavoir .

Ich mache es genau so .
Nur habe ich schon Weihnachten damit begonnen , da mir
schon damals im G-Geschichte Forum übles schwante .
Wir hatten ja 14. Tage Zeit dazu ; künstlerische Pause .Cool

G.v.luki

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09.09.2012, 16:52
Beitrag: #13
RE: Bajan der Awaren - Khan .
(08.06.2012 20:29)Luki schrieb:  Im Bündnis mit den Langobarden vernichteten die Awaren 567. den ostgermanischen Stamm der Gepiden .

Das fand ich immer erstaunlich. Die Awaren wären damit das erste Reitervolk gewesen, das nach Ungarn kam und offenbar von den schon länger hier Ansässigen sofort als Bündnispartner akzeptiert waren.
Bei Hunnen, Ungarn und Mongolen lief das anders ab...die unterwarfen die benachbarten Völker sofort.

VG
Christian
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07.07.2013, 01:44
Beitrag: #14
RE: Die Awaren
Eine der Hauptfragen ist ja, ob die heute z.B. in Dagestan lebenden Awaren zum selben Volk gehören, wie die nach Pannonien gewanderten o. ob es nur eine zufällige Namensähnlichkeit ist. Die heutigen Awaren gehören zur Kaukasischen Sprachfamilie. Teile dieser Sprachfamilie lebten schon seit sehr langer Zeit im Kaukasus.

http://de.wikipedia.org/wiki/Awaren_(Kaukasus)

Möglicherweise lebten sie aber vor den Skythen im heute russischen/ukrainischen Steppengebiet und zogen während der durch die Hunnen ausgelöste Völkerwanderung teilweise in den Kaukasus.

viele Grüße

Paul

aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn)
in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt
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07.07.2013, 10:55
Beitrag: #15
RE: Die Awaren
(07.07.2013 01:44)Paul schrieb:  Eine der Hauptfragen ist ja, ob die heute z.B. in Dagestan lebenden Awaren zum selben Volk gehören, wie die nach Pannonien gewanderten o. ob es nur eine zufällige Namensähnlichkeit ist. Die heutigen Awaren gehören zur Kaukasischen Sprachfamilie und leben schon seit sehr langer Zeit im Kaukasus.

http://de.wikipedia.org/wiki/Awaren_(Kaukasus)

Wenn es so ist, dann haben sie im Kaukasus einen Sprachwechsel vollzogen. Das kann nur die Linguistik klären, weil noch altes Sprachsubstrat vorhanden sein müsste. Allerdings gibt es über die ursprüngliche Sprache der Balkan-Awaren nur vage Vermutungen. Als Karl der Große sie besiegte, waren sie längst sesshaft und vermutlich slawisiert. Das einst gefürchtete Reitervolk war zum zahnlosen Tiger mutiert.
Vom "gleichen Volk" mit 1500 Jahren und 2000 km Landweg Abstand zu sprechen, ist ohnehin eine unzulässige Vereinfachung. Als würde man die Goten des Totila mit den heutigen Schweden gleichsetzen.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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19.04.2016, 02:13
Beitrag: #16
RE: Die Awaren
(07.07.2013 10:55)Arkona schrieb:  Wenn es so ist, dann haben sie im Kaukasus einen Sprachwechsel vollzogen. Das kann nur die Linguistik klären, weil noch altes Sprachsubstrat vorhanden sein müsste. Allerdings gibt es über die ursprüngliche Sprache der Balkan-Awaren nur vage Vermutungen. Als Karl der Große sie besiegte, waren sie längst sesshaft und vermutlich slawisiert. Das einst gefürchtete Reitervolk war zum zahnlosen Tiger mutiert.
Vom "gleichen Volk" mit 1500 Jahren und 2000 km Landweg Abstand zu sprechen, ist ohnehin eine unzulässige Vereinfachung. Als würde man die Goten des Totila mit den heutigen Schweden gleichsetzen.

Die Schlußfolgerung wäre doch nicht der Sprachwechsel im Kaukasus, sondern das auch die westlichen Awaren ursprünglich eine Kaukasische Sprache sprachen.

viele Grüße

Paul

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in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt
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19.04.2016, 12:31
Beitrag: #17
RE: Die Awaren
(07.07.2013 01:44)Paul schrieb:  Eine der Hauptfragen ist ja, ob die heute z.B. in Dagestan lebenden Awaren zum selben Volk gehören, wie die nach Pannonien gewanderten o. ob es nur eine zufällige Namensähnlichkeit ist.

Fakt ist, dass die Kaukasus-Awaren eine nordostkaukasische Sprache sprechen und kein Steppen- sondern ein Bergvolk sind. Eine Identität mit den Awaren in den Steppen Pannoniens lässt sich nicht erweisen und bleibt somit Spekulation.

Natürlich ist es theoretisch denkbar, dass eine steppen-awarische Bevölkerungsgruppe in den Kaukasus verdrängt wurde und dort im Verlauf der Jahrhunderte einen Sprachwechsel zur kaukasisxhen Sprachgruppe vollzog, aber beweisbar ist das nicht.

Einen vergleichbaren Fall haben wir bei den iranischen Osseten. Sie entstanden beim Rückzug alanischer Bevölkerungsgruppen in den Kaukasus, wobei sie sich vermutlich mit skythischen Resten mischten. Von den Griechen und Römern wurden die Alanen Asioi, von den Iraniern und in eigener Sprache As genannt. Daraus resultiert der Name der Osseten, im russischen als "Land der As".
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19.04.2016, 15:31
Beitrag: #18
RE: Die Awaren
(19.04.2016 12:31)Dietrich schrieb:  
(07.07.2013 01:44)Paul schrieb:  Eine der Hauptfragen ist ja, ob die heute z.B. in Dagestan lebenden Awaren zum selben Volk gehören, wie die nach Pannonien gewanderten o. ob es nur eine zufällige Namensähnlichkeit ist.

Fakt ist, dass die Kaukasus-Awaren eine nordostkaukasische Sprache sprechen und kein Steppen- sondern ein Bergvolk sind. Eine Identität mit den Awaren in den Steppen Pannoniens lässt sich nicht erweisen und bleibt somit Spekulation.

Natürlich ist es theoretisch denkbar, dass eine steppen-awarische Bevölkerungsgruppe in den Kaukasus verdrängt wurde und dort im Verlauf der Jahrhunderte einen Sprachwechsel zur kaukasisxhen Sprachgruppe vollzog, aber beweisbar ist das nicht.

Einen vergleichbaren Fall haben wir bei den iranischen Osseten. Sie entstanden beim Rückzug alanischer Bevölkerungsgruppen in den Kaukasus, wobei sie sich vermutlich mit skythischen Resten mischten. Von den Griechen und Römern wurden die Alanen Asioi, von den Iraniern und in eigener Sprache As genannt. Daraus resultiert der Name der Osseten, im russischen als "Land der As".

Die Osseten haben keinen Sprachwechsel vollzogen, auch wenn sich ihre Sarmatischen Vorfahren als Iraner mit anderen verwandten Iranern mischten.
Die Kaukasische Sprachfamilie wird heute so genannt. Der Kaukasus ist ein Rückzugsgebiet. Die Vorfahren der heutigen Völker lebten aber in großen Gebieten, auch in den russischen Steppen. Es gibt keine Indizien für einen Sprachwechsel der Awaren.

viele Grüße

Paul

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19.04.2016, 16:44
Beitrag: #19
RE: Die Awaren
Kaukasische Sprachen waren früher weiter verbreitet, dass stimmt. Aber so weit wie es @Paul postuliert, nun doch nicht, allenfalls bis an den Kuban.
Haarmann: Auf den Spuren der Indoeuropäer - C.H.Beck 2016

Man weiß zwar nicht viel über die Sprache der Steppen-Awaren, aber die wenigen überlieferten Wörter sind altaiisch ("Khagan"), ob Turksprache oder ein frühes Mongolisch, ist nicht zu entscheiden.

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19.04.2016, 18:12
Beitrag: #20
RE: Die Awaren
(19.04.2016 15:31)Paul schrieb:  Die Osseten haben keinen Sprachwechsel vollzogen, auch wenn sich ihre Sarmatischen Vorfahren als Iraner mit anderen verwandten Iranern mischten.

Nein, einen Sprachwechsel vollzogen die Osseten nicht. Da hast du mich möglicherweise missverstanden. Sie blieben bei ihrer nordostoranischen Sprache, die auf die Sprache der Alanen zurückgeht (Altossetisch).

(19.04.2016 15:31)Paul schrieb:  Die Kaukasische Sprachfamilie wird heute so genannt. Der Kaukasus ist ein Rückzugsgebiet. Die Vorfahren der heutigen Völker lebten aber in großen Gebieten, auch in den russischen Steppen. Es gibt keine Indizien für einen Sprachwechsel der Awaren.

Der Kaukasus wird ja auch als "Berg der Sprachen" bezeichnet, denn kaum eine Region vereint auf so geringer Grundfläche so viele Sprachen (fast 60). Zugewandert sind neben den Osseten u.a, die Nogaier, die Kumüken oder die Bergjuden
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